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Sinnliche Bescherung für Miss Emma
Sinnliche Bescherung für Miss Emma
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eBook301 Seiten4 Stunden

Sinnliche Bescherung für Miss Emma

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Über dieses E-Book

Hochzeit unterm Mistelzweig? Als reicher Mann kehrt Jack nach England zurück — und ist überglücklich, seine Jugendliebe Emma wiederzusehen. Nun scheint seine Chance gekommen, sich ihrer würdig zu erweisen. Er wünscht sich nichts sehnlicher als ein frohes Fest an der Seite der Frau, die er schon immer verehrt hat. Doch ausgerechnet an Weihnachten droht eine hinterhältige Intrige plötzlich alles zu zerstören ...

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum16. Nov. 2019
ISBN9783733728328
Sinnliche Bescherung für Miss Emma
Autor

Michelle Styles

Obwohl Michelle Styles in der Nähe von San Francisco geboren und aufgewachsen ist, lebt sie derzeit mit ihrem Ehemann, drei Kindern, zwei Hunden, zwei Katzen, Enten, Hühnern und Bienenvölkern unweit des römischen Hadrianswalls im Norden Englands. Als begeisterte Leserin war sie schon immer an Geschichte interessiert, darum kann sie sich am besten bei einem historischen Liebesroman entspannen. Besonderes Interesse hat sie an der Lebensweise der einfachen Leute in der Antike. Im Laufe ihrer Recherchen lernte sie auch, zu kochen wie die alten Römer und mit einer Spindel umzugehen. Wenn sie nicht gerade ihren Leidenschaften, dem Schreiben, Lesen oder historischen Recherchen nachgeht, pflegt sie ihren ein wenig verwucherten Garten oder macht Handarbeiten.

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    Buchvorschau

    Sinnliche Bescherung für Miss Emma - Michelle Styles

    IMPRESSUM

    Sinnliche Bescherung für Miss Emma erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2007 by Michelle Styles

    Originaltitel: „A Christmas Wedding Wager"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL WEIHNACHTEN

    Band 8 - 2015 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg

    Übersetzung: Bärbel Hurst

    Umschlagsmotive: Nata_Slavetskaya/GettyImages, Irina Gordeeva/GettyImages, winyuu_GettyImages

    Veröffentlicht im ePub Format in 11/2019 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783733728328

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    1. KAPITEL

    November 1846, Newcastle Upon Tyne, England

    Machen Sie sich keine Hoffnungen, Miss Emma, das erste Gutachten war eindeutig. Der Boss, Ihr Vater, würde mir zustimmen, wenn er hier wäre." Der Vorarbeiter Mudge sagte das mit ernster Miene, und seine Worte hallten von den Wänden des kleinen Büros wider.

    Emma Harrison holte tief Luft und versuchte, die Fassung zu bewahren, trotz des überwältigenden Drangs loszuschreien. Das Letzte, was sie brauchte, war ein Vortrag darüber, warum die Brücke genau da bleiben musste, wo sie war. Sie konnte ein Gutachten ebenso gut lesen wie jeder Mann. Wenn nicht sogar besser als die meisten.

    „Mein Vater teilt meine Ansicht. Das habe ich Ihnen gesagt. Wie oft muss ich es noch wiederholen?" Sie richtete den Blick auf den Geländeplan, der an der Wand hing.

    „Ihr Vater war in der letzten Zeit nicht er selbst. Entschuldigen Sie, Miss. Jeder hier weiß das."

    Emma rang sich ein Lächeln ab und ignorierte den wachsenden Schmerz hinter ihren Augen. Dieser Tag hatte schlecht angefangen, und es sah so aus, als ob alles noch schlimmer werden würde. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um eine Frage: Wie konnte sie dafür sorgen, dass die Brücke pünktlich fertig wurde?

