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Der Pfad der Klingen (Einzelgänger Buch 2): LitRPG-Serie
Der Pfad der Klingen (Einzelgänger Buch 2): LitRPG-Serie
Der Pfad der Klingen (Einzelgänger Buch 2): LitRPG-Serie
eBook317 Seiten4 Stunden

Der Pfad der Klingen (Einzelgänger Buch 2): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Andrew setzt seine Erkundung von Arktanien fort. Dabei meistert er sowohl seine neue Fähigkeit im Umgang mit der Elektrizität als auch seinen Beruf als Glasbläser. Während er für die Schicksalsgöttin Elenia auf einer epischen Quest unterwegs ist, stellt er mit Schrecken fest, dass ihre Macht nicht auf die Spielwelt beschränkt ist. Aus der virtuellen Welt folgt sie Andrew in die Realität. Sollte er ihren Auftrag nicht erfüllen, steht sein Leben auf dem Spiel. Er muss weitermachen.

Zum Glück fühlt er sich in Arktanien und unter seinen Bewohnern wohl. Doch der Auftrag der Göttin ist sehr viel komplexer als die anderen Rätsel und Abenteuer, die Andrew in dieser Welt erlebt. Er muss sich an gefährlichen Schauplätzen auf die Suche nach Artefakten machen. Als Einzelgänger ist Andrew auf sich allein gestellt. Da er sich keiner Gruppe anschließen kann, ist er auf Unterstützung aus dem Stahlratten-Clan angewiesen. Aber wie soll er auf seinem niedrigen Level diese Hilfe vergelten?
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum9. Nov. 2022
ISBN9788076198388
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    Buchvorschau

    Der Pfad der Klingen (Einzelgänger Buch 2) - Alex Kosh

    Teil 1: Die tote Stadt

    Arktanien, das neue, virtuelle Universum, gewinnt mehr und mehr Fans. Seine Beliebtheit bleibt ungebrochen, und jeden Monat kommen neue Spieler hinzu. Was ist der Grund für diesen Hype? Einige sagen, es sei der revolutionäre Ansatz im Questsystem, andere nennen den hochgradigen Realismus der Charaktere oder die kontinuierliche Weiterentwicklung der Spielwelt. Ein solch virtuelles Universum verschlingt auch ganz reale Ressourcen. Noch nie hat ein IT-Unternehmen derartig viel Rechenleistung aufgestellt. Offizielle Zahlen sprechen von sechs Supercomputern des Typs „Titan-21", auf denen die Virtualität gehostet wird. Zwei weitere sollen in Kürze in Betrieb genommen werden.

    CompuTerritory

    Entgegen der Meinung von Fachleuten sind viele Spieler überzeugt davon, dass sie in der Spielwelt erworbene Fähigkeiten auch in ihrem echten Leben einsetzen können. Es gibt sogar einen Namen dafür. Nach dem bekannten Protagonisten aus den Matrix-Filmen wird die Überzeugung als Neo-Phänomen bezeichnet. Ein wissenschaftlicher Beleg für diese Behauptungen steht noch aus. Dennoch verbreiten sich Gerüchte über angebliche Beweise im Web. Unmengen an Videos sollen derartige Vorfälle zeigen, doch die meisten sind offensichtlich Fakes und von zumindest dubioser Qualität.

    CompuTerritory

    Ich kann Kung-Fu.

    Matrix

    Kapitel 1

    DAS LUFTSCHIFF ERREICHTE weder die Flughöhe noch die Geschwindigkeit moderner Flugzeuge in der echten Welt. Das hatte sein Gutes, denn so konnte ich den Blick auf die atemberaubenden Landstriche Arktaniens genießen und dabei jede Menge coole Details entdecken. Hin und wieder begleitete eine neugierige Kreatur unseren Weg und blickte neugierig in die Gondel hinein.

    Der Start war so leise und unmerklich erfolgt, dass wir uns bereits weit über dem Erdboden befanden, bevor ich merkte, dass wir flogen. Ich saß in einer Art Steampunk-Eisenbahnabteil und musterte die anderen Fluggäste.

