Heikos größter Wunsch: Sophienlust 417 – Familienroman
Von Susanne Svanberg
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Mit fahrigen Bewegungen durchwühlte der große schlaksig wirkende Junge sein Gepäck. Wäschestücke, Socken und Sportschuhe flogen kreuz und quer durchs Zimmer. »Das Geld ist weg«, stöhnte Jürgen Gerstner und ließ dabei die Schultern hängen. Verzweifelt sah er die Schulkameraden, die mit ihm das Zimmer teilten, an. »Mann, das gibt es doch überhaupt nicht.« Nick schüttelte empört den Kopf. Er war vor zwei Tagen mit seiner Klasse im Schullandheim eingetroffen und gehörte zu der Gruppe, die mit Jürgen in das Vierbettzimmer eingewiesen worden war. Jeder der Jungs wußte, daß Frau Gerstern von einer kleinen Witwenrente lebte und sich als Putzhilfe noch etwas nebenbei verdiente. Wenn sie ihrem Sohn für den Schullandaufenthalt einhundert Euro Taschengeld mitgegeben hatte, war ihr das sicher nicht leichtgefallen. Schon aus diesem Grund fand es Nick unvorstellbar, daß jemand Jürgen etwas weggenommen haben sollte. »Der Schein ist nicht mehr da.« Jürgens Stimme klang weinerlich. Der Größe nach hätte man ihn für einen jungen Mann von Anfang Zwanzig halten können. Aber er war erst sechzehn und noch ein halbes Kind, leicht verletzlich und bei Schwierigkeiten sofort mutlos. »Schau doch mal in deinen Taschen nach«, schlug Nick ruhig vor. Er war fast noch größer als Jürgen, wirkte schlank und sportlich. Mit seinen dunklen Augen, den schwarzen Locken und dem sonnenbraunen Teint war er ein ausgesprochen hübscher Junge. Manches Mädchenherz schlug rascher, wenn Nick auftauchte.
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Heikos größter Wunsch - Susanne Svanberg
Sophienlust
– 417 –
Heikos größter Wunsch
Susanne Svanberg
Mit fahrigen Bewegungen durchwühlte der große schlaksig wirkende Junge sein Gepäck. Wäschestücke, Socken und Sportschuhe flogen kreuz und quer durchs Zimmer.
»Das Geld ist weg«, stöhnte Jürgen Gerstner und ließ dabei die Schultern hängen. Verzweifelt sah er die Schulkameraden, die mit ihm das Zimmer teilten, an.
»Mann, das gibt es doch überhaupt nicht.« Nick schüttelte empört den Kopf. Er war vor zwei Tagen mit seiner Klasse im Schullandheim eingetroffen und gehörte zu der Gruppe, die mit Jürgen in das Vierbettzimmer eingewiesen worden war. Jeder der Jungs wußte, daß Frau Gerstern von einer kleinen Witwenrente lebte und sich als Putzhilfe noch etwas nebenbei verdiente. Wenn sie ihrem Sohn für den Schullandaufenthalt einhundert Euro Taschengeld mitgegeben hatte, war ihr das sicher nicht leichtgefallen. Schon aus diesem Grund fand es Nick unvorstellbar, daß jemand Jürgen etwas weggenommen haben sollte.
»Der Schein ist nicht mehr da.« Jürgens Stimme klang weinerlich. Der Größe nach hätte man ihn für einen jungen Mann von Anfang Zwanzig halten können. Aber er war erst sechzehn und noch ein halbes Kind, leicht verletzlich und bei Schwierigkeiten sofort mutlos.
»Schau doch mal in deinen Taschen nach«, schlug Nick ruhig vor. Er war fast noch größer als Jürgen, wirkte schlank und sportlich. Mit seinen dunklen Augen, den schwarzen Locken und dem sonnenbraunen Teint war er ein ausgesprochen hübscher Junge. Manches Mädchenherz schlug rascher, wenn Nick auftauchte. Doch das war ihm nicht bewußt. Noch war er weiblichen Wesen gegenüber unbefangen und unbekümmert.
»Hab’ ich doch schon.« Jürgen hockte inmitten seiner Sachen und hätte am liebsten losgeheult. Nur die Furcht, von den Kameraden ausgelacht zu werden, hielt ihn davon ab.
»Vielleicht in deiner Schulmappe.«
Axel, ein behäbiger Rotschopf, den nichts aus der Ruhe bringen konnte, gähnte gelangweilt.
»Du bist ja nicht ganz dicht«, brauste Jürgen auf. »Ich habe noch nie Geld in meine Schulmappe gesteckt. Es war im Geldbeutel. Ich weiß es ganz genau. Aber er ist leer...« Jürgen nahm die Börse zur Hand und hielt sie geöffnet nach unten.
