Ich kann dich einfach nicht vergessen
Von Jules Bennett
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Über dieses E-Book
Raine, seine Raine, mit einem Baby? Max kann es nicht fassen. Seit sie ihm vor Jahren den Laufpass gegeben hat, hat er doch alles versucht, um sie zu vergessen. Warum bringt ihn also der Gedanke, dass sie sich einem anderen Mann hingegeben hat, so auf die Palme?
Jules Bennett
Jules Bennett, die ihren Jugendfreund geheiratet hat, ist Mutter von zwei Mädchen – und, natürlich, Autorin. Voller Tatkraft managt sie ihr Leben. Wenn sie sich erst einmal ein Ziel gesetzt hat, hält nichts sie davon ab, es zu erreichen. Davon kann ihr Mann ein Lied singen. Jules Bennet lebt im Mittleren Westen. Selbstverständlich steht ihre Familie im Mittelpunkt – und das Schreiben. Aber sie versteht sich auch als Expertin für Schuhe, Hüte und Handtaschen. Und sie ist fest überzeugt, dass ihr diese Modekenntnisse in ihren Romanen zu Gute kommen.
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Buchvorschau
Ich kann dich einfach nicht vergessen - Jules Bennett
IMPRESSUM
Ich kann dich einfach nicht vergessen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2014 by Jules Bennett
Originaltitel: „Snowbound With a Billionaire"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA SAISON
Band 23 - 2015 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Mara Deters
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733739447
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Max Ford steuerte seinen Mietwagen vorsichtig durch den schmutzigen Schneematsch. Der war zwar jetzt im Februar völlig normal für Lenox, Massachusetts, aber doch ein ziemlicher Kulturschock nach den palmengesäumten Straßen, die er aus Los Angeles gewohnt war.
Er war seit Jahren nicht mehr in Lenox gewesen, und noch länger war es her, seit er das letzte Mal bei Schnee gefahren war. Er bremste den Wagen vorsichtig ab, und plötzlich wurde ihm klar, wie sehr er den Winter vermisst hatte. Es war etwas völlig anderes, eine Filmszene im Schnee zu drehen, als die schneebedeckte Landschaft in Ruhe zu genießen. Außerdem kam der Filmschnee meist aus Schneemaschinen und fiel nicht vom Himmel.
Max hatte eine sentimentale Schwäche für Lenox, schließlich war er hier aufgewachsen. Der Ort mochte klein sein, dafür waren die Bankkonten der Einwohner umso größer. Jahrzehntealte, stattliche Anwesen erstreckten sich entlang der beiden gewundenen Straßen, etliche davon wurden nur als Zweitwohnsitz genutzt.
Als Max um die letzte Kurve bog, sah er das Heck eines Autos aus dem Straßengraben ragen. Die Warnblinker waren an, die hintere Tür wurde aufgestoßen. Eine Frau stieg aus. Sie trug eine gestrickte Bommelmütze und hatte einen dicken Schal um Hals und Mund gewickelt.
Vorsichtig lenkte Max seinen Wagen an den Straßenrand und brachte ihn kurz vor dem anderen Fahrzeug zum Stehen. Er ließ den Motor laufen und trat in den eisigen Nachmittag hinaus. Verdammt, diese beißende Kälte gehörte definitiv nicht zu den Dingen, die er vermisste.
Da er direkt aus L. A. kam, waren seine Schuhe nicht unbedingt ideal für einen Schneespaziergang, aber sollte er die Frau da etwa einfach am Straßenrand stehen lassen? Klar, er hätte auch einfach weiterfahren und dann jemanden schicken können, schließlich war er so gut wie am Ziel, aber so war er nun mal nicht erzogen worden.
„Alles in Ordnung?, rief er der Frau zu. „Ist Ihnen was passiert?
Er war nicht sicher, ob sie ihn durch das Peitschen des Windes hindurch überhaupt hören konnte, aber dann drehte sie sich zu ihm um. Sie trug einen langen, bauschigen grauen Mantel. Max konnte nur ihre Augen sehen, aber das war genug. Diese Augen würde er überall wiedererkennen. Sie waren leuchtend smaragdgrün und konnten mit Leichtigkeit in das Herz eines Mannes dringen. Vor langer Zeit hatten sie mal seins durchbohrt.
„Raine?"
Sie hob eine behandschuhte Hand und schob ihren Schal nach unten. „Max, was um alles in der Welt machst du hier?"
Es war viel zu kalt für tiefergehende Diskussionen, daher wiederholte er nur seine Frage. „Alles in Ordnung?"
Sie schaute über die Schulter, dann wieder zu ihm. „Mir geht’s gut, aber das Auto steckt fest."
„Ich kann dich mitnehmen. Wo willst du hin?"
„Ähm, ich kann auch einen Freund anrufen."
Fast hätte er gelacht. Es konnte doch wohl nicht ihr Ernst sein, jetzt deswegen ein Fass aufzumachen. Es war eisig, er hatte sie seit … egal, jedenfalls seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, und er wollte wirklich dringend zu seiner Mutter, die sich gerade von einer schweren Operation erholte.
