Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4): LitRPG-Serie
Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4): LitRPG-Serie
Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4): LitRPG-Serie
eBook510 Seiten4 Stunden

Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4): LitRPG-Serie

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Sergejs dunkler Avatar hat ihm geholfen, die Feinde der Menschheit zu besiegen. Er ist jetzt einer der mächtigsten Sucher der Welt und sein Ruf als Sieger eilt ihm voraus. Deshalb drängen ihn einige seiner Freunde aus der Abfallgrube, sich auf die Suche nach einem mächtigen Artefakt zu machen, dessen Zweck ein dunkles Geheimnis bleibt.

Sergejs Team ist wieder zusammen. Sie haben nichts zu befürchten — oder doch? Doch Sergejs dunkles Karma offenbart eine neue Wesenheit, die in ihm schlummert ... Eine Macht, die im Augenblick größter Not zu helfen vermag, die Sergej aber auch vollständig ihrer dunklen Herrschaft unterwerfen kann.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum10. Apr. 2023
ISBN9788076930193
Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4): LitRPG-Serie

Ähnlich wie Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4)

Titel in dieser Serie (3)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4)

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Auf Messers Schneide (Das Netz der verknüpften Welten Buch 4) - Dmitry Bilik

    Kapitel 1

    NUR WENIGE MENSCHEN schafften es bis zur Mitte eines einwöchigen Saufgelages, ohne zusammenzubrechen. Erstens, weil man schon mal körperlich stark genug sein musste, um das zu überstehen. Keine fadenscheinigen Ausreden wie Brustschmerzen, Kopfschmerzen oder Bluthochdruck. Zweitens brauchte man Willenskraft — denn ich persönlich hätte mich nach den ersten paar Tagen des Genusses einfach gelangweilt. Drittens erforderte es vollständige Hingabe, ohne dumme Ablenkungen wie Familie, Arbeit oder andere Nebensächlichkeiten.

    Wie es der Zufall wollte, kam diesmal alles zusammen, sodass ich alle drei Anforderungen mit Bravour erfüllte. Ich konnte nicht einmal mit Sicherheit sagen, wie lange meine alkoholischen Eskapaden gedauert hatten. Meinem Gefühl nach zu urteilen, jedenfalls länger als nötig. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich in einer verrenkten Position wie ein alter indischer Yogi aufgewacht war, mit den Beinen auf dem Bett und meinem schmerzenden Kopf auf dem Boden, der von der kombinierten Wirkung der Energie des Qi und meines eigenen Blutflusses pochte.

    Jeder weitere Aufenthalt auf dem kalten Linoleum wäre ziemlich unangenehm geworden, was mich zwang, mich mit der Art von Stöhnen, Seufzen und Fluchen hochzurappeln, wie man es normalerweise nur von den unglücklichen Darstellern in Amateurpornofilmen hörte.

    „Landei!, hörte ich jemanden mit der heiseren Stimme eines obdachlosen Säufers, der vom Glück verlassen worden war, nach meinem Hauskobold rufen. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen, dass es meine eigene Stimme war. „Landei!

    Ich dachte, ich hätte etwas vorbeiflitzen sehen — aber niemand nahm vor mir Haltung an. Der haarige Bastard musste sich vor mir versteckt haben.

    Aber das machte nichts. Ich war erwachsen und würde es selbst schaffen.

    Die ersten paar Schritte fielen mir nicht leicht. Es fühlte sich an, als hätte ich erst vor ein paar Tagen laufen gelernt, um es dann im Laufe der letzten Nacht wieder zu vergessen.

    Nein, Nacht war falsch. Aus der Dämmerung, die sich vor meinem Fenster ausbreitete, schloss ich, dass es gerade Abend wurde. Es gab nichts Schlimmeres, als den ganzen Tag zu schlafen und dann zum Beginn der Nacht aufzuwachen. Man lief dann garantiert wie ein Zombie durch die Gegend. Wenn man dazu noch getrunken hatte, war es noch viel schlimmer.

    Ich machte ich mich auf den Weg in die Küche, blieb aber fluchend stehen, weil ich mich äußerst unwohl fühlte. In meinem Kopf läutete eine Glocke, und es war ziemlich offensichtlich, dass sie für mich läutete. Mein Gaumen fühlte sich an, als hätte man ihn mit Sandpapier geschrubbt und dann als Katzenklo für eine Horde Straßenkatzen benutzt. Mit zitternden Händen stützte ich mich an der Wand ab, während meine gummiartigen Beine mich nur sehr schleppend über den Boden beförderten. Ich brauchte mindestens eine Minute, um eine Strecke von etwa zehn Metern zurückzulegen.

    Ich öffnete den Kühlschrank und hätte vor Rührung fast geweint, als ich eine gekühlte Flasche Bier auf einer der Glasablagen sah. Jawohl!

    Ich stürzte das kostbare Getränk hinunter, ohne es überhaupt zu bemerken. Das Klingeln in meinem Kopf ließ etwas nach, als sich der glückselige Nektar in meinem Körper ausbreitete. Ich ließ mich auf einen Hocker fallen und klirrte mit den leeren Flaschen, die auf dem Boden herumlagen. Welcher Idiot hatte die hier herumliegen lassen?

    Nein, ich war noch nicht gut drauf. Aber was konnte besser sein als eine Flasche Bier? Zwei Flaschen natürlich.

    Ich verschwendete keine Zeit. Schon nach ein paar Minuten zog ich meinen Trenchcoat an und schob meine nackten Füße in die Stiefel. Da ich in voller Montur geschlafen hatte, konnte ich mir die Mühe sparen, meine Hose anziehen zu müssen.

    Ich ließ die Hand in meine Tasche gleiten und entdeckte ein paar knisternde Scheine. Ich hatte noch etwas Geld. Das war gut.

