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Romana Exklusiv Band 285
Romana Exklusiv Band 285
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eBook501 Seiten6 Stunden

Romana Exklusiv Band 285

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Über dieses E-Book

WILDER STURM ÜBER SCHOTTLAND von WILKINSON, LEE
Ein Schneesturm tobt über Schottland. Cathys letzte Rettung ist ein kleines Hotel. Sie muss sich das letzte Zimmer mit einem attraktiven Fremden teilen. In dieser einen Nacht erwärmt er mit seiner glühenden Leidenschaft Cathys einsames Herz. Doch am nächsten Morgen erwacht sie allein …

ROMANTISCHES GESTÄNDNIS IN ROM von SPENCER, CATHERINE
Caroline war verliebt und vertraute Paolo blindlings - bis er sie nach einer einzigen heißen Nacht verließ. Damals schwor sie sich, niemals nach Rom zurückzukehren. Aber das Schicksal bringt sie erneut mit Paolo zusammen. Schon ein Blick von ihm trifft sie mitten ins Herz.

IM GEHEIMEN GARTEN DES SCHEICHS von WINTERS, REBECCA
Auf den Spuren ihrer Großmutter wird Lauren in der Wüste von einem Sandsturm überrascht. Gerade rechtzeitig rettet sie der feurige Rafi und bringt sie in den Palast des Scheichs. Als er sie im geheimen Garten küsst, ist es um Lauren geschehen. Doch sie ahnt nicht, dass diesen Mann niemals lieben darf.

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum30. Juni 2017
ISBN9783733744113
Romana Exklusiv Band 285

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    Buchvorschau

    Romana Exklusiv Band 285 - Rebecca Winters

    Lee Wilkinson, Catherine Spencer, Rebecca Winters

    ROMANA EXKLUSIV BAND 285

    IMPRESSUM

    ROMANA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    Erste Neuauflage in der Reihe ROMANA EXKLUSIV

    Band 285 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg

    © 2009 by Lee Wilkinson

    Originaltitel: „The Boss’s Forbidden Secretary"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Trixi de Vries

    Deutsche Erstausgabe 2009 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe JULIA EXTRA, Band 306

    © 2005 by Spencer Books Limited

    Originaltitel: „The Italian’s Convenient Wife"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Claudia Stevens

    Deutsche Erstausgabe 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe ROMANA, Band 1650

    © 2011 by Rebecca Winters

    Originaltitel: „Her Desert Prince"

    erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Sabine Robin

    Deutsche Erstausgabe 2012 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    in der Reihe ROMANA, Band 1925

    Abbildungen: Walter Zerla / Getty Images, alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 06/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733744113

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    Wilder Sturm über Schottland

    1. KAPITEL

    Endlich ging es los! Cathy war heilfroh, als das Gepäck im Auto verstaut war und sie den Wohnungsschlüssel bei den Nachbarn abgegeben hatte.

    Von London aus stand ihr eine lange Fahrt bevor. Deshalb hatte Carl empfohlen, im Ilithgow House zu übernachten, einem kleinen Familienhotel, das als gemütlich, aber preiswert beschrieben wurde.

    „Fahr so früh wie möglich los, Schwesterherz! Es ist eine ganz schöne Strecke bis nach Ilithgow, und auf den Autobahnen sind schon die Weihnachtsurlauber unterwegs." Carl war immer sehr besorgt um sie.

    Die Fahrt zog sich tatsächlich schier endlos hin. Bereits vor einigen Stunden war die Dunkelheit eingebrochen.

    Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu schneien, als Cathy Schottland erreichte. Die ersten dicken Flocken tanzten im grellen Scheinwerferlicht und behinderten die Sicht durch die Windschutzscheibe. Die Scheibenwischer arbeiteten im Akkord. Zum Glück saß sie in Carls Geländewagen. Da konnte sie sich wenigstens einigermaßen sicher fühlen in dem dichten Schneetreiben.

    Eigentlich fand sie es sehr hübsch, wenn die Landschaft unter einer dicken Schneedecke verschwand. Schon als Kind hatte sie sich über weiße Weihnachten gefreut.

    Dieses Jahr allerdings wurde ihre Freude ein wenig getrübt. Wenn sie nur daran dachte, dass sie sich Carl zuliebe auf eine handfeste Lügengeschichte eingelassen hatte …

    Fast hätte sie das beleuchtete Hotelschild in dem immer heftiger werdenden Schneesturm verpasst. In letzter Sekunde bog sie links ab und fuhr durch ein Tor. Gleich würde die größte Anstrengung vorüber sein!

    Wie sie bei der Buchung erfahren hatte, befand sich das Hotel etwa 500 Meter von der Hauptstraße entfernt. Über eine alte Steinbrücke führte ein schmaler Weg über den Ilith.

    Erschrocken hielt sie an. In dem Schneetreiben war der Verlauf der Brücke kaum zu erkennen. Cathy sah sich schon im Fluss landen. Nach kurzer Überlegung hielt sie es für besser, auszusteigen und sich aus nächster Nähe ein Bild zu machen.

    Gerade wollte sie die Tür aufstoßen, als sie im Rückspiegel die Lichter eines anderen Wagens auftauchen sah. Kurz darauf hielt neben ihr ein Range Rover. Ein Mann in einem kurzen Trenchcoat stieg aus und kam auf sie zu.

    Cathy kurbelte das Seitenfenster hinunter, und der Mann fragte mit angenehm warmer Stimme: „Kann ich Ihnen helfen?"

    Als sie ihm erklärte, dass sie Angst hatte, den Weg nicht zu erkennen, lächelte er. „Zum Glück kenne ich mich hier aus. Ich fahre voraus, und Sie folgen mir, einverstanden?"

