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Deal um Macht und Lust
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eBook240 Seiten3 Stunden

Deal um Macht und Lust

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Über dieses E-Book

Ist das sein Ernst?! Offenbar hat Veronicas unwiderstehlicher Ex sie in seinen zwei Bestsellerromanen bloßgestellt, und ein drittes Buch ist fast fertig! Um die Kontrolle zurückzugewinnen, lässt sich die leidenschaftliche Lektorin auf einen Deal um Macht und Lust ein: Sie gibt dem feurigen Rafael zwei Wochen lang alles, wonach er verlangt, und dafür legt er sein neuestes Werk in ihre fähigen Hände … Körperlich harmonieren sie wieder ideal - aber können sie auch mit all den bedeutsamen Worten umgehen, die unausgesprochen zwischen ihnen stehen?

SpracheDeutsch
HerausgeberMIRA Taschenbuch
Erscheinungsdatum12. Juni 2020
ISBN9783745752243
Deal um Macht und Lust
Autor

Avril Tremayne

Avril Tremayne ist eine preisgekrönte Autorin von modernen sexy Liebesromanen mit starken Helden, bei denen jede Frau schwach wird – mit Ausnahme der starken Heldinnen. Sie wurde auf Umwegen Schriftstellerin, nachdem sie zuvor in der Krankenpflege, als Lehrerin, in der Public Relation und im Bereich Wirtschaftsangelegenheiten tätig war – in jüngster Zeit in der weltweiten Luftfahrt, was sie auf den Geschmack des Reisens gebracht hat. Inzwischen lebt sie in Sydney, Australien, plant jedoch, mit ihrer Familie für die Hälfte eines Jahres nach Italien überzusiedeln. Wenn sie nicht liest oder schreibt, geht sie wahnsinnig gern essen, trinkt Wein und gibt sich ihrer Schuh-Obsession hin. Besucht sie unter avril.tremayne.com, auf Facebook unter avril.tremayne, auf Twitter unter @AvrilTremayne oder auf Instagram unter @avril_tremayne.

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    Buchvorschau

    Deal um Macht und Lust - Avril Tremayne

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    Zum Autor

    Lieferbare Titel

    MIRA® TASCHENBUCH

    Copyright © 2020 by MIRA Taschenbuch

    in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2018 by Belinda De Rome

    Originaltitel: „Getting Even"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: DARE

    Published by arrangement with

    HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V. / SARL Übersetzung: Christian Trautmann

    Coverabbildung: shutterstock

    ISBN E-Book 9783745752243

    www.harpercollins.de

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    Widmung

    Für meine Schwiegermutter Paula.

    Und mit tausend Dank an Kali und Mayte dafür, dass sie Rafaels Spanisch überprüft haben, außerdem an Sarah White für die Weisheit der Wundertherapeutin Scarlett!

    1. KAPITEL

    Veronica kamen allmählich Zweifel, ob es so eine gute Idee gewesen war, Sturmhöhe vor dieser Reise nach Yorkshire wieder zu lesen. Sie fand es unmöglich, Rafael Velez, der sechs Kirchenbänke vor ihr saß, nicht mit Heathcliff zu vergleichen – der natürlich ein erstklassiger Mistkerl war, wenn auch ein äußerst anziehender.

    Und derlei Gedanken führten unweigerlich zu der Frage, ob sie Ähnlichkeit mit Cathy besaß – die faszinierend war, andererseits jedoch blöd genug, um in der Mitte des Romans an durch Heathcliff verschuldetem gebrochenem Herzen zu sterben. Und tot umfallen wegen eines gebrochenen Herzens kam für Veronica nicht infrage!

    Tatsächlich sah sie sich als den lebenden Beweis, dass eine Frau eben nicht an gebrochenem Herzen sterben musste. Schließlich war es nicht ihr Ende gewesen, als Rafael vor sieben Jahren, zwei Monaten, drei Wochen und fünf Tagen entschied, ein passendes Geschenk zum Abschluss ihres Studiums sei es, sie einfach sitzen zu lassen. Nachdem sie dreieinhalb verdammte Jahre zusammengelebt hatten! Genauso wenig würde sie heute tot umfallen, auch wenn sie in jeder Zelle ihres Körpers Mordlust verspürte beim Anblick seines Hinterkopfes.

