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Wächter des Dungeons (Einzelgänger Buch 4): LitRPG-Serie
Wächter des Dungeons (Einzelgänger Buch 4): LitRPG-Serie
Wächter des Dungeons (Einzelgänger Buch 4): LitRPG-Serie
eBook360 Seiten5 Stunden

Wächter des Dungeons (Einzelgänger Buch 4): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Andrew hat mit seinem Charakter Falk endlich das erste der fünf Schwerter errungen, die er für die Schicksalsgöttin beschaffen muss. Das nächste Schwert befindet sich in Arkem, der unterirdischen Stadt der Gremlins. Dieses Volk ist für seine unangenehme und rüpelige Art ebenso wie für eine bizarre Logik und den Hang zum Chaos berüchtigt. Ob die Gremlins überhaupt bereit sein werden, mit ihm zu verhandeln, weiß Falk nicht. Doch es besteht eine Chance, denn die Gremlins verehren die Mechanismen der Uralten. Er muss nur herausfinden, welche geheimnisvolle Verbindung zwischen diesen Mechanismen und seiner Slider-Klasse besteht. Doch dann bricht in Arkem ein Tor zur Hölle auf. Die infernalische Invasion wird von Lamia angeführt, dem Sukkubus, der mit Falk noch ein Hühnchen zu rupfen hat.

Als wären das noch nicht genug Probleme, gibt es in der Realität einen Entführungsversuch, sodass Andrew seine neuen Fähigkeiten einsetzen muss. Schließlich beginnt er, an seinem Verstand zu zweifeln, als auch außerhalb Arktaniens das Spielmenü aufploppt. Bei all dem sucht er weiter nach anderen Menschen, die wie er besondere Kräfte aus dem Spiel in der Wirklichkeit nutzen können. Wohin wird ihn diese Quest am Ende führen?
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum1. Aug. 2023
ISBN9788076931572
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    Buchvorschau

    Wächter des Dungeons (Einzelgänger Buch 4) - Alex Kosh

    Teil 1

    Das Steinschwert der Drachenberge

    Das ist doch Irrsinn! Jedes zweite Mal, wenn unsere Gruppe eine Instanz startet, gibt es einen Durchbruch zur Hölle. Wie soll man da vernünftig aufleveln? Nach dem letzten Kampf gegen die Mächte des Infernos hat unser Clan seine beste Heilerin verloren. Sie arbeitet jetzt in der Stadt. Wegen der Albträume muss sie Beruhigungsmittel nehmen. Sie sagt, sie will nie wieder auf einen Raid gehen!

    Offizielles Forum zu Arktanien

    Juri: Ich habe jetzt schon mehrfach mit Blut gemalte Inschriften an Stellen gefunden, an denen es einen Durchbruch zur Hölle gab. Hat jemand eine Ahnung, was das soll? Ist das irgendeine Quest?

    Maxim: Es wäre hilfreich, wenn du uns verrätst, was da stand.

    Juri: Es ging immer um irgendwelche Höllenqualen, garniert mit kleinen Zeichnungen. Steckt ein anderer Spieler dahinter?

    Maxim: Ach, die meinst du. Die kenne ich. Das stammt von einem NPC, einer Dämonin.

    Nika: So etwas habe ich auch gesehen. Erst habe ich ja gedacht, jemand aus unserer Gruppe erlaubt sich einen schlechten Scherz. Aber die Figur in den Zeichnungen sieht immer gleich aus. Manchmal steht ein Name dabei, Focke, Locke oder so.

    Agnessa: Ich habe es als Falk entziffert. Das ist garantiert eine Quest. Wahrscheinlich taucht der Kerl irgendwann in der Nähe eines Durchbruchs auf. Haltet euch bereit, diesen NPC, diesen Falk zu erledigen, wenn ihr ihn seht!

