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Auge um Auge: Mit dem Serienmörder 12 Stunden lang in einem Raum und die Angehörigen der Opfer haben freie Hand
Auge um Auge: Mit dem Serienmörder 12 Stunden lang in einem Raum und die Angehörigen der Opfer haben freie Hand
Auge um Auge: Mit dem Serienmörder 12 Stunden lang in einem Raum und die Angehörigen der Opfer haben freie Hand
eBook289 Seiten3 Stunden

Auge um Auge: Mit dem Serienmörder 12 Stunden lang in einem Raum und die Angehörigen der Opfer haben freie Hand

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Über dieses E-Book

Angeklagter, hören Sie genau zu, was ich ihnen jetzt sage. Sie werden 12 Stunden in einem Raum mit den fünf Angehörigen eingeschlossen. Selbstverständlich sind Sie an einen Stuhl fixiert, wie Ihre Opfer das auch gewesen sind, so dass Sie sich nicht zur Wehr setzen können.
Den fünf Angehörigen stehen sämtliche sichergestellten Tatwerkzeuge zur Verfügung und alle fünf Angehörigen bewegen sich im absoluten straffreien Raum. Auge um Auge. Die fünf Angehörigen können mit Ihnen machen, was sie wollen.
In diesem Psychothriller spricht ein Richter das Urteil, was sich viele Angehörige von Gewaltopfern wünschen: Einmal mit dem Täter das machen dürfen, was man will.
Als der Serienmörder vor Gericht seinen Taten zweifellos überführt wurde, stand im eigentlich die Todesstrafe bevor. Doch der Richter gibt dem Täter die Chance, das Urteil in lebenslängliche Haft umzuwandeln, wenn er sich für 12 Stunden schutzlos den Angehörigen seiner Opfer aussetzt.
Nichts für schwache Nerven !
Dieses Buch werden Sie nicht mehr aus der Hand legen.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Jan. 2021
ISBN9783965180444
Auge um Auge: Mit dem Serienmörder 12 Stunden lang in einem Raum und die Angehörigen der Opfer haben freie Hand

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    Buchvorschau

    Auge um Auge - Paul Gant

    „Hast du das Fleisch endlich fertig gewürzt?" Ungeduldig ruft Steven nach seiner Frau, die unter Hochdruck in der Küche steht und arbeitet.

    „Noch nicht ganz Schatz, ich bin gleich fertig." Mary weiß, dass Steven nach einem für ihn genialen Grillablaufplan arbeitet. Dieser Grillablaufplan ist unbedingt einzuhalten.

    „Beeil dich, der Grill hat bald seine optimale Temperatur erreicht."

    „Ich mache ja schon, du kannst ja schon mal die Teller nach draußen bringen." Das bringt Mary etwas Zeit.

    „Kein Problem!" Steven steht auf und geht ins Haus zu den Tellern. Er kennt seine Mary. Sie ist, was das Grillen angeht, eine Ohne-Regeln-Grillerin, was heißen soll, dass sie zwischendurch noch mal mit ihrer Mutter oder Freundin telefoniert, etwas aufräumt und saubermacht. Es könnte jemand durchaus unerwartet zu Besuch kommen.

    Was soll dieser dann von Mary denken, wenn nicht alles tip-top ist. Demnach macht es Steven auch nichts aus, den Grill auf Temperatur zu bringen und die diversen Utensilien nach draußen zu bringen.

    „Wo sind denn die Getränke?"

    „In der Kühlbox Schatz, in der Kühlbox sind die Getränke" Steven schaut sich um. Die Kühlbox stand die ganze Zeit neben ihm.

    „Ah, ja, ich sehe sie." Er öffnet die Kühlbox und holt zwei Flaschen Bier heraus.

    Endlich kommt Mary mit dem Grillfleisch auf die Terrasse.

    „So das Fleisch ist fertig, hier, Schatz, das kannst du schon auf den Grill legen."

    Steven kann es kaum erwarten. Blitzschnell liegen die ersten Fleischstücke auf dem Grill.

    „Das wurde auch langsam Zeit. Man habe ich einen Hunger"

    „Komm lass uns erst einmal anstoßen". Mary gießt kühles Bier in zwei Gläser.

    „Ja, auf den schönen Abend".

    Gerade als beiden anstoßen wollen, dreht Mary sich nach allen Seiten um.

    „Hast du dem neuen Nachbarn schon Bescheid gesagt, ob er auch rüberkommen kann?" Jetzt schaut sich auch Steven kurz um.

