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Showdown (Außenseiter Buch #6): LitRPG-Serie
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Showdown (Außenseiter Buch #6): LitRPG-Serie
eBook426 Seiten6 Stunden

Showdown (Außenseiter Buch #6): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Nachdem er das Portal in andere Welten versiegelt hat, wird Eric zum Magister des Ordens der Mobjäger ernannt. Als Oberhaupt der einst so mächtigen Organisation kann er nun über alle Reichtümer des Ordens verfügen.

Aber Eric weiß sehr wohl, dass er den Kampf gegen den Stahlkönig allein nicht gewinnen kann. Es wird auch nicht ausreichen, den „toten Orden” wieder zum Leben zu erwecken – Eric muss das Existenzrecht des Ordens sicherstellen, denn sein Feind ist immer wachsam.

Schon bald wird der Stahlkönig erfahren, dass sein Plan fehlgeschlagen ist, sich die Stahlkrone zurückzuholen, ein allgewaltiges Artefakt und das Symbol der Macht seiner königlichen Dynastie. Es muss gewiss nicht erwähnt werden, gegen wen sich sein Zorn nun richtet …

Eric ist sich bewusst, dass eine große Schlacht bevorsteht, eine Schlacht wie die, von der die alten Chroniken sprechen. Und bei der bevorstehenden Machtprobe braucht er treue und mächtige Unterstützer an seiner Seite. Deshalb führt Erics Weg ihn, nachdem er der Dunkelheit getrotzt hat, zum Königreich unter dem Berg, zur Welt der Gnomen. Wenn man den alten Sagen und Legenden Glauben schenken darf, wird er dort Gramner den Vierarmigen finden, den berühmten Schmied. Den er hofft, dazu überreden zu können, in der Schmiede der wahren Flamme ein Brutritual zu zelebrieren.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum24. Mai 2022
ISBN9788076195073
Showdown (Außenseiter Buch #6): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Showdown (Außenseiter Buch #6) - Alexey Osadchuk

    Kapitel 1

    BEFRIEDIGT ATMETE ICH TIEF EIN, bedeckte die Augen mit der Hand und atmete langsam wieder aus. Eine warme Brise wehte den würzigen Duft des Waldes heran. Die riesigen Mammutbäume wiegten sich im Wind, ihre Zweige knackten, ihre Blätter raschelten. Die Stadt war zu ihrem ursprünglichen Rhythmus zurückgekehrt. Ohne Angst und Sorgen gingen die Leute ihren Geschäften nach. Niemand hätte geahnt, dass die Stadtmauer von Waldstadt vor Kurzem noch den Angriff blutrünstiger Feinde erlebt hatte.

    Ich wusste sehr wohl, dass dieser Ruhe sehr bald der nächste Sturm folgen würde. Früher oder später musste dem Stahlkönig klar werden, dass sein Plan fehlgeschlagen war. Ich muss gewiss nicht erwähnen, gegen wen sein Zorn sich richten würde …

    Auch wenn ich mir der Gefahren der momentanen Situation bewusst war, spürte ich, so merkwürdig es auch klingen mochte, keine Angst. Um ehrlich zu sein, hatte ich die Nase voll davon, in Furcht zu leben. Ich konnte ohne Übertreibung behaupten, dass ich inzwischen ein anderer Mensch geworden war. Kein Wunder – allein mit der Anzahl an Abenteuern, die ich im Laufe des letzten Jahres erlebt hatte, konnten nur wenige mithalten, das stand fest. Die meisten Leute, die ich in dem gekannt hatte, was ich nun mit Fug und Recht mein altes Leben nennen konnte, verbrachten ihre Tage in gemütlichen Häusern und hatten keine Ahnung, was in der Welt tatsächlich vor sich ging. Und inzwischen hatte die Welt sich massiv verändert, etwas, wobei ich ganz zufällig eine Hand mit im Spiel gehabt hatte …

    Murk lenkte mich von der Flut meiner Überlegungen ab.

    „Wir sind bereit", verkündete er mit fester Stimme. In den Augen des Albinos und seiner Krieger stand eiserne Entschlossenheit.

    Ich betrachtete die zukünftigen Mobjäger eingehend. Ach, was hieß hier „zukünftige"? In Wirklichkeit waren sie längst Mobjäger. Es fehlte nur eine Kleinigkeit – die Einführung in den Orden.

    Die Nordlichter unterschieden sich vom anderen Fuchsvolk. Sie waren hochgewachsen und breitschultrig. Ausgerüstet waren sie mit Gegenständen aus der Waffenkammer. Sehnsüchtig überlegte ich, wie gut es wäre, mehrere Hundert Soldaten dieser Art zu haben. Um eine solche Armee würde jeder König mich beneiden. Momentan verfügte ich lediglich über ein Dutzend Krieger. Innerlich grinste ich. Ich hatte bereits Pläne, wie ich dieses Dutzend in eine ernstzunehmende Kampfgruppe verwandeln konnte.

