Hamburger Rache: SoKo Hamburg 10 - Ein Heike Stein Krimi
Von Martin Barkawitz
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Über dieses E-Book
Ein brutaler Mord mitten im Hamburger Hauptbahnhof ruft Kommissarin Heike Stein und ihre Kollegen auf den Plan. Schnell zeigt sich, dass der erschossene vermeintliche Womanizer sehr viel zu verbergen hatte.
Spuren führen sowohl in die Hamburger Unterwelt als auch ins ferne Dresden. Als Heike Stein des Rätsels Lösung nahekommt, steht plötzlich ihre eigene Karriere auf dem Spiel.
Der AutorMartin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk. Er gehört u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind fast dreihundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen.
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SoKo Hamburg - ein Fall für Heike Stein:
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- Musical Mord
- Fleetenfahrt ins Jenseits
- Reeperbahn Blues
- Frauenmord im Freihafen
- Blankeneser Mordkomplott
- Hotel Pacific, Mord inklusive
- Mord maritim
- Das Geheimnis des Professors
- Hamburger Rache
- Eppendorf Mord
- Satansmaske
- Fleetenkiller
- Sperrbezirk
- Pik As Mord
- Leichenkoje
- Brechmann
- Hafengesindel
- Frauentöter
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Buchvorschau
Hamburger Rache - Martin Barkawitz
1
Der junge Mann ahnte nicht, dass er nur noch fünf Minuten zu leben hatte. Er stand auf einem Bahnsteig des Hamburger Hauptbahnhofs, einen riesigen Blumenstrauß in der rechten Hand. Seine Linke hob er immer wieder auf Brusthöhe, um einen Blick auf seine Armbanduhr zu werfen. Das war eigentlich eine sinnlose Geste, denn an öffentlichen Uhren mangelte es in dem Bahnhofsgebäude wirklich nicht.
Aber der Wartende war nervös, voller fiebriger Vorfreude. Falls der Zug pünktlich war, würde er in weniger als einer Viertelstunde die schönste Frau der Welt in seine Arme schließen können. Jedenfalls gab es in seinem Herzen kein attraktiveres weibliches Wesen als Doris Raspe, die er vom Zug abholen wollte.
Eine Lautsprecherstimme meldete sich zu Wort.
»Bitte zurücktreten von der Bahnsteigkante. Türen schließen selbsttätig, Vorsicht bei der Abfahrt!«
Der junge Mann in dem eleganten Anzug schaute auf die Anzeigetafeln. Noch verlief alles planmäßig. Dieser Zug, dessen Türen sich nun mit lautem Knall schlossen, fuhr nach Lüneburg. In gut zehn Minuten würde Doris aus Uelzen auf Gleis 12 eintreffen … endlich!
Die Regionalbahn nach Lüneburg gewann an Fahrt. Da ertönte ein Knall, nicht lauter als das Platzen einer aufgeblasenen Brötchentüte. Aber das Geräusch ging unter in dem allgemeinen Bahnhofslärm aus Lautsprecherdurchsagen, quietschenden Zugbremsen und dem Volksgemurmel Tausender von Passagieren und Wartenden.
Dem jungen Mann knickten die Beine weg. Er fiel gegen eine Dame, die pikiert aufschrie und zur Seite sprang. Schwer krachte sein Körper auf den Bahnsteig. Er stand nicht wieder auf.
Ein Mann vom Bahn-Aufsichtspersonal eilte auf ihn zu. Er kniete sich neben dem Reglosen nieder.
»Ist Ihnen übel geworden, mein Herr? Sollen wir Ihnen ein Glas Wasser …«
Und dann sah der Uniformierte das Blut. Er reagierte mit vorbildlicher Umsicht.
»Ruf’ einen Rettungswagen!«, rief er seinem Kollegen zu. Ein Notarzt sowie zwei Sanitäter kamen innerhalb von neun Minuten vom nahe gelegenen Krankenhaus St. Georg herangebraust. Sie bemühten sich sofort um den Schwerverletzten, dessen weißes Hemd rot vom Blut war.
Da keine Gefahr für den Zugverkehr absehbar war, erhielt der Regionalexpress aus Uelzen Einfahrt auf Gleis 12. Außerdem wäre es wahrscheinlich zu spät gewesen, den Zug in der kurzen Zeit noch umzuleiten.
