Das Geheimnis des Professors: SoKo Hamburg 9 - Ein Heike Stein Krimi
Von Martin Barkawitz
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Über dieses E-Book
löst eine Kette von dramatischen Ereignissen aus, die Kommissarin Heike Stein und ihre Kollegen von der SoKo Hamburg vor ein großes Rätsel stellen. Ein zweiter Mord lässt das Geschehen in einem völlig anderen Licht erscheinen, und als die Kommissarin endlich den Fall zu lösen scheint, gerät sie plötzlich allein und hilflos in die Hände von zu allem entschlossenen Fanatikern. Wird Heike Stein dieses Abenteuer überleben?
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Der AutorMartin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk. Er gehört u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind mehrere hundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen.
SoKo Hamburg - ein Fall für Heike Stein:
- Tote Unschuld
- Musical Mord
- Fleetenfahrt ins Jenseits
- Reeperbahn Blues
- Frauenmord im Freihafen
- Blankeneser Mordkomplott
- Hotel Pacific, Mord inklusive
- Mord maritim
- Das Geheimnis des Professors
- Hamburger Rache
- Eppendorf Mord
- Satansmaske
- Fleetenkiller
- Sperrbezirk
- Pik As Mord
- Leichenkoje
- Brechmann
- Hafengesindel
- Frauentöter
- Killer Hotel
- Alster Clown
- Inkasso Geier
- Mörder Mama
- Hafensklavin
- Teufelsbrück Tod
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- Das Tangoluder
- Der gekreuzigte Russe
- Der Hindenburg Passagier
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- Die Blutstraße
- Der Strumpfmörder
- Die Blutmoneten
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Rezensionen für Das Geheimnis des Professors
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Buchvorschau
Das Geheimnis des Professors - Martin Barkawitz
1
Taschendiebe töten nicht.
Dieser Grundsatz gehörte zu den festen Lebensregeln von Benni Vogt. Der Neunzehnjährige hatte noch zwei weitere Leitsprüche, nach denen er sich richtete. Sie lauteten: Bleib’ unauffällig. Und lass’ dich nicht erwischen.
Zumindest die erste dieser beiden Forderungen erfüllte der Kleinkriminelle, als er am Nachmittag des 5. Oktober den weltberühmten Hamburger Zoo Hagenbecks Tierpark betrat. Benni Vogt trug eine modische Windjacke, dazu eine braune Bundfaltenhose. Sein dunkelblondes Haar war ordentlich geschnitten. Über der Schulter hatte er eine Umhängetasche aus Leder, in der er seine Beute verstauen wollte.
Der Taschendieb wirkte wie ein durchschnittlicher junger Mann. Kein oberflächlicher Betrachter hätte vermutet, dass Benni rauschgiftsüchtig war. Er hatte rein äußerlich nichts gemeinsam mit den abgerissenen Elendsgestalten, die um den Hamburger Hauptbahnhof geisterten.
Die offene Drogenszene war ein ständiges Ärgernis für die Polizei. Wenn die Ordnungsmacht den Fahndungsdruck verstärkte und Platzverweise aussprach, verlagerte sich die Szene einfach in eine angrenzende Gegend. Während sich Junkies ansonsten meist mit ihresgleichen treffen, mied Benni die anderen Drogenabhängigen wie der Teufel das Weihwasser.
Benni achtete trotz seiner Sucht sehr auf seine biedere Fassade, die seiner Meinung nach der allerbeste Schutz gegen Ärger mit dem Gesetz war. Der Erfolg gab ihm Recht. Bisher war der Taschendieb noch niemals erwischt worden. Beschaffungskriminalität war für ihn kein Problem, er hielt sich für ungeheuer gerissen.
Benni ging seinem unlauteren Gewerbe gerne an Orten nach, wo seine Opfer abgelenkt waren. Dafür bot sich der legendäre Zoologische Garten in Hamburg-Stellingen geradezu an. Über 2.500 Tiere wurden hier gezeigt. Die Freigehege ohne Gitter waren eine Hagenbeck-Erfindung, die seit ihrer Patentierung im Jahre 1896 von anderen Tiergärten in aller Welt nachgeahmt wurde.
Der Taschendieb verschaffte sich einen ersten Überblick. Er ging zuerst am Affenfelsen vorbei, dachte dann kurz an einen Besuch im Delphinarium. Die Shows mit den intelligenten Meeresbewohnern faszinierten die Besucher immer besonders. Da war es einfach, Beute zu machen.