    Ohne ihre Reaktion abzuwarten, stieg er wieder in seinen Wagen und bahnte sich einen Weg durch den Schnee. Sie orientierte sich an seinen Rücklichtern, bis sie es beide glücklich auf die andere Seite des Flusses geschafft hatten.

    Jetzt erkannte Cathy die beleuchteten Fenster des Hotels. Im nächsten Moment bog der Mann nach rechts ab, parkte neben dem Eingangsportal und stieg aus.

    Cathy hielt direkt neben ihm. In dem schummrigen Licht konnte sie nur erkennen, dass der Fremde ziemlich groß und breitschultrig war.

    Höflich öffnete er ihr die Wagentür. „Sie haben doch eine Reservierung, oder?"

    „Ja, natürlich."

    „Seien Sie lieber vorsichtig. Es ist ziemlich glatt hier draußen", warnte er mit Blick auf ihre hochhackigen Wildlederpumps.

    Schneeflocken fielen auf sein blondes Haar. Da Cathy vermeiden wollte, dass er zu sehr durchnässt wurde, stieg sie eilig aus und geriet prompt ins Rutschen.

    Geistesgegenwärtig fing er sie auf.

    Cathy verzog das Gesicht. „Ich weiß, ich hätte auf Sie hören sollen."

    Er lachte nur. „Ist ja noch mal gut gegangen. Haben Sie viel Gepäck?"

    „Nur eine Reisetasche."

    Vorsichtig tastete sie sich zum Kofferraum und wollte ihre Tasche herausnehmen, doch er war schneller. „Ich mache das schon", meinte er.

    Carl, der immer zu einem Scherz aufgelegt war, hatte ihr die über und über mit goldfarbenen Teddybären bedruckte Tasche geschenkt. Der Fremde enthielt sich jeden Kommentars. Vielleicht hatte er das Muster auch nicht bemerkt.

    „Vielen Dank, aber Sie haben doch sicher Ihr eigenes Gepäck zu tragen."

    „Nein, ich habe gar nichts dabei. Diese Übernachtung war nicht geplant. Ein Geschäftstermin hat länger gedauert als erwartet, und bei diesem Schneesturm möchte ich lieber nicht weiterfahren. Sonst lande ich noch im nächsten Graben."

    Cathy lächelte verständnisvoll. Gemeinsam erklommen sie die Treppe. Der Mann stützte sie, als er merkte, wie unsicher sie auf den Beinen war. Diese – für sie ungewohnte – Geste machte sie fast ein wenig verlegen. Die vergangenen Jahre waren eher trostlos gewesen.

    Seitdem ihre Eltern viel zu früh gestorben waren, lastete eine enorme Verantwortung auf ihren Schultern. Es tat gut, dass sich einmal jemand um sie kümmerte.

    Schade, dass der Fremde sie losließ, sowie sie die Hotelhalle erreicht hatten. Nachdem sie den Schnee von den Kleidern geschüttelt hatten, machten sie sich quer durch die weihnachtlich geschmückte Halle auf den Weg zum Empfang.

    Unauffällig musterte Cathy ihren Begleiter. Er hatte ein ausdrucksvolles Gesicht, einen sinnlichen Mund und schöne dichte Wimpern. Mehr konnte sie von der Seite nicht erkennen. Trotzdem fühlte sie sich sofort zu ihm hingezogen.

    Vorsicht, Cathy, ermahnte sie sich. Sie durfte nicht vergessen, dass sie die Rolle einer Ehefrau spielte.

    Diesen Plan hatte Carl ausgeheckt, um endlich als Skilehrer arbeiten zu können. Von diesem Beruf hatte er schon als kleiner Junge geträumt. Cathy sollte seine liebende Ehefrau spielen. Ihre wirkliche Ehe mit Neil war leider alles andere als glücklich gewesen …

    Als sie den interessierten Blick des Fremden auffing, sah sie verlegen zur Seite.

    Eine geschmolzene Schneeflocke tropfte aus ihrem Haar und lief ihr den Nacken hinunter. Cathy schauderte.

    „Hier, bitte, nehmen Sie das. Der Mann zog ein blütenweißes Taschentuch hervor und reichte es ihr. „Ich heiße übrigens Ross Dalgowan.

    Erneut trafen sich ihre Blicke, und wieder sah Cathy zu Boden. Ihre langen, hübsch geschwungenen Wimpern berührten fast ihre Wangen. „Cathy Richardson."

    Vielleicht etwas schüchtern, dachte Ross, aber ausgesprochen faszinierend. Er konnte kaum den Blick von ihr wenden.

    Sie war keine ausgesprochene Schönheit, verfügte aber über ein hinreißendes Lächeln, einen makellosen Teint und seidiges aschblondes Haar. Die Farbe ihrer Augen war schwer zu beschreiben, ihre Nase war etwas zu klein geraten, ihr Mund etwas zu groß. Doch ihr herzförmiges Gesicht hatte einen ganz eigenen Liebreiz.

    Cathy trocknete sich Gesicht und Haar und gab Ross das Taschentuch zurück. „Vielen Dank."

    „Gern geschehen." Sein Lächeln ließ ihr Herz sofort höher schlagen.

    In diesem Moment ging eine Tür hinter dem Rezeptionstresen auf, und eine pummelige grauhaarige Frau trat heraus. Lächelnd begrüßte sie die neuen Gäste. „Guten Abend. Sie haben ja scheußliches Wetter mitgebracht. Ach, jetzt erkenne ich Sie, Mr. Dalgowan!"

    „Einen wunderschönen guten Abend, Mrs. Low."

    „Dass Sie sich bei diesem Sturm hierher verirren!"

