Abenteuer Medizin: Geschichten, die das Leben schrieb
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Über dieses E-Book
Meine sorgten mehr als einmal für Kurzweil auf Partys und konnten die Kinder meiner Freunde unterhalten. Aber sind sie für die breite Öffentlichkeit geeignet?
Viele dieser Geschichten liegen Jahrzehnte zurück. Zahlreiche Protagonisten sind bereits verstorben.
Die Geschichten spiegeln dies mit Humor, Spannung und auch Trauer wider.
Dr. Sylvia Sackers-Böhm
1966 als echtes Ruhrpottkind in Bottrop geboren, zog sie mit ihren Eltern im Alter von sechs Jahren nach Oberhausen, wo sie auch ihr Abitur machte. 1985 begann sie mit dem Medizinstudium in der Universitätsklinik Essen. Wegen der Liebe zog sie 1988 nach Mülheim an der Ruhr. Dort arbeitete sie von 1990 bis 1998 als Ärztin/Notärztin in einem Mülheimer Krankenhaus. Als internistische Hausärztin arbeitete sie ab 1999 in einer Gemeinschaftspraxis in Mülheim an der Ruhr und wechselte 2018 in ein MVZ nach Essen.
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Rezensionen für Abenteuer Medizin
1 Bewertung1 Rezension
- Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5An diesem Buch hat mir gefallen, dass die Autorin es erst nach vielen Jahren Berufserfahrung geschrieben hat. Ich fand die Geschichten alle gut, abwechslungsreich und mitten aus dem Leben. Der Schreibstil ist manchmal etwas abgewürgt, was aber, denke ich, daran liegt, noch eine Geschichte mehr, statt einer Seitenfüllenden Beschreibung oder Pointe einzufügen. Prima, bitte mehr davon, ich liebe Geschichten aus dem Real Life, insbesondere von First Respondern:)
Buchvorschau
Abenteuer Medizin - Dr. Sylvia Sackers-Böhm
Vorwort
Wen interessieren eigentlich Geschichten aus der Medizin?
Meine sorgten mehr als einmal für Kurzweil auf Partys und konnten die Kinder meiner Freunde unterhalten. Aber sind sie für die breite Öffentlichkeit geeignet?
Der Ruhrkrimi-Verlag gab den Anstoß, Erlebtes aus meiner medizinischen Tätigkeit aufzuschreiben.
Je länger ich über meine Erlebnisse nachdachte, umso mehr fiel mir ein. Viele dieser Geschichten liegen Jahrzehnte zurück. Zahlreiche Protagonisten sind bereits verstorben. Die Namen wurden verändert.
Seit 29 Jahren bin ich Ärztin. Mit drei Jahren stand der Berufswunsch schon fest. Meine Eltern belächelten mich, halfen mir aber, diesen Traum zu verwirklichen. Mein Ehemann unterstützte mich immer!
Ich finde diesen Beruf immer noch spannend, herausfordernd und bereichernd. Die Geschichten spiegeln dies mit Humor, Spannung und auch Trauer wider.
Viel Spaß beim Lesen!
Dr. Sylvia Sackers-Böhm
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Keine Person hinter verschlossener Tür
Schützt die Notärztin
Eine Ente mit dem Entenfang
Ihr seid aber auch schön verkleidet!
Alles auf Grün
Ist das eine aufgehende oder eine untergehende Sonne?
Heute ist kein guter Tag zum Sterben
Iste alles echte, Herr Professore
Adipositas gigantea
Plötzlich Schlangenexperte
Hier wird nicht geschlafen!
Test oder Unwissenheit, der falsche Ikterus
Der arme Doktor hat was mit den Augen
Rot auf Rot und Schwarz auf Schwarz
Ihr seid aber gut ausgestattet
Das Paragol hat nicht geholfen!
Das Funkenmariechen ist verletzt!
Der Krug zur Heimaterde
Der verkannte Star am Künstlerhimmel
Das Liebesleben in den Dienstzimmern
Urlaubsreif
Vaterschaftstest post mortem
Cannabis als Medikament
Was ist der Sinn des Lebens (-rettens)?
Dann liegt Josef quer
Suchtmedizin
Mülheim, die sympathisch verschlafene Stadt
Schlüsseleinsatz durch unzählige verschlossene Türen
Harte Schale, weicher Kern
Herr Doktor, Frau Doktor
»Schreien Sie doch nicht so laut«
Bezahlung in Naturalien
»Unsere Doktors« - Integriert ins Dorfleben!
Treffen auf dem Balkon
Die Geburt im Rettungswagen
Da schwimmt was in der Ruhr
Schwester Hannah
Syndrom oder Psyche?
Keuschheit im Nachtdienst
Einmal Outbreak nachspielen
Gestalkt von einer Borderlinerin
Die Kunst des Abturfens
Das Leben ist mühselig und selten gerecht
SARS, Vogelgrippe, Schweinegrippe und andere Kronen der Virologie
Stets unter Beobachtung
Die Lerngruppe wird zu Freunden
Bananenstecker
Glossar
Keine Person hinter verschlossener Tür
Es war ein herrlicher Morgen mitten im April. Ein Samstag an dem zum ersten Mal nach einem trüben Winter wieder strahlender Sonnenschein sein goldenes Licht über die Innenstadt von Mülheim verbreitete.
Man konnte den süßlichen Duft der Akazien in der lauen Luft riechen und den Beginn des Frühlings zum ersten Mal wirklich erahnen.
Normalerweise kein Tag, an dem man gerne arbeitete, aber der Dienst als Notärztin war für mich weniger Arbeit, als ein spannendes Abenteuer.