    Gerade als ich die Tür aufschloss, hörte ich das Klirren einer Flasche aus der Küche. „Landei?"

    Schweigen.

    „Ach, egal. Du kannst zur Hölle fahren."

    Unser Treppenhaus erwies sich als erstaunlich menschenleer, sodass ich die Treppe hinuntersteigen und das Haus ohne weiteres verlassen konnte. Die Vögel zogen Richtung Süden und ich würde mich auf den Weg zum Einkaufen machen.

    Ich kramte in meinen Taschen nach meinem Telefon, weil ich wissen wollte, wie spät es war. Doch ich konnte es nicht finden.

    Das war seltsam. Ich konnte mich beim besten Willen nicht daran erinnern, es verloren zu haben. Allerdings waren die letzten Tage in meinem Gedächtnis nur sehr bruchstückhaft vorhanden. Sie fühlten sich an wie lose Teile eines Puzzles, das noch nicht zusammengesetzt werden konnte.

    Was ich fand, war eine zerknitterte Packung Kent und mein Feuerzeug. Aus jahrelanger Gewohnheit zog ich mit den Zähnen eine Zigarette heraus, hielt aber inne, als ich sie anzünden wollte. Hatte ich nicht aufgehört? Oder hatte ich wieder damit angefangen?

    Ich steckte die Zigarette vorsichtshalber zurück. Mir war ohnehin nicht nach Rauchen zumute. Mir war ein bisschen mulmig und ich fühlte mich fiebrig.

    Mit unsicherem Gang taumelte ich auf den verhängnisvollen Supermarkt zu, der einst zum Sprungbrett für meine unglückliche Karriere als Spieler geworden war. Als ich die Straße überquerte, hupte mich jemand an und fügte eine Handvoll ausgewählter Schimpfwörter hinzu.

    Ich zeigte ihm den Mittelfinger. Das hätte ich wahrscheinlich nicht tun sollen. Aber ich erkannte meinen Fehler erst, als das Fluchen lauter wurde und näherkam, bis es mich zwang, den Kopf zu drehen und zuzuhören.

    „Bist du verrückt, du Idiot?"

    Als ich ihn erblickte, hätte ich ihm fast zugestimmt. Er war groß und sehnig, und solche Typen konnten sehr beweglich sein und schnell zuschlagen. Auch dieser Mann hatte sich mit offensichtlichen Absichten bereits aus dem Fahrersitz seines Daewoo Nexia erhoben.

    Nun machte ich ja eigentlich auch eine recht gute Figur, aber aus irgendeinem Grund hatte ich keine Lust auf eine Auseinandersetzung. Ich wartete einfach, bis er sich näherte, aktivierte Rauch und Spiegel und setzte meinen Weg fort. Mein Gegner war für einige Sekunden völlig weggetreten und sah ganz verloren aus, dann stieg er wieder in sein Auto und fuhr davon.

    Mein körperlicher Zustand war immer noch ziemlich beschissen. Es sah so aus, als hätte die heilende Wirkung des früheren Biers bei diesen Minusgraden irgendwie nachgelassen. Ich brauchte einen Nachschlag.

    Verdammt noch mal! Genau dafür sollte man eine Familie haben. All dieses Geschwafel über jemanden, der einem im Alter ein Glas Wasser holte, war reine Heuchelei. Es reichte schon, Kinder zu haben, die einem ein Bier holten, wenn man es nicht mehr selbst zum Einkaufen schaffte. Allerdings musste man die Bälger erst einmal bis zur Volljährigkeit aufziehen. Oh nein. Viel zu kompliziert. Ich würde das schon allein schaffen.

    Im Supermarkt warfen mir ein paar Leute komische Blicke zu. So sah man den örtlichen Spinner an, der halbnackt herumlief und Death Metal sang. Eines der Mädchen an der Kasse seufzte sogar und schüttelte missbilligend den Kopf.

    Aus irgendeinem Grund hatte ich den Wunsch, sie mit einem Zerstörungszauber zu treffen. Doch ich hielt mich zurück. Ich musste ruhig bleiben. Das war nur ein Kater, nichts weiter.

    Um mir einen weiteren Ausflug zu ersparen, kaufte ich außerdem eine große Flasche Absolute Wodka. Wie sagte man so schön: Die Freundin konnte dich abservieren, deine Freunde konnten dich verlassen, aber Wodka blieb immer dein Freund.

    Nachdem ich den Supermarkt verlassen hatte, verstaute ich alles in meinem Inventar. Na ja, fast. Eine der Bierflaschen öffnete ich gleich und nahm ein paar gierige Schlucke. Das Leben ging weiter!

    Ich machte mich auf den Heimweg und fühlte mich beschwipst und etwas besser. Was ein bisschen Bier nicht alles bewirken konnte. Das musste die Wirkung des letzten Schluckes gewesen sein. Ich hatte es fast bis zu meiner Haustür geschafft, als sich mir ein Korlspieler in den Weg stellte.

    „Bist du Sergej?"

    „Falls die Seher dich geschickt haben, die können mich …", setzte ich an und versuchte, an ihm vorbeizukommen.

    Er holte einen Pfeil aus seinem Inventar und warf ihn mit einer kleinen Handbewegung auf mich.

    Ich war nicht in der Verfassung, eine besondere Beweglichkeit an den Tag zu legen. Ich schaffte es gerade mal, mich einen wenig zu ducken, und das auch nur, weil ich unsicher auf den Beinen war. Das Ergebnis war, dass die Spitze mich an der Schulter erwischte, statt mich in die Brust zu treffen — was auch nicht Teil meines Plans war.