    Ich teilte das Abteil mit zwei Elfen und einem kleinen, haarigen Wesen. Unter all den Haaren war das Gesicht nicht zu erkennen. Ich rätselte, ob es sich vielleicht um einen unrasierten Hobbit, einen Worgen oder etwas ganz anderes handelte. Laut seiner Namensmarkierung handelte es sich um Rygmus, Level 36. Auf jeden Fall ein Spieler. Vermutlich männlich, aber auch das ließ sich nicht mit Gewissheit feststellen. Bei den Elfen handelte es sich dagegen um NPCs, die fast auf Level 50 waren. Ihren abwertenden Blicken konnte ich entnehmen, dass sie mich und die haarige Kreatur für Abschaum hielten.

    Vielmehr galt der Ausdruck dem Hobbit-Worgen-was-weiß-ich. Meine Wenigkeit wurde gar nicht beachtet. Die spitzohrigen Aristokraten überlegten vermutlich, ob ein Schaffner den Haarbalg und mich entfernen würde, wenn sie darum baten.

    Die beiden unterhielten sich im majestätischen Singsang der Elfensprache und taten so, als wären wir nicht anwesend. Soweit ich wusste, war das Luftschiff von der Grenze gekommen. Was die Elfen wohl in einer Grenzfestung gewollt hatten?

    Natürlich war ich neugierig, denn schließlich waren es die ersten Angehörigen ihres Volkes, die ich in natura sah. Sie erinnerten mich an Legolas, dem man jede Regung entfernt hatte. Keine Emotionen spiegelten sich auf ihren Gesichtern wider. Wenigstens machten sie keine Anstalten, mich oder unseren haarigen Begleiter zu beleidigen.

    Ich lehnte mich im Sitz zurück, um besser aus dem Fenster blicken zu können. Es war an der Zeit, meine nächsten Schritte zu planen. Im Gepäckabteil reiste ein ziemlich großer Koffer mit allem möglichen Krimskrams mit mir. Das meiste Zeug stammte von den Spielern, die den Angriff auf unsere Instanz nicht überstanden hatten. Das bedeutete auch, dass es keine Items über Level 35 darin gab. Trotzdem – ich würde den Inhalt des Koffers für ein hübsches Sümmchen verkaufen können. Sogar ein paar seltene und einzigartige Gegenstände hatte ich dabei. Wie sagte man so schön? Der Gewinn des Einen ist des Anderen Verlust! Wie wahr.

    Sobald ich in Katar ankam, gab es viel zu tun. Ich musste die Artefakte verkaufen, Rathmir finden und retten und eine geheimnisvolle Quest für die Göttin erledigen. Das Spannende an der Quest war, dass ich praktisch nichts darüber wusste. Dann waren da noch die Akte mit den geheimen Dokumenten und dem seltsamen Foto von mir, die gravierte Pistole und das nicht identifizierte alchemistische Reagens, dessen Verpackung und Beschreibung mit elfischen Schriftzeichen versehen war. Bestimmt konnte ich auch etwas mit den Schwingen der Stahlvögel anfangen.

    Alles in allem sah die Zukunft rosig aus. Doch zuerst musste ich die Stadt erreichen. Also hoffe ich auf einen ruhigen Flug. Großer Fehler!

    Ein heftiger Ruck warf mich aus dem Sitz und in die Höhe. Fast hätte ich mir den Kopf an der Decke gestoßen. Während eine Sirene losheulte und die Beleuchtung flackerte, war eine ruhige, männliche Stimme zu hören.

    „Achtung, eine wichtige Durchsage: Luftpiraten greifen uns an. Alle Zauberer werden aufgerufen, sich auf dem Außendeck zu versammeln und uns zu verteidigen. Die anderen Fahrgäste bleiben bitte in den Abteilen und bewahren die Ruhe."

    Ich spähte durchs Fenster. Doch außer klarem, blauen Himmel war nichts zu erkennen. Die Angreifer mussten sich auf der anderen Seite befinden. Ich öffnete die Tür und versuchte, einen Blick durch die Kabine auf der anderen Seite des Ganges zu erhaschen. Fast hätte die Schwertscheide der rennenden Bordwache mir ein Veilchen verpasst. Ich schien die einzige Person zu sein, die wissen wollte, was geschah, denn alle anderen Abteiltüren waren geschlossen. Die Elfen unterhielten sich weiter – fast so, als wäre nichts geschehen.