    Nein, tot umfallen war nicht drin.

    Jedenfalls würde sie nicht diejenige sein, die tot umfiel.

    Wenn ihm danach war, dann herzlich gern. Nicht, dass sie ihm die Befriedigung verschaffen und ihn auffordern würde, doch bitte tot umzufallen. Sie wollte diesen Bastard zwar am liebsten pulverisieren, aber sie war eine Johnson, und für die gehörte sich skandalöses Verhalten in der Öffentlichkeit nicht.

    Na ja, für die meisten jedenfalls nicht – andere mussten daran arbeiten.

    Okay, schön, sie arbeitete bereits daran und hatte jeden Tag daran gearbeitet seit ihrem Studienabschluss, als das Arschloch Velez ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hatte.

    Sie hatte sogar noch härter daran gearbeitet, seit Romy sie angerufen hatte, um sie zu warnen, dass Rafael nicht nur bei der Hochzeit anwesend sein würde, sondern auch das äußerst attraktive rothaarige Soap-Opera-Sternchen Felicity als seine Begleiterin mitbringen würde.

    Sie würde ganz die Lässige geben, während der Hochzeitsfeier zu ihm und Felicity zu gehen – nicht zu früh und nicht zu spät – und sich dabei sehr charmant, liebenswürdig und kein bisschen gekränkt zeigen.

    Sie würde einfach jemand sein, mit dem Rafael auf dem College zusammen gewesen war.

    Als zweimal Geschiedene, die sich nichts mehr beweisen musste, hatte sie es nicht nötig, ein Date zum Angeben und Herumzeigen mitzubringen.

    In ihrem knallpinken Dior-Kleid, mörderisch hohen Christian-Louboutin-Pumps und einer Frisur, in der genügend Nadeln steckten, um bei jedem Metalldetektor am Leeds Bradford Airport Alarm auszulösen, hatte sie nicht vor, sich irgendwo im Hintergrund zu halten wie eine verzweifelte Loserin ohne Begleitung.

    Bewaffnet mit einem zurechtgelegten Text, den sie ein paar tausendmal geübt hatte, um ihn in genau dem richtigen Ton der Gleichgültigkeit und Leidenschaftslosigkeit vortragen zu können. Schließlich sollte er begreifen, dass es ihr nichts mehr ausmachte. Hallo Rafael, lange nicht gesehen. Meinen Glückwunsch zu deinen beiden Bestsellern – die stehen auf meiner Leseliste.

    Und das Meisterstück? „Der Blick". Direkt aus der Trickkiste ihrer Mutter. Veronica hatte ihn vor dem Spiegel geübt – die Augenbrauen der Zerstörung, die nach oben gezogenen Mundwinkel.

    „Der Blick" würde ihm zu verstehen geben, dass sie nicht die Absicht hatte, seine langweiligen Romane zu lesen, auch wenn sie keine Skrupel hatte, das Gegenteil zu behaupten.

    Ihre Mutter hatte Rafael mit dem „Blick" angesehen bei ihrer ersten Begegnung. Veronica hatte ihn extra gewarnt, alle Freunde, auch die ihrer Schwester Scarlett, würden ihm ausgesetzt werden, um ihre Standhaftigkeit zu testen. Er solle es also nicht persönlich nehmen. Aber Rafael war erst neunzehn gewesen und hatte fälschlicherweise angenommen, ihre Familie gehöre zu einem Zweig echten amerikanischen Adels, und daher bibberte er, als stünde er im arktischen Wind.

