Doppeltes Leid oder geteilte Freude?: Dr. Laurin 186 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Die Familie Laurin weilte wieder einmal bei Clemens Bennet zu Gast. Man hatte einen Grund zum Feiern, denn der bekannte Musikproduzent und Pferdenarr hatte die bildschöne zweijährige Stute Miranda erworben, auf die er schon spekuliert hatte, seit sie von ihrer berühmten Mutter Ophelia zur Welt gebracht worden war. Ophelia, im Besitz des Fürsten Trassenstein, war unverkäuflich, und auch von Miranda hatte er sich nur schwer zu trennen vermocht. Es hieß offiziell, dass der Fürst seinem guten Freund Clemens eine ganz besondere Geburtstagsfreude bereiten wollte, doch niemand ahnte, wie teuer diese Freude Clemens Bennet zu stehen kam. Nun, er hatte das Geld, und der Fürst brauchte es. Der Verkauf war auf beiden Seiten sehr diskret abgewickelt worden. Selbst Irmela Kaufmann, die das Gestüt des Fürsten betreute, ahnte nichts von dem Verkauf. Sie meinte nur, es sei ein etwas zu großartiges Geburtstagsgeschenk. Vor allem schmerzte es sie, sich von der schönen Miranda trennen zu müssen. Irmela hatte die junge Stute selbst zum Gestüt von Clemens Bennet transportiert, und für den war es selbstverständlich, dass die junge Frau als Gast blieb. So lernte Dr. Leon Laurin diese recht eigenwillige Dame kennen. Irmela war fünfundzwanzig, doch man sah ihr dieses Alter nicht an. Von schmaler, knabenhafter Gestalt, mit kurz geschnittenem, naturgelockten Haar wirkte sie in der Reitkleidung wirklich eher wie ein Junge, dazu sehr reserviert. Selbst die Kinder, die natürlich auch anwesend waren an diesem schönen, sonnigen Nachmittag im Frühherbst, konnten sie nicht aus der Reserve locken. »Sie interessiert sich nur für Pferde«, sagte Dagmar Petersen mit leichtem Spott zu Antonia Laurin. »Als Lebensinhalt kann ich mir das nicht vorstellen.« Glücklich verheiratete Frauen, die dazu auch noch Mütter von reizenden Kindern waren, hatten freilich andere Interessen. Aber was wussten Dagmar und Antonia schon von Irmela Kaufmann?
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Rezensionen für Doppeltes Leid oder geteilte Freude?
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Buchvorschau
Doppeltes Leid oder geteilte Freude? - Patricia Vandenberg
Leseprobe:
Das Geheimnis der schönen Antonia
LeseprobeDr. Leon Laurin stand wie festgewachsen auf einer belebten Straße in der Münchener Innenstadt, während er seine Frau Antonia, die vor einem Café auf der anderen Straßenseite saß, nicht aus den Augen ließ. Seit mehr als siebzehn Jahren waren sie miteinander verheiratet, hatten vier Kinder, führten, jedenfalls seiner Ansicht nach, eine glückliche Ehe. Und nun sah er sie zum dritten Mal innerhalb kurzer Zeit mit ihrem Jugendfreund Ingo Ewert in sehr vertrautem und angeregtem Gespräch – und auch dieses Mal, daran zweifelte er nicht, würde sie die Begegnung zu Hause ihm gegenüber nicht erwähnen. Er war der Ansicht gewesen, die Eifersucht seiner frühen Jahre längst überwunden zu haben, nun musste er feststellen, dass er einem Irrtum erlegen war. Am liebsten hätte er Ingo Ewert – Dr. Ingo Ewert, Leiter der Kinderklinik Dr. Ewert – direkt zur Rede gestellt. Oder noch besser: ihn am Kragen gepackt und geschüttelt und Auskunft darüber verlangt, wie er dazu kam, am helllichten Tag mit seiner, Leons, Ehefrau in einem Café zu sitzen und sich allem Anschein nach gut zu unterhalten. Jetzt griff er sogar nach ihrer Hand und drückte sie! Leon hatte Mühe, an sich zu halten. Als er die beiden vor zwei Wochen das erste Mal zusammen gesehen hatte, war er noch überzeugt gewesen, Antonia werde ihn mit den Worten empfangen: »Rate mal, wen ich heute getroffen habe!« Aber nichts Dergleichen war geschehen, kein Wort hatte sie gesagt, sie hatte Ingo Ewert nicht einmal erwähnt. Dabei wusste er ja nur zu gut, dass Ingo früher einmal bis über beide Ohren in Antonia verliebt gewesen war. Allem Anschein nach war er es immer noch. Er musste sie zur Rede stellen, er brauchte Gewissheit. Aber vielleicht war alles ganz harmlos, und er sah Gespenster. Dann würde sie ihn auslachen, und er stünde da wie der letzte Depp. War es also doch besser, ruhig abzuwarten, bis Antonia von sich aus auf ihn zukam, um mit ihm über Ingo zu sprechen? Aber was würde sie ihm dann sagen?
