Verzeih mir, wenn du kannst: Dr. Norden Gold 81 – Arztroman
()
Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Das muss piano gespielt werden. Kannst du nicht lesen?« herrschte Renate Riedl die junge Frau mit der Klarinette ungehalten an und klopfte energisch mit dem Taktstock auf den Notenständer. Doch Julia dachte gar nicht daran, sich von ihrer Tante einschüchtern zu lassen. »Du denkst, du hast immer recht, oder? Hier steht pianissimo, und das ist immer noch ein großer Unterschied.« »Wer ist hier der Dirigent? Na also, dann halte dich gefälligst an meine Anweisungen, wenn du weiterhin Teil dieses Orchesters sein möchtest.« Renate, der ihr Versehen vor den anderen Kollegen sichtlich peinlich war, wandte ihre Aufmerksamkeit rasch wieder der Musik zu. »Wir beginnen noch einmal bei Takt 13, piano, wenn ich bitten darf.« Die Gemeindemitglieder warfen sich vielsagende Blicke zu, doch keiner sagte ein Wort, so sehr sich Julia auch hilfesuchend umblickte. Als alle nur noch auf sie warteten, hob sie schließlich ihre Klarinette an den Mund und begann resigniert zu spielen, auch wenn sie mit der Art und Weise, wie Renate das Stück interpretierte, ganz und gar nicht einverstanden war. »Ihr wisst doch alle ganz genau, dass das so nicht richtig ist, oder?« fragte sie, nachdem die Probe zu Ende war und alle Orchestermitglieder, allesamt Einwohner des kleinen Dorfes nahe München, dabei waren, ihre Instrumente zu verstauen. »Warum regst du dich so auf, Mädchen?« wandte sich Elena an die temperamentvolle und engagierte Frau. »Du weißt doch, dass Renate ihre eigenen Vorstellungen von Musik hat. Entweder wir akzeptieren das, oder unser Orchester hat die längste Zeit bestanden.« »Ich finde, es wäre schade drum. Schließlich haben wir hier im Dorf nicht viele Möglichkeiten zur Zerstreuung«
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Im Sonnenwinkel
Ähnlich wie Verzeih mir, wenn du kannst
Titel in dieser Serie (100)
Es kam anders, als sie dachten: Dr. Norden Gold 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie große Angst der schönen Celia: Dr. Norden Gold 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSorgen um Anneka: Dr. Norden Gold 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHilf mir auf dem schweren Weg: Dr. Norden Gold 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Leben in deiner Hand: Dr. Norden Gold 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWeil sie einer anderen so ähnlich sah: Dr. Norden Gold 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Rätsel einer Sommernacht: Dr. Norden Gold 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwer war der Weg zu dir: Dr. Norden Gold 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter falschem Verdacht: Dr. Norden Gold 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Tag, als Carina verschwand: Dr. Norden Gold 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Karriere der schönen Sandra: Dr. Norden Gold 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNeue Hoffnung für Bibianne: Dr. Norden Gold 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVergiß die Angst: Dr. Norden Gold 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... und es ist doch nicht aussichtslos: Dr. Norden Gold 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer ist die Mutter?: Dr. Norden Gold 26 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wahrheit kannte nur sie: Dr. Norden Gold 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg zu deinem Herzen: Dr. Norden Gold 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück, geliebt zu werden: Dr. Norden Gold 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAm Anfang war es Liebe: Dr. Norden Gold 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJill – kleine Waise in Not: Dr. Norden Gold 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSabrinas Hochzeitsreise: Dr. Norden Gold 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Angst vor der Wahrheit: Dr. Norden Gold 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Mädchen richtet Unheil an: Dr. Norden Gold 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Urlaubsliebe: Dr. Norden Gold 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn schweren Stunden nicht allein: Dr. Norden Gold 38 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Außenseiter: Dr. Norden Gold 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn Liebe zum Prüfstein wird: Dr. Norden Gold 27 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Albtraum ist vorbei: Dr. Norden Gold 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen Lüge und Wahrheit: Dr. Norden Gold 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerstehen heißt verzeihen: Dr. Norden Gold 50 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Verzeih mir, wenn du kannst: Familie Dr. Norden 779 