    „Gerade der hat mich zu Ihnen geführt, bemerkte er. „Der Schnee hat mich auf der Heimfahrt überrascht. Ich würde gern bei Ihnen übernachten.

    „Oje, ausgerechnet heute haben wir kein einziges Zimmer mehr frei. Aber natürlich kann ich Sie bei diesem Wetter nicht wieder wegschicken. Sie können auf der Couch am Kamin schlafen und unser privates Badezimmer nutzen. Hier durch den Torbogen und dann rechts. Wäre Ihnen das recht?"

    „Das wird schon gehen, danke."

    „Ich würde Ihnen ja Duggies Zimmer geben, aber er ist über Weihnachten zu Besuch und hat seine Freundin mitgebracht. Ja ja, die jungen Leute … So, und nun zu der jungen Dame hier."

    Nach einem kurzen Blick auf ihre unberingten Finger erklärte Ross: „Miss Richardson hat eine Reservierung."

    Geschäftig blätterte Mrs. Low in ihrem Reservierungsbuch. „Richardson … Richardson … ach, hier haben wir Sie ja. Nach einem zweiten Blick sah sie nervös auf. „Wir müssen uns bei Ihnen entschuldigen, Miss Richardson. Leider ist uns ein Fehler bei der Reservierung unterlaufen. Es ist nur noch eine kleine Suite im Erdgeschoss frei. Sie besteht aus zwei miteinander verbundenen Zimmern und einem Badezimmer. Selbstverständlich berechnen wir Ihnen nur die Kosten für ein Einzelzimmer, wie sie es gebucht haben. Haben Sie Gepäck?

    „Nur die Reisetasche."

    Mrs. Low betrachtete die trotteligen Teddybären auf der Tasche, die Ross noch immer in der Hand hielt.

    In diesem Moment kullerte ein Wassertropfen über Cathys Wange. Behutsam tupfte Ross ihn ab.

    Offensichtlich hatte Mrs. Low diese vertraute Geste falsch verstanden, denn hoffnungsfroh schlug sie vor: „Vielleicht könnten Sie sich die Suite teilen?"

    „Das kann ich Miss Richardson wirklich nicht zumuten …"

    „Nun, ich habe nichts dagegen, wenn es sich um zwei Zimmer handelt …"

    Sie hatten beide gleichzeitig gesprochen.

    „Kommen Sie, ich zeige Ihnen die Suite. Dann fällt Ihnen die Entscheidung leichter." Mrs. Low führte sie durch einen schmalen Flur und öffnete eine Tür auf der rechten Seite.

    „Wir haben zwar Zentralheizung, aber ich habe den Kamin in diesem Zimmer angeheizt. Ein Kaminfeuer hat so etwas Beruhigendes, besonders in einer Nacht wie dieser, finden Sie nicht?"

    Das Zimmer wirkte tatsächlich sehr gemütlich. Die schweren Vorhänge waren zugezogen, im Kamin brannte ein munteres Feuer, am Bett spendete eine kleine Lampe warmes Licht.

    Das Doppelbett war mit einem altmodischen Quilt bedeckt. In dem geräumigen Zimmer befanden sich außerdem eine Kommode, ein Kleiderschrank, ein mit Schnitzereien verzierter Wäscheschrank und eine gemütliche Sitzgruppe vor dem Kamin, daneben ein Weidenkorb mit Holzscheiten und Tannenzapfen. Der aromatische Tannenduft vermischte sich mit einem Hauch von Lavendel.

    Hinter einem verzierten Torbogen mit Vorhang befand sich das zweite, kleinere Zimmer, welches mit Etagenbetten und eingebautem Kleiderschrank ausgestattet war.

    Mit Blick auf Ross Dalgowans beeindruckende Größe von mindestens einem Meter sechsundachtzig, meinte Mrs. Low unsicher: „Dieser Raum ist eigentlich für Kinder gedacht. Aber selbst ein Etagenbett ist wohl bequemer als die Couch draußen. Hier ist das Badezimmer."

    Das makellos saubere Bad wirkte zwar altmodisch, schien aber mit allem Notwendigen ausgestattet zu sein, inklusive einer großzügigen Duschkabine.

    „Hier finden Sie Handtücher und Kosmetika und sogar Einmalrasierer. Machen Sie es sich doch am Kaminfeuer gemütlich, wärmen Sie sich auf und überlegen Sie, ob Sie die Suite teilen wollen, schlug Mrs. Low vor und verschwand dann mit den Worten: „Ich bringe Ihnen gleich ein schönes Abendessen! aus dem Zimmer.

    Ross stellte Cathys Tasche auf die Kommode und zog fragend eine Augenbraue hoch. „Bitte sagen Sie es mir, wenn Sie etwas gegen Mrs. Lows Vorschlag haben."

    „Nein, nein, das ist überhaupt kein Problem."

    „Schön." Er half ihr aus dem Mantel, zog seinen eigenen aus und hängte beide auf.

    Zu einer lässig-eleganten Hose trug er ein olivgrünes Hemd und eine teure Lederweste. Seine Armbanduhr sah sehr kostbar aus, die Schuhe schienen handgefertigt zu sein.

    Er machte einen wohlhabenden, einflussreichen Eindruck. Seine Selbstsicherheit wirkte fast lässig.

    „Bitte entschuldigen Sie mich kurz. Ross zog sein Handy aus der Tasche. „Ich will nur kurz Bescheid sagen, dass ich hier übernachte. Dann macht sich niemand Sorgen, wo ich bleibe.

    „Selbstverständlich." Cathy setzte sich an den Kamin.