»Zeig doch mal her.« Nick ging zu dem Klassenkameraden, der zwischen den Doppelstockbetten auf dem Boden kniete. Viel Platz bot das Holzhaus mit dem weit vorgezogenen Dach nicht. Alle Räume waren klein, und die meisten von ihnen hatten schiefe Wände. Doch dafür lag das Schullandheim in einer wunderschönen Landschaft. Gleich hinter dem Haus begann der Tannenwald, davor breiteten sich sanft abfallende Wiesen aus. Ein Bach rauschte plätschernd über glattgeschliffene Steine. Man hatte von hier oben einen weiten Blick in die reizvollen Schwarzwaldtäler. Vor allen Dingen aber hatte man klare, reine Luft und wohltuende Ruhe.
Letzteres interessierte die Schüler des Maibacher Gymnasiums, die für zwei Wochen mit drei ihrer Lehrer hier wohnten, weniger. Sie erfüllten die friedvolle Gegend mit ihrem Geschrei und lautstarker Musik aus den Kassettenrekordern, wobei sie die Ermahnungen der Erzieher weitgehend ignorierten.
Nick inspizierte das geöffnete Schrankabteil seines Schulkameraden, nahm Jacken und Regenkleidung heraus und faßte in alle Taschen. »Nichts«, stellte er resignierend fest.
»Hätte ich dir gleich sagen können. Das Geld ist futsch. Dabei wollte ich höchstens die Hälfte ausgeben.« Jürgen schnupfte.
»Verflixt, es kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben.« Nick griff nach Jürgens Schuhe, um sie einzeln auszuschütteln. Doch es fiel aus keinem ein Geldschein, nicht einmal eine Münze.
»Weißt du genau, daß du es nicht ausgegeben hast?« erkundigte sich Axel mit einer Ruhe, die den nervösen Jungen ärgerte. Wäre er nicht so verzweifelt gewesen, hätte er sich bestimmt auf den Rothaarigen gestürzt, um Vergeltung für die beleidigende Äußerung zu fordern.
»Wann denn? Wir sind doch erst gestern angekommen. Außerdem pflege ich nicht alles auf den Kopf zu hauen wie du. Das Geld muß jemand geklaut haben.«
Jetzt fuhr Axel hoch. »Willst du damit sagen, daß einer von uns...«
»Gar nichts will ich sagen. Mein Geld ist weg. Ich kann mir hier nicht einmal ’ne Cola leisten. Das ist es.« Jürgen zischte vor Wut und Empörung. »Sch...«
»Ich fürchte, es stimmt.« Nick hob wahllos einige Sachen hoch und ließ sie wieder fallen.
»Spinnst du jetzt auch? In unserer Klasse ist noch nie etwas weggekommen. Warum ausgerechnet jetzt?« Axel warf sich wieder zurück.
»Ich kapiere es auch nicht. Aber wir sollten uns vielleicht doch überlegen, wer...«
»Bei mir könnt ihr ruhig nachsehen«, erklärte Axel und drehte sich zur Wand.
»Überlegt doch mal. Wer hat in unserer Klasse die höchsten Auslagen?« Peter Mack, der sich bis jetzt rausgehalten hatte, gesellte sich zu Jürgen und Nick. Er zeigte jenes unverschämte Grinsen, das viele seiner Lehrer in Wut versetzte. Peter war nicht nur kein guter Schüler, er fiel auch durch Frechheiten und Arroganz auf.
»Keine Ahnung.« Nick der sich mit allen Kameraden vertrug, sammelte Jürgens Sachen wieder ein.
»Martina natürlich. Lederkombi, flotte Stiefel, Schals, Pullis, Schmuck und Kosmetik. Mann, das kostet doch ein Vermögen.«
»Na und? Ihr Vater hat’s doch. Was glaubst du, was Johannes Sannwald mit seinen Büchern verdient. Er ist einer der bekanntesten Schriftsteller.« Nick sah Peter unerschrocken an. Die meisten Klassenkameraden mieden diesen Jungen. Doch Nick war kein Feigling und ging keiner Auseinandersetzung aus dem Weg. Vielleicht bemühten sich gerade deshalb so viele Gleichartige um seine Freundschaft.
