Verführt von dem italienischen Milliardär
Von Chantelle Shaw
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Über dieses E-Book
Die stets korrekte Lehrerin Leah Ashbourne ist verzweifelt. Um ihr Erbe ausbezahlt zu bekommen und ihre kranke Mutter vor dem Ruin zu retten, muss sie heiraten. Doch als die Hochzeit mit ihrem Verlobten platzt, bleibt der rothaarigen Schönheit nur eine Wahl. Ein Pakt mit dessen arrogantem Bruder Marco De Valle. Dafür, dass sie sich um seinen kleinen Sohn kümmert, wird Leah seine Frau auf Zeit. Natürlich ist die schüchterne Leah gegen Marcos brodelnden Sex-Appeal immun. Bis der italienische Milliardär sie auf Capri in eine Welt purer Sinnlichkeit entführt …
Chantelle Shaw
Chantelle Shaw ist in London aufgewachsen. Mit 20 Jahren heiratete sie ihre Jugendliebe. Mit der Geburt des ersten Kindes widmete sie sich ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter, ein Vollzeitjob, da die Familie bald auf sechs Kinder und verschiedene Haustiere anwuchs. Chantelle Shaw entdeckte die Liebesromane von Mills & Boon, die sie schon aus ihrer Jugend kannte, in den ersten Jahren als Mutter neu. Während ihrer unfreiwillig nachtaktiven Zeit, hatte sie häufig ein Baby im Arm und ein Buch in der anderen Hand. In ihrer Freizeit fing Sie an, eigene Geschichten zu schreiben. Mills & Boon lehnte ihre ersten Entwürfe ab, ermutigte sie aber weiter zu machen. Doch als Mutter von sechs Kindern, die auch noch halbtags arbeitete, blieb ihr kaum Zeit. Erst 20 Jahre später begann sie wieder ernsthaft zu schreiben, als sie versuchte über den Tod ihrer Mutter hinweg zu kommen. Sie konnte sich in die Welten in ihrem Kopf flüchten und so für einige Zeit ihre Trauer vergessen. Seit dieser Zeit mag Chantelle Shaw Liebesromane noch mehr als zuvor, denn kein anderes Genre verleiht seinen Lesern ein ähnliches Gefühl von Glück und Entspannung. Sie liebt es, starke, entschlossene und sexy Helden zu kreieren, die letztendlich das große Glück und die Liebe finden. Das Schreiben nimmt ihre meiste Zeit ein, aber wenn sie einen freien Kopf braucht, geht sie in ihren Garten oder spazieren. Manchmal wünschte sie sich nur, dass sie auch von der Hausarbeit einen freien Kopf bekommen würde.
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Buchvorschau
Verführt von dem italienischen Milliardär - Chantelle Shaw
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2020 by Chantelle Shaw
Originaltitel: „Her Wedding Night Negotiation"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2474 - 2021 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Stella Ković
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2021 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733718466
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Marco De Valle hasste Hochzeiten und alles, was damit zu tun hatte. Das ganze Theater um den „großen Tag", an dem sich zwei Menschen falsche Versprechungen machten, fand er einfach nur lächerlich.
Lieber wäre er gar nicht erst gekommen und stattdessen heute Abend mit seinem Sohn zurück nach Capri geflogen. Leider war der „glückliche" Bräutigam sein Halbbruder, und um seiner Mutter einen Gefallen zu tun, war er schließlich doch zur Hochzeit von James und seiner langweiligen Verlobten angereist, obwohl er wusste, dass all seine Bemühungen eigentlich umsonst waren. Seine Mutter hatte in den letzten Jahren keinen Hehl daraus gemacht, wer ihr Lieblingssohn war.
Sie wollte ihn nur für die Publicity dabeihaben, dachte er frustriert. Marco zog die Paparazzi magisch an. Mit ihm als Gast würde bestimmt das ein oder andere Hochzeitsfoto in den Klatschzeitschriften landen.