    Chat des Clans Sommer-Schwertkämpfer

    Heute kam es in der luxuriösen Wohngegend von Aprelewka zu einer Störung der Stromversorgung. Dadurch brach in der Residenz des bekannten Geschäftsmannes Wladimir Naumow, dem Inhaber von NeoLabs, ein Brand aus. Wie die Feuerwehr berichtet, lag der Brandherd im Zimmer von Naumows Sohn. Naumows Sohn liegt seit einem schweren Verkehrsunfall in einem VR-Pod. Als Brandursache wurde ein Kurzschluss in der Elektronik des Pods ermittelt. Glücklicherweise erlitt Naumows Sohn bei dem Unglück keine weiteren Verletzungen. Ein Reservepod stand für ihn bereit. Unter dem Sicherheitspersonal, das auf eigene Faust mit der Brandbekämpfung begann, gab es jedoch Verletzte.

    Fernsehnachrichten

    Kapitel 1

    ARTJOM UND ICH saßen in seiner Küche, tranken Tee und genossen die Stille. Eigentlich bin ich kein Teetrinker, aber dieser hier schmeckte erstaunlich gut — und half mir, mich zu beruhigen. Meine Hände zitterten ein wenig. Immerhin waren wir gerade nur knapp einer unangenehmen Begegnung mit Daddy Rothschilds Leuten entgangen.

    „Vielleicht sollte ich doch für eine Weile die Stadt verlassen", beendete Artjom schließlich das Schweigen.

    „Das sehe ich genauso, stimmte ich zu. „Ich würde ja mitkommen, aber ich muss noch meine Quest abschließen. Meine göttlichen Beschützer sind da recht streng. Wenigstens haben sie ein veritables Interesse daran, mein Überleben sicherzustellen — denn ansonsten kann ich nicht weitermachen.

    Ein unheimliches Bild schoss mir durch den Kopf: Ich, starr in einem Pod liegend, der an Lebenserhaltungssysteme angeschlossen war. Nein, ich wollte nicht so enden, wie Daddy Rothschilds Sohn.

    „Ach ja, ich habe Geld für Portalschriftrollen für dich. Das werden mir die virtuellen Götter hoffentlich nicht als Einmischung auslegen", sagte Artjom.

    Im selben Moment war ein Signal von der Mikrowelle zu hören, obwohl er sie nicht eingeschaltet hatte.

    „War das ein Zeichen?", fragte Artjom mit großen Augen.

    „Wer weiß das schon! Wir nehmen es einfach mal als göttliches Okay an, antwortete ich zögerlich. „Sieh uns an: Wir sind verrückt! Maschinen, die göttliche Botschaften übermitteln, pah!

    Artjom sah mich nachdenklich an.

    „Du hast mir noch gar nicht von deinem Kampf gegen den Inferno-Boss erzählt."

    „Nicht? Nun ja, ich habe ihn getötet. Ich lachte. „Ganz allein.

    „Machst du Witze? Das Inferno ist doch kein Kinderspiel! Ich war mit einem Raid dort. Meine Güte! Wer als Entwickler daran arbeitet, muss wahrscheinlich vorher seine Einweisung in die Irrenanstalt belegen. Das Schlimmste war der See der Gebrochenen Herzen."

    „Was ist so schlimm daran? Leiden wir nicht alle manchmal an einem gebrochenen Herz?"

    „Du verstehst nicht. Artjom wurde blass um die Nase. „Es war... ein echter See. Aus Herzen. Die durch den Fleischwolf gejagt worden waren.

    „Du meinst... menschliche Herzen?"

    „Genau."

    Mein Magen rebellierte.

    „Igitt!"

    Wie gut, dass ich nach den Erlebnissen im Dungeon ein Schlafmittel besorgt hatte. Ich wollte unbedingt traumlos schlafen.

    Wobei ich Artjoms Abscheu nicht teilte. Ja, das Inferno war, wie der Name schon sagte, höllisch. Abgetrennte Arme, hautlose Menschen und all die anderen Dinge waren kein schöner Anblick. Ich konnte gut verstehen, dass manche Menschen danach eine Weile Abstand vom Spiel nahmen. Doch bei mir überwog die Neugier. Natürlich war auch ich anfangs entsetzt gewesen. Doch meine Sorge hatte sich viel mehr auf meinen langzähnigen Begleiter als die Bewohner des Infernos konzentriert.

