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Der Gebieter des Schicksals (Außenseiter Buch #7): LitRPG-Serie
Der Gebieter des Schicksals (Außenseiter Buch #7): LitRPG-Serie
Der Gebieter des Schicksals (Außenseiter Buch #7): LitRPG-Serie
eBook457 Seiten6 Stunden

Der Gebieter des Schicksals (Außenseiter Buch #7): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Ein neues Buch in der international gefeierten LitRPG-Reihe! Im Himmel über dem Dunklen Kontinent sind geflügelte Bestien auf Raubzug. Täglich treffen unzählige neue Flüchtlinge vor den Toren von Waldstadt ein, auf der Suche nach Schutz vor dieser mysteriösen Geißel.

Horden von blutrünstigen Geister-Morphe durchstreifen die Große Öde und verschlingen alles, das sich ihnen in den Weg stellt. Im Steinwald hat sich ein dunkles Portal geöffnet, durch das unzählige Mobs aus anderen Welten strömen.

Feinde aus längst vergangenen Zeiten stellen Armeen zusammen und sammeln ihre Kräfte. Uralte Feinde schließen Bündnisse. Erneut zeichnen sich gewaltige Änderungen für die Welt des Großen Systems ab. Ein neuer Krieg steht bevor.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum24. Mai 2022
ISBN9788076195585
Der Gebieter des Schicksals (Außenseiter Buch #7): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Der Gebieter des Schicksals (Außenseiter Buch #7) - Alexey Osadchuk

    Kapitel 1

    MITTEN IN DER NACHT wurde ich ins Büro der Königin gerufen. Der grimmige Gesichtsausdruck ihres Privatsekretärs verriet mir, dass ich sie nicht in guter Stimmung vorfinden würde.

    Im Büro führte man mich hinaus auf die Terrasse, wo die Königin der Gnome am Geländer stand, die Hände auf den breiten Steinsims gelegt, tief in Nachdenken versunken. Ihr Blick ruhte auf der schlafenden Stadt unter uns.

    Auf mein Eintreten reagierte sie nicht. Doch kaum war ihr Sekretär gegangen, sagte die Herrscherin über alle Gnome leise: „Jetzt sind wir allein."

    „Ich vermute, dass die Nachricht des Imperators dich erreicht hat?"

    Gallia schnaubte. „Ich verstehe noch immer nicht, weshalb sie ihn einen Imperator nennen. Schließlich ist er nichts als eine Marionette in den Händen von Shitang und seinen Magisterfreunden."

    Ich zuckte mit den Schultern und sagte nichts. Was hätte ich auch sagen sollen? Sie hatte recht. Selbst der unwissendste Bauer im entferntesten Kuhkaff wusste, dass die wahren Herrscher des Imperiums die Magier des Ordens waren.

    „Was ist seine offizielle Position in dieser Angelegenheit?"

    „Das war lustig, knurrte die Königin. „Er behauptet, es gäbe keinen Krieg zwischen dem Imperium und den Gnomen. Unseren Konflikt mit Fradia nennt er eine persönliche Angelegenheit.

    „Mit anderen Worten, den Stahlkönig unterstützt er ebenfalls nicht?"

    „Nicht offiziell, nein." Gallia schüttelte den Kopf.

    „Und inoffiziell?"

    „Inoffiziell … steht es jedem frei, sich dieser unwichtigen lokalen Auseinandersetzung als Söldner anzuschließen."

    „Aha. Ich rieb mir das Kinn. „Das ist lediglich ein anderer Blickwinkel derselben Betrachtung. Sind alle Parteien willens, sich zu beteiligen?

    „Fast, antwortete die Königin. „Die Nordleute schicken 5.000 Soldaten, 100 Magier und 40 Eisriesen.

    Ich runzelte die Stirn.

    Darta … Um ehrlich zu sein, hatte ich nicht erwartet, dass sie sich hinter den Stahlkönig stellen würden. Schließlich war kein Gebiet während des Zeitalters der toten Kriege so sehr verwüstet worden wie ihres.

    „Man hat alle Geschichtsbücher geändert. Die Wahrheit ist vergessen. Was wirklich passiert ist, liegt begraben unter einer dicken Schicht von Lügen und Erfindungen."

    Ich rieb mir den Hinterkopf. „Was ist mit den Südländern?"

    „Die Prinzen von Atria entsenden 3.000 Reiter. Denen sich außerdem rund 5.000 Soldaten vom Echsenvolk anschließen werden."

    „Iveria?"

    „2.000 Schwertkämpfer. Auch die Westlichen Inseln werden sich aus dem Konflikt nicht heraushalten."

    „Dann ist der Tote Ozean also unter der Kontrolle der Feinde", stellte ich fest.

    Gallia lachte. „Ich bin mir sicher, dass diese Piraten nur auf eine solche Chance gewartet haben, mitzumachen. Wenn sie könnten, würden sie ihr gesamtes Leben mit Plündern verbringen. Übrigens sind sie diejenigen, die die feindlichen Truppen in unsere Länder bringen werden."

    „Gibt es Neues von Taria?", fragte ich und versuchte, meine Stimme ruhig klingen zu lassen.

