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Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 2): Ein apokalyptisches LitRPG-Abenteuer
Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 2): Ein apokalyptisches LitRPG-Abenteuer
Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 2): Ein apokalyptisches LitRPG-Abenteuer
eBook400 Seiten4 Stunden

Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 2): Ein apokalyptisches LitRPG-Abenteuer

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Über dieses E-Book

Manch einer wünscht sich die Chance, das eigene Leben zu verändern, aber man sollte vorsichtig sein, was man sich wünscht. Das System bietet diese Möglichkeit... Schade nur, dass die Überlebenschancen begrenzt sind.

Varg hat die Chance auf ein neues Leben erhalten, aber kann er den Widrigkeiten dieses neuen Lebens standhalten? Neue Feinde, neue Freunde und neue Probleme lassen nicht lange auf sich warten. Die Frage ist nur, wen Varg mehr fürchten sollte - Feinde oder Freunde...
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum19. Dez. 2023
ISBN9788076933118
Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 2): Ein apokalyptisches LitRPG-Abenteuer

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    Buchvorschau

    Die ideale Welt für den Soziopathen (Buch 2) - Oleg Sapphire

    Kapitel 1

    KAUM WAR ICH DER GRUPPE beigetreten, schüttelte mir der Kommandant zufrieden lächelnd die Hand.

    „Oh, wow... nicht übel", platzte Fedja heraus, der die ganze Zeit über geschwiegen hatte, als er das neue Level der Gruppe sah.

    An den überraschten Gesichtern der anderen war abzulesen, dass sie ebenfalls beeindruckt waren.

    „Ich will dir nicht zu nahe treten mit aufdringlichen Fragen, aber kannst du mir verraten, welches Level du im Moment hast?", fragte der Kommandant.

    „Level 8, wieso?"

    „Verfluchte Sch…, krächzte der Kommandant. „Wann hast du das denn geschafft?

    „Dank dir wurde unser Gruppenlevel auf drei erhöht", erklärte Fedja die allgemeine Verblüffung.

    Aha, so war das also... Je stärker die Gruppenmitglieder, desto höher das Gruppenlevel.

    „Da ich nun schon eurer Gruppe beigetreten bin, hätte ich auch eine Frage." Ich wandte mich direkte an den Kommandanten.

    „Ich bin ganz Ohr", antwortete dieser bereitwillig.

    „Kannst du mir erklären, warum jedes Mal, wenn ich in dein Büro komme, mindestens zehn Leute hier sind, aber immer nur du oder Fedja mit mir sprechen?"

    Diese Frage hatte ich mir schon öfter gestellt.

    „Ach... Ach das meinst du. Das ist ganz einfach erklärt. Er nickte in Richtung der um den Tisch sitzenden Soldaten. „Ich habe ihnen verboten, mit dir zu reden. Der Kommandant und Fedja grinsten.

    Genau wie ich vermutet hatte.

    „Und aus welchem Grund?"

    „Wie soll ich es ausdrücken. Er überlegte kurz. „Nehmen wir zum Beispiel Michail hier. Er wies mit dem Kopf auf einen älteren Mann. „Unser Fernmeldechef. Er ist das ranghöchste Mitglied der Fernmeldetruppe und für das Sammeln von Informationen zuständig. Er hat fünfundzwanzig Jahre in der Armee gedient und hat eine ruppige Art, besonders jungen Rekruten gegenüber. Er würde dich behandeln wie einen von ihnen, und dir würde das nicht gefallen. Es würde zu einem Konflikt kommen, Blut würde fließen. Wie du sicherlich bemerkt hast, respektiere ich dich und deine speziellen Fähigkeiten und halte mich nach Möglichkeit aus deinen Angelegenheiten raus."

    „Eine sehr vernünftige Einstellung, nickte ich, nachdem ich mir die Sache kurz durch den Kopf gehen hatte lassen. „Dann halten wir es am besten weiter so, mir soll’s recht sein.

    „Alles klar", meinte der Kommandant mit einem Gesichtsausdruck, der irgendwo zwischen Grinsen und Lächeln einzuordnen war.