Dr. Laurin
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Doppeltes Leid oder geteilte Freude?
Patricia Vandenberg
Die Familie Laurin weilte wieder einmal bei Clemens Bennet zu Gast. Man hatte einen Grund zum Feiern, denn der bekannte Musikproduzent und Pferdenarr hatte die bildschöne zweijährige Stute Miranda erworben, auf die er schon spekuliert hatte, seit sie von ihrer berühmten Mutter Ophelia zur Welt gebracht worden war.
Ophelia, im Besitz des Fürsten Trassenstein, war unverkäuflich, und auch von Miranda hatte er sich nur schwer zu trennen vermocht. Es hieß offiziell, dass der Fürst seinem guten Freund Clemens eine ganz besondere Geburtstagsfreude bereiten wollte, doch niemand ahnte, wie teuer diese Freude Clemens Bennet zu stehen kam. Nun, er hatte das Geld, und der Fürst brauchte es. Der Verkauf war auf beiden Seiten sehr diskret abgewickelt worden.
Selbst Irmela Kaufmann, die das Gestüt des Fürsten betreute, ahnte nichts von dem Verkauf. Sie meinte nur, es sei ein etwas zu großartiges Geburtstagsgeschenk. Vor allem schmerzte es sie, sich von der schönen Miranda trennen zu müssen.
Irmela hatte die junge Stute selbst zum Gestüt von Clemens Bennet transportiert, und für den war es selbstverständlich, dass die junge Frau als Gast blieb. So lernte Dr. Leon Laurin diese recht eigenwillige Dame kennen.
Irmela war fünfundzwanzig, doch man sah ihr dieses Alter nicht an. Von schmaler, knabenhafter Gestalt, mit kurz geschnittenem, naturgelockten Haar wirkte sie in der Reitkleidung wirklich eher wie ein Junge, dazu sehr reserviert. Selbst die Kinder, die natürlich auch anwesend waren an diesem schönen, sonnigen Nachmittag im Frühherbst, konnten sie nicht aus der Reserve locken.
»Sie interessiert sich nur für Pferde«, sagte Dagmar Petersen mit leichtem Spott zu Antonia Laurin. »Als Lebensinhalt kann ich mir das nicht vorstellen.«
Glücklich verheiratete Frauen, die dazu auch noch Mütter von reizenden Kindern waren, hatten freilich andere Interessen. Aber was wussten Dagmar und Antonia schon von Irmela Kaufmann? Nicht einmal ahnen konnte man, welche Wünsche und Sehnsüchte Irmela bewegten. Vielleicht hätte Antonia Laurin etwas gemerkt, wenn sie Irmela Beachtung geschenkt hätte, als Fürst Gregor und sein Sohn Constantin eintraten, denn Antonia hatte schon immer ein feines Gespür für die Gefühlsregungen anderer gehabt.
Doch Irmela stand abseits und befasste sich mit Miranda, als die beiden Herren eintrafen. Herzlich war die Begrüßung. Von Adelsstolz konnte man bei beiden nicht reden. Fürst Gregor war jovial, Constantin ein überaus charmanter junger Mann, dem die Lust am Leben nur so aus den Augen lachte. Er verstand es, gute Laune um sich zu verbreiten, und sein Vater verstand es, seine Sorgen hinter lächelnder Miene zu verbergen, doch diese Sorgen waren erdrückend. Clemens Bennet wusste davon, und es wunderte ihn nicht, dass der Fürst seine Gesellschaft suchte und unter vier Augen mit ihm sprechen wollte.
Die fröhliche Stimmung wurde dadurch nicht gestört. Nur Irmela schaute den beiden Männern mit nachdenklichem Ausdruck nach, als sie sich von den anderen entfernte. Aber gleich wandte sie sich wieder Miranda zu.