    Einige der Arbeiter und Hilfskräfte schritten mutlos über das Gelände am Ufer des Tyne, ein volles Dreiviertel weniger als am Samstag. An diesem Morgen war der Turm der St. Nicholas Cathedral auf dem Weg von Jesmond hierher im dichten Nebel kaum zu sehen gewesen. Die Baustelle hatte wenig Ähnlichkeit mit dem sonnendurchfluteten, betriebsamen Ort von letztem Samstag, als Jack Stanton erwartet worden war.

    Emma holte tief Luft. Und wenn nun Jack Stanton heute hier auftauchte? Wie würde er auf das verlassene Gelände reagieren? Sie schluckte schwer und wollte sich lieber nicht das Entsetzliche vorstellen, das dann geschehen würde.

    „Seien Sie vernünftig, Miss Emma."

    „Das bin ich, Mudge. Emma schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. „Ich kenne die Entschuldigungen auswendig. Aber wir haben den Montag nach dem Zahltag. Ein blauer Montag. Die Männer werden zurückkommen, wenn ihr Geld weg ist und die Taschen des Wirts voll sind. Ich bin mit der Eisenbahn und ihren Bauprojekten groß geworden. Es war immer so, und es wird auch immer so bleiben.

    Mudge trat von einem Fuß auf den anderen und murmelte einen weiteren Fluch.

    Sie blickte durch das schmale Fenster nach draußen. Dabei schlang sie die Arme um sich. Der Nebel hatte sich weiter gelichtet, und die Feuerstelle in der Nähe des ersten Bauabschnitts flackerte orange.

    „Was wollen Sie, Miss? Was soll ich den Männern sagen?"

    Ich will, dass diese Brücke gebaut ist, ehe mein Vater stirbt. Es ist sein Lebensziel, die erste Eisenbahnbrücke über den Tyne zu errichten. Es war eine einfache Bitte, aber eine, die sie nicht auszusprechen wagte. Die wahre Tragweite der Krankheit ihres Vaters musste ihr Geheimnis bleiben.

    Emma zuckte leicht mit den Schultern und zog das karierte Tuch, das auf ihren Schultern lag, fester um sich.

    „Gutes Wetter bis Weihnachten, vielleicht sogar bis Silvester. Dass die neuen Gutachten über das Flussbett stimmen, und wir in der Lage sind, die Fundamente doppelt so schnell aufzubauen."

    „Sie wollen nicht viel, Miss. Mudge kratzte sich am Kopf. „Soll ich noch Frieden und Wohlstand für alle hinzufügen, wenn ich schon dabei bin?

    Emma ging auf die Bemerkung nicht ein. Sie wollte sich von dem Vorarbeiter nicht einschüchtern lassen. Sie war keine achtzehn mehr. Damals hatte sie sich über nichts anderes Gedanken gemacht als über ein Paar neuer Tanzschuhe. Sie wusste, wie Brücken gebaut wurden. Sie hatte viel gelernt.

    „Oh, und was ich vergessen habe: die Burg. Der Wohnturm und die königlichen Gemächer sollten erhalten bleiben, wenn möglich."

    „Nur eine Frau würde sich um einen Haufen alter Steine sorgen. Besser wäre es, alles abzureißen und die Steine dann weiterzuverwenden. So stand es auch im ersten Gutachten."

    „Trotzdem sollte er erhalten bleiben. Das erste Gutachten war falsch."

    „Ah, aber was ist mit den Investoren – Robert Stephenson und sein neuer Partner – dieser J.T. Stanton? Sie sind ziemlich pfiffig. Mudge verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr Vater denkt nicht klar, sollte er Ihrer Meinung sein, wenn ich das sagen darf. Könnte ich darüber entscheiden, würde ich die Firma verkaufen. Da herauskommen, solange ich noch kann. Brückenbau ist Arbeit für einen jungen Mann.

    Emma biss sich auf die Unterlippe. Sie brauchte Mudge und seinen guten Einfluss auf die Arbeiter, wenn sie darauf hoffen wollte, den Traum ihres Vaters zu verwirklichen. Sie machte sich keine Illusionen über die öffentliche Meinung, was weibliche Ingenieure anbetraf, und über Frauen, die große Bauprojekte leiten wollten. Dennoch weigerte sie sich, die Firma und damit den Traum ihres Vaters aufzugeben, nur weil er zu krank geworden war, um jeden Tag auf die Baustelle zu kommen.