    [ ∞ ]

    Es war das erste Mal, dass ich die Zeit genau in dem Moment zurückspulte, in dem ich etwas sagte. Ich erklärte meinem Gegner nämlich gerade, wohin er sich die Botschaft der Seher stecken konnte. Dabei bezweifelte ich inzwischen, dass dieser Kerl von ihrem schändlichen Orden war. Soweit ich mich erinnern konnte, hatten sie sich intensiv darum bemüht, meine besten Freunde zu werden. Das passte irgendwie nicht dazu, dass jemand mich mit scharfen Gegenständen bewarf.

    Aber alles zu seiner Zeit. Ich musste herausfinden, wer zum Teufel dieser Kerl war und was er von mir wollte — aber nicht, bevor ich sein heißes nordisches Temperament etwas abgekühlt hatte.

    Ich sah zu, wie der Pfeil genau an der Stelle vorbeipfiff, an der ich vor einem Sekundenbruchteil noch gestanden hatte. Komischerweise schien mein Kopf ein wenig klarer geworden zu sein. Ich wusste natürlich alles über die neutralisierende Wirkung von Adrenalin auf Alkohol. Ich hatte nur nicht erwartet, dass sie so schnell einsetzen würde.

    Aber egal. Wo waren die schwarzen Masken meiner bösen Overlords? Wo waren meine so genannten dunklen Avatare?

    Außer den beiden, die ich kannte, hatte ich jetzt noch einen dritten. Dieser war grau. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, dass ich noch einen weiteren Avatar ausgewählt hatte.

    Auf jeden Fall konnte ich ihn jetzt noch nicht tragen.

    Göttlicher Avatar: Sensenmann

    Aktivierung erfordert 0 Pkt. Karma

    Das ergab keinen Sinn. Warum ausgerechnet null? Das würde ihn noch nutzloser machen als die Avatare des Lichts. Gut, dass ich noch einige Fähigkeiten meiner bösen Avatare übrig hatte.

    Der Zerstörer hatte im Moment nur eine einzige aktive Fähigkeit, nämlich Geheimnisse preisgeben, aber die würde mir jetzt nicht viel nützen. Wenigstens hatte der Eroberer bereits zwei Fähigkeiten zur Verfügung, da sowohl Panik als auch Anführer nach einer Abklingzeit wieder aktiviert worden waren. Wenn ich mich recht erinnerte, hatte Anführer beim letzten Mal gute Arbeit geleistet.

    Der Pfeil klirrte, als er auf meine schwarze Rüstung traf, und prallte an ihr ab. Das schien meinen Gegner zu erschrecken. Kein Wunder, man begegnete nicht jeden Tag jemandem, der sozusagen Iron Man war. Was konnte man in so einer Situation schon sagen? Eigentlich nur etwas Klischeehaftes wie. „Du hast keine Ahnung, mit wem du es zu tun hast."

    Doch der Korl brauchte nicht lange, um sich von seinem ersten Schock zu erholen, und überschüttete mich rasch mit allen möglichen Zerstörungszaubern. Er merkte jedoch bald, dass sie nicht den Schaden verursachten, den sie eigentlich anrichten sollten. Aus diesem Grund traf er die klügste Entscheidung von allen: einen überstürzten Rückzug anzutreten. Er rannte davon wie ein tollwütiger Elch mit einer Wespe im Hintern.

    Doch ich hatte meine eigenen Pläne für den traurigen Helden.

    Inkrementelle Erscheinung funktionierte fast perfekt. Das einzige Problem war, dass ich ausrutschte (denn meine glatten Stiefel waren im Schnee ziemlich nutzlos). Trotzdem konnte ich das Gleichgewicht halten und schaffte es sogar, den fliehenden Korl am Hals zu packen.

    Es musste ein Tag der Offenbarungen für ihn sein. Erst legte sein Opfer irgendwie eine magische Rüstung an, dann teleportierte es sich auch noch, um ihm den Fluchtweg abzuschneiden.

    Ich hob ihn hoch und fragte ihn mit meiner sanftesten Stimme: „Wer hat den Anschlag auf mich in Auftrag gegeben?"

    „Wenn ich dir das sage, bin ich so gut wie tot."

    „Das bist du jetzt schon, du weißt es nur noch nicht. Also wirst du jetzt reden oder..."

    Er entschied sich für das ‚Oder‘, holte einen Dolch aus seinem Inventar und rammte ihn durch eine schmale Öffnung in meiner Rüstung in meine Seite.

    Der Stoß war nicht besonders gelungen. Die Spitze des Dolches schnitt kaum durch meine Haut und streifte nur mein Fleisch. Mit einem plakativen Achselzucken fing ich die Klinge zwischen meiner Rüstung auf. Mit einem Knirschen zerfiel sie in der Hand meines unglücklichen Gegners.

    „Du willst es mir also nicht sagen?"

    „An meiner Stelle werden andere kommen", antwortete der Korl kühl.

    In seinen Augen war keine Angst zu erkennen. Jemand wie er würde niemals reden.

    „Das ist dann ihr Pech", sagte ich und erhöhte den Druck.

    Seine Wirbelsäule knackte. Seine Augen wurden glasig und verwandelten sich in zwei leblose Scheiben aus Plexiglas. Dann verschwand sein Körper. Eben noch hatte ich sein ganzes Gewicht in meinen Händen gehalten — und nun starrte ich auf seine graue Asche, die auf den schmutzigen Schnee fiel.

    Du hast einen Spieler getötet, der dir feindlich gesinnt war.

    Eine Änderung im Entwicklungszweig ist verfügbar: Anabiot. Um ihn zu aktivieren, musst du ihn innerhalb der nächsten 24 Stunden als deinen neuen Entwicklungszweig auswählen.

    Du hast die Fertigkeit Energetik erlangt.