    „Nee, der hat seit heute Morgen Damenbesuch. Lass nur! Beim nächsten Mal …! Der Sommer ist ja noch lang".

    „Du hast recht, auf den schönen Abend, mein Schatz!"

    Steven und Mary stoßen auf den bevorstehenden Abend an.

    In diesem Viertel wohnen viele Marys und Stevens. Diese beiden sind etwa um die dreißig Jahre alt, verheiratet und berufstätig. Kinder? Keine. Also gibt es auch keinen Krach draußen oder im Haus - nicht morgens, mittags oder abends. Überall herrscht eine entspannte Atmosphäre. Alle erholen sich und freuen sich auf das Wochenende.

    Das Wetter macht mit, und draußen ist es zu dieser Jahreszeit ohnehin am schönsten. Wie sie, treffen sich ebenfalls die ganzen Marys und Stevens, plaudern, lassen die vergangene Woche Revue passieren.

    Und der neue Nachbar? Ein junger Mann, Anfang dreißig, gutaussehend. Immer höflich, immer zuvorkommend – so jedenfalls der erste Eindruck. Und heute, naja, heute hat der neue Nachbar eben Damenbesuch. Nicht, dass die anderen ihn beobachten! Nein, nein! Es ist ganz einfach aufgefallen. Die Vorhänge sind geschlossen, die Fensterläden zu, die Jalousien heruntergelassen worden. Der neue Nachbar passt nun mal in diese Gegend. Nichts kann nach außen dringen.

    Kein noch so alltägliches Geräusch, wie das Öffnen einer Weinflasche, das Anstoßen von Gläsern, das Klappern von Geschirr - und schon gar nicht das Knarren und Quietschen eines Bettes. Nichts ist zu hören, was schon verwunderlich ist. Denn wenn so eine attraktive Frau auf so einen anziehenden Mann trifft, da muss doch etwas zu hören sein. Die feierabendliche Balkon- und Terrassen-Gemeinde nimmt keine Notiz davon. In einer so großen Stadt mit vielen Stadtteilen und Wohnvierteln auch kein Wunder.

    Das ist einer von diversen Nachteilen, wenn man in einer großen Stadt lebt. Doch hätte Neugierde der Nachbarn der attraktiven Besucherin das Leben gerettet? Nein, wo denken sie hin? Dazu ist ER einfach zu schlau. ER der neue Nachbar.

    „Ich habe dir gesagt, keine lackierten Fingernägel. Wenn ich eins hasse, wenn man mich nicht für voll nimmt." Äußerst rabiat zerrt ER an seiner neuen Freundin herum und zieht sie zu sich hin. Ängstlich schaut sie ihn an.

    „Was hast du vor?"

    „Wer nicht hören will, muss fühlen."

    „Nein, bitte nicht! Bitte nicht!"

    Mit roher Gewalt hält ER der noch jungen Frau den Arm fest. Blitzschnell holt er eine verchromte Flachzange unter dem Bett hervor, reißt ihr zielsicher alle Fingernägel aus den Fingerspitzen heraus. Sie schreit. Sie kann nicht mehr aufhören zu schreien.

    „Sei still, du Fotze! du hast dir das selbst zuzuschreiben." Normalerweise würde ER auch die andere Hand dementsprechend bearbeiten, so sein Plan. Doch das Geschreie ging im jetzt schon auf die Nerven. Er beendet das Szenario mit einem kräftigen Hieb mit der Axt … in ihren Kopf. Die Axt lag griffbereit neben der verchromten Zange. Man könnte meinen, wie zufällig. Das Schreien verstummt sofort. Leblos sackt der Körper der Frau nach hinten, auf das mit Plastikfolie ausgelegte Bett. So war ER. ER hat nichts dem Zufall überlassen.

    Für IHN war das nur eine kleine Fingerübung, ein Test, ein kleiner Snack, den er sich zwei bis dreimal im Monat gegönnt hatte. Auch, und das war ihm sehr wichtig, zur Übung. So notierte er alles, was er für verbesserungswürdig hielt. Das Schreien der Opfer war immer das größte Problem. Dann das viele Blut. Bei dieser jungen Frau löste ER das Problem zum ersten Mal mit einer Folie. Er stellte fest: Das funktioniert einwandfrei und man kann dann die Weiber sofort einpacken und weg damit.