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerzeih mir, wenn du kannst: Dr. Norden Extra 66 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHin und her gerissen: Dr. Norden 57 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHin und her gerissen: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 48 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHin und her gerissen: Dr. Norden Extra 215 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Verführung kam auf langen Beinen: Dr. Norden Gold 77 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Verführung kam auf langen Beinen: Familie Dr. Norden 775 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Verführung kam auf langen Beinen: Familie Dr. Norden 774 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHoffnung für Marie-Claire?: Kurfürstenklinik 68 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu liebst sie doch!: Dr. Norden 60 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie hatte einen Traum …: Der Bergpfarrer 228 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu liebst sie doch!: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 51 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHoffnung für Marie-Claire?: Notarzt Dr. Winter 69 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls April verschwand …: Dr. Norden 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlaub nicht an dich selbst: Der neue Landdoktor 38 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Schein des Abendrots: Dr. Norden Extra 83 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Schein des Abendrots: Dr. Norden Gold 98 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRondo Veneziano: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHalt es nicht zu fest, dein Glück: Dr. Norden Gold 57 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Tränen sagte sie JA: Notarzt Dr. Winter 54 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRätsel um Anneka: Chefarzt Dr. Norden 1123 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Schein des Abendrots: Dr. Norden Bestseller 433 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Wendepunkt: Dr. Norden 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter Tränen sagte sie JA: Kurfürstenklinik 53 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBluternte: Ein Niederbayern-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas Ehrgeiz anrichten kann …: Dr. Norden 77 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlleingang: Frankfurt-Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlleingelassen: Dr. Norden 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn es nicht mehr geht ...: Praxis Dr. Norden 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDanny Nordens Hochzeitskrimi: Praxis Dr. Norden 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Der Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Logisch-philosophische Abhandlung: die Hundertjahrsausgabe: Der Tractatus in Baumform Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5James Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Die schönsten Sagen aus Wien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Gouvernanten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gilgamesch-Epos: Die älteste epische Dichtung der Menschheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gesammelte Werke Walter Benjamins Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied: Vollständige Ausgabe der Nibelungensage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Verzeih mir, wenn du kannst
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Verzeih mir, wenn du kannst - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Gold
– 81 –
Verzeih mir, wenn du kannst
Patricia Vandenberg
»Das muss piano gespielt werden. Kannst du nicht lesen?« herrschte Renate Riedl die junge Frau mit der Klarinette ungehalten an und klopfte energisch mit dem Taktstock auf den Notenständer.
Doch Julia dachte gar nicht daran, sich von ihrer Tante einschüchtern zu lassen.
»Du denkst, du hast immer recht, oder? Hier steht pianissimo, und das ist immer noch ein großer Unterschied.«
»Wer ist hier der Dirigent? Na also, dann halte dich gefälligst an meine Anweisungen, wenn du weiterhin Teil dieses Orchesters sein möchtest.« Renate, der ihr Versehen vor den anderen Kollegen sichtlich peinlich war, wandte ihre Aufmerksamkeit rasch wieder der Musik zu. »Wir beginnen noch einmal bei Takt 13, piano, wenn ich bitten darf.«
Die Gemeindemitglieder warfen sich vielsagende Blicke zu, doch keiner sagte ein Wort, so sehr sich Julia auch hilfesuchend umblickte. Als alle nur noch auf sie warteten, hob sie schließlich ihre Klarinette an den Mund und begann resigniert zu spielen, auch wenn sie mit der Art und Weise, wie Renate das Stück interpretierte, ganz und gar nicht einverstanden war.
