Pass auf, der geht so …!
Von Markus Krebs
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Buchvorschau
Pass auf, der geht so …! - Markus Krebs
Zuschauerwitze
Vorwort
In letzter Zeit ist wirklich sehr viel passiert! Mit nichts davon habe ich je gerechnet.
Es macht so einen Spaß, auf der Bühne zu stehen und den Leuten das zu erzählen, wofür ich früher aus dem Unterricht geflogen bin. Irgendwann dachte man, meine Klasse sei halt auf dem Flur.
Fakt ist, ich mache das, was mir am meisten Spaß bereitet. Dass es jetzt auch noch dieses Buch gibt, das die Anekdoten hinter der Entstehung meiner Programme erzählt, freut mich umso mehr. Und da ich auf der Bühne manchmal einfach zu schnell bin, sind hier auch die Texte meiner Programme verewigt.
Viel Spaß beim Lesen,
Euer
Markus
Kapitel 1:
Ein Mann – ein Bauch
Um das vorweg gleich klarzustellen: Ich bin eigentlich Kanadier. Ohne Scheiß! Ich bin in Montreal geboren und somit offiziell kanadischer Staatsbürger. Anke Engelke übrigens auch, da haben wir etwas gemeinsam — mit ein paar Millionen Montrealern natürlich. Von wegen, Kind des Potts, einmal Duisburger, immer Duisburger und so … Nee, nee, nee! Ich bin zwar nicht gerade Old Shatterhand, aber immerhin! Es wäre ja doch irgendwann rausgekommen. Deshalb wird jetzt mal reiner Tisch gemacht. Und wenn ich rein sage, dann meine ich rein, also porentief rein. Es braucht ja nur jemand meine Poesiealben in die Hand zu bekommen — da steht original drin: Geburtsort: Montreal. In echt!
Und das kam so: Bei uns waren alle sehr fleißig in der Abteilung Nachschub unterwegs, also familiär gesehen. Ich stamme aus einer weit verzweigten Familie und so flogen meine Eltern zur Hochzeit meiner Cousine nach Montreal. Ich Frühchen konnte es einfach nicht mehr abwarten und bin kurzerhand in Montreal ausgestiegen. Nun zählt in Kanada Land, nicht Blut, also bin ich Kanadier. So einfach ist das.
Tja, also, das bin ich …
Es ist auch alles prima gelaufen — bis zu dem Tag, an dem ich dann mal einen Ausweis brauchte. Also einen richtigen, keinen aus dem Yps-Heft, sondern richtig deutsch mit Stempel und allem. Ich rein ins Amt und die freundliche Dame am Tresen meinte doch tatsächlich: „Nee, hier steht aber, Du bist in Duisburg geboren. — „Kann nicht sein. Mutter sagt Montreal.
Ich also zu Muttern: „Ich brauch mal ’ne Geburtsurkunde. Die glauben mir nicht, dass ich in Montreal geboren bin."
Meine Mutter kam aus dem Lachen nicht mehr raus, aber ich realisierte erst jetzt, was wirklich geschehen war. Sie lachte, weil sie mich damals, ich war 5 Jahre alt, mit meinem Geburtsort nur veräppelt hatte. Natürlich war es für mich damals eine schlüssige Aussage, da wir viele Familienmitglieder in Montreal haben und meine Eltern in der fraglichen Zeit bei der Hochzeit meiner Cousine waren. Passte doch alles gut zusammen! Ich habe das sehr lange geglaubt und immer im Kopf behalten. In jedem Poesiealbum, in das ich als junger Mensch reingeschrieben habe, steht Montreal als Geburtstort.
Micha, Markus und Chrille
Richtig spooky wurde die ganze Sache, als genau diese Geschichte in einer Folge von „King of Queens" vorkam. Eins zu eins meine erlebte Geschichte, mit genau derselben Stadt. Na gut, Duisburg fehlte in der Folge, aber sonst passte es wie Faust aufs Auge.
Aber ansonsten hatte ich eine ziemlich glückliche Kindheit in Duisburg. Gut, einige werden jetzt fragen: „Und was ist dann schiefgelaufen?" — aber dazu später mehr.
Als mittleres Kind — zwischen Micha, dem älteren Bruder, und Nesthäkchen „Chrille Christian — verfügte ich schon früh über außergewöhnliche Talente, z. B. die Nachbarschaft zu nerven. Damals konnte man noch draußen spielen, und da war ich auch die meiste Zeit zu finden. Ich entwickelte sehr schnell eine Methode, um meine Ressourcen optimal zu nutzen. Wenn ich also irgendetwas wollte, habe ich mich einfach in den Hof gestellt und in die erste Etage geschrien: „Mama!
. Meine Beharrlichkeit zahlte sich aus. Schon nach einer knappen halben Stunde gab es eine Reaktion meiner Mutter, während die Nachbarschaft die Erfindung schallgeschützter zehnfach verglaster Fenster herbeisehnte. Das führte dazu, dass ich schon früh überall recht beliebt war.