    In einem Zeitraum von zehn Monaten arbeitete ER sich so immer mehr an ältere Frauen heran. Waren seine ersten Opfer gerade mal 16 Jahre alt, wurden mit der Zeit die wahllos ausgesuchten Frauen immer älter. ER tat dies nicht ohne Grund, sich langsam an seine Zielgruppe heran zu tasten. Schließlich hatte er ja zwei Ziele. Und um diese Ziele zu erreichen, mussten schon einige Testpersonen herhalten, wie ER sich das immer wieder einredete. Egal wo er zuletzt gewohnt hatte und auch da, wo er jetzt gerade wohnt. In seinem Umfeld hatte nie jemand etwas bemerkt. War und ist er doch ein smarter, attraktiver junger Mann. Ein Blickfang für das weibliche Geschlecht, egal welchen Alters. Alle weiblichen Probanden mussten für ihn nur eine Voraussetzung erfüllen. Sie mussten geschlechtsreif sein.

    Denn ER war und ist nicht homosexuell und auch nicht pädophil. Nein, ER war und ist heterosexuell. ER liebte es … davor … Sex mit den Opfern zu haben. In Rage kam ER, wenn seine Opfer gewisse Ähnlichkeiten mit einer ihm nahestanden Person hatte. Und das war nicht schwer, gerade in der heutigen Zeit. ER wurde einfach nicht bemerkt, beziehungsweise, man traute ihm solchen Grausamkeiten einfach nicht zu. Da auch keine Leichen gefunden wurden von all seinen Test-Opfern, kam auch kein Verdacht auf. ER konnte mit nichts in Verbindung gebracht werden. Zwar galten alle diese Opfer irgendwann mal als vermisst; aber keine Leiche, keine Opfer und dementsprechend auch kein Mörder.

    An dieser Stelle wird es Zeit, dass ich Ihnen von dem jungen Jack erzähle. Den Namen Jack habe ich erfunden. Der Grund ist nicht, weil ich diese Person besonders schützen möchte. Nein, ich will einfach nicht, dass der eigentliche Name sich so einprägt, wie sich Namen von Massenmördern so einprägen. Deshalb der Name Jack. Im Übrigen ist Jack erst 10 Jahre alt und lebt bei seiner Mutter. An dieser Tatsache ist erst einmal nichts einzuwenden. Jedoch sind die Voraussetzungen für Jack alles andere als günstig, um eine normale Kindheit zu genießen.

    Als der kleine Jack gerade mal acht oder neun Jahre alt war, machte sich sein Vater ganz schnell aus dem Staub. Ohne vorher, nicht zu vergessen, seine Mutter fast tot zu schlagen. Verprügelt, ja regelrecht zusammengeschlagen hat Jack sein Vater seine Mutter regelmäßig. Das Einzige, was sich an dieser Tatsache änderte, waren die Abstände, die immer kürzer wurden. Und das war für den kleinen Jack der Anfang vom Ende. Seine Mutter benutze Jack als Blitzableiter, quasi der, den sie für alles verantwortlich machen konnte. Zu dem sah Jack seinem Erzeuger auch noch so ähnlich, fast wie aus dem Gesicht geschnitten.

    Jetzt können Sie sich vorstellen, was der kleine Jack so alles erleben musste. Wobei das Wort erleben, was Sie bestimmt mit positiven Ereignissen assoziieren, beim kleinen Jack in den allermeisten Fällen eine ganz andere Bedeutung hatte. Ich kann Ihnen sagen, Sie können sich nicht vorstellen, was der kleine Jack so alles über sich ergehen lassen musste, wie zum Beispiel: Das tagelange Einsperren in einem Schrank, selbstverständlich ohne Essen. Die regelmäßigen Prügel, die in unregelmäßigen Abständen, je nach Lust und Laune der Mutter, in Misshandlungen ausarteten. Das waren in den Augen der Mutter Strafen oder Exempel, wie sie es immer als Rechtfertigung angab. Das Grausame daran ist, dass Kinder sich daran gewöhnen, die Situation als normal ansehen und für sich seine eigenen Schlüsse daraus ziehen. Das war beim kleinen Jack nicht anders. Dadurch unterschied sich Jack nicht von anderen Kindern, die Gleiches durchgemacht haben.

    Durch diese harten Strafmaßnahmen konnte der kleine Jack selbstverständlich auch keine sozialen Kontakte aufbauen. Keine Kontakte zu Jungs in seinem Alter. Das war für den kleinen Jack das Schlimmste, dass er keine Freunde haben durfte. Kontakt nach Außen wurde mit aller Härte bestraft. Und Jack sehnte sich nach einem Freund, einem mit dem man mal

    Blödsinn machen kann, Fußball spielen zum Beispiel, einfach mal Spaß haben. Was man als Junge in dem Alter halt ebenso macht. Diese Sehnsucht wurde in den Jahren zu einer krankhaften Phobie. Jack war bereit für eine Freundschaft alles zu tun … wirklich alles.