    „Wenn das alles ist, stieß Emma zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Ich werde meinem Vater berichten und morgen mit seinen weiteren Anweisungen wiederkommen.

    „Wie Sie wünschen, Miss. Aber denken Sie an meine Worte. Ich habe Sie immer gut beraten. Es gibt niemanden, der behaupten kann, Albert Mudge sei illoyal."

    Emma schob die verschiedenen Papiere zusammen und machte ihrem Ärger Luft, indem sie sie in ihre Tasche stopfte. Sie würde sich durchsetzen. Der Wohnturm war wichtig.

    „Miss, überbringen Sie Ihrem Vater meine besten Wünsche. Es gibt keine …"

    „Ist jemand hier? Oder ist diese Hütte so verlassen wie das Gelände draußen?" Vom vorderen Tresen her war eine tiefe Männerstimme zu hören.

    Emma erstarrte. Die Papiere entglitten ihrer Hand und bedeckten den Schreibtisch. Sieben Jahre war es her, und sie hatte die Stimme sofort erkannt. Sie klang nicht mehr liebevoll und auch nicht vertraulich, aber sie gehörte eindeutig zu ihm. Zu Jack Stanton. Ein kleiner Scherz des Schicksals. Damit der Tag noch unangenehmer wurde.

    „Gestatten Sie, ich werde das erledigen." Mudge wandte sich um und verließ den kleinen Raum.

    Emma unterdrückte den Impuls, sich das Haar zu richten oder ihr Kleid glatt zu streichen. Sie musste Mudge jetzt vertrauen. Jack Stanton würde nicht hier hereinkommen. Es gab keinen Grund, ihm zu begegnen. Sie musste nichts weiter tun als sich nicht vom Fleck zu rühren.

    „Ich werde erwartet. Der gedämpfte, aber entschiedene Tonfall drang bis in den kleinen Arbeitsraum. „Das sollte bekannt sein. Sie müssen mir gestatten einzutreten.

    „Mr Harrison ist nicht im Haus, Sir. Wenn Sie vielleicht zu einem Termin vorsprechen würden, der beiden Seiten passt?" Mudges Tonfall war in genau dem richtigen Maße unterwürfig.

    Emma nickte kurz. Sie hoffte, Jack werde das Angebot annehmen, zu einem späteren Zeitpunkt zurückzukommen, wenn sie dafür sorgen konnte, dass ihr Vater hier war.

    Sie ließ sich in einen der Stühle sinken, hörte ein Knarren und zuckte zusammen.

    „Mr Harrison wird mich empfangen. Sagen Sie ihm, J.T Stanton verlangt ihn zu sprechen. Ich höre ihn im Hinterzimmer."

    „Mr Harrison ist heute nicht zu sprechen. Mudge machte einen Schritt zur Seite und versperrte mit seinem massigen Körper den Blick durch die Tür. „Sie müssen ein andermal kommen, Mr Stanton, wenn Sie ihn treffen möchten. Aber ich werde Ihnen mit Vergnügen alle Fragen beantworten, die Sie vielleicht haben.

    Emma richtete sich auf. Sie wollte sich nicht wie ein verschrecktes Kaninchen im Hinterzimmer verstecken, während Mudge das Gelände vorführte und zweifellos seine Ansicht über den Verlauf der Brücke kundtun würde. So leicht wollte sie sich nicht unterkriegen lassen.