„Steig einfach ein, ich bringe dich wohin du willst. Schnapp dir deine Sachen, und dann los."
Raine zögerte, als überlege sie tatsächlich, ob es nicht besser wäre, noch ein bisschen hier im Schnee herumzustehen. Gut, zugegeben, sie waren nicht gerade liebevoll auseinandergegangen … Oder, genau genommen, sehr liebevoll und zärtlich. Erst nachdem er sie an jenem Tag verlassen hatte, musste irgendwas passiert sein, auch wenn er bis heute keine Ahnung hatte, was das gewesen sein könnte. Denn bei ihrer letzten Begegnung waren sie beide noch schwer verliebt gewesen und hatten Pläne für eine gemeinsame Zukunft geschmiedet.
Sein Herz tat immer noch weh, wenn er daran dachte.
Aber jetzt war wahrhaftig nicht der richtige Moment, sich mit solchen Dingen zu befassen. Raine musste ins Warme, er hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hier draußen festsaß. Und sie musste den Pannenservice anrufen.
„Na gut, gab sie nach. „Ich brauche aber noch ein paar Sachen.
Sie beugte sich durch die hintere Wagentür und hob etwas vom Rücksitz. Dann drehte sie sich wieder zu ihm um, mit einer … Babytrage?
Wow. Damit hätte er nun wirklich nicht gerechnet. Nicht, dass er überhaupt damit gerechnet hätte, hier über sie zu stolpern, trotzdem …
„Halt das mal. Sie drückte ihm die Trage in die Arme. „Ich muss den Sockel abmontieren und dann in deinem Auto festmachen.
Was um alles in der Welt war ein Sockel? Max packte den Griff der Trage und war verblüfft, wie schwer das Ding war. Das Baby konnte er nicht sehen, es war unter einer Art Decke verborgen, die in der Mitte eine Art Reißverschluss hatte, der bis obenhin zugezogen war. Keine schlechte Maßnahme bei dem eisigen Wind, dachte er.
Was ihn wirklich aus dem Konzept brachte, war die Tatsache, dass Raine ein Baby hatte. Sie musste verheiratet sein, denn sie war nicht der Typ, der sich vor der Ehe ein Kind anhängen ließ. Allein der Gedanke war wie ein Tritt in den Magen. Es schmerzte noch immer höllisch, sie sich mit einem anderen Mann vorzustellen. Wahrscheinlich nur deshalb, weil ihre Beziehung nie offiziell beendet worden war, redete er sich ein. Immer noch besser, als einzugestehen, dass er nach all den Jahren immer noch etwas für diese grünäugige Schönheit empfand.
Sie holte so etwas wie einen grauen Plastiktopf vom Rücksitz und ging damit zu seinem Wagen. Max nahm das als Aufforderung, ihr zu folgen. Er umklammerte die Trage mit beiden Händen, da er keinesfalls vorhatte, ein schlafendes Baby in den Schnee fallen zu lassen. Zumindest nahm er an, dass es sich um ein schlafendes Baby handelte. Aus dem Tragedings kam kein Laut.
Nachdem Raine den Sockel auf dem Rücksitz befestigt hatte, reichte Max ihr vorsichtig die Trage. Ein Klick, und das Baby war sicher im Warmen.
„Ich muss noch die Windeltasche holen und das Geschenk, das ich überbringen wollte. Steig schon mal ein. Ich bin gleich wieder da."
Er trat ihr in den Weg. „Ich hole deine Sachen. Es ist eiskalt, und du warst länger draußen als ich. Hast du alles auf dem Vordersitz?"
Sie nickte. Sie sah so verflixt süß aus mit Schneeflocken an den Wimpern und ungeschminktem Gesicht … ganz so, wie er sie in Erinnerung hatte.
Bevor sie antworten konnte, drehte er sich um und marschierte leise fluchend zu ihrem Auto. Süß? Er fand sie jetzt süß? War er plötzlich fünf, oder was? Immerhin hatte er eine Vergangenheit mit dieser Frau, eine sehr intime, sehr intensive Vergangenheit. Allerdings konnte er zu seiner Entschuldigung ins Feld führen, dass er sie fast fünfzehn Jahre lang nicht gesehen hatte. Verständlich, dass da alte Gefühle wieder hochkochten. Das hieß jedoch nicht, dass er sich davon den Verstand vernebeln ließ.
Er riss ihre Beifahrertür auf, schnappte sich die pinkfarbene Windeltasche und eine kleine geblümte Geschenktüte. Wer zum Teufel überbrachte Geschenke, wenn alle Straßen vereist waren? Und dann noch mit einem Baby im Schlepptau?
Max setzte sich wieder ans Steuer seines Mietwagens und drehte die Heizung so hoch es ging. „Wohin willst du?"
„Äh … ich war auf dem Weg zu deiner Mutter."
