Unter dem Himmel der Wüste
Von Kate Walker
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Über dieses E-Book
In höchster Gefahr nimmt Scheich Malik die junge Abbie beschützend in die Arme. Er möchte sie lieben, aber er muss auf das Glück verzichten: Abbie soll seinen Bruder heiraten!
Kate Walker
Kate Walker wurde zwar in Nottinghamshire in England geboren, aber ihre Familie zog nach Yorkshire, als sie 18 Monate alt war, und deshalb sah sie Yorkshire immer als ihre Heimat an. In ihrer Familie waren Bücher immer sehr wichtig, und so lasen sie und ihre vier Schwestern schon als Kind alles, was sie in die Finger bekamen. Schon bevor sie schreiben konnte, dachte sie sich Geschichten aus, und sie schrieb ihr erstes "Buch" im zarten Alter von 11 Jahren. Jeder sagte ihr, sie könne nie vom Bücher schreiben leben, und so suchte sie sich einen Beruf, bei dem sie wenigstens mit Büchern zu tun hatte: Sie wurde Bibliothekarin. Nach der Schule studierte sie in Wales Englisch und Bibliothekswissenschaften. Dort lernte sie ihren zukünftigen Mann kennen, der ebenfalls dort studierte. Nach ihrer Heirat zogen sie nach Lincolnshire, wo sie als Bibliothekarin arbeitete, bis ihr Sohn auf die Welt kam.
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Buchvorschau
Unter dem Himmel der Wüste - Kate Walker
IMPRESSUM
Unter dem Himmel der Wüste erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2006 by Kate Walker
Originaltitel: „At The Sheikh’s Command"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA EXTRA, Band 264
Übersetzung: Kara Wiendieck
Umschlagsmotive: olegbreslavtsev, ersler / Getty Images
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751521086
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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1. KAPITEL
Zuerst sah Abbie nur die Eskorte. Große Männer auf großen Motorrädern. Die Motoren dröhnten, Lack und Chrom glänzten in der Sonne. Trotz der Hitze trugen sie eng anliegende schwarze Lederanzüge und schwarze Helme. Diese Männer waren die Leibwache eines Mannes, der über ein weit entferntes Land herrschte.
Majestätisch glitt der Konvoi die Einfahrt entlang und kam vor dem Haupteingang des Anwesens zum Stehen. Auf ihren Maschinen sitzend, beobachteten die Leibwächter das Gelände mit wachsamen Blicken. In dem großen eleganten Wagen mit den getönten Scheiben erkannte Abbie die Gestalt von Scheich Malik bin Rashid Al’Qaim. Auf der Motorhaube prangte eine kleine Flagge.
Die Flagge von Barakhara.
Abbie atmete tief ein. Also war er hier. Es passierte tatsächlich.
Aber er kam zu früh. Sie hatten ihn erst in einer halben Stunde erwartet. Deshalb putzte sie noch dieses Zimmer und trug über der weißen Bluse und dem kurzen Rock eine mit großen bunten Blumen bedruckte Schürze.
„Dad!, rief sie mit zitternder Stimme. „Sie sind da.
Doch ihr Vater eilte bereits in die gewaltige Eingangshalle und öffnete die Haustür. Als Abbie sah, dass er einen Moment stehen blieb, tief durchatmete und seine Hände an den Hosenbeinen abwischte, sank ihr Mut.
Wenn ihr Vater, ein Mann, der stets mit allem fertig wurde, nervös war, dann bestand wirklich Anlass zur Sorge.
„Viel Glück", rief sie ihm nach. Dabei würde er viel mehr als Glück brauchen.
Nicht nur ihr Vater, die ganze Familie würde alles tun, um Andy zu helfen. Aber das Schicksal ihres Bruders lag in den Händen eines arabischen Scheichs. Was er verlangen würde, um ihn freizulassen, stand in den Sternen.
Da er als sehr widersprüchlich galt, konnte niemand vorhersagen, wie er reagieren würde. Zumindest war es ihnen nach drei Wochen zähen diplomatischen Ringens gelungen, dass er persönlich kam, damit sie die Angelegenheit direkt mit ihm besprechen konnten.
In diesem Augenblick öffnete der Chauffeur die hintere Tür des Wagens und trat mit erhobenem Kopf und geradem Rücken einen Schritt zurück. Zwar salutierte er nicht, doch seine ganze Körperhaltung drückte Respekt aus.
