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Apostel der Schlafenden Götter (Disgardium Buch #2): LitRPG-Serie
Apostel der Schlafenden Götter (Disgardium Buch #2): LitRPG-Serie
Apostel der Schlafenden Götter (Disgardium Buch #2): LitRPG-Serie
eBook620 Seiten11 Stunden

Apostel der Schlafenden Götter (Disgardium Buch #2): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Deine Eltern lassen sich scheiden, darum bist du nach deinem 16. Geburtstag zu einer erbärmlichen Existenz als Angehöriger der untersten sozialen Schicht verdammt. Deine Freundin aus der Nachbarschaft verbessert durch eine Schönheitsoperation ihr Aussehen und levelt schnell, um dich zu beeindrucken. Ein Schlafender Gott hat dir etwas Macht gegeben, doch dafür verlangt er absoluten Gehorsam und Loyalität. Obendrein will die Vernichtende Seuche, dass ihr Abgesandter alle Lebewesen infizieren soll. Zu dumm, dass du ihr Abgesandter bist.

Das System von Disgardium stuft imba Spieler in durch Buchstaben gekennzeichnete Gefahrenklassen ein und hat Scyth alias Alex wegen seiner ungerechten Vorteile die potenzielle Gefahrenklasse A zugewiesen. Es ist jedoch schwierig für ihn, der Welt gefährlich zu werden, wenn er in einer Stadt voller Noobs festsitzt und sein Level weiter erhöhen muss. Noch schwieriger wird es, weil alle Verhinderer-Clans in Disgardium nur darauf warten, die Jagd auf ihn eröffnen zu können, er nicht mal seinen besten Freunden trauen kann und seine beiden Schutzgötter ihn innerlich zerreißen. Zu allem Überfluss ist sein größter Feind ebenfalls zu einer Gefahr geworden.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum27. Mai 2022
ISBN9788076191785
Apostel der Schlafenden Götter (Disgardium Buch #2): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Apostel der Schlafenden Götter (Disgardium Buch #2) - Dan Sugralinov

    Kapitel 1: Der Schlafende Gott

    DUNKLER DONNER GROLLTE und Blitze zuckten am ansonsten klaren Himmel. Die Erde bebte und kleine Wellen liefen über den Schlamm. Schleimige Kreaturen krochen und sprangen fieberhaft übereinander, um aus dem Moor herauszukommen. Das Wasser begann erst zu dampfen und dann zu brodeln, sodass die Kriechtiere darin bei lebendigem Leib gekocht wurden. Die riesigen Blutsauger und schwach leuchtenden Kugeln explodierten. Widerwärtiger, brauner Schleim spritzte in alle Richtungen.

    Dann wurde eine globale Benachrichtigung in ganz Disgardium verbreitet und unterbrach meine Gedanken. Behemoths Stimme flüsterte immer noch. Es hörte sich an, als ob jemand im Schlaf sprechen würde, und das meiste von dem, was er sagte, war mir unverständlich. Seine Begrüßung war das Letzte gewesen, das ich verstanden hatte.

    Wir haben einen falschen Ton in den klingenden Saiten der Schöpfung entdeckt! Ein neues Übel ist in Disgardium erwacht!

    Geschätzte potenzielle Gefahrenklasse: A

    Aktuelle Gefahrenklasse: Q

    Wahrscheinlichster Aufenthaltsort: Nicht feststellbar

    Die Welt hat noch nie eine derart mächtige Gefahr gesehen! Da dieses Übel jetzt erwacht ist, dürfen wir es nicht mächtiger werden lassen. Wer es als Erster findet und ausschaltet, wird von den Machthabern großzügig belohnt werden!

    Und wenn ihr erfolgreich seid, oh, Tapfere und Helden, werden die Götter euch ebenfalls wohlgesonnen sein!

    Ich war allen Göttern dankbar, dass mein Aufenthaltsort nicht festgestellt werden konnte. Der falsche Ton in den klingenden Saiten der Schöpfung musste so stark gewesen sein, dass er nicht nur einen bestimmten Ort, sondern die gesamte Welt erschüttert hatte.

    Ich war völlig erschöpft. Die wenigen Stunden, die ich in der letzten Nacht in der Instanz geschlafen hatte, während ich auf die Rückkehr der Dementoren gewartet hatte, waren nicht gerade erholsam gewesen. Selbst in Dis hatte ich stechende Kopfschmerzen. Ich wollte herausfinden, was ich für den Schlafenden Gott tun sollte, und Patricks Quest abschließen. Über alles andere würde ich später nachdenken. Ich brauchte eine Pause von Dis. Außerdem würden meine Eltern am Abend zurückkehren, und ich wollte etwas Zeit mit ihnen verbringen.

    Die Einheit, die mich begrüßt hatte, nachdem ich mich auf die kleine Insel in der Mitte des Sumpfes gehievt hatte, hätte einem Gott nicht unähnlicher sein können. Es war ein kleiner Klumpen von grünem Protoplasma gewesen, der in einer Art von Haut herumschwappt war. Wenn ich nicht genau hingesehen hätte, hätte ich es für eine Pfütze voller Wasserlinsen gehalten, die sich im Wind bewegten. Nur die Erklärung des Systems hatte mich überzeugt, dass es sich um etwas Bedeutendes handelte – um den Schlafenden Gott Behemoth. Für einen Newbie wie mich war es unmöglich gewesen, herauszufinden, ob die Kreatur auf einem sehr hohen Level war oder nicht. Wir hatten uns begrüßt, und dann war der Klumpen plötzlich direkt neben mir gewesen und hatte mich gebeten, ihn hineinzulassen. Das hatte ich getan. Wie sich herausstellte, hatte er gemeint, dass ich ihn in meinen Kopf lassen sollte.

    Danach war die von Blitz und Donner begleitete Benachrichtigung über die Erhöhung meiner potenziellen und aktuellen Gefahrenklasse erschienen, und dann hatte sich alles geändert. Behemoths Worte wurden auf einmal verständlich und ergaben Sinn. Gleich darauf sah ich eine durchsichtige Kreatur, bei der es sich um den Avatar des Gottes handeln musste. Sie erinnerte vage an ein Flusspferd, war aber längst nicht so groß, wie der Name Behemoth vermuten ließ. Darüber hinaus war sie schwer zu beschreiben. Sie ähnelte keinem Tier und keiner Fantasy-Kreatur, die mir bekannt waren. Ich hatte mich gefragt, ob es sich vielleicht um ein Gespenst oder ein Monster handelte. Ich war noch nie einem Boss begegnet, der Behemoth auch nur im Entferntesten gleichkam. Die Kreatur war so groß wie ich und sah mir böswillig in die Augen.

    „Ich hatte dich mir größer vorstellt, sagte ich. „Du bist schließlich ein Gott, wenn auch ein schlafender. Aber du schläfst ja nicht. Bedeutet das, dass du kein Schlafender Gott mehr bist?