»Mag sein. Aber glaubst du, er ist von ihr begeistert? Martina sieht doch aus wie ein abgetakelter Weihnachtsbaum. Sie glaubt wohl, daß sie mit dieser fürchterlichen Aufmachung jemanden imponieren kann. Aber ich möchte mal wissen, wem.« Peter zog verächtlich die Mundwinkel nach unten. Mit fast neunzehn Jahren hatte er schon einige Erfahrung mit Mädchen. Oft genug spielte er sich vor den jüngeren Kameraden ausgiebig damit auf. »Der alte Sannwald gibt Martina bestimmt keinen einzigen Euro für all den Krimskrams, den sie an sich hängt. Also besorgt sie sich die Moneten auf andere Weise.«
Nick schüttelte unwillig den Kopf. »Es ist nicht fair, jemand zu verdächtigen, der sich überhaupt nicht rechtfertigen kann.«
»Gut, dann fragen wir sie doch.« Peter stürmte auf den engen Flur und rannte die knarrende Treppe hinunter. Nick und Jürgen folgten ihm, und sogar der bequeme Axel erhob sich und stolperte hinterher.
Die Mädchen spielten im Aufenthaltsraum Tischtennis. Sie standen in Gruppen zusammen und schwatzten wie gewöhnlich durcheinander. Nur Martina Sannwald stand abseits am Fenster und starrte aus schwarzumrandeten Augen in die Dämmerung. Sie war oft allein, denn mit der modischen Punkfrisur, dem grell bemalten Gesicht und der exklusiven Kleidung stach Martina merkwürdig von ihren Klassenkameraden ab. Das eitle Mädchen glaubte, daß alle sie glühend bewunderten und beneideten und ahnte nicht im geringsten, wie unangenehm ihr Äußeres im Vergleich mit den natürlich wirkenden Kameradinnen auffiel. Diese Arroganz trug dazu bei, daß Martina keine Freundin hatte, obwohl sie sich sehr darum bemühte und versuchte, durch immer neue ausgefallene Mode zu imponieren und aufzufallen.
Peter Mack stellte sich neben Martina. »Na, was machst du mit den geklauten hundert Euro?« fragte er kumpelhaft.
Martina drehte langsam den Kopf. Der glitzernde Modeschmuck an ihrem rechten Ohr klirrte dabei. Im Licht der Strahler leuchtete die grünlich gefärbte Seite ihrer sonst blonden Haare intensiv auf. »Mit was bitte?« erkundigte sie sich und verzog die knallig roten Lippen zu einem üppigen Schmollmund.
»Mit der Knete, die du dem Jürgen gemopst hast.«
»Ich?« Martinas türkisfarben bemalten Augenlieder flatterten.
»Du brauchst es nicht zu leugnen, wir wissen es alle.«
»Was wißt ihr?« Zufrieden bemerkte Martina, daß auch Nick, Jürgen und Axel sie umstanden und neugierig musterten. Einige der Mädchen wurden aufmerksam und kamen ebenfalls herüber. Im Mittelpunkt des Interesses zu stehen, war Martinas größter Wunsch. Nur aus diesem Grund kaufte sie sich all diese auffälligen Kleidungsstücke, malte sie sich an wie ein Indianer auf dem Kriegspfad.
»Daß du die Moneten aus Jürgens Geldbeutel genommen hast.«
»Ach ja.« Es wurde Martina schlagartig klar, daß diese Verdächtigung sie außerordentlich interessant machte. Warum sollte sie also leugnen?
»Laßt sie doch, wenn sie nichts davon weiß.« Nick wollte vermitteln. Er mochte zwar Martina auch nicht so richtig, hatte aber doch Mitleid mit ihr. Denn er wußte, daß sie ohne Mutter aufgewachsen war. Irene Sannwald war bei der Geburt der Tochter gestorben, und der damals noch unbekannte Schriftsteller hatte nicht mehr geheiratet.
»Sie verstellt sich doch«, behauptete Peter mit unverschämtem Grinsen.
*
Sehr selbstbewußt und mit einem Schwung, der Kraft und Elan verriet, öffnete Nestor Jüngert für seine Sekretärin die Glastür des modernen Bürohauses und ließ Jutta Lindemann den Vortritt. Zufrieden stellte er wieder einmal fest, daß sie sich sicher und harmonisch bewegte, was ihrer reizvollen Erscheinung den letzten Schliff gab.
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Jutta hatte nicht nur ein schönes Gesicht und eine ideale Figur, sondern sie besaß auch Charme und Intelligenz. Deshalb nahm Nestor sie gern auf Geschäftsreisen mit. Sie war eine ausgezeichnete Dolmetscherin und verstand es darüber hinaus auch, die Geschäftspartner durch ihr Wesen zu faszinieren. Zum ersten Mal in seinem Leben dachte Nestor ernstlich daran, seine geliebte Freiheit aufzugeben und zu heiraten.
»Diesen Abschluß haben wir rascher und besser unter Dach und Fach bekommen, als ich je gedacht hätte«, murmelte Jüngert, als er mit seiner Sekretärin zum Parkplatz ging. »Bouvier nimmt die doppelte Menge ab und hat nicht mal versucht, den Preis zu drücken.«
»Er