    „Dein König hat sich bisher noch mit keinem Wort geäußert, antwortete die Königin und sah mich nachdenklich an. Sie musste die Angst bemerkt haben, die ich hatte verbergen wollen. „Wir haben Stephane II. gewarnt, dass ein Komplott gegen ihn im Gange ist, aber er hat nicht darauf reagiert. Man hat uns durch die Blume wissen lassen, dass man in Taria seine eigenen Sorgen hätte.

    Ich seufzte schwer.

    Das kam mir unwahrscheinlich vor. Der Herrscher meines Geburtslandes Taria war schließlich aus gutem Grund als „Weichling" bekannt. Wenn der Orden der Magier es darauf anlegte, würden wir gewiss bald von seiner Abdankung erfahren. Oder von seinem Tod.

    „Um ehrlich zu sein, bemerkte Gallia und legte den Kopf schief, „sehe ich auch keinen Grund, deinem König zu helfen. Selbst wenn wir es verhindern könnten, dass Stephane II. entthront wird, würde er uns dennoch nicht unterstützen. Trotz seiner Empörung über den schändlichen Bruch der Verlobung seines Sohnes mit der Tochter des Stahlkönigs.

    „Weshalb bist du dir da so sicher?" Ihre Aussage überraschte mich.

    „Wir sind Gnome, erklärte die Königin mit einem Schulterzucken. „Also Nichtmenschen. Um unseretwillen wird Stephane II. sich kaum gegen seine Mitmenschen wenden.

    Ich war innerlich bereit gewesen, ihr zu widersprechen, doch die Worte der Königin ließen meinen Eifer erlöschen. Sie hatte recht. Niemals würden die Tarianer auf der Seite von Nichtmenschen gegen die Dartaner zu Felde ziehen. Vor allem nicht, wenn es sich bei diesen Nichtmenschen um Gnome handelte, die, um es gelinde auszudrücken, weder in Taria noch in Darta sonderlich beliebt waren.

    „Übrigens, wo wir auf dieses Thema schon zu sprechen gekommen sind …, begann Gallia und sah mir tief in die Augen. „Möglicherweise wirst du gegen deine eigenen Landsleute kämpfen müssen …

    Sie brach ab, stand bewegungslos da und beobachtete mich.

    „Weißt du was?, erwiderte ich gedankenvoll. „Du bist nicht die Erste, die wissen will, ob ich dazu bereit bin. Ich gebe dir gern meine Antwort. Es ist keine leichte Situation, aber ich habe meine Wahl längst getroffen. Wenn meine Landsleute sich für die Seite der Dunkelheit entscheiden, werde ich gegen sie kämpfen, ohne Bedauern und ohne Zögern. Eine ganz andere Frage ist die, ob sie sich bewusst oder unbewusst der Dunkelheit anschließen.

    „Da gebe ich dir recht. Die Königin nickte, und in ihren Augen stand nun mehr Wärme. „Sie wissen womöglich nicht, für wen sie eigentlich kämpfen. Dieser kleine Unterschied verschafft uns Raum zum Manövrieren.

    Eine Weile lang standen wir beide stumm nebeneinander. Gallia war es schließlich, die das Schweigen brach.

    „Insgesamt haben wir es mit einer feindlichen Armee von 25.000 Soldaten zu tun, bemerkte sie leise. „Und das sind nur die Söldner. Dazu kommen die Stahllegionen von Fradia und die Kämpfer vom Orden der Magier. Selbst das ist noch längst nicht alles ... Die Informationen, die du mir übermittelt hast, haben sich teilweise als wahr herausgestellt. Horden von Geister-Morphs haben die Steppe überflutet. Glaubst du, dass der Stahlkönig von Anfang an mit dem Orden der Magier zusammengearbeitet hat?

    „Nein, das ist unmöglich, wies ich diesen Verdacht sofort zurück. „Ich hatte einmal die Gelegenheit, eine Unterhaltung zwischen dem König und seinem Hauptmann mit anzuhören. Davon abgesehen war ich eine Weile mit zwei fradianischen Spionen in der großen Öde unterwegs. Sie waren auf der Suche nach Boten des Ordens und orkischen Schamanen. Der Einfall der orkischen Horde war das Werk von Magister Shitang. Wahrscheinlich war es eine Methode, Druck auf Egbert auszuüben.

    „Das erklärt Einiges. Mit angewidertem Gesicht wedelte Gallia mit der Hand. „Zwei Ratten haben am Ende Freundschaft und ein Bündnis geschlossen. Gestärkt haben sie diese Allianz durch eine Verlobung ihrer Kinder. Und die orkischen Schamanen blieben mit leeren Händen zurück. Ihre Krieger enden als Futter.

    „Was meinst du damit?", wollte ich wissen.

    „Genau das, was ich gesagt habe, erwiderte die Königin. „Die Geisterbeschwörer, gestärkt durch die dunkle Energie aus dem Portal, haben damit begonnen, die Leichen der Steppenbewohner für ihre ruchlosen Zwecke zu verwenden.