    „Größe ist nicht wichtig, Apostel Scyth, knurrte die Stimme. „Die Gestalt, die du siehst, ist lediglich das Abbild einer meiner Gestalten in deinem Kopf. Sie hat die Größe angenommen, die am besten für ein Gespräch geeignet ist. Mein wahres Wesen ist so tief verschlossen, dass du es nicht erreichen kannst. Du und die ganze Welt um dich herum sind allein durch meine Träume erschaffen worden.

    „Die vielen anderen Götter dieser Welt wären sicher anderer Meinung. Es gibt Zauberer, die im Namen eines dieser anderen Götter Berge gespalten haben."

    „Wahrscheinlich sind alle intelligenten Kreaturen anderer Meinung, stimmte Behemoth mit überraschender Leichtigkeit zu. Zischend entfuhr ätzender Dampf aus den vielen Rüsseln in seinem Gesicht und den scheußlichen, mit Zähnen versehenen Mäulern überall an seinem schwerfälligen Körper. Es dauerte eine Weile, bis ich verstand, dass das seine Art zu lachen war. „Wir, die Schlafenden Götter, gestalten die Welt durch unsere Träume. Jedoch nur, solange die Produkte unserer Träume an uns, ihre Schöpfer, glauben. Da wir keine Anhänger mehr haben, können wir unsere Träume kaum noch kontrollieren und werden bald erwachen. Wenn das passiert, wird alles vom Nether verschlungen werden, einschließlich der sogenannten Götter wie die Abscheulichkeit, die Anspruch auf dich erhoben hat. Ich kann ihr Mal riechen.

    „Ihr Mal?, fragte ich neugierig. „Redest du von der Vernichtenden Seuche?

    „Die Vernichtende Seuche!, brüllte er wütend. „Leere Worte, die keinen Hinweis auf denjenigen geben, der sie kreiert hat. Eine Maskerade. Aber die Abscheulichkeit verleiht dir Kraft, die wir vorläufig zu unserem Vorteil nutzen können.

    „Zu unserem Vorteil? Nicht so schnell, Schlafender Gott. Noch bin ich nicht auf deiner Seite. Aber du hast recht, ich bin gekommen, um dir zu helfen. Ich war zu müde zum Stehen, darum setzte ich mich auf das vertrocknete Gras. „Ich bin von Patrick O‘Grady gesandt worden, einem Einwohner von Tristad. Als Belohnung für meine Hilfe möchte ich das erhalten, was du ihm versprochen hast.

    „Tristad ... Patrick ... Mehr leere, bedeutungslose Worte. Falls du den Schwachkopf meinst, der hier vor einiger Zeit mit einem Wolfsjungen aufgetaucht ist, das er der Mutter gestohlen hatte – ich habe ihm nichts versprochen. Was ihm zugestoßen ist, ist nicht in dieser Welt passiert, und die Belohnung, die ihm angeblich versprochen worden ist, habe ich ihm nicht versprochen. Du bist nicht hier, weil irgendein Patrick dich geschickt hat, sondern weil ich dich auf den Pfaden der Tiefen abgefangen habe."

    „Einen Moment, Behemoth! Ich verstehe nicht ... Was du sagst, verwirrt mich."

    „Es ist dir nicht bestimmt, zu verstehen. Die Stimme des Schlafenden Gottes klang müde und deutlich leiser als vorher. „Es ist egal, Apostel. Du bist schwach, darum ist mein Abbild in dir schwach. Es verblasst schnell. Wir verschwenden unsere Zeit.

    „Mir ist es aber nicht egal! Meine Stimme war dagegen lauter geworden. Ich war nicht bereit, seine Antwort zu akzeptieren, denn ich wollte nicht an der einzig echten Quest scheitern, die ich je erhalten hatte. Die an der Anschlagtafel des Stadtgefängnisses ausgeschriebenen Missionen, die ich angenommen hatte, zählten nicht. „Ich habe Patrick O‘Grady ein Versprechen gegeben und werde dir helfen, aber im Gegenzug musst du etwas für ihn tun. Was hast du ihm versprochen?

    „Er hat seine Verlobte und den Sinn seines Lebens verloren. Die Rüssel des Gottes hingen herab. Ich wusste nicht, wie ich es interpretieren sollte. „Ich kann ihm keines von beiden zurückgeben, aber ich kann ihm helfen, etwas Neues zu finden ...

    „Eine neue Verlobte oder einen neuen Lebenssinn?"

    „Ersteres wird zum Letzteren werden, und sobald er das Letztere hat, wird er Ersteres nicht mehr brauchen. Es ist egal. Leere Worte. Ich werde dir sagen, was er hören muss, um das Verlorene zurückzuerhalten. Bist du nun zufrieden, Apostel?"

    Die Mission des ehemaligen Captains einer Schwadron der Stadtwache und Ehrenbürgers von Tristad, Patrick O‘Grady, ist abgeschlossen.

    Du bist zu dem Ort im Morast gegangen, den er dir gezeigt hat, hast Behemoth deine Hilfe angeboten und als Belohnung um das gebeten, was er Patrick versprochen hatte. Leider ist es nicht die Belohnung, die Patrick sich erhofft hat.

    Erzähle Patrick O‘Grady von deinem Gespräch mit Behemoth, um deine Belohnung zu erhalten.

    „Ich bin zufrieden. Warum nennst du mich ‚Apostel‘? Und was bedeutet ‚Schlafender Gott‘?"

    „Weil du unser erster Herold sein wirst. Derjenige, der allen anderen vorangeht. Du bist unser Apostel, von nun an sind wir untrennbar verbunden. Behemoth senkte den Kopf. Seine Augen flackerten. „Was ist das? Das brauchst du nicht. Ich habe dich von dem Fluch befreit, den der Verrückte dir in meinem Namen auferlegt hat.

    Zuerst wusste ich nicht, wovon er sprach. Als ich schließlich verstand und ein Blick auf mein Profil meine Vermutung bestätigte, wusste ich nicht, ob ich mich freuen oder traurig sein sollte. Patricks Fluch Rastlose Seele, der mich an der Stelle respawnen ließ, an der ich gestorben war, war verschwunden.

    „Mein Abbild verblasst, fuhr der Schlafende Gott fort. „Wie ich bereits gesagt habe: Wir Schlafenden Götter verlieren mehr und mehr die Kontrolle über unsere Träume, weil niemand mehr an uns glaubt. Ohne unsere Kontrolle wird diese Welt eines Tages vom Nether verschlungen werden, und eure schwachen, falschen Götter beschleunigen den Prozess. Der Nether ist ein endloser Albtraum, aus dem es kein Erwachen geben wird.

    „Was kann ich dagegen tun?"

    „Du bist unser Apostel, der erste Herold. Das bedeutet, dass wir in dieser Welt ein und dasselbe sind. Hab keine Angst, es bedeutet nur, dass du unser Stellvertreter bist."

