Ein gutes Team kann Wunder wirken: Dr. Norden Bestseller 417 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Leute, die Vesper heute geht aufs Haus!«, rief der Firmenchef Fritzner und legte verschiedene in Zeitungspapier eingewickelte Pakete auf den Tisch. »Das hab ich bei der Metzgerei bestellt. Lasst es euch schmecken.« Die drei Dachdecker und der Lehrling sahen sich verwundert an, während sie sich an den Tisch setzten, um vor dem Rohbau, an dem sie gerade arbeiteten, eine Pause einzulegen. »Wie kommen wir zu der Ehre?«, erkundigte sich der Dachdecker Johannes Kramer, während er eines der Pakete zu sich heranzog und das Papier abwickelte, das ihm als Tischtuch dienen sollte. »Gibt es was zu feiern?«, fragte sein Kollege, dem bei dem verführerischen Duft des warmen Leberkäses das Wasser im Mund zusammenlief. Doch der Chef schien entgegen der Erwartungen nicht in Feierlaune zu sein. »Das ist unser letzter Auftrag. Wenn wir hier fertig sind, gibt es vorerst nichts mehr zu tun«, gestand er geknickt, während er sich neben Johannes auf die Bierbank setzte. Seine Mitarbeiter sahen Karl Fritzner mit großen Augen an und wollten nicht glauben, was sie da hörten. »Du willst uns wohl hochschießen«, rief Johannes schließlich erleichtert, der des Rätsels Lösung gefunden zu haben meinte. »Die Saison ist zu Ende, und wie immer werden wir uns mit Innenausbauten über Wasser halten, bis es im nächsten Frühjahr mit Karacho weitergeht«, mutmaßte er erleichtert und biss hungrig in seine Brezel. Doch Karl Fritzner hatte diesmal nicht gescherzt. »Diesmal ist es kein Witz, Leute.
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Buchvorschau
Ein gutes Team kann Wunder wirken - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 417 –
Ein gutes Team kann Wunder wirken
Vier Augen sehen mehr als zwei
Patricia Vandenberg
»Leute, die Vesper heute geht aufs Haus!«, rief der Firmenchef Fritzner und legte verschiedene in Zeitungspapier eingewickelte Pakete auf den Tisch. »Das hab ich bei der Metzgerei bestellt. Lasst es euch schmecken.«
Die drei Dachdecker und der Lehrling sahen sich verwundert an, während sie sich an den Tisch setzten, um vor dem Rohbau, an dem sie gerade arbeiteten, eine Pause einzulegen.
»Wie kommen wir zu der Ehre?«, erkundigte sich der Dachdecker Johannes Kramer, während er eines der Pakete zu sich heranzog und das Papier abwickelte, das ihm als Tischtuch dienen sollte.
»Gibt es was zu feiern?«, fragte sein Kollege, dem bei dem verführerischen Duft des warmen Leberkäses das Wasser im Mund zusammenlief.
Doch der Chef schien entgegen der Erwartungen nicht in Feierlaune zu sein.
»Das ist unser letzter Auftrag. Wenn wir hier fertig sind, gibt es vorerst nichts mehr zu tun«, gestand er geknickt, während er sich neben Johannes auf die Bierbank setzte.
Seine Mitarbeiter sahen Karl Fritzner mit großen Augen an und wollten nicht glauben, was sie da hörten.
»Du willst uns wohl hochschießen«, rief Johannes schließlich erleichtert, der des Rätsels Lösung gefunden zu haben meinte. »Die Saison ist zu Ende, und wie immer werden wir uns mit Innenausbauten über Wasser halten, bis es im nächsten Frühjahr mit Karacho weitergeht«, mutmaßte er erleichtert und biss hungrig in seine Brezel.
Doch Karl Fritzner hatte diesmal nicht gescherzt. Auf seiner Stirn standen tiefe Sorgenfalten, als er antwortete:
»Diesmal ist es kein Witz, Leute. Ich habe lange gezögert, euch den Stand der Dinge mitzuteilen, weil ich auf ein Wunder hoffte. Aber die Bücher sind und bleiben leer. Wir werden hier im Umkreis nicht mehr gebraucht. Jetzt werden wir erst mal Kurzarbeit anmelden. Wie lange wir noch bis zur Insolvenz durchhalten, steht in den Sternen.« Fritzner warf einen bedrückten Blick in die betretenen Gesichter. »Ich würde euch ja gerne anbieten, zur Konkurrenz zu wechseln. Aber die Branche steht im Moment schlecht da. Weit und breit ist kein Job zu haben.«
Resigniertes Schweigen machte sich in der Runde der Arbeiter breit.
Johannes starrte auf die Zeitungsseite vor sich, als er gewahr wurde, dass es sich um Stellenanzeigen handelte.
»Deshalb hast du uns die Brotzeit gleich in den Stellenmarkt einwickeln lassen«, feixte er unfroh, während seine Blicke über die Anzeigen glitten und an einem besonders verlockend aufgemachten Angebot hängen blieben. Er stutzte, legte die Brezel beiseite und riss vorsichtig die Hälfte der Seite ab. Ohne sich zu rechtfertigen, faltete er das Stück Papier zusammen und steckte es in seine schwarze Zimmermannshose.
»Sieh mal einer an, der Jo hat schon was gefunden!«, meldete einer der Kollegen, die ihm aufmerksam und mit fragenden Blicken zugesehen hatten.
»Schön wärs«, stellte der fest, doch seine Miene war schon nicht mehr so deprimiert wie die der anderen.
»Was ist es denn?«
»Lass mal hören, vielleicht haben die für uns auch was«, kamen prompt die neugierigen Anfragen.