    Mir lief ein Schauer über den Rücken. Ich erinnerte mich sehr gut an die Sklaven, die die Orks gehalten hatten. Aber jetzt waren sie wahrscheinlich alle dazu verdammt, ihr Leben im Jenseits als seelenlose Monster zu verbringen, dem Willen der üblen Zauberer unterworfen. Ich knirschte mit den Zähnen und ballte die Hände zu Fäusten. Gallia musste meine Stimmung gespürt haben, denn sie legte mir die Hand auf die Schulter.

    „Ich weiß, was du denkst, sagte sie sanft. „Und wahrscheinlich werde ich nicht in der Lage sein, dich aufzuhalten. Ich möchte dich nur daran erinnern, dass du jetzt nicht mehr allein bist. Denke gründlich über alles nach, bevor du dich in die Schlacht begibst, und bereite dich gut vor.

    Noch vor wenigen Monaten hätte es diese Mahnung gebraucht, doch jetzt sprach die Königin mit einem völlig anderen Menschen. Dank meines starken Willens konnte ich meine Gefühle hervorragend kontrollieren. Auch wenn mir das Herz beinahe vor Zorn zersprang, würde ich mich auf keinen Fall kopflos in einen Kampf stürzen. Aus eben jenem Grund hatte ich bisher noch damit gewartet, zurück in den Steinwald zu gehen. Ich musste vorbereitet sein, wenn ich mich auf den Weg machte, um dieses verfluchte Portal zu schließen.

    Wahrscheinlich um mich von meinen düsteren Gedanken abzulenken, fragte Gallia: „Wie stehen die Dinge auf dem Dunklen Kontinent?"

    „Ich fürchte, die Geisterbeschwörer machen sich auch dort breit. Es muss irgendwo ein weiteres dunkles Portal geben, wahrscheinlich in den Bergen. Woher sonst sollte all die Energie stammen, um diese fliegenden Bestien zu erschaffen?"

    „Da stimme ich dir zu, erklärte Gallia. „Bist du bereit, diesen Angriff zurückzuschlagen?

    „Das Herz des Waldes wächst nicht nur von Tag zu Tag, sondern von Stunde zu Stunde, berichtete ich. „Und mit ihm gemeinsam wächst Waldstadt. Falls die Geisterbeschwörer glauben sollten, sie könnten uns einfach angreifen, stehen ihnen etliche Überraschungen bevor.

    „Das ist weniger eine Frage von ‚falls‘ – der Angriff wird mit Sicherheit kommen, korrigierte die Königin mich. „Nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest.

    Anschließend schwieg sie, und ein Schatten fiel über ihr Gesicht.

    „Was ist los?", fragte ich.

    „Ach, ich wünschte, wir hätten mehr Zeit, seufzte sie. „Ich fürchte, uns steht eine harte Zeit bevor. Ohne dich müsste ich mich diesen Armeen allein stellen. Wir hatten große Hoffnung, die Elfen könnten sich uns anschließen. Schließlich hast du ihnen ein Herz des Waldes gebracht. Stattdessen haben sie sich dafür entschieden, die Sache auszusitzen, so wie sie es immer tun.

    „Das gilt nicht für alle Elfen", verbesserte ich sie.

    Sie winkte ab. „Ein paar Tausend Außenseiter … Es sind Flüchtlinge, die meisten von ihnen Frauen und Kinder. Das zählt nicht."

    „Es ist wenigstens etwas!"

    „Ja, ich weiß, sagte sie düster. „Aber es ist nicht genug. Unsere Clans können rund 14.000 Soldaten auf die Beine stellen. Du bringst höchstens 1.000 mit … Dir ist hoffentlich klar, dass wir die gesamte Macht des Angriffs allein abfangen müssen. Niemand wird uns beistehen, und wir haben nur 15.000 Kämpfer und 200 Magier.

    „Nun, etwas mehr haben wir schon vorzuweisen", wandte ich ein.

    „Wenn du damit auf deine persönlichen Fähigkeiten anspielst, dann …"

    „Nein, das meinte ich nicht."

    Fragend sah Gallia mich an. „Dann erkläre es mir doch bitte."

    „Warum hast du die Bronzelegion nicht erwähnt?", erkundigte ich mich.

    Gallias Gesicht erhellte sich und sie lächelte.

    „Ich sehe, du hast in Steinburg keine Zeit verschwendet, stellte sie mit einem spöttischen Unterton fest. „Stattdessen hast du dir den Kopf mit uralten gnomischen Märchen füllen lassen …

    Ich lächelte ebenfalls. „Vielleicht habe ich das. Aber sind es tatsächlich nur Märchen?"

    Lange sah die Gnomin mir forschend in die Augen. Dann schien sie eine Entscheidung getroffen zu haben und sagte mit einem tiefen Seufzen: „Nein, es sind nicht nur Märchen."

    „Kannst du mir mehr dazu sagen?", bat ich sie, als sie anschließend schwieg.

    „Willst du wirklich mehr über diesen nutzlosen Unsinn erfahren?", fragte sie erbost.

    „Ja", antwortete ich bestimmt.

    „Warum willst du das?"

    „Ich habe gesehen, was die Golems ausrichten können, die eure Handwerker geschaffen haben. Weshalb hältst du diese Bronzelegion für nutzlos?"

