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Der Weg des Verstoßenen (Spiegelwelt Buch #3): LitRPG-Serie
Der Weg des Verstoßenen (Spiegelwelt Buch #3): LitRPG-Serie
Der Weg des Verstoßenen (Spiegelwelt Buch #3): LitRPG-Serie
eBook436 Seiten11 Stunden

Der Weg des Verstoßenen (Spiegelwelt Buch #3): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Es herrscht Aufruhr in der Spiegelwelt, deren Landkarte grundlegende und weitreichende Änderungen bevorstehen.
Alle machen sich für die Kolonialisierung des Niemandslands bereit. Die stärksten Clans schicken ihre besten Kämpfer zu Aufklärungsmissionen aus. Sie brennen darauf, sich die vielversprechendsten Orte zu sichern.
Die Marktpreise sind in den Himmel gestiegen wie ein Schwarm aufgeschreckter Tauben. Neue Allianzen werden gebildet, während Söldner ihre Rüstung upgraden und ihre Schwerter schärfen. Ihre Zeit naht.
Krieg wird in der Spiegelwelt Einzug halten.
Auch Olgerd macht sich bereit, ein neues Ziel vor Augen. Die uralte Stadt der Ennan erwartet ihn.
Alles, was er jetzt tun muss, ist, Stärke zu gewinnen.
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum24. Mai 2022
ISBN9788076191891
Der Weg des Verstoßenen (Spiegelwelt Buch #3): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Der Weg des Verstoßenen (Spiegelwelt Buch #3) - Alexey Osadchuk

    Kapitel 1

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    DIE NACHRICHT leuchtete in ätzendem Rot. Ich fühlte mich, als würde ich gleich den sprichwörtlichen roten Knopf drücken.

    So weit würde es vielleicht nicht kommen, und doch kannte ich einige Leute, die viel dafür gegeben hätten, Zugang zu Spielerkonten der Spiegelwelt zu erhalten.

    Das war ein weiterer, beträchtlicher Nachteil von „Täglicher Grind"-Konten. Das Bronze-Programm erlaubte einem, vom eigenen Computer aus auf seinen Char zuzugreifen, ohne in die Immersionskapsel steigen zu müssen. Auch wenn das einzige in diesem Modus verfügbare Feature das Dashboard des Spielers war, reichte diese Tatsache schon aus, um sich freudig die Hände zu reiben.

    Jetzt konnte ich wenigstens meine E-Mails abrufen und meine Screenshots auf einem Memostick speichern. Meine Mädchen hatten mich immer wieder bestürmt, ihnen Boris und Strolch zu zeigen, aber bisher war ich nie dazu gekommen.

    Wie schade, dass ich keinen Computerzugang zur Auktion hatte. Für derartige Vorzüge benötigte man mindestens ein Silberkonto. Aber ich musste eben mit dem arbeiten, was ich hatte.

    Vicky hatte ihr Versprechen gehalten. Wir hatten das Darlehen bekommen. Zu unserer großen Freude war das Geld bereits auf das entsprechende deutsche bzw. japanische Bankkonto überwiesen worden. Das neue Herz, das in Christina wuchs, war vollständig bezahlt.

    Beim Anblick der Überweisungsbestätigung hatte ich mich gefühlt, als hätte sich mein Rückgrat in Butter verwandelt.

    Meine Frau Sveta war in Tränen ausgebrochen