»Ihr wisst doch alle ganz genau, dass das so nicht richtig ist, oder?« fragte sie, nachdem die Probe zu Ende war und alle Orchestermitglieder, allesamt Einwohner des kleinen Dorfes nahe München, dabei waren, ihre Instrumente zu verstauen.
»Warum regst du dich so auf, Mädchen?« wandte sich Elena an die temperamentvolle und engagierte Frau. »Du weißt doch, dass Renate ihre eigenen Vorstellungen von Musik hat. Entweder wir akzeptieren das, oder unser Orchester hat die längste Zeit bestanden.«
»Ich finde, es wäre schade drum. Schließlich haben wir hier im Dorf nicht viele Möglichkeiten zur Zerstreuung«, gab Anna Moser ihrer jungen Nachbarin recht. »Ich für meinen Teil bin froh, wenn ich mal aus dem Haus komme und noch etwas anderes zu Gesicht bekomme als die Gaststube unserer Wirtschaft.«
Elena warf der älteren Dame einen vielsagenden Blick zu und senkte dann die Augen. Sie wusste, worauf Anna anspielte, wagte aber nicht, ihr Wissen preiszugeben.
Julia sah die beiden Frauen verständnislos an.
»Kein Wunder, dass ihr in eurem Leben nichts erreicht habt, wenn ihr euch ständig in all das fügt, was man von euch verlangt.«
»Ich für meinen Teil bin sehr zufrieden mit meinem Leben«, widersprach Elena heftiger als beabsichtigt. »Ich habe in Lukas einen lieben Mann gefunden, wir haben ein schönes Haus und erwarten ein Kind. Was sollte ich mir noch mehr wünschen als Gesundheit für uns alle?«
»Wenn das dein erklärtes Lebensziel ist, bitte schön«, gab Julia leicht gereizt zurück. »Allerdings fände ich es nicht schlecht, hin und wieder über den eigenen Gartenzaun zu sehen und sich für andere einzusetzen, denen es nicht so gut geht.«
»Man kann sich sein Schicksal nicht immer aussuchen, Julia. Aber das wirst du schon noch lernen«, erklärte Anna leise und mit einem traurigen Blick auf die junge Frau, die seit Jahren alleine in einem Haus im Dorf lebte. Hinter ihrem Rücken wurde eifrig getuschelt und geredet, doch Anna hatte sich diesem Gerede nie angeschlossen.
Sie schätzte die offene, temperamentvolle aber gleichzeitig herzliche Art von Julia und wünschte sich oft insgeheim, in ihrer Jugend etwas mehr von diesen Talenten besessen zu haben. Doch es war bei dem Wunsch geblieben und nun war es zu spät, noch etwas zu ändern.
»Das Leben ist kein Wunschkonzert.«
»Das nicht. Aber ich glaube, man hat doch mehr Einfluss, als dass ihr euch alle das eingestehen wollt. Wenn wir einen anderen Orchesterleiter hätten als Renate, könnten wir alle über uns hinauswachsen. Aber so werden wir uns immer nur mit dem wenigen begnügen, was sie uns bietet und die Sterne am Himmel nur ansehen, statt sie herunterzuholen.«
Mit diesen leidenschaftlichen Worten war für Julia das Gespräch beendet. Sie grüßte die beiden Frauen freundlich, die verdutzt vor ihr standen, und verließ den Gemeindesaal, um sich auf den Nachhauseweg zu machen. Dort angekommen, schloss sie die Tür hinter sich, machte Licht und stellte den Klarinettenkoffer in eine Ecke. Dann ging sie hinüber ins Wohnzimmer und schaltete das Radio an, um die mitunter lähmende Stille zu übertönen. Obwohl sie gerne in dem alten, kleinen Haus lebte, fühlte Julia sich hin und wieder einsam.
Von der Dorfgemeinschaft grenzte sie sich freiwillig ein Stück weit aus.
So blieb ihr häufig nichts anderes, als die Abende alleine zu verbringen.