„Oh …"
Nur diese eine Silbe, vermischt mit einem langen Seufzen, kam über Abbies Lippen. Wäre ein eleganter schwarzer Panther aus dem Wagen gesprungen, wäre sie nicht überraschter gewesen.
Oder ängstlicher.
Dieser Mann war so groß und dunkel und anmutig wie eine Wildkatze auf der Jagd – und sicher auch so stark.
Bei seinem Anblick lief Abbie ein kalter Schauder über den Rücken. Sein Gesicht hatte zu harte Züge, um es als schön zu bezeichnen. Die hohen Wangenknochen betonten das markante Kinn und die leicht gebogene Nase. Unter den geraden schwarzen Brauen funkelten die tiefsten und dunkelsten Augen, die sie je gesehen hatte.
Was für ein ausdrucksstarkes Gesicht! Wie hartherzig und unnachgiebig. Von diesem Mann durften sie weder Milde noch Gnade erwarten. Dabei war er jünger, als sie erwartet hatte. Aus irgendeinem Grund hatte Abbie immer angenommen, er wäre fünfzig und nicht dreißig.
„Ich dachte, er ist ein Scheich", sagte eine helle Stimme. Ihr kleiner Bruder George stand plötzlich neben ihr und sah ebenfalls aus dem Fenster.
„Das ist er auch. Der Scheich von Barakhara."
„Aber er trägt nicht die richtigen Kleider!"
„Nein …"
Unwillkürlich musste Abbie lächeln. Mit seinen zwölf Jahren dachte George noch in anderen Kategorien. Da ihr Besucher ein Scheich war, sollte er auch die fließenden Gewänder tragen, die man in seiner Heimat traditionsgemäß trug. Stattdessen steckte dieser Scheich in einem maßgeschneiderten stahlgrauen Seidenanzug, der seine muskulösen Schultern und die breite Brust betonte. Gerade näherte er sich mit großen Schritten der Eingangstür, um ihren Vater zu begrüßen. Tiefschwarz glänzte das Haar des Fremden in der Sonne, und die Hand, die er hob, um es sich aus der Stirn zu streichen, war von demselben golden schimmernden Bronzeton wie sein Gesicht.
„Also ist er kein echter Scheich?"
„Doch, das ist er. Vermutlich trägt er diese wallenden Gewänder nur in seinem Land."
„In der Wüste …, wenn er auf einem Kamel reitet?"
„Ja, ich glaube schon."
Wieder stahl sich ein Lächeln auf ihre Lippen.
„Dann ist er der echte Scheich und kann Andy helfen?"
Bei der Erinnerung an den Ernst der Lage, die den Scheich überhaupt erst hierher geführt hatte, verschwand Abbies Lächeln.
„Ja, George, ich hoffe es. Ich hoffe es wirklich."
„Daddy wird mit ihm reden", sagte George zuversichtlich.
„Ja, Daddy wird mit ihm reden", bestätigte Abbie ohne rechte Überzeugung.
Durch das Fenster sah sie, wie der Scheich ihrem Vater höflich die Hand entgegenstreckte. Ihr Vater hingegen verbeugte sich fast und neigte instinktiv den Kopf, um dem königlichen Besucher seinen Respekt zu erweisen. Bei dieser Geste fürchtete Abbie, ihr Vater könne zu viel Ehrfurcht vor dem jüngeren Mann empfinden.
Dabei durfte er nicht die Kontrolle über die Situation verlieren. Denn es war immens wichtig, dass er die Angelegenheit ruhig und selbstbewusst diskutierte. Andys Zukunft hing davon ab.
Als Abbie jetzt an ihren neunzehnjährigen Bruder dachte, der ganz allein in Barakharas Gefängnis saß, fröstelte sie. Auch wenn Andy sich dumm und völlig verantwortungslos verhalten hatte, war er kein schlechter Mensch. Er hatte einen Fehler gemacht, aber nicht mehr. Und wenn er eine zweite Chance bekam …
Er musste einfach eine zweite Chance bekommen! Schließlich war der Scheich doch aus genau diesem Grund hier. Wenn er ihnen nur sagen wollte, dass es keine Gnade für ihren Bruder gab, hätte er den weiten Weg doch nicht zurückgelegt, oder?
Um die Szene an der Haustür besser verfolgen zu können, beugte Abbie sich ein wenig vor und schob den Vorhang beiseite. Gleich darauf hielt sie wie erstarrt inne, denn die winzige Bewegung hatte die Aufmerksamkeit des Scheichs erregt. Instinktiv wandte er den Kopf und suchte nach der Quelle der Ablenkung. Für einen Augenblick, losgelöst von Zeit und Raum, trafen sich ihre Blicke, seiner aus schwarzen Augen, ihrer aus silbergrauen.