    „Dein erster Flug?", fragte das haarige Wesen mit heiserer Stimme.

    „Ja, bestätigte ich. Dem Klang nach war es definitiv ein männliches Exemplar seiner Gattung. „Was ist da los?

    „Nichts. Er zuckte mit... den Achseln? „Sie werden die Piraten zurückschlagen, bevor sie einen Fuß an Bord setzen können. Oder spätestens, wenn sie versuchen, an Bord zu kommen. Die Angreifer sind entweder dämlich oder unerfahren. Fahrgastschiffe sind viel zu gut bewacht. Niemand versucht, sie zu entern. Die Gnome werden ihnen die Kehlen herausreißen, zur Not mit den eigenen Zähnen. Immerhin haben sie einen Ruf als sicherste Fluggesellschaft der Welt zu wahren.

    Die Elfen gaben vor, sich nicht für unsere Unterhaltung zu interessieren, aber es war eindeutig, dass sie zuhörten.

    „Warst du schon mal in so einer Lage?", hakte ich nach.

    „Bestimmt schon einhundert Mal. Ich bin ein Sonderkurier und verbringe den Großteil meiner Spielzeit auf Langstreckenflügen. Meines Wissens wurde nur ein Passagierluftschiff jemals geentert – vom Piratenkönig höchstselbst. Er hatte so viele Leute um sich geschart, dass selbst die Gnome nichts gegen ihn ausrichten konnten."

    Ein weiterer Ruck ging durch das Schiff. Vor unserem Fenster wirbelten ein paar gnomische Gestalten in Wächteruniformen vorbei.

    „Oha, stellte Rygmus fest. „Die Piraten zielen gut. Vielleicht schaffen sie es doch an Bord.

    Dabei hatte man mir versichert, das Reisen per Luftschiff sei sicher! Züge wurden, so hieß es, ständig angegriffen. Doch bei einem Luftschiff käme das so gut wie nie vor. Ich sollte Lotto spielen.

    „Müssen wir kämpfen?", fragte ich besorgt.

    Auf Level 20 war mir ein schneller Tod sicher. Zumindest vermutete ich, dass die Piraten zwischen Level 70 und 100 waren. Wieso ich das dachte? Die Markierungen der Wächter hatten Level 80 gezeigt. Die Piraten mussten ihnen in etwa ebenbürtig oder überlegen sein.

    „Nur, wenn du das willst, erwiderte Rygmus. „Der Fahrgastbereich wird von Gnomen auf Level 100 beschützt. Sie sind von Kopf bis Fuß in Mithril gerüstet. Es handelt sich ausschließlich um Meister der Verteidigung. Aber niemand hält dich auf, wenn du dich an der Schlacht beteiligen willst. Außerdem haben die Piraten es normalerweise auf die Fracht abgesehen, denn das Gepäckabteil wird weniger gut bewacht. Für einige Spieler lohnt es sich, mit den Wächtern gemeinsam zu kämpfen und die Fracht zu verteidigen. Manchen suchen auch nur etwas Ablenkung oder wollen sich ein paar Erfahrungspunkte dazuverdienen.

    „Ablenkung?, wiederholte ich verständnislos. „Und überhaupt: All mein Zeug ist da drin.

    „Ach, auf deinem Level wirst du kaum etwas von Wert bei dir tragen."

    Junge, dir könnte ich was erzählen! Würde ich wirklich alles verlieren, für das ein ganzes Dorf gekämpft hatte? Meinen kostbaren Koffer voller Artefakte?

    „Wo sammeln die Freiwilligen sich?", fragte ich.

    Rygmus musterte mich skeptisch, soweit ich das beurteilen konnte.

    „Bist du sicher? Die Piraten haben schon einen Grund, gerade jetzt anzugreifen. Wir sind nur halb besetzt. Die hochleveligen Spieler sind in den Festungen. Hier an Bord sind hauptsächlich Leute, die nicht kämpfen wollen oder können. Kanonenfutter, wenn du so willst."

    „Mag sein, aber ich bin zumindest zum Teil ein Kämpfer", gab ich zurück.