    Wie ein Kommandeur, der seine Truppen begutachtet, musterte ich jeden Einzelnen der Füchse. Die zwei Schwertkämpfer, die Murk mit seinem breiten Rücken beinahe verdeckte, fielen mir besonders ins Auge.

    Auch diese beiden kamen aus dem Norden, waren jedoch kleiner und zierlicher als die anderen Fangzähne. Zuerst hielt ich sie für Heranwachsende, aber dann ging mir ein Licht auf – das waren keine Männer, es waren Kriegerinnen! Da Murk sie ausgewählt hatte, mussten sie hervorragende Kämpferinnen sein.

    Murk folgte meinem Blick und bemerkte knapp: „Das ist Be… Bernstein."

    Graziös trat sie einen Schritt vor. In ihren grünen Augen, die eine leichte Neigung zum Schielen aufwiesen, standen Sorge und Hoffnung gleichermaßen. Ihr flauschiger Fuchsschwanz, der sich um ihr rechtes Bein gelegt hatte, endete in einer schwarzen Spitze. Trotz ihrer kriegerischen Erscheinung wurde diese Füchsin von Furcht beherrscht. Ich verkniff mir ein Lachen. Bernstein – es war ein passender Name. Im Sonnenlicht funkelte ihr leicht orangefarbenes Fell beinahe wie dieser Halbedelstein.

    Aus den Blicken der anderen Krieger schloss ich, dass Bernstein bei der männlichen Bevölkerung von Waldstadt große Aufmerksamkeit genoss. Ich vermutete jedoch, die zwei Schwertklingen, die über ihre Schultern hinausragten, konnten die Leidenschaft selbst des heißesten Verehrers rasch abkühlen.

    Ich las ihre Werte. Sie war nicht so gewöhnlich, wie es auf den ersten Blick schien. Ihr Level 30, ihr kräftiger Körperbau, die Narben aus vielen Schlachten und mehr sprachen für sich. Am meisten überraschte mich ihr magischer Vorrat mit etwas über 2.000 Punkten.

    Merkwürdig … Ich warf Murk einen nachdenklichen Blick zu. In seinem Gesicht zuckte kein Muskel, aber ich sah sehr wohl den Funken aufkeimenden Stolzes in seinen Augen. Es war, als freute er sich darüber, dass er ebenfalls ein paar Tricks auf Lager hatte.

    Und wie sich herausstellte, war das nicht alles, das er an Überraschungen zu bieten hatte. Die zweite Füchsin trat vor. Auch ihr schwarzer Pelz hatte sich furchtsam aufgestellt, doch ihre himmelblauen Augen sahen mich herausfordernd an. Die krumm verlaufende Narbe auf ihrer rechten Wange verriet mir, dass diese Kriegerin es nicht gewohnt war, zurückzuweichen. Ich bewunderte die ungewöhnlichen Farben ihres Fells, schwarz und weiß, und versuchte, einen Vergleich zu finden.

    Als ob er Gedanken lesen könnte, erklärte Murk: „Und dies ist Onyx."

    Ich lächelte. Natürlich! Onyx – ein pechschwarzer Stein mit marmorierten, weißen Adern ...

    Die Füchsin bemerkte meine Amüsiertheit, legte den Kopf schief und ließ die weißen Spitzen ihrer Ohren spielen.

    Ich versuchte, meine Verlegenheit zu verbergen, und aktivierte meine magische Sicht. Nun sieh mal einer an – eine zweite Magierin!

    „Bernstein und Onyx haben erst vor Kurzem ihre magischen Vorräte freigeschaltet, erklärte Murk. „Wir haben alle zusammengearbeitet, um ihnen genügend Tafeln zu verschaffen. Mächtige Kriegerinnen waren sie bereits vorher, aber jetzt können sie dir auch magische Unterstützung leisten.

    „Mir Unterstützung leisten?", fragte ich verwundert.

    „Wir wissen, dass du ein großer Magier bist, und dein Biest steht immer bereit, dich zu verteidigen. Aber das Oberhaupt eines Ordens darf niemals ungeschützt bleiben. Dein Leben ist jetzt wertvoller als je zuvor. Je besser wir für deine Sicherheit sorgen, desto länger wird der Orden bestehen bleiben."

    Ich runzelte die Stirn.

    „Und mach dir keine Sorgen wegen ihrer zierlichen Gestalt, ergänzte Murk, der meine Reaktion auf seine Weise auslegte. „Im Grunde ist das nur vorteilhaft. Jeder, der dich umbringen will, wird sie maßlos unterschätzen. Dabei kann Onyx dich mit einem magischen Schild schützen, und Bernstein kann sich unsichtbar machen. Sieh dir nur ihre Schwerter an – während du dich verteidigst, werden sie Tod und Verderben unter den Feinden säen.

