Der Weg, den ich wählte: Familie Dr. Norden 768 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Die Familie bleibt für Daniel Norden der wichtige Hintergrund, aus dem er Kraft schöpft für seinen verantwortungsvollen Beruf und der ihm immer Halt gibt. So ist es ihm möglich, Nöte, Sorgen und Ängste der Patienten zu erkennen und darauf einfühlsam einzugehen.
Familie Dr. Norden ist der Schlüssel dieser erfolgreichsten Arztserie Deutschlands und Europas.
»Seht euch das an!« forderte der Geschäftsführer des kleinen Kunstbuch-Verlags Leo Sperling seine beiden Kinder Fanny und Friedrich fassungslos auf und reichte ihnen eine Postkarte mit kitschig-buntem Motiv. »Toller Sandstrand«, stellte Fanny zunächst anerkennend fest, ehe sie die Rückseite betrachtete, die von der schwungvollen Handschrift der Freundin ihres Vaters geziert war. »Ich habe das Paradies gefunden und werde hierbleiben. Sicher kommt Ihr auch ohne mich klar. Henriette kümmert sich bestimmt gut um euch. Viele liebe Küsse und Grüße von Elsa«, las sie laut vor und reichte die Karte scheinbar ungerührt weiter an ihren elfjährigen Bruder. »Wenn die wüßte, daß Henriette gestern gekündigt hat«, bemerkte Friedrich achselzuckend und gab die Postkarte schließlich zurück an seinen Vater. »Das würde Elsa wohl kaum interessieren«, stellte Leo tonlos fest. Er war leichenblaß geworden und wußte nicht, was er von dieser Botschaft halten sollte. Fanny betrachtete ihren Vater mitfühlend, aber ein wenig verständnislos. »Ich verstehe gar nicht, warum du so schockiert bist. Elsa und du, ihr benehmt euch doch schon seit Jahren wie Hund und Katze. Ehrlich gesagt bin ich froh, daß die Streitereien ein für allemal ein Ende haben«, konstatierte sie sachlich, ohne ihren Vater aus den Augen zu lassen. Leo seufzte tief und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
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Buchvorschau
Der Weg, den ich wählte - Patricia Vandenberg
Familie Dr. Norden
– 768 –
Der Weg, den ich wählte
Jetzt gehört mein Leben mir
Patricia Vandenberg
»Seht euch das an!« forderte der Geschäftsführer des kleinen Kunstbuch-Verlags Leo Sperling seine beiden Kinder Fanny und Friedrich fassungslos auf und reichte ihnen eine Postkarte mit kitschig-buntem Motiv.
»Toller Sandstrand«, stellte Fanny zunächst anerkennend fest, ehe sie die Rückseite betrachtete, die von der schwungvollen Handschrift der Freundin ihres Vaters geziert war. »Ich habe das Paradies gefunden und werde hierbleiben. Sicher kommt Ihr auch ohne mich klar. Henriette kümmert sich bestimmt gut um euch. Viele liebe Küsse und Grüße von Elsa«, las sie laut vor und reichte die Karte scheinbar ungerührt weiter an ihren elfjährigen Bruder.
»Wenn die wüßte, daß Henriette gestern gekündigt hat«, bemerkte Friedrich achselzuckend und gab die Postkarte schließlich zurück an seinen Vater.
»Das würde Elsa wohl kaum interessieren«, stellte Leo tonlos fest. Er war leichenblaß geworden und wußte nicht, was er von dieser Botschaft halten sollte.
Fanny betrachtete ihren Vater mitfühlend, aber ein wenig verständnislos.
»Ich verstehe gar nicht, warum du so schockiert bist. Elsa und du, ihr benehmt euch doch schon seit Jahren wie Hund und Katze. Ehrlich gesagt bin ich froh, daß die Streitereien ein für allemal ein Ende haben«, konstatierte sie sachlich, ohne ihren Vater aus den Augen zu lassen.
Leo seufzte tief und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
»Das schon. Ich weiß auch nicht, warum ich dachte, sie würde wenigstens an euch hängen. Es trifft mich, daß Elsa einfach so sang- und klanglos abhaut. Damit habe ich niemals gerechnet.«
»Nun ist es aber passiert, und es ist besser, sich mit den Tatsachen zu arrangieren. Elsa hat es nicht verdient, daß man ihr auch nur eine Träne nachweint. Im Grunde genommen hat sie in all den Jahren nur dein Geld verpraßt und sich einen schönen Lenz gemacht.«
»Und mich im Stich gelassen, jetzt, wo die Zeiten schwierig wurden«, vollendete Leo Sperling den altklugen Satz seiner vierzehnjährigen Tochter. Wieder seufzte er. »Eigentlich hast du recht. Ich sollte ihr keine Träne nachweinen und froh sein, daß wir sie los sind. Aber eines sage ich euch: eine Frau kommt mir nicht mehr ins Haus. Dieses Thema ist endgültig erledigt.«
Friedrich grinste spöttisch, als er diesen Beschluß vernahm.
»Hast du vor, uns einen Hausmann zu suchen, der sich um uns kümmert und das Haus in Ordnung hält?«
Angesichts dieses belustigten Kommentars seines Sohnes mußte auch Leo schon wieder lächeln.
