Ein Junge namens Pechvogel: Dr. Norden Bestseller 413 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Um vierzehn Uhr dreißig kommt der Chef der Firma Seghers und möchte ein neues Projekt mit Ihnen besprechen. Um fünfzehn Uhr fünfzehn erwartet Sie der Vorstand zum Strategie-Meeting. Um siebzehn Uhr ist dann jour fixe mit den Abteilungsleitern.« »Und danach kann ich mich endlich den Aufgaben widmen, für die ich eingestellt worden bin«, vollendete Vincent Holst seufzend die Aufzählung seiner Sekretärin Ella und schenkte ihr einen verzweifelten Blick. »Sie machen das schon, da bin ich ganz sicher«, bemühte sich die unscheinbare junge Frau mit den brünetten Haaren, ihrem Chef Mut zu machen. Vincent lachte erheitert. »Ihr Vertrauen ehrt mich. Ich werde mich bemühen, es nicht zu enttäuschen. Aber jetzt muß ich die Akten hinüber zu Janson bringen. Er hat mich schon zwei Mal daran erinnert.« »Kann ich das für Sie übernehmen?« bot Ella bereitwillig an. Doch der Revisor hob abwehrend die Hand. »Schon gut. Ich muß ihm noch ein paar Informationen über unsere Außendienstmitarbeiter geben. Das erledige ich am besten persönlich. Sonst fühlt er sich wieder vernachlässigt«, erklärte er augenzwinkernd, raffte die Unterlagen zusammen und erhob sich.
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Buchvorschau
Ein Junge namens Pechvogel - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 413 –
Ein Junge namens Pechvogel
Kann Dr. Norden auch Seelen heilen?
Patricia Vandenberg
»Um vierzehn Uhr dreißig kommt der Chef der Firma Seghers und möchte ein neues Projekt mit Ihnen besprechen. Um fünfzehn Uhr fünfzehn erwartet Sie der Vorstand zum Strategie-Meeting. Um siebzehn Uhr ist dann jour fixe mit den Abteilungsleitern.«
»Und danach kann ich mich endlich den Aufgaben widmen, für die ich eingestellt worden bin«, vollendete Vincent Holst seufzend die Aufzählung seiner Sekretärin Ella und schenkte ihr einen verzweifelten Blick.
»Sie machen das schon, da bin ich ganz sicher«, bemühte sich die unscheinbare junge Frau mit den brünetten Haaren, ihrem Chef Mut zu machen.
Vincent lachte erheitert.
»Ihr Vertrauen ehrt mich. Ich werde mich bemühen, es nicht zu enttäuschen. Aber jetzt muß ich die Akten hinüber zu Janson bringen. Er hat mich schon zwei Mal daran erinnert.«
»Kann ich das für Sie übernehmen?« bot Ella bereitwillig an.
Doch der Revisor hob abwehrend die Hand.
»Schon gut. Ich muß ihm noch ein paar Informationen über unsere Außendienstmitarbeiter geben. Das erledige ich am besten persönlich. Sonst fühlt er sich wieder vernachlässigt«, erklärte er augenzwinkernd, raffte die Unterlagen zusammen und erhob sich.
»Soll ich Sie nicht doch wenigstens bis zu seinem Büro begleiten und Ihnen tragen helfen? Sie sehen ja kaum noch etwas«, rief Ella ihm nach, doch da war Vincent Holst schon zur Tür hinaus. Sie wollte ihm eben folgen, als das Telefon klingelte. »Keller Versicherungen, Sie sprechen mit dem Büro von Vincent Holst, was kann ich für Sie tun?« sagte sie den Spruch auf, den sie beinahe im Schlaf kannte. Geduldig hörte sie den Wunsch des Anrufers an, notierte seine Nummer und beendete das Gespräch mit dem Versprechen, Herr Holst werde sich demnächst melden. Ella hatte kaum aufgelegt, als der Apparat erneut klingelte. Diesmal war es der Chef, der einige Punkte zur Strategie-Sitzung besprechen wollte. Auch ihn vertröstete Ella freundlich aber bestimmt und versprach einen Rückruf, als draußen auf dem Flur das Unvermeidliche geschah.
»Au, das hat weh getan! Können Sie nicht aufpassen?« rief Charlotte Krüger empört und rieb sich das schmerzende schlanke Knie, während Vincent vor ihr auf dem Boden hockte und die Akten zusammensammelte.
»Es tut mir wirklich leid. Das wollte ich nicht.«
Als sich der erste Schmerz gelegt hatte, blickte Charlotte schmunzelnd auf den Kollegen hinab.
»Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir dieser Anblick gar nicht schlecht. Es kommt eher selten vor, daß ein Mann vor mir auf den Knien liegt.«
Vincents Blick wanderte von den makellosen Knöcheln über die schlanken Knie und den engen Minirock hinauf bis zu Charlottes Gesicht. Er setzte sich auf, rückte die Brille gerade und glättete seinen Scheitel.
»Leider ist meine Darbietung nicht gerade formvollendet. Das kann ich wirklich besser«, paßte er sich ihrem lockeren Ton an, woraufhin sich Charlotte Krüger bückte und ihm half, die restlichen Akten aufeinanderzustapeln.
»Wirklich?« fragte sie ihn dabei mit einem aufreizenden Lächeln. »Möchten Sie eine Gelegenheit, das zu beweisen?«
Vincent machte eine künstlerische Pause.