Aber noch übte sich Benni in Geduld. Klasse statt Masse, das strebte er an. Es brachte mehr, einen wirklich reichen Menschen auszuplündern als sich zehn Mittelstandsbürger vorzuknöpfen.
Und dann fand der Taschendieb plötzlich im Tropenhaus sein ideales Opfer! Ein älterer Mann im Maßanzug. Er saß auf einer Gartenbank in einer ruhigen Ecke des Tropariums. Hier wurde die Unterwasserwelt der tropischen Meere sowie die Tierwelt der Wüstengebiete und der tropischen Regenwälder präsentiert. Allein schon das sechs Meter lange Korallenbecken zog unzählige Besucher in seinen Bann.
Aber bei dem alten Knaben würde Benni noch leichteres Spiel haben, denn dieser war offenbar eingedöst. Der Kopf war auf seine Brust gesunken. Vielleicht hatte ihn ja die hohe Luftfeuchtigkeit in dem Troparium ermüden lassen. Das kümmerte Benni herzlich wenig. Er setzte sich kurz neben sein Opfer. Zwei routinierte Griffe, die für Laien kaum sichtbar waren – und schon hatte er die Brieftasche und die Uhr des Alten kassiert!
Benni wollte schon wieder aufstehen, als er eine männliche Stimme vernahm.
»Polizei. Sie sind verhaftet.«
Der Mann und die Frau waren plötzlich da, wie aus dem Erdboden gewachsen. Die beiden Zivilfahnder hielten dem Drogensüchtigen ihre Ausweise unter die Nase. Benni versuchte sein Glück mit einem schnellen Sprung seitwärts. Aber da drehte ihm die Frau den Arm auf den Rücken, und der männliche Beamte zückte seine Handschellen.
»Hier gibt es nichts zu sehen«, sagte der Polizist zu aufmerksam gewordenen Besuchern. »Gehen Sie bitte weiter.«
Benni blieb zunächst ruhig, obwohl er gerade kassiert worden war. Er war ein aufgeweckter Bursche. Daher wusste er, dass er altersmäßig noch unter das Jugendstrafrecht fiel. Vielleicht konnte er den Bullen und dem Gericht sogar weismachen, dass dies sein erster Taschendiebstahl war. Dann hatte der Kleinkriminelle gute Chancen auf eine Bewährungsstrafe.
Doch mit seiner Gelassenheit war es vorbei, als die Polizistin sich dem Alten im Maßanzug näherte.
»Wachen Sie bitte auf, mein Herr. Sie sind soeben bestohlen worden. Ich bin Polizeiobermeisterin Carstens, und … oh, verflixt!« Die Zivilfahnderin berührte den älteren Mann mit den Fingerspitzen. Sie hatte sich schon zuvor Plastik-Einweghandschuhe angezogen, wie es üblich ist, wenn die Polizei mit mutmaßlich Drogenabhängigen wie Benni Vogt zu tun hat. Obermeisterin Carstens wandte sich an ihren Kollegen. »Ruf’ einen Notarzt, Thomas! Ich glaube, der Mann ist tot.«
»Tot?«, echote Benni. Er riss instinktiv an den Handschellen. Aber das nützte natürlich überhaupt nichts. »Ihr Mistbullen wollt mir was anhängen!«
»Du hast jetzt mal Sendepause«, brummte der Zivilfahnder und griff nach seinem Handy. »Wenn dieser Herr wirklich tot ist, übernimmt den Fall sowieso die Sonderkommission Mord.«
2
Kriminalhauptkommissarin Heike Stein von der Sonderkommission Mord der Kripo Hamburg hätte sich nie träumen lassen, einmal in Hagenbecks Tierpark einen Mord aufklären zu müssen.
Obwohl – gab es da überhaupt viel zu ermitteln? Nach den Informationen der Funkzentrale zu urteilen lagen die wichtigsten Fakten schon vor. Das Mordopfer war von zwei Zivilfahndern entdeckt worden. Die Kollegen hatten gleichzeitig auch den Hauptverdächtigen festgenommen, einen jungen drogensüchtigen Taschendieb.
»Das ist ein Fall ganz nach Dr. Magnussens Geschmack.«
Mit diesen Worten meldete sich Kriminalhauptkommissar Ben Wilken, Heikes Dienstpartner. Er saß am Steuer des zivilen Opel Omega aus der Präsidiums-Fahrbereitschaft, mit dem er selbst und die blonde Kriminalistin in Richtung Zoo fuhren.