    Murks Krieger nickten zustimmend. Anscheinend hatten sie bereits abgesprochen, wie die beiden Fuchsschwestern mich am besten schützen konnten. Im Grunde hatte ich gegen eine Leibwache nichts einzuwenden, aber es gab da einen kleinen Haken. Selbst wenn all diese Füchse zu Mobjägern wurden – wer garantierte mir, dass meine eigenen Wachen mir nicht in den Rücken fielen? Davon abgesehen konnten die Füchsinnen mich auf diese Weise perfekt ausspionieren und Murk alles melden, was ich tat. Natürlich hatten wir im Laufe der letzten Wochen bereits Vieles gemeinsam durchgestanden, aber dies war erst der Anfang. Sehr bald, und hoffentlich in naher Zukunft, würde der Orden wachsen. Niemand wusste, ob meine neuen Wachen der Versuchung widerstehen konnten, sich alle Reichtümer selbst unter den Nagel zu reißen. Selbstverständlich würde ich Vorkehrungen ergreifen. Den Magistern des Ordens standen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung, mit denen ich mich übrigens noch immer näher beschäftigen musste. Früher oder später führte jedoch kein Weg daran vorbei, einen zweiten Magister zu ernennen – einen von diesen zwölf Füchsen. Würde Selbstsucht den Betreffenden (oder die Betreffende) in diesem Augenblick dazu bringen, alle Macht für sich selbst zu beanspruchen? Über diese Frage hatte ich mir schon mehrfach den Kopf zerbrochen.

    Anscheinend sah man mir meine Zweifel deutlich an. Die Krieger tauschten besorgte Blicke. Mit einem solchen Vorbehalt hatten sie sichtlich nicht gerechnet.

    Mein Schweigen hielt an. Einerseits wollte ich meine Verbündeten nicht durch eine Weigerung beleidigen. Andererseits wollte ich auch nicht Tag und Nacht Fangzahn-Spione um mich haben. Insgesamt wusste ich das Angebot trotz seiner Nachteile allerdings sehr zu schätzen.

    Unerwartet waren es meine potenziellen neuen Leibwächterinnen selbst, die eine Lösung vorschlugen. Sie sahen sich einander an und traten nach einem kurzen Nicken einen Schritt vor. Dann knieten sie vor mir nieder, und im gleichen Augenblick meldete das Große System mir, dass Onyx und Bernstein meine Familienmitglieder werden wollten. Ich warf Murk einen zögernden Blick zu. Er zuckte mit den Schultern und nickte ebenfalls. Er gestand seinen Kriegern offensichtlich zu, über ihre Handlungen selbst entscheiden zu können.

    „Seid ihr sicher?", fragte ich.

    Nach einem weiteren Blickaustausch antworteten beide Magierin nahezu wie aus einem Mund: „Ja!"

    Ich schmunzelte. Ihre Blicke verrieten mir, dass die beiden hinterlistigen Ladys sich längst entschieden hatten. Mich beunruhigte die Tatsache, dass sie sich dabei nicht mit ihrem Kommandeur abgesprochen hatten, und die Aussicht, mich in Zukunft um zwei weitere, mir unbekannte Familienmitglieder kümmern zu müssen, bereitete mir Unbehagen. Eines jedoch stand fest – ein Familienmitglied würde niemals das Oberhaupt dieser Familie verraten.

    „Nun, wenn eure Entscheidung feststeht, bin ich einverstanden, erklärte ich. „Ich nehme an!

    Die beiden Kriegerinnen erschauerten, als sie die Systemnachricht erhielten, dass sie von jetzt an unter meinem Kommando standen.

    Ich lächelte und streckte die Hand aus, um ihnen aufzuhelfen.

    Etwas verwirrt erwiderten sie mein Lächeln. Um ehrlich zu sein verstand ich nicht komplett, was die beiden getan hatten. Es war alles so schnell geschehen … Aber, so seltsam es auch klang, ich freute mich. Meine Familie war soeben gewachsen. Ich hatte mir immer eine Schwester gewünscht, und nun hatte ich auf einmal sogar zwei davon!

    Doch nun wollte ich die Einführung in den Orden nicht weiter hinauszögern.

    „Folgt mir", forderte ich die Krieger auf.

    Überraschenderweise gab es in Waldstadt keine Statue von Gunnar. Aber ich hatte inzwischen viele Flachreliefs mit Bildern von längst vergangenen Schlachten und Ereignissen gesehen, und in nahezu jedem dieser Reliefs war auch der Ordensgründer abgebildet. Wie so oft, hatten die Künstler ihn als einen drei Meter großen Riesen dargestellt. Als ich das erste Mal solche Bilder zu Gesicht bekommen hatte, hatte ich eine Theorie entwickelt. War es möglich, dass Gunnar tatsächlich so ausgesehen hatte, wenn er seine Inkarnation aktiviert hatte? Wie in Fort Stark war auch der Gunnar in den Reliefs ein Ritter in einer Rüstung, die von Kopf bis Fuß reichte. Zu gern hätte ich diesen Kerl in Aktion erlebt!