    „Das ist eine lange Geschichte."

    Doch ich spürte, dass das nur eine Ausrede war, also zuckte ich mit den Schultern. „Ich habe momentan keine dringenden Aufgaben zu erledigen, und schlafen werde ich heute Nacht ohnehin nicht mehr. Du hast mich holen lassen – also kannst du mir jetzt auch diese Geschichte erzählen."

    „Ich werde es für dich kurz zusammenfassen, erwiderte sie. „Im Laufe der Jahrhunderte wurden die inneren Mechanismen der Golems zerstört. Alle Kristalle sind verschwunden. Nur die Hüllen und der Mechanismus selbst sind zurückgeblieben.

    „Aha, brummte ich. „Aus wie vielen Kämpfern besteht diese Bronzelegion?

    „Es sind 3.000 Lanzenreiter, 2.000 Schwertkämpfer und 1.000 Bogenschützen."

    „Du liebe Güte!, rief ich aus. „6.000 Golems! Ich wage mir nicht einmal vorzustellen, was eine solche Armee ausrichten könnte!

    „Wie ich schon sagte, bemerkte Gallia schlecht gelaunt, „dieser Haufen Schrott kann nichts mehr ausrichten. Dank meiner gierigen, kurzsichtigen Verwandten, die alle Kristalle verkauft haben. Hirnlose Profitmacher!

    „Was für Kristalle brauchst du denn für die Golems?"

    „Drei Arten von Kristallen – Mana, Leben und Energie. Und um deiner Frage zuvorzukommen – oh ja, wir brauchen jede Menge Kristalle."

    Ich dachte eine Weile nach, was mir einen argwöhnischen Blick der Gnomin eintrug.

    „Ich habe eine Frage an dich, sagte ich endlich. „Nehmen wir einmal an, wir könnten genügend Kristalle finden, um alle Golems wieder zum Leben zu erwecken. Was müssten wir anschließend tun?

    Mit zusammengekniffenen Augen sah Gallia mich an. „Was hast du dir denn jetzt für einen krummen Plan ausgedacht?"

    „Bitte beantworte zuerst meine Frage."

    „Also gut, gab sie nach. „Als Nächstes müssten wir die Herzen der Golems mit Macht füllen.

    „Ich vermute, dass wir dafür Gramners Hilfe bräuchten?"

    „Die bräuchten wir in der Tat. Die Gnomin nickte niedergeschlagen. „Der Vorrat der Stadt würde nicht ausreichen. Wir brauchen Macht einer völlig anderen Kategorie.

    „Lass mich raten. Ich grinste. „Die Macht der Schmiede der wahren Flamme?

    „Oh ja, bestätigte sie und wiederholte ihre Frage: „Was bitte hast du vor, Eric?

    Ich lächelte. „Nun, wie es der Zufall so will, habe ich Informationen über den Ort, an dem die Leiche eines Wächters des Beherrschers der Tiefe begraben liegt."

    Gallia legte mir die Hand auf die Schulter, und ihre Finger bohrten sich in mein Fleisch. „Das ist kein Scherz, oder?"

    Ich zuckte zusammen. Es kam mir vor, als würde meine Schulter in einem Schraubstock stecken. „Klingt das etwa so, als ob ich einen Scherz machen würde?"

    „Tut mir leid, Eric. Rasch zog sie ihre Hand zurück. „Aber wie … Warte mal … Die Matriarchin?

    „Genau." Ich neigte lächelnd den Kopf.

    „Du weißt also, wo du die Überreste einer Steinschlange finden kannst", flüsterte Gallia und blickte wie in Trance in die Ferne.

    Dann hob sie auf einmal abrupt den Kopf und rief: „Wann brechen wir auf?"

    Ich schüttelte den Kopf. „Noch sind wir für diese Mission nicht bereit. Und du wirst uns nicht begleiten."

    „Aber warum denn nicht?, fragte sie überrascht, doch kurz darauf erriet sie die Antwort selbst. „Die Matriarchin möchte ihr Geheimnis auf keinen Fall mit mir teilen.

    Ich nickte. „Richtig vermutet."

    Innerlich rieb ich mir die Hände. Das war nicht der einzige Grund für meine Weigerung, Gallia mitzunehmen. Natürlich waren wir Verbündete, aber ich wollte ebenfalls nicht, dass sie den Standort der Steinschlange erfuhr. Schließlich hatte ich nicht vor, die gesamte Beute den Gnomen zu überlassen. Außerdem musste Gallia mir dann eine Gegenleistung für all die Kristalle zahlen, die ich ihr brachte.

    „Kann ich etwas tun, um dir zu helfen?", erkundigte sie sich.

    „Ich brauche jede Menge Essenzen und Tafeln. Ich bin bereit, sie zu jedem Preis zu kaufen. Besonders interessiert bin ich an Tafeln für Fertigkeiten und Bannsprüche. Und an unzähligen Essenzen."

    „Ich verstehe", erwiderte die Königin nachdenklich.

    Die Erwähnung von Geld schien sie zu ernüchtern. Immerhin hatte ich ihr auf diese Weise klargemacht, dass ich zwar Hilfe erwartete, aber bereit war, dafür zu bezahlen.