»Wir müssen uns trennen«, sagte sie traurig. »Ich hätte es nicht zulassen sollen, Miranda. Ich hätte ihm sagen sollen, dass ich dich behalten will. Aber es tröstet mich, dass du es gut haben wirst.«
Doch plötzlich ertönte eine Stimme neben ihr. Irmela erschrak und blickte Kaja Laurin verwirrt an. Das hübsche Mädchen errötete.
»Bitte, halten Sie mich nicht für aufdringlich, Irmela«, sagte Kaja leise. »Ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Ich habe manchmal zugeschaut, wenn Sie mit Miranda auf Gut Trassenstein gearbeitet haben. Es fällt Ihnen schwer, sich von Miranda zu trennen, nicht wahr?«
»Ja, es fällt mir schwer, Kaja«, sagte Irmela. »Ich habe Miranda aufgezogen.«
»Und dann ist es so, als würde man einer Mutter das Kind wegnehmen«, sagte die gefühlvolle Kaja leise.
Irmela sah sie mit einem ganz seltsamen Ausdruck an. »Nein, ganz so ist es nicht.«
»Ophelia wird ja sicher wieder fohlen«, sagte Kaja.
»Nein, das wäre lebensgefährlich. Aber sie hat wenigstens ein Kind, ein wunderschönes Kind.«
Kaja war ganz seltsam zumute. Sie dachte lange über diese Worte nach, doch erst am Abend, als die Laurins wieder daheim waren und von den Eindrücken dieses Tages sprachen, bekamen sie eine besondere Bedeutung für sie.
»Du hast dich mit Irmela unterhalten«, sagte Antonia. »Der Abschied von Miranda ist ihr wohl sehr schwer gefallen?«
»Ja, sehr. Ophelia kann nämlich nicht mehr fohlen. Irmela sagt, es wäre lebensgefährlich. Kann man das bei Frauen eigentlich auch voraussagen, Papi, wenn sie erst ein Kind bekommen haben?«
»Ja, das kann man, Kaja«, erwiderte Leon Laurin. »Was beschäftigt dich so?«
»Das, was Irmela gesagt hat. Die Worte bezogen sich auf Ophelia, aber sie hat es so seltsam gesagt.«
»Was hat sie gesagt?«, fragte Antonia.
»Sie hat wenigstens ein Kind, ein wunderschönes Kind.«
»Komisch, dass der Fürst Miranda hergegeben hat«, warf Konstantin, Kajas Zwillingsbruder, ein. »Aber wenn Ophelia nichts mehr einbringt, kann er sie doch verkaufen. Die bringt bestimmt ein Heidengeld.«
»Sei nicht so ekelhaft«, sagte Kaja zornig. »Ihm geht es doch nicht um Geld.«
»Kann man es wissen? Da wird allerhand gemunkelt.«
»Was wird gemunkelt – und wer munkelt?«, fragte Antonia.
»Dass das Gestüt einen Haufen Geld kostet und der Fürst das Schloss verkaufen will. Aber es steht unter Denkmalschutz, und da findet sich nicht sobald ein Käufer.«
»Unser realistischer Sohn«, sagte Leon. »So schlecht kann es dem Fürsten nicht gehen, wenn er Clemens so ein kostbares Pferd schenkt.«
»Clemens ist eigentlich nicht der Typ, der sich so teure Geschenke machen lässt«, meinte Konstantin.
Leon und Antonia tauschten einen langen Blick. Damit hatte Konstantin eigentlich den Nagel auf den Kopf getroffen.
Doch Kaja beschäftigte etwas anderes. Aber darüber wollte sie lieber mit ihrer Mami allein sprechen. Die Gelegenheit ergab sich in der Küche.
»Vielleicht hängt Irmela ihr ganzes Herz in die Pferde, weil sie keine Kinder bekommen kann«, sagte Kaja.
»Nun ja, es ist nicht auszuschließen«, gab Antonia ihr recht.
»Oder sie hat eine unglückliche Liebe«, überlegte Kaja. »Sie ist sehr nett, nicht so ein Dutzendtyp. Sie hat Charakter.«
Damit hatte allerdings auch sie den Nagel auf den Kopf getroffen.
*
Irmela hatte schon sehr früh große Erfolge als Turnierreiterin erzielt.