    „Du sagst ständig ‚unser‘. Wen meinst du damit?"

    „Alle Schlafenden Götter. Zu gegebener Zeit wirst du alles über uns erfahren, doch fürs Erste höre nur zu. Je größer unsere Macht ist, desto stärker wirst du werden. Du kannst neue Anhänger gewinnen, und jeder, der sich dir anschließt, vergrößert seine Macht und die aller anderen. Im Namen der Einheit!"

    Seine letzten Worte waren kaum noch vernehmbar.

    Der Schlafende Gott Behemoth hat dir die göttliche Fähigkeit „Berührung der Schlafenden Götter" verliehen!

    Berührung der Schlafenden Götter

    Aktive Fähigkeit

    Ermöglicht dir, intelligente Wesen zu neuen Anhängern der Schlafenden Götter zu bekehren. Erfordert die Bestätigung des Ziels.

    Der Schlafende Gott Behemoth hat dir die göttliche Fähigkeit „Einheit" verliehen!

    Einheit

    Passive Fähigkeit

    Für jeden neuen Anhänger erhalten alle Anhänger der Schlafenden Götter +1 auf ein zufälliges Attribut.

    „Ausgezeichnet, rief ich aus. „Mit solchen Vorteilen kann ich die ganze Welt auf meine Seite ziehen!

    „Leider ist die Anzahl vorläufig auf 13 intelligente Wesen begrenzt ... Der Avatar des Schlafenden Gottes löste sich in Luft auf, aber seine Stimme blieb wie ein Rauschen in meinem Kopf. „Frage mich ...

    „Wie kann ich die Anzahl erhöhen?"

    „Im Bodenlosen Ozean im Westen dieses Kontinents liegt eine Insel. Dort befinden sich die Ruinen eines uralten Schreins. Es ist die Stätte der Macht, die den Schlafenden Göttern am nächsten liegt. Baue dort zuerst einen Tempel, um den Glauben zu konzentrieren, und dann vergrößere diesen Tempel."

    „Der erste Tempel"

    Der Schlafende Gott Behemoth will, dass du auf einer namenlosen Insel im Bodenlosen Ozean einen neuen Tempel für ihn baust.

    Belohnung: unbekannt

    Ohne zu zögern akzeptierte ich die Quest. Es war eine göttliche Kettenquest und hatte keine Nachteile. Was gab es da zu überlegen?

    „Ich verstehe, erwiderte ich. „Ich weiß noch nicht, wo ich beginnen werde, aber ich werde mein Bestes geben. Was soll ich Patrick sagen?

    „Er soll nach Darant gehen. Seine Jane ist am Leben und studiert an der Universität für Magie. Doch bevor er geht, muss er seinen früheren körperlichen und geistigen Zustand wiederherstellen."

    „Noch etwas?"

    „Sie ist nie seine Frau gewesen. Sage ihm, dass sie sich an nichts erinnern wird. Da er außer dir der Einzige ist, der mich gesehen hat, überzeuge ihn, ein Anhänger zu werden."

    „In Anbetracht dessen, was ich ihm über Jane erzählen kann, wird es sicher nicht schwer sein. Übrigens, Patrick hat erwähnt, dass du dich der einzig wahre Gott nennst, aber du hast mir gerade gesagt, dass es mehrere Schlafende Götter gibt. Wie soll ich das verstehen?"

    „Dieser einzig wahre Gott ist in seiner Welt zurückgelassen worden. Der Schwachkopf kann nicht zwischen Realität und Delirium unterscheiden. Meine Kräfte schwinden, Scyth ..."

    „Warte! Wie erreiche ich dich, wenn ich eine Frage habe oder ...?"

    „Auf die gleiche Weise, wie du mich dieses Mal gefunden hast."

    Seine rauschenden Gedanken verschwanden. Ich sah mich um und bemerkte, dass der Schlamm, der die kleine Insel umgeben hatte, zurückgewichen und das Moor nun weniger tief war. Die Sonne näherte sich dem Horizont. Tiefen-Teleportation würde erst morgen abklingen.

    Ich musste zurückgehen, bevor ich wie Patrick die Welten verwechseln würde.

    Exit.

    Kapitel 2: Bündnis der Verhinderer

    AM ABEND WÜRDEN meine Eltern nach Hause kommen. Die wenigen Stunden, die mir bis zu ihrer Rückkehr blieben, verbrachte ich damit, die Wohnung in Ordnung zu bringen und zu duschen. Außerdem wollte ich meine Schularbeiten erledigen. Ich hatte bereits zu viele Schultage versäumt, und meine Eltern waren sicher schon benachrichtigt worden. Ich hatte einige Anrufe meiner Mutter verpasst und erhielt schließlich eine wütende Nachricht, die meine Vermutung bestätigte.

    Während ich durch die Schulbücher blätterte und versuchte, meinen Rückstand aufzuholen, rief Tissa an und fragte, wie es mir ginge und wo ich durch Tiefen-Teleportation gelandet wäre. Wie sich herausstellte, hatte es die Dementoren an die entferntesten Ecken der Sandbox verschlagen, sodass es einige Zeit dauern würde, bis sie wieder in der Stadt sein würden.

    Ich war neugierig, welche Charakterklassen das System mir zur Auswahl angeboten hatte. Im Morast hatte ich keine Lust gehabt, nachzusehen. Dann hatte ich mit Behemoth gesprochen und vergessen, die Meldung zu lesen, bevor ich das Spiel verlassen hatte. Zudem hatte Tissa erwähnt, dass Ed und die anderen morgen nach der Schule den Ersten Kill würden feiern wollen, und gefragt, ob ich mitkommen wollte. Ich hatte die Einladung angenommen.

    Ich las gerade etwas über die Quantenfeldtheorie, die wir im Physikunterricht behandelten, als die Wohnungstür geöffnet wurde und meine Eltern eintraten. Sie sahen müde und verdrossen aus.

    „Alex, Alex. Meine Mutter schüttelte den Kopf. Doch entgegen meinen Erwartungen schrie sie mich nicht an. „In ein paar Monaten hast du deinen Staatsbürgerschaftstest. Danach musst du allein leben. Was meinst du, was passieren wird, wenn du die Schule weiterhin vernachlässigst?

    Während sie mir eine Predigt hielt, fuhr mein Vater mir durchs Haar und schloss sich dann im Badezimmer ein. In der nächsten halben Stunde lief das Wasser, und man konnte ihn irgendetwas grummeln hören.

    „Wie war euer Flug?", fragte ich.

    „Gut ..., murmelte meine Mutter. Danach schwieg sie lange. „Das Projekt ist abgelehnt worden. Wenigstens haben sie nicht verlangt, dass wir den Vorschuss zurückzahlen, was sie durchaus hätten tun können.

    „Aber warum?"