    „Gut, beschloss sie schließlich. „Du wirst deine Tafeln und deine Essenzen bekommen. Ich glaube, dass ich innerhalb einer Woche genügend davon auftreiben kann.

    Ich lächelte. „Dann werde ich mich in einer Woche an den Rand des Abgrunds begeben."

    Kapitel 2

    DIE FOLGENDE WOCHE verlief hektisch und geschäftig. Jeden Tag brachte mich das Portal meines Ordens zwei- oder dreimal von Waldstadt nach Steinburg und wieder zurück.

    Mee blieb in unserer Hotel-Suite in der gnomischen Hauptstadt, mit den beiden Füchsinnen als Leibwachen. Er nahm die Tafeln, Essenzen und Kristalle entgegen, die die Kuriere von Madi und seinem Cousin brachten, und sortierte sie. Insbesondere Madis Cousin schien erkannt zu haben, dass ich eine Art Goldgrube war, und er war mit Feuereifer dabei, mir die verlangten Güter zu beschaffen. Die erste Lieferung von Tafeln erhielten wir als Geschenk von den Gnomen, doch anschließend zahlte ich jedes Mal angemessene Preise in Gold - an dem zum Glück kein Mangel herrschte.

    Mee hatte sich rasch in seine neue Aufgabe eingefunden, vor allem, nachdem wir sein Verhandlungsgeschick gelevelt hatten. Im Laufe dieser einen Woche hatte er ein Netzwerk aus Informanten aufgebaut, die ihn über Veränderungen des Marktes auf dem Laufenden hielten. Wenn die Kuriere mit ihren Lieferungen eintrafen, feilschte der schlaue Kobold, bis er heiser war – was ihm den Respekt der bärtigen Krämer eintrug.

    Auch die Füchsinnen konnte er für sich einnehmen, nachdem sie ihm zunächst mit einer gewissen Abneigung begegnet waren. So oft ich den Kobold auch meinen Freund und Bruder genannt hatte - meine Leibwachen hatte das nicht überzeugt. Sie hatten Mee als einen unwichtigen Diener betrachtet, den ich mich aus nicht nachvollziehbaren Gründen entschlossen hatte, zu meinem Familienmitglied zu machen. Doch am zweiten Tag wurden sie Zeugen, als der normalerweise so schüchterne und zurückhaltende Kobold ein paar respektlose Händler scharf zurechtwies, die versucht hatten, uns übers Ohr zu hauen. Insgesamt konnte ich die Sache mit dem Ankauf der Tafeln beruhigt ihm überlassen. Sie war in guten Händen.

    Was die Kugeln des vorübergehenden Wachstums betraf, so brannte ich derzeit noch nicht darauf, sie zu verwenden. Ich hatte einen simplen Plan: Ich wollte fünf von ihnen aktivieren, eine nach der anderen, und dabei die Höchstzahl verfügbarer Tafeln einsetzen. Die sechste Kugel wollte ich für später aufheben.

    Ich spürte keinerlei Versuchung, mein Level 0 endgültig hinter mir zu lassen. Weshalb sollte ich die Chance aufgeben, für jeden Sieg die maximal erreichbare Beute zu erhalten? Ich hatte noch viel vor, und um alles erfolgreich abschließen zu können, brauchte ich jede Menge Tafeln und Essenzen.

    Derzeit investierte ich alle Silbertafeln in das Leveln der Eigenschaften und Bannsprüche meiner neuen Haustiere. Gegen Ende der Woche hatten Kohle und Funke Level 40 erreicht und jeweils einen neuen Bannspruch dazugewonnen: Gewittersturm für Funke und Feuerwelle für Kohle. Die Beschreibung dieser neuen Bannsprüche war beeindruckend. Ich konnte nur erahnen, was sie in der Realität anrichten konnten. Die Peitschenschlangen selbst waren wahrscheinlich gewachsen und hatten sich verändert.

    Noch hatte ich es allerdings nicht eilig damit, sie herbeizurufen. Zum einen gab es keinen Ort, an dem der Raum dafür ausgereicht hätte, und zum anderen gab es dafür derzeit keinen guten Grund. Ich beschloss, dass wir uns Ende der Woche miteinander bekannt machen würden.

    Auch Mee bekam etliche Tafeln und Essenzen ab. Wir brachten ihn auf Level 20 und verbesserten seine Eigenschaften und Fertigkeiten.

    Die Kuppel der Unsichtbarkeit und die Welle der Heilung hatten, wie uns das System mitteilte, bei Level 6 ihre Höchstgrenze erreicht. Doch Mee erwarb zwei neue Kampffähigkeiten, Schwertführer und Bogenschütze. Im Zusammenhang damit bestellten wir bei den Handwerkern unter dem Berge diverse Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände.

    Auch seine Fertigkeit im Herstellen von Zaubertränken vernachlässigten wir nicht. Der Kobold schaffte es, sich zwei Rezepte für Level 1 in dieser Fähigkeit zu besorgen. Nun konnte er theoretisch zwei verschiedene Arten von Gift zusammenbrauen. Innerlich rieb ich mir die Hände. Endlich hatte ich jemanden gefunden, der in der Lage war, das Labor wiederaufzubauen, das sich in Waldstadt neben der Waffenkammer befand.

