Die geheimnisvolle Schöne
Von Susan Crosby
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Auf einer Kostümparty trifft Joe eine geheimnisvolle Schöne, die ihn magisch anzieht. Spontan von Verlangen überwältigt, küsst er sie leidenschaftlich - ohne zu wissen, wer sie ist. Als sie ihre Maske abnimmt, traut er seinen Augen nicht. Die verführerischste Frau, der er jemals begegnet ist, ist keine Fremde für ihn ...
Susan Crosby
Susan Crosby fing mit dem Schreiben zeitgenössischer Liebesromane an, um sich selbst und ihre damals noch kleinen Kinder zu unterhalten. Als die Kinder alt genug für die Schule waren ging sie zurück ans College um ihren Bachelor in Englisch zu machen. Anschließend feilte sie an ihrer Karriere als Autorin, ein Ziel, dass sie schon seit langer Zeit ins Auge gefasst hatte. Aufgewachsen ist sie, zu der Blütezeit der Beach Boys an den weißen Stränden von Südkalifornien. Noch immer liebt sie das Gefühl des Sandes zwischen ihren Zehen, ein frühmorgendliches Bad im blauen Ozean und sie würde gern noch einmal in den gelb gepunkteten Bikini von damals schlüpfen. Susan hat zwei erwachsene Söhne, eine wunderbare Schwiegertochter und zwei perfekte Enkelkinder.
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Buchvorschau
Die geheimnisvolle Schöne - Susan Crosby
IMPRESSUM
Die geheimnisvolle Schöne erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2004 by Susan Bova Crosby
Originaltitel: „Hot Contact"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 1372 - 2005 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Gabriele Braun
Umschlagsmotive: GettyImages_vadimguzhva
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733745639
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Als Joe Vicente ins Büro kam, bot sich ihm ein grausamer Anblick. Er wäre fast über einen von sechs Dolchen durchbohrten Körper gestolpert.
Nachdem Joe sich den Riesen, der vor ihm auf dem Boden lag, näher angesehen hatte, fing er jedoch an zu lachen. Das Blut, das aus den vermeintlichen Einstichstellen sickerte, war eine Spur zu grellrot, wie er als erfahrener Kriminalbeamter sofort erkannte, und die Dolche hatten keine Spitze.
„Habe ich dir einen Schrecken eingejagt?", fragte der Riese.
„Ja, das ist ein tolles Kostüm, Reggie. Joe ging um den Kollegen herum zu seinem Schreibtisch. „Willst du so bei deinen Nachbarn an der Tür klingeln, wenn du nach Hause gehst?
„Ach was, ich treffe mich mit meiner Frau im Blue Zoo zur Halloweenparty. Hast du nicht Lust mitzukommen?"
„Nein, danke. Wenn ich heute Abend nicht da bin und Süßigkeiten an die kleinen Monster verteile, bewerfen sie mein Haus mit Eiern."
Reggie stand auf und strich sein Kostüm glatt. „Ich wusste nicht, dass die Kinder so etwas heute immer noch machen."
„In unserer Nachbarschaft ist das noch üblich." Joe blätterte jetzt konzentriert in den Papieren auf seinem Schreibtisch.
Als er wieder aufblickte, stand ein Nachkomme Al Capones im Nadelstreifenanzug, mit schwarzem Hemd und weißer Krawatte vor ihm, den typischen Filzhut auf dem Kopf. Tatsächlich war es Tony Mendes, der Neue im Morddezernat der Polizei von Los Angeles und Joes Partner.
Joe verzog grinsend das Gesicht. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass sich in seinen sieben Dienstjahren in dieser Abteilung ein Kollege zu Halloween verkleidet hatte. Es lag wohl daran, dass das Blue Zoo, die Stammkneipe der Kripo von Los Angeles, einen neuen Wirt hatte, der ein größeres Publikum anzog.