    Du hast den Zauber‘Beschwörung des gefallenen Kriegers‘ erhalten.

    Ich ging in die Hocke und durchwühlte seine Überreste auf der Suche nach etwas, das mir Aufschluss über die Gründe für diesen sinnlosen Angriff geben könnte.

    Baumwollhose eines Boten

    +10 auf Athletik

    + 3 auf ungepanzerter Kampf

    + 2 auf Widerstandsfähigkeit

    Satinhemd eines Seeräubers

    + 3 auf Akrobatik

    +1 auf Athletik

    Lederbesetzte Weste eines Wegelagerers

    + 5 auf Verstohlenheit

    + 2 auf leichte Rüstung

    + 2 auf Einbruchdiebstahl

    Stahlbeschlagene Jacke eines gestörten Zauberers

    + 5 auf mittlere Rüstung

    + 3 auf Zauberei

    + 3 auf Mystik

    - 1 auf Hand-zu-Hand-Kampf

    Abgetragene pelzgefütterte Stiefel

    +4 auf Parieren

    -2 auf Athletik

    Lähmender Pfeil

    Lähmt sein Opfer für 5 Sekunden. Ignoriert die Zauber ‚Mantel‘ und ‚Decke‘ vollständig.

    Ja, schade nur, dass er nichts gegen die dunkle Rüstung des Eroberers ausrichten konnte. Ich hätte allerdings gerne gewusst, was er in diesen fünf Sekunden mit mir vorgehabt hatte.

    Während ich so nachdachte, fand ich einen weiteren Pfeil, der mit dem ersten identisch war, und steckte ihn in mein Inventar. Die Hose wollte ich sowieso tauschen. Bei dem Hemd war ich mir nicht so sicher, da es sich ziemlich unangenehm anfühlte. Die Weste hingegen sah ganz interessant aus — im Gegensatz zur Jacke. Ich war noch nicht bereit, meinen levelgerechten Trenchcoat gegen dieses fragwürdige Kleidungsstück einzutauschen. Das Gleiche galt für die Stiefel, die mich nicht sonderlich beeindruckten.

    Ich wartete, bis der Wind die Asche weggeblasen hatte, dann sammelte ich den Staub auf. Er hatte nicht viel bei sich gehabt: 316 Gramm insgesamt. Immerhin hatte ich es irgendwie geschafft, in letzter Zeit drei Kilo Kleingeld anzuhäufen.

    Zu Hause angekommen, räumte ich die Einkäufe weg, warf die Kleidung des Korls auf den Küchentisch, öffnete eine Flasche Bier und dachte nach.

    Jemand wollte mich kidnappen. Entführen — aber nicht umbringen, den beiden Pfeilen in meinem Inventar nach zu urteilen. Es musste also ein Straßenräuber sein. Was mich nicht im Geringsten überraschte. Was mich jedoch interessierte, war die Tatsache, dass der Korl mir nicht wie ein hochrangiger Spieler vorgekommen war. Er war ein gewöhnlicher Sucher — aber er schien sich seiner Sache mehr als sicher zu sein. Er hatte keinen einzigen Mantel- oder Deckenzauber gewirkt. Es war, als hätte man ihm einen Tipp gegeben, dass sein Opfer — nämlich ich — absolut besoffen und leichte Beute war.

    Ich beäugte die Wodkaflasche mit einem unguten Gefühl. Schade um das Schätzchen, aber alle guten Dinge gingen einmal zu Ende.

    Ich stellte die Flasche Absolute in den Kühlschrank und leerte das restliche Bier in die Spüle. Es war an der Zeit, mich zusammenzureißen.

    Ich taumelte ins Bad, wo mich ein Bild des Grauens erwartete. Der Badezimmerspiegel reflektierte das verbrauchte Gesicht eines heruntergekommenen Halbblut-Korls. Dunkle Tränensäcke hingen unter meinen Augen, mein zerzaustes Haar hätte eine Wäsche vertragen können und eine meiner Augenbrauen war gespalten und mit Blut verklebt. Kein Wunder, dass es juckte.

    Mein Gesicht war ausgezehrt und meine Schultern hingen herab. Hatte ich abgenommen oder so? Wie lange muss man trinken, um so zu werden? Gedankenkontrolle war immer noch inaktiv, während Anführer noch in der Abklingphase war. Das machte das ‚x‘ in der Gleichung größer als 3, aber kleiner als 6. Ich brauchte definitiv mehr Daten.

    „Landei!"

    Diesmal klang ich nicht so einschmeichelnd. Ich war nicht mehr der Betrunkene, der seinen Kater loswerden wollte. Meine Stimme war streng und selbstbewusst — die Art von Ton, mit der man seinen Hund rief, wenn er zu lange an einem Baum geschnüffelt hatte. Es schien zu wirken, denn mein lieber Hauskobold materialisierte sich sofort mit einem verdächtig lauten Knallgeräusch.

    Er sah zugegebenermaßen ziemlich schmuddelig aus — wenn man das Wort benutzen konnte, um einen Fellknäul zu beschreiben, der einen mit riesigen, tränenüberströmten Augen anstarrte. Außerdem fehlte ihm an der Seite ein großes Büschel Haare. Auch der obere Teil seines Kopfes schien angesengt zu sein.

    „Abe hallo, sagte ich. „Was hast du denn getrieben?

    „Nur ein bisschen rumgehangen, Meister. Warum, ist es wieder Zeit zu singen?"

    „Singen?", fragte ich erstaunt.

    „Ja, singen", wiederholte Landei ein wenig traurig. „What Shall We do With a Drunken Sailor und so weiter. Das übliche Zeug, du weißt schon."