    „Wir hatten wieder einen schlimmen Streit", antwortete meine Mutter. Mir wurde klar, dass sie über meinen Vater sprach. „Unsere Berechnungen waren völlig falsch, und während der Testphase sind einige schwerwiegende Bugs aufgetaucht. Die Kunden waren äußerst wütend. Sie bereiten einen wichtigen Dungeon vor, der Teil eines globalen Ereignisses in Disgardium sein wird. Sie haben einen Verbindungsmann bei Snowstorm Inc., der uns die Mechanik und die Attribute des Bosses gegeben hat. Unsere Aufgabe bestand darin, aufgrund dieser Informationen einen Beta-Testort zu erstellen."

    „Für welchen Clan?"

    „Für Modus, einen der einflussreichsten Clans in Dis. Sie waren die Champions der Arena für Erwachsene und sind die erfolgreichsten Verhinderer im ganzen Spiel."

    „Warum haben sie euch keine Zeit gegeben, die Fehler zu korrigieren?"

    „Sie hatten plötzlich wichtigere Dinge zu tun. In Dis ist eine Gefahr der Klasse A aufgetaucht. Solch eine große Gefahr hat es noch nie gegeben. Natürlich sind sie durchgedreht und setzen jetzt alle Hebel in Bewegung, um sie zu finden. Meine Mutter lachte. „Vielleicht haben sie darum den Vorschuss nicht zurückverlangt. Es gab ein Krisentreffen aller Verhinderer ...

    „Was? Warum denn das, Mama? Wollen die einzelnen Clans die Gefahren nicht allein finden, damit sie die Belohnung nicht teilen müssen?"

    „Vor einiger Zeit gab es einen Clan namens Excommunicado. Er bestand aus einer Gruppe von Nobodys und war etwa auf Rang 8.000. Dann haben sie eine Klasse-D-Gefahr eliminiert und sind daraufhin unter die ersten 10 Clans aufgestiegen. Was meinst du wohl, Alex? Natürlich wissen die Verhinderer, was sie durch eine Gefahr gewinnen können, die noch 3 Klassen höher ist. Mit jedem Level steigen die Belohnungen exponentiell. Sie werden so unglaublich hoch sein, dass genug für alle da ist. Ich habe zufällig mitgehört, dass die Clans ein Bündnis von Verhinderern bilden wollen."

    Erst jetzt wurde mir wirklich klar, gegen wen ich mich würde behaupten müssen. Ich allein gegen die gesamte Welt, abgesehen von der Vernichtenden Seuche, um was auch immer es sich dabei handeln mochte, und einen Klumpen Protoplasma, der sich Schlafender Gott nannte.

    Und Eve ... Unser Verhältnis war kompliziert. Ich befürchtete, dass sie sich vielleicht von mir abwenden würde, weil ich ihre Gefühle nicht erwiderte.

    Bei den Dementoren zu bleiben, war, wie auf einem Pulverfass zu sitzen. Eines Tages würden sie erkennen, mit wem sie es zu tun hatten, und dann würde das Fass explodieren. Vielleicht wussten sie es sogar schon längst. Bei unserer kleinen Feier morgen würde ich ein paar Sachen herausfinden können. Wir würden vielleicht Alkohol trinken, und ich hoffte, dass ihre Zungen dadurch lockerer würden. Hoffentlich würde ich einen Hinweis darauf bekommen, wie ich mich in Zukunft ihnen gegenüber verhalten sollte.

    „Mama ... Ich stockte und sprach in leisem Ton weiter. „Habt du und Paps ...

    „Was, Alex?"

    „Habt ihr versucht, euch zu versöhnen? Ich meine, ihr seid schon so lange zusammen."

    Meine Frage überraschte sie. Sie nahm sich lange Zeit, um Tee zu kochen, doch schließlich kam sie zu mir herüber, stellte eine Tasse vor mich hin und setzte sich. Im Bad lief das Wasser nicht mehr. Mein Vater hatte fertig geduscht. Wir saßen schweigend da und hörten zu, wie er sich mit einem altmodischen elektrischen Rasierapparat rasierte, statt einfach eine Lotion zu benutzen, die seine Barthaare ein für alle Mal entfernen würde. Er war der Meinung, Bartstoppeln würden ihn männlich aussehen lassen.

    Ich konnte es nicht über mich bringen, meine Frage zu wiederholen, und sie wollte offenbar nicht antworten. Doch als wir das Rascheln des Handtuchs hörten, mit dem mein Vater sich das Gesicht abtrocknete, sagte sie endlich: „Ich liebe deinen Vater nicht mehr, Sohn. Ich liebe Mark nicht. Ich habe jemand anderen gefunden."

    Das hatte ich mir schon gedacht, doch als sie es laut aussprach, traf es mich härter als eine Hammerfaust. Ich fühlte einen Kloß in meinem Hals, was mich unwillkürlich das Gesicht verziehen ließ, und ich bedeckte es mit den Händen. Ich musste mir die Tränen verbeißen.

    Die ganze letzte Woche hatte ich Hoffnung gehabt und war unterbewusst sicher gewesen, dass sie sich wieder zusammenraufen und ihre Meinung ändern würden, aber nun wusste ich, dass ihre Entscheidung endgültig war. Mein Vater würde niemals mit meiner Mutter zusammenleben, wenn er wüsste, dass sie einen Geliebten hatte, und meine Mutter verlor fast den Verstand und konnte es nicht abwarten, frei zu sein und wegziehen zu können, um mit ihrem neuen Freund zusammenzuleben.

    Für einen Moment sah ich sie mit anderen Augen. Sie war 39 Jahre alt, attraktiv und hatte eine sehr gute Figur. Und sie verlangte nach den Armen eines anderen Mannes.

    Ich fühlte Wut in mir aufsteigen, Wut auf den Kerl, der meiner Mutter den Kopf verdreht hatte. Ich rannte in mein Zimmer, bevor ich meinen Pulvertee ausgetrunken hatte. Der alte Furtado hatte recht gehabt: Das Zeug, das meine Mutter zubereitet hatte, hatte nichts mit dem edlen Getränk zu tun, das Tee hieß.

    Um mich abzulenken, versuchte ich, Eve zu erreichen, aber ihr Kommunikator war nicht verfügbar. Darum nahm ich mein Physikbuch wieder in die Hand. „Quantentheorie für Systeme mit unendlich vielen Freiheitsgraden ..." Eine spannende Lektüre.

    * * *

    Als es am Ende der letzten Stunde klingelte, begannen alle Schüler, laut durcheinanderzureden, packten ihre Sachen und rannten zur Tür. Heute wollten die Dementoren und ich zu Ed fliegen, um den Ersten Kill zu feiern. Ich hatte sie fast eingeholt, als mein Lehrer mich anhielt.

    „Warte einen Augenblick, Sheppard", sagte Herr Kovacs. Er betrachtete ein Diagramm, das meine Leistungen zeigte.

