TONI VEGAS - EIN GANZ BÖSES SPIEL: Ein Krimi aus Hannover
Von Marc Mrosk
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Über dieses E-Book
Hier kommt Toni Vegas.
Pech in der Liebe, Pech im Job, Pech im Spiel.
Einst ein nicht allzu angesehener Kriminalkommissar und ein nicht wirklich erfolgreicher Glücksspieler, nun ein nicht allzu erfolgreicher Detektiv. Doch auf Grund immenser Schulden durch seine Zeit als Zocker muss sich der trinkfeste Privatschnüffler über jeden Auftrag freuen. Auch über den Auftrag des zwielichtigen Anwalts Viktor Ketz, der seine Ehefrau nicht nur verdächtigt, ihn zu betrügen; Ketz vermutet darüber hinaus, dass diese ihn mit Hilfe ihres Liebhabers, der soeben aus dem Knast entlassen wurde, ermorden will...
Der Roman Toni Vegas - Ein ganz böses Spiel von Marc Mrosk (Jahrgang 1982) ist der Auftakt einer Serie von Noir-Krimis aus Hannover.
Der Apex-Verlag veröffentlicht diesen Roman als deutsche Erstveröffentlichung in seiner Reihe APEX CRIME.
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Buchvorschau
TONI VEGAS - EIN GANZ BÖSES SPIEL - Marc Mrosk
Das Buch
Hier kommt Toni Vegas.
Pech in der Liebe, Pech im Job, Pech im Spiel.
Einst ein nicht allzu angesehener Kriminalkommissar und ein nicht wirklich erfolgreicher Glücksspieler, nun ein nicht allzu erfolgreicher Detektiv. Doch auf Grund immenser Schulden durch seine Zeit als Zocker muss sich der trinkfeste Privatschnüffler über jeden Auftrag freuen. Auch über den Auftrag des zwielichtigen Anwalts Viktor Ketz, der seine Ehefrau nicht nur verdächtigt, ihn zu betrügen; Ketz vermutet darüber hinaus, dass diese ihn mit Hilfe ihres Liebhabers, der soeben aus dem Knast entlassen wurde, ermorden will...
Der Roman Toni Vegas - Ein ganz böses Spiel von Marc Mrosk (Jahrgang 1982) ist der Auftakt einer Serie von Noir-Krimis aus Hannover.
Der Apex-Verlag veröffentlicht diesen Roman als deutsche Erstveröffentlichung in seiner Reihe APEX CRIME.
TONI VEGAS - EIN GANZ BÖSES SPIEL
Erstes Kapitel
Toni saß in seinem Büro, Füße auf dem Tisch, eine Tasse kalten Kaffee in der Hand und verglich seine Rechnungen mit seiner Auftragslage und überlegte, ob es nicht am unkompliziertesten wäre, wenn er sich einfach eine Kugel durch den Kopf jagen würde. Dann wäre der Spuk vorbei. Was soll der ganze Ärger überhaupt noch? Wie er so da saß und einen Blick auf seine alte Kaffeemaschine auf dem Schrank rechts von ihm warf, klopfte es doch tatsächlich an der Tür. Es war kurz nach 18 Uhr und er war eigentlich im Begriff den Laden für heute oder vielleicht sogar für immer zu schließen. Aber wirklich nach Hause wollte er auch nicht und außerdem gab es da ja noch diese Idee mit dem Blei im Schädel.
»Herein«, rief er, und ein Typ gehobenen Alters trat in Tonis kleines Büro. Der Mann trug einen hellen, feinen Mantel, dazu eine schicke Faltenhose und schwarze Lackschuhe mit flachen Absätzen.
»Guten Abend«, sagte er und setzte sich ohne Aufforderung auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
Toni nahm die Füße vom Tisch, stellte seine Kaffeetasse ab und schaffte ein wenig Ordnung auf dem Tisch.
»Hallo«, sagte er, »würde Ihnen gerne einen Kaffee anbieten, aber der ist leider schon kalt. Aber ich könnte frischen machen. Könnte auch noch eine Tasse vertragen.«
»Nein, danke. So spät nicht mehr«, sagte er.
»Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn ich kurz die Maschine anschmeiße, während wir reden?«
»Aber nein. Bitte.«
Toni stand auf und ging rüber zur Kommode. Während er die Kanne aus der Maschine nahm, sah er die halbvolle Flasche Bourbon auf einem Regal, das an der Wand hing stehen.
»Ach, was soll's«, sagte er, nahm sich eines der Gläser, von denen, die daneben standen und schenkte sich einen guten Schluck ein.
»Auch was?«, fragte Toni, doch der Mann im Stuhl verneinte wieder.
»Na, schön«, sagte Toni und nahm einen Hieb aus seinem Glas.
»Was kann ich denn für Sie tun?«, fragte Toni und nahm wieder hinter seinem Schreibtisch Platz.
»Ist Toni Vegas ihr richtiger Name?«
Der Mann lehnte sich etwas vor und sah Toni in die Augen.