Der Probedurchlauf für die morgige Trauung hätte eigentlich vor zwanzig Minuten beginnen sollen, aber James war wie immer zu spät. Um seine wachsende Ungeduld nicht offen vor allen Gästen zu zeigen, zog sich Marco in eine schattige Nische im hinteren Bereich der kleinen Kapelle zurück, die zum Anwesen seiner Eltern gehörte. Missmutig lehnte er sich gegen eine der Säulen und betrachtete die Braut, die vorne am Altar auf ihren Verlobten wartete.
Marco hatte Leah Ashbourne erst heute kennengelernt. James’ Verlobte war durch und durch eine graue Maus – von ihrer blassen Haut bis zu ihrem furchtbaren Modegeschmack. Sie trug eine strahlend weiße Bluse, die bis zum Hals zugeknöpft war, und einen dunkelblauen Rock, der weit unter dem Knie endete. Das rote Haar hatte sie zu einem strengen Zopf geflochten. In diesem Aufzug hätte sie glatt als Nonne durchgehen können. Oder als Mary Poppins.
Als James die beiden heute einander vorgestellt hatte, hatte sie ihn nicht einmal anständig begrüßen können. Stattdessen war sie knallrot angelaufen und hatte etwas in Richtung Fußboden gestammelt. Für einen Moment war Marco fasziniert von ihr gewesen – er hatte schon lange keine Frau mehr erröten sehen. Er kam zu dem Schluss, dass sie ein Mauerblümchen war, zwar sehr hübsch auf ihre Art, aber nicht sein Typ. Die Frauen, auf die er stand, waren sexy, selbstbewusst und akzeptierten, dass er weder Interesse an einer ernsthaften Beziehung noch am Heiraten hatte. Sicher kein zweites Mal.
Marco warf einen Blick auf die Uhr und fluchte leise. In einer Stunde musste Nicky ins Bett, und er wollte eigentlich noch ein bisschen Zeit mit seinem Sohn verbringen. Ihn überkamen Schuldgefühle. Nicky war schon die ganze Woche mit seinem Kindermädchen in Nancarrow Hall alleine gewesen, da Marco für einen dringenden Geschäftstermin ins Ausland gereist war.
Er seufzte tief. Seine Beziehung zu Nicky war seit dem tragischen Unfall nicht mehr dieselbe. Auch wenn ihm der Psychiater versichert hatte, dass ein Fünfjähriger noch nicht dazu in der Lage sei, ihm die Schuld an der Tragödie zu geben, fühlte sich Marco für den Tod von Nickys Mutter verantwortlich. Jetzt ließ er seinen Sohn schon wieder im Stich, weil er nicht wusste, wie er die Beziehung zu seinem traumatisierten Kind wiederaufbauen konnte.
Wo war James, verdammt noch mal?
Marco sah, wie Leah das Handy aus ihrem Täschchen hervorholte und die Schultern hängen ließ. Sie sah so einsam und verloren aus, wie sie dort alleine vor dem Altar auf ihren Bräutigam wartete. Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass James nicht der Märchenprinz war, für den sie ihn augenscheinlich hielt. Doch Marco hielt sich zurück. Nein, das war wirklich nicht seine Verantwortung.
Er dachte zurück an Nicky und an das Spielzeugauto, das er als Geschenk für ihn gekauft hatte, ein Miniaturmodell seines eigenen Ferraris. Marco freute sich schon jetzt unheimlich auf Nickys leuchtende Augen, wenn er das Geschenk auspackte. Vielleicht würde es ihm sogar ein Lächeln entlocken.
Jetzt reichte es! Marco würde nicht noch mehr Zeit für diese Hochzeitsprobe verschwenden. Zielstrebig schritt er auf den Altar zu.
„Noch immer kein Lebenszeichen vom Bräutigam?" Der Pastor lächelte Leah aufmunternd zu.
„Ich weiß einfach nicht, was los ist, sagte sie und sah noch einmal auf ihr Handy. „James wollte nur kurz nach Padstow fahren und ein paar Sachen für die Flitterwochen besorgen, aber er hat versprochen, rechtzeitig für die Probe wieder hier zu sein.