    Das soll nicht heißen, dass Jack Homosexuell war. Seine Sehnsucht nach einem Freund hatte nichts Sexuelles. Es ging ihm nur um die Freundschaft, mehr nicht. Mit zunehmendem Alter entwickelte sich auch ein Interesse an dem weiblichen Geschlecht, allerdings mit immensen Schwierigkeiten. Jack fühlte sich schon zu dem weiblichen Geschlecht hingezogen, hatte aber seine Schwierigkeiten mit dem direkten Umgang mit den jungen Damen. Viel zu oft erinnerten sie Jack, durch ihr Verhalten, an seine Mutter. Rigoros wurde von seiner Mutter alles im Keim erstickt. An keiner Geburtstagfeier durfte Jack teilnehmen, geschweige selbst seinen Geburtstag feiern. Ich glaube der kleine Jack wusste gar nicht wann er Geburtstag hatte. Er wusste nur, andere hatten einen Geburtstag und feierten diesen.

    Die Jahre vergingen. Jack konnte trotz allem eine höhere Schule besuchen. Sie werden sich jetzt sicher fragen, wie geht das. Ganz einfach. Seine Mutter war eine Meisterin im Kaschieren von Schrammen und Macken. Musste sie doch selbst ständig die täglichen Angriffe ihres Ehemannes ertragen. Die ständigen Beulen und Blutergüsse konnte sie geschickt verstecken. Und genau diese Fähigkeiten der Tarnung hat sie dann ohne Probleme auf den kleinen Jack übertragen können. So musste der kleine Jack einen Mix aus physischer und psychischer Gewalt über sich ergehen lassen. Das obligatorische Fernbleiben der Sportstunden war das einzige, wo Jack hätte auffallen können. Ja, man hätte da vielleicht etwas merken müssen. Aber nein. Der kleine Jack war ein schlaues Kind und entsprach eben nicht dem Klischee, dass Kinder aus asozialen Verhältnissen auch immer dumm sein müssen. Es wurde einfach ignoriert, nicht so beachtet. Den Jack hatte ja gute bis sehr gute Schulnoten, was ja durchweg als positiv zu sehen ist. Warum dann wegen der Sportstunde Theater machen.

    Trotz der hervorragenden schulischen Leistungen hatte seine Mutter die Schule als notwendiges Übel angesehen. Was man ihr ja auch nicht verdenken konnte. Gar nicht auszudenken, wenn das Martyrium, was der kleine Jack ertragen musste, herausgekommen wäre. Man hätte ihr das Kind weggenommen. Genau das wollte sie nicht. An wem hätte sie sonst ihren Frust auslassen können. Hinzu kam, dass Jack ihre Hilfe, was die Schule anging, nicht gebraucht hatte. Sie konnte Jack nicht helfen, da ihr Intellekt nicht annähernd an den von Jack herankam. Sie war ihm nur körperlich überlegen. Was sich mit den Jahren dann aber änderte.

    Jack machte Abitur, studierte Psychologie und Politikwissenschaften in einem wahnwitzigen Tempo. Seit dem Abitur ließ der Einfluss seiner Mutter nach. Mittlerweile war Jack seiner Mutter auch körperlich überlegen. Was nicht heißen soll, dass er die Gewaltausbrüche seiner Mutter gekontert hat. Nein, sie ließen von selbst nach. Zuletzt sei noch zu erwähnen, dass seine Mutter plötzlich verschwand, als Jack 25 Jahre alt war. Bis heute gibt es kein Lebenszeichen von ihr und ihrer Leiche. Wenn es denn eine gibt, wurde sie bis heute auch nicht gefunden.