Max drehte sich ruckartig zu ihr. „Meine Mutter?"
Raine sah nur flüchtig in seine Richtung, um sich sofort wieder ganz auf die Straße zu konzentrieren, was ja eigentlich seine Aufgabe war.
„Ich hatte keine Ahnung, dass du heute hier bist, ich schwöre, sagte sie hastig. „Ich meine, ich wusste, dass du irgendwann kommst, aber nicht, wann. Wenn es dir lieber ist, dass ich sie nicht … Ich kann ein andermal wiederkommen.
Sie wollte seine Mutter besuchen? Das waren ja ganz neue Töne. Was hatten er und Raine damals darum kämpfen müssen, zusammen sein zu können, gegen beide Elternpaare … Und letztlich war alles umsonst gewesen.
Er warf ihr einen raschen Seitenblick zu. Sie fummelte am ausgefransten Saum ihres Mantels und starrte entweder in ihren Schoß oder aus dem Fenster. Warum war sie bloß so nervös? Lag es an ihm? Lief vor ihrem geistigen Auge gerade jeder einzelne Moment ab, den sie miteinander hatten, so wie bei ihm? Dachte sie an ihre letzte gemeinsame Nacht, an die Versprechungen, die sie einander damals machten? Versprechungen, die er vorhatte zu halten, nicht ahnend, dass sie bereits ganz andere Absichten hegte? War sie deshalb so angespannt?
„Warum besuchst du meine Mutter?"
Sie lachte leise. „Es hat sich in Lenox so einiges geändert, seit du hier warst, Max."
Sah ganz danach aus. Und da sie seiner Frage so nachdrücklich ausgewichen war, nahm er an, dass „einiges geändert" heißen sollte: Das geht dich nichts an. Womit sie natürlich recht hatte. Was auch immer sie hier tat, war nicht seine Angelegenheit. Es hatte eine Zeit gegeben, da wussten sie alles übereinander, aber dieses Kapitel in ihrer beider Leben war abgeschlossen. Sie waren praktisch Fremde.
„Ich wusste nicht, dass du ein Baby hast. Er wollte nur die unbehagliche Stille brechen, aber sobald die Worte über seine Lippen kamen, wurde ihm klar, dass er sich anhörte wie ein Trottel. „Ich meine, natürlich hattest du dein eigenes Leben. Ich dachte nur nie … Wie viele Kinder hast du denn?
„Nur Abby. Sie ist drei Monate alt."
„Willst du deinen Mann anrufen?"
Na super, Max. Sehr elegant gelöst. Ging’s vielleicht noch ein bisschen trampeliger?
„Nein. Ich sage einem Freund Bescheid, wenn wir bei deiner Mutter sind. Er kann mich abholen."
Wie bitte? Sie rief einen Freund anstatt ihren Mann? Max schüttelte fast unmerklich den Kopf und rief sich innerlich zur Ordnung. Auch das ging ihn nichts an.
Er bog in die langgestreckte schmale Auffahrt ein, an deren Ende sein Elternhaus aufragte, das nun als Zweitwohnsitz genutzt wurde. Seine Mutter erholte sich dort von ihrer Krebsoperation und würde bald mit ihrer Strahlenbehandlung beginnen. Zum Glück hatten die Ärzte den Knoten so früh entdeckt, dass keine Chemotherapie nötig war.
Auch wenn die unerwartete Begegnung mit Raine ihn ziemlich durcheinandergebracht hatte, wusste Max doch, dass er jetzt stark sein musste. Seine Mutter hatte im Augenblick die höchste Priorität, und sein Dad war der Situation weiß Gott nicht gewachsen.
Max hatte in dem zweistöckigen, im Kolonialstil errichteten Gebäude eine schöne Kindheit verbracht. Er konnte sich glücklich schätzen, dass Thomas und Elise Ford ihn adoptiert hatten. Seine leiblichen Eltern hatte er nie gekannt, und auch wenn er sich mit seinem Vater nie wirklich gut verstand, so war er sich doch stets bewusst, dass ein verwaistes Baby es sehr viel schlechter hätte treffen können.
Er fuhr vor und stellte den Motor aus. „Wenn’s recht ist, nehme ich die Windeln und das Geschenk. Dieses Tragedings ist mir nicht geheuer. Es sei denn, du kriegst es nicht durch den Schnee bugsiert …"
Raine lachte trocken auf. „Ich bin in den letzten Monaten prima zurechtgekommen, Max. Und auch schon lange davor, bevor Abby da war."
Sie stieg aus und knallte die Tür hinter sich zu. Ihr kleiner Seitenhieb war Max nicht entgangen, aber er hatte wirklich keine Ahnung, warum sie bittere Gefühle gegen ihn hegen sollte. Schließlich hatte sie ihn abgeschossen, als er damals nach Kalifornien ging, und damit jede Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft vernichtet. Als er begriff, dass sie ihn nicht mehr wollte, rastete er regelrecht aus vor Wut – was ihn beinahe