    Der weitere Verlauf der Besprechung interessierte mich nicht, also ging ich nach Hause, um mich genauer damit zu befassen, was diese Systemgruppe eigentlich darstellte. Als Erstes stellte ich fest, dass die Mädchen noch nicht beigetreten waren, was mich beruhigte. Es wäre unangenehm gewesen, wenn sie das hinter meinem Rücken getan hätten. Als Zweites bemerkte ich die neue Kategorie „Gruppe" in meiner Statusanzeige, in der ich mir alle Mitglieder ansehen und ihnen sogar Nachrichten schicken konnte. Ein weiterer Vorteil war, dass man es hier sehen konnte, wenn ein Verbündeter getötet worden war. Wenn ein Mitglied der Gruppe starb, bekam der Anführer entweder den Namen oder den Nickname des Täters angezeigt. Fedot wusste also nun, wer seine Kameraden auf dem Gewissen hatte. Ich musste mich auf das nächste Zusammentreffen mit ihm und seiner Bande vorbereiten. Wenn er erfuhr, dass ich mit Polina zu tun hatte, könnte er auf dumme Gedanken kommen.

    Der Gruppenstatus brachte aber nicht nur Vorteile, sondern auch Verpflichtungen mit sich. So war zum Beispiel von Gruppen-Challenges die Rede, was mich einerseits alarmierte, andererseits in einen Zustand freudiger Erregung versetzte. Die letzte Challenge hatte mir wertvolle Boni eingebracht.

    Ach, zur Hölle mit den Verpflichtungen! Diese Gruppe würde definitiv für frischen Wind sorgen. Und sie würde mir in Sachen Fortschritt und zuverlässiger Unterstützung sehr von Nutzen sein. Dass ich verwundet worden war, war meine eigene Schuld gewesen. Ich hatte meine Fähigkeiten überschätzt und die Rechnung dafür präsentiert bekommen. Zum Glück hatten sie mir diesen Fehler verziehen, sie hätten auch anders reagieren können.

    Und ich hätte mir eine ordentliche Rüstung kaufen und die Feinde aus der Ferne erschießen können, aber nein, ich hatte unbedingt den Helden spielen müssen. Es wäre besser gewesen, auf die Verstärkung zu warten und dann aus deren Deckung zu agieren. Egal, beim nächsten Mal würde ich schlauer sein und alle töten. Ich würde keine Gefangenen mehr nehmen.

    „Was wollten sie denn von dir?", fragte Polina, kaum dass ich durch die Tür getreten war.

    Es dauerte eine Weile, bis ich den Mädchen alles erzählt hatte. Sie hörten sich alle Neuigkeiten schweigend und aufmerksam an. Nur die Sache mit Fedot verschwieg ich, es hätte nichts gebracht, ihnen davon zu erzählen. Den Typen würde ich mir später vorknöpfen.

    „Sollen wir auch der Gruppe beitreten?", fragte Polina im Namen aller Anwesenden, nachdem sie meinen Bericht zu Ende gehört hatten.

    Damit hatte sie klar zum Ausdruck gebracht, wer hier das Sagen hatte und dass sie tun würden, was ich für richtig hielt. Diese Einstellung gefiel mir, sie löste ein seltsames Gefühl in meiner Brust aus.

    „Ich denke, ihr solltet beitreten. Aber wenn sie dann kommen und euch irgendwelche übertriebenen Reche oder Pflichten aufbürden, die euch nicht gefallen, dann schickt sie ruhig zu mir oder zum Kommandanten. Eine solche Manipulation konnte ich nicht ausschließen. „Und wenn sie sich weigern, dann schickt mir eine Nachricht über das Gruppensystem. Dann komme ich sofort und kümmere mich darum.

    „Entschuldigung... Darf ich eine Frage stellen?" Oho, die kleine Anja hatte sich zu Wort gemeldet und sah mich schüchtern an. Irgendwie erinnerte sie mich an mich selbst.

    „Ich bin ganz Ohr. Nur nicht so schüchtern, ich fresse dich schon nicht auf." Ich setzte meine gutmütigste Miene auf.

    „Pfft... Da redet der Richtige", mischte Polina sich ein.

    „Wie meinst du das?", fragte ich verständnislos.

    Polina seufzte tief. „Darf ich dich umarmen?", fragte sie dann. Ich erstarrte auf der Stelle, während mein Blick unwillkürlich zur Tür huschte.

    „Genau das meine ich." Sie grinste.

    Alles klar, sie spielte darauf an, dass ich in solchen Dingen selbst nicht das beste Vorbild war. Immerhin machte ich Fortschritte. Meine Reaktionen ihnen gegenüber waren fast schon normal.

    „Alles klar. Ich hob entwaffnet die Hände. „Das mit der Umarmung war nur ein Test.

    „Und wenn nicht? Würdest du mich wegstoßen? Sie ließ nicht locker. „Oder erstarrten wie ein Ölgötze?