    Der Anruf wurde von jemandem namens Marley angenommen. Ross sprach nur kurz und verabschiedete sich schnell: „Bis morgen. Mach’s gut."

    Ob Marley seine Frau war?

    Ross nahm in dem zweiten Sessel am Kamin Platz und bemerkte: „Ihre Schuhe sind ja völlig durchnässt. Ziehen Sie die lieber aus und wärmen Sie sich die Füße."

    Dieser Gedanke war Cathy natürlich auch schon gekommen. Erleichtert schlüpfte sie aus ihren Pumps, stellte sie ans Feuer und streckte die schlanken Füße aus, damit sie schnell warm wurden.

    Schweigend blickte Ross in die munter züngelnden Flammen, während Cathy ihn unauffällig musterte.

    In seinen Zügen spiegelten sich Arroganz und Sinnlichkeit. Dieser Mann muss einen sehr vielschichtigen Charakter haben, dachte sie plötzlich.

    Unvermutet begannen Schmetterlinge in ihrem Bauch zu flattern. Er wirkte einfach so unglaublich … männlich.

    Als er plötzlich aufsah, wandte sie ertappt den Blick ab. „Ist Ihnen schon etwas wärmer?"

    „Viel wärmer, danke", antwortete sie geistesabwesend.

    „Wie lange waren Sie heute unterwegs?"

    Cathy sah auf. „Ich bin heute Vormittag aus London abgefahren und habe zwischendurch nur eine Kaffeepause gemacht. Die Fahrt hat viel länger gedauert, als ich erwartet habe."

    „Wohin soll die Reise denn gehen?", fragte er interessiert.

    „In die Cairngorms. Der Ort heißt Luing."

    Er schien überrascht. Oder hatte sie sich getäuscht? „Kenne ich. Sie haben gut daran getan, die Fahrt hier zu unterbrechen. Bis Luing ist es noch eine ganz schöne Strecke. Laufen Sie Ski?"

    „Ja, aber leider nicht sehr gut. Und Sie?"

    „Ich bin in den Cairngorms aufgewachsen. In den Wintermonaten habe ich die Skier kaum einmal abgeschnallt."

    „Als Kind habe ich mit meinen Eltern Skiferien in den Alpen gemacht."

    „Da hatten Sie sicher viel Spaß."

    „Ja. Cathy musterte ihn nachdenklich. „Dafür, dass Sie hier aufgewachsen sind, haben Sie aber kaum einen schottischen Akzent.

    „Die Familie meines Vaters stammt aus Schottland, meine Mutter war Engländerin. Die Ehe wurde geschieden, als ich vierzehn und meine Schwester elf Jahre alt war. Mutter zog nach London, ich blieb bei meinem Vater und seiner zweiten Frau, bis ich dann mit achtzehn einen Studienplatz in Oxford erhalten habe. Nach dem Examen bin ich nach London gezogen und habe mit Freunden zusammen in der IT-Branche gearbeitet. Noch wohne ich dort, aber irgendwann möchte ich wieder in Schottland leben."

    „Wo in London wohnen Sie?"

    „Ich habe eine Wohnung am Belmont Square."

    Mitten in Mayfair. Also musste er Geld haben.

    Neugierig fragte sie: „Kommen Sie oft nach Schottland?"

    „Vier- oder fünfmal im Jahr."

    „Beruflich oder privat?"

    „Beides."

    In diesem Moment klopfte es, und Mrs. Low schob einen Servierwagen herein. „So, verkündete sie fröhlich. „Ich bringe Ihnen meine gute Hühnersuppe, Haferbrötchen mit Schinken und Apfelkuchen mit Sahne. Eine Kanne Kaffee wird Ihnen sicher auch guttun.

    „Vielen Dank, Mrs. Low. Das ist ja ein richtiges Festmahl. Ross lächelte freundlich. „Es ist wirklich sehr nett von Ihnen, sich so viel Mühe zu machen.

    Cathy nickte bekräftigend.

    Mrs. Low lächelte geschmeichelt. „Das ist doch selbstverständlich. Ach, hier ist noch ein Fläschchen von Charlie. Damit Ihnen richtig warm wird, sagt er." Mit großer Geste zauberte sie eine Flasche Highland Single Malt und zwei Whiskygläser aus ihrer Schürze.

    „Bitte richten Sie ihm unseren Dank aus."

    „Er würde sich freuen, Sie zu sehen, bevor Sie weiterfahren."

    „Gern, das lässt sich sicher einrichten."

    Nachdem sie weitere Scheite ins Feuer gelegt hatte, zog sich Mrs. Low zurück. „Bitte entschuldigen Sie mich jetzt. Das Haus ist voller Gäste, und ich muss morgen ganz früh aus den Federn. Gute Nacht."

    „Gute Nacht, Mrs. Low", sagten sie wie aus einem Mund.

    „Ach, das hätte ich fast vergessen: Frühstück wird ab sechs Uhr dreißig im Frühstücksraum serviert. Und wären Sie bitte so freundlich, den Servierwagen nachher vor die Tür zu stellen? Vielen Dank. Nochmals gute Nacht."

    Als die Tür hinter ihr ins Schloss fiel, schenkte Ross Kaffee ein. „Sie sind bestimmt sehr hungrig."

    „Das kann man wohl sagen."

    „Dann lassen Sie es sich schmecken."

    Schweigend genossen sie die schmackhafte Mahlzeit und lauschten dem knisternden Kaminfeuer und dem ums Haus heulenden Wind.

    Cathy fand es schön, mit einem Mann schweigen zu können. Neil hatte ständig geredet. Er konnte keine Stille ertragen und pflegte sie lieber mit unwichtigem Geschwätz zu füllen.