    Jack Stanton barg keinen Schrecken für sie. Wenn sie es zuließ, dass Mudge die Führung über die Baustelle übernahm, würde das Geheimnis ihres Vaters verraten und die Firma verloren sein. Sie kannte Jack Stantons Ruf. Beinahe gegen ihren Willen hatte sie seinen Werdegang verfolgt, während er aufstieg vom jungen Ingenieur im Dienst ihres Vaters zu einem der angesehensten und reichsten Eisenbahnmagnaten im gesamten Empire. Aber niemand stieg so schnell und so hoch hinauf, ohne rücksichtslos zu sein. Sie hatte Gerüchte darüber gehört, wie er die meisten Männer beim Bau einer Brücke in Manchester gefeuert und die verbliebenen gezwungen hatte, Überstunden zu machen, um sicherzustellen, dass die Eisenbahnlinie rechtzeitig eröffnet werden konnte. Emma stand auf und trat zur Tür.

    „Mudge, schicken Sie Mr Stanton herein. Ich werde mit ihm reden." Emma zwang sich, ihre Stimme klar und energisch klingen zu lassen. Sie war nicht mehr achtzehn, sondern fünfundzwanzig, eine alte Jungfer, wie sie im Buche stand. Ob nun Eisenbahnmillionär oder nicht, Jack Stanton war für sie kein Unbekannter. Sie hatte alles beendet, was es zwischen ihnen gegeben hatte. Es war damals das Richtige gewesen. Und es war noch immer richtig. Sie hatte die Bedürfnisse ihrer Familie über einen Schönwetter-Flirt stellen müssen, wie ihre Mutter ihre Beziehung zu Jack genannt hatte. Hätte Jack sie wirklich geliebt, hätte er das verstanden. Er hatte es nicht. Er war ohne ein Wort fortgegangen.

    Mudge starrte sie mit offenem Mund an.

    „Mr Stanton sagt die Wahrheit. Sein Besuch wird erwartet, auch wenn er sich verspätet hat."

    „Wie Sie wünschen, Miss Emma. Mudge trat weg von der Tür und vollführte eine übertriebene Willkommensgeste. Aber sein Tonfall verriet, dass er über die Situation außerordentlich unglücklich war. „Miss Harrison wünscht Sie zu sehen, Sir.

    Emma zwang sich zu einer aufrechten Haltung und betete innerlich, dass Jack Stanton ein aufgedunsener Mann mit vorzeitiger Glatze und Haaren an unpassenden Stellen geworden war.

    Ein Mann in dunklem Rock trat ein, der sich mit der Anmut eines ungezähmten Raubtiers bewegte. Der Schnitt seines Mantels betonte die schmale Taille und die breiten Schultern. Das Musterbeispiel eines erfolgreichen Geschäftsmanns, aber ohne das Protzige, das zu erwarten gewesen wäre bei jemandem, der erst vor so kurzer Zeit reich geworden war.

    Emma presste die Lippen zusammen. Sein rabenschwarzes Haar und die dunklen Augen passten eher zu dem Helden eines Groschenromans, wie sie an Eisenbahnstationen verkauft wurden, als ins wirkliche Leben.

    Wie bei so vielen anderen Dingen in der letzten Zeit hatte Gott für ihre Gebete nur taube Ohren gehabt.

    Sie zwang sich, den Blick von seinem Körper abzuwenden, und konzentrierte sich auf den kalten Glanz in seinen Augen und das schwache Lächeln, das seine vollen Lippen umspielte. Selbstherrlich. Gefährlich.

    Sie streckte eine Hand aus und schob alle Gedanken daran beiseite, wie er vor sieben Jahren gewesen war. Der Schmerz, den er ihr zugefügt hatte, war nur noch eine vage Erinnerung.

    „Mr Stanton. Es ist lange her."

    „Miss Harrison."

    Er nickte ihr zu, ignorierte aber ihre Hand. Emma ließ den Arm sinken und wünschte sich, etwas Modischeres zu tragen als ihr zweitbestes graues Kleid vom vergangenen Jahr, aber das Graue erlaubte ihr mehr Bewegungsfreiheit in den Armen, und der Rock benötigte weniger Unterröcke.

    „Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit Sie hier sind?"

    „Meine Geschäfte mit Ihrem Vater."

    „Ihre Geschäfte führen Sie mit Harrison & Lowe. Sie glättete eine Falte an ihrem Rock. „Wir haben Sie vor zwei Tagen erwartet.