    „Moment mal, Stopp! Hör sofort auf mit diesem Gerede, wenn du nicht willst, dass ich vor dir genauso viel Angst habe wir vor allen anderen." Ich spielte meinen Trumpf aus und versuchte zugleich, es scherzhaft klingen zu lassen.

    „Erstaunlich. Polina schüttelte den Kopf. „Der Große Varg! Die halbe Unterkunft zittert vor ihm, und er weiß nicht, was er einer zarten Frau antworten soll.

    „Ja, das ist mir bewusst. Ich konnte nicht widersprechen. „In Ordnung, Anja, bitte entschuldige. Du wolltest mich etwas fragen?

    „Mhm." Sie knetete nervös den Saum ihres Sommerkleides.

    „Keine Angst, frag ruhig."

    „Darf ich Papa zu dir sagen?", brachte das Mädchen verlegen hervor.

    „Na klar, du..." Ich hatte den Satz begonnen, bevor mir klar wurde, was sie gerade gefragt hatte.

    In meinem Kopf begann es zu summen, ich spürte einen plötzlichen Druck hinter den Schläfen, mein Blick wurde verschwommen, und das unschuldige Kind starrte mich besorgt an. Polina lächelte und Lisa, die grade an ihrem Tee genippt hatte, stellte die Tasse ab und runzelte die Stirn.

    „Dann will ich aber auch Papa zu dir sagen." Sie warf sich stürmisch auf mich und zog an meiner Hand.

    Gleichzeitig streckte sie ihrer Freundin die Zunge heraus, was diese wiederum zu ärgern schien. Anja ballte die kleinen Fäuste und schmiegte sich schüchtern an meine andere Seite.

    „Papa, Papalein..." Ich hörte ihre Stimmen dumpf, wie unter Wasser, während mein Bewusstsein versuchte, mich von dieser schockierenden Wendung abzuschirmen.

    Die weitere Entwicklung nahm ich nur noch verschwommen, wie im Traum wahr. Ich wurde irgendwohin gezerrt, irgendetwas gefragt, während ich mit starrem Blick ins Leere schaute, immer noch im Schock über das Vorgefallene, und den Mund nicht aufbekam. Was für eine Ironie. Ich konnte ein noch so hohes Level haben, mühelos Essen beschaffen und alle ringsum in Angst und Schrecken versetzen, im Umgang mit Kindern war ich machtlos und wurde in einen Zustand versetzt, der irgendwo zwischen Ohnmacht und Schockstarre lag. Die meisten anderen Menschen lösten bei mir ein vages Unwohlsein aus. Warum hatten ausgerechnet diese beiden Mädchen einen so starken Einfluss auf mich? Fragen über Fragen, und keine Antworten in Sicht.

    Mit der Zeit beruhigte ich mich ein wenig und begann wieder, normal zu denken, während mein Blick sich auf einen Punkt konzentrierte. Als ich zu mir kam, saß ich allein im Wohnzimmer, meinen mittlerweile kalten Tee immer noch vor mir.

    Hm, sie hatten mir wohl Zeit geben wollen, um mich zu erholen. Das war gut. Ehrlich gesagt hatte ich noch nie einen Gedanken an Kinder verschwendet. Ich hatte ja noch nicht einmal eine normale Beziehung zu einem Mädchen gehabt. Mein früheres Leben war grau und eintönig gewesen. Doch nun... Von einem Leben wie diesem hätte ich früher nicht einmal zu träumen gewagt. Jeder Tag bot neue Erlebnisse und Erfahrungen, und ich konnte tun und lassen, was ich wollte, ohne von irgendjemandem verurteilt zu werden.

    Da kam mir ein Gedanke: Vielleicht hatte das System eine Antwort darauf, was bei mir im Moment los war. Zeit, die blauen Kästchen zu öffnen.

    Du hast eine Faktenkarte erhalten.

    Du erhältst Fakt Nr. 122:

    Die neue Welt birgt viele Gefahren. Sei wachsam!

    Ach nee, darauf wäre ich nie gekommen. Verdammter Mist. Na schön, dann mal weiter.

    Du hast eine Faktenkarte erhalten.

    Du erhältst Fakt Nr. 179:

    Systemgegenstände können verstärkt werden. Dazu benötigst du zwei identische Gegenstände desselben Levels.