Joe ließ sein Notizbuch auf den Schreibtisch fallen, als er Lieutenant Morgan über den Flur gehen sah.
„Kommen Sie bitte ins Besprechungszimmer, Joe", sagte der Lieutenant. Sein Ton machte deutlich, dass es sich nicht gerade um die Einladung zu einer Party handelte. Ohne ein Wort zu seinen Kollegen folgte Joe seinem Vorgesetzten.
Im Besprechungszimmer setzte er sich Morgan gegenüber an den Tisch und schlug, nichts Gutes ahnend, die Beine übereinander. Er hatte plötzlich wieder heftiges Sodbrennen, wagte in Gegenwart des Lieutenants aber nicht, eine seiner Kautabletten zu nehmen, die er wie Bonbons aß.
Ohne eine Miene zu verziehen, lehnte Morgan sich zurück. Mit seinen eins fünfundachtzig war er annähernd so groß wie Joe, jedoch zehn Jahre älter und mindestens zwölf Kilo schwerer. Er war ein guter Vorgesetzter, der sich stets um Fairness bemühte. „Was ist der neuste Stand im Fall Leventhal?"
„Es gibt nichts Neues, antwortete Joe prompt. „Keine der Spuren hat mich weitergebracht.
Darauf schwieg Morgan eine ganze Weile, sodass Joe fast angefangen hätte, eine Erklärung nachzuschieben, obwohl er die Schweigetaktik kannte. Er wandte sie ja selbst oft an. Man schweigt so lange, bis der andere es nicht länger erträgt und sich gezwungen fühlt, wieder etwas zu sagen.
„Ich habe Sie für vier Wochen Urlaub eingetragen", erklärte Morgan schließlich, ohne den Blickkontakt mit Joe auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen.
Seine Worte waren ein Schock für Joe. Er hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Urlaub, das würde die Hölle sein! Zugegeben, er hatte in der letzten Zeit ein paar Mal die Nerven verloren, aber das Letzte, was er brauchte, war Urlaub. Freie Zeit? Darauf legte er überhaupt keinen Wert. „Ich weiß, dass Sie im Moment nicht so zufrieden sind mit meiner Arbeit, aber …"
Morgan runzelte die Stirn. „Es hat nichts mit Ihrer Arbeit zu tun, Joe. Sie sind ein verdammt guter Detective. Aber Sie stehen kurz vor der Versetzung." Er unterstrich seine Worte, indem er Daumen und Zeigefinger fest zusammenpresste.
„Aber ich kann jetzt nicht Urlaub machen."
„Sie müssen mal hier raus, und zwar, ehe etwas passiert. Sie bringen sich selbst und andere in Gefahr, Joe. Ich meine, Sie arbeiten schon viel zu lange an diesem Fall und haben sich furchtbar darin verbissen."
„Ich kann die Zeugen einfach nicht dazu bringen, mit uns zu kooperierten. Das wissen Sie doch."
„Allerdings, aber Sie dürfen Ihren Frust nicht an Ihren Kollegen auslassen, Joe. Heute haben Sie sich zum ersten Mal seit Monaten im Dienst halbwegs normal benommen. Denken Sie bloß nicht, Captain Miller wüsste nicht Bescheid. Ich will nur verhindern, dass Sie ernste Schwierigkeiten kriegen. Deswegen müssen Sie ab morgen in Urlaub gehen."
Joe überkam ein Gefühl der Verzweiflung. Nicht arbeiten zu können, nein, das würde er nicht überleben. Sein Sodbrennen würde immer schlimmer werden, ganz zu schweigen von seiner Schlaflosigkeit. „Zwei Wochen reichen mir vollkommen", erklärte er. Das kann ich vielleicht gerade noch aushalten, fügte er in Gedanken hinzu.
„Vier, beharrte Morgan energisch. „Und wenn Sie am Tatort gesehen werden oder versuchen sollten, sich mit einem der Zeugen in Verbindung zu setzen, dann brauchen Sie gar nicht mehr zurückzukommen.