»Es folgt eine Live-Übertragung des Klavierkonzerts Nr. 3 in d-Moll von Rachmaninov. Es dirigiert Hanno von Bülow, am Piano Marcel Mathieu. Wir wünschen viel Vergnügen«, tönte die Stimme des Radiosprechers durch den Raum, und Julias Laune hob sich schlagartig.
Sie kannte und verehrte Marcel Mathieu seit Langem und liebte sein virtuoses Spiel.
Sie machte es sich auf den Sitzkissen am Boden gemütlich, schlang eine weiche Decke um sich und schloss die Augen, während sie sich von den himmlischen Klängen in eine andere Welt entführen ließ. Marcels Hände flogen über die Tasten, immer leidenschaftlicher, immer dramatischer wurde sein Spiel.
»So müsste man spielen können«, murmelte Julia verzückt, als plötzlich ein erschrockenes Raunen des Publikums durch den Radioapparat in ihr kleines Wohnzimmer übertragen wurde. Gleich darauf ertönte die verwirrte Stimme des Kommentators.
»Sehr verehrte Hörerinnen und Hörer, wir unterbrechen unser Programm. Soeben ist der Pianist Marcel Mathieu an seinem Instrument zusammengebrochen. Wir wissen nicht, was geschehen ist. Ich gebe zurück ins Funkhaus.«
Schlagartig hatte Julia die Augen aufgerissen und setzte sich kerzengerade auf. Der Schreck stand ihr ins Gesicht geschrieben. Was war vorgefallen?
»Das gibts doch gar nicht. Die müssen doch sagen, was passiert ist«, rief sie aufgebracht.
Doch so sehr sie auch an den Radioknöpfen drehte, es waren keine Neuigkeiten mehr darüber zu erfahren, was mit Marcel Mathieu geschehen sein mochte.
»Einen Arzt, wir brauchen einen Arzt! Ist ein Arzt anwesend?« schallte der aufgeregte Ruf durch den Konzertsaal der Münchner Philharmonie. Dr. Daniel Norden, der mit seiner Frau Felicitas dem musikalischen Ereignis gelauscht hatte, zögerte nicht. Er sprang sofort auf und bahnte sich einen Weg durch die aufgeregte Menschenmenge. Die beunruhigten Blicke seiner Frau folgten ihm. Doch Fee hatte Verstand genug, um ihm nicht zu folgen. Sie wusste sehr gut, was zu tun war. Statt sich der Sensationslust des übrigen Publikums anzuschließen, lief sie in die entgegengesetzte Richtung dem Ausgang zu.
»Bitte, lassen Sie mich durch!« rief Daniel unterdessen und schob die Menschen beiseite, die nach vorne drängten, um ihre Neugier zu stillen. »So gehen Sie doch beiseite. Jede Minute zählt.« Endlich war es ihm gelungen, zur Bühne vorzudringen, wo ihm der Dirigent helfend die Hand reichte, als er sich als Arzt zu erkennen gab.
»Sie schickt der Himmel! Dr. Wagner, der gewöhnlich für den Fall der Fälle hier ist, liegt selbst mit Grippe im Bett.«
»Was ist passiert?« erkundigte sich Daniel statt einer Antwort, während er rasch zu dem Ohnmächtigen trat, den Kollegen inzwischen auf den Bühnenboden gebettet hatten. Als der Arzt kam, öffnete sich der Kreis der Kollegen, die Marcel umringten, und alle machten stumm Platz. »Hat irgendjemand etwas Auffälliges bemerkt?«
»Marcel hat gespielt, voller Leidenschaft und Emotionen. Plötzlich hat er aufgeschrien und ist ohnmächtig über den Tasten zusammengebrochen«, wusste eine junge Musikerkollegin zu berichten, die das Unglück aus nächster Nähe hatte beobachten müssen.
Während Daniel behutsam die Fliege um den Hals des Musikers löste und das Hemd