Das Motiv war Rache: Dr. Norden Extra 155 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Ein verregnetes Wochenede lag hinter der Familie Norden, und erst der Sonntagabend versprach eine Wetterbesserung. Die Wolkendecke war aufgerissen, und hier und da lugte ein blaues Stück Himmel hervor. Goldene Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch das Grau, das nicht mehr ganz so tief war wie die Tage zuvor und tauchte die Welt in einen überirdischen Glanz. »Ich verstehe nicht, warum es ausgerechnet zum Ausklang des Wochenendes endlich schön wird«, beschwerte sich Fee Norden, während sie die Terrassentür weit öffnete, um die saubere, frische Abendluft hereinzulassen. Leise Geräusche der friedlich spielenden Zwillinge drangen durchs Haus, während Anneka die Nähe ihrer Eltern suchte und, in ein Buch vertieft, in einem Sessel saß. Felix und sein Bruder Danny waren noch unterwegs, mußten aber jeden Augenblick nach Hause kommen. »Für dich ist es ja nicht ganz so schlimm, du kannst die Sonne auch unter der Woche genießen.« Daniel hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und setzte eine schmerzliche Miene auf. »Aber ich Armer bin morgen wieder in der Praxis und kann das gute Wetter nur durchs Fenster wahrnehmen. »Das klingt gerade so, als ob ich den lieben langen Tag die Füße hochlegen könnte!« Fee wehrte sich entschieden. »Glaub nur nicht, ich hätte Mitleid mit dir.« Sie warf ihm einen schrägen Blick zu und schaltete das Radio ein, ehe sie sich neben ihn in die weichen Kissen kuschelte. Um diese Uhrzeit lief eine ihrer Lieblingssendungen, die sie nicht verpassen wollte. »Was ist das denn?« »Aber Daniel, das weißt du doch. ›Herzklopfen‹ höre ich mir jeden Sonntagabend an.« »Was findest du nur an diesen Schnulzen?« neckte Daniel seine Frau gutmütig.
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Buchvorschau
Das Motiv war Rache - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 155 –
Das Motiv war Rache
Patricia Vandenberg
Ein verregnetes Wochenede lag hinter der Familie Norden, und erst der Sonntagabend versprach eine Wetterbesserung. Die Wolkendecke war aufgerissen, und hier und da lugte ein blaues Stück Himmel hervor. Goldene Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch das Grau, das nicht mehr ganz so tief war wie die Tage zuvor und tauchte die Welt in einen überirdischen Glanz.
»Ich verstehe nicht, warum es ausgerechnet zum Ausklang des Wochenendes endlich schön wird«, beschwerte sich Fee Norden, während sie die Terrassentür weit öffnete, um die saubere, frische Abendluft hereinzulassen. Leise Geräusche der friedlich spielenden Zwillinge drangen durchs Haus, während Anneka die Nähe ihrer Eltern suchte und, in ein Buch vertieft, in einem Sessel saß. Felix und sein Bruder Danny waren noch unterwegs, mußten aber jeden Augenblick nach Hause kommen.
»Für dich ist es ja nicht ganz so schlimm, du kannst die Sonne auch unter der Woche genießen.« Daniel hatte es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht und setzte eine schmerzliche Miene auf. »Aber ich Armer bin morgen wieder in der Praxis und kann das gute Wetter nur durchs Fenster wahrnehmen.
»Das klingt gerade so, als ob ich den lieben langen Tag die Füße hochlegen könnte!« Fee wehrte sich entschieden. »Glaub nur nicht, ich hätte Mitleid mit dir.« Sie warf ihm einen schrägen Blick zu und schaltete das Radio ein, ehe sie sich neben ihn in die weichen Kissen kuschelte. Um diese Uhrzeit lief eine ihrer Lieblingssendungen, die sie nicht verpassen wollte.
»Was ist das denn?«
»Aber Daniel, das weißt du doch. ›Herzklopfen‹ höre ich mir jeden Sonntagabend an.«
»Was findest du nur an diesen Schnulzen?« neckte Daniel seine Frau gutmütig.
»Hast ganz recht, Papi, ich versteh’ das auch nicht.« Danny, der älteste der Norden-Sprößlinge, war gerade nach Hause gekommen und steckte den Kopf durch die Tür, während er amüsiert lauschte.