    Es gab auch andere Abbildungen. In der Waffenkammer befand sich zum Beispiel ein Fresko, in dem Gunnar der Statue von Fort Stark verblüffend ähnlich sah. Stolz stand er da, die Hand erhoben, und wandte sich an die Menge, die sich um ihn drängte.

    Ich hatte beschlossen, die Einführung in den Orden vor diesem Fresko zu vollziehen. Ich war mir sicher, Gunnar hätte das gefallen.

    Ich führte das Fuchsvolk in die Waffenkammer, drehte mich um und sah den zukünftigen Mobjägern in die Augen.

    „Fangen wir an. Tretet näher an das Fresko heran. Und denkt daran, ihr müsst all meine Fragen mit ‚ja‘ beantworten."

    Von den Kriegern kam zustimmendes Brummen.

    Murk war der Erste, der vor mich trat.

    „Murk von der Rasse des Fuchsvolks, bist du bereit, den Pfad der Jagd zu beschreiten?", fragte ich laut.

    „Ja", antwortete der Albino feierlich. Das Fell in seinem Nacken hatte sich aufgerichtet.

    „Wählst du den Pfad der Jagd aus deinem eigenen, freien Willen heraus?"

    „Ja!", bellte Murk.

    „Kannst du deine Absichten nachweisen?"

    Der Anfänger der Fangzähne nickte und holte zwei Kristalle aus seiner Tasche.

    Ich nahm den Tribut entgegen und verkündete ernst: „Ich sehe, deine Absichten sind ernsthaft und aufrichtig! Dein Beitrag zur guten Sache des Ordens der Mobjäger wurde als würdig betrachtet! Von diesem Tag an bist du ein Bruder unseres Ordens!"

    Kaum hatte ich den letzten Satz ausgesprochen, mit dem auch Sly Redtail mich in den Orden eingeführt hatte, sah ich eine Systemmeldung:

    - Achtung! Du hast erfolgreich ein Einführungsritual vollzogen!

    - Gratuliere! Deine Handlung hat dem Orden 1.000 Entwicklungspunkte eingetragen!

    - Derzeitiger Wert: 1.000 (EP)

    - Empfangen: Großer geisterhafter Kristall (2)

    Ich musste zugeben, die Nachricht verwirrte mich ein wenig. Was zum Bug waren denn diese Entwicklungspunkte? Wofür wurden sie verwendet? Ich betrachtete die Meldung näher und sah, dass das Wort „Entwicklungspunkte" rötlich schimmerte. Das konnte nur eines bedeuten – das System teilte mir mit, dass sich dahinter ein Hinweis verbarg, der mir mehr verraten würde.

    Gewaltsam riss ich meinen Blick von der Mitteilung, straffte mich und setzte die Zeremonie fort. Momentan wirbelten dort neue Informationen wie Schneeflocken in einem Blizzard. Mehr herausfinden konnte ich später immer noch.

    Ich trat vor, legte Murk die rechte Hand auf die Schulter und lächelte. „Willkommen, mein Bruder!"

    Meine Worte wurden mit begeistertem Knurren aufgenommen. Murk neigte den Kopf. „Ich danke dir, mein Bruder!"

    Insgesamt dauerte die Einführungszeremonie eine Stunde. Wie sich herausstellte, konnte ein Mobjäger seine Reputation auch dann verbessern, wenn er sich nicht in der Nähe eines Portals befand. Es gab noch eine andere Methode dafür – man musste dem Orden Tribut zollen, indem man ihm geisterhafte Kristalle überließ, die für die Entwicklung des Ordens bestimmt waren. Über mir wurde ein wahres Füllhorn an Informationen ausgeschüttet. Das System bombardierte mich regelrecht mit immer neuen Details. Ich ahnte bereits, dass mir einige schlaflose Nächte bevorstanden.

    Nachdem die Fangzähne mir ihre Kristalle überlassen hatten, erhielt ich die Nachricht, dass Murk bereits über ausreichend Reputation für eine erste Beförderung verfügte. Das System wollte wissen, ob ich bereit war, die Existenz eines neuen Oberjägers zu genehmigen.

    Ich atmete erleichtert auf. Denn ich hatte befürchtet, Beförderungen würden ohne mein Wissen erfolgen, was mich beunruhigt hatte. Zwar hatte ich die Einstellungen so geändert, dass dies eigentlich nicht möglich sein sollte, aber bis zu diesem Augenblick hatte ich mir dennoch Sorgen gemacht. Jetzt hingegen war ich überzeugt, alles unter Kontrolle zu haben.

    Feierlich verkündete ich, dass unter uns bereits ein erster Oberjäger war, was seine Waffenbrüder jubeln ließ. Ich empfahl Murk, die Wahl seines Pfades nicht zu überstürzen. Er verstand und versprach, damit zu warten, bis er sich mit mir beraten hatte. Nachdem der offizielle Teil nun beendet war, brannten alle vor Ungeduld, sich in der Waffenkammer umzusehen und ihre Wertmarken auszugeben. Ich hatte die Anzahl der käuflichen Gegenstände in den Einstellungen bereits angepasst, sodass genug für alle da war.