    „Das klingt, als wäre es eine ganz schöne Party gewesen, sagte ich und kratzte mich am Kopf, um mein Gedächtnis in Gang zu bringen — aber es schien die weiße Fahne gehisst zu haben und verweigerte jede Zusammenarbeit. „War ich es, der dir das angetan hat?

    Der Kobold senkte den Blick. „Es war meine eigene Schuld. Ich hätte nicht widersprechen sollen."

    „Verdammt. Klingt, als wäre ich ein richtiger Mistkerl gewesen. Es tut mir echt leid, Landei. Wer auch immer ‚in vino veritas‘ gesagt hat, war ein verlogener Mistkerl. Aber das ist jetzt vorbei. Komm schon, mix mir eines deiner Gebräue. Etwas, das mich wieder auf die Beine bringt. Ich habe höllische Kopfschmerzen. Lass uns zur Nüchternheit zurückkehren."

    „Wirklich?", fragte der Kobold mit einem Hauch von kindlicher Hoffnung in der Stimme.

    „Pfadfinderehrenwort", sagte ich und hob meine Hand.

    „Einen Moment... nur eine Sekunde..." Mit einem weiteren Knall verschwand Landei.

    So viel zu unserem persönlichen Gespräch. Das Einzige, was ich herausgefunden hatte, war, dass ich mich wie ein echtes Schwein benommen haben musste.

    Immer noch in der Hoffnung, dass er es sich anders überlegen und zurückkommen würde, begann ich, die Logs in meinem Interface durchzublättern.

    Oh je. Mein Karma war auf -1480 gesunken. Womit hatte ich das verdient?

    Du hast einen Normalbürger verletzt, der dir gegenüber neutral war... einen Normalbürger verletzt, der dir gegenüber neutral war... einen Normalbürger verletzt... einen Normalbürger verletzt...

    Wenigstens hatte ich niemanden umgebracht. Trotzdem sah es so aus, als hätte ich einigen Schaden angerichtet, so viel war sicher.

    Na gut. Was war mit den Fähigkeiten, die ich gerade erworben hatte?

    Gegenangriff (Geschwindigkeit). Ermöglicht dir einen erfolgreichen Gegenangriff gegen einen überlegenen Gegner. Mit deinem aktuellen Level der Schnelligkeit kannst du diese Fähigkeit höchstens einmal pro Kampf einsetzen.

    Tapferkeit: Ermöglicht es deinen Körperzellen, sich selbst zu rekonstruieren und sich dabei vollständig von allen Giften, Krankheitserregern und schädlichen Zersetzungsstoffen zu befreien. Mit deinem aktuellen Level der Tapferkeit kannst du die Regenerationsrate deines Körpers im Vergleich zu einem normalen Spieler verdoppeln.

    Kraftmensch (Ausdauer). Erlaubt es dir, deine Lebenskraft vollständig wiederherzustellen, sobald sie 0 erreicht hat. Dein derzeitiges Level der Ausdauer erlaubt es dir, diese Fähigkeit maximal einmal am Tag einzusetzen.

    Lähmung (Illusion). Ermöglicht es dir, jede Kreatur zu lähmen.

    Dauer: 3 Sekunden

    Um sie zu aktivieren, musst du die betroffene Kreatur berühren.

    Kosten: 250 Manapunkte

    Nebel (Illusion). Verteilt eine undurchdringliche Schicht aus Feuchtigkeitsdampf über einen Bereich von bis zu 50 Meter Durchmesser und macht ihn für andere Spieler mit Ausnahme des Zaubernden unsichtbar.

    Dauer: 15 Sekunden

    Kosten: 500 Manapunkte

    Beschwörung des gefallenen Kriegers (Zauberei). Materialisiert den Geist eines toten Kriegers. Der beschworene Krieger folgt seinem Meister und verteidigt ihn, bis seine Beschwörungszeit abläuft oder bis er stirbt. Ist immun gegen physischen Schaden.

    Dauer: 3 Minuten

    Kosten: 200 Manapunkte.

    Das war gar nicht so schlecht. Es bedeutete nämlich, dass ich nicht einmal viel tun musste. Dieses neue Revitalisierungsding konnte meinen Körper ganz gut reinigen. Wie nett. Kein Wunder, dass so viele leere Flaschen herumlagen, denn diese neue Fähigkeit musste den Alkohol als giftige Substanz erkannt und meinen Körper davon gereinigt haben, bevor ich überhaupt zu betrunken werden konnte.

    War das nicht einfach typisch? Ich investierte viel Mühe, um mir noch mehr Probleme aufzuhalsen, und gab mir dann genauso viel Mühe, um mich wieder aus ihnen herauszuwinden.

    Die Zaubersprüche waren auch alle recht interessant. Auf den ersten Blick schien Lähmung kaum mehr als ein Spielzeug zu sein. Wie sollte man so etwas gegen einen gut bewaffneten Gegner einsetzen, der auf alle möglichen Tricks vorbereitet war? Man könnte es vermutlich heimlich tun, wie Schurken es gerne machten, aber das war auch schon alles.

    Was die Beschwörung des gefallenen Kriegers anging, so war das auch nicht so einfach. So wie es formuliert war, klang es wirklich cool. Aber nach den Kosten zu urteilen, konnte es nicht ganz so fantastisch sein, wie ich es mir vorstellte. Ich würde es ausprobieren müssen.

    Nebel war dagegen definitiv das Nützlichste, was ich überhaupt hatte bekommen können. Es war nicht einmal eine Erklärung nötig.

    Ein plötzliches kreischendes Geräusch ließ mich aufhorchen. Jemand fummelte ungeniert mit einem Schlüssel — oder vielleicht nicht einmal mit einem Schlüssel — am Schloss meiner Wohnungstür herum. Dazu hätte niemand außer mir in der Lage sein sollen. Und ich saß gerade in der Küche auf einem Hocker und war über diese Entwicklung nicht sehr glücklich.

