The Taste Of Tears
Von Mia Kingsley
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Über dieses E-Book
Dark Romance. Düstere Themen. Eindeutige Szenen. Deutliche Sprache. In sich abgeschlossen.
"The Taste Of Tears" erschien zuerst im Frühjahr 2020 auf Wattpad.
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Buchvorschau
The Taste Of Tears - Mia Kingsley
KAPITEL 1
Es fiel mir schwer, gerade zu stehen. Deshalb war ich im ersten Anlauf auch nicht unbedingt treffsicher, als ich den Whiskey auf Alexanders Grab schüttete. »Auf dich, Bruderherz.« Ich beendete den Satz mit einem Hicksen und nahm selbst einen kräftigen Schluck aus der Flasche. Nicht, dass ich mehr Alkohol gebraucht hätte. Das war bereits die zweite Flasche, und es wunderte mich ehrlich gesagt, dass ich überhaupt bei Bewusstsein war. Ich sollte mich langsam zusammenreißen, wenn ich die Pillen aus meiner Hosentasche noch schlucken wollte.
Es war eine gute Nacht zum Sterben. Allerdings war für mich jeder Tag eine gute Gelegenheit zum Sterben. Nur hatte ich endlich alle Aufgaben erledigt, die mich vom erlösenden Tod ferngehalten hatten. Jetzt war es so weit.
Wenigstens musste ich mich nicht um den morgigen Kater kümmern, weil ich ihn nicht mehr erleben würde.
Es hatte viel länger gedauert, den Tod meiner Familie zu rächen, als ich ursprünglich angenommen hatte.
Mit einem Seufzen wischte ich mir die Tränen aus den Augen. Dad würde mir sonst was erzählen, wenn er mich jetzt sehen könnte. Aber er war tot. Seit vier Jahren, genau wie meine Mom und mein älterer Bruder.
Ich setzte die Flasche an die Lippen und nahm einen großen Schluck, um endlich zu vergessen. Gleichzeitig schob ich die andere Hand in die Hosentasche, um das Oxycodon hervorzuholen. Nicht mehr als zwei Pillen pro Tag, hatte der Dealer gesagt. Ich plante, direkt alle sechs auf einmal zu nehmen.
Zuerst hatte ich mit dem Gedanken gespielt, mich zu erschießen. Aber dabei konnte zu viel schiefgehen, und ich wollte nicht den Rest meines Lebens ohne Unterkiefer, dafür aber mit Hirnschaden in einer Pflegeeinrichtung herumsitzen und mich noch mehr hassen, als ich es ohnehin schon tat.
Nein, es wurde Zeit, dieses Leben zu beenden. Es hatte sowieso nie zu mir gepasst, und jetzt, da ich meine Rache gehabt hatte, lohnte es sich nicht, am Leben zu bleiben. Ich hatte nichts mehr. Keine Familie, so gut wie keine Freunde, und auch sonst sah es eher finster aus, weil ich in den letzten Jahren für die falschen Leute auf der falschen Seite des Gesetzes gearbeitet hatte, um meine Rache ausführen zu können. Ich hatte ein fettes Bankkonto und kannte eine Menge zwielichtiger Gestalten – und das war es auch schon mit den Vorteilen. Der Rest war eher zum Heulen.
Obwohl ich wusste, dass ich langsam mit dem Trinken aufhören sollte, konnte ich nicht.
Das Mondlicht fiel durch den dichten Nebel, als ich den Kopf in den Nacken legte, um einen weiteren großen Schluck zu trinken. Es war wirklich die perfekte Nacht zum Sterben. Selbst in einem Hollywood-Film hätten sie den Friedhof nicht perfekter inszenieren können.
Der Wind schob den Nebel über den Friedhof, die Äste wogten im Wind, und immer wieder brachen die Wolken genug auf, damit ich die Namen meiner Familie auf den Grabsteinen lesen konnte, um die ich mich nicht genug gekümmert hatte.
Das letzte Mal war ich ein paar Wochen nach der Beerdigung hier gewesen. Danach hatte ich mich nicht mehr überwinden können.
Die anderen Gräber sahen viel hübscher aus, nicht, dass ich in der Dunkelheit und mit dem Nebel hätte viel erkennen können.
Morgen würde das Grab noch schlimmer aussehen, mit meiner abgerissenen Leiche darauf.
Ich wankte und musste zwei Schritte nach hinten machen, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Das Gras unter meinen Füßen raschelte, und ich betete, dass ich nicht gerade auf einem anderen Grab stand.
Meine Finger schlossen sich um die Tabletten und ich holte sie aus der Hosentasche. Ich zitterte, weil es eiskalt war und ich Idiot nur eine dünne Lederjacke über einem T-Shirt trug. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Ich würde nie wieder eine Erkältung bekommen.
Gänsehaut kroch über meine Arme und meine Zähne begannen zu klappern. Hm, komisch. Ich hatte immer gedacht, so viel Alkohol würde gegen die Kälte immun machen. Doch ich spürte sie verdammt deutlich. Meine Finger waren taub und klamm, weshalb es nicht verwunderlich war, dass ich die Pillen fallen ließ.