    Als die frischgebackenen Mobjäger zwischen den Regalen abgetaucht waren, klopfte es an der Tür.

    Ich hatte vermutet, es wäre Tannenpopel, der mir zu meinen neuen Kriegern gratulieren wollte, doch da irrte ich mich. Als ich öffnete, standen vier junge Füchse vor der Tür. Ich erkannte sie sofort. Die jungen Sprösslinge der Häuser statteten mir einen Besuch ab. Dann sah ich, dass sie alle Beutel am Gürtel trugen. Aha! Die Patriarchen wollten sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, sich beim Orden einzuschmeicheln. Und die Beutel waren schwer. Wahrscheinlich befanden sich darin große Kristalle. Nun gut – ich war gespannt!

    Nachdem ich nichts sagte, beschloss der Größte der Neuankömmlinge, das Wort zu ergreifen. Er wirkte seinem Vater, Wintry Redpaw, wie aus dem Gesicht geschnitten.

    „Geehrter Magister, sagte der schlaksige Junge würdevoll, nachdem er einen Schritt vorgetreten war, „ich bin Bram Redpaw. Meine Gefährten sind Lars Yelloweye, Gus Graymane und Kai Redtail.

    Als er den vierten Jungfuchs vorstellte, einen mageren, kleinen Kerl, konnte er sich ein verächtliches Schnauben nicht verkneifen.

    „Was wollt ihr?", fragte ich, ohne sie hineinzulassen.

    „Zuerst möchten wir uns für unsere Verspätung entschuldigen."

    „Verspätung?", wiederholte ich überrascht, obwohl mir durchaus klar war, worauf die vier hinauswollten.

    Das brachte den Schlaksigen aus dem Konzept. Hilfesuchend blickte er zu den anderen, denen ebenfalls nichts einfiel.

    Rasch hatte Bram sich wieder gefasst. „Wieso fragst du? Wir sind hier, um in den Orden der Mobjäger eingeführt zu werden."

    „Ach, das meinst du, erwiderte ich gedehnt. „Aber die Einführung ist bereits vorbei.

    „Was?, rief der schlaksige Jungfuchs. „So rasch? Lass mich dich etwas fragen – wer wurde in den Orden eingeführt?

    „Was spielt das für eine Rolle?" So langsam ging mir die Arroganz von Wintry Redpaws Sohn auf die Nerven.

    Der Junge ignorierte meinen scharfen Ton. Er war es sichtlich gewohnt, dass all seine Wünsche ihm ohne Zögern erfüllt wurden.

    „Ich verstehe das nicht, beharrte er. „Die Einführung kann nicht in Abwesenheit der Söhne der Häuser stattgefunden haben. So etwas ist schlichtweg undenkbar!

    „Glaubst du?" Ich hob die Arme und grinste boshaft.

    Das ließ den Nachwuchs der Häuser zusammenzucken. Wobei Slys Verwandter – sein Sohn konnte es nicht sein – am ruhigsten von allen wirkte. Dennoch verriet das Zittern seiner Schwanzspitze, dass auch er sich fürchtete.

    „Ich bin davon ausgegangen, dass meine Bedingungen euch abschrecken würden", erklärte ich.

    „Wir sind keine Feiglinge!", empörte der Schlaksige sich, stolz das Kinn vorgeschoben. Seine Gefährten nickten, etwas zurückhaltender, um seine Aussage zu bestätigen.

    „Sehr lobenswert! Ich lächelte. „Dann bitte ich euch, mir zu folgen.

    Ich öffnete die Tür ein wenig, zog sie jedoch sofort wieder zu. Die Jungfüchse, die es eilig gehabt hatten, die Waffenkammer zu betreten, kamen jäh wieder zum Stehen und stießen dabei gegeneinander.

    Gespielt schlug ich mir mit der Hand vor die Stirn. „Das hätte ich doch beinahe vergessen – ich habe euch meine Bedingungen noch nicht genannt!"

    Nach einem Blick in die mürrischen Gesichter dieser faulen Ausreden von zukünftigen Mobjägern fuhr ich fort: „Ich sehe, ihr tragt schwere Beutel am Gürtel. Die stecken nicht zufällig voller Kristalle?"

    „Oh ja, bestätigte der Schlaksige. „Du hast richtig geraten.

    „Ich sehe, ihr habt eine Menge dieser Kristalle, bemerkte ich vielsagend. „Bestimmt hat man euch auch gesagt, wofür diese Kristalle verwendet werden, richtig?

    „Das hat man!, verkündete der Schlaksige stolz. „Und als Erben der mächtigsten Häuser unseres Clans streben wir hohe Ränge im Orden an.

    „Ich verstehe", kommentierte ich ausdruckslos und betrachtete Sly Redtails Verwandten.