    Ich stand so leise wie möglich auf und holte den neu erworbenen Pfeil aus meinem Inventar. Wer auch immer versuchte, in meine Wohnung einzubrechen, sollte seine Idee bald bereuen.

    Kapitel 2

    DIE WELT DER GEGENWART war so grausam wie nie zuvor. Hinter dem Steuer eines schicken Geländewagens konnte jederzeit ein überdrehter Psychopath mit einer Pistole sitzen. Ein verbaler Schlagabtausch an einer Supermarktkasse konnte leicht zu einer Schlägerei mit schweren Körperverletzungen eskalieren. Das Zurechtweisen einer Gruppe Jugendlicher vor der eigenen Haustür konnte mit einem Körper voller Platzwunden durch eine zerbrochene Flasche enden. Der einzige Ort, an dem man sich noch relativ sicher fühlen konnte, war der Schutz des eigenen Hauses, nachdem man das obere Schloss zweimal und das untere einmal umgedreht hatte.

    Doch selbst diese Art von Sicherheit war nur relativ, wie ich gerade herausfand — denn der mysteriöse Fremde knackte mein Schloss weiterhin mit einer Entschlossenheit, die einer edleren Anwendung würdig gewesen wäre. Zu allem Überfluss war er offensichtlich nicht allein, wenn man nach dem wenig schmeichelhaften Kommentar ging, den er für seine Langsamkeit erntete.

    Was für Bastarde! Sie versuchten nicht einmal, es zu verbergen. Die Einbrecher waren heutzutage wirklich frech. Früher hatten sie wenigstens einen Zettel in die Tür gesteckt, um zu prüfen, ob die Hausbesitzer zu Hause waren. War der Zettel nach ein paar Tagen noch da, wussten sie, dass die Bewohner weg waren und die Luft rein war. Aber so etwas am helllichten Tag zu tun, ohne auch nur nachzusehen, ob das Licht in meinem Küchenfenster brannte, war schon eine Unverschämtheit.

    Ich schlich mich in den Flur und umklammerte den hölzernen Schaft des Pfeils. Meine Hand war ganz feucht vor Anspannung.

    Ich hob die Hand, um zuzuschlagen. Na kommt schon, kommt rein!

    Die Tür öffnete sich mit einem Knarren. Der schmale Lichtstreifen darunter weitete sich und das Gemurmel der Einbrecher verwandelte sich in deutlich hörbare Worte,

    „Selbst ein einarmiger Bandit hätte sie schneller geöffnet."

    „Dann hättest du einen anheuern sollen. Ich bin schließlich nicht Litius, oder? Meine Einbruchskünste sind nicht besonders gut."

    Es gab keine Punkte für mich, weil ich die Stimmen wiedererkannte. Es waren der unbeholfene Traug und die zickige Künstlerin, die sich mal wieder stritten. Das Problem war nur, dass der Pfeil die paar Meter, die uns trennten, bereits zurückgelegt hatte und mühelos in Traugs Brust eingedrungen war.

    Er starrte mich mit stummem Erstaunen an, bevor er mit der Grazie eines IKEA-Kleiderschranks in den Flur zurückfiel und dabei beinahe Künstlerin unter sich begraben hätte.

    „Bist du verrückt?", fauchte sie.

    „Meister, ich kann nichts dafür, sagte Landei, der sich direkt vor meinen Füßen materialisierte und es offensichtlich kaum erwarten konnte, sich wieder aus dem Staub zu machen. „Es war Miss Vasilisa. Sie hat mir gesagt, dass sie einen Freund mitbringt. Er sieht aus wie du — und er ist von der gleichen Rasse wie du. Woher hätte ich wissen sollen, dass er dein Feind ist?

    „Hör mit dem Unsinn auf! Künstlerin warf Landei einen wütenden Blick zu. Sie beugte sich über Traug und beeilte sich, einen simplen Heilzauber zu wirken. „Du hättest die Zeit zurückspulen können, weißt du.

    „Ich habe einfach den Faden verloren, gab ich ehrlich zu. „Ihr zwei seid so aus dem Nichts aufgetaucht. Es geht ihm jedenfalls gut.

    „Von wegen", keuchte Traug.

    Er setzte sich auf und zog den Pfeil aus seiner Brust. Dann drückte er die Hand auf die Wunde und starrte sie so überrascht an, als könne er nicht glauben, dass noch Blut in ihm war.

    „Mach kein Drama daraus, es ist nur ein Kratzer, sagte ich. „Und steht hier nicht rum. Kommt schon rein.

    Das Schloss der gegenüberliegenden Tür klickte, der Geruch von Bratkartoffeln drang aus der Wohnung und das Klopfen eines Fußballs, der im Zimmer von Boris herum gekickt wurde, war zu hören.

    „Sergej? Was ist denn hier los?", fragte Lydia, ohne herauszukommen. Sie musste durch das Guckloch gelinst haben, um unseren Spielchen zuzusehen.

    „Tut mir leid. Es sind nur ein paar Freunde, die überraschend aufgetaucht sind."

    „Nächstes Mal rufe ich die Polizei. Ich habe die Schnauze voll von euren betrunkenen Späßen!"

    „Mach das ruhig", sagte ich, bevor ich die Tür schloss.

    „Behandelst du deine Nachbarn immer so?", fragte Künstlerin.

    Ich wollte etwas Sarkastisches sagen, besann mich aber eines Besseren. „Sie geht mir ständig auf die Nerven. Traug, hör schon auf zu jammern und gib mir meinen Pfeil zurück. So ein Mist! Der Lähmungszauber ist weg."

    „Tja, tut mir leid!", brummte mein Korl-Freund.