»Nein«, sagte Toni.
»Warum die Namensänderung?«
»Ist das der Grund warum Sie mich aufgesucht haben? Soll ich das für Sie herausfinden?«
Toni ließ sich zurück in den Stuhl fallen und schwenkte sein Glas locker hin und her.
»Nein.«
Sein neuer potentieller Klient kratzte sich an der Stirn und lehnte sich wieder zurück. Er schien recht nervös zu sein, aber das waren die meisten, die hier herkamen, bzw. von den wenigen, die herkamen, waren die meisten nervös, aber auch Toni war nicht mal ansatzweise so entspannt, wie er es den Anschein machen wollte. Er trank weiter, und es half ein wenig ruhiger zu werden. Dann hörte er sich die Geschichte von dem Mann an, den er so auf Mitte oder Ende 50 schätzte.
»Es geht um meine Frau«, sagte er.
Toni nickte einfach nur. Es ging ganz oft um die Ehefrau oder den Ehemann oder einen sonstigen Familienangehörigen. Sie wurde wahrscheinlich vermisst, dachte er sich, aber wurde schon kurz darauf eines Besseren belehrt.
»Ich denke, sie hat etwas vor. Etwas, das mir schaden könnte.«
»Und das wäre?«
»Ich denke, Sie und ihr Freund, Ihr Liebhaber«, der Mann sprach das Wort aus, als würde es ihm schon seit Stunden quer in der Kehle stecken, »ich denke die beiden möchten, dass ich von der Bildfläche verschwinde.«
»Inwiefern?«
»Sie wollen meinen Tod«, sagte der Mann und schaute fast schon etwas beschämt zu Boden, doch nur einen Moment später war er wieder zurück, mit diesem starre festen Blick, der zeigen wollte, dass er sich niemals unterkriegen lassen würde.
»Und was kann ich da machen?«
Toni leerte sein Glas, stand auf und nahm sich gleich die ganze Flasche mit an den Schreibtisch.
»Ich möchte, dass Sie dafür Beweise finden«, sagte der Mann und schlug das eine Bein über das andere.
»Beweise für einen geplanten Mord, an Ihnen, ausgeübt von ihrer Frau und ihrem Freund oder Liebhaber. Ist dieser Freund nur ein Freund bzw. Liebhaber oder in welcher Beziehung steht oder stand er zu ihrer Frau?«
»Er ist ihr Ex-Freund. Er war zehn Jahre im Gefängnis. Kürzlich kam er wieder raus und hat wohl Kontakt zu meiner Frau aufgenommen. Ich denke, sie wollen an mein Geld.«
»Dann verlassen Sie doch einfach Ihre Frau.«
»So einfach ist das nicht.«
Toni schenkte sich großzügig nach. Für diesen kurzen Augenblick legte sich ein wenig Zuversicht auf sein Gemüt, zumal er bei seinen Rechnungen ganz schön im Rückstand war. Wahrscheinlich würden sie ihm schon nächste Woche den Strom zu Hause abdrehen und dann hier im Büro. Bei der Miete für seine Wohnung lag er schon seit zwei Monaten im Rückstand. Aber nun, gab es da vielleicht doch eine Chance, etwas Geld zu machen, obwohl ihm ein Vermisstenfall lieber gewesen wäre. Bei Vermisstenfällen konnte man in viele Richtungen ermitteln und hatte Anhaltspunkte. Zeugen, Dokumente, Videoaufnahmen, Fotos, etc. Aber diese Geschichte hier drohte einem schon am Anfang zu entwischen, wie ein nasses Stück Seife.
»Wie kommen Sie darauf, dass Ihre Frau Sie tot sehen will?«
»Ich habe ein Gespräch mit ihrem Ex-Freund mitgehört und da sind ziemlich eindeutige Äußerungen gefallen.«
»Und Sie haben Ihre Frau damit nicht konfrontiert?«
»Nein.«
»Sonst irgendwelche Andeutungen oder Hinweise?«
»Nein.«
»Es ist nicht einfach, einen geplanten Mord nachzuweisen. Schon gar nicht innerhalb einer Ehe. Denken Sie, ich gehe einfach zu Ihrer Frau und Sie gesteht, was sie mit Ihnen vorhat? Sie kann und wird alles abstreiten und im besten Fall ihrem Ex-Freund in die Schuhe schieben. Sie haben doch gesagt, dass er gerade aus dem Knast raus ist. Wie lange hatten Sie gesagt? Zehn Jahre? Was hat er angestellt? Raubüberfall? Schwerer Betrug?«
»Raubüberfall.«
»So, da haben Sie's. Es geht ihm mal wieder ums Geld. Sie wird alles auf ihn schieben. Vielleicht erpresst er auch Ihre Frau.«
»Nein. Ich bin mir sicher, dass sie dahinter steckt. Er ist nur ein Spielfigur.«
»Und warum können Sie sie nicht verlassen?«
»Würde ich dann nicht eine mutmaßliche Mörderin laufen lassen?«
Toni musste kurz lachen. Eine »mutmaßliche Mörderin«. Toni sollte also jemandem etwas nachweisen, was er vorhatte zu tun. Die schlimmste Straftat überhaupt. Vorsätzlicher Mord. So ähnlich wie in diesem Science-Fiction Kinofilm. Er war müde, etwas angetrunken und irgendwie auch ausgebrannt. Doch er brauchte das Geld und konnte nicht mit Sicherheit sagen, wann der nächste Klient oder die nächste Klientin durch seine Tür kommen würde. Die Sache gefiel ihm nicht besonders, aber er hatte keine Wahl. Er trank schnell noch was, kippte nach und beobachtete nachdenklich den Whiskey in seinem Glas. Was soll es schon? Schlag einfach ein. Such seine Frau, beschatte sie eine Weile und versuche ein paar Informationen über Sie zu bekommen, sagte er sich. Im Grunde wäre es ein ganz ruhiger Observierungsjob. Mehr wäre es doch wirklich nicht, auch wenn das Ende dieser Geschichte alles andere als vielversprechend schien. Intrigen, Betrügereien, Lügen und das alles in der heiligen Institution der Ehe. Wäre da nicht der Verdacht eines Mordanschlags, wäre es eine ganz normale Geschichte. Der Teil mit dem Mord gefiel ihm gar nicht.