    Sie war gerade neunzehn Jahre alt gewesen, war schüchtern und naiv, als sie den erfahrenen Neil kennenlernte, der allerdings kaum ein Jahr älter war als sie. Bald darauf hatten sie geheiratet, obwohl er noch studierte und keinen Penny besaß. Er war bei ihr eingezogen und lebte auf ihre Kosten. Dabei hatte sie damals schon ihren Bruder Carl unterstützen müssen, der bei ihr wohnte.

    Schon bald nach der Heirat wurde Cathy bewusst, dass Neil ein oberflächlicher Blender war, der sie nur ausnutzte. Warum war sie nur auf sein charmantes Lächeln hereingefallen? Nach wenigen Monaten Ehe hatte er in betrunkenem Zustand versucht, ihr Gewalt anzutun. Als das misslang, hatte er sie geschlagen und als ‚frigide Ziege‘ bezeichnet.

    Ross Dalgowan dagegen war alles andere als oberflächlich – das erkannte sie sofort. Und niemals würde er einer Frau etwas antun, das spürte sei einfach.

    Sie sah auf und begegnete seinem Blick. Seine rauchgrauen Augen waren faszinierend.

    Ein prickelnder Schauer überlief sie. Schnell wandte sie den Blick ab.

    „Gibt es ein Problem?", fragte er sanft.

    „Nein, alles in Ordnung."

    Sofort ließ er das Thema fallen. Schließlich wollte er nicht indiskret sein. Einträchtig schweigend setzten sie die Mahlzeit fort.

    „Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee?", fragte er, als alles aufgegessen war.

    „Nein, vielen Dank."

    „Dann schiebe ich den Wagen jetzt vor die Tür."

    Anschließend machte er es sich wieder im Sessel bequem. „Wie wär’s mit einem kleinen Absacker vor dem Schlafengehen?"

    Eigentlich machte sie sich nichts aus Hochprozentigem, da sie jedoch noch nicht auf seine Gesellschaft verzichten wollte, meinte sie nur: „Warum nicht?"

    Er öffnete die Flasche, schenkte ein und reichte ihr ein Glas, bevor er seins zum Trinkspruch hob. „Ich trinke auf die Zukunft und darauf, dass wir uns besser kennenlernen."

    Ihr wurde ganz warm ums Herz. Sie sehnte sich geradezu nach dem, was dieser Mann ihr zu bieten hatte. Er zog sie magisch an. Mit ihm könnte sie den Rest ihres Lebens verbringen. War sie etwa der wahren Liebe begegnet?

    Cathy wunderte sich selbst, woher ihr plötzlich solche Gedanken kamen. Schnell wandte sie den Blick ab und trank hastig einen Schluck Whisky. Prompt erlitt sie einen Hustenanfall.

    Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Als Nichtschottin möchten Sie den Whisky vielleicht mit Wasser verdünnen?"

    „Ja, keuchte sie. „Das wäre wohl besser.

    Bevor sie aufstehen konnte, war er schon auf den Beinen. „Kommt sofort."

    Kurz darauf kehrte er mit einem Glas Wasser aus dem Badezimmer zurück. „Sagen Sie Stopp!"

    Als der Single Malt sichtbar verdünnt war, murmelte sie: „Das reicht. Vielen Dank."

    „Probieren Sie erst mal!"

    Gehorsam trank sie einen Schluck. „Viel besser." Sie strahlte.

    Ross erwiderte das Lächeln, und plötzlich knisterte es zwischen ihnen.

    Wieder wandte Cathy den Blick ab und konzentrierte sich auf die züngelnden Flammen im Kamin. Was war das nur für eine seltsam erotische Spannung zwischen ihnen?

    Sie versuchte den Gedanken zu verdrängen. „Sind Sie nach Schottland gekommen, um hier die Weihnachtsfeiertage zu verbringen, Mr. Dalgowan?"

    „Ja, und Silvester. Aber bitte nicht so förmlich: Ich bin Ross."

    „Cathy."

    Er strahlte. „Wie lange bleibst du in Schottland, Cathy?"

    „Mal sehen. Auf alle Fälle bis Neujahr."

    „Gibt es jemanden in deinem Leben? Einen Partner?"

    Es war ihr unangenehm, über ihre kurze gescheiterte Ehe zu sprechen. Daher antwortete sie nur kurz angebunden. „Nein."

    Obwohl sie sich gerade erst kennengelernt hatten und er so gut wie nichts von dieser Frau wusste, fühlte er sich wie magisch von ihr angezogen. Und tatsächlich war er erleichtert, dass sie allem Anschein nach Single war.

    Nach Lena hatte er sich auf keine feste Beziehung mehr eingelassen. Hier und da ein Abenteuer, das war’s. Instinktiv spürte er jedoch, dass ihm das in diesem Fall nicht genügen würde.

    Cathy sah ihm in die Augen und stellte die Frage, die sie stellen musste: „Und wie steht es mit dir? Bist du mit jemandem zusammen?" Aufgeregt wartete sie auf seine Antwort.

    „Nein."

    Erleichtert atmete sie auf. Doch dann fügte er hinzu: „Eigentlich wollte ich im Sommer heiraten. Aber das hat sich zerschlagen. Lena ist zwar auch Schottin und ganz in der Nähe aufgewachsen, doch sie kann sich nicht vorstellen, je wieder hier zu leben. Ihr gefällt es in London besser, wogegen ich unbedingt wieder nach Schottland ziehen möchte. Als sie gemerkt hat, wie wichtig mir das ist, hat sie Schluss gemacht. Sie lebt jetzt in der Park Lane bei einem reichen Geschäftsmann, der nie aus London herausgekommen ist."