Jedenfalls rang das medizinische Personal noch um das Leben des jungen Mannes, als sich eine gut aussehende Frau zwischen den Neugierigen hindurchdrängte.
»Aber, das ist ja Oliver!«, rief sie. Ihre nächsten Worte gingen in einem hemmungslosen Schluchzen unter. Der Notarzt musste ihr eine Beruhigungsspritze verabreichen. Für den Schwerverletzten namens Oliver konnte er hingegen nichts mehr tun. Dieser hatte soeben aufgehört zu atmen.
2
Wenn es nach Kriminalhauptkommissarin Heike Stein gegangen wäre, hätte man sämtliche Gaffer wegen Behinderung der Polizeiarbeit ins Gefängnis gebracht. Und der Hamburger Hauptbahnhof, der jeden Tag Zehntausende umsteigen, abfahren und ankommen sah, zog natürlich Neugierige aller Art sozusagen magisch an.
Die uniformierten Kollegen taten ihr Bestes, um den Fundort der Leiche abzuschirmen. Und natürlich waren die Kriminalreporter der großen Zeitungen auch schon an Ort und Stelle. Manche von den Burschen hatten anscheinend einen Riecher für Bluttaten. Oder sie hörten einfach verbotenerweise den Polizeifunk ab.
»Da ist die Stein!«, rief einer von den Pressegeiern.
»Die Mordspezialistin«, fügte ein anderer Reporter hinzu, der mit seinen Insiderkenntnissen protzen wollte.
Heike lächelte, aber es sah eher aus, als würde sie die Zähne fletschen.
»Gibt es schon eine heiße Spur?«, blökte einer der Journalisten und richtete sein Mikrophon wie eine Waffe auf Heike.
»Darf ich vielleicht erst mal einen Blick auf die Leiche werfen?«, giftete sie zurück und bahnte sich mit den Ellenbogen einen Weg zwischen den Schaulustigen und den Kriminalreportern. Ihren Dienstausweis hatte sie an das Jackett ihres marineblauen Nadelstreifenkostüms gehängt. Heike erreichte den Fundort der Leiche, der vermutlich gleichzeitig Tatort war. Die sterblichen Überreste des Opfers hatte man inzwischen mit einer Kunststoffplane bedeckt.
Das Spurensicherungsteam von Paul Sommer war bereits an der Arbeit.
Außerdem entdeckte die blonde Kriminalistin noch einen weiteren Bekannten: Der Gerichtsmediziner Dr. Lehmann war in ein lebhaftes Gespräch mit dem Notarzt vertieft, der an seiner Dienstkleidung zu erkennen war. Heike ging auf die beiden Mediziner zu.
»Ah, Frau Stein!«, sagte Dr. Lehmann. Und an den Notarzt gewandt: »Das ist Kriminalhauptkommissarin Heike Stein von der Sonderkommission Mord. – Frau Stein, ich möchte Ihnen Dr. Evers vorstellen. Er hat versucht, das Leben des Opfers zu retten.«
Die Kriminalistin gab dem Notarzt die Hand. Er war ein Mann um die Vierzig mit Stirnglatze.
»Bitte berichten Sie mir aus Ihrer Sicht, was geschehen ist, Herr Dr. Evers.«
»Um 16.19 Uhr ging der Notruf vom Hauptbahnhof bei uns ein«, sagte der Notarzt. »Wir fuhren sofort mit Blaulicht und Sirene los und erreichten das Opfer auf dem Bahnsteig um 16.28 Uhr. Ich diagnostizierte einen Lungensteckschuss und versuchte, die Blutung einstweilen zu stillen. Aber die Kugel war zu dicht im koronaren Bereich …«
»In der Herzgegend«, vergewisserte sich Heike und schrieb weiterhin mit.
»Ja, genau. Der Patient war bewusstlos. Er hatte schon zu viel Blut verloren. Exitus um 16.39 Uhr. Die Todesursache ist eindeutig: Gewalteinwirkung, nämlich ein Schuss in die linke Brusthälfte.«
»Nur eine Patrone?«, fragte Heike. Dr. Evers nickte. Nun meldete sich auch der Gerichtsmediziner Dr. Lehmann zu Wort.