Joe musste zugeben, dass Morgan in gewisser Weise recht hatte. So konnte es nicht weitergehen. Aber einfach vier Wochen Ferien zu machen, das war auch keine Lösung. Rechtlich gesehen konnte man ihn nicht zwingen, Urlaub zu nehmen. „Sie wissen doch, dass ich nicht verreisen kann", entgegnete er, um Morgan milder zu stimmen.
„Aber eine Reise wäre jetzt genau das Richtige für Sie, erwiderte Morgan und es klang ehrlich besorgt. „Wie lange ist es her, dass Sie richtig Ferien gemacht haben? Wann sind Sie das letzte Mal auch nur ausgegangen? Mir ist klar, dass Sie eine schwere Zeit hinter sich haben, Joe, aber Sie müssen darüber hinwegkommen. Versuchen Sie alles, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Fangen Sie wieder an zu leben, Mensch.
„Oder kommen Sie überhaupt nicht wieder?", fügte Joe mit düsterer Miene hinzu.
Morgan verschränkte die Arme über der Brust. „Ich möchte die Fallakte und Ihre Aufzeichnungen auf meinem Schreibtisch haben, bevor Sie Feierabend machen."
Joe war neununddreißig Jahre alt. Achtzehn Jahre arbeitete er schon für das Los Angeles Police Department. Daher wusste er auch, dass alles für ihn auf dem Spiel stand und dass er seinem Chef nicht widersprechen durfte, vor allem weil Morgan es gut mit ihm meinte. „Wer wird denn den Fall Leventhal übernehmen?", fragte er daher nur.
„Tony Mendes."
Joe unterdrückte einen Schrei der Empörung. „Er ist doch ein blutiger Anfänger!"
„Das sehe ich anders, widersprach Morgan. „Er ist genauso ein Anfänger, wie Sie es vor sieben Jahren waren. Sie haben damals auch schon Fälle gelöst.
Joe nahm sich eine Stunde Zeit, um seine Aufzeichnungen zu ordnen. Das hatte zwar niemand von ihm verlangt, und sie würden ihn auch nicht zu Hause anrufen, wenn etwas unklar war, aber er wollte Tony Mendes die Arbeit erleichtern. Zum Glück kannte der den Fall schon.
Als Joe die Unterlagen zum Fall Leventhal schließlich auf Morgans Schreibtisch legte, waren alle außer dem Lieutenant schon gegangen.
Morgan nickte Joe zu. „Danke, wir sehen uns dann nach Thanksgiving."
Joe hatte sich schon verabschiedet und wollte gerade die Tür hinter sich schließen, da rief Morgan ihm nach: „Rufen Sie mich zwischendurch doch mal an und berichten mir, wie es Ihnen geht."
„Mach ich", antwortete Joe mit gepresster Stimme. Selbst das Gehen schien ihm schwer zu fallen. Was soll ich jetzt an Halloween anfangen? fragte er sich verzweifelt. Heimfahren und darauf warten, dass die Kinder bei ihm klingelten und um Süßigkeiten betteln? Nein, lieber wollte er später das angetrocknete Eigelb von der Hauswand kratzen.
Er könnte auch ins Blue Zoo gehen, mit den Kollegen quatschen und sich volllaufen lassen. Aber in seiner Verfassung würde er sich am Ende noch prügeln.
Als er in seinem Wagen saß, fiel ihm die Einladung auf dem Beifahrersitz ins Auge. Sie lag dort schon seit ein paar Wochen, ohne dass er sie beachtet hatte. Jetzt nahm er sie in die Hand, um sie zum ersten Mal in Ruhe durchzulesen.