    „Was ist, Greg? Ich blieb neben ihm stehen. Er blickte überrascht auf, obwohl er mir letzte Woche angeboten hatte, ihn zu duzen. „Herr Kovacs, verbesserte ich mich.

    „Wir warten draußen." Ed nickte mir zu, und die Dementoren verließen das Klassenzimmer.

    „Setz dich, sagte Herr Kovacs und deutete auf einen Stuhl neben seinem Schreibtisch. „Wir müssen uns ernsthaft unterhalten, Sheppard.

    Es war das erste Mal, dass mein Lehrer in diesem offiziellen Ton mit mir sprach und mich beim Nachnamen nannte. Normalerweise verhielt er sich, als ob er einer von uns wäre.

    Herr Kovacs stand auf, schloss die Tür und kam zurück. Er trommelte mit den Fingern auf dem Tisch herum und sagte scharf: „Ich habe nicht viel Zeit, Sheppard, darum werde ich es kurz machen. Im letzten Abschnitt warst du nur 80 % der Unterrichtsstunden anwesend. Deine integrierte Leistungsbewertung beträgt 79. Das ist noch nicht bedenklich, aber es ist nahe dran. Ich werde nicht zulassen, dass deine Leistungen noch schlechter werden. Heute Morgen habe ich deine Eltern angerufen, um der Sache auf den Grund zu gehen. Weißt du, was sie mir gesagt haben?"

    „Dass sie sich scheiden lassen?"

    „Was?, fragte Herr Kovacs überrascht. „Sie lassen sich scheiden? Das erklärt vieles ... Er trommelte weiter. „Hm-hmm ... Dadurch fühle ich mich noch verantwortlicher für deine Zukunft, Alex. Sein Ton wurde weicher. „Ab heute gebe ich dir jeden Tag zwei zusätzliche Unterrichtsstunden, bis deine Leistungsbewertung wieder auf dem normalen Stand ist. Ich habe dir bereits einen Platz im Studienlabor reservieren lassen. Du kannst sofort anfangen, nachdem unser Gespräch beendet ist.

    Ich wusste nicht, was ich antworten sollte, darum nickte ich nur. Meine Leistungen waren noch nicht bedenklich, das war gut. Ich wusste selbst, dass ich zurückgefallen war. Die verpassten Stunden mithilfe eines VR-Helms nachzuholen und die Tests zu wiederholen, ängstigte mich nicht.

    „Das ist noch nicht alles. Deine Mutter hat mir anvertraut, dass du eine krankhafte Fixierung auf Disgardium entwickelt hast."

    Ich sprang auf. „Was? Krankhaft? Wollen Sie damit sagen, dass etwas, an dem jeder Spaß hat, krankhaft ist?"

    „Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Ich habe nur die Worte deiner Mutter wiederholt. Wahrscheinlich hat sie gemeint, dass dein Interesse an Dis plötzlich gestiegen ist, und du weißt ja, dass ich mit der Vorschrift des Bildungsministeriums nicht übereinstimme. Wie soll ich es sagen ... Meiner Meinung nach sind sie zu weit gegangen, als sie festgelegt haben, dass Kinder für eine gewisse Zeit ein Spiel spielen müssen. Verstehst du? Für Kinder mit niedrigem Staatsbürgerschaftsstatus mag es nützlich sein. Schließlich gibt es für sie nach der Schule keinen anderen Platz, und Dis reduziert die sozialen Spannungen ... Er rieb sich die Nase. „Aber du kommst aus einer guten Familie, Alex. Status F! Nichts hindert dich daran, ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu werden.

    „Haben Sie vergessen, dass meine Eltern sich scheiden lassen?"

    „Aber sie sind noch nicht geschieden! Herr Kovacs schlug auf den Tisch und erhob sich. Ich konnte Wut in seinen Augen sehen und setzte mich überrascht wieder hin. „Und wenn sie schlau sind, lassen sie sich vor deinem Staatsbürgerschaftstest auch nicht scheiden.

    Er hatte recht. Möglicherweise würde der relativ hohe Staatsbürgerschaftsstatus meiner Eltern mir bei der Kommission ein paar zusätzliche Punkte verschaffen. Vielleicht aber auch nicht. Es waren schließlich nur Gerüchte, die sich jedoch hartnäckig hielten und offenbar durch Statistiken bestätigt wurden.

    Außerdem hatten Familien mit höherem Status einfach bessere Möglichkeiten, ihre Kinder von Geburt oder sogar von ihrer Empfängnis an gesünder zu ernähren, ihnen soziale Fähigkeiten zu vermitteln und ihnen eine Ausbildung zuteilwerden zu lassen. Genetische Bearbeitung kostete viel Geld, aber jeder hatte das Recht, sie einzusetzen – man musste eben nur über die finanziellen Mittel verfügen.

    Herr Kovacs sah mich eine Weile durchdringend an, bevor sich seine Stirn schließlich wieder glättete und seine Nasenflügel nicht mehr bebten. Er setzte sich wieder und kehrte zu seinem gewöhnlichen Ton zurück, als ob nichts passiert wäre.

    „Vor 1 Stunde habe ich das Bildungsministerium gebeten, deinen Charakter vorübergehend für Disgardium zu sperren. Ich habe alle Felder angekreuzt und deinen potenziellen Wert für die Gesellschaft hervorgehoben – deinen Wert in dieser Welt, nicht in Dis. Der Antrag ist genehmigt worden. Dein Charakter ist für 2 Wochen gesperrt worden. Ich hoffe, das ist genug Zeit, um den Stoff, den du verpasst hast, aufzuholen."

    „Was? Machen Sie Witze? Sie können mich nicht ...!"

    Fast hätte ich ihm erzählt, dass ich eine Gefahr war und mindestens 3 Stunden pro Tag im Spiel verbringen musste, doch glücklicherweise unterbrach er mich.

    „Sehe ich aus, als ob ich Witze mache? Und, ja, die Sperre liegt in meinem Ermessen! Er wurde wieder wütend. „Los, Sheppard! Ins VR-Labor für die zusätzlichen Stunden! Sofort!

    Ich schlug die Tür hinter mir zu. Die Gerüchte über seine Vergangenheit als Soldat schienen wahr zu sein. Im Flur erwarteten mich die erstaunten Gesichter der Dementoren. Hung stand zum Schein stramm. „Jawohl!", rief er mit aufgerissenen Augen.

    „Hung Lee!, schallte Herr Kovacs‘ Stimme aus dem Klassenzimmer. „Zwei zusätzliche Stunden mit Sheppard! Auf geht‘s!

    * * *

    Aus Solidarität warteten die anderen auf uns. Für mich vergingen die 1 ½ Stunden Bionik ziemlich schnell, aber Hung war aufgebracht. Nachdem er seinen VR-Helm abgenommen hatte, drehte er sich zu mir und sagte frustriert: „Verdammt! Alle guten Schulen haben Kapseln statt dieses uralten Mülls. Er zog die VR-Handschuhe aus und ließ seine Fingergelenke knacken. „Verschwinden wir jetzt von hier, oder was?