    „Ach? Du weißt schon, dass die meisten Piraten dir überlegen sind?, stellte Rygmus fest. „Das ist eine ganz andere Hausnummer als die Springmäuse, mit denen du bisher zu tun hattest.

    Konnte denn wirklich jeder diese Auszeichnung sehen?

    „Ich habe keine andere Wahl. Ich muss meinen Besitz retten. Wo liegt der Respawn-Punkt?"

    „Sofern dir ein Gnom mit Rang Offizier oder höher den Auftrag zur Verteidigung des Luftschiffs erteilt, befindet sich dein Respawn-Punkt automatisch hier."

    Auch das noch. Woran würde ich die Offiziere erkennen?

    Rygmus musste mein Zögern bemerkt haben. „Halte Ausschau nach Gnomen mit in den Bart geflochtenen, roten Bändern. Auf mich werdet ihr verzichten müssen. Ich kann es mir gerade nicht leisten, zu sterben. Noch ein Tipp für die nächste Reise: Behalte deine Wertsachen bei dir, das ist sicherer."

    Das wusste ich jetzt auch. Andererseits hätte ich die vielen Gegenstände gar nicht in meinem persönlichen Inventar unterbringen können. Verdammte Piraten. Ich konnte es mir nicht leisten, den Koffer zu verlieren.

    „Viel Glück", rief mir das Haarknäuel aufmunternd nach, als ich das Abteil verließ.

    Ich fragte mich, ob ich zurückkehren sollte. Immerhin trug ich meine wertvollsten Besitztümer wirklich am Leib: die Glasrose des Schicksals und einige Questgegenstände. Aber es wäre ebenso verrückt, die dreckigen Piraten in meinem Koffer herumwühlen zu lassen.

    „Hallo? Ich würde gern gegen die Piraten kämpfen!" Der Gnom auf Level 90 in seiner Plattenrüstung schien mich zuerst nicht zu hören.

    Dann sah er zu mir hoch und ließ den Blick langsam nach unten wandern.

    „Du? Kämpfen? Hast du den Verstand verloren?"

    „He, ich bin stärker, als du denkst", sagte ich forsch.

    „Na schön, gab der Gnom zögerlich zurück. „Dann ab zum Gepäckabteil mit dir. Dort werden die Piraten an Bord kommen. Dort befinden sich auch die anderen Fahrgäste, die kämpfen können.

    Interessant. Dann waren die beiden Elfen aus meinem Abteil wohl nicht kampferprobt. So recht wollte ich das nicht glauben.

    Das Luftschiff war nicht besonders groß. Neben dem Passagierdeck gab es ein Servicedeck und das Frachtdeck. Die Gondel ähnelte einem auf den Kopf gestellten Trapez. Das Passagierdeck nahm die größte Fläche ein, das Frachtdeck die kleinste. Das Gepäck war hinter stählernen Tresortüren verstaut, die sich an den Wänden eines zentralen Raums befanden. Hinter einer davon lag auch mein unbezahlbarer Koffer mit allem, was die Dörfler erbeutet und mir mitgegeben hatten.

    In dem Raum standen einige Gnome und etwa zehn Spieler auf Level 30 bis 40. Bedachte man meine Waffen, passte ich trotz Level 20 ganz gut in die Gruppe.

    „Fernkampf oder Nahkampf?", wollte ein Offizier von mir wissen.

    Das war eine gute Frage. Ich wusste es selbst nicht genau, aber ich musste jetzt eine Antwort liefern. Fernkampf auf kurze Distanz oder Nahkampf auf lange Distanz? Was sollte ich sagen? Ich entschied mich für die zweite Option.

    „Ab in die erste Reihe mit dir, befahl der Gnom. „Vielleicht verschaffst du den Bogenschützen und Zauberern ein wenig Zeit.

    Ach so war das! Die erste Reihe war das Kanonenfutter für die fähigeren Kämpfer. Es war mir egal. Wenn ich so meinen Koffer retten konnte, spielte ich gern den menschlichen Schutzschild. Lieber ein kurzer Schmerz als keine Mittel für die nächsten Wochen. Ohne das Geld für die Artefakte aus dem Koffer wäre die Suche nach Rathmir noch schwieriger. Überhaupt wäre es ohne Geld in der Stadt nicht leicht. Mit 1.000 Kupfermünzen würde ich nicht weit kommen.