    Nun, sie freute sich schon darauf zu sehen, wie er mit dem „Blick" klarkam, jetzt wo er neunundzwanzig und erfolgreicher Autor war. Sollte sie ihn heute dazu bringen, dass er erschauerte, wäre sie geradezu dankbar, dass er ihr vor Jahren keinen Antrag gemacht hatte. Denn das hieße, dass er sie nicht verdient hatte. Es würde, kurz gesagt, das Sahnehäubchen auf ihrer Rache sein, die unter anderem darin bestanden hatte, jeglichen Kontaktaufnahmeversuch seinerseits abzublocken, nachdem er sie verlassen hatte, und nicht bloß einen, sondern zwei Männer zu heiraten, die all das verkörperten, was Rafael verachtete.

    Nur ein einziges unwürdiges Erschauern, mehr verlangte sie nicht. Danach würde es nicht mehr nötig sein, ihm den Kopf abzureißen und diesen durch die Yorkshire-Heidelandschaft zu kicken – diese Vorstellung hatte ihr ein ungesundes Maß an Befriedigung verschafft, auch wenn es ihr eigentlich nur signalisierte, dass ihr die Geschichte längst noch nicht egal war. Ganz und verdammt noch mal gar nicht.

    Tief einatmen, sonst würde sie erleiden, wovor Scarlett-die-Wundertherapeutin sie gewarnt hatte: einen vasovagalen Anfall. Schräge Bezeichnung für eine Ohnmacht!

    Oh Mist! Was passierte mit ihr? Dieses Blut pumpende Organ in ihrer Brust, das sie lebenslänglich im Koma gewähnt hatte, erwachte schmerzlich wieder zum Leben. Ihre Handflächen waren feucht, ihre Haut kribbelte und die Luft, die sie eingeatmet hatte, schien nicht wieder herauszuwollen. Was, hatte Scarlett gesagt, war da zu tun? Hinsetzen, damit man nicht fiel? Den Mund halten, um nichts Dummes zu plappern? Check und check – es gab dafür keinen besseren Ort als eine stille Kapelle. Ach ja, und sie sollte unbedingt Trigger, also auslösende Reize, vermeiden. Und das hieß, dass sie aufhören musste, Rafaels verdammten Hinterkopf anzustarren.

    Nur konnte sie einfach nicht damit aufhören.

    Es. Ging. Nicht.

    Da gab es nur eines: Hinausgehen.

    Sie warf einen Blick nach rechts, wo sie bereits den nächstgelegenen Ausgang gesehen hatte, von dem sie wusste, dass er zu einem berühmten Mausoleum führte. Wenn eine Frau ohnmächtig wurde, dann doch am besten zwischen den Toten – die erzählten nichts und kümmerten sich nicht darum. Sie konnte auf eine Gruft niedersinken und wieder zu sich kommen, rechtzeitig zum Sie-dürfen-die-Braut-jetzt-küssen.

    Super!

    Sie beugte sich zu der älteren Dame, die in dunkelblaues Yves Saint Laurent gekleidet steif neben ihr saß, und flüsterte: „Entschuldigung, ich muss dringend telefonieren. Darf ich mich mal vorbeiquetschen?"

    „Selbstverständlich", kam die höfliche Antwort.

    Veronica stand auf, wartete, bis Platz gemacht wurde, um mit Entsetzen zu beobachten, wie Miss YSLs dunkelblaue Handtasche, die die Ausmaße eines mittelgroßen Hundes hatte, ihr vom Schoß rutschte und mit einem lauten Poltern zu Boden fiel.

    Das wäre vielleicht noch nicht so schlimm gewesen, wenn nicht diese Rolle Pfefferminzbonbons dem Lederbehältnis entwichen und außer Reichweite gerollt wäre, was der kleinen alten Dame Anlass zu einem klar und deutlich verständlichen „Oh, fuck" gab und Veronica prompt zum Lachen brachte. Aber ernsthaft – wie sollte sie auch nicht lachen, wenn in der gebannten Stille einer Kapelle plötzlich ein Oh fuck erklang, und zwar mit einem so vornehmen Akzent, dass es die Königin von England mit Stolz erfüllt hätte. Das Problem war Veronicas Lachen, spontan und begleitet von einem entsprechenden Schnorchellaut, und dieses Lachen würde Rafael augenblicklich mit ihr in Verbindung bringen. Denn es hatte ihn stets zum Lachen gebracht. Zum Lachen und dazu … sie zu küssen.