Mit meinem älteren Bruder, mit dem ich ein Zimmer teilen musste — oder durfte — klappte es eigentlich ganz gut. Allerdings: wenn ich wütend wurde, wurde ich wütend — aber für Erwachsene. Irgendwann meinte er, mich provozieren zu müssen und hat die Tür zum Wohnzimmer zugehalten, nur um mich zu ärgern. Ich war so sauer, dass ich mit dem Ellenbogen die Scheibe der Tür zerschlagen habe, was naturgemäß keine gute Idee ist und neben hässlichen Flecken auf dem Wohnzimmerteppich zu einem spontanen Besuch des nahegelegenen Krankenhauses führte. Damals war nix mit Vollnarkose oder so, sondern schön örtlich ein wenig rumgespritzt und dann wurde wacker versucht, die Sehnen wieder an den dafür vorgesehenen Platz zu bringen. Das hat nur bedingt geklappt, und falls ich mal richtig berühmt werden sollte, muss ich einen Ghostwriter für Autogrammkarten anstellen.
Aber wir konnten auch anders. Micha und ich sind nämlich die wahren Erfinder des virtuellen Schachs, lange vor dem ganzen Computer-Gedöns. Wenn wir nachts mal nicht schlafen konnten, stellten wir uns einfach ein Schachbrett vor, platzierten die Figuren und spielten dann die eine oder andere Partie. Klappte ganz gut zum Einschlafen.
Die Kinder der Familie Krebs mussten schon in frühen Jahren einige grundlegende Fertigkeiten beherrschen: Kickern, Darts und — das war meinem Vater besonders wichtig — Skat. Und jetzt mal ganz ehrlich: Was brauchte es auch mehr im damaligen Leben?!
Allein waren die Krebs-Nachkommen nie. Immer wurden irgendwelche Pflegekinder bei uns untergebracht. Meine Mutter arbeitete ja als Tagespflegemutter. Also nix von wegen schwer erziehbar oder so. Nee, es waren ganz normale Kids, deren Eltern meist beide berufstätig waren. Prima Leute waren darunter, mit vielen gibt es heute noch Kontakt. Karim, der mit dem deutschesten Vornamen, den wir je versorgt hatten — Vater Ägypter und Mutter Deutsche — hat es sogar als Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gebracht. Ich sag mal: Chapeau!
Also, bei Familie Krebs war immer volle Bude. Das war von meinen Eltern aber auch geschickt gemacht: Sie hatten die Bälger unter Kontrolle — zu Hause zumindest — und wussten, mit wem wir verkehrten und welchen Scheiß wir gerade wieder ausheckten.
Das duale Erziehungsprinzip meiner Eltern griff demnach prima. Sagen wir mal so: Mein Vater war mehr ein Mann der Taten, meine Mutter bevorzugte eher die gepflegte Konversation. Maxime meines Vaters: Wehr Dich! Maxime meiner Mutter: Sprich mal drüber! Mir leuchteten ja beide Prinzipien irgendwie ein, aber letztlich empfand ich das mit dem Sprechen als doch nicht ganz so effektiv. Im Gegensatz zu meinem älteren Bruder Micha — der hätte den einen oder anderen Krieg wahrscheinlich totgequatscht. Wenn’s nach mir gegangen wäre … Nun ja, sagen wir mal so: Es sind halt zwei verschiedene Prinzipien.
Auf alle Fälle konnten Micha und ich die Vor- und Nachteile immer im direkten Leben vergleichen. Mein Vater war ja Handschuhordner beim geilsten Verein der Welt — dem MSV. Gefürchtet in der ganzen Liga, geliebt von den eigenen Fans. Damals gab’s noch keine Hundertschaft Polizei in den Kurven oder so. Dafür gab’s die Herren mit den Handschuhen, die den einen oder anderen Fan darauf aufmerksam machten, dass sein Verhalten eventuell nicht angebracht war. Also, das mit dem Sprechen habe ich da als nicht sonderlich hilfreich oder effektiv erlebt: „Du, hör mal! Das macht mich jetzt aber ein bisschen betroffen, wenn Du dem mit der Eisenstange was über den Kopp haust, das tut dem doch weh." Nö, da habe ich eher den direkten Weg bevorzugt.
DJK Adler Duisburg
Mit meiner Mutter konnte und kann man über alles sprechen. Sie hat einen nie verurteilt oder fallen gelassen, sie ist auch jetzt immer noch für uns da. Vielleicht war das auch der Grund, weshalb ich erst mit 22 Jahren die elterliche Wohnung verließ. Oder es lag am guten Essen meiner Mutter, von dem ich auch heute noch profitiere. Nur einmal hat es dann doch nicht so gut hingehauen mit dem guten Essen. Wie jede Sippe oder jeder Stamm hatte und hat die Familie Krebs auch heute noch ihre Rituale und Bräuche. Bei uns wurde gegessen, wenn und wann man dazu Bock hatte. Also nix mit 18.00 Uhr, alle versammeln sich am Küchentisch, oder so. Nö, wenn ich Hunger hatte, schaute ich nach, was es gab und hab mich dann mit vollem Teller ins eigene Zimmer verzogen und mal schön in mich reingeschaufelt. Mutter habe ich übrigens noch nie Essen, nur Kochen gesehen.
Ich war schon immer lustig – DJK Adler Duisburg, Juli 1983
Aber Weihnachten fand immer dasselbe Ritual statt — wunderbar. Morgens mit alle Mann in den Zoo: Delfinshow. Da waren immer Nummern auf den Bällen, die Flipper ins Publikum schleuderte. Fingst Du einen, kriegtest Du was. Ich habe übrigens nie was gefangen. Danach ging’s in die Kirche — da würde mich heute keiner mehr rein bekommen, aber das ist ein anderes Thema — und dann mit allen Leuten bei uns zu Hause versammelt. Alle Leute, das konnte schon recht unterschiedlich sein.