»Wenn ich das Drehbuch richtig im Kopf habe, sollte jetzt eine Einladung zum Essen folgen«, erinnerte er sich an die Etikette und betrachtete Charlotte augenzwinkernd.
Die lachte amüsiert.
»Sie sind wohl Cineast?«
»Zumindest gehe ich gerne ins Kino«, gestand Vincent und erhob sich, um Charlotte galant die Hand zu reichen, damit sie bequem aufstehen konnte.
»Tatsächlich? Eigentlich gehört das nicht in die Kategorie meiner favorisierten Freizeitbeschäftigungen«, zierte sich Charlotte, die sich eher eine Einladung in ein Luxusrestaurant denn einen Kinoabend vorgestellt hatte.
Obwohl Vincent nicht gerade das war, was man gewöhnlich unter einem Frauenkenner verstand, ahnte er, worauf Charlotte hinauswollte.
»Nun, vielleicht könnten wir einen Kompromiß schließen, und ich führe Sie nach dem Kino schick zum Essen aus.«
»Wenn wir den Kinobesuch vorher weglassen, bin ich einverstanden«, strahlte Charlotte zufrieden. »Wir sehen uns heute abend um acht bei Manzinis«, legte sie denn auch kurz entschlossen Ort und Zeit fest.
Obwohl Vincent seinen Terminplan nicht im Kopf hatte, nickte er zustimmend. Von einer Verabredung mit der schönen Charlotte Krüger träumte das gesamte Kollegium. Warum ausgerechnet er das große Los gezogen hatte, konnte er nur erahnen und wollte nichts tun, um diesen Glücksfall mit einer Unbedachtheit aufs Spiel zu setzen.
Trotz des schlechten Wetters war Dennis Holst wie meist guter Dinge. Singend und pfeifend schwang er den Besen, so daß die weiße Pracht vor ihm zu allen Seiten davonstob und den Weg freigab zu einem mehrstöckigen Wohnhaus. Der Atem stand ihm in kleinen Wolken vor dem Mund, dunkle Locken quollen unter der grauen Mütze hervor und seine Augen blitzten fröhlich. Doch sein Eifer war nicht von langer Dauer. Immer wieder hielt er inne, stützte sich auf den Stiel seines Besens und blickte sich neugierig um, ob nicht ein Objekt der Begierde des Wegs kam, dem er seine Aufmerksamkeit schenken konnte. Als sich ein Fenster über ihm öffnete, drehte er sich sofort um und lugte hinauf.
»Monika, mein Engel«, verzog sich sein voller, hübscher Mund sofort zu einem zufriedenen Lächeln. »Wie geht es dir heute morgen?«
Die Frau, die im Bademantel am Fenster erschienen war, warf ihm einen Handkuß zu.
»Ich habe solche Sehnsucht nach meinem edlen Ritter«, rief sie ihm zu, nachdem sie sich vorsichtig nach etwaigen Zuhörern umgesehen hatte.
Dennis lachte geschmeichelt.
»Das hört der Ritter gerne. Du weißt, daß ich jederzeit zu dir eile, wann immer du nach mir verlangst. Allerdings sollte dein Mann außer Haus sein«, bemerkte er ohne eine Spur schlechten Gewissens.
»Die Luft ist rein«, versprach die Hausmeistersfrau aufgeregt. »Beeil dich, Egon ist vorhin gegangen und wird erst am späten Nachmittag zurück sein.«
Das mußte sich Dennis nicht zweimal sagen lassen. Rasch stellte er den Besen in die Ecke, schon summte der Türöffner und wenig später hielt er die feste, wohlgenährte Hausmeisterfrau in den Armen.
»Mein Vollblutweib«, gurrte Dennis in ihr wohlgeformtes Ohr und drückte sie fest an sich, als ihn ein heiserer Schrei aus seiner Verzückung riß.
»Hab’ ich es mir doch gedacht!« rief Egon Mahler bebend vor Zorn. Er riß seine zu Tode erschrockene Frau aus Dennis’ Armen, schubste sie in eine Ecke, wo sie mit ängstlich aufgerissenen Augen und zitternd stumm stehenblieb.
»Es ist nicht so, wie Sie denken«, versuchte sich Dennis mit einer fadenscheinigen Erklärung aus dieser für ihn so mißlichen Lage zu befreien.
Egon lachte höhnisch.
»Diesen Spruch kenne ich. Zu viele Filme geschaut, was? Ich aber auch. Deshalb habe ich euer böses Spiel schnell durchschaut.«
»Aber du wolltest doch bis Nachmittag fort sein«, wagte Monika aus der Ecke einen leisen, dümmlichen Widerspruch.
Egon beachtete sie gar nicht, sondern starrte unverwandt auf den Kontrahenten, der ihm gegenüberstand, noch immer die Mütze auf dem Kopf.
»Nimm gefälligst die Mütze ab, wenn ich mit dir rede«, brüllte er und steigerte sich immer mehr in seine Rage hinein. »Von Anfang an hatte ich den Verdacht, daß du den Job nur wolltest, um an meine Frau heranzukommen. Jetzt habe ich die Bestätigung.«
»Das ist ein dummes Mißverständnis, ich schwöre es. Ich kann alles erklären«, beteuerte Dennis, der sich über die möglichen Konsequenzen durchaus im klaren war und sich jetzt, wo jegliche romantische Stimmung verflogen war, selbst hätte