»Der Einschusskanal lässt auf ein kleines Kaliber schließen, Frau Stein. Näheres kann ich Ihnen dazu erst nach der Obduktion sagen. Für ein kleines Kaliber spricht auch, dass der Mann offenbar einfach nur in sich zusammengesunken ist. Beim Aufprall eines Geschosses von Kaliber .45 beispielsweise wäre er meterweit durch die Luft geschleudert worden.«
Das wusste Heike natürlich auch. Aber ihr war ebenfalls bekannt, dass der Gerichtsmediziner sich selbst gerne reden hörte. Wenn man es sich mit ihm nicht verderben wollte, musste man sich mit dem eigenen Wissen zurückhalten. Selbst als Kriminalhauptkommissarin.
Daher sagte Heike: »Wirklich, Herr Dr. Lehmann?«
»Darauf können Sie sich verlassen, meine Liebe«, erwiderte der Pathologe selbstgefällig. »Ich gebe Ihnen so viele Hinweise wie möglich, um Ihre Ermittlungen zu erleichtern. – Besonders in einem so tragischen Fall wie diesem.«
Die Kriminalistin hakte nach.
»Wie meinen Sie das, Herr Dr. Lehmann?«
Der Gerichtsmediziner machte eine unbestimmte Handbewegung.
»Es war ja wohl so, dass die Freundin oder Verlobte oder Braut des Getöteten mit der Regionalbahn aus Uelzen eintraf, als unser junger Kollege noch um das Leben des Opfers kämpfte.«
Der Notarzt ergänzte: »Ja, die Frau erlitt einen hysterischen Zusammenbruch, um es einmal laienhaft auszudrücken. Ich habe ihr eine Beruhigungsspritze gegeben. Meine Sanitäter haben sie in die Notaufnahme vom AK St. Georg geschafft. Dort wird sie jetzt wohl noch sein, nehme ich an.«
Heike nickte. Es musste wirklich bitter für die Frau sein. Ihr Freund wollte sie vom Bahnhof abholen, stattdessen fand sie ihn erschossen vor. Die Hauptkommissarin wollte mit der Freundin des Opfers sprechen, sobald diese vernehmungsfähig war.
Heike bedankte sich bei den beiden Medizinern und ging hinüber zu Paul Sommer, dem Leiter des Spurensicherungsteams.
»Hallo, Paul. Habt ihr schon ein paar Einzelheiten für mich?«
»Hallo, Heike. Wir müssen hier noch ein paar Abmessungen durchführen. Aber allgemein kann ich dir schon sagen, dass der Schuss aus dieser Richtung gekommen sein muss.«
Der Mann von der Technischen Abteilung deutete auf die Bahnsteigkante.
»Es ist aber auch möglich, dass jemand vom Bahnsteig der Gleise 13 und 14 aus geschossen hat«, fügte Paul Sommer hinzu.
»Oder aus einem fahrenden Zug«, dachte Heike laut nach.
»Das wäre jedenfalls mal eine ganz neue Variante des drive-by-shooting«, bemerkte der Leiter des Spurensicherungsteams und spielte damit auf die Gewohnheit amerikanischer Drogenbanden an, Mitglieder rivalisierender Gruppen von einem vorbeifahrenden Auto aus zu erschießen.
»Aber möglich wäre es?«, hakte Heike nach.
»Sicher, möglich wäre es. Aber wie kommst du darauf?«
»Wenn der Mörder hier oder auf dem anderen Bahnsteig gestanden hat, dann müsste es doch jede Menge Zeugen geben«, sagte Heike. »Jemand zieht seine Pistole, erschießt einen Menschen – und spaziert dann davon, als ob nichts gewesen wäre? Das bleibt vielleicht irgendwo in der Lüneburger Heide unbemerkt, aber doch nicht hier, zwischen Tausenden von Menschen.«
»Der Täter kann einen Schalldämpfer benutzt haben, dann fällt zumindest das Schussgeräusch nicht so auf. Und die Waffe? Er muss ja nicht damit herumfuchteln wie ein Westernheld.« Der Spurensicherer legte seinen Mantel über seinen Unterarm und zielte mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf Heike. »Sieh’ mal, ich komme auf dich zugeschlendert, verberge meine Knarre unter dem Mantel. Dann bleibt nur noch das Risiko, dass