    „Mir ist etwas dazwischengekommen. Es wurde eine Nachricht geschickt, die Ihren Vater von meiner Absicht, heute zu kommen, in Kenntnis setzte."

    „Offenbar wurde der Brief verlegt. Sie deutete mit einer Hand auf die Briefe, die über den Schreibtisch verstreut lagen. „Mein Vater ist unabkömmlich. Vielleicht können Sie mir sagen, warum Sie hier sind?

    „Es war Ihr Vater, der um dieses Treffen gebeten hat, sagte er mit der knappen Andeutung eines Lächelns. „Ich hoffte, Sie könnten mir einen Grund dafür nennen.

    „Ich glaube kaum, dass er das tun würde. Vor über einem Monat wurde mit den Grabungsarbeiten begonnen. Mein Vater und Mr Stephenson hatten zuvor mehrere lange Besprechungen. Beide waren mit dem Ergebnis zufrieden."

    „Ich bedaure, dass ich zu jenem Zeitpunkt außer Landes war. Mein Schiff aus Rio hatte sich verspätet. Er ließ den Blick über ihre Gestalt gleiten und dann auf ihren Lippen ruhen. „Als ich zurückkam, hatten die Bauarbeiten begonnen. Ich gehe davon aus, dass alles nach Plan verläuft? Die Strecke von Newcastle nach Berwick soll im März eröffnen, und Verzögerungen können wir uns nicht leisten.

    Emma nickte kurz. Sie musste ihn überzeugen, dass Harrison & Lowe nicht nur das Projekt vollenden würde, wie versprochen, sondern auch, dass der Wohnturm der Burg bewahrt werden würde.

    „Dann sollen Sie eine Führung über das Gelände bekommen, und ich werde dafür sorgen, dass Ihnen die Fortschritte gezeigt werden. Emma rang sich ein Lächeln ab, was ihr auch gelang, schließlich beherrschte sie die Kunst der Verstellung. „Es ist noch etwas fraglich, wie die Brücke über das Burggelände verlaufen soll. Mein Vater hat ein neues Gutachten in Auftrag gegeben, und es sieht so aus, als würden wir den Wohnturm erhalten können, Newcastles Symbol, auch wenn die Außenmauern zerstört werden müssen.

    „Nun, Miss …" Mudge räusperte sich.

    „Mudge, ich glaube, Sie haben anderes zu tun. Ich bin durchaus dazu in der Lage, Mr Stanton über das Gelände zu führen und alle Fragen zu beantworten, die er möglicherweise hat. Wir sind – alte Freunde."

    „Sie werden mich herumführen, Miss Harrison? Er zog eine Augenbraue hoch. „So entzückend die Aussicht auch sein mag, so will ich doch niemandem zur Last fallen.

    „Miss Emma. Mudge verneigte sich knapp, stand jedoch weiterhin mitten im Raum. „Es ist kalt da draußen. Es hat angefangen zu schneien.

    „Ich will es so, Mudge. Emma bemühte sich um Gelassenheit. Sie wollte nicht wieder einen lautstarken Streit mit Mudge anfangen. Wie stur dieser Mann doch sein konnte! „Ich werde Mr Stanton das Gelände zeigen. Über Ihre morgigen Aufgaben haben wir schon gesprochen.

    „Jawohl, Miss Emma." Mudge blieb weiterhin stehen.

    Sie blickte vielsagend zur Tür, und der Vorarbeiter ging brummelnd davon. Emma hoffte, dass er einige der Männer dazu bringen konnte, so zu tun, als würden sie arbeiten, trotz des Wetters. Jack Stanton sollte sehen, dass es Fortschritte gab, wenn auch langsame. Mit geschickten Fingern befestigte sie ihre Haube, indem sie die Schleife unter dem Kinn band.

    „Und nun, Mr Stanton – was möchten sie zuerst sehen? Die Fundamente oder die Ruine der Burg?"

    „Ich bin sehr gespannt auf die Führung, Miss Harrison. Ihre sanfte Stimme wird mich leiten." Jack hielt ihr den Arm hin, was Emma geflissentlich übersah.

