Mörder Mama: SoKo Hamburg 23 - Ein Heike Stein Krimi
Von Martin Barkawitz
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Über dieses E-Book
Als der russische Oligarch Boris Michailow bei einem Opernbesuch durch einen grausamen Anschlag stirbt, jagt die gesamte Hamburger Polizei eine schöne Unbekannte. Wer ist die Frau, die sich mit Sprengstoff ebenso gut auskennt wie mit Automatikwaffen?
Kriminalhauptkommissarin Heike Stein muss sehr schnell feststellen, dass sie es mit einer ebenbürtigen Gegnerin zu tun bekommt, die völlig skrupellos und ohne Rücksicht auf Verluste handelt. Als sich die Blutspur durch die Hansestadt weiter zieht, kommt die Ermittlerin nach und nach der Wahrheit auf die Spur. Und dann steht sie der Killerin Auge in Auge gegenüber ...
Der Autor
Martin Barkawitz schreibt seit 1997 unter verschiedenen Pseudonymen überwiegend in den Genres Krimi, Thriller, Romantik, Horror, Western und Steam Punk. Er gehört u.a. zum Jerry Cotton Team. Von ihm sind über dreihundert Heftromane, Taschenbücher und E-Books erschienen.
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SoKo Hamburg - Ein Fall für Heike Stein:
- Tote Unschuld
- Musical Mord
- Fleetenfahrt ins Jenseits
- Reeperbahn Blues
- Frauenmord im Freihafen
- Blankeneser Mordkomplott
- Hotel Oceana, Mord inklusive
- Mord maritim
- Das Geheimnis des Professors
- Hamburger Rache
- Eppendorf Mord
- Satansmaske
- Fleetenkiller
- Sperrbezirk
- Pik As Mord
- Leichenkoje
- Brechmann
- Hafengesindel
- Frauentöter
- Killer Hotel
- Alster Clown
- Inkasso Geier
- Mörder Mama
- Hafensklavin
- Teufelsbrück Tod
Ein Fall für Jack Reilly
- Das Tangoluder
- Der gekreuzigte Russe
- Der Hindenburg Passagier
- Die Brooklyn Bleinacht
- Die Blutstraße
- Der Strumpfmörder
- Die Blutmoneten
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Buchvorschau
Mörder Mama - Martin Barkawitz
1
Das Auto war ein nachtschwarzer Aurus Senat mit getönten Scheiben und Spezialpanzerung. Er rollte langsam auf die Hamburgische Staatsoper zu. Die wartenden Fotojournalisten richteten ihre Kameras auf das Fahrzeug, um möglichst gute Aufnahmen in den Kasten zu bekommen.
Keiner von ihnen ahnte die tödliche Gefahr, in der sie alle schwebten.
Als die Luxuslimousine hielt, sprang ein kurzgeschorener Anzugträger mit Bodybuilder-Figur heraus und öffnete die hintere Tür. Die Reporter betätigten die Auslöser ihrer Hochleistungsapparate, denn nun stiegen der Star-Dirigent Daniel Liebig und der russische Oligarch Boris Michailow aus. Dessen Sohn war ebenfalls mit von der Partie.
Während die bildungsbeflissenen Leser für den renommierten Taktstockschwinger zu begeistern waren, konnten sich die Konsumenten der Boulevardpresse eher für den mächtigen Mann aus Russland und dessen Playboy-Sprössling erwärmen. Die Journalisten und Gaffer hatten nur Augen für dieses Trio.
Niemand achtete auf die junge Mutter, die sich mit ihrem Kinderwagen einen Weg durch die Menge zu bahnen versuchte.
»Lasst doch mal die Frau durch!«, rief irgendein wohlmeinender Mensch, als er ihre Lage erkannte. Und wirklich: Mit einer Rücksicht, die niemand einem Paparazzo zugetraut hätte, bildeten die Fotografen eine Gasse, damit der Kinderwagen passieren konnte. Die Ankunft des Luxusautos geschah unter größtmöglicher Lärmentwicklung. Daher hätte man meinen können, dass ein Baby dadurch unruhig wurde und zu schreien begann. Das passierte allerdings nicht.
Denn in dem Kinderwagen lag gar kein Kind.
Das wurde den Umstehenden in dem Moment klar, als die junge Frau unter der Zudecke zwei halbautomatische Pistolen hervorzog. Sie verpasste dem Wagen einen kräftigen Fußtritt, woraufhin er auf Liebig und Michailow zurollte.
Eine gewaltige Explosion riss die Umstehenden von den Füßen.
Die Bombe in dem Kinderwagen hatte mindestens ein halbes Dutzend Menschen getötet oder verletzt. So genau war das in dem Chaos nicht zu erkennen, denn eine schwarze Qualmwolke versperrte die Sicht.
Und die Attentäterin ging mit rücksichtsloser Brutalität vor.