    Ich erstattete meinem Freund detailliert Bericht über die Vorkommnisse. Auch das Treffen mit meinem Onkel ließ ich nicht aus. Als Artjom hörte, dass ich jetzt ein Graf war, reagierte er so ähnlich wie Onkel Boris.

    „Mann, wir können zu dritt Geschäfte machen. Bitte, ich will mit von der Partie sein. Er wippte aufgeregt auf seinem Stuhl. „Ich weiß, ich bin eher ein Kämpfer. Aber ich habe auch schon Köpfchen bewiesen. Und ich kann Onkelchen im Auge behalten. So lange kennt ihr euch ja auch nicht, dass du ihm blind vertrauen solltest.

    „Meinst du das ernst?, fragte ich erstaunt. „Dir wird doch bestimmt langweilig ohne Action.

    „Quatsch! Weißt du, wieso ich mich für einen Gnom entschieden habe? Weil er mir einen Bonus beim Handel verleiht. Sonst hätte ich unter den anderen Völkern einen besseren Kämpfer finden können. Du solltest mich nicht unterschätzen. Ich bin Spitze beim Handeln!"

    „Das wusste ich ja gar nicht. Aber ich weiß ja auch erst seit gerade eben, dass du eine Freundin hast." Ich war deswegen noch immer ein wenig eingeschnappt.

    „Oh, so lange geht das mit ihr auch nicht, sagte Artjom. „Sie wusste wohl eher als ich, dass wir ein Paar sind. Wir waren auf ein paar Dates und... zack!... sind wir zusammengezogen. Das kam echt überraschend.

    Die Tassen waren leer. Artjom wärmte ein usbekisches Pilaw für uns auf. Seine Freundin hatte es am Vortag gekocht — und es war einfach köstlich. Ich mochte sie, ohne sie überhaupt kennengelernt zu haben.

    Widerwillig legte ich den Löffel beiseite. „Es gibt da noch eine Sache. Als ich die Haustür unten geöffnet habe, ist eine Systemmeldung erschienen. Das war kein Glitch. Sie hat angezeigt, dass ich die Fähigkeit Maschinenkontrolle aus dem Spiel verwende. Es hat funktioniert wie in Arktanien."

    Artjom war nicht überrascht.

    „Klingt logisch, gab er zurück. „Ich habe mir ein paar Gedanken darüber gemacht. Vielleicht bedeutet die angezeigte Schmerzeinstellung etwas ganz anderes, als wir dachten. Gut möglich, dass es darum geht, wie weit fortgeschritten die Verbindung zwischen dem Spielsystem und deinem Gehirn ist. Es würde mich nicht wundern, wenn du irgendwann deine eigenen Attribute und Fähigkeiten sehen würdest, eventuell sogar die Namen von anderen Menschen und so weiter.

    „Wa…?"

    Zugegeben, irgendwo in meinem Unterbewusstsein hatte ein ähnlicher Gedanke geschlummert. Aber ich hatte nie gewagt, ihn ans Tageslicht zu zerren oder auszusprechen. Es ging hier um mein kostbares Gehirn! Niemand ließ sich gern in seinem Kopf herumpfuschen. Was, wenn die Veränderungen zu einem Tumor führten?

    „Du könntest doch noch einmal versuchen, deine Maschinenkontrolle einzusetzen. Mal sehen, ob die Meldung wieder erscheint."

    Ich nickte, zeigte mit dem Finger auf den Wasserkocher und stellte mir vor, wie ich ihn per Gedankenkraft einschaltete.

    Einsatz der Fähigkeit Maschinenkontrolle mit Bosch Wasserkocher Modell E200 fehlgeschlagen

    Heiliger Bimbam!

    „Du hattest recht! Die Meldung war da!"

    „Gilt das nur für Maschinenkontrolle oder auch für deine anderen Fähigkeiten?", fragte Artjom wissbegierig.