    Der dürre Fuchs benahm sich respektvoller und bescheidener als die anderen. Ich hatte sogar das Gefühl, als hätte er sich bewusst aus der Gruppe seiner Gefährten gelöst und ein wenig abseits gestellt. Sly hatte ihm offensichtlich andere Anweisungen gegeben als die anderen Patriarchen ihrem Nachwuchs, die offen versuchten, sich ihren Weg zur Macht im Orden zu erzwingen. Also gut – auf sie wartete eine Überraschung.

    „Lobenswert!, erklärte ich erneut und klatschte sogar in die Hände. „Der Orden braucht solch tapfere Krieger. Schließlich stehen uns unzählige Kämpfe gegen Bestien aus anderen Welten bevor. Tapfere Schwertkämpfer wie ihr werden in einer Schlacht von großem Nutzen sein. Ihr müsst nur zwei oder drei Jahre ehrenhafter Kämpfe hinter euch bringen, und schon werdet ihr im Rang aufsteigen. Ich gebe euch mein Wort.

    Mit jedem meiner Worte wurden die Mienen der armseligen Möchtegerne düsterer.

    „Aber was ist mit der Reputation?", erkundigte der schlaksige Junge sich, dessen Überheblichkeit mehr und mehr dahinschmolz.

    „Ja, was ist mit der Reputation? Ich erhob meine Stimme. „Mit einem Beutel Kristalle, verdient durch Blut und Schweiß seiner Vorfahren, kann jeder kommen! Und zu einem solchen Angebot sage ich: Nein, danke! Zuerst einmal müsst ihr euch durch eure Taten als würdig erweisen, einen hohen Rang im Orden zu beanspruchen! Die letzten Worte brüllte ich beinahe.

    Wie erwartet, war kurz darauf keiner der Jungfüchse mehr zu sehen. Mit einer Ausnahme.

    „Du bist noch hier?", fragte ich Kai, der nicht einmal daran gedacht hatte, zu fliehen.

    „Ja", antwortete der kleine Fuchs mit unerwartet ruhiger Stimme.

    „Und?"

    „Mein Cousin Sly hat mich gewarnt, dass der Auswahlprozess rigoros sein würde."

    „Machen meine Bedingungen dir Angst?"

    Der Jungfuchs schüttelte den Kopf. „Die Sache ist die – mein Cousin hat mich gewarnt, ich müsste dem Orden mindestens fünf Jahre lang dienen, bevor ich an eine Beförderung auch nur denken könne. Doch nach dem, was du gesagt hast, sind es höchstens drei." Er lächelte unerschrocken.

    Ich lachte und öffnete die Tür, um ihn einzulassen. Und so erwarb der Orden einen weiteren Magier.

    Kapitel 2

    KAI REDTAILS EINFÜHRUNGSZEREMONIE verlief rasch und ohne Aufschub. Das System belohnte mich mit weiteren 1.000 Entwicklungspunkten. Davon abgesehen schenkte Slys Cousin dem Orden alle Kristalle, die er mitgebracht hatte. Seine Reputation eröffnete ihm anschließend den Weg zur Position eines Priors. Aber so leicht verschenkte ich keine Ränge, was Kai verstand. Man hatte ihn gewarnt, ihm stünde eine harte Prüfung bevor. Zuerst einmal musste er sich als gewöhnlicher Jäger beweisen, dann konnten wir weitersehen. Ich würde ihn auf jeden Fall im Auge behalten. Womöglich erwies er sich eines Tages als gute Wahl für den Posten meines Stellvertreters in Waldstadt. Natürlich hatte ich gehofft, diese Aufgabe Tannenpopel überlassen zu können, aber das Urwesen hatte es leider nicht eilig, die Zahl der Ordensmitglieder zu erhöhen. Theoretisch war mir klar, was ihn dazu bewog, aber ich wollte es aus seinem eigenen Munde hören.

    Als Kai außer Hörweite war, tauchte Murk auf. Sein zufriedenes Grinsen zeigte mir, dass er seinen Einkaufsbummel in der Waffenkammer genossen hatte.

    Wir sprachen kurz über den zukünftigen Pfad meines Oberjägers. Dabei bemerkte ich, dass er keine Zeit verloren hatte. Er hatte sich längst gründlich mit den Informationen befasst, die das System bereitstellte.

    Von den fünf Möglichkeiten hatte er die erste gewählt, und dabei speziell den Pfad des Wilden Bestientöters. Um ehrlich zu sein, war es das, was auch mir vorgeschwebt hatte. Als Spurensucher oder Zähmer konnte ich ihn mir nicht vorstellen., und erst recht nicht als Bezwinger der Dunkelheit. Er hatte sich den Pfad des Spurensuchers durch den Kopf gehen lassen, sich am Ende aber doch für den des Bestientöters entschieden.

    Das konnte ich gut nachvollziehen. Ein starker Jäger mit hohen Werten für Gesundheit und Ausdauer, der seine Nahkampfwaffen beherrschte – es war ideal. Auf dem neuen Pfad erhöhte sich der Schaden, den er mit diesen Waffen zufügen konnte. Außerdem verfügten Bestientöter über eine starke Verteidigung und waren nahezu unbesiegbar. Erneut las ich die kurze Beschreibung und lachte in mich hinein. Es war, als hätte das System den Text mit dem Gedanken an den Anführer der Fangzähne verfasst.

