Die ungelösten Fälle der Kommissarin Henrietta von Schönau: Drei etwas kopflastige Kriminalgeschichten mit medizinischem Inhalt
Von Heinz Döbeli
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Über dieses E-Book
Zum Beispiel einen Unbekannten, der in kulinarischer Absicht Katzen stielt, tötet, kocht und verspeist nachhaltig abstrafen, ohne dass die Kriminalpolizei Verdacht schöpft? Ja, das kann man!
Oder das Erwachsenengesetz austricksen? Dieses Gesetz erlaubt zwar den begleiteten Suizid, aber nur, wenn der Sterbewillige voll urteilsfähig ist und das Gift selber einnehmen kann. Leidet jemand an einer Demenz, verbietet das Gesetz den begleiteten Suizid. Aber mit einem technischen Trick kann man das Gesetz umgehen.
Kann man Insekten dazu bringen, mitzuhelfen, einen Erbgang zu beschleunigen und zwar so, dass das ganze wie ein tragischer Unfall aussieht? Auch das kann man, wenn man etwas von Biologie versteht und gut plant.
Erfahren sie aus der Perspektive der Kriminalpolizei, wie schwierig der Nachweis dieser drei Verbrechen ist.
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Buchvorschau
Die ungelösten Fälle der Kommissarin Henrietta von Schönau - Heinz Döbeli
Vorwort
Eine Kriminalkommissarin, die kurz vor der Pensionierung steht, räumt ihren Aktenschrank auf und stösst dabei auf einen Ordner, in dem sie ihre ungelösten Fälle gesammelt hat. Dass diese Geschichten nicht mit einer spektakulären Verfolgungsjagd und der Verhaftung des Bösewichts oder gar der Erschiessung der ganz grossen Fieslinge endet, liegt in der Natur von ungelösten Fällen. Schlimmer noch, der Leser oder die Leserin wissen am Ende oft nicht einmal, ob es sich um einen tragischen Unfall oder um ein Verbrechen handelt. Oft muss Kommissar Zufall etwas Hilfe leisten, um mit einem Hinweis den Kreis der Tatverdächtigen einzuengen und etwas über ihr Motiv zu verraten.
Wer also eine leichte Bettlektüre erwartet, muss an dieser Stelle enttäuscht werden. Denn bei Verbrechen, die nicht aufgedeckt werden, handelt es sich oft um raffinierte Inszenierungen mit unkonventionellen Methoden. Erwarten Sie deshalb keine rauchenden Colts und auch nicht das etwas aus der Mode gekommene Arsen- oder Cyankalifläschchen. Es gibt Gifte, die viel subtiler wirken und viel weniger einfach nachweisbar sind.
Der Katzenfresser
An einem schwülen Nachmittag war ich ermüdet vom Aktenstudium und gönnte mir eine Mussestunde bei Tee. Dabei stiess ich in einer wissenschaftlichen Zeitschrift, die nichts mit der Arbeit einer Kriminalbeamtin zu tun hatte, auf einen Artikel, der das fehlende Puzzleteil eines nur teilweise befriedigend aufgeklärten Falls darstellte. Vor über vierzig Jahren legten wir einen Fall ad acta, von dem keiner der Beteiligten zu hundert Prozent sicher war, dass er zufriedenstellend gelöst war. Unsere Erklärung, wie damals ein Mann zu Tode kam, fusste auf einer Verkettung von Missgeschicken, und die finale Schlussfolgerung beruhte auf einer wackligen Annahme. Der Bericht, beschrieb, wie es einer Forschergruppe gelang, Medikamente so zu behandeln, dass sie beim Ausbruch einer Infektion genau dann und am richtigen Ort im Körper wirksam werden, wenn der Körper mit Fieber reagiert. Würde es mir gelingen, aufgrund dieser Information den Fall zu lösen, wäre dies einer der raffiniertesten Giftmorde, der mir im Lauf meiner Tätigkeit begegnet ist. Aber jetzt schön der Reihe nach.
Ich erinnere mich an diesen Fall, wie wenn es gestern gewesen wäre. Im Rahmen meines Studiums in Pharmakologie absolvierte ich ein Praktikum bei der forensischen Medizin. Dazu gehörte auch die Spurensicherung am Ort des Geschehens. An diesem trüben Novembermorgen war ich mit zwei Beamten des Erkennungsdienstes in einer Wohnung, in der ein Toter gefunden wurde. Auch an das Gebäude kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es handelte sich um ein viergeschossiges Mietshaus, das typisch war für den Baustil des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts. Wenig wurde seither an diesem Haus geändert, es wurde immer noch mit kleinen Holz- oder Ölöfen beheizt, die Küchen verfügten meist noch nicht über warmes Wasser, Dusche und Bad gab es nicht und die Abtritte befanden sich auf den Zwischenböden der Treppen. Wegen diesem nicht mehr zeitgemässen Ausbaustandard waren auch die Mieten gering. Es gab Zweizimmerwohnungen mit Balkon und Kellerabteil, die weniger als zweihundert Franken kosteten. So lag es auf der Hand, dass sich vor allem Studenten und andere finanzschwache Personen dort einmieteten.
Die Kriminalpolizei wurde gerufen, weil einer der Bewohner seit Tagen nicht mehr gesehen und gehört wurde und vor allem, weil es aus der Wohnung unangenehm roch. Der etwas über sechzig jährige Mann lebte allein, einziger Begleiter war sein Hund, den er nur zum Gassi gehen ins Freie nahm. Sonst blieb das Tier meist alleine in der Wohnung, was dazu führte, dass sein Gekläff andere Hausbewohner störte. Aber auch von diesem Gekläff hörte man seit Tagen nichts mehr. Und ausserdem überquoll der Briefkasten.
Die beiden Beamten waren Routinier. Der ältere, Herr Altmann, war um die fünfzig, der jüngere, Herr Junker, um die vierzig. Die Wohnungstüre brachen die beiden mühelos und ohne grossen Schaden anzurichten auf, und nachdem wir uns aus dem Spurensicherungskoffer mit Mundschutz, Latexhandschuhen und Schuhüberzügen ausgerüstet hatten, drangen wir in die Wohnung vor. Der Verdacht bestätigte sich sofort. Der Bewohner lag in spärlicher Bekleidung im Bett, offensichtlich war er seit Tagen tot. „Mord, Unfall, Suizid oder natürlicher Tod? fragte mich Altmann. Er machte sich einen Spass daraus, meinen Spürsinn mit derartigen Fragen auf die Probe zu stellen. „Da müssen wir zuerst die Leiche genauer anschauen!
gab ich zurück. „Ausgezeichnet. Solange nicht eine dieser Möglichkeiten mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, muss man alle im Auge behalten, auch wenn eine davon als sehr unwahrscheinlich erscheint".
Die nächste Stunde verbrachten wir mit der Spurensicherung. Als erstes verschafften wir uns einen groben Überblick über die Wohnung. „Der Schlüssel steckt so im Schloss, dass man von aussen nicht schliessen kann und alle Fenster sind geschlossen! Somit eher nicht Mord. Oder dann war es ein raffinierter Mörder, meinte Junker. „Warum ist der Hund tot?
Und mit dieser Frage zeigte Altmann auf den Hundekadaver, der in