    Ich experimentierte ein wenig. Bei Blitzschlag und anderen Angriffen wurden keine Meldungen angezeigt. Ich konnte auch kein Status-Interface, keine Karten und ähnliche Overlays aufrufen. Doch für Maschinenkontrolle wurde stets eine Meldung zu Erfolg oder Misserfolg samt dem Namen des Ziels angezeigt. Woher mein Gehirn diese Modellbezeichnungen kannte, war unerklärlich. Und wir machten noch eine Entdeckung: Beim Versuch, die Kontrolle zu übernehmen, bestand durchaus die Gefahr, den Mechanismus zu beschädigen. Es geschah beim dritten Versuch, den Wasserkocher einzuschalten. Die Meldung informierte mich, dass das Gerät beschädigt worden war. Ich schuldete Artjom einen neuen Wasserkocher. Wie gut, dass wir nicht sein Smartphone verwendet hatten — das wäre deutlich teurer gewesen.

    „Trotzdem seltsam, dass du nur für die eine Fähigkeit Systemmeldungen siehst", stellte Artjom fest.

    „Wahrscheinlich hast du recht, und das Status-Interface steht noch nicht komplett zur Verfügung, schlug ich vor. Ich fragte mich, was in Zukunft noch alles passieren würde. „Vermutlich werden nach und nach auch die anderen Fähigkeiten angezeigt.

    „Ja. Aber wieso ist ausgerechnet Maschinenkontrolle die erste davon?"

    „Es könnte daran liegen, dass es meine Klassenfähigkeit ist, warf ich in den Raum. „Außerdem habe ich den Auftrag, meine Klasse in genau diesem Bereich zu verbessern.

    Apropos Auftrag: Würde das System mir in der echten Welt Quests geben, wenn ich ein Schmerzempfinden von 100 % erreichte? Fragen über Fragen. Wenn ich doch bloß jemanden finden würde, der mehr darüber wusste. Gut möglich, dass andere dieselbe Erfahrung schon Monate vor mir gemacht hatten.

    „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ich der einzige Mensch bin, dem das passiert, fasste ich meine Gedanken schließlich zusammen. „Ich würde gern mit dem Kerl sprechen, der Gegenstände schweben lässt. Kannst du mir die Kontaktinfos deines Freundes schicken? Vielleicht hat er demnächst Zeit für mich. Dann kann ich mit eigenen Augen sehen, ob er wie ich ist — oder alles nur Show.

    „Ich will mitkommen, insistierte Artjom. „Es wird sowieso noch ein paar Tage dauern, bis ich aus der Stadt verschwinden kann. Was soll ich Lena erzählen? Ich kann ja kaum sagen, dass die Verkettung von Spiel und Wirklichkeit der Grund für unser Untertauchen ist. Dann würde ich sie verlieren.

    „Keine Ahnung", sagte ich.

    Es wäre schön, ihn als Begleitung zu haben. Wie gut, dass Hotei mich (oder uns?) beschützte! Letztendlich blieb mir sowieso keine Wahl.

    Wir schmiedeten noch ein paar Pläne, dann machte ich mich auf den Heimweg. Anfangs blickte ich mich misstrauisch um, doch niemand folgte mir. Besser für Naumows Schlägertrupp! Ich war mir ziemlich sicher, dass ich kurzen Prozess mit ihnen gemacht hätte. Meine Fähigkeiten verschafften mir gegen so ziemlich jeden Angreifer einen unfairen Vorteil im Nahkampf. Ich musste natürlich noch lernen, mich mit Magnetismus zu verteidigen, damit ich Projektile ablenken konnte.

    Ich stieg in ein Taxi. Vor meinem Wohnblock angekommen, beobachtete ich eine Weile den Bereich vor der Tür.

    „Ach, leck mich doch." Ich hielt es nicht mehr aus. Heute war ich in der virtuellen Hölle gewesen. Was sollte mir schon passieren?

    Ich bemühte mich, zuversichtlich auszuschreiten.

    Ohne Zwischenfall erreichte ich meine Wohnung. Auch dort war alles in Ordnung. Kurz darauf lag ich schon im Pod und reiste nach Arktanien. Im Posteingang fand ich zwei Portal-Schriftrollen von Boris und 30.000 Gold von Artjom. Damit sollte ich alle Hürden meistern können. Ein Blick in das Quest-Log zeigte, dass mir nach wie vor sieben Tage blieben, um die Quest abzuschließen. Genug Zeit, um mich eine Runde aufs Ohr zu hauen. Ich bat Thram, mich am nächsten Morgen beim Heilig’s Fässle zu treffen und verließ das Spiel.