    „Was zum Teufel führt euch beide überhaupt hierher?"

    „Landei hat uns angerufen, erklärte Künstlerin und zog ein zusammengerolltes Pflaster aus ihrem Zauberalbum. „Er sagte, dein Saufgelage sei so weit vorbei.

    „Dann seid ihr aber verdächtig schnell hier gewesen!"

    „Das liegt daran, dass wir oben gewartet haben." Künstlerin griff in ihr Inventar, holte einen Schlüssel hervor und warf ihn mir zu.

    „Du meinst, bei..." Ich stockte und konnte mich nicht dazu durchringen, den Namen auszusprechen.

    „Wenn du mich noch einmal anfasst, wandte sich Künstlerin an Traug, „dann breche ich dir den Arm. Komm, mach es selbst. Sie hielt ihm den Verband hin. „Ja, wir waren bei ihm zu Hause. Seine Frau ist bei ihrer Schwester. Wie ich es verstanden habe, wird sie wohl nicht zurückkommen. Die Wächter werden sich darum kümmern. Sie werden ihr Gedächtnis manipulieren und so. Sie konnten Jägers letzten Wunsch nicht abschlagen", fügte sie hinzu und winkte mich ins Zimmer.

    Sobald wir auf der ausgeklappten Couch saßen, kramte sie alle möglichen Gegenstände aus ihrem Inventar. Eine kleine rechteckige Kiste, die leuchtete. Ein Haufen Alltagskleidung, eine weiße Wachsmaske, die einem meiner Göttlichen Avatare unheimlich ähnlich sah, Omegas vertrautes Markasit-Schwert...

    „Was ist das?", fragte ich.

    „Die Seher haben mich gebeten, dir diese Dinge zu geben, antwortete Künstlerin. „Das haben Omega und Jäger fallen gelassen. Und da du derjenige warst, der sie getötet hat... technisch gesehen jedenfalls... ist es deine Beute. Den ganzen nutzlosen Schrott der Normalbürger bin ich schon losgeworden. Und hier ist der Schlüssel zu Jägers Wohnung.

    „Du meinst, unsere Seherfreunde haben sich den ganzen Rest in aller Bescheidenheit angeeignet?"

    „Nun, theoretisch gehörte das alles niemandem, oder? Wer also zuerst kommt, mahlt zuerst."

    „Natürlich. Warum wundert mich das nicht? Sie lieben es, sich an der Beute anderer Leute zu bereichern."

    „Ach bitte..."

    Ich wischte ihren Einwand mit einer Handbewegung weg und ließ sie wissen, dass ich nicht in der Stimmung war, das Thema weiter zu vertiefen. Stattdessen hob ich eine kleine Handfeuerwaffe auf. Sie sah ziemlich futuristisch aus und bestand aus einem unbekannten Kunststoff. Ich drehte sie in meinen Händen herum.

    Mini-Plasma-Werfer K133

    Durchdringt alle Arten von physischen Schilden mit Ausnahme von ‚Decke‘ und ‚Undurchdringlichkeit‘, die mit dem Avatar des Zerstörers einhergehen. Entfernt alle physischen Schilde, die dein Gegner auf sich selbst gewirkt hat, vorausgesetzt, ihre Klasse ist niedriger als ‚Decke‘.

    Beschädigt.

    Das war richtig! Hier war die kleine Delle in seiner Seite. Ich musste sie mit meinem Katzbalger eingekerbt haben, als ich Omega die Hand abgehackt hatte. Aber das machte nicht. Ich hatte einen identischen, der funktionierte — ein posthumes Geschenk von Valfail. Kein Problem, das Nächste bitte!

    Ich hob die rechteckige Schachtel auf. Das musste das Plasma für die Waffe sein. Sie war eindeutig in vier Fächer unterteilt. Das bedeutete, ich hatte vier Schuss. Eigentlich ganz ähnlich wie bei einer normalen Handfeuerwaffe.

    Ich setzte das Magazin ein und löste die Sicherung. Die Waffe schaltete sich mit einem beruhigenden Brummen ein.

    „Denk nicht einmal daran, sie hier auszuprobieren", warnte Künstlerin.

    „Oh nein. Ich will sie mir aufheben."

    Ich steckte den Plasmawerfer in mein Inventar und wandte meine Aufmerksamkeit dem Rest der Sachen zu. Ein normaler Trenchcoat, ein Paar Schuhe, eine Hose, eine Maske, eine Strickjacke, eine Jacke, ein Stein...

    Abstoßender Stein

    Anzahl der Ladungen: 99/110

    Reichweite: 20 Meter.

    Dauer einer Ladung: 1 Std.

    Macht alle Personen innerhalb der Reichweite des Gegenstandes für Normalbürger unsichtbar.

    Hinweis: Wenn der Gegenstand aktiviert wird, erzeugt er bei Normalbürgern den Drang, sich außerhalb seiner Reichweite zu begeben.

    Er war identisch mit meinem eigenen. Oder genauer gesagt, es war sein Zwillingsbruder. Ich verstaute ihn in meinem Inventar und nahm mir vor, ihn zu einem späteren Zeitpunkt zu studieren.

    Schließlich wandte ich mich der erlesensten Beute zu: den Waffen.

    Markasit-Schwert von Chirnac

    +10 auf die Fertigkeit Kampf mit kurzen Klingen

    Entfernt 2 Decken mit jedem Schlag. Durchdringt jeden Schild eines Normalbürgers mit einem einzigen Hieb.

    Es war nicht das beste Schwert — allerdings hatte ich gesehen, wie es Austerius getötet hatte (was wahrscheinlich nur dank Omegas Fechtkünsten möglich gewesen war).

    Ich legte das Markasitschwert beiseite, weil ich unter dem Kleiderstapel einen vertrauten Griff hervor lugen sah. Ich traute meinen Augen nicht und zog vorsichtig daran.