    Mittlerweile standen wir in Verteidigungsformation. Wir bildeten zwei Reihen. Sechs Tanks, darunter zwei Gnome auf Level 60, in der ersten und vier Zauberer in der zweiten Reihe. Ich schnappte noch auf, dass es etwa 20 oder 30 Piraten mit maximal Level 40 waren. Auch würden sie nicht als Gruppe angreifen können. Unsere Chancen standen nichts schlecht!

    „Bereit machen", befahl der Anführer der Gnome. Dann überschlugen sich die Ereignisse. Die Piraten stürzten in den Raum. Es waren Orks!

    „Ich habe Vorteil gegen Orks", murmelte ich leise. Mein Nebenmann hörte das und kicherte.

    „Die meisten Piraten sind Orks. Ich bin kein Rassist, das sind Fakten."

    Es mussten etwa doppelt so viele Piraten wie Verteidiger sein. Sie waren auf Level 30 bis 50, der Anführer sogar auf Level 60. Er war locker 2,10 Meter groß. Er besaß nur noch ein Auge, hatte gewaltige Stoßzähne und schwang eine riesige Axt, die fast so groß war wie ich.

    Rechte Hand des Königs, Level 60, zeigte seine Markierung. Er war der einzige NPC unter den Angreifern. Ich war mir ziemlich sicher, dass es um genau den König ging, von dem Rygmus berichtet hatte. Was ein Glück, dass er nur seinen Stellvertreter geschickt hatte!

    „Tötet sie alle", brüllte der einäugige Ork.

    Die Piraten ließen einen Kriegsschrei erschallen und warfen sich auf uns.

    Ich warf ihnen meine letzte Stromschlagfalle entgegen. Dicht gedrängt mit den anderen Spielern konnte ich meine Kette nicht abwickeln. Also griff ich das Shanbiao und rammte es einem der Orks in den Hals. Verblüfft blieb er stehen. Sofort wirkte eine der Zauberer einen Eiszauber, der den Angreifer zurück in seine Respawn-Zone schickte.

    Der Kampf tobte erbittert.

    Die Stromschlagfalle löste aus, tötete aber niemanden.

    „Jetzt geht es los!", krähte der Mann neben mir und stürzte sich mit seinem Knüppel ins Gefecht.

    Noch nie hatte ich bei so einer Schlägerei mitgemacht. Wie bei zwei wütenden Banden ging es Faust auf Faust. Keine Spur von Taktik oder Befehlsstrukturen. Zwar versuchten die gnomischen Offiziere, Anweisungen zu geben, aber niemand hörte zu. Schon nach Sekunden war jede Schlachtordnung dahin. Ich teilte Schläge aus, duckte mich weg und verbrauchte einige Heiltränke. Entrinnen war in einem solchen Kampf extrem nützlich.

    Ich hielt das Shanbiao kurz und schlug immer wieder zu, während ich die Rücken von Feind und Freund als Deckung nutzte. Zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich die Aufregung und das Hochgefühl eines Kampfes auf Leben und Tod. Eine Weile vergaß ich sogar, wieso ich hier war und was ich verteidigte. Tatsächlich hatte ich Spaß an der Situation.

    Doch dann kam das jähe Ende.

    Ich stand allein dem einäugigen Ork und vier Piraten gegenüber.

    „Sieh mal einer an. Der Noob hat überlebt, lachte einer der Orks hämisch. „Level 20, wie niedlich.

    „Ein Wunder, dass wir ihn nicht versehentlich zu Brei gestampft haben", grinste ein anderer.

    Ich wagte ein paar schnelle Blicke. Alle anderen Verteidiger waren tot.

    „Wir haben ein paar Minuten, bevor die ersten wieder auftauchen, meldete sich ein dritter Ork zu Wort. „Erledigen wir ihn und schnappen uns, was wir tragen können.

    „Ich darf!", rief der erste Ork.

    Mit riesigen Sätzen sprang er auf mich zu und schwang theatralisch drohend sein Schwert.