    Außerdem hatte ich vor, Mee zum Magister zu ernennen. Dafür musste er jedoch einige Male nachts im Wald in der Nähe des Portals umherstreifen und dunkle Kreaturen jagen. Während ich mich unter die Erde begeben würde, um die Kristalle zu beschaffen, würden die Füchsinnen sich um Mees Fortschritte kümmern können.

    In der Zeit, in der wir in Taria unterwegs gewesen waren, hatte sich in Waldstadt Einiges verändert. 20 neue Mammutbäume hatten in der Stadt Wurzeln geschlagen. Sie bildeten die Wohnstatt von ein paar neuen Fuchsvolk-Clans aus dem Norden des Dunklen Kontinents, die sich uns angeschlossen hatten. Murks Landsleute waren vor einer weiteren Invasion geflohen. Inzwischen hatten die fliegenden Bestien der Geisterbeschwörer bereits die Eisigen Pässe erreicht.

    Mit der Ankunft der Clans aus dem Norden hatte sich die politische Lage in Waldstadt drastisch verändert. Die Oberhäupter der örtlichen Häuser hatten rasch handeln müssen, um die dadurch aufgetretenen Probleme beizulegen. Langes Nachdenken kostete sie das jedoch nicht. Mitte der Woche war Waldstadt vollständig zu einer Stadt der Mobjäger geworden. Um zu vermeiden, dass die Anführer der alten Häuser oder der neu hinzugekommen Clans sich zurückgesetzt fühlten, machte ich sie allesamt zu Magistern. Deshalb existierte im Orden nun auch ein Magisterrat.

    Ich hatte keine Angst davor, den streitsüchtigen alten Füchsen mehr Macht zu überlassen. Als sie zu Mobjägern geworden waren, hatten sie sich vollständig meiner absoluten Autorität unterworfen. Im Grunde konnte selbst der Rat keine selbstständigen Entscheidungen treffen – ich hatte immer das letzte Wort. Ich räumte den Anführern, die es gewohnt waren, die Macht zu haben, lediglich die Gelegenheit ein, ihre Meinung zu den anstehenden Problemen zu äußern.

    Momentan war unser größtes Problem der Krieg, der sich der Stadt immer weiter näherte.

    Die Brut der angreifenden Geisterbeschwörer hatte den Wald um die Stadt herum in ein einziges Zeltlager von Flüchtlingen verwandelt. Es waren nicht länger nur Halblinge, die hier Schutz suchten. Auch andere Bewohner des Dunklen Kontinents flüchteten zu uns, darunter Oger, Trolle, Elfen, Waldnymphen, Orks und Kobolde. Die Waldbewohner unter ihnen zogen oft - angelockt vom Ruf des Herzens des Waldes - tiefer in den Wald, doch die Steppenbewohner ließen sich im Allgemeinen endgültig in der Nähe von Waldstadt nieder.

    Die Gruppen der Flüchtlinge verhielten sich auf unterschiedliche Weise. Diejenigen, die allein gereist waren, bemühten sich darum, sich einzufügen, kleine Clans dagegen versuchten zuerst, sich zu behaupten. Doch Murk ließ ihnen keine Gelegenheit, viel zu erklären, wenn sie die Grenzen des Erlaubten überschritten hatten. Stattdessen machte er ihnen sehr deutlich klar, auf wessen Land sie sich befanden und wessen Gesetz sie daher zu gehorchen hatten. Wenn ihnen das nicht gefiel, so ergänzte er, durften sie gern dorthin zurückkehren, wo sie hergekommen waren. Und wenn sie das auf keinen Fall wollten, mussten sie mit harten Strafen für Fehlverhalten rechnen.

    Uns war klar, dass die Situation sich jederzeit zuspitzen konnte. Bei ihrem Eintreffen waren alle Flüchtlinge erschöpft, ängstlich und ohne große Mittel. Doch sobald sie sich erholt hatten, konnte die Lage beim kleinsten Funken in einen Krieg jeder gegen jeden ausarten. Rasch hatte unser Wald sich in ein zusammengewürfeltes Lager mit Bewohnern von den verschiedensten Rassen und Clans verwandelt, die bis zum Auftauchen der fliegenden Mobs oft im Streit miteinander gelegen hatten.

    Mit den Halblingen war am einfachsten umzugehen gewesen. Vor allem, als sich alte Freunde zu ihnen gesellt hatten. Oh ja, endlich hatten es auch die Halblinge hierhergeschafft, die Schlinger und ich vor den Draks gerettet hatten.

    Elun, der beim Aufstand in der Schlangenhöhle die führende Rolle übernommen hatte und anschließend von einem Giftzahn verwundet worden war, hatte wider aller Wahrscheinlichkeit überlebt. Ich freute mich aufrichtig, ihn zu sehen, und er freute sich ebenso über unser erneutes Zusammentreffen.