Entsetzt stieß Abbie einen leisen Schrei aus. Panik verengte ihre Kehle. Mit fiebriger Hast ließ sie den Vorhang los und machte einen Schritt nach hinten.
Dennoch blieb das Gefühl zurück, unter seinem Blick zu verbrennen.
Bitte, lieber Gott, lass diese Verhandlungen bald vorbei sein, betete sie still. Intuitiv wusste sie, dass sie nicht sicher war, solange dieser Mann mit ihrem Vater verhandelte.
Auf einmal wollte sie nur noch, dass er wieder ging und für immer verschwand.
Und doch, dachte sie, während sie noch ein paar Schritte rückwärts ging, hatte sie nie zuvor einen Mann wie ihn gesehen. Trotz ihrer Angst könnte sie sein Bild niemals aus ihrem Gedächtnis löschen.
Wenn sie sich zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen begegnet wären …
Wer, zum Teufel, war das?
Scheich Malik bin Rashid Al’Qaim war kein Mann, der sich leicht von seinen Zielen ablenken ließ. Und die Angelegenheit, die er mit James Cavanaugh zu besprechen hatte, erforderte seine gesamte Aufmerksamkeit. Aber für einen winzigen Moment hatte die Bewegung des Vorhangs ihn abgelenkt. Einen winzigen Moment hatte er den Kopf gewandt und wie erstarrt innegehalten, als sein Blick dem einer Blondine begegnete, die ihn von einem Fenster im Erdgeschoss aus neugierig ansah.
Eine atemberaubende Blondine. Groß und schlank, mit glänzendem weichen Haar und einer sinnlichen Figur, die seine Aufmerksamkeit sogar länger als einen winzigen Moment abgelenkt hatte. Selbst die alberne und nicht gerade vorteilhafte Baumwollschürze, die sie trug, konnte ihre erotischen Kurven nicht verbergen.
Kurven, die er gern genauer betrachten würde.
Aber noch während der Gedanke in seinem Kopf aufblitzte, weiteten sich die Augen der Blondine vor Verlegenheit, und sie trat hastig einen Schritt zurück und verschwand damit aus seinem Blickfeld.
Nur mühsam unterdrückte Malik das aufsteigende Gefühl von Enttäuschung. Es gab wichtigere Dinge zu erledigen. Die Frau, offensichtlich ein Dienstmädchen oder eine andere Angestellte der Cavanaughs, konnte warten.
„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten …, eine kleine Erfrischung nach der langen Reise?"
Eilig richtete Malik seine Aufmerksamkeit wieder auf das, was James Cavanaugh – Sir James Cavanaugh, erinnerte er sich – sagte.
„Sehr gern", antwortete er und folgte Abbies Vater in die mit Eichenholz getäfelte Eingangshalle.
Von dort führte eine Tür zu ihrer Linken in eine geräumige Bibliothek. Früher musste der Raum luxuriös und prächtig ausgesehen haben. Mittlerweile zeigte er jene Anzeichen von Vernachlässigung und Verfall, die auftraten, wenn kein Geld für Reparaturen zur Verfügung stand.
Auf dem ganzen Anwesen waren diese Zeichen deutlich sichtbar. Schon seit Jahren hatten die verzierten schmiedeeisernen Tore an der Einfahrt keinen neuen Anstrich mehr erhalten, den Springbrunnen vor dem Haus überzog grünes Moos, und in den Blumenbeeten wuchs Unkraut.
Das Haus selbst war zwar groß und elegant und zeigte den gesellschaftlichen Einfluss, den die Familie besaß, doch ganz offensichtlich überstiegen die Instandhaltungskosten das Einkommen der Besitzer.
Das wird die Sache einfacher machen, entschied Malik und beobachtete, wie sein Gastgeber sich um seinen Komfort sorgte. Was wenig dazu beitrug zu verbergen, wie nervös James Cavanaugh war.
Liebend gern hätte Malik die üblichen Höflichkeitsbekundungen und Floskeln, die am Beginn jeder Verhandlung standen, übersprungen. Zumal die Freundlichkeit seines Gastgebers sehr rasch verschwinden würde. Denn Maliks Angebot gab James Cavanaugh kaum Anlass zur Freude.
Doch wenn