    Sie hatte wahrgenommen, dass er das „Miss" betonte, und war dabei zusammengezuckt. Sie wusste, was er zweifellos dachte – Emma Harrison, die Frau, von der erwartet worden war, dass sie eine ausgezeichnete Partie machte, führte das Leben einer alten Jungfer. Ihre Mutter hatte in ihren letzten Tagen eine Pflegerin gebraucht, und jetzt brauchte ihr Vater eine Gesellschafterin. Sie musste bei niemandem für ihr Tun Rechenschaft ablegen, am wenigsten einem Mann gegenüber, für den sie nur ein flüchtiges Abenteuer gewesen war.

    „Dann sollen es die Fundamente sein. Hier entlang, bitte, Mr Stanton. Sie schlang das Tuch um ihren Körper und zupfte ihren Rock zurecht. „Ich bin überzeugt, dass wir beide so wenig Zeit wie möglich mit dieser Führung vergeuden wollen.

    „Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Madam. Er neigte den Kopf, aber das Lächeln erreichte nicht seine Augen. „Können Sie mir sagen, wo Ihr Vater ist?

    „Unabkömmlich. Sie zeigte auf die Stelle, wo ein einzelner Mann im Nebel stand und grub. „Je eher wir mit dieser Inspektion beginnen, desto schneller ist sie beendet. Wir sind die besten Brückenbauer in der Gegend.

    „Dieser Ansicht zu vertrauen hat Ihr Vater mich gelehrt."

    Emma versuchte, den brennenden Schmerz hinter ihren Lidern nicht zu beachten. Am Ende dieser Führung musste Jack Stanton überzeugt sein, dass Harrison & Lowe diesen Auftrag durchführen konnte. Er musste es einfach sein.

    Jack Stanton folgte Emmas leicht wiegenden Schritten aus der Hütte heraus. Er hatte nicht damit gerechnet, sie hier anzutreffen. Für ihn gehörte Emma Harrison und alles, für das sie stand, zu einem früheren Leben. Eines, von dem er gehofft hatte, es für immer vergessen zu können. Er hatte mit diesem Teil seiner Vergangenheit abgeschlossen.

    Er konnte sich gut erinnern an die vielen Verehrer, die sie umschwärmt hatten. Daran hatte Margaret Harrison keinen Zweifel gelassen. Sie hatte erwartet, dass ihre Tochter heiratete, und zwar vorteilhaft. Trotzdem war er seinem Herzen gefolgt und hatte Emma einen Antrag gemacht, hatte auf ihre Zuneigung gesetzt und seine Aussichten für die Zukunft. Sie hatte ihn zurückgewiesen, hatte seinen Brief nie beantwortet, und dann war er fortgegangen. Er hatte stets damit gerechnet zu erfahren, dass sie geheiratet hatte.

    Doch wie es aussah, hatte sie das nicht. Die Zeit war nicht freundlich mit ihr umgegangen. Er versuchte, die Emma, an die er sich erinnerte, mit der Frau zu vergleichen, die vor ihm her ging, in einem grauen Kleid, das mit dem Nebel verschmolz. Sie hatte das Haar straff aus dem Gesicht gekämmt und zu einem festen Zopf aufgesteckt, auf dem die unkleidsamste Haube saß, die er je gesehen hatte. Ihr Rock schleifte durch den Morast, als wäre er mit Ketten beschwert. Das war nicht sein Problem. Die Vergangenheit lag hinter ihm. Er blickte einer glanzvollen Zukunft entgegen – er würde Brücken und Eisenbahnschienen bauen, seine Firmen zusammenlegen und die Früchte seiner Arbeit genießen.

    Zuerst wollte er aber dem Rätsel auf den Grund gehen, warum Edward Harrison ihm geschrieben und ihn hierherbestellt hatte. Er hatte vorgehabt, Stephenson die Brücke zu überlassen und einfach nur die nötige Finanzierung bereitzustellen. Doch nach Harrisons Einladung war Jack nach Newcastle gereist, um sich persönlich zu vergewissern, ob alles in Ordnung war.