    Ich lud ihn und seine Brüder zum Mittagessen ein. Während sie gierig die Speisen herunterschlangen, die ich servierte, berichteten sie mir, was sie inzwischen erlebt hatten. Dabei erfuhr ich, dass man fest geglaubt hatte, ich wäre in der Schlangenhöhle umgekommen. Man hatte mich als Helden gefeiert, der sich selbst geopfert hatte, um ihnen die Flucht zu ermöglichen.

    Zu behaupten, Waldstadt hätte sie beeindruckt, wäre eine starke Untertreibung gewesen. Für sie waren die Füchse immer mythische Kreaturen gewesen, und als sie erfuhren, wer hier das Sagen hatte, waren sie sprachlos vor Verblüffung.

    Anschließend berichteten sie mir von ihrem langen, leidvollen Weg. Sie waren auf der Suche nach einem neuen Ort, an dem sie sich niederlassen konnten, in der Steppe herumgewandert. Doch kaum hatten sie eine passende Stelle gefunden, waren die fliegenden Ungeheuer aufgetaucht. Es war den Halblingen zwar gelungen, die rätselhaften Kreaturen zu besiegen, doch anschließend hatten die armen Kerle sich erneut auf den Weg machen müssen. Sie hatten die Gerüchte gehört, dass das Fuchsvolk einen sicheren Zufluchtsort bot. Geglaubt hatten sie das allerdings erst, als sie es mit eigenen Augen gesehen hatten.

    Nach unserer Unterhaltung beim Abendessen gestattete ich es Eluns Stamm, Waldstadt zu betreten, und wies ihnen einen Mammutbaum zu. Dadurch half ich nicht nur meinen Freunden, sondern ich zeigte auch den anderen Halblingen, die im Lager geblieben waren, dass sich eine Freundschaft mit mir auszahlte.

    Die Folgen davon konnte ich umgehend beobachten. Am nächsten Tag stand eine Delegation von einem Dutzend Ältesten verschiedener Halbling-Clans vor dem Stadttor.

    Wir trafen uns mit den Abgesandten in der Ratshalle. Mit Ausnahme von Brown, der sich noch immer in unserer Burg auf der anderen Seite des Toten Ozeans aufhielt, waren alle Magister anwesend.

    Nachdem sie sich kurz vorgestellt hatten, fragten die Oberhäupter der Halbling-Häuser ohne Umschweife, was sie tun müssten, um innerhalb der Stadtmauern leben zu können.

    Wir hatten dafür mehrere Bedingungen aufgestellt. Zum einen musste dem Orden und seinem obersten Magister – also mir – ein Treueeid geschworen werden. Zum anderen erwarteten wir nennenswerte Beiträge zur Stadt - militärischer und anderer Art - und schließlich eine strikte Einhaltung unserer Gesetze.

    Überraschenderweise hatten die Halblinge dagegen nichts einzuwenden, sondern stimmten unseren Bedingungen ohne jegliche Diskussion zu. Wahrscheinlich hatten sie etwas Ähnliches bereits erwartet. Nachdem wir die Vereinbarung mit einem Schwur besiegelt hatten, atmeten ein paar der Ältesten erleichtert auf. Womöglich wären sie sogar bereit gewesen, weit nachteiligeren Bedingungen zuzustimmen. Aber ich hatte nicht vor, meine Position auszunutzen, und das hatte ich allen Magistern von Anfang an erklärt. Wir brauchten Freunde und Verbündete, nicht Sklaven. Wie paradox – genau das hatte mich der Stahlkönig einmal genannt … Ich musste daran denken, dass ich den Herrscher von Fradia zu dem Zeitpunkt noch für jemanden gehalten hatte, der gar nicht so übel war. Oh, hätte ich doch damals bloß bereits gewusst, wen die Göttin Fortuna mir tatsächlich über den Weg geführt hatte!

    Von den Halblingen einmal abgesehen, konnten wir uns auch mit den Trollen ohne Schwierigkeiten einigen.

    Zum einen gab es von denen nicht allzu viele - lediglich sechs Familien. Außerdem legten sie ihr Misstrauen sofort ab, nachdem ich ihnen das Amulett vom Troll-Schamanen gezeigt hatte.

    In der Stadt leben wollten die Trolle nicht. Kein Wunder – das Zuhause eines Trolls war der Wald. Wie alle Waldbewohner, hatte auch sie der Ruf des Herzens des Waldes angelockt, aber sie hatten beschlossen, sich erst einmal gründlich umzusehen, bevor sie tiefer in den Wald vordrangen.

    Nachdem ich ihnen jedoch die Wahrheit über den neuen Großen Wald berichtet hatte, packten sie noch am gleichen Tag ihre Sachen zusammen und begaben sich zum anderen Ufer des Engsees. Ich riet ihnen, sich darauf zu berufen, dass sie meine Freunde waren, falls der Bewahrer des Waldes ihnen Schwierigkeiten machen sollte.