    Anders als Artjom befürchtet hatte, schlief ich — Inferno hin, Inferno her — ein, bevor mein Kopf das Kissen berührte. Seelig und traumlos schlummerte ich entspannt dem Morgen entgegen. Fünf Minuten vor dem Weckerklingeln wachte ich auf. Ich fühlte mich stark. Energisch und voller Optimismus stand ich auf. Für einen guten Start in den Tag fehlte nur noch eine Tasse Kaffee. Die genoss ich beim Stöbern in den Arktanien-News.

    „Das Inferno lässt sich nicht aufhalten. In jeder zweiten Instanz tut sich ein Durchbruch auf. Die Dämonen sind so stark, dass Spieler selbst bei einer niedrigen Schmerzeinstellung von 10 % reihenweise Nervenzusammenbrüche erleiden.

    Die Machthabenden in Arktanien arbeiten an Schutzzaubern, die weitere Durchbrüche verhindern sollen.

    Clans haben bereits Pläne für Mechanismen erhalten, mit denen sie Portalsprünge in ihre Liegenschaften verhindern können.

    RussVirtTech hat erklärt, kein Update gegen das Inferno ausspielen zu können, weil Arktanien diese Möglichkeit gar nicht vorsieht. Bei einer bis ins kleinste Detail dynamischen Welt würden Updates das Gleichgewicht schnell zerstören. Eine KI entscheidet über Art und Zeitpunkt von Anpassungen. Dabei fließen vor allem die Entscheidungen und Aktionen der Spieler während ihrer Quests ein. Tatsächlich ist das Inferno auf genau diese Weise entstanden: Ein Spieler hat es im Rahmen einer legendären Quest erschaffen."

    Manche Dinge bemerkte man erst, wenn man mit der Nase darauf gestoßen wurde. Erst beim Lesen dieser Zeilen fiel mir auf, dass es bisher keine Updates gegeben hatte. Es gab in Arktanien keine Wartungsfenster oder Übergangsperioden. Das musste auch der Grund dafür sein, dass das Unternehmen keine Change-Logs veröffentlichte.

    Ich leerte meine Tasse und stieg in den Pod.

    In meinem Zimmer in Katar überprüfte ich mein Inventar. Noch immer wusste ich nicht, wozu das epische alchemistische Reagens gut war. Ich sollte Boris fragen. Nicht, dass ich hier einen Schatz mit mir herumtrug und es nicht wusste! Auf jeden Fall war es viel Geld wert. Doch bevor ich es verkaufte, wollte ich wissen, was ich damit anfangen konnte. Ich hatte es bestimmt nicht ohne Grund an meinem Startschauplatz gefunden.

    Ich beschloss, es Boris per Eilpost zu schicken, damit er es identifizierte und mehr darüber in Erfahrung brachte. Ohne ihn wäre ich wirklich aufgeschmissen gewesen. Hoffentlich war mein Adelstitel wirklich von so großem Nutzen für ihn, wie er behauptet hatte, damit er eine Gegenleistung für seine Unterstützung bekam.

    Thram hatte geantwortet — er wartete neben der Gnomentaverne auf mich. Vorher musste ich noch ein paar Elixiere besorgen. Es wäre wohl besser gewesen, die Abreise ins Land der Gremlins nicht zu verzögern, aber der Teufel ist ein Eichhörnchen.

    Das erste Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmte, war der Schmerz in meinen Zähnen. Ich konnte nichts entdecken, was ihn verursacht hätte. War bösartige Magie im Spiel? War ich verflucht worden? Ging das überhaupt innerhalb der Stadtmauern? Dann drang ein hohes Kreischen an meine Ohren. Die Spieler in der Nähe pressten die Hände auf die Ohren.

    „Was ist da los?", rief ein Elf mit schmerzverzerrtem Gesicht.

    „Hoffentlich ist das gleich vorbei", rief ein anderer Spieler.