    „So schnell wie möglich, erwiderte ich. „Aber es war interessant. Wirklich! Sonst hätte ich wahrscheinlich nie gelernt, dass du vor 100 Jahren ein Zyklop gewesen wärst.

    Reflexartig berührte Hung sein linkes Auge. Es war bionisch, aber kaum von seinem anderen – normalen – Auge zu unterscheiden. Als Kind war er bei einem dummen Spiel zu waghalsig gewesen, hatte einen Unfall gehabt und sein Auge verloren.

    „Vor 100 Jahren? Mein Großvater hat mir erzählt, dass damals alle Leute Arbeit hatten. Aber zu der Zeit war er noch klein, vielleicht hat er es sich nur eingebildet. Er erzählt alle möglichen Geschichten." Hung schlug mir auf die Schulter und lachte etwas gezwungen. „Was hast du für Pläne, Alex? Die Jungs und ich raten ständig um die Wette. Wie bist du plötzlich so gut in Dis geworden?"

    „Lass uns bei Ed darüber reden. Ich will mich nicht wiederholen müssen."

    Der Rest des Teams wartete bei der Startrampe für die fliegenden Autos. Als sie uns sahen, standen sie auf und schüttelten Schnee von ihrer Kleidung.

    „Endlich! Wir haben uns hier draußen schon den Hintern abgefroren!", rief Malik.

    Ihre beheizte Kleidung hätte das natürlich verhindert, aber Tissa, Ed und er hatten rote Wangen. In der vergangenen Nacht war der erste Schnee gefallen. Es war so viel gewesen, dass das Klimakontrollsystem der Rampe ihn nicht bewältigen konnte, sodass man den Schnee an den Rand des Dachs geschaufelt hatte. Wie es aussah, hatten die drei eine Schneeballschlacht gemacht, während sie auf Hung und mich gewartet hatten.

    Wir stiegen in ein fliegendes Auto, und Ed stellte den Zielort ein. Unterwegs redeten wir über alle möglichen Sachen, aber wir vermieden das Thema Disgardium. Selbst als ich erwähnte, dass mein Charakter für 2 Wochen gesperrt worden war, reagierten sie nicht. Tissa hatte den Kopf geschüttelt, meine Brust berührt und mit ihren Lippen „später" geformt.

    Nach einer Viertelstunde landeten wir auf dem Dach des Gebäudes, in dem Ed wohnte. Es war ein Kategorie-H-Stadtteil, in dem Bürger mit niedrigem sozialem Status lebten. Die Unterschiede zu der Gegend, in der ich wohnte, waren offensichtlich: Die Gebäude waren höher und standen dichter zusammen. Es gab weniger Grünflächen und die Fenster sahen kleiner aus.

    „Kommt mit. Ed ging mit uns über den Parkplatz. Dann hielt er seinen Finger an das Schloss einer Tür. Es klickte, und sie öffnete sich. „Bringt keinen Schnee herein.

    Ein Aufzug brachte uns zur 24. Etage hinunter. Er war nicht so schnell, geräumig oder leise wie der Aufzug in meinem Gebäude. Wir gingen einen langen Flur hinunter, bevor wir vor einer der vielen Türen anhielten. Ed öffnete sie, indem er sein Gesicht vor die Kamera des Gesichtserkennungssystems hielt. Malik begann, einen Hit zu pfeifen und sogar zu tanzen, aber Tissa flüsterte: „Infect, sei still! Du weckst Eds Großmutter auf."

    Sobald sich die Tür öffnete, ertönte die Stimme eines Kindes. „Eddy!"

    Ein fünfjähriges Mädchen stürzte sich auf Rodriguez, sprang hoch und hielt sich an seinen Schultern fest.

    „Wer ist es, Pollyanna?, hörte ich eine Frauenstimme. „Edward, bist du das? Du bist spät dran.

    „Ja, Großmutter! Herr Kovacs hat uns zusätzliche Stunden gegeben", rief Ed über den Kopf des Mädchens hinweg. Es sprang ihrem Bruder aus den Armen, umarmte Malik und Hung und fiel dann Tissa um den Hals. Offenbar waren sie oft hier. Tissa flüsterte dem Mädchen etwas ins Ohr, woraufhin es nickte, lachte und mir einen verstohlenen Blick zuwarf.

    „Ich heiße Alex", stellte ich mich vor und streckte meine Hand aus.

    „Polly", entgegnete sie schüchtern und berührte meine Hand nur ganz leicht.

    „Ich rede schnell mit Großmutter, sagte Ed. „Im Kühlschrank ist Coke. Nehmt euch eine und wartet auf dem Balkon auf mich. Polly, hast du etwas gegessen? Als sie nickte, fuhr er fort: „Gut, dann spiel in deinem Zimmer."

    Ich sah mich in Eds Wohnung um. Sie war etwa so groß wie unsere, doch wegen der niedrigeren Kategorie der Wohngegend war sie verwahrloster. Malik und Hung nahmen ein paar Flaschen Coke aus dem Kühlschrank, und Tissa holte eine Packung Pappbecher und einige Tüten Chips aus dem Schrank. Dann gingen wir zu einem mit Fenstern versehenen Balkon hinüber, der Aussicht auf das nächste graue Gebäude mit blauen Fensterrahmen bot, das nur einige Meter entfernt war. Es war lediglich Platz für vier Stühle und einen kleinen Plastiktisch. In einer Ecke lag ein Haufen aus vielen kleinen Figuren und einigen Kisten. Alles war verstaubt. Ich hatte den Eindruck, dass die Wohnung lange nicht gereinigt worden war, und einen Reinigungsroboter konnte ich auch nicht entdecken.

    „Die Wohnung ist groß genug für fünf Leute, bemerkte ich, während wir auf Ed warteten. „Sie ist ziemlich geräumig.

    „Hier haben einmal fünf Leute gewohnt, antwortete Hung düster. „Aber vor 3 Jahren haben sich Eds Eltern in Afrika mit dem Rock-Virus infiziert.

    „Ist er nicht behandelbar?", fragte ich überrascht. Fast jedes Jahr gab es eine neue Krankheit, aber die moderne Medizin fand immer Wege, um selbst höllische Gegner wie den Rock-Virus zu besiegen, der gesunde Zellen verrotten ließ, während der Patient noch am Leben war.

    „Es war ganz am Anfang, erklärte Tissa, während sie eine Tüte Chips öffnete. „Sie waren unter den ersten Infizierten, als noch niemand das Virus diagnostizieren konnte.

    „Sie waren ausgezeichnete Künstler", fügte Hung hinzu.