    Die Orks, Kobolde und Oger hatten sich noch nicht an uns gewandt, aber gewiss war das nur eine Frage der Zeit. Bevor ich aufbrach, gab ich Murk klare Anweisungen, was er tun musste, wenn die Lage unter den Flüchtlingen außer Kontrolle geriet. Wobei der Albino glücklicherweise längst wusste, welche Maßnahmen er zu ergreifen hatte. Daher konnte ich Waldstadt ruhigen Herzens verlassen. Nur um Mee machte ich mir ein wenig Sorgen. Ursprünglich hatte ich Schlinger zu seinem Schutz zurücklassen wollen, doch Murk versprach mir, auf den Kobold aufzupassen. Das kam mir gelegen, denn ich brauchte die Unterstützung des Harns selbst. Dass meine Leibwachen mich begleiteten, kam nicht infrage. Ich hatte nicht vor, das Leben meiner Freunde aufs Spiel zu setzen. Gallias Geschichten hatten mir bewiesen, dass die Grenze zum Abgrund einer der gefährlichsten Orte unserer Welt war.

    * * *

    „Bist du bereit?", fragte ich, ein wenig nervös.

    „Hrn", antwortete Schlinger und ließ sich zu Boden fallen, den Kopf nach rechts geneigt.

    Wir befanden uns in den Bergen, nicht weit von unserer Burg entfernt. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Es war ein guter Ort für eine erste Begegnung. Es gab keinen Grund, diese Sache länger aufzuschieben. Meinem Verstand war klar, dass die beiden Schlangen meine Haustiere waren, ebenso wie Schlinger, und dass sie mir, wie ihre Beschreibung verriet, absolut treu ergeben waren. Doch noch immer sah ich die riesige Kugel vor mir, in der sie geboren worden und zu einer unglaublichen Größe herangewachsen waren. Wenn ich trotz meiner hohen Werte eine gewisse Furcht verspürte, stellte ich mir lieber nicht vor, wie ängstlich ich ohne meinen starken Willen gewesen wäre.

    Doch ich schob alle Zweifel beiseite und aktivierte die Amulette zum Herbeirufen der Schlangen. Kurz darauf erschienen die beiden Kreaturen etwa zehn Schritte von uns entfernt in der Luft.

    Als ich sah, wie groß sie geworden waren, musste ich schlucken – nur um festzustellen, dass meine Kehle knochentrocken war. Sie hatten sich lediglich um zehn Level verbessert, doch ihre Dimensionen hatten sich verdoppelt. Die Königin der Draks wäre vor Neid erblasst! Neben diesen Riesen hätte sie gewirkt wie eine blasse, kleine Grasschlange.

    Ebenso wie Schlinger es gewesen war, als ich ihn das erste Mal herbeigerufen hatte, waren die Schlangen ein wenig desorientiert.

    Sie drehten die riesigen Köpfe, blickten nervös in die Ferne und zischten drohend. Dieser Laut sorgte dafür, dass sich alle Haare an meinem Körper aufrichteten. Ein Blick zu Schlinger verriet mir: Es hatte auch ihn erwischt. Dieses Zischen hatte offensichtlich nicht nur mir einen Schrecken eingejagt.

    Kohles schwarz-goldener Körper erhitzte sich rasend schnell. Eine beeindruckende Dampfwolke umgab ihn. Wenn die Temperatur noch ein wenig weiter anstieg, würden seine Schuppen wohl weiß glühen.

    Funke dagegen hatte sich zu einem festen Ball zusammengerollt und sah aus wie ein leuchtender Igel, nur dass ihre „Stacheln" aus Hunderten von Blitzen bestanden.

    Es wurde Zeit, einzugreifen.

    Ich hob die Hand, versuchte, meiner Stimme Festigkeit zu verleihen, und rief: „Es ist alles in Ordnung, Kinder! Ihr könnt euch beruhigen – ihr seid unter Freunden. Seht doch – hier sind nur ich und Schlinger. Wir sind eure Familie. Niemand wird euch etwas tun."

    Beim letzten Satz lachte ich leise in mich hinein. Diese Vorstellung … Als ob wir diesen Kreaturen etwas hätten antun können! Die Schlangen mussten von kaum jemandem einen Angriff befürchten.

    Gleichzeitig drehten die Peitschenschlangen ihre Köpfe in meine Richtung. Es sah aus, als würden neugierige Gänse den Hals recken.

    Kaum hatten sie meine Worte verstanden, verwandelten ihre Körper sich in den Normalzustand zurück, und ich atmete erleichtert auf.

    Kohle schmolz nicht länger das Gestein in seiner Nähe, und Funke löste die starren Windungen. Kurz darauf glitten die beiden auf uns zu.

    Erneut wurde meine Kehle trocken. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete ich Schlinger, doch zu meinem Erstaunen zeigte der Harn nun keinerlei Beunruhigung mehr. Stattdessen schien er fasziniert zu sein. Die Tatsache, dass er neben diesen beiden Monstern wie ein kleines Kätzchen wirkte, schien ihm nichts auszumachen.

    So würdevoll es mir möglich war, sah ich zu, wie meine neuen Haustiere sich näherten und mit ihren Körpern einen mächtigen Ring um uns herum bildeten. Ich verlor schlagartig jede Angst. Ihre riesigen, warmen, gespaltenen Zungen züngelten, und ich überließ ihnen mein Gesicht. Schlinger und ich wurden genauestens abgetastet. Wenige Minuten später wurden wir durch ein lautes Zischen belohnt, das mir beinahe mein Gehör geraubt hätte. So drückten meine kleinen Schlangen also

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