    Nachdem seine Wahl getroffen war, verabschiedete Murk sich für eine Weile aus der Realität. Ich beobachtete eine Weile sein aufgeregtes Gesicht und seine Augen, die über die vielen Zeilen Text flogen. Das erinnerte mich daran, wie ich mich gefühlt hatte, als ich diese ungewöhnlichen Mitteilungen zum ersten Mal gelesen hatte. Erst mehrere Minuten später war er geistig wieder anwesend und erklärte mir seinen gewählten Pfad näher.

    Er hatte einen Bonus für gleich drei Eigenschaften auf einmal erhalten: Stärke, Gesundheit und Ausdauer. Doch das war nicht einmal das Beste an der Sache. Murk verfügte nun über einen dritten Vorrat: Wildheit. Das betraf eine merkwürdige neue Fähigkeit seines Pfades. Während einer Schlacht konnten Bestientöter nach und nach etwas sammeln, das sich „Wildheitspunkte" nannte. War dieser Vorrat bis zum Rand gefüllt, konnte der Bestientöter die gesamte aufgelaufene Wildheit auf einen Schlag freilassen, was den Schaden vervielfachte, den er zufügen konnte. Murks ungeduldige Fuchsschnauze verriet mir, dass der Kerl nur noch einen Wunsch hatte – sich so rasch wie möglich inmitten einer Horde gefährlicher Feinde wiederzufinden, damit er seine neuen Fähigkeiten ausprobieren konnte.

    Nun, warum auch nicht? Sollte er ruhig zu einem kleinen Jagdzug aufbrechen. In der Umgebung trieben sich noch immer genügend Schwarzblüter herum. Es wurde Zeit, Ruhe und Ordnung im Land zu schaffen. Darüber hatten wir sogar bereits gesprochen. Der Jungfuchs Kai konnte die Jäger begleiten – er brauchte Kampferfahrung.

    Als Murk mit seiner Gruppe loszog, um sich auf die Expedition vorzubereiten, blieben meine neuen Leibwachen zurück. Das war gut, denn wir hatten viel zu besprechen. In den Gesichtern mit den scharfen, kleinen Schnauzen sah ich Neugier, Ungeduld und Vorfreude. Die beiden erwarteten ersichtlich etwas Einzigartiges und Ungewöhnliches. Ich fragte mich, wie alt sie wohl waren. Ich schätzte sie auf drei oder vier Jahre älter als mich.

    Eine Frage ließ mich nicht los. Was hatte sie dazu gebracht, gewissermaßen ihre Freiheit aufzugeben? Natürlich hatte ich nicht vor, ihnen einen Schaden zuzufügen, aber dessen hatten sie sich nicht sicher sein können. Oder irrte ich mich da? Hatten sie im Laufe der letzten Tage bereits begonnen, mich abzuschätzen?

    Andererseits, wer wusste schon, was hier vor sich ging? Vielleicht hatten sie die Entscheidung nicht aus freiem Willen getroffen, und es war ein schlauer Plan von Murk und den Ältesten der Gemeinschaft der Fangzähne.

    Da keines der Häuser sie unterstützte, hatten die Fangzähne sich dem Orden verschrieben. Womit sie meiner Meinung nach die richtige Wahl getroffen hatten. Jetzt hatten sie die Gelegenheit, sich in einer Organisation in den Rängen hochzuarbeiten, die in Zukunft eine der mächtigsten Kräfte der Welt zu werden versprach. Und eben dies in der Vergangenheit bereits gewesen war.

    Selbstverständlich gab es gewisse Gefahren. Vielleicht war es zu optimistisch, auf eine zukünftige Macht des Ordens zu hoffen. Doch die Fangzähne schienen sich der Risiken bewusst zu sein. In gewisser Weise balancierten Murk und seine Gruppe schon lange auf Messers Schneide. Noch vor wenigen Tagen hatte ihnen die Hinrichtung am Galgen bevorgestanden.

    Und was die beiden Magierinnen anging – nun, man hatte sie mir als Geschenk überlassen. Erinnerungen überfluteten mich. Ich sah es vor mir, als wäre es gestern gewesen: Meister Chis Villa und seine Diener, die eher Marionetten als Wesen mit eigenen Wünschen gewesen waren. Falls sich herausstellen sollte, dass ich mit meiner bösen Vermutung recht hatte und die Ältesten der Fangzähne die beiden Schwestern zu diesem Schritt gezwungen hatten, stand ihnen eine unangenehme Überraschung bevor.

    Es gab auch noch eine zweite Möglichkeit, die mich ebenfalls nicht begeisterte. Was, wenn dieser Schritt der spontane Impuls zweier junger Füchsinnen gewesen war, denen es nach Abenteuern dürstete? Ich hatte mehr als genug um die Ohren, auch ohne zwei unausgegorene Ladys beaufsichtigen zu müssen, die scharf auf Kämpfe waren. Allerdings war diese Erklärung mir wenigstens geringfügig lieber.