    Ich überspringe jetzt ein paar Jahre und Jack heißt auch jetzt nicht mehr Jack. Ab jetzt nenne ich ihn nur noch „ER, „IHN oder „der Angeklagte". Im Nachfolgenden werden Sie das auch sofort verstehen. Und eine Frage sollten Sie sich stellen. Endschuldigt das Verhalten von IHM, was ER in seiner Kindheit ertragen musste? Und stellen Sie sich jetzt vor, so einer mit diesem aufgestauten Hass, so einer läuft jetzt frei herum, so einer treibt jetzt sein Unwesen. Er trifft sich jetzt gerade in diesem Augenblick mit Ihrer Tochter, mit Ihrer Frau, mit Ihrer Nachbarin. Irgendwo da draußen, vielleicht in Ihrer Nachbarschaft, wird gerade einer Tochter durch IHM das Leben genommen. Oder einer verheiratenden Frau, die gerade ein wenig un-glücklich ist. Solche Damen stehen ganz oben auf seiner Beuteliste. Glauben Sie mir, so etwas kann passieren, so, wie es in dieser Stadt passiert ist.

    Es wurde Nacht in der Stadt und die Rushhour neigte sich, wie immer um diese Zeit, dem Ende. Die Letzten fuhren zur Arbeit und die Letzten kamen von der Arbeit. Die ersten Kneipen, Restaurants und Bars öffneten. Das Nightlife erwachte ganz langsam. Der Berufsverkehr wurde deutlich weniger und die Nachtschwärmer übernahmen jetzt das Ruder. Das ist für alle eine bekannte, schöne und angenehme Stimmung, die viele mögen, auf die sich viele freuen.

    Dieses angenehme Treiben wurde plötzlich durch gellende Polizeisirenen unterbrochen. Polizeisirenen in einer Großstadt sind nichts Ungewöhnliches. Aber das war schon eine ganze Armada von Polizeiwagen und Einsatzwagen, mit Spezialteams, das volle Programm. Die Wagenkolonne hielt von allen Seiten an einem normalen, mehrstöckigen Wohnhaus, in einer belebten Straße an. Das ganze Haus war innerhalb von Sekunden mit Polizeifahrzeugen um-zingelt. Alles stürmte aus den Einsatzfahrzeugen mit einem immensen Tempo. Alles ging wahnsinnig schnell. Ziel war die dritte Etage. Da soll er wohnen: ER, den man über mehr als zwei Jahre überall gesucht hat. ER, der verantwortlich für fünf entdeckte, bestialische Morde war. ER, der die ganze Stadt im Atem gehalten hat. ER soll nun endlich gefasst werden. Blitzschnell, ohne Fehler und vor allem leise, ja fast lautlos, stand die Polizei in der dritten Etage vor seiner Tür.

    „Das muss es sein", flüstern sich die Polizisten zu. Dann ging es Blitzschnell.

    „Aufmachen Polizei! Sofort aufmachen, Polizei!" Ohne lange auf eine Antwort zu warten wurde die Tür zu seiner Wohnung eingetreten und das Polizeikommando stürmte die Wohnung.

    „Stehen bleiben, hinlegen, sofort hinlegen!" Alle Polizisten schreien auf IHN ein. Ohne Gegenwehr lässt ER sich festnehmen. Im ersten Augenblick könnte man meinen, er hatte auf sie gewartet. Oder auch nicht. Dazu geäußert hat ER sich bis heute nie.

    „Auf den Bauch, sofort hinlegen, auf den Bauch!" Blitzschnell wurde ER überwältigt. ER hatte keine Chance.

    „Die Hände auf den Rücken, los, die Hände auf den Rücken!" Dann der erleichterte Funk-spruch an den Einsatzleiter, an die Zentrale:

    „Wir haben ihn, wir haben ihn!" Schnell haben die Polizisten die Wohnung gesichert und fangen an, alles genau zu durchsuchen. Und das war für einige Polizisten ein Schock fürs Leben. So etwas hatten sie noch nie in ihrer langen Laufbahn als Polizisten gesehen.

    „Oh Gott, was ist denn hier passiert."

    „Chef schnell, kommen Sie, schnell!"

    Hauptkommissar Adam betritt den Tatort. Selbst so ein routinierter Kriminalbeamter ging ein Schauder über den Rücken. So etwas hat er in 30 Jahren Berufsleben noch nicht gesehen. Hauptkommissar Adam versucht cool zu bleiben, was ihm sehr schwerfällt.

    „Lesen sie dem Schwein seine Rechte vor. Normalerweise dürfte der gar keine Rechte mehr haben." Ein eindeutiger Befehl vom Chef an seine Mitarbeiter, der auch sofort umgesetzt wurde. Und eine eindeutige Meinung vom Chef. Dafür war und ist Hauptkommissar Adam bekannt.

    Und dann wurden auch schon die ersten Entdeckungen am Tatort gemacht.

    „Das gibt’s doch gar nicht, was für eine Schweinerei."