»Jetzt laßt doch Mami mal in Ruhe. Sie kann sich doch anhören, was sie will«, ergriff Anneka die Partei ihrer Mutter.
»Was für ein Glück, daß ich in diesem Haus weibliche Unterstützung habe.« Fee zwinkerte ihrer Tochter lächelnd zu. »Erstens ist es wunderbar romantisch, daß sich die Menschen Liebesgrüße durchs Radio schicken. In einer Zeit, wo überall Gewalt und Not herrscht, sind solche Liebeserklärungen wie ein Silberstreif am Horizont. Außerdem gefällt mir die Musik, die gespielt wird«, verteidigte sie sich.
»Seit Felix Emily kennt, höre ich öfter solche Musik aus seinem Zimmer«, grinste Anneka. »Mit den harten Männern ist es wohl doch nicht so weit her.«
»Gegen so viele weiblichen Argumente sind wir machtlos, nicht wahr, Danny?« lenkte Daniel lachend ein. »Seid doch nicht gleich böse, ich verstehe euch ja. Ehrlich gesagt gefällt es mir auch«, gab er zu und legte den Arm um Fee.
»Also, für mich ist das heute nichts. Aber ich will euch nicht stören beim Schwelgen. Viel Spaß«, erklärte Danny salopp und zog sich in die Küche zurück, um sich bei Lenni ein paar Leckereien zu holen.
Zufrieden schmiegte sich Fee an Daniel. Diese kleinen Diskussionen mit ihren Kindern erheiterten sie sehr und ließen sie ihr Glück im Kreise ihrer Lieben erst richtig genießen. Wie schön konnte das Leben doch mit einer großen Familie sein, besonders wenn die Stimmung so harmonisch war wie im Hause Norden.
Eine ganze Weile lag sie friedlich in Daniels Armen, der seine Zeitung studierte, und lauschte dem Programm, als eine Meldung der Moderatorin ihre Aufmerksamkeit erregte. Auch Daniel hob interessiert den Kopf.
»Und hier haben wir jetzt einen Anrufer mit einem ganz besonderen Anliegen. Guten Abend, Lenard. Was hast du auf dem Herzen?« begrüßte die Sprecherin Saskia den Mann am anderen Ende der Leitung.
»Ja, also, ich weiß gar nicht recht, wo ich anfangen soll«, überlegte der laut, während er versuchte, seine Nervosität zu überspielen.
»Sprich einfach frei von der Leber weg!« machte ihm die Moderation freundlich Mut.
»Okay. Ich habe gestern im Biergarten eine ganz bezaubernde junge Frau kennengelernt…«, begann Lenard, doch sofort wurde er unterbrochen.
»Du warst gestern im Biergarten? Aber es hat doch in Strömen geregnet!«
»Mein Freund und ich haben eine Regenpause genutzt in der Hoffnung, es wird besser. Aber leider, oder ich sollte wohl sagen, Gott sei Dank, haben wir uns getäuscht. Wir hatten gerade ein trockenes Plätzchen gefunden, als es wieder anfing. Zwei Mädels ging es genauso, doch die hatten in weiser Voraussicht Regenschirme dabei und ließen uns unterstellen. So kamen wir ins Gespräch.
»Und du hast dich sofort in sie verliebt?« fragte Saskia neugierig.
»Es war Liebe auf den ersten Blick, zumindest bei mir. So was hab’ ich noch nie erlebt.« Lenards Stimme war plötzlich ganz heiser.
»Habt ihr denn keine Telefonnummern ausgetauscht?«
»Sandra hat mir ihre Handy-Nummer gegeben, aber ich war wohl zu aufgeregt und habe mich verschrieben. Jetzt kann ich sie nicht erreichen!« stieß er verzweifelt hervor.
»Keine Panik, Lenard. Was weißt du denn von Sandra? Vielleicht kennt einer unserer Hörer sie und kann uns den entscheidenden Hinweis geben.« Die Moderation versuchte den aufgeregten Anrufer zu beruhigen.