Es war eine Einladung zu einer Kostümparty von Scott Simons, seinem ehemaligen Ausbilder bei der Polizei. Scott hatte vor zwölf Jahren den Dienst quittiert und sich als Anwalt niedergelassen. Er war dafür bekannt, komplizierte Strafrechtsfälle zu übernehmen, und verdiente eine Menge Geld. Die Halloweenparty fand heute Abend in seinem Haus in Santa Monica statt.
„Kostüm erforderlich", las Joe laut. Dann trommelte er mit den Fingern auf das Lenkrad. Eigentlich hielt er nichts davon, sich zu verkleiden. Aber Scotts Party wäre für ihn heute Abend gar nicht so schlecht. Er käme mit Leuten zusammen, die er nicht näher kannte, erfolgreiche Rechtsanwälte und wichtige Klienten. Alles würde sehr unverbindlich für ihn sein, aber er wäre dennoch nicht allein. Zu Hause würde er sich nur betrinken, und das wäre Gift für seinen Magen.
Lieutenant Morgans Worte klangen ihm im Ohr: „Fangen Sie wieder an zu leben."
Joe warf die Einladungskarte zurück auf den Beifahrersitz, startete den Motor und fuhr los. Er überlegte tatsächlich ernsthaft, wo er jetzt noch ein Halloweenkostüm auftreiben konnte. Etwas Originelleres als eine George-W.-Bush-Maske sollte es schon sein.
Als ihm bewusst wurde, worüber er sich Gedanken machte, schüttelte Joe über sich selbst den Kopf. Ich glaube, ich bin wirklich übergeschnappt, dachte er.
Die Party war in vollem Gang. Laute Musik und das Stimmengewirr der Gäste erfüllten die Räume. Arianna Alvarado fühlte sich hier sehr wohl. Die ausgelassene Stimmung war ein willkommener Kontrast zu ihrer konzentrierten Arbeit.
Sie nippte an ihrem Martini, an dem sie besonders die herbe Ginnote schätzte. Dann fischte sie eine grüne Olive heraus und kaute sie genüsslich. „Bist du sicher, dass er nicht noch kommen wird?", fragte Arianna den Mann an ihrer Seite.
„Ich hab dich ja gewarnt. Du solltest dir keine großen Hoffnungen machen, ihn hier zu treffen, antwortete Scott Simons. Die beiden standen im Foyer, wo er als Hausherr die ankommenden Gäste begrüßte. „Wenn er nicht Jeans und Stiefel tragen kann, hat er sowieso kein Interesse.
„Kombiniert mit Westernhemd und Stetson ist das doch schon ein klassisches Kostüm", bemerkte Arianna.
„Aber es bleibt ein Kostüm."
„Natürlich. Sie lächelte zustimmend, wollte jedoch immer noch nicht aufgeben. „Andererseits hat er aber auch nicht ausdrücklich abgesagt, nicht wahr?
„Ja, aber wenn er kommen wollte, hätte er angerufen."
Sie war selbst überrascht über die Enttäuschung, die sie auf einmal spürte. Ohne es sich einzugestehen, war sie mit gewissen Erwartungen hergekommen.
Nachdem Scott zwei als Ganoven verkleidete Gäste begrüßt und zur Bar geschickt hatte, wandte er sich wieder an Arianna. „Warum rufst du ihn nicht einfach im Büro an?"
„Das hat keinen Zweck."
Er zog amüsiert die Brauen hoch. „Dann hast du mir nicht die Wahrheit gesagt, als du mich gebeten hast, ihn auf die Gästeliste zu setzen. Es war also kein dienstlicher, sondern ein privater Grund."
„Es ist dienstlich, aber zugleich privat."
Scott verstand zwar nicht, was sie damit meinte, hakte aber nicht weiter nach. „Auf jeden Fall mag er schöne Frauen, Arianna. Du würdest ihm gefallen."
„Schmeichler", gab sie zurück. Es ging ihr nicht darum, Joe zu gefallen, auch wenn er eine gewisse Anziehung auf sie ausgeübt hatte, als sie