    Seinem verbitterten Unterton nach zu urteilen, musste ihn das Verhalten seiner Ex-Freundin sehr verletzt haben.

    „Wenn sie auf Besuch bei ihrem Vater in Schottland ist, schaut sie hin und wieder bei mir vorbei, wenn ich da bin", fuhr Ross fort.

    Wie gemein von dieser Frau, noch Salz in die Wunde zu streuen, dachte Cathy und verzog ungehalten das Gesicht.

    Ross deutete das Stirnrunzeln falsch. „Entschuldige, ich wollte gar nicht so persönlich werden. Mich hat nur interessiert, ob du hier oben jemanden besuchst."

    Einen Moment lang war Cathy versucht, diesem Mann, der ihr schon so vertraut schien, von Carls und ihrer Scharade zu erzählen.

    „Es ist ja nur eine kleine Notlüge, hatte Carl behauptet. „Ich bin die ideale Besetzung für die Stelle bei den Bowans. Leider bestehen sie darauf, nur einen verheirateten Mann als Skilehrer einzustellen. Deshalb musst du mitspielen, Schwesterchen. Wenn ich mich in dem Job bewährt habe, können wir ihnen reinen Wein einschenken. Bitte, Cathy, du musst mir helfen! Wer konnte denn ahnen, dass Katie mir kurz vor der Hochzeit den Laufpass gibt?

    Zähneknirschend hatte sich Cathy schließlich darauf eingelassen. Immerhin hatten die Bowans auch ihr eine Stelle angeboten.

    Doch wie sollte sie Ross diese komplizierte Geschichte erklären? Außerdem hatte sie Carl hoch und heilig versprochen, kein Sterbenswörtchen zu verraten.

    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich besuche niemanden."

    Ross war zufrieden, und sie wandte sich schnell ab, um ihre Verlegenheit darüber zu verbergen, ihn belogen zu haben.

    2. KAPITEL

    Ross schenkte Whisky nach und reichte Cathy das Glas. „Du hast übrigens wunderschöne Augen. Er lächelte verlegen. „Aber das hörst du sicher ständig.

    Cathy hätte gern so dunkelblaue Augen wie ihr Bruder gehabt und erhielt selten Komplimente. „Ich finde sie eigentlich eher unspektakulär."

    „Im Gegenteil! Sie sind faszinierend. Wie ein Opal verändern sie die Farbe. Eben wirkten sie blau, jetzt grün und golden, wie ein Apriltag."

    Das waren nicht die Worte eines Verführers, sondern seine ehrliche Meinung. Irgendwie spürte Cathy das.

    Als er ihre Verlegenheit bemerkte, fügte er zerknirscht hinzu: „Entschuldige, ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Sag mal, bist du eigentlich gebürtige Londonerin?"

    Sie war froh, das Thema wechseln zu können. „Nein, mein Bruder und ich wurden beide in Kent geboren. Mein Vater war Arzt, meine Mutter Physiotherapeutin. Sie haben in einem Londoner Krankenhaus gearbeitet."

    „Aha. Und ihr? Habt ihr den gleichen Berufsweg eingeschlagen?"

    „Mein Bruder ist Physiotherapeut, ich wollte Ärztin werden."

    Ross bückte sich und legte weitere Scheite ins Feuer. „Wieso ist daraus nichts geworden?"

    „Weil ich kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag die Schule abgebrochen habe, als meine Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind."

    „Das tut mir sehr leid."

    „Es ist jetzt sieben Jahre her. Sie wollten ihren zwanzigsten Hochzeitstag feiern."

    „Ist dein Bruder älter als du?"

    „Nein. Er ist ein Jahr jünger."

    „Das muss eine harte Zeit für euch gewesen sein." Mitfühlend sah er sie an.

    „Ja, aber irgendwie sind wir zurechtgekommen."

    Offensichtlich belastete sie dieses Thema. Er beschloss, nicht weiter zu fragen. „Warst du schon mal in den Cairngorms?"

    „Nein, bisher habe ich nur davon geträumt. Ich liebe die Berge."

    „Es ist wirklich eine sehr reizvolle Gegend, aber ziemlich einsam – jenseits der Touristengebiete. Einige Bereiche sind nur zu Fuß, auf Skiern oder zu Pferde zu erreichen."

    Begeistert erzählte Ross von seinem geliebten Schottland, bis er merkte, dass Cathy fast die Augen zufielen. „Bist du müde? Sag Bescheid, wenn du mich loswerden willst, damit du ins Bett gehen kannst."

    „Nein, nein, eigentlich bin ich noch gar nicht müde. Es liegt wohl an der Wärme, dass ich gähnen muss." Sie wollte auf keinen Fall, dass er jetzt ging und sie allein ließ.

    „Du musst aber sagen, wenn du schlafen willst."

    Im Kamin brannte das Feuer, draußen heulte der Schneesturm, und Ross und sie unterhielten sich angeregt. Unterschwellig spürte Cathy immer wieder die Spannung, die in der Luft hing.

    Schließlich erhob er sich, sichtlich widerstrebend. „Dir steht morgen noch eine lange Fahrt bevor. Ich muss mich jetzt wirklich verabschieden, damit du schlafen kannst."

    Ihre Ehe und die anschließende Scheidung hatten Cathy tief verletzt und all ihrer Illusionen beraubt. Seitdem ging sie Männern aus dem Weg. Doch bei Ross Dalgowan war das anders. Er sollte nicht gehen!

    Sie atmete tief durch. „Es wäre mir aber sehr unangenehm, wenn du in einem dieser kleinen Betten übernachten müsstest, obwohl hier genug Platz ist."

    „Keine Sorge, ich strecke mich auf der Couch im Aufenthaltsraum aus."