    Ein elegant gekleideter Herr mit einer gewaltigen Axt auf dem Rücken klopfte mit der flachen Hand gegen die eigene Schläfe.

    „Ist mein Pod kaputt?"

    Ein Gnom blickte von seinem Tablet hoch. „Es passiert in der ganzen Stadt. Alle schreiben davon!"

    „Ist es ein Wetterphänomen?, fragte eine Frau im Kleid. „Bitte, lass es keinen Angriff der Käfer oder Dämonen sein!

    Eine heftige Diskussion über die mögliche Quelle des Geräuschs entbrannte. Ich ließ die Menge hinter mir und lief rasch weiter zum Heilig’s Fässle. Ein ungutes Gefühl breitete sich in meiner Magengrube aus. Ich lief schneller und schneller.

    Vor der Taverne stand Thram und blickte mich durch seine markante Brille erwartungsvoll an.

    „Guten Morgen. Ich reichte ihm die Hand. „Bist du bereit?

    Der bärtige Gnom drückte mir mit einem Schnaufen die Hand.

    „Natürlich. Hm! Was ist mit dir? Hast du mit deinem Onkel gesprochen?"

    „Sowieso. Ich weiß jetzt, wie man den Fluch bricht. Lass uns das in Arkem besprechen", flehte ich nervös.

    Ich reichte ihm eine der beiden Schriftrollen.

    „Auf eins! Drei, zwei..."

    Er hatte das Pergament ausgerollt. Bei eins brach er das Siegel. „Das Ding funktioniert nicht."

    „Verdammt!"

    Eine Systemmeldung wurde angezeigt:

    Die Macht der Unsterblichen Toten unterbindet jegliche Magie des Raums. Portal-Schriftrollen können nicht aktiviert werden.

    Verdammt! Ich hatte gewusst, dass so etwas passieren würde. Ich hatte es gewusst!

    Das Kreischen in meinen Ohren wurde immer lauter. Es kam von irgendwo über uns.

    „Vielleicht sollten wir lieber in die Taverne gehen?, schlug Thram vor. „Hier draußen könnte es gefährlich werden.

    Was du nicht sagst! Etwas erschien über uns am Himmel.

    Überall kreischten die Leute auf.

    „Da!"

    „Sie kommen aus den Wolken!"

    Jetzt konnte ich auch etwas sehen.

    Aber es waren keine Käfer oder ähnliche Mobs. Es waren Särge, die langsam Richtung Boden schwebten. Hunderte von Särgen in allen erdenklichen Formen und Größen! Einfache Holzkisten, die auseinanderzufallen drohten, Stahlsärge, die an Torpedos erinnerten, robuste Eichensärge und sogar ein gewaltiger Sarkophag aus Stein.

    Soviel zu den Toten. Fasziniert blicke ich nach oben. Was es wohl mit dem „unsterblich" auf sich hatte?

    Nahezu majestätisch schwebten die Särge über der Stadt. Das Kreischen nahm an Intensität noch zu.

    „Vielleicht fliegen sie ja nach Süden in ihr Winterquartier?", witzelte jemand.

    „Hauptsache, sie kacken uns nicht auf den Kopf!", gab ein anderer Scherzbold zurück.

    „Hast du eine Ahnung, was das sein könnte?, fragte ich Thram. Immerhin war er ein Einheimischer in dieser Welt. „Gibt es vielleicht Geschichten oder Sagen darüber?

    „Ich habe keine Ahnung. Der Gnom schüttelte den Kopf. „Ich würde wirklich vorschlagen, dass wir in ein Gebäude gehen. Ich habe eine ganz böse Vorahnung.

    „Wer hätte auch je gehört, dass fliegende Särge ein gutes Omen sind", stimmte ich zu.

    Bevor wir die Tür zum Heilig’s Fässle erreicht hatten, schoss irgendwer einen Pfeil auf die Särge ab. Wie auf ein stummes Zeichen endete jede Bewegung über uns. Das Kreischen verstummte; die plötzliche Stille war extrem bedrohlich.