    Eine eisige Böe aus Schneeregen traf ihn, als er aus der kaum beheizten Hütte trat. Winter in Newcastle anstatt der drückenden Hitze Brasiliens. Unwillkürlich wappnete er sich gegen die nächste Böe und schob sich den Hut tiefer ins Gesicht. Emma war weiter vorausgegangen, gestikulierte dabei und deutete auf verschiedene Stellen, wo die Fundamente gesetzt werden sollten oder wo bereits Steine weggeräumt worden waren.

    Der Wind peitschte ihr die Röcke gegen die Knöchel, doch sie setzte ihren Weg unbeirrt fort. Eine plötzliche Böe ließ sie vorwärtsstolpern, näher an den Abhang.

    Jack griff zu und packte sie am Arm, zog sie zurück und in Sicherheit. Ein Stein brach ab und fiel hinunter bis auf den Grund der Burgmauern. Aus der Nähe konnte er erkennen, dass ihre blaugrauen Augen genauso leuchteten wie früher, und dass ihre Wimpern immer noch genauso lang waren. Sie sahen einander einen Moment lang an. Dann ließ er ihren Arm los und trat zurück.

    „Sie sollten vorsichtiger sein", sagte er.

    „Ich weiß, was ich tue." Sie reckte abwehrend das Kinn.

    „Der Wind bläst heftig, und mit diesen Röcken sind Sie in Gefahr."

    „Sie können sehen, dass dies der beste Baugrund für die Brücke ist, trotz der offensichtlichen Schwierigkeiten, aber es gibt immer noch die Frage nach der genauen Ausrichtung. Emma deutete über die Reste der Burg hinweg, rückte von Jack ab und überging seinen wohlgemeinten Ratschlag einfach. Jack sah sie finster an. „Wenn wir die Brücke ein Stückchen weiter links bauen, kann der Wohnturm erhalten bleiben.

    Sie schloss den Satz mit einem strahlenden Lächeln, als wäre sie auf einer Dinnerparty und hätte gerade etwas Geistreiches gesagt. Mochte Gott ihn schützen vor Frauen, die sich einmischten. Offenbar hatte sie keine Ahnung davon, wie viel Zeit und Arbeit in die Planung der Brücke gesteckt worden waren. Und er hatte nicht vor, wie Don Quichotte gegen Windmühlen zu kämpfen, nur, damit sie zufrieden war. „Stephenson und ich sind da einer Meinung. Die Gutachten belegen, dass der gegenwärtige Entwurf einiges für sich hat."

    „Ein neueres Gutachten …" Sie straffte die Schultern.

    Er hob eine Hand. Diese Farce dauerte jetzt lange genug an. Edward Harrison hatte seine Töchter niemals auf Baustellen geduldet. Der Edward Harrison, den er kannte, hatte sehr strenge Vorstellungen von dem, was sich schickte. Wann genau war er für seine jüngste Tochter davon abgewichen?

    „Die Gutachten sind korrekt. Er legte einen Finger an den Hut. „Ich könnte es Ihnen erklären, Miss Harrison, aber ich verspüre nicht den Wunsch, Sie mit technischen Informationen zu langweilen. Zweifellos würden Sie sich lieber über das Wetter unterhalten. Oder über die neueste Mode aus London. Ich fürchte, ich bin über die gesellschaftlichen Konventionen nicht ganz auf dem Laufenden, nachdem ich gerade von einem mehrmonatigen Aufenthalt in Brasilien zurückgekehrt bin.

    „Ganz im Gegenteil, Mr Stanton. Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Einer der Vorteile, eine spitzzüngige alte Jungfer zu sein, besteht darin, interessante Gespräche führen zu können, anstatt nur über Belanglosigkeiten zu plaudern. Ich würde die Diskussion begrüßen.

    „Eine scharfzüngige alte Jungfer?", wiederholte Jack. Das war ein Schicksal, das gar nicht zu Emma

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