Doch Johannes schüttelte nur dem Kopf und hüllte sich für den Rest des Arbeitstages in beharrliches Schweigen.
*
An diesem Morgen wurde Leander Hoffmann nicht wie sonst von der kühlen Morgensonne geweckt. Vielmehr waren es die Schmerzensrufe seiner kleinen Schwester, die ihm in diesem Urlaub Gesellschaft leistete, die ihn aus seinen schönen Träumen rissen.
»Mann, das tut vielleicht weh. Nie mehr wieder färbe ich mir die Haare, ich schwör’s! Das hat man nun davon, dass man für die Männer schön sein will«, jammerte Sophie so laut, dass sich Leander genötigt fühlte, das warme, gemütliche Bett zu verlassen.
»Mann, Sophie, was ist denn jetzt schon wieder los?«, murrte er unwillig und klopfte an die Badezimmertür.
Die wurde beinahe sofort aufgerissen, und seine Schwester präsentierte das Malheur.
Beinahe hätte er sie nicht wiedererkannt, so verändert sah das vormals blonde Mädchen mit den jetzt rabenschwarz gefärbten Haaren aus. Doch nicht nur das erweckte seinen Schrecken.
»Du kommst wie gerufen, Bruderherz. Wie gut, einen Arzt in der Familie zu haben«, rief Sophie trotz der quälenden Schmerzen, die ihr ein großflächiger Ausschlag bereitete. Von der Stirn zogen sich leuchtend rote Pusteln und Quaddeln bis hinunter zu den Wangen, die dick geschwollen schienen.
Eine steile Falte erschien zwischen Leanders grünen Augen, als er die Bescherung betrachtete.
»Da hast du ja mal wieder ganze Arbeit geleistet«, seufzte er schließlich, nachdem er die entzündeten Hautpartien eingehend begutachtet hatte.
»Ich werde nie mehr wieder unter Menschen gehen können«, jammerte Sophie weiter, und es war nicht ersichtlich, ob der Ausschlag mehr schmerzte oder die Tatsache ihrer Entstellung.
»In diesem Fall werden wir wohl den hiesigen Arzt aufsuchen.«
»Wieso das denn?«, erkundigte sich Sophie unwillig und wandte sich wieder ihrem Spiegelbild zu. »Wozu hast du denn studiert?«
»Auf jeden Fall nicht, um dir die Färbeunfälle aus dem Gesicht zu zaubern.«
»Hast du keine Medizin dabei?«, verfiel die siebzehnjährige Sophie in einen weinerlichen Tonfall. »Wenn ich so nach Hause komme, schaut mich Friedrich nicht mehr an. Dabei habe ich mir die Haare nur für ihn schwarz gefärbt, weil er es toll findet.«
»Ich hatte dich für selbstbewusster gehalten«, stellte Leander unbarmherzig fest. »Aber wenn die Liebe an diesem Ausschlag scheitert, ist sie ohnehin nicht viel wert. Und jetzt gehen wir frühstücken. Frau Pielmeier wird uns schon sagen können, wann der Arzt im Dorf Sprechstunde hat.«
»Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich so unter die Leute gehe«, schnappte Sophie empört nach Luft.
»Dann häng dir einen Schleier vors Gesicht. Komm jetzt, ich habe Hunger«, erklärte Leander schonungslos und schlüpfte in Jeans und sein Hemd.
»Hungrige Männer sind grausam!«, seufzte Sophie nur. Sie litt wirklich große Schmerzen. Da sie aber selbst verschuldet waren, wusste sie, dass sie von ihrem großen Bruder keine Gnade zu erwarten hatte. Mit mehr als einer guten Portion Spott konnte sie nicht rechnen. So hielt sie lieber den Mund und folgte dem gut aussehenden Leander in den Frühstücksraum der Pension, in der sich die Woche gemeinsamer Ferien langsam aber sicher dem Ende entgegen neigte.
*
Kritisch untersuchte die Aushilfsärztin Dr. Corinna Kramer wenig später den Ausschlag, der sich auf dem Gesicht des Feriengastes ausgebreitet hatte.
»Das sieht nicht sehr schön aus«, stellte sie schließlich fest. »Bestimmt tut es sehr weh.«
»Es juckt wie die Hölle. Aber Leander hat mir verboten zu kratzen. Eigentlich ist er ja der Arzt. Aber er sagte, er habe keine geeigneten Medikamente dabei«, erklärte Sophie Hoffmann offenherzig. Sie deutete auf den Mann, der vor dem Fenster der Praxis Dr. Hartl auf und ab ging und auf seine Schwester wartete.
Corinnas Blick folgte nur kurz dem von Sophie Hoffmann. Sie hatte den auffallend gut aussehenden Mann mit dem gewinnenden Lächeln schon das eine oder andere Mal im Dorf gesehen, und wandte sich rasch wieder ihrer jugendlichen Patientin zu.
»Leander hat vollkommen recht. Wenn Sie die Quaddeln aufkratzen, riskieren Sie gefährliche Infektionen.«
»Das hat mir gerade noch gefehlt. Dabei wollte ich nächste Woche besonders gut aussehen«, antwortete Sophie geknickt. »Wissen Sie, ich feiere demnächst meinen achtzehnten Geburtstag. Ich wollte meinen Freund mit meinen schwarzen Haaren überraschen.«
»Daher rührt also der Hautausschlag«, nickte Corinna verstehend. »Dann handelt es sich zweifelsfrei um eine Allergie auf einen der Inhaltsstoffe. Reagieren Sie öfter so?«
»Bisher nicht, und es muss auch schnell wieder verschwinden.