Sie richtete ihre beiden Waffen auf die Bodyguards des Oligarchen, von denen einige noch einsatzfähig waren und sich ihrer Haut wehrten. Der Frau flogen die Kugeln um die Ohren, während die unverletzt gebliebenen Schaulustigen und Journalisten so schnell wie möglich fortliefen. Die meisten von ihnen rannten direkt auf die viel befahrene Dammtorstraße, woraufhin der Verkehr dort komplett zum Erliegen kam.
Schon nach wenigen Minuten ertönten die Sirenen von Streifenwagen, die sich aus Richtung Dammtor-Bahnhof dem Anschlagsort näherten. Für die Täterin war das offenbar das Signal dafür, sich zurückzuziehen. Der Widerstand war ohnehin erloschen. Sie hatte eine kurze Salve nach der anderen auf ihre Gegner gefeuert. Nun schoss keiner von ihnen mehr zurück. Der Bürgersteig war vom Blut der Opfer rot gefärbt.
Die Frau schob ihre Waffen in eine Umhängetasche, die sie dabeihatte. Sie warf noch einen Blick über die Schulter nach hinten und eilte dann in die Große Theaterstraße, die in Richtung Jungfernstieg führte.
Die ganze Aktion hatte keine drei Minuten gedauert.
Als die ersten Polizeibeamten am Tatort eintrafen, bot sich ihnen ein Bild des Schreckens.
2
Hauptkommissarin Heike Stein von der Sonderkommission Mord freute sich auf ihren verdienten Ägypten-Urlaub. Sie war früh aufgestanden, um ihren Flieger Richtung Rotes Meer nicht zu verpassen. Heike ahnte nichts Böses, als um sechs Uhr morgens ihr Telefon klingelte.
Kriminalrätin Dr. Laura Brink war am Apparat.
»Ich bedaure unendlich, Ihren Urlaub vorerst streichen zu müssen«, sagte die Chefin. »Bitte finden Sie sich umgehend im Präsidium ein.«
Die blonde Kriminalistin fiel aus allen Wolken. Die metallisch klingende Stimme ihrer Vorgesetzten hörte sich nicht so an, als ob Frau Dr. Brink ihre Anweisung wirklich leidtun würde. Andererseits konnte Heike sich nicht vorstellen, dass die Chefin ihr aus purer Böswilligkeit Knüppel zwischen die Beine warf. Die beiden hatten nicht das beste Verhältnis zueinander, doch momentan gab es keine größeren Meinungsverschiedenheiten. Daher musste es einen triftigen Grund für diese Entscheidung geben.
»Was ist geschehen?«, wollte Heike wissen.
»Schauen Sie das Frühstücksfernsehen oder schalten Sie Ihren PC ein, bevor Sie sich auf den Weg machen, Frau Stein. Es herrscht eine äußerst unübersichtliche Lage. Ich benötige meine beste Mordermittlerin dringend hier in Hamburg.«
Ein Kompliment aus dem Mund meiner Chefin? Ein Flug in die Sonne wäre mir lieber gewesen!
Diesen Gedanken sprach Heike nicht aus. Stattdessen sagte sie: »Ich werde mich umgehend auf den Weg machen.«
Die Kriminalistin war schon angezogen und geduscht. Nun tauschte sie allerdings ihre Freizeitkleidung gegen einen dunklen Hosenanzug, der zu ihrer trüben Stimmung passte. Eine schwarze Bluse fand sich in ihrem Kleiderschrank auch noch.
Während Heike die Klamotten wechselte, warf sie einen Blick auf ihren eingeschalteten Fernseher. Frau Dr. Brink hatte nicht übertrieben: Auf allen Kanälen liefen Breaking News über einen Bombenanschlag vor der Hamburgischen Staatsoper. Es hatte offenbar mehrere Tote und zahlreiche Verletzte gegeben, wobei die Angaben von Sender zu Sender schwankten. Heike wusste, dass verlässliche Informationen nach so kurzer Zeit nur schwer möglich waren. Die Attacke musste sich am vorigen Abend, unmittelbar vor der Aufführung von Aida in dem Opernhaus zugetragen haben. Offenbar wurde von einer Einzeltäterin ausgegangen, ein terroristischer Hintergrund konnte nicht ausgeschlossen werden.
Die Hauptkommissarin verzichtete darauf, tiefer in die Berichterstattung einzutauchen. Sie verließ sich im Zweifelsfall ohnehin lieber auf Fakten, die sie selbst zusammengetragen hatte. Den Medien stand Heike äußerst misstrauisch gegenüber, weil die Gier nach Schlagzeilen und Einschaltquoten oftmals viel größer war als die Liebe zur Wahrheit und der Wunsch nach objektiver Berichterstattung.