Keine Nachricht von James, kein erklärender Anruf … Leah versuchte, sich keine Sorgen zu machen. James war nicht gerade ein Raser, das wusste sie nur zu gut. Die Fahrt nach Nancarrow Hall über die schmalen Straßen Cornwalls hatte letzte Woche eine gefühlte Ewigkeit gedauert, weil James die engen Kurven im Schneckentempo genommen hatte.
Leah versuchte sich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass James’ Eltern im schlimmsten Fall schon von den Einsatzkräften kontaktiert worden wären. Viel wahrscheinlicher war es, dass er schlichtweg die Zeit vergessen hatte. Das wäre schließlich nicht das erste Mal. James verlor sich oft in seinen Tagträumen und war die meiste Zeit gedankenverloren und zerstreut. Manchmal fühlte sich Leah wie sein Kindermädchen und nicht wie seine Verlobte.
Doch seit Leah seine Eltern letzte Woche kennengelernt hatte, verstand sie. Sie behandelten James noch immer wie ein Kind, und Leah hatte einen ersten Eindruck davon bekommen, wie sehr er wohl seit seiner Kindheit verwöhnt worden war. Doch trotz seines reichen Elternhauses war er bodenständig geblieben, und in ihrer Beziehung gab es weder Drama noch Streit – anders, als Leah es aus ihrer Kindheit kannte. Ihre Mutter war von einer katastrophalen Affäre in die nächste geschlittert.
Obwohl sie bei seinem Antrag erst seit einem halben Jahr zusammen gewesen waren, hatte Leah keine Sekunde gezögert. Sie wusste einfach, dass sie den Rest ihres Lebens mit James Fletcher verbringen wollte. Er benahm sich zwar etwas seltsam, seit sie in dem alten Familienanwesen am Rande von Bodmin Moor angekommen waren, aber es war sicher ganz normal, vor der Hochzeit ein wenig nervös zu sein.
Leah plagte das schlechte Gewissen. Sie hätte James vom Erbe ihrer Großmutter erzählen sollen – und der Bedingung, die sie in ihrem Testament gestellt hatte. Denn Leah konnte das Vermögen nur erben, wenn sie verheiratet war, und Leah machte sich Sorgen, ob James die Situation missverstehen würde. Doch sie liebte ihn. Sie liebte ihn wirklich.
Manchmal hatte sie trotzdem das Gefühl, dass alles zu schnell ging, aber Leah ignorierte die innere Stimme der Vernunft. Sie sehnte sich so sehr nach dem Gefühl von Sicherheit und Stabilität, das ihr während ihrer Kindheit immer verwehrt geblieben war.
„Ich habe später noch einen wichtigen Termin mit dem Bischof, sagte der Pastor ungeduldig. „Wir müssen wohl oder übel ohne James anfangen. Vielleicht kann jemand einspringen, bis er hier ist?
Er musterte die Anwesenden. Von den vierzig Gästen der kleinen Feier gehörten neununddreißig zu James’ Freunden und Familie.
Leah warf ihrer besten Freundin und Trauzeugin Amy einen fragenden Blick zu. Sie hatten sich während ihres Studiums an der Universität kennengelernt. Amy war eine alte Schulfreundin von James und hatte das Brautpaar einander auf einer Party vorgestellt. James war gut aussehend und gebildet, und es schmeichelte Leah, dass jemand wie er überhaupt Interesse an ihr zeigte. Sie war keine Schönheit, das wusste sie.
Und James gab ihr Sicherheit. Nach der Hochzeit würden sie so schnell wie möglich das Großstadtleben in London hinter sich lassen und ein kleines Cottage auf dem Land kaufen, und schon bald würden zwei Kinder und ein Hund dazukommen. Für andere Frauen waren vielleicht Geld, Designerklamotten und teurer Schmuck die größte Erfüllung, doch Leah wollte eine Familie.
Auf die Frage des Pastors nach einem Ersatz-Bräutigam folgte betretenes Schweigen. Amy zuckte hilflos mit den Schultern.
„Es gibt sicher einen guten Grund dafür, dass James zu spät ist", bemerkte ihre Hochzeitsplanerin Davina mit erstickter Stimme. Sonst war sie immer perfekt organisiert, aber gerade sah sie so aus, als hätte sie heimlich auf der Toilette geweint.