»Nein, natürlich nicht. Selbstverständlich besorge ich wieder weiblichen Ersatz für Henriette. Ich habe mich falsch ausgedrückt.«
»Daddy wollte sagen, daß er auf eine neue bessere Hälfte verzichten kann«, klärte Fanny ihren jüngeren Bruder grinsend auf. Doch gleich darauf verzog sich ihr Gesicht zu einem Schmollmund. Sie setzte sich auf Leos Schoß und schlang die Arme um seinen Hals. »Ehrlich gesagt wollen wir aber nicht schon wieder eine neue Gouvernante. Jedesmal, wenn eine neue Haushaltshilfe gekommen ist, hast du mehr gearbeitet. Viel lieber wäre es uns, wenn du dich um uns kümmern könntest.«
»Das würde ich wirklich gerne tun, Prinzessin. Aber leider muß ich arbeiten und Geld verdienen. Zumal im Augenblick die Geschäfte wirklich schlechtlaufen. Charly hat meine Unterstützung dringend nötig.«
»Aber wir brauchen dich auch ganz dringend. Du hast mir schon so lange versprochen, mit mir auf ein Fußballspiel zu gehen«, erinnerte Friedrich seinen Vater mit deutlichem Vorwurf in der Stimme.
»Und mit mir wolltest du Billard spielen«, wollte auch Fanny in nichts nachstehen.
Leo blickte hoffnungslos von einem zum anderen.
»Ich weiß das alles. Aber im Augenblick geht es leider wirklich nicht. Einmal müßt ihr noch Geduld haben und zu mir halten. Wenn diese Talsohle durchschritten ist, machen wir gemeinsam einen schönen Urlaub und unternehmen alles, worauf ihr Lust habt. Ist das ein Angebot?« machte er einen versöhnlichen Vorschlag.
Die Kinder sahen sich an und schienen über diese Idee nachzudenken, obwohl sie wußten, daß sie im Grunde keine Wahl hatten. Endlich nickten sie gnädig.
»Also schön«, übernahm Fanny es als Wortführerin, ihrem Vater ins Gewissen zu reden. »Großes In-
dianerehrenwort! Wenn der Zauber in der Firma vorbei ist, machen wir Urlaub.« Sie und ihr Bruder hielten dem Vater die Hände hin, und Leo schlug erleichtert und unsagbar stolz ein.
»Ihr seid phantastisch. Ich werde euch nicht enttäuschen«, versprach er mit einem Anflug von Sentimentalität. Damit war das Gespräch unter sechs Augen für diesen Morgen beendet. Die Zeit drängte. Fanny und Friedrich mußten sich beeilen, um pünktlich zur Schule zu kommen, und auf Leo wartete wie so häufig in letzter Zeit ein Arbeitstag mit ungewissem Ausgang. So nahm es kein Wunder, daß das Verschwinden der langjährigen Lebensgefährtin Elsa Mahler keine hohen Wellen schlug. Noch ehe die drei die schicke Altbauwohnung verlassen hatten, war die von den Kindern ohnehin ungeliebte Freundin des Vaters vergessen.
Zufrieden rekelte sich Luisa Jacobi in ihrem blütenweißen Himmelbett und genoß den Duft nach frischem Leinen und Sommerblumen, der durch die großen Fenster hereinwehte. Sanft blähten sich die lindgrünen Vorhänge im Wind.
»So könnte es ewig bleiben«, murmelte Lulu, wie sie sich gerne selbst nannte und wollte sich eben auf die Seite drehen, als eine scharfe Stimme die Harmonie des Morgens zerstörte.
»Dachte ich es mir doch!« funkelte Simone Jacobi wütend, als sie ihre jüngere Schwester am hellen Tag im Bett vorfand. »Wann begreifst du endlich, daß das Leben kein Spiel ist?«
Lulu, die sich rasch von ihrem Schrecken erholte, zog die Bettdecke bis über die Nase und murmelt dumpf:
»Was soll es denn sonst sein als ein Spiel? Ich finde es herrlich. Du bist viel zu verkrampft. Das ist dein Problem.«
Angesichts dieser Worte sträubten sich Simones Nackenhaare.
»Schade, daß Papa das nicht hören kann. Dann würde er vielleicht endlich erkennen, was für einen Nichtsnutz und Schnorrer er da heranzieht.«
»Was soll das heißen? Nur weil du zu minderbemittelt bist, um mein kreatives Talent zu begreifen, heißt das noch lange nicht, daß ich nichts leiste.«
»Ha, schwülstige Gedichte schreiben nennst du eine Leistung?« lachte Simone hämisch. Doch ihre Augen funkelten vor Zorn. »Das glaubst du nur, weil sich alle Menschen um dich herum abrackern, damit du dich dem süßen Nichtstun widmen kannst. Diese stümperhafte Schreiberei ist doch nichts anderes als ein Vorwand zur Faulenzerei.«
Gewöhnlich dauerte es lange, bis Luisa aus ihrer Lethargie erwachte. Doch an diesem Morgen war es ihrer Schwester erstaunlich schnell gelungen, sie zum Leben zu erwecken. Wütend stieß sie die Bettdecke beiseite und setzte sich auf. Ihre Wangen glühten hochrot, und ihre braunen Augen blitzten vor Ärger.
»Du bist nur neidisch, weil du nicht einen Hauch Phantasie besitzt und niemals auch nur eine Zeile zu Papier bringen könntest.«
»Gott bewahre! Dieses hirnrissige Zeug, das du da verbreitest, entbehrt jeglicher Glaubwürdigkeit. Da halte ich mich lieber an Fakten.«
»Wieso denn Unglaubwürdigkeit? Was weißt du schon von der Melancholie, die mich stets erfüllt?« schnaubte Lulu gekränkt und wickelte sich in ihr blütenweißes Laken.
»Mich erfüllt Melancholie, wenn ich an die Besprechung bei Papa denke, die pünktlich in fünf Minuten beginnt«, ließ sich Simone jedoch nicht aus dem Konzept bringen und lächelte schadenfroh angesichts dem Entsetzen, das Lulu bei dieser Bemerkung in die Augen sprang.
»So ein Mist, die hatte ich völlig