    „Wie hieß es doch gleich? Tissa rollte mit den Augen. „‚Der Wert des kulturellen Beitrags ihrer Arbeiten ...‘ Bla, bla, bla. Sie haben den Staatsbürgerstatus von Eds Eltern auf seine Großmutter übertragen, damit die Familie nicht umziehen musste.

    „Und was ist mit seiner Großmutter?, fragte ich. „Sollten wir nicht hallo sagen?

    „Das ist nicht nötig. Tissa schüttelte den Kopf. „Sie kann kaum laufen, ist fast taub und mag keine Fremden. Du bist definitiv ein Fremder für sie.

    „Und du wirst ein Fremder bleiben, bis du sie getroffen hast, feixte Malik. „Stell dich ihr vor, es ist eine gute Idee.

    Ich stand auf und ging zur Tür, aber Ed kam zur Tür herein. „Seid leise! Großmutter ist gerade eingeschlafen. Warum bist du aufgestanden, Alex? Suchst du die Toilette?"

    „Nein, ich wollte deine ..."

    „Ein anderes Mal, entgegnete Ed. „Sie braucht ihre Ruhe. Okay, es fehlt noch ein Stuhl.

    Er ging zurück in die Wohnung und kam gleich darauf mit einem Hocker zurück. Er schloss die Balkontür und setzte sich zu uns. Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, als er zu Hung hinüberblickte.

    „Hast du ihn bekommen, Bomber?"

    „Natürlich! Hung atmete tief ein und schmunzelte. „Wir sind gekommen, um zu feiern, darum ... Er holte eine große Flasche aus der Innentasche seiner Jacke und schüttelte sie. „Reiner Whisky, Leute! Aus dem endlosen Vorrat meines guten, alten Vaters."

    Erster Kill, Whiskey und Coke ... Ed rieb sich die Hände. „Leute, wir vergeuden Zeit! Bomber, öffne die Flasche!

    Kapitel 3: Akademische Sperre

    DIE NACHRICHT VON Snowstorm Inc. kam, als ich noch mit den Dementoren bei Ed war. Obwohl der starke Alkohol mir bereits den Verstand getrübt hatte, war ich noch vernünftig genug, um sie nicht zu lesen. Ich hatte meinen Kommunikator gerade weit genug aus der Tasche gezogen, um die Nachricht zu sehen. Sobald ich den Namen des Unternehmens gelesen hatte, schob ich ihn schnell wieder hinein, bevor Tissa etwas bemerken konnte.

    Sie saß zwischen Ed und mir und berührte mich ab und zu mit ihrer Schulter oder ihrem Haar. Hin und wieder legte sie die Hand auf mein Knie, aber ich sollte dazusagen, dass sie ihre andere Hand auf Eds Knie legte, als ob unsere Beine Armlehnen für sie wären.

    Bald wurde mir klar, dass ich zu viel redete, und nicht nur, weil ich schnell betrunken geworden war. Ich fühlte mich wohl mit meinen Klassenkameraden. Es machte Spaß, Zeit mit ihnen zu verbringen. Sie strahlten eine freundliche Wärme aus. Als ich mich verabschiedete, wollten sie mich nicht allein gehen lassen. Sie begleiteten mich zum fliegenden Auto, und Hung sorgte dafür, dass ich den richtigen Zielort eingab. Dann umarmten wir uns und sie schlugen mir freundschaftlich auf die Schulter. Ed sagte redselig, dass sie auf die Beute vom Dungeon aufpassen und möglichst schnell alle unnötigen Gegenstände verkaufen würden. Er versicherte mir, dass ich meinen Anteil für die gesamte Instanz bekommen würde, nicht nur für den Endboss. Danach machte ich mich auf den Weg.

    Auf dem Heimweg schlief ich ein und wachte nicht einmal auf, als das fliegende Auto auf dem Dach unseres Wohngebäudes landete. Als ich schließlich wach wurde, wusste ich nicht, ob ich erst vor einigen Minuten oder schon vor einigen Stunden angekommen war. Schwankend stieß ich gegen Türrahmen und lehnte mich immer wieder an Wände, um aufrecht stehen zu bleiben. Als ich endlich unsere Wohnung erreicht hatte, ließ ich mich auf mein Bett fallen und schlief sofort weiter.

    Früh am Morgen wachte ich auf, weil ich fürchterlichen Durst hatte. Jemand hatte mich ausgezogen und mit der Bettdecke zugedeckt. Meine Mutter oder mein Vater mussten nach meinem ersten richtigen Rausch Mitleid mit mir gehabt haben. Als weiterer Beweis dafür stand eine Flasche Wasser und ein Glas auf meinem Nachttisch, und daneben lag eine Kopfschmerztablette. Diese Kombination hatte ich schon öfter gesehen, wenn mein Vater einen Kater gehabt hatte.

    Ich spülte die Tablette mit dem Wasser hinunter. Dann stieg ich aus dem Bett. Duda hatte neben mir gelegen, sein Kopf ruhte auf seinen Pfoten. Als er bemerkte, dass ich aufgestanden war, stellte er die Ohren auf, doch als er meine Stimmung wahrnahm, blieb er liegen.

    Mit starken Kopfschmerzen ging ich im Zimmer hin und her und versuchte, meine Gedanken zu sammeln. Ich hatte noch genug Zeit, bis die Schule anfangen würde, darum duschte ich zuerst. Ich ließ das warme Wasser lange über meinen Körper laufen, um meinen Verstand zu beleben. Den Gedanken an das viele Geld, dass ich für das Wasser und den Strom verschwendete, schob ich beiseite.

    Danach ging es mir besser. Ich wollte überprüfen, ob Herr Kovacs geblufft hatte, und stieg in meine Kapsel. Gleich darauf sah ich eine Nachricht, in der ich informiert wurde, dass ich vorübergehend für alle Spielwelten gesperrt worden war. Plötzlich fiel mir die E-Mail vom Unternehmen wieder ein.

    Lieber Alex!

    Mit dieser Nachricht informieren wir dich, dass du eine zweiwöchige akademische Sperre für Disgardium erhalten hast.

    In Anbetracht deines besonderen Status und der erforderlichen Spielzeit wollte ich dir persönlich schreiben, um dich zu beruhigen. Jeder von uns hier bei Snowstorm Inc. ist einmal zur Schule gegangen. Darum wissen wir, wie es ist, und wollen dir das Leben nicht noch schwerer machen. :)

    Für die Dauer deiner akademischen Sperre bist du von deiner Verpflichtung befreit, mindestens 3 Stunden im Spiel zu verbringen.

    Ich wünsche dir eine schnelle Lösung deiner Probleme, und möge der Himmel von Disgardium immer blau für dich sein!

    Mit freundlichen Grüßen

    Marianna Da Silva, Kundendienstabteilung

    Snowstorm Incorporated

    Mit einem Schmunzeln machte ich mich für die Schule fertig. Als ich die Küche betrat, sah mein Vater mich verständnisvoll an. Beim Frühstücken musste ich mir erneut eine Predigt von meiner Mutter anhören, ehe ich mich auf den Weg zur Schule machte.