    Langsam öffnete sich der Sarg, in dem der Pfeil steckte. Wie in Zeitlupe erhob sich eine ausgemergelte Gestalt. Trotz der zerlumpten Kleiderreste stand sie erhobenen Hauptes da. Ich warf sofort einen Blick auf die Namensmarkierung:

    Gortan, Todesmagier, Level 199

    Das Blut sackte mir in die Füße. Welches Level?

    Eine kalte, knochentrockene Stimme dröhnte:

    „Wer hat meine Ruhe gestört?"

    Ein junger Mann in grüner Elfenrüstung rannte an mir und Thram vorbei und verschwand in der Taverne. Vermutlich hatte er den Pfeil abgefeuert.

    Der stehende Leichnam hatte ihn ebenfalls bemerkt und drehte sich in unsere Richtung.

    „Runter mit dir!", rief Thram und trat mir in die Kniekehle, bevor er sich auf den Boden warf.

    Die anderen Spieler auf dem Platz starrten mit offenen Mündern in die Luft. Zwei pechschwarze Bündel drangen aus den Augen des Magiers und trafen die Taverne. Nur ein schwarzer Rußfleck zeugte davon, dass hier einmal ein Gebäude gestanden hatte. Alle Personen darin hatten das Schicksal des Hauses geteilt.

    „Heilige Scheiße!, schnaufe ich und wagte kaum, den Kopf zu drehen. „Gut, dass wir es nicht hinein geschafft haben.

    Falls jemand gehofft hatte, dass der Magier nach dieser Machtdemonstration den Sargdeckel wieder zuklappen würde, wurde er enttäuscht. Stattdessen ließ der Zauberkundige den Blick über den Platz schweifen und machte das nächste Gebäude dem Erdboden gleich. Eine Systemmeldung flackerte auf:

    Neue Gruppenquest erhalten: „Verteidige die Stadt gegen die Unsterblichen Toten."

    Aufgabe: Töte die wandelnden Toten.

    Belohnung: Erfahrung, höhere Ansehen in Katar, möglicher Erhalt eines Adelstitels, finanzielle Vergütung, die deinem Anteil an der Verteidigung entspricht

    Das war ein tolles Angebot, aber mein Level reichte für diese Quest bei Weitem nicht aus. Ich hätte dem Magier nicht den kleinsten Kratzer zufügen können. Es musste viele Spieler ab Level 100 in der Stadt geben, die diese Quest mit Kusshand annehmen würden. Ich hatte den Gedanken kaum zu Ende gebracht, als auch schon Hunderte von Zaubern gewirkt wurden und mindestens so viele Pfeile und Bolzen auf den Magier zuschossen. Doch leider ließ die Zielgenauigkeit zu wünschen übrig. Zauber und Geschosse trafen weitere Särge, deren Deckel sich langsam öffneten.

    Es war höchste Zeit, hier zu verschwinden!

    „Hauen wir lieber ab! Thram hatte meine Gedanken gelesen. „Für diese Gegner sind wir noch nicht einmal Ungeziefer.

    Wir sprangen auf und versuchten, uns gegen den Strom zu kämpfen. Erstaunlich viele Spieler rannten auf den Platz, um die Stadt zu verteidigen. Wäre Arktanien für mich bloß ein Spiel gewesen, hätte ich vielleicht auch dazu gehört. Doch im Moment benötigte ich jeden meiner Erfahrungspunkte und jede Minute, die ich hatte.

    Aus den Särgen erhoben sich Männer, Frauen und sogar Kinder. Niemand von ihnen war unter Level 150. Ein paar waren sogar im Bereich von 200. Sie alle hätten einen respektablen Raid-Boss abgegeben.

    Wir ließen das Kampfgeschehen hinter uns. Doch in einer Gasse blockierten zehn hochlevelige Spieler unsere Flucht.

    „Seht nur, was die Katze gebracht hat! Die Stadtwache ist mit den Untoten beschäftigt und kann diesem kleinen Jammerlappen nicht helfen. Du hättest dich nicht mit unserem Clan anlegen sollen! Ihre gehässigen Blicke waren auf mich gerichtet. „Schöne Grüße von Narwal.

    Zwei der Spieler, beide kurz vor Level 100, kamen bedrohlich auf

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