Heike schmunzelte.
»Du meinst, weil der mutmaßliche Mörder uns gleich auf dem Silbertablett serviert wird?«
»Richtig, Heike. Aber ich bin nicht so überzeugt davon, dass dieser Drogenknabe wirklich der Täter ist. – Taschendiebe töten nicht«, fügte der dunkelhaarige Fahnder hinzu. Und zitierte damit unbewusst eine der Lebensweisheiten des jungen Kleinkriminellen Benni Vogt.
Heike erwiderte einstweilen nichts. Die blonde Kriminalistin fand es persönlich nur schade, dass das Verbrechen noch nicht einmal vor solchen Orten wie dem legendären Hamburger Zoo Halt machte. Als waschechte Hamburgerin war Heike schon unzählige Male in Hagenbecks Tierpark gewesen, vor allem natürlich als Kind mit ihren Eltern. Dienstlich hingegen hatte sie das 25 Hektar große Gelände im Stadtteil Stellingen noch nie betreten.
Nachdem Ben den Wagen auf dem Besucherparkplatz abgestellt hatte, eilten die beiden Kriminalisten auf den Haupteingang zu. Heike trug an diesem Tag einen Tweedrock von italienischer Länge, dazu ein Wildlederjackett und einen roten Rollkragenpulli. Die ersten Ausläufer der Herbststürme pfiffen bereits über die Hansestadt. Der Sommer war endgültig vorbei für dieses Jahr.
Heikes Laune war nicht die Beste. Natürlich ging sie an diesem Tag nicht zu ihrem persönlichen Vergnügen in den Zoo, sondern um einen Mord aufzuklären. Aber trotzdem – es war, als würde dieser Einsatz ihre schönen Kindheitserinnerungen zerstören, die untrennbar mit Hagenbecks Tierpark verbunden waren.
»Maja und ich könnten mit unserer Lütten eigentlich auch mal wieder hier aufkreuzen«, sagte Ben. »Die Kleine mag die Seehunde so gern. Na, vielleicht am nächsten freien Wochenende …«
Ben war im Gegensatz zu Heike verheiratet und hatte eine kleine Tochter. Heike war ihm dankbar dafür, dass er sie aus ihren selbstmitleidigen Grübeleien gerissen hatte. Heike konzentrierte sich nun lieber auf den vor ihr liegenden Kriminalfall.
Unmittelbar im Kassenbereich stand ein uniformierter Polizist vom Revier Stellingen. Er grüßte, als er Ben und Heike erblickte. Die blonde Kriminalistin kannte ihn nicht persönlich, aber sie und ihr Dienstpartner hatten sich vorsichtshalber ihre Dienstausweise an die Jacketts gehängt.
»Gerichtsmedizin und Spurensicherung sind auch schon eingetroffen«, sagte der Uniformierte. »Der Tote befindet sich im Tropenhaus. Das ist …«
»Danke, wir kennen uns aus. Sind ja nicht zum ersten Mal bei Hagenbeck«, sagte Heike. Ebenso wie Ben beschleunigte sie ihre Schritte. Sie wollte noch einen Blick auf die Leiche werfen, bevor die Männer vom gerichtsmedizinischen Institut sie mitnahmen. Natürlich konnte man den Toten dann später im Leichenschauhaus noch ausführlich in Augenschein nehmen. Aber Heike machte sich, wann immer es möglich war, am liebsten ein Bild von der Leiche am Tatort oder Fundort. Und zwar nicht auf Fotos, sondern direkt.
Die beiden Kriminalisten gingen an den Freigehegen der Elefanten und Giraffen vorbei zielstrebig auf das Troparium zu, wie das Tropenhaus bei Hagenbeck genannt wird.
»Sieh’ dir das an, Ben!«, schimpfte die Hauptkommissarin. »Da gibt es hier die wunderbarsten und exotischsten Tiere zu sehen – aber nein, ein Blick auf einen toten Menschen ist ja viel spannender!«
Heikes zornige Worte bezogen sich auf eine Traube von Gaffern, die sich vor dem Troparium drängten, mit ihren Smartphones filmten und von zwei weiteren uniformierten Kollegen nur mühsam zurückgehalten werden konnten.
»Kripo Hamburg! Lassen Sie uns vorbei!«, blaffte Heike und drängte sich zwischen den Sensationslustigen hindurch.
Ben folgte ihr. Feucht-warme Atmosphäre