    „Dein Ende naht, Wurm!"

    Ich wartete, bis er nah genug war, dann wirbelte ich mein Shanbiao auf ihn zu.

    Doch, statt dass sich die Kette um seinen Hals legte, fing er sie auf.

    „Ich bin ein Schwertmeister! Dein Spielzeug kann mir gar nichts!"

    In diesem Moment aktivierte ich Stromschlag. Still und leise hatte ich den Spruch mit all meinem Mana aufgeladen. In dem hektischen Kampf zuvor hatte ich gar nicht an die neuen Fähigkeiten gedacht. Wie gut, denn so hatte ich mehr als genug Mana.

    Du hast kritischen Stromschaden verursacht! 300 Punkte

    Der Spieler Nergal wurde getötet.

    Belohnung: +3.000 Erfahrungspunkte (mit Modifikator: 3.300 Punkte)

    Klasse.

    Nur mühsam konnte ich einen Jubelschrei unterdrücken. Besser, die Gegner dachten, ich hätte es genauso geplant. Vielleicht glaubten sie, ich könnte den Zauber ein zweites Mal wirken. Natürlich hatte ich meinen gesamten Manavorrat verbraucht und konnte nur noch mit der Kette kämpfen. Damit hatte ich heute genau einen Spieler auf Level 38 erledigt, weil er bereits im gelben Bereich war, als er mich angriff.

    „Du Bastard!", riefen die anderen drei Spieler wie aus einem Munde. Sie rannten los, um mich zu erledigen, als ein drohendes Schnaufen sie erstarren ließ.

    „Der gehört mir!"

    Der riesige, einäugige Ork hob seine gewaltige Axt.

    „Ha, er wird dich vom Kopf bis zum Fuß zweiteilen!", höhnte einer der Orks.

    Ich machte einen Schritt zurück und stieß direkt gegen die Wand.

    „Du Mistkerl!", spie ich dem Angreifer entgegen.

    Mir war klar, dass er sich durch Worte nicht aufhalten lassen würde, aber in Arktanien neigte ich zu unlogischem Verhalten. Vermutlich ließ ich mich zu sehr von all den Fantasy-Romanen inspirieren, die ich gelesen hatte. Daraus wusste ich auch, dass der Held immer eine Chance hat.

    Der Ork holte aus, um mich mit einem Hieb zu erledigen. In diesem Moment fielen mir die Worte des Schamanen wieder ein. Das Perlenarmband! Vielleicht würde es mich retten! Ich holte es aus dem Inventar und streckte es dem Ork entgegen. Dann schloss ich die Augen. Doch der Schmerz blieb aus.

    Langsam öffnete ich ein Auge einen Spalt. Der Ork hatte sich umgedreht und ging weg.

    „Wir gehen", befahl er seinem Trupp.

    „Aber Boss, was ist mit der Beute?", fragte einer der Spieler. Die anderen stimmten lauthals ein.

    „Ich sagte: Wir GEHEN", bellte der Anführer sie an.

    Gehorsam folgten sie ihm. Ich blieb allein zurück. Der Schamane hatte mich nicht belogen. Ich wünschte ihm ein langes Leben. Nicht nur, dass ich überlebt hatte! Nein, auch die Fracht war geschont worden.

    Kurz danach hörte ich eilige Schritte. Einige Gnomenwächter und ein paar Spieler kamen in den Raum.

    „Wo sind sie? Was ist mit dem Gepäck?"

    „Die Türen sind noch ganz", stellte einer der Spieler verwundert fest.

    Ein Gnom sah aus dem Bullauge. „Sie fliegen weg. Wie hast du das geschafft? Das waren Luftpiraten, keine Springmäuse!"

    Respekt klang in seiner Stimme mit. Das fühlte sich gut an. Mein Aussehen sorgte normalerweise nicht gerade dafür, dass man mir solche Dinge zutraute. Natürlich gibt es auch die Rocker, die in Wirklichkeit keiner Fliege etwas zuleide tun können. Ich war eine Art nobler Depp, der aussah, als würde er gerade Fermats letzten Satz lösen.

    „Ich habe keine Ahnung, log ich. „Sie sind einfach abgehauen.

    „Ohne dich zu töten?", sagte einer der Spieler skeptisch.