    Gramr

    Das verunreinigte dunkle Schwert der ersten Torwächter. Es durchdringt alle bekannten Rüstungen, Schutzzauber und die Fähigkeiten der Avatare. Einst gehörte es dem stärksten aller Torwächter doch nun ist der Geist des Schwertes gebrochen und alles, was es noch tun kann, ist Schmerz und Zerstörung anzurichten.

    Na sowas. Was sollte eine Waffe denn sonst bewirken, außer Schmerz und Zerstörung? Sollte sie etwa Kekse und Süßigkeiten verteilen? Aber — warum hatte Jäger mir erzählt, Gramr sein zerstört worden? Warum sollte er mich anlügen?

    Ich hob das Schwert auf und spürte, wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Das Schwert, das angeblich jede Rüstung durchdringen konnte? Jeden Schutzzauber oder sogar eine Fähigkeit der Avatarklasse? Zusammen mit den dunklen Avataren, die ich bereits hatte, gab es für mich praktisch keine ebenbürtigen Gegner mehr.

    „Abgesehen von dir selbst", sagte Künstlerin.

    „Wie bitte?"

    „Du hast laut gedacht, sagte sie grüblerisch. „Normalerweise ist es ein Warnzeichen, wenn man anfängt, mit sich selbst zu reden. Dabei hast du das Wichtigste nicht einmal bemerkt.

    Ich spürte, wie Wut in mir aufstieg. Es kostete mich all meine Kraft, sie zu unterdrücken. Ich musste mir immer wieder vor Augen führen, dass Künstlerin nicht mein Feind war. Sie war nicht mein Feind. Sie war nicht...

    „Und was soll das sein?", fragte ich.

    „Der Brief, sagte sie und deutete auf einen dünnen versiegelten Umschlag. „Ich kann dir versichern, dass niemand ihn geöffnet hat.

    Ich zögerte eine Weile und konnte mich nicht dazu durchringen, das Papier zu berühren. Schließlich legte ich das Schwert weg und griff nach dem Umschlag. Das lag wohl zum Teil an Künstlerin, denn ich hasste es, vor ihr Schwäche zu zeigen.

    „Ich sehe mal nach Traug", sagte sie geistesgegenwärtig.

    Ich setzte mich auf die Kante der Couch, auf der sich die Sachen der Verstorbenen stapelten. Meine Hände zitterten, als ich den Umschlag aufriss. Ich zog ein gefaltetes Blatt Papier heraus und starrte auf die unordentlichen Linien.

    Jägers Handschrift war etwas seltsam — irgendwie kindlich. Die Buchstaben waren groß und schief, als hätte er sich bemüht, in Druckbuchstaben zu schreiben, aus Angst, sonst missverstanden zu werden.

    Hallo Sergej,

    Ich hoffe, dass alles nach Plan verlaufen ist. In diesem Fall bist du es, der das hier liest, und nicht Omega. Was auch immer mit mir passiert ist, war nicht deine Schuld. Es war allein meine Entscheidung. Ich wusste, was ich tun würde und wozu ich es tun würde. Diese Entscheidung hatte mir den lange verlorenen Sinn meines Lebens zurückgebracht.

    Aber das ist jetzt unwichtig. Das Wichtigste ist, dass du nun eine sehr schwierige Zeit vor dir hast. Ich möchte jetzt nicht in deiner Haut stecken. All die dunklenen Avatare, dein negatives Karma und dieses verfluchte Schwert, das ich so sehr von dir fernhalten wollte, sind genug, um jeden zu brechen. Der Dunkelheit kann man viel zu leicht nachgeben — aber irgendwie weiß ich, dass du standhaft bleiben kannst, auch wenn es dich jedes bisschen deiner Willenskraft kosten wird. Lass nicht zu, dass Bosheit und Hass deinen Verstand vernebeln. Von nun an werden sie deine ständigen Begleiter sein. Du musst lernen, sie zu kontrollieren, sie deinem Willen zu unterwerfen und jeden Wutanfall auszulöschen. Bitte denk daran, dass noch viel Licht in dir steckt.

    Versuch bitte, das Schwert bei der ersten Gelegenheit loszuwerden. Mit allen, die es lange Zeit behalten haben, hat es ein schlechtes Ende genommen. Es gibt jedoch eine sehr wichtige Bedingung, die du erfüllen musst. Du solltest es nur jemandem geben, der über jeden Verdacht erhaben ist. Nur so jemand kann sich der Macht des Schwertes entziehen. Gib es unter keinen Umständen einem Torwächter. Ich vertraue ihnen in letzter Zeit immer weniger. Es wird etwas wirklich Schreckliches und Unglaubliches kommen, das sich schon lange zusammenbraut, und es gibt keine Möglichkeit, es zu verhindern. Und es wird genau von dort kommen: aus der zentralsten Welt von allen, die auch die Heimatwelt der Torwächter ist.

    Trotzdem darfst du dein wichtigstes Ziel nicht vergessen, nämlich das Treffen mit den Choruls. Ich war sehr überrascht, als ich die Wahrheit über sie herausfand. Und ich weiß jetzt, dass sie auf dich warten. Trotzdem liegt es an dir, den Weg in ihre Welt zu finden. Ich hoffe, es wird nicht passieren, bevor du bereit bist. Denn wenn es doch passiert, war mein eigenes Opfer und das aller anderen umsonst.

    Kefal, auch bekannt als Jäger.

    Die letzten Zeilen, einschließlich des richtigen Namens meines Mentors, wurden schnell von meinen Tränen verwischt, die immer wieder auf seinen Brief fielen. Ich konnte einfach nicht aufhören zu weinen.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1