    Tja, und was die Beaufsichtigung betraf … Warum sollte ich das nicht einmal ausprobieren? Mit Schlinger hatte ich schließlich gute Arbeit geleistet. Der Harn und ich verfügten über eine stärkere Verbindung, aber der neue Status der beiden Kriegerinnen vereinfachte mir die Sache. Außerdem waren da noch immer die vertikalen Machtstrukturen des Ordens. Mit anderen Worten: Weil sie gleichzeitig meine Familienmitglieder und Jäger waren, mussten die Fuchsschwestern meine Befehle widerspruchslos befolgen. Was die Ressourcen betraf, die der Clan in sie investiert hatte, die konnte ich notfalls zurückzahlen.

    Ich seufzte schwer. Das war alles reine Theorie. Wie die Sache sich in der Realität entwickelte, musste ich abwarten.

    „Folgt mir", wies ich die Füchsinnen an, die mich aufmerksam beobachteten.

    Wir marschierten durch die Haupthalle und blieben vor einer kleinen Tür in der hinteren rechten Ecke stehen. Ich wies das System an, meinen Leibwachen den Zugang zu diesem Teil des Gebäudes zu gewähren. Dabei sah ich aus dem Augenwinkel heraus, wie Onyx zufrieden lächelte und Bernstein den Ellbogen in die Rippen stieß.

    Pah! Ich schüttelte den Kopf. Die beiden waren solche … Mädchen! Allerdings zeigten ihre vielen Narben, dass sie schon vor langer Zeit erwachsen geworden waren und dem Tod während ihres kurzen Lebens mehr als einmal ins Auge gestarrt hatten.

    Das System meldete mir, dass der Zugang gewährt worden war. Wir traten über die Schwelle und kletterten eine spiralförmige Treppe nach oben, die sich wie eine Girlande um das Innere des Mammutbaums wand.

    Etwa auf halber Höhe des Baumstamms fanden wir uns in einem weiteren großen Raum wieder. Vor dem heutigen Tage war ich der Einzige gewesen, der ihn hatte betreten können. Wie nebenbei erwähnte ich diese Tatsache, was die beiden zu einem vielsagenden Blicktausch veranlasste.

    Der Raum war eiförmig geschnitten. Die Füchsinnen sahen sich erstaunt um, was ich ihnen kaum übelnehmen konnte. Die breiten Fenster blickten hinab auf den Zentralplatz von Waldstadt. Die fünf Meter hohen Wände waren bedeckt mit aufwendigen Holzschnitzereien. Unmittelbar aus dem Fußboden wuchsen bequeme Möbel. Wahrscheinlich hatten die jungen Kriegerinnen bisher zwischen den Wurzeln eines Mammutbaums gelebt, oder in einem der beengten Räume, die wie Pilze von den Bäumen herabhingen.

    In die fensterlose Wand waren Türen eingelassen, jeweils ein paar Meter voneinander entfernt.

    Ich öffnete eine dieser Türen und rief die Schwestern herbei, die noch immer verblüfft herumstanden. Sie gehorchten sofort und starrten mir neugierig über die Schulter. Sie sahen einen weiteren Raum, sehr gemütlich eingerichtet, mit einem Einzelbett an einer Wand, einem kleinen Tisch unterhalb des großen, ovalen Fensters, drei Sesseln, einem Schrank und einem großen Spiegel. Den Boden bedeckte weiches, hellblaues Moos. Eine Tür führte in ein kleines Badezimmer.

    „Das ist ab sofort euer neues Zuhause, erklärte ich und verbesserte mich umgehend: „Oder vielmehr, dies ist eines der Zimmer, das euer neues Zuhause werden kann. Ihr könnt euch aber auch einen der anderen Räume aussuchen. Sie sehen alle ähnlich aus. Die Wahl bleibt euch überlassen.

    Mehrere Augenblicke lang standen Onyx und Bernstein regungslos und starrten mich an. Dann betraten sie das Zimmer zögernd und unsicher. Kaum hatten ihre Füße den Moosteppich berührt, sprangen sie wieder zurück. Was mich zuerst überraschte, bis mir der Grund dafür klarwurde – sie hatten Angst, etwas zu beschädigen. Doch die Spuren, die sie im hellblauen Moos hinterlassen hatten, verschwanden im Nu wieder. Ermutigend nickte ich den verwirrten, fassungslosen Füchsinnen zu.

    Anscheinend hatte ich mit meiner Überlegung, was die bisherige Wohnumgebung meiner Leibwachen betraf, deren Komfort noch erheblich überschätzt. Ihre Zimmer mussten weitaus unbehaglicher gewesen sein. Was eine Vermutung in mir weckte, in welchen Schwierigkeiten die Fangzähne vor meinem Auftauchen gesteckt hatten.

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