»Na schön. Ich werde sehen, was ich tun kann. Sie kennen mein Honorar?«
»Ich kenne ja nicht mal ihren richtigen Namen«, sagte er.
»Der ist nicht wichtig. Ihrer hingegen schon.«
»Mein Name ist Ketz. Viktor Ketz. K-E-T-Z. Viktor mit K.«
»Gut, Herr Ketz und auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, versprechen Sie sich nicht zu viel davon. Ich werde vielleicht nichts Handfestes herausbekommen. Und ich koste Sie 200 pro Tag.«
»Ist in Ordnung und einen Versuch ist es wert, Herr...Vegas«, sagte er mit einem verschmitzten Grinsen.
»Sagen Sie einfach Toni.«
»Wollen Sie sonst nichts wissen?«
»Das reicht fürs erste. Ich möchte mir so gut es geht, ein eigenes Bild machen können«, sagte Toni und stand auf.
»Na schön. Morgen früh zwischen acht und neun wird sie wohl ins Fitnessstudio fahren.«
»Okay. Danke für die Info.«
»Treiben Sie Sport, Toni?«, fragte Ketz.
»Ich spiele gerne Mini-Golf«, sagte Toni, »und Sie?«
»Hin und wieder«, sagte er und erhob sich.
»Haben Sie eine Karte?«, fragte Toni und trank sein Glas leer.
»Ja.«
Ketz zog eine Visitenkarte aus einem Lederetui und warf sie auf den Schreibtisch.
»Dann viel Erfolg. Wann höre ich wieder von Ihnen?«
Ketz gab Toni die Hand, er hatte einen festen Händedruck.
»Welcher Tag ist heute? Samstag? Ich melde mich in einer Woche wieder bei Ihnen. Mal schauen, was ich bis dahin herausgefunden habe. Wie klingt das?«
»Klingt gut.«
Sie nickten sich kurz zu und dann verschwand Viktor Ketz aus Tonis Büro. Toni genehmigte sich gleich noch einen guten Schluck vom Whiskey und wanderte ein bisschen durch den Raum. Dieser Fall war eine Sackgasse, aber die Fahrt durch diese Sackgasse wurde eben bezahlt. Auch wenn die 1400 nur ein Tropfen auf dem heißen Stein waren. Vielleicht hätte er mehr verlangen sollen, aber so würde sich Ketz wahrscheinlich nicht unbedingt beschweren, wenn wirklich nichts dabei herauskommen sollte. Außerdem hatte ihn Toni vorgewarnt. Dieser Fall könnte alles andere als gut ausgehen.
Zweites Kapitel
Es war kurz nach Feierabend, sie war trotzdem noch auf der Arbeit und ihr Handy klingelte. Weil es nicht Samstag oder Sonntag war und sie darum keine familiären Anrufe erwartete, meldete sie sich am Telefon wie üblich: »Hallo Toni, was gibt’s? Bin noch auf der Arbeit.«
»Davon ging ich aus,« kam prompt die Antwort ihres langjährigen Freundes und irgendwie Ex-Kollegen, der die Beamtenlaufbahn hinter sich gelassen hatte, um nun als Privatermittler untreuen Ehefrauen hinter her zu laufen.
Sie hatte Toni tatsächlich über die Arbeit kennen gelernt. Als Archivarin hatte sie vor einigen Jahren an einem polizeiwissenschaftlichen Forschungsprojekt mitgearbeitet, bei dem sie vor allem die interne Neukategorisierung tausender Kriminalakten übernommen hatte. Noch immer war sie mit der Datenpflege der entsprechenden Akten in den Datenbanken betraut, doch die direkte Zusammenarbeit war glücklicherweise vorbei. Normalerweise gelang es ihr