    Die Dominosteine fielen rasch, Köpfe drehten sich Reihe um Reihe in die Richtung, aus der die Unruhe kam.

    Jeden Moment würde Rafael sich auch umdrehen und sie dastehen sehen wie einen knallpinken Leuchtturm mit silbernem Dach. Vasovagale Synkopie würde sie überwältigen und darniedersinken lassen, mit gespreizten Beinen, sodass man ihre Unterwäsche sehen konnte. Ganz und gar nicht wie eine kühl über den Dingen stehende Johnson. Und dann würde sie wirklich in dem Mausoleum landen, aber als Leiche, weil sie vor Scham gestorben wäre!

    Es ging alles ganz schnell, war eine Sache von Sekunden, doch ihr kam es vor wie eine Zeitlupentraumsequenz: alles Sichtbare, die Geräusche und Gerüche der Kapelle verschwanden aus ihrem Bewusstsein … Rafael, der über die Schulter sah … sie entdeckte … Felicity die Hand auf die Schulter legte … Felicity, die sich umdrehte und sie durchdringend und neugierig anstarrte und offenbar ganz genau wusste, wer sie war.

    Nicht gut. Absolut nicht gut.

    Und dann, bevor Veronicas Herz anfangen konnte zu galoppieren, sahen Rafael und Felicity sich an, sich im Stillen über irgendetwas einig, und sahen synchron wieder zu ihr, die Köpfe aneinandergelegt.

    Oh. Mein. Gott.

    Veronica hörte das Blut in ihren Ohren rauschen, ihren beschleunigten Atem, und nahm ihren eigenen Vanilleduft wahr, der sich mit dem Weihrauchgeruch der Kapelle vermischte, während ihr heiß wurde.

    Neben ihr raschelte es, und sie sah automatisch hin.

    „Tut mir schrecklich leid", sagte Miss Dunkelblau – und jetzt flüsterte sie! Die Handtasche hatte sie wieder, die Beine neigte sie zur Seite. „Kommen Sie hier vorbei?"

    Veronicas Kopf wurde klar. Sie befand sich in einer Kapelle in Yorkshire bei der Hochzeit ihrer beiden besten College-Freunde, und sie würde nicht ohnmächtig werden. Würde sie nicht. Johnsons fielen nicht in der Öffentlichkeit in Ohnmacht.

    „Nein, mir tut es leid, sagte Veronica, nahm wieder ihren Platz ein und setzte ein freundliches breites Lächeln auf. „Ich glaube, es ist zu spät für den Anruf – die Braut kommt gleich.

    Ein Geräusch am Haupteingang bestätigte, dass das nicht gelogen war. Veronica drehte sich anmutig, und der Anblick Romys, vor Glück strahlend am Arm ihres Vaters, vertrieb für einen herrlichen Moment sämtliche andere Gedanken.

    Es folgte eine Pause, dann setzte Musik ein, und Romy kam den Mittelgang entlang. Elfenbeinfarbene Seide raschelte um ihre Knöchel. Das Kleid war schlicht, schick und modern wie Romy selbst, umschmiegte ihre üppigen Kurven und betonte ihren kostbarsten Besitz – ihren runden Babybauch. Romy hatte die Idee, einen Schleier zu tragen, verworfen, weil es ihr die Sicht auf Matt einschränken würde. Und als Romy den Blick fest auf den Mann richtete, den sie schon so lange liebte und nie zu bekommen befürchtet hatte, ergab diese Entscheidung absolut einen Sinn.

    Veronica drehte sich wieder um, um Matts Reaktion zu sehen. Liebe. Freude. Und etwas Unerwartetes: Ungezügeltes Verlangen. Als könnte er sich jeden Moment von dem ganzen Hochzeitspalaver befreien, den Mittelgang entlangmarschieren und Romy gierig verschlingen. Der arme Teague – Veronicas dritter Collegekumpel, der gequält aussehende Trauzeuge – machte ein Gesicht, als wollte er Matt festhalten, indem er dessen Jackettärmel packte. Aber als Romy bei Matt ankam, gab er es auf. Es war offensichtlich, dass nichts Matt davon abhalten konnte, Romy in die Arme zu schließen.