    Der Unterricht verging schnell. Zum ersten Mal seit langer Zeit dachte ich nicht an Dis, sondern hörte meinen Lehrern aufmerksam zu und erledigte meine Aufgaben korrekt. In den Pausen unterhielt ich mich mit den Dementoren. Sie waren bereits in der Nähe von Tristad und konnten es nicht erwarten, sich die Belohnung vom Ersten Stadtrat Whitacre abzuholen. Der Endboss hatte für jeden von uns ein Skorpionauge gedroppt, der erste Teil einer neuen Quest.

    Obwohl Herr Kovacs wegen des bevorstehenden Erntedankfestes nicht auf den zusätzlichen Stunden bestand, absolvierte ich sie trotzdem, um die verpasste Zeit aufzuholen.

    * * *

    Das lange Wochenende verging wie im Flug. Am Donnerstag hatten wir Gäste und aßen Speisen, die meine Mutter selbst zubereitet hatte. Na ja, genauer gesagt hatte sie ein Luxusgericht namens „Erntedankfest" in den Multikocher geworfen, und nach 1 Stunde war eine Mahlzeit für acht bis zehn Leute fertig gewesen. Das Ganze hatte nur 99 Phönix gekostet. Es gab gebratenen Truthahn, Kartoffelbrei, einen Käse-Mais-Auflauf, Kürbiskuchen und viele andere leckere Sachen.

    Am Freitag waren wir bei Freunden zu Gast. Meine Eltern versteckten geschickt ihre bevorstehende Scheidung und spielten die glückliche Familie hervorragend. Fast hätte ich es selbst geglaubt, wenn meine Mutter mir nicht vor ein paar Tagen gesagt hätte, dass sie meinen Vater nicht mehr lieben würde.

    Am Samstag und Sonntag beschäftigte ich mich mit alltäglichen Sachen. Ich lernte, sah mir Filme und Videos über die Leman-Expedition zum Mars an und versuchte vergeblich, mich mit Tissa zu verabreden. Erstens war sie in Dis, darum dauerte es lange, bis sie überhaupt antwortete, und als sie endlich schrieb, war ihre Nachricht kurz und knapp: „Ich kann nicht. Habe keine Lust." Ich überlegte, ob ich mich darüber ärgern sollte, doch ich beschloss, keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden.

    Aus Langeweile versuchte ich sogar, Eve anzurufen, aber ihre Mutter antwortete und sagte, dass sich die Genesung ihrer Tochter hinziehen würde, weil sie „auf den Geschmack gekommen" wäre.

    Ich war froh, als das lange Wochenende vorbei war. Am Montag freute ich mich auf die Schule. Das war auch der Tag, an dem ich von Axioms Rache erfuhr.

    * * *

    Deprimiert. Düster. In die Knie gezwungen und zermürbt. So sahen die Dementoren aus, als ich sie auf dem Schulhof traf. Obwohl die Sonne schien und der Himmel wolkenlos war, strahlten sie Kälte und Mutlosigkeit aus. Es war, als ob die Mitglieder des Clans zu echten Dementoren geworden wären.

    Sie waren nicht zur ersten Stunde erschienen und zur zweiten zu spät gekommen. Herr Kovacs hatte mich am Anfang der Pause aufgehalten, sodass ich erst etwas später zu ihnen gestoßen war. Sie saßen auf einer Bank und sahen erbärmlich aus.

    „Hallo, sagte ich vorsichtig. „Wie geht es euch?

    „Hallo", antwortete Tissa finster und wandte sich ab. Sie waren noch nervöser geworden, seitdem ich aufgetaucht war. Offenbar hatte ich ein Gespräch unterbrochen, das ich nicht hören sollte.

    „Zur Hölle damit, brach es aus Hung hervor. „Es ist auch sein Problem.

    Ed sah mich mit leerem Blick von oben bis unten an, bevor er das Gesicht in den Händen vergrub.

    „Was ist passiert? Ist jemand gestorben?"

    „Ja, wir alle! Malik lachte nervös. „Immer und immer wieder.

    „Also gut, murmelte Ed. Er hatte einen Entschluss gefasst. Er hob den Kopf und rief aus: „Wir sind erledigt, Alex. Uns steht das Wasser bis zum Hals!

    „Das sehe ich, erwiderte ich und setzte mich zwischen Hung und Malik. „Sagt schon, was ist passiert?

    „Axiom ..., begann Malik, aber Ed unterbrach ihn. „Letzten Donnerstag hat Big Po uns wegen der Instanz auf Axioms KOS-Liste gesetzt und zahlt jedes Mal, wenn einer von uns getötet wird, ein Kopfgeld von 50 Goldmünzen.

    „Und was ist mit mir?"

    „Wir wissen es nicht genau, aber du kannst in den Foren nachsehen, antwortete Ed. „Bis jetzt sind es nur wir vier. Zu dir haben sie Fragen. Nur, dass du es weißt: Wir haben gesagt, dass du nicht dabei warst.

    „Habt ihr wenigstens die Beute sicher in die Stadt zurückbringen können?"

    „Ja, aber wir haben fast unsere ganze Ausrüstung verloren! Keiner von uns hat es geschafft, die Stadt zu Fuß zu erreichen. Sie haben uns alle erwischt!"

    „Wo seid ihr jetzt?"

    „An der gleichen Stelle, murrte Hung. „Am Spawnpunkt bei den Olton-Steinbrüchen.

    „Wir sind alle auf Level 10 gesunken, und sie haben uns geplündert. Ed atmete tief ein. Seine Stimme wurde leiser, und er sagte kaum hörbar: „Ich habe meinen epischen Umhang von Urfin dem Feurigen verloren, und ich kann nirgends hingehen, denn überall wartet ein neuer Kopfgeldjäger, um seine Tötungen zu erhöhen, bis ‚Sinkende Erträge‘ einsetzt.

    „Was ist das?"

    „Eine Person kann pro Tag nur dreimal nacheinander vom gleichen Spieler oder der gleichen Gruppe getötet werden, erklärte Tissa. „Nach dem dritten Mal verursachen ihre Angriffe keinen Schaden mehr. Darum wechseln sie sich ab.

    „Und die Teleportation?"

    „Sie wirkt nicht sofort, beschwerte Hung sich. „Sie halten Ausschau nach uns, sodass sie uns erwischen, bevor die Abklingzeit abgelaufen ist. Ed hat es einmal geschafft, aber er ist bei den Nagas gelandet, die ihn in Stücke gerissen haben.

    „Ich hatte keine Chance!, schnaubte Ed. „Ich war nackt auf Level 10!

    „Wie lange werden sie damit weitermachen?", fragte ich.

    „Bis wir die Sandbox

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