„Es müsste jemand einspringen, der während der richtigen Zeremonie keine tragende Rolle hat."
„Ich mach’s", sagte eine tiefe Stimme mit leichtem Akzent. Sie kam aus dem hinteren Teil der Kapelle.
Leahs Herz schlug augenblicklich schneller. Die Stimme gehörte zu Marco De Valle. Als er heute aus seinem silbernen Ferrari gestiegen war und sie das erste Mal James’ großen, dunkelhaarigen italienischen Halbbruder gesehen hatte, war ihre Reaktion genau dieselbe gewesen.
Später, als James die beiden im Salon miteinander bekannt gemacht hatte, hatte Leah völlig im Bann des schönen Fremden gestanden. Sein selbstsicheres Auftreten stellte alles um ihn herum in den Schatten. Sie hatte ihm nur einen kurzen Blick zugeworfen und dann sofort verlegen zu Boden gestarrt. Plötzlich war sie so sprachlos gewesen wie ein Teenager, der auf seinen Lieblingsstar traf. Das Blut hatte in ihren Ohren gerauscht, während sie nur eine knappe Begrüßung gemurmelt hatte.
Obwohl sie Marco nur kurz gesehen hatte, war deutlich, dass sich die beiden Brüder nicht im Geringsten ähnlich sahen. James war blond, und seine feinen Gesichtszüge verliehen ihm etwas Knabenhaftes. Eine Zeitlang hatte er als Model gearbeitet und war sogar auf den Titelseiten einiger extravaganter Hochglanzmagazine zu sehen gewesen. Solche, in denen die schönsten Schlossgärten oder die Modetrends für Ascot vorgestellt wurden.
Marcos Foto würde eher zu einer Zeitschrift über Extremsport oder einem Überlebensguide für den Dschungel passen, dachte Leah. Er war wild und ungezähmt, das spürte sie. Ein Mann, der nach seinen eigenen Regeln lebte und dem es egal war, was andere von ihm hielten.
Später hatte sie vom Schlafzimmerfenster aus beobachtet, wie er alleine in Richtung Moor stapfte. Der wehende schwarze Mantel und die durch den Wind zerzausten Haare hatten sein raues Wesen unterstrichen.
Über Marcos rechte Gesichtshälfte zog sich eine lange, weiß glänzende Narbe. Er hatte sie bei einem furchtbaren Unfall davongetragen, dem Marcos Frau zum Opfer gefallen war. Seitdem kümmerte er sich alleine um seinen fünfjährigen Sohn. Offenbar war er noch immer traumatisiert, denn er sprach kaum ein Wort und lächelte selten. Für Leah war klar, dass Marco nun mehr denn je für seinen Sohn da sein musste, aber von James erfuhr sie, dass Nicky oft mit seinem Kindermädchen in Nancarrow Hall blieb, während sein Vater geschäftlich ins Ausland reiste.
Wahrscheinlich waren diese Reisen unvermeidlich, doch Leah wusste nur zu gut, wie es sich für ein Kind anfühlte, alleine gelassen zu werden. Sie hatte Mitleid mit Nicky. Seine großen braunen Augen erinnerten sie schmerzlich an ihren eigenen kleinen Bruder. Er war gestorben, als er ungefähr in Nickys Alter gewesen war, und es verging kein Tag, an dem Leah nicht an Sammy dachte. Während der vielen Stunden, die sie in der letzten Woche mit Nicky gespielt hatte, war sie zwischen Freude und Trauer hin- und hergerissen gewesen.
Jetzt kam Marco langsam durch den Mittelgang auf sie zu, und ihr Herz schlug unfreiwillig schneller.
Die Narbe schlängelte sich von Marcos rechtem Auge über die Wange bis zum Mundwinkel. Die Oberlippe zog sich dadurch leicht nach oben, und das schiefe Lächeln sowie die kühlen, grauen Augen verliehen ihm einen permanent zynischen Gesichtsausdruck. Jeder andere Mann wäre durch eine solche Narbe wohl entstellt gewesen, doch an