    „Aber die ist doch viel zu kurz. Außerdem herrscht da vermutlich ein ständiges Kommen und Gehen."

    Ross spürte, dass diese Frau etwas ganz Besonderes war. Etwas, auf das er immer gewartet hatte. Und obwohl er sich fest vorgenommen hatte, nach dem Desaster mit Lena erst mal die Finger von Frauen zu lassen, zögerte er nun.

    Cathy, die seine Unsicherheit bemerkte, gab zu bedenken: „Die Etagenbetten nebenan sind ja eigentlich für Kinder gemacht. Aber bestimmt kannst du dort besser schlafen als auf der Couch. Und außerdem kannst du hier das Badezimmer benutzen und musst nicht in deinen Klamotten schlafen."

    „Das macht dein Angebot natürlich unwiderstehlich", entgegnete er lächelnd.

    „Dann bleib."

    „Bist du sicher?"

    „Ganz sicher. Am besten gehst du gleich ins Bad."

    „Nein, du zuerst."

    Nachdenklich blickte Ross ins Feuer, während Cathy mit Kulturtasche, Nachthemd und Morgenmantel bewaffnet im Badezimmer verschwand.

    Sie duschte, putzte sich die Zähne und schlüpfte in ihr Nachthemd. Dann bürstete sie ihr langes dichtes Haar aus, bis es ihr seidig glänzend über die Schultern fiel. Im Spiegel sah sie, dass ihre Wangen rosig schimmerten und ihre Augen vor Freude strahlten.

    Nur nichts überstürzen, warnte sie sich selbst, zog den Morgenmantel über, verknotete den Gürtel, hob die abgelegte Kleidung auf und kehrte ins Zimmer zurück.

    Ihr Herz klopfte sofort schneller, als sie Ross am Kamin sitzen sah. Der Feuerschein ließ sein Gesicht wie das eines Gottes der Inka leuchten.

    Cathy legte den Kleiderstapel neben ihre Reisetasche, atmete tief durch und sagte leise: „Du bist dran."

    Ross stand auf und ließ beiläufig den Blick über ihren schlanken Körper in dem elfenbeinfarbenen Satinmantel gleiten. Sie bemerkte, wie seine Augen dunkler wurden und wie es in ihnen verlangend aufleuchtete.

    Einen Moment lang sahen sie einander tief in die Augen, dann wandte Ross sich abrupt ab und marschierte ins Badezimmer.

    Kurz darauf hörte sie die Dusche. Cathy zitterten die Knie. Sie sank in den Sessel, in dem sie den halben Abend verbracht hatte, und ließ die mit Ross verbrachte Zeit Revue passieren – verwirrt, aber doch freudig erregt.

    Etwas Magisches war mit ihnen passiert, als würden sie beide unter einem Bann stehen. Cathy war sicher, dass Ross das auch so empfand.

    Oder täuschte sie sich? In Neil hatte sie sich schließlich auch getäuscht. Durfte sie sich nach diesem Fiasko überhaupt noch auf ihr Gefühl verlassen?

    Immerhin war sie inzwischen älter und realistischer geworden, außerdem war Ross ganz anders als Neil. Sie fühlte sich nicht nur körperlich zu ihm hingezogen, nein, da war viel mehr: seine Herzenswärme, sein Einfühlungsvermögen, seine innere Stärke …

    Instinktiv spürte sie, dass er hinter ihr stand. Sie wandte sich um und bemerkte, wie er sie in aller Seelenruhe betrachtete.

    Er war frisch rasiert, das blonde Haar noch feucht vom Duschen, und trug einen der dunkelblauen Gästebademäntel.

    „Bist du wirklich sicher, dass du die Suite mit einem wildfremden Mann teilen willst?", fragte er leise.

    „Du bist mir nicht fremd – im Gegenteil. Ich habe das Gefühl, dich schon mein ganzes Leben lang zu kennen. Das hört sich seltsam an, ich weiß …"

    Ross kam näher, beugte sich vor und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.

    Atemlos erwiderte sie seinen Blick.

    Er zog sie zu sich hoch und murmelte: „Ja, ich war sicher, dass du es auch spürst. Da ist so eine Verbindung zwischen uns … Ich habe es gefühlt, als ich dir zum ersten Mal in die Augen sah. Aber wir sollten nichts überstürzen, Cathy. Wenn du willst, dann schlafe ich nebenan."

    Natürlich wollte sie das nicht, aber sie war viel zu schüchtern, um ihm das zu sagen. Also senkte sie den Kopf und flüsterte: „Und was willst du?"

    Behutsam legte er einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Forschend blickte er ihr in die Augen.

    Die zwei Stunden in Cathys Gesellschaft hatten seinen ersten Eindruck bestätigt: Sie war das süßeste Ding, dem er je begegnet war. Eine Aura von Traurigkeit und Unschuld umgab sie. Diese besondere Art der Verletzlichkeit rührte ihn zutiefst.

    Rau antwortete er: „Das musst du doch spüren: Ich möchte dich in meinen Armen halten, dich küssen, deinen nackten Körper an meinem fühlen. Ich möchte mit dir ins Bett gehen und dich lieben, bis wir beide die Welt um uns herum vergessen. Und dann möchte ich mit dir in meinen Armen einschlafen."

    Ihre jahrelange Verschlossenheit nach der schrecklichen Ehe mit Neil schien plötzlich überwunden. Cathy spürte ein Gefühl wohliger Wärme in sich aufsteigen. Sie sehnte sich danach, in den Armen ihres Beschützers zu liegen.

    Aber was sollte sie tun, wenn sich Neils Behauptung, sie wäre frigide und langweilig, bestätigte?