»Shit«, fluchte ich und zog mein Handy hervor, um im Schein der Taschenlampenfunktion nach den Drogen zu suchen. Für alle Fälle steckte die Pistole in meinem Hosenbund, weil ich vorhin noch arbeiten gewesen war, aber die Pillen zu nehmen war mir lieber.
Die Flasche schlug gegen einen Zierstein, als ich sie abstellte, um den Boden abzutasten. Es fiel mir schwer, gleichzeitig meinen Blick zu fokussieren und das Handy zu halten. Vermutlich war es nicht überraschend, dass es mir kurz darauf aus der Hand fiel. Ich konnte das Display förmlich splittern hören. Egal. Ich würde es bald nicht mehr brauchen.
Fuck. Warum war ich so verdammt betrunken? Ich hätte wütend auf mich sein sollen, stattdessen kicherte ich wie ein Schulmädchen, während ich auf den Knien herumkroch und im nassen Gras nach den Pillen suchte.
Ich fand sie. Oder besser die Überreste. Weiße Klumpen halb aufgelöster Tabletten. Als ich die Faust ballte, quollen die Reste wie ranziges Sperma zwischen meinen Fingern hervor.
Genervt legte ich mich auf den Rücken und streckte mich aus, starrte nach oben in den Nebel. Das lief ja wirklich hervorragend.
Ich tastete nach der Flasche und stieß sie um. Hastig richtete ich mich auf und versuchte zu retten, was zu retten war. Jetzt würde ich mich doch erschießen müssen. Was für beschissene Aussichten.
Umständlich zog ich die Pistole hervor und kramte in meinem alkoholisierten Hirn nach der Antwort auf die Frage, ob ich heute jemanden erschossen hatte. Wie viele Patronen standen mir wohl zur Verfügung?
Probehalber presste ich die Mündung unter mein Kinn in das weiche Fleisch. Oder sollte ich mir den Lauf vielleicht lieber in den Mund stecken? So viele Dinge, die ich beachten musste. Warum hatte ich nicht einfach die Pillen geschluckt? Stattdessen wankte ich wie ein vierzehnjähriger Emo betrunken über den Friedhof, um mich von Leuten zu verabschieden, die längst von den Würmern gefressen worden waren.
Ich schüttelte den Kopf und sperrte den Mund auf, damit ich den Lauf hineinschieben konnte. Der beschissenste Blowjob der Welt, dachte ich, als sich meine Lippen um den kalten Lauf schlossen.
Moment, war die Pistole im Mund nicht immer genau die Art, wie Selbstmordversuche schiefgingen?
Verdammt. Ich rieb mir über die Stirn und sinnierte über meine Möglichkeiten. In meinem Stiefel steckte ein Messer – ich konnte mir genauso gut die Pulsadern aufschneiden und dramatisch verbluten.
Weil ich ohnehin nichts Besseres zu tun hatte, zog ich das Messer hervor. In der einen Hand hielt ich das Messer, in der anderen die Pistole.
Ich war gerade im Begriff, mich zu entscheiden, als ich die Stimmen hörte.
KAPITEL 2
Irritiert richtete ich mich weiter auf und blinzelte in die neblige Dunkelheit. Die Tatsache, dass der Friedhof sich um mich drehte, half nicht unbedingt dabei, etwas zu erkennen.
Mit einem Seufzen legte ich die beiden Waffen in meinen Schoß und klatschte mir mit den flachen Händen gegen die Wangen, um wieder klarer denken zu können. Es brachte nichts.
Mit einem Achselzucken tastete ich nach der Flasche und trank voller Wehmut den letzten Schluck, der zurückgeblieben war, nachdem ich Idiot den kostbaren Alkohol umgestoßen hatte.
Die Stimmen wehten zu mir herüber, und ich bildete mir ein, einen aggressiven Gesprächston zu vernehmen. Ich zog mein Handy hervor und drückte aufs Display, woraufhin es aufflammte. Die Risse machten es schwer, die Uhrzeit zu erkennen.
Hm. Wer stritt sich denn um drei Uhr morgens auf einem Friedhof? Nicht einmal in Ruhe umbringen konnte man sich hier.
Ich wollte aufstehen, um nachzusehen. Insgesamt brauchte ich drei Anläufe und schaffte es letztlich nur, weil ich mich an einem Grabstein festklammerte. Der Granit war kalt und hart unter meinen zittrigen Fingern.
Als ich endlich stand, bemerkte ich, dass ich die Pistole und das Messer vergessen hatte, weil ich … verdammt betrunken war. Mit einem mühseligen Schnaufen beugte ich mich vor und sammelte meine Habseligkeiten ein. Kaputtes Handy, leere Flasche Schnaps, Waffe mit fünf oder sechs Schüssen und ein Messer. Alles da.
Der Mond schien zwar hell vom Himmel, doch durch den Nebel war er nur ein verschwommener Fleck, kaum zu sehen. Ich setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen und fragte mich, warum ich überhaupt nachschauen wollte. Es ging mich nichts an, was fremde Leute nachts auf dem Friedhof trieben, und an einer Unterhaltung war ich auch nicht interessiert.
Während