    Schon besser. Nun wusste ich, dass es Sinn machte, zwei gleiche Gegenstände zu kaufen. Nur schade, dass auf dem Marktplatz meist nur ein Exemplar angeboten wurde. Einige wenige Dinge hatte ich in zweifacher Ausführung gesehen, aber die meisten waren Einzelstücke. Ich trank einen Schluck kalten Tee und überlegte. Die Auskunft lieferte keine Informationen über die Eigenschaften von Gegenständen, was mir die Auswahl erschwerte. Ich musste eine identische Lederrüstung finden und sie verbessern, da sie sich im Kampf gut bewährt hatte und mir schon einmal das Leben gerettet hatte. Auch mein Bogen war gut, aber ab und zu fehlte es ihm an Kraft. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, ich könnte ihn zerbrechen, wenn ich ihn zu stark spannte. Immerhin wurde ich mit jedem Level stärker, mein Bogen jedoch nicht.

    Ich betrat wieder den Marktplatz und begann, ihn zu durchstöbern. Ich fand meine Rüstung, und zwar sogar mehrfach. Sofort kaufte ich die Leichte Lederrüstung, Level 2 und öffnete die Karte. Hm, die Rüstung schien sich von meiner zu unterscheiden. Zum Vergleich holte ich meine alte Rüstung aus dem Badezimmer, die Polina ungeachtet des Risses auf der Brust gereinigt hatte. Ich legte beide nebeneinander und untersuchte sie sorgfältig. Auf den ersten Blick schienen sie identisch, aber es gab kleine Unterschiede in Farbe und Textur. Eine Rüstung auf Level 2 war offenbar robuster. Nun musste ich nur noch herausfinden, wie ich sie verbinden konnte. Doch das erwies sich als recht einfach, man konnte von selbst draufkommen. Man musste die beiden Rüstungen dazu nur nebeneinanderlegen und in Gedanken den Befehl zur Verstärkung geben.

    Leichte Lederrüstung, Level 1" und Leichte Lederrüstung, Level 2 können nicht miteinander kombiniert werden, da eine von beiden beschädigt ist.

    Vielen Dank für diese Auskunft, liebes System.

    Ich kaufte auf dem Marktplatz für fünf rote Kisten eine Reparaturset-Karte. Dann legte ich die Karte auf die kaputte Rüstung, wartete kurz und konnte zusehen, wie das Loch verschwand. Ich wiederholte meinen Versuch, ihr Level zu erhöhen, und musste erkennen, dass es immer noch sinnlos war. Einen Versuch war es wert gewesen.

    Leichte Lederrüstung, Level 1" und Leichte Lederrüstung, Level 2" können nicht miteinander kombiniert werden, da sie nicht dasselbe Level haben.

    Wieder öffnete ich den Markplatz, diesmal um ein Angebot zu veröffentlichen. Ich bot zwanzig graue Kisten für eine „Leichte Lederrüstung". Das Level der gewünschten Rüstung gab ich absichtlich nicht an. Vielleicht hatte ich Glück und bekam eine Rüstung auf Level 10, man wusste ja nie. Ich hatte gut vier Stunden auf dem Marktplatz verbracht und war längst ins Schlafzimmer übersiedelt, um ungestört zu sein. Nun konnte ich den Nervenkitzel und die Spannung nachvollziehen, die Broker empfinden mussten, wenn sie an der Börse mit Aktien handelten.

    Während ich wartete, durchstöberte ich den Marktplatz und vertiefte mich immer mehr in Angebot und Funktionsweise. Wenn man ein wenig Zeit investierte, konnte man hier ganz gute Geschäfte machen. So kaufte ich für einen Pappenstiel zwanzig Nahkampfwaffen in Kartenform. Jemand hatte sie für nur zwei graue Kisten angeboten. Diese Waffen könnte man natürlich in der echten Welt gewinnbringend weiterverkaufen, aber ich hatte keinen Bedarf an der lokalen Währung. Es gelang mir, mehrere Rüstungsteile zu annehmbaren Preisen und dazu noch ein paar Schilde zu ergattern. Außerdem kaufte ich alle Pfeile auf, die mir unterkamen. Für die nächsten paar Tage hatte ich damit einen ausreichenden Vorrat angelegt. Ich hatte nun nicht weniger als fünftausend Pfeile. Das reichte für die Jagd meiner Träume.

    Ich hatte alles aus dem Marktplatz herausgeholt, was zu holen war. Unter anderem hatte ich eine Karte mit der Beschreibung „Leichte Lederstiefel, Level 1" erworben und es mit etwas Glück geschafft, sie auf Level 3 zu verbessern. Das war zwar mühsam, aber es war die Sache wert.