    Während Matt seine Braut viel zu früh küsste und viel, viel zu leidenschaftlich, hörte man Lachen und Seufzer in der Kapelle.

    Veronica versuchte sich vorzustellen, wie einer ihrer beiden Ehemänner seine Braut außerhalb des üblichen Ablaufs küsste. Es gelang ihr nicht. Ihr erster Mann, Piers, war noch in seine Ex-Freundin verliebt gewesen – er hatte kein Geheimnis daraus gemacht, und es war ihm egal gewesen, dass Veronica Rafael noch liebte. Und Simeon hatte sie wegen seiner Einsamkeit und ihrer Verzweiflung geheiratet, nicht aus Liebe. Es war kaum überraschend, dass diese Verbindungen – Trostverbindungen hatte sie sie genannt – nicht gerade feurig gewesen waren, obwohl beide Männer sich bemüht hatten, genau wie sie.

    Erneut sah sie zu Rafael und fragte sich, ob sie wohl deshalb nie mehr als lauwarme Gefühle entwickelte, weil sie ihre gesamte Leidenschaft in den dreieinhalb Jahren mit ihm aufgebraucht hatte. Es war der reinste Molotowcocktail von einer Beziehung gewesen. Wild. Körperlich sehr intensiv. Stürmisch. Vom ersten Moment ihres Studienbeginns an der Capitol University hatten sie die Hände nicht voneinander lassen können.

    Es fiel ihr beunruhigend leicht, sich das, was Matt mit Romy tat, zwischen ihr und Rafael auszumalen. Nur würde sie noch einen draufsetzen, indem sie die Beine um Rafaels Taille schlang. Das würde Miss Yves Saint Laurent einen echten Oh-fuck-Moment bescheren. Auch Rafael würde geschockt sein, denn so leidenschaftlich er im Schlafzimmer auch war, besaß er doch einen Kern Wohlanständigkeit, der ihr hingegen komplett abging. Der Kuss – ja. Die Beine – Veronica, nein! Denk an deine Eltern!

    Na ja, es war müßig, sich das auszumalen, da Rafael ihr damals keinen Antrag gemacht hatte, wie alle es erwartet hatten. Es lag näher, sich seine Hochzeit mit Felicity vorzustellen. Ein ungeduldiger Kuss zwischen diesen beiden schönen Menschen, dokumentiert in der Klatschpresse, würde die gesamte Bevölkerung Amerikas begeistern. Angesichts Felicitys Schauspielkarriere sowie Rafaels außerordentlichem literarischen Erfolg bei den Kritikern und kommerziell – der angesagte neue Autor, der bereits an einer Filmadaption arbeitete –, würde es eine ausführliche Berichterstattung in US Weekly geben, obwohl die Hochzeit in Columbia stattfand, nicht in L. A., wegen Rafaels geliebten Großeltern. Was den Ort anging, hatte er das zumindest Veronica gegenüber stets angedeutet.

    Veronicas tatsächliche Hochzeiten waren kein Thema in der Klatschpresse gewesen. Sie waren aufwendige gesellschaftliche Anlässe gewesen, aber sehr privat – wie es der Art der Johnsons entsprach. Bis zum Schleierkraut durchgeplant von ihrer Mutter, die eingesprungen war, da es Veronica einfach nicht genug interessierte, die Planung der Hochzeiten selbst zu übernehmen. Veronica hatte sie einfach nur hinter sich bringen wollen …

    Für immer zusammen.

    Für immer.

    Te amaré por siempre, Verónica.

    Das waren die letzten Worte gewesen, die Rafael zu ihr gesagt hatte.

    Ich werde dich immer lieben.

    Lügner.

    Elender verdammter Lügner.

    Sie war allein hier – und das änderte alles.

    Rafael wollte sich vor Verzweiflung am liebsten die Haare raufen, nur konnte er das nicht, da sie es sehen und deuten würde.

    Mist.