»Das ist ja das Schlimme. Ich weiß nur, daß sie achtundzwanzig Jahre alt ist und im Herbst ihren Abschluß in Betriebswirtschaft macht.«
»Das ist nicht gerade viel«, gab Saskia nachdenklich zurück.
»Ich weiß. Aber ich setze große Hoffnung auf ihre Freundin, von der sie viel erzählt hat. Sie heißt Mira, studiert Biologie und schreibt gerade ihre Diplomarbeit über das Thema ›Artischocken‹.«
»Wie bitte?« Die Sprecherin prustete beinahe los vor Überraschung, und auch Fee lachte. Nur Daniel blieb ernst und konzentriert.
»Ja, ich weiß, das klingt unglaublich. Aber ich denke schon, daß Sandra mir die Wahrheit erzählt hat. Und in diese Information setze ich jetzt meine ganze Hoffnung.« Le-nard verstummte.
»Also, meine lieben Hörerinnen und Hörer, jetzt sind Sie gefragt. Wenn Sie eine Frau kennen, die Mira heißt und ihre Diplomarbeit über die Artischocke schreibt, dann rufen Sie uns an. Für Lenard hängt davon sein ganzes Glück ab«, forderte Saskia amüsiert die Zuhörer vor den Radioapparaten auf, ehe sie die Nummer des Senders durchgab und sich von ihrem Anrufer verabschiedete.
Während die sanften Töne eines Liebesliedes durch das Nordensche Wohnzimmer klangen, lachte Fee noch immer.
»Es passieren wirklich die unglaublichsten Dinge. Schade, daß wir niemals erfahren werden, ob der junge Mann mit diesem Anruf Glück hatte.«
»Vielleicht doch. Ich glaube, ich weiß, wen er sucht«, murmelte Daniel nachdenklich.
»Wirklich, Papi?« rief Anneka überrascht aus, die die Sendung ebenfalls interessiert verfolgt hatte.
»Woher?« Fee sah ihren Mann erstaunt an.
»Eine meiner Patientinnen hat mir neulich von ihrer Tochter erzählt, die eine Diplomarbeit über dieses etwas ungewöhnliche Thema schreibt. Wer war das nur?«
»Bitte, Papi, du mußt dich erinnern.« Aufgeregt richtete sich Anneka auf. »Das ist ja so spannend.«
»Jetzt weiß ich es wieder. Es war Frau Mager!« Ein triumphierendes Lächeln erschien auf Daniels Gesicht.
»Was für ein ulkiger Name«, lächelte Fee. »Ist sie so, wie sie heißt?«
»Ganz im Gegenteil, deshalb konnte ich mich auch wieder erinnern. Frau Mager ist wegen ihres Bluthochdrucks bei mir in Behandlung und müßte dringend mindestens zehn Kilo abnehmen.«
»Und sie hat eine Tochter mit Namen Mira. Mira Mager, wie lustig.« Fee stand auf und stellte das Radiogerät ein wenig lauter.
»Was tust du?« fragte Daniel verwundert.
»Na, wir brauchen doch die Nummer des Senders, damit wir dem jungen Mann weiterhelfen können. Sie sagen sie bestimmt noch einmal durch.«
»Aber du weißt doch gar nicht, ob Mira das recht ist«, wandte Daniel sofort ein, während Fee die Telefonnummer notierte.
Dann sah sie ihren Mann ernst
an.
»Das kann sie dann immer noch selbst entscheiden, Dan. Ich finde, dieser Zufall, wenn es denn einer ist, ist so kurios, daß wir gar nicht anders können. Und wir geben ja nur den Nachnamen weiter. Wenn Mira nicht im Telefonbuch verzeichnet ist, kann er sie gar nicht erreichen.«
»Ich weiß nicht, ich weiß nicht…« Daniel war immer noch unsicher, als ihm eine Idee kam. »Weißt du, was wir machen?«
»Nein, was denn?«
»Ich muß Frau Mager morgen ohnehin noch einmal anrufen und die Ergebnisse der Blutuntersuchung mit ihr besprechen. Bei dieser Gelegenheit kann ich dieses Thema zur Sprache bringen. Was meinst du?«
»Wahrscheinlich hast du recht!« Nur zu deutlich war Fee die Enttäuschung darüber anzumerken, die Sache nicht gleich in die Hand