    „Wie sonst?", höhnte ich ihn an. Mit festem Schritt machte ich mich auf den Weg zu meinem Abteil.

    Noch auf dem Frachtdeck holte einer der Wächter mich ein.

    „Was auch immer da passiert ist: Du hast gute Arbeit geleistet, statt deinen Hintern auf dem Passagierdeck auszuruhen. Das verdient Respekt."

    Ansehen beim Gabilzkhar-Clan der Gnome: +100

    Gegenwärtiger Status: neutral, Punkte bis freundlich: 900

    „Komm mit, wir feiern deinen Sieg mit einem guten Tropfen."

    Er klopfte mir auf die Schulter. Ich musste mich festhalten, um nicht die Treppe hinaufzufallen.

    „Kein Bier?", hakte ich nach.

    „Bier ist für den Export, wischte er meinen Einwand beiseite. „Diesen Stoff behalten wir für uns.

    „Na dann", sagte ich beiläufig.

    Es würde noch eine Weile dauern, bevor wir ankamen. Ich war gespannt, was der Gnom mir kredenzen würde. Immerhin fand er, dass ich Respekt verdiente.

    Die Party, so stellte sich heraus, wurde für alle Verteidiger geschmissen, die mit den Gnomen gekämpft hatten. Wir nahmen das Speiseabteil in Beschlag und prosteten uns zu. Auf den Tischen wurden kleine Happen serviert, aber das Highlight war die große Flasche aus dunkel getöntem Glas. Daraus wurde eine bräunliche Flüssigkeit in unsere Gläser gegossen.

    „Auf echte Kämpfer!"

    Ich nippte vorsichtig. Geruch und Aussehen erinnerten an Branntwein. Doch der edle Tropfen war sehr viel milder. Schon bald breitete sich ein warmes, wohliges Gefühl in meinem ganzen Körper aus.

    Es war überaus angenehm, aber ich ermahnte mich, nicht zu viel zu trinken. Ich blieb still an meinem Platz sitzen, aß von dem Fleisch und hörte den anderen Anwesenden zu. Gesprächsthema Nummer eins waren die Kampagnen an der Grenze und die Erfolge, die diese Spieler gegen die grünhäutigen Feinde des Reichs errungen hatten.

    „Auf den Springmaus-Hammer!", prostete einer von ihnen.

    Verdammt! Ich wünschte, sie würden mich nicht so nennen.

    Glas auf Glas wurde gefüllt, aber ich hielt mich zurück. Das war nicht die Zeit, mich zu betrinken. Ich wandte mich an den Offizier neben mir.

    „Ich habe eine Frage: In meinem Abteil sitzen zwei Elfen. Was hatten die in einer Grenzfestung zu tun?"

    „Sie sind Beobachter aus dem Elfenkönigreich Ellendril, schnaubte der Gnom verächtlich. „Sie haben sichergestellt, dass die imperialen Truppen keine verbotenen Zauber wirkten, um Untote oder Blutgötter herbeizurufen.

    Ich hatte das Gefühl, dass niemand gut auf die Elfen zu sprechen war. Sie schienen sich zur Weltpolizei in dieser virtuellen Welt ausgerufen zu haben, die sich überall einmischte. Ich wunderte mich, warum ihr Königreich überhaupt noch existierte.

    „Der Krieg ist noch nicht zu Ende. Warum fliegen sie zurück?"

    „Sie wurden beim Spionieren erwischt, lachte der Gnom. „Also wurden sie mit der gebotenen Höflichkeit von einer Eskorte aus der Festung geleitet.

    „Wenn ihr mich fragt, hätten sie eine Kugel verdient, warf ein Spieler ein. „Ich mag sie nicht. Hochnäsige Snobs!

    Ich teilte seine Ansicht. Elfen waren unerträglich. Ohne dass sie ein Wort an uns gerichtet hatte, hatten sie dennoch einen unangenehmen Eindruck hinterlassen.

    Nach einer halben Stunde ging ich in mein Abteil zurück. Obwohl ich nur wenige Gläser getrunken hatte, schwankte ich ein wenig. Dieser Gnomenschnaps hatte es in sich. Ich musste mir

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