Sie verließ ihre Altbauwohnung in der Isestraße, schwang sich auf ihr Mountainbike und erreichte in Rekordzeit das Polizeipräsidium in Alsterdorf. Heike war nur leicht außer Atem, als sie den Besprechungsraum der Sonderkommission Mord betrat. Die meisten ihrer Kollegen waren schon versammelt, was natürlich auch für die Abteilungsleiterin Dr. Laura Brink galt. Außer der Chefin saßen bereits Heikes Dienstpartner Ben Wilken sowie die Kommissare Melanie Russ und Rüdiger Koslowski an dem langen Holztisch. Auch Bernd Engel hatte sich auf einen Stuhl fallen gelassen und gähnte herzhaft.
»Ich weiß, dass es noch früh ist, Herr Engel«, fauchte die Kriminalrätin. »Ich wäre Ihnen aber dankbar, wenn Sie Ihr Desinteresse etwas weniger deutlich zum Ausdruck bringen könnten.«
Engel presste die Lippen aufeinander und senkte den Blick Richtung Tischplatte. Heike fand es normalerweise nicht gut, wenn die Chefin ihre Untergebenen anpflaumte. Doch in diesem Fall konnte sie nachvollziehen, wie Frau Dr. Brink sich fühlte. Bei ihr lagen vermutlich die Nerven blank, denn bei einem Fall von dieser Dimension stand sie unter einem enormen Erfolgsdruck. Dass ihr aufgrund des Terrorismusverdachts auch noch der Staatsschutz ins Handwerk pfuschen würde, machte die Sache nicht einfacher.
Melanie Russ hob ihr Kinn.
»Sollen wir beginnen? Ich hatte soeben Kontakt mit dem Kriminaldauerdienst. Die Kollegen waren bereits zwanzig Minuten nach der ersten Streifenwagenbesatzung am Tatort.«
Die Chefin nickte der Kommissarin zu.
»Bringen Sie uns bitte auf den neuesten Stand, Frau Russ. Wir können nicht darauf warten, dass wir vollzählig sind. Die Ermittlungen werden von Frau Stein und Herrn Wilken geleitet, Sie und Herr Koslowski assistieren.«
Heike wusste, dass Melanie ehrgeizig war und davon träumte, eines Tages ihre Position in der Sonderkommission Mord einzunehmen. Bis dahin versuchte die junge Kollegin sich durch Fleißarbeit einen guten Namen zu machen.
Melanie schlug ihr Notizbuch auf und begann: »Um 19.32 Uhr am vorigen Abend traf der Wagen von Boris Michailow vor der Staatsoper ein. Ist der Name allgemein geläufig?«
»Mir nicht«, gab Heike zu.
»Boris Michailow ist einer der reichsten russischen Oligarchen«, warf Koslowski ein. »Er verdient sein Geld mit Schwerindustrie, Kommunikationstechnologie, Rohstoffhandel, das ganze Programm. Seine Weste dürfte nicht gerade weiß sein, aber da er Politiker sowohl in seiner Heimat als auch in Deutschland schmiert, muss er das Gesetz nicht fürchten.«
Die Chefin runzelte die Stirn.
»Sie sollten keine Tatsachenbehauptungen in die Welt setzen, die Sie nicht beweisen können, Herr Koslowski.«
»Wenn ich Beweise gegen Michailow hätte, würde ich schon längst mit einem Betongewicht an den Füßen auf dem Grund der Ostsee liegen«, behauptete der Kommissar, dessen äußere Erscheinung wie üblich sehr schäbig war. Seine Dienstpartnerin Melanie Russ hatte schon mehrere vergebliche Versuche unternommen, ihn zum Anlegen adretter Kleidung zu überreden.
»Wie auch immer, jedenfalls befand sich Michailow in Gesellschaft seines Sohnes Juri und des prominenten Dirigenten Daniel Liebig.«
»Warum fuhr der Musiker mit dem Oligarchen?«, wollte Heike wissen. »Ich hätte vermutet, dass er schon im Opernhaus war, um sich auf die Aufführung vorzubereiten.«
»Normalerweise wäre das auch so«, erwiderte Melanie. »An dem Abend stand das Opernhaus allerdings ganz im Zeichen einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Die Einnahmen sollten einer Stiftung für krebskranke Kinder zugutekommen, wobei sich allein Michailow mit einer Spende in Höhe von zwanzigtausend Euro hervorgetan hat.«
»Ein gutes Gewissen kann man sich also auch erkaufen«, murmelte Koslowski. Doch als Frau Dr. Brink ihn wütend anstarrte, verzichtete er auf weitere Kommentare.
Melanie sagte: »Zahlreiche Pressevertreter warteten auf den Dirigenten sowie die prominenten Besucher und Spender. Da näherte sich aus Richtung Gänsemarkt eine Frau mit einem Kinderwagen. Die Leute hielten sie fälschlicherweise für eine junge Mutter und machten ihr Platz. In dem Kinderwagen befand sich allerdings kein Säugling, sondern eine Bombe. Die Sprengstoffexperten haben ihre Untersuchung natürlich noch nicht abschließen können, dafür ist es zu früh. Nach Einschätzung vom Kriminaldauerdienst handelte es sich um eine Rohrbombe, für deren Konstruktion