    Der Vorgang der Verstärkung war ganz interessant. Aus zwei Paar Stiefeln auf Level 1 machte ich ein Paar auf Level 2. Als Nächstes nahm ich wieder zwei Paar Stiefel auf Level 1 und verwandelte sie ebenfalls in ein Paar auf Level 2, und dann wurde aus zwei Paar Stiefeln auf Level 2 ein Paar auf Level 3. Die Vorstellung, wie viele Gegenstände man für diesen Vorgang zusammenkaufen musste, war erschreckend. Am Ende des Tages war ich vollkommen fertig, hatte dafür aber die folgenden Dinge in meinem Besitz:

    Leichte Lederstiefel, Level 4

    Leichte Lederrüstung, Level 3

    Verstärkte Lederarmschienen, Level 4

    Kurzbogen des Archawarischen Bogenschützen, Level 3

    Dafür hatte ich stundenlang Unmengen von Gegenständen gekauft und miteinander kombiniert. Außerdem hatte ich einen ganzen Berg einfacher Pfeile, die ich quasi für ein Butterbrot gekauft hatte, und genug Waffen für zwanzig bis dreißig Leute, ebenfalls für eine lächerliche Summe erworben. Für die Soldaten kaufte ich außerdem ein paar Artefakte der Stromzufuhr sowie fünfundzwanzig Heiltränke. Mein Kistenvorrat war zwar praktisch auf null geschrumpft, aber ich war sehr zufrieden mit mir selbst. Man konnte es auch so sehen, dass ich sämtliche Kästchen und Kisten losgeworden war, für die ich keine Verwendung hatte.

    Bevor ich schlafen ging, blieb noch eine letzte Sache, die ich auf später verschoben hatte. Ich musste alle roten Kästchen öffnen, von denen ich dreißig Stück hatte. Sie zu verkaufen, wäre ein Frevel gewesen, daher hatte ich sie für mich selbst behalten.

    Mir war zwar klar, dass meine Hoffnungen wahrscheinlich nicht erfüllt werden würden, aber ich wollte dennoch mein Glück versuchen.

    Das erste Kästchen enthielt einen „Pallasch der Hoffnung, Level 1".

    Das zweite ein „Anfängerstilett".

    Das dritte eine „Donnerklinge", die unglaublich schlecht gemacht war und außer einem Blitzsymbol nichts mit einem Donner zu tun hatte.

    Das zehnte schließlich enthielt eine Karte mit einfachen Pfeilen.

    Im fünfzehnten fand ich einen „Kurzspeer aus Eisenbambus". Da er kein Level hatte, war er für mich ebenfalls nutzlos.

    Das dreißigste und letzte Kästchen enthielt die Karte „Berserkerschild, Level 1".

    Mit einem Wort ein Haufen Schrott. Da ich nichts anderes erwartet hatte, regte ich mich darüber gar nicht erst auf. Außerdem hatte meine erfolgreiche Einkaufstour auf dem Marktplatz meine Laune gehoben. Ein bisschen wurmte es mich aber doch, sodass mir die Lust aufs Schlafen vergangen war. Vielleicht lag das aber auch an dem Heiltrank, den ich mir einverleibt hatte. Oder daran, dass es erst sechs Uhr abends war und ich nichts zu tun hatte. Durch die Stadt zu streifen, würde Polina mir nicht erlauben, so lächerlich das auch klang. Ich war vom Handeln müde und sonst fiel mir nichts ein, womit ich die Zeit totschlagen könnte.

    Varg, wenn du einen Moment Zeit hast, komm bei mir vorbei. Quartiermeister" Zum ersten Mal erlebte ich das Nachrichtensystem der Gruppe in Aktion.

    Ganz schön praktisch, diese Gruppe, Mobiltelefone waren somit überflüssig. Was er wohl von mir wollte? Er war jedenfalls einer der wenigen Menschen, mit denen ich keine Probleme hatte und in deren Gegenwart ich zusammenhängende Sätze herausbrachte.

    Na dann! Auf zum Quartiermeister...

    Doch zuvor plünderte ich Polinas Alkoholvorrat aus den grauen Kisten, den sie hortete. Ich nahm zwei Literflaschen Whisky mit, dem Etikett nach zu urteilen nicht die billigsten, sowie zwei Flaschen französischen Cognac. Warum nicht? Ich konnte es mir leisten.