    „Ich glaub ich muss kotzen." Der eine oder andere musste sich jetzt wirklich übergeben.

    „Oh mein Gott, so was habe ich ja noch nie gesehen!"

    „Von der ist nichts mehr übrig!" Hauptkommissar Adam behält den Überblick, wenigsten einer, obwohl es ihm auch sehr schwerfällt, ruhig zu bleiben.

    „Die Spurensicherung kann hochkommen, los sichern Sie den Tatort und schafft mir endlich dieses Schwein aus den Augen!" Der Angeklagte lässt sich widerstandslos abführen. Völlig ohne Regung, als ob ihm das überhaupt nichts anginge. Ich kann Ihnen sagen, den Polizisten bot sich ein Anblick, den der eine oder andere so schnell nicht vergessen wird, wenn man überhaupt das Gesehene jemals vergessen kann.

    Dieses unscheinbare Appartement, zwei Zimmer mit Küche, Bad und einem kleinen Balkon, wurde von IHM zu einem Horrorappartement umfunktioniert. ER muss hier gewütet haben wie eine Bestie, das ist unvorstellbar. Das Bad diente als Entsorgungsstation für Körperflüssigkeiten aller Art, das war unschwer zu erkennen. Die Küche, ja man mag gar nicht daran denken, was ER in der Küche so veranstaltet hat. Essen gekocht für sich selbst hat ER wohl nicht, was eindeutig auf die große Menge an Verpackung von Bestellgerichten hinweist. In einem Zimmer hat er geschlafen, das war einigermaßen sauber und auch normal eingerichtet. Ich würde sagen altersgerecht eingerichtet, also mit Bett, Schrank, TV, alles in ruhigen Farben. Anhand dieses Zimmers käme keiner auf die Idee, dass hier ein Mörder wohnen würde.

    Aber ein Zimmer, das zweite Zimmer, das sticht heraus. Das ist besonders hergerichtet, ist pikobello sauber. In dem Zimmer riecht es auch sehr angenehm, man fühlt sich auf dem ersten Blick sehr wohl. Ein großes Sofa, gepflegte Blumen, eine Musikanlage mit ruhiger Musik, Bücher und so weiter. Dazu ein Getränkewagen wie man ihn noch aus den Siebzigern kennt. Ein völliger Kontrast zu den anderen Räumen. Es muss so eine Art Trophäen Zimmer von IHM gewesen sein.

    Kommissar Adam schaute sich um. Sein erster Blick ging gleich zur Wand. An der Wand hingen fünf kleine Bilderrahmen. Auf dem ersten Blick sah das Ganze aus wie eine Schmetterlingssammlung.

    „Merkwürdig" dachte er sich. Die Farben der sogenannten Schmetterlinge sahen schon etwas komisch aus. Als ob ER die Schmetterlinge selbst angemalt hätte.

    Doch dann ging Hauptkommissar Adam näher heran und schaute genauer hin. Langsam kann er den kleinen Bilderrahmen immer näher. Und als er alles genau sehen konnte, ging es ihm kalt den Rücken herunter. So mancher hätte das vorher eingenommene Abendessen nicht länger in seinem Magen halten können. Zum Glück hatte Hauptkommissar Adam sich im Griff, was ihm allerdings sehr schwer viel.

    Ich möchte nicht weiter, und vor allem nicht genauer auf die vermeintliche Schmetterlingssammlung eingehen. Aber so viel sei gesagt. Wer eine gesunde Einstellung zur Sexualität hat, der weiß, dass der weibliche Intimbereich mit dem dazugehörigen weiblichen Geschlechtsteil auf den ersten Blick wie ein Schmetterling aussehen könnte. Je nach Fantasie des Betrachters selbstverständlich. Was er mit den bestens konservierten, abgeschnitten Brüsten, Haare mit der dazu gehörigen Kopfhaut, komplett lackierten ganzen Fuß- und Fingernägel, Ohren und Nasen mit Piercings alles gemacht hat, überlasse ich Ihrer Fantasie. Ich habe es ja eben schon erwähnt … es muss sein Trophäenzimmer gewesen sein.

    Jetzt nahm alles seinen routinierten Gang. ER wurde erkennungsdienstlich erfasst, verhört und nochmals verhört; und Psychiater, wo man nur hinsah. Jeder von ihnen hatte zwar eine andere Grundmeinung, doch in einem Punkt, da waren sich alle einig. ER wusste genau was er tat. ER hatte alle Taten mit Berechnung vorbereitet und auch

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