Der ›Blutrausch‹ wie mein Mann es manchmal nannte, die unmittelbare Befriedigung, wenn nach einem Dienst Leben gerettet worden war, hatte mich in den Bann gezogen.
Der Grad, zwischen dem Hochgefühl, jemandem das Leben gerettet zu haben und der völligen Niederlage war indes schmal. Seit meiner Qualifikation zur Notärztin hatte ich das Glück, nur mit beherrschbaren Fällen konfrontiert gewesen zu sein. Das gab mir Selbstbewusstsein und den Mut zum Notarztdienst. Außerdem war diese Tätigkeit so viel anders, als der Dienst im Krankenhaus.
Die Sanitäter, damals noch eine Männerdomäne, wollten mich immer beschützen und haben sich zum Teil als echte Kavaliere entpuppt. Andererseits waren sie auch immer für einen derben Witz zu haben.
Ich konnte einmal richtig auf die Pauke hauen und nicht, wie im Krankenhaus, die nette, stets devote Assistenzärztin verkörpern.
An diesem Samstag, ich hatte gerade meinen Fahrer von der Feuerwehr, einem ausgebildeten Rettungssanitäter, begrüßt, gab der Notrufempfänger Alarm.
Die Leitstelle meldete, dass sich eine hilflose Person hinter verschlossener Tür befände. Ob diese Person gestürzt war und sich nicht bemerkbar machen konnte oder ob es sich um einen Toten handelte, konnte man nicht sagen.
Der Einsatzort war nicht weit von unserem Standort, dem Marienhospital, entfernt. Die Wohnung der hilflosen Person befand sich in einem der Iduna-Hochhäuser, einer der Bausünden der 1970er Jahre, die die Mülheimer Skyline dominieren.
Quelle: Rüsterstaude, Wikipedia, Lizens: CC
Bei einem Einsatz unter solch einem Stichwort rückt die Feuerwehr mit großer Flottille an: Polizei, Feuerwehrwagen mit Drehleiter (falls man nur von außen an die Wohnung herankommt), Rüstwagen mit Werkzeug, Rettungswagen und (hoffentlich) nicht zuletzt dem Notarzteinsatzfahrzeug.
So waren wir etwa gleichzeitig vor Ort und eilten ins Gebäude.
Die Wohnung befand sich in der 14. Etage, kein Stockwerk, in das man mal eben hinaufläuft.
Da wir so viele Personen waren, okkupierten wir sämtliche Aufzüge. Die Zivilpersonen schickten wir hinaus, weil dies ein wichtiger Notarzteinsatz war!
So nötigten wir auch einen älteren Herrn aus dem Aufzug, der mit Tüten bepackt vom Einkauf kam.
Vor der Wohnung angekommen, hörten wir keinen Mucks aus dem Inneren. Es wurde beschlossen, dass Gefahr im Verzug sei und die Tür schleunigst aufgebrochen werden müsse. Das war schnell erledigt, die Zarge ein wenig gesplissen, aber wir konnten endlich Hilfe leisten.
Wir fanden niemanden in der Wohnung, der Hilfe benötigte. Sie war leer.
Mit dem nächsten Aufzug kam der ältere Herr, den wir zuvor hinausgenötigt hatten, in den Flur und trat zu uns in die Wohnung. Er brachte vor Entsetzten über die zerborstene Türzarge und die Anzahl der Menschen kein Wort hervor, denn es handelte sich um seine Wohnung.
Zunächst musste ich den Mann beruhigen, der inzwischen kurz vor einem Herzinfarkt stand. Als er sich beruhigt hatte, ließ sich erfahren, dass in der Wohnung ein Hausnotruf zum Malteser Hilfswerk eingerichtet war.
Die pflegebedürftige Ehefrau des Mannes war in der vorangegangenen Nacht ins Krankenhaus eingeliefert worden. In der Aufregung hatte er vergessen, den Maltesern Bescheid zu geben. Nach einer für ihn kurzen Nacht, ging er zum Einkaufen.
In dieser Zeit wurde über eine Fernsprechanlage vom diensthabenden Mitarbeiter des Hilfsdienstes routinemäßig abgefragt, ob alles in Ordnung sei. Er bekam keine Antwort und setzte völlig zurecht den Notruf ab. Damit wurde die Kaskade in Bewegung gesetzt.
Nach vielen wortreichen Entschuldigungen und einer provisorisch durch die Feuerwehrleute zusammen gezimmerten Türzarge, zogen wir uns zurück.
Zurück in unserem Aufenthaltsraum im Krankenhaus hatte dieser Einsatz schon sein Motto bekommen. Es war nicht die ›hilflose Person hinter verschlossener Tür‹, sondern ›keine Person hinter verschlossener Tür‹.
Schützt die Notärztin
Einer der ersten Einsätze in meiner beruflichen Karriere war gleichzeitig einer der spektakulärsten.
Kurz nach Mitternacht wurden wir nach Mülheim-Speldorf in eine gehobene Wohngegend gerufen. Es hieß, es hätte dort eine Schießerei gegeben.
Mit bedrücktem Schweigen fuhren mein Fahrer und ich zum Einsatzort. Auf der Fahrt dorthin rekapitulierte ich in meiner Phantasie sämtliche Arten von Schussverletzungen und deren medizinische Versorgung.
Q: Wikipedia, Autor: Ernstl, Lizens: CC
Alles war abgesperrt und man ließ uns nicht an den Ort des Geschehens. Zur Untätigkeit verdammt wurden aus Sekunden Minuten und Minuten zu gefühlten Stunden. Endlich kam über Funk die Erlaubnis auszusteigen. Ich schnappte mir den Notfallkoffer, der Fahrer trug den schweren Defibrillator.
Plötzlich liefen drei Polizisten auf mich zu,