    Aufmerksam betrachtete Ross ihre Miene, all die wechselnden Empfindungen, die sich darin ausdrückten, und ließ Cathy schließlich los.

    „Keine Angst, ich schlafe auf der Couch, sagte er ruhig und wandte sich zum Gehen, als sie flüsterte: „Nein, bitte bleib hier.

    „Lieber nicht. Die Versuchung wäre zu groß."

    „Ich möchte aber nicht, dass du gehst."

    „Bist du sicher? Gerade noch hat dir die Vorstellung, dass ich bleibe, Angst gemacht."

    „Nein, das hast du falsch verstanden. Es ist nur … also, normalerweise tue ich so etwas nicht."

    „Das würde ich dir auch niemals unterstellen. Hör zu, wir kennen uns erst seit einigen Stunden. Wenn dir das alles zu schnell geht …"

    „Nein, wirklich nicht, Ross. Bitte bleib bei mir."

    Lächelnd beugte er sich vor und lehnte seine Stirn gegen ihre. Diese zärtliche Geste brachte ihr Herz zum Schmelzen. Tränen schimmerten in ihren Augen.

    Als Ross den Kopf hob, kullerten sie ihr über die Wangen.

    Behutsam küsste er sie weg, dann widmete er sich ihren weichen Lippen. Als er spürte, wie der Kuss sie erbeben ließ, zog er sie an sich und küsste sie ein wenig leidenschaftlicher.

    Instinktiv schmiegte sie sich an ihn und begann, seine Liebkosungen zu erwidern, worauf er noch fordernder wurde. Während er sie küsste, zog er langsam ihren Gürtel auf und schob ihr den Morgenmantel von den Schultern. Sanft ließ er seine Hände über den seidenen Stoff ihres Nachthemds gleiten, erforschte ihre Hüften, ihren Po, die wunderschön geformte Brüste.

    Als Cathy leise aufstöhnte, umfasste er zärtlich eine Brust und liebkoste die aufgerichtete Brustspitze. Schließlich schob er ihr die Träger des Nachthemds hinunter, bis auch dieses letzte Stück Stoff zu Boden glitt. Dann umschloss er eine Brustspitze mit den Lippen, während er die andere behutsam streichelte.

    Cathy seufzte tief und schaffte es, sich fallen zu lassen und Ross’ Zärtlichkeiten zu genießen. Nach unendlich himmlischen Minuten zog er die Bettdecke zurück und ließ sie in die weichen Kissen gleiten.

    Bewundernd betrachtete er ihren makellosen Körper, die hübschen festen Brüste, die sanft geschwungenen Hüften, die langen schlanken Beine. Als Cathy die Augen aufschlug, lächelte er.

    Dann legte er den Bademantel ab und kam zu ihr aufs Bett. Mit federleichten Berührungen streichelte er ihren Körper, fand jede erogene Zone und erweckte Empfindungen in ihr, die sie noch nie zuvor erlebt hatte.

    Leise versicherte er ihr, wie schön und begehrenswert sie sei, und wie sehr ihr Körper ihn erregte. Cathy ertrug die Spannung kaum noch.

    Für den Bruchteil einer Sekunde überkam sie wilde Panik, als er sich auf sie legte. Hoffentlich enttäusche ich ihn nicht, flehte sie innerlich. Doch Ross schien ihre Angst zu ahnen und küsste sie sanft und ausdauernd, bis sie ihre Furcht überwunden hatte.

    Im Schein des Kaminfeuers, begleitet vom ums Haus heulenden Schneesturm, liebte er sie so zärtlich und leidenschaftlich, dass sie alles um sich herum vergaß.

    In ihren wildesten Träumen hatte sie sich nicht ausmalen können, wie schön es sein konnte, mit einem Mann zu schlafen. Nach einem überwältigenden Höhepunkt kam sie nur langsam wieder zu sich und genoss den Schwebezustand, in dem sie sich befand. Erst nach einer Weile ging ihr Atem ruhiger. Ross hatte den Kopf auf ihre Brust gebettet.

    Cathy wagte nicht, sich zu bewegen. Sie betrachtete ihn fasziniert, genoss diesen Moment äußerster Intimität, bis er sich schließlich von ihr schob.

    Neil hätte ihr jetzt den Rücken zugedreht und sie deprimiert und unbefriedigt sich selbst überlassen. Und obwohl sie sich jetzt wunderbar entspannt und glücklich fühlte, holte die Erinnerung sie ein, bis Ross sich über sie beugte und sie voller Hingabe küsste.

    Dann versicherte er ihr noch einmal leise, wie unglaublich sie wäre, wie warm und verführerisch, und wie sehr es ihm gefallen hatte, mit ihr zu schlafen.

    Seine liebevollen Worte und Küsse verscheuchten die traurige Vergangenheit. Zum ersten Mal in ihrem Erwachsenenleben war Cathy richtig glücklich. Sie fühlte sich erfüllt – und wie eine richtige Frau.

    Ross drehte sich auf den Rücken und zog sie an sich. Entspannt lag sie an ihn geschmiegt, als wäre das ihr natürlicher Platz. Es war unglaublich tröstlich, sein Herz an ihrer Wange pochen zu hören, ihm so nah zu sein, seinen erregenden Duft zu atmen.

    Ihr größter Traum hatte sich von einem Augenblick auf den anderen erfüllt. Ross gab ihr alles, was sie sich je von einem Mann erträumt hatte, und sie dankte ihrem Schicksal für den Schneesturm, der sie zusammengeführt hatte.

    Am liebsten hätte sie die ganze Nacht wach gelegen, um dieses Gefühl unendlicher Geborgenheit auszukosten, doch der Schlaf übermannte sie, als sie den

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