    Matt hätte ihn warnen sollen, dass sie ohne Begleitung hier sein würde. Okay. Unfair. Es war seine eigene verdammte Schuld, dass Matt es ihm nicht erzählt hatte. Er war derartig darauf konzentriert gewesen, so zu tun, als sei Veronicas An- oder Abwesenheit ihm vollkommen gleichgültig, dass er lässig abgewinkt hatte, als Matt ihm von der Einladung an sie erzählte. Das sei doch alles längst abgehakt, hatte er gemeint.

    Und Matt hatte daraufhin das Thema prompt fallen gelassen. Daraufhin hatte Rafael sich über sich selbst geärgert, nicht wenigstens eine vage Reaktion gezeigt zu haben, die Matt vielleicht dazu gebracht hätte, zu erwähnen, ob sie nach ihrer zweiten Scheidung wieder mit jemandem zusammen war.

    Der einzige Weg, derartige Sachen über eine Johnson herauszufinden, bestand darin, dass ein Eingeweihter es einem erzählte. Johnsons hatten keinen Social-Media-Account, sie gaben keine Interviews – jedenfalls sprachen sie dann nicht über ihr Privatleben –, und wenn sie bei gesellschaftlichen Anlässen fotografiert wurden, sahen sie makellos und absolut PR-tauglich aus. Kein Wort, kein Haar, das nicht präzise saß. Das Ergebnis? Nur oberflächliches, unverfängliches Zeug über die Familie war im Umlauf. Aus diesen wenigen Informationen wusste er immerhin, dass sie als Autorenbetreuerin für die Johnson / Charles Book Group arbeitete (Daddys Verlag, also keine Überraschung), welche Autoren sie unter Vertrag nahm und welche Wohltätigkeitsorganisationen sie mit ihrer Botschafter-mäßigen Anwesenheit und ihren Dollars unterstützte. Er hatte Fotos von ihr mit ihren Ehemännern bei gesellschaftlichen Anlässen gesehen, doch ohne kommentierenden Klatsch.

    Der einzige romantische Tratsch, den er je über einen Johnson gelesen hatte, betraf Veronicas jüngere Schwester Scarlett – und darauf war er nur deshalb gestoßen, weil der Typ aus irgendeinem kleinen Kaff stammte, wo wegen einer Drogenrazzia etwas über ihn in der Lokalzeitung gestanden hatte. Das hatte Rafael geärgert, denn dass Scarlett mit einem Drogenabhängigen zusammen war, wenn auch nur vorübergehend, machte sein Opfer, Veronica verlassen zu haben, lächerlich. Was dachten ihre Eltern sich denn eigentlich dabei, einen solchen Typen überhaupt in ihre Nähe zu lassen?

    Er schweifte ab. Das Entscheidende war doch, dass er nichts über den aktuellen Status von Veronicas Liebesleben wusste. Die Tatsache, dass sie solo hier war, hieß ja nicht, dass es keinen Freund irgendwo gab, einen neuen Verlobten vielleicht. Es sah ihr ganz ähnlich, einfach hier aufzukreuzen, um ihn aus der Fassung zu bringen. Als hätte sie ihn nicht schon genug gequält.

    Veronica: Warum sollte ich jemanden mitbringen, Rafa? Es interessiert mich nicht einmal, dich eifersüchtig zu machen.

    Er: Tja, ich trauere dir auch nicht mehr hinterher, deshalb ist es vollkommen egal, ob du über mich hinweg bist oder nicht. Fahr doch zur Hölle, Veronica!

    Er schaute auf seine Hand, die zur Faust geballt auf seinem Oberschenkel ruhte. Sie vibrierte aufgrund einer unheiligen Mischung aus ohnmächtiger Lust und schierer Wut.

    Felicity legte ihre Hand auf diese Faust. „Hör auf, Rafa!"

    Er atmete mit einem Zischlaut tief ein. „Nenn mich nicht so."

    „Warum nicht? Ich bin angeblich in dich verliebt, schon vergessen? Außerdem nennt deine Mom dich so."

    „Du bist nicht meine Mutter."

    „Ich bin nicht sie, meinst du

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