    Das Problem mit den Lebensmittelkisten war, dass oft auch nutzlose Dinge dabei waren. Wenn man Pech hatte, erhielt man drei Flaschen Wasser, eine Packung Chips und eine Packung chinesische Instantnudeln.

    Noch bevor ich das Lager erreichte, vergewisserte ich mich mit meinem Röntgenblick, dass der Quartiermeister an seinem Arbeitsplatz war. Er saß an seinem Tisch und las bei Kerzenlicht in einer alten Zeitung. Ich klopfte an und wartete auf die Erlaubnis, einzutreten.

    „Hallo, Varg!" Er legte die Zeitung weg und lächelte mir zu. „Ich hatte nicht erwartet, dass du so schnell hier aufkreuzt.

    „Ich hatte gerade zufällig nichts zu tun, und da kam keine Nachricht."

    „Na wunderbar!, meinte er zufrieden. „Ich habe etwas für dich.

    Der Quartiermeister ging zu einem Regal und nahm drei Karten. Ich gab vor, sehr erfreut zu sein, sonst hätte er sich womöglich gekränkt und mir nie wieder etwas gegeben. Der Quartiermeister gehörte, wie ich bereits wusste, zu den Menschen, die ihre Arbeit mit fast fanatischem Eifer erledigten. Da hatten wir etwas gemeinsam.

    „Danke! Ich setzte ein glückliches Lächeln auf. „Pfeile kann ich immer brauchen.

    Zur Antwort grinste er wissend.

    „Bemüh dich nicht, ich sehe doch, dass man dich damit nicht von den Socken hauen kann, aber was anderes haben wir im Moment nicht. Keine Sorge, ich weiß, wie viele Pfeile du bei jedem Spaziergang abschießt."

    „Freut mich, mit einem so verständnisvollen Menschen Geschäfte zu machen. Nun war mein Lächeln echt. „Wenn das so ist, dann habe ich auch etwas für dich.

    Ich holte die Waffen aus meinem Inventar und begann, sie auf dem Tisch abzulegen. Der Platz reichte nicht für alle, sodass ich einen ganzen Berg daneben aufstapeln musste.

    „Ich dachte, eure Soldaten könnten etwas Hilfe gebrauchen, also habe ich beschlossen, meine Vorräte mit euch zu teilen." Ich wies mit dem Kopf auf die Waffen.

    Der Quartiermeister wollte etwas erwidern, konnte vor Überraschung aber nur den Mund auf- und wieder zuklappen, was ziemlich lustig aussah.

    Ich überließ ihm alle Waffen, die ich hatte. Nur den Speer und einen Dolch behielt ich. Das war längst überfällig, die Hälfte davon hatte nur nutzlos in der Abstellkammer herumgelegen, während die andere Hälfte Platz mein Inventar beansprucht hatte.

    „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Oder wie ich dir das jemals zurückzahlen kann. Er wirkte für einen Moment verwirrt. „Aber ich lasse mir etwas einfallen, versprochen.

    „Nicht nötig, vergiss es. Du weißt doch, wie leicht ich an die Sachen herankomme. Ich griff nach meinem Bogen. „Mein Bogen ist perfekt für die Vernichtung von Zombies, ich brauche sonst nichts.

    Der Quartiermeister machte sich daran, die Waffen sorgfältig zu untersuchen, nachdem er eine Kerze geholt hatte. Mich schien er bereits vergessen zu haben. Er begann, alles in die Regale zu räumen und jeden Gegenstand fein säuberlich in seinem Heft zu notieren. Ein Bürokrat, wie er im Buche stand.

    „He, Quartiermeister, die Waffen laufen dir nicht weg, die kannst du später sortieren", rief ich ihm zu.

    „Ach, du verstehst das nicht... Die materielle Basis beruht auf Ordnung", murmelte er, ohne von seinen Notizen aufzublicken.

    Na schön. Da er so beschäftigt war, ging ich zu dem Tisch, an dem er eben noch gesessen hatte, und begann, Lebensmittelkisten auszupacken. Mal sehen... Weg mit den Schokoriegeln, das Brot kann bleiben, der schwarze Kaviar auch... Hmm, mehr Butter wäre nicht schlecht... Während er seinen Waffenberg ordnete, deckte ich den Tisch und stellte den Whiskey und den Cognac dazu.

    Als Tüpfelchen auf dem I montierte ich noch ein Artefakt der Stromzufuhr an der Wand, es war hier dunkel wie im Bärenarsch.

    „Es werde Licht!", rief ich. Dann lud ich den Energiekristall für eine Woche im Voraus auf.

    Kapitel 2

    „ICH WERD’ VERRÜCKT, was ist das denn?", fragte der Quartiermeister und trat an den Tisch.

    „Sag jetzt bloß nicht, dass du nicht trinkst." Zu spät war mir gedämmert, dass er vielleicht keinen Alkohol trank, das wäre unangenehm gewesen.

    Er sah mich an, als wäre ich übergeschnappt.

    „Natürlich trinke ich, sagte er zu meiner Erleichterung. „Ich bin nur überrascht, dass dieses Angebot von dir kommt. Er überlegte kurz. „Wie soll ich dir das sagen. Na ja, es hat sich in der Unterkunft herumgesprochen, dass du nicht sehr gesellig bist und, sagen wir mal, einen schwierigen Charakter hast, und dann lädst du plötzlich mich, einen alten Mann, ein, mit dir zusammenzusitzen und einen zu trinken."

    „Es gibt für alles ein erstes Mal. Bei dem ganzen Chaos hat man keine Zeit, sich mal zu entspannen und ein Gläschen zu trinken."

    „Und das Licht?" Er sah den Kristall an.

    „Sollen wir etwa bei Kerzenlicht trinken? Das soll hier ja kein Date werden."

    „Auch wieder wahr." Der Quartiermeister lachte lauthals.

    Er ließ sich nicht lange überreden, und wir leerten das erste Glas, und kurz darauf das zweite. Es hatte keinen Sinn, die Sache in die Länge zu ziehen, wie er sich ausdrückte.

    „Sag mal, Varg, warum hast du eingewilligt, der Gruppe beizutreten? Wie ich das sehe, brauchst du uns nicht, wir dich hingegen sehr wohl." Seine Frage kam unerwartet.

    Der Alkohol sorgte für ein angenehm warmes Gefühl in meiner Brust, und ich fühlte mich zum ersten Mal seit Langem so richtig entspannt.

    „Ehrlich gesagt kann ich dir das auch nicht beantworten, gestand ich. „Das Leben bei euch bringt mir auch Vorteile, wenn man bedenkt, wie viele Probleme ihr habt, die ich leicht lösen kann, um gleichzeitig mein Level zu erhöhen. Gut war auch, dass Polina gleich begonnen hat, mich zu bekochen. Ich weiß nicht, was ich machen würde, wenn ich jetzt plötzlich wieder nur Buchweizen und Dosenfleisch zu essen hätte.

    „Ich habe schon von Polinas Kochkünsten gehört. Der Quartiermeister nickte zustimmend. „Die anderen Frauen sagen, sie hätte ein Talent dafür, aus ein paar Abfällen ein Festmahl zuzubereiten.

    „Da haben sie recht, ihr Kochtalent ist wirklich einzigartig — oder vielleicht kommt mir das nur so vor. Ich habe mein ganzes Leben lang nur das billigste Zeug gegessen, viele Vergleichswerte habe ich also nicht."

    „Vielleicht ist das Wichtigste nicht das Essen selbst, sondern wer es kocht?" Er kniff listig zu Augen zusammen, was mich verwirrte.

    „Ich verstehe nicht ganz, worauf du hinauswillst, aber egal. Ich winkte ab. „Gieß ein, lass uns noch was trinken.

    Das war wahrscheinlich mein bester Tag seit Langem. Es machte mir Spaß, mit dem Quartiermeister zusammenzusitzen. Ich hörte mir seine Geschichten an, und er sich meine. Als die erste Flasche fast leer war, bekamen wir unerwartet Besuch vom Kommandanten.

    „Was ist das für ein Gelage hier, mitten in der Apokalypse?", brummte er.

    „Kommandant, mach keinen Aufstand, nimm dir lieber ein Glas und setz dich zu uns." Der Quartiermeister ließ sich durch nichts aus der Ruhe bringen, nicht einmal durch den Mann, der hier das Kommando führte.

    „Du immer mit deiner Insubordination", beschwerte dieser sich, nahm aber ein Glas und setzte sich.

    Die Zeit verging wie im Flug, während wir entspannt miteinander plauderten. Doch dann geschah etwas Unerwartetes.

    Achtung, Überlebender! Du hast eine Einladung zu einer Challenge erhalten!

    Es handelt sich um eine Gruppen-Challenge, die Teammitglieder werden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt.

    Eure Aufgabe ist es, den Vernunftbegabten zu retten.

    Anmerkung: Es ist verboten, eigene Teammitglieder zu töten und der Gruppe dadurch Schaden zuzufügen! Jeder Verstoß gegen diese Regel wird bestraft. Ihr habt zwei Tage Zeit, um die Aufgabe abzuschließen! Du kannst die Teilnahme an der Challenge bestätigen oder ablehnen.

    Ich stöhnte hilflos. Ich hatte mich schon so auf die nächste Challenge gefreut, und nun kam so etwas. Den Vernunftbegabten retten? Sicher irgendein hysterisches Weib, das mich zur Weißglut treiben würde. Und die Zuweisung der Teammitglieder per Zufall? Klar würde ich sie töten, wenn sie mir auf die Nerven gingen! Vielen Dank auch, liebes System.

    Außerdem war ich immer noch verletzt, auch wenn ich mich ganz gut fühlte. So ein Trank konnte Wunder wirken.

    Mit welchem Bedauern ich die Einladung ablehnte, war nicht in Worte zu fassen. Die Information verblasste, und ich beschloss, mich heute so richtig zu betrinken.

    Wir vernichteten innerhalb kürzester Zeit den gesamten Alkohol, den ich mitgebracht hatte, als wäre er der schlimmste Feind eines jeden braven Soldaten. Aber natürlich hatten wir dann immer noch nicht genug, und so begab ich mich in meinen Kisten auf die Suche nach Nachschub. Offenbar fand ich ihn auch... Der Rest der Nacht verschwamm im Nebel.

    * * *

    Der nächste Morgen war grauenhaft. Gerade noch hatte ich bei den Männern gesessen, getrunken und gelacht, im nächsten Moment erwachte ich und wurde von den hellen Sonnenstrahlen geblendet, die durch die Ritzen des Fensters drangen. Ich konnte mich an nichts erinnern, am wenigsten daran, wie ich nach Hause gekommen war.

    Verflucht... Mir war speiübel. Hatte mir jemand mit einem Hammer eins übergezogen, oder war ich buchstäblich auf den Kopf gefallen?

    Im ersten Moment nach dem Erwachen war meine Sicht verschwommen, in meinem Kopf dröhnte es wie von zehn Helikoptern, und ich hatte Mühe, klar zu denken. Das Erste, was ich sah, als mein Blick sich endlich fokussierte, war die Decke des Schlafzimmers. Wenigstens etwas. Ich war erleichtert, dass ich nicht irgendwo eingeschlafen war, sondern die Kraft gehabt hatte, meine Wohnung zu erreichen. In meinem früheren Leben war es mehr als einmal passiert, dass ich weiß Gott wohin verschleppt worden war. Aber was ich dann sah, brachte meinen Kopf zum Explodieren. Auf meiner Brust lag Polinas Rotschopf.

    Ich wagte nicht einmal, Luft zu holen, aus Angst, sie aufzuwecken.

    Aaah... Warum... und vor allem wie... Was sollte ich tun, wohin sollte ich flüchten? War Flucht überhaupt eine Option? Vor mir selbst konnte ich nicht davonrennen, und was passiert war, war passiert. Aber was war überhaupt passiert? Was war bloß geschehen?

    Ich fühlte mich so miserabel, dass ich nur stocksteif daliegen konnte. Ein schrecklicher Gedanke schlich sich in meinen Kopf. War es möglich, dass ich sie gezwungen hatte? Vor meinem inneren Auge erschienen Bilder, eines fürchterlicher als das andere.

    Nein... sicher nicht... So ein Mensch war ich nicht.

    Ich drehte langsam den Kopf so, dass ich Polina nicht weckte. Außer uns war niemand im Raum. Ich atmete erleichtert auf. Alles andere wäre noch unangenehmer gewesen. Ich konnte mir nicht erklären, wie es dazu gekommen sein konnte. Sie gefiel mir, klar, als Frau, aber meistens brachte ich in ihrer Gegenwart keinen geraden Satz heraus, und jetzt das. Der verfluchte Alkohol hatte offenbar alle Hemmungen ausgeschaltet.

    „Bist du schon wach, Schatz?" Plötzlich schlug sie die Augen auf und sah mich an.

    Gleich würde ich erstarren... Moment, warum erstarrte ich nicht? Ich war ihr so nahe wie nie, aber ich spürte kein Unbehagen.

    „Mhm..." Das war das Einzige, was ich herausbrachte.

    „Umso besser." Und dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ein unfassbar süßer, sinnlicher Kuss verschloss mir den Mund.

    Als er vorbei war, zog sie sich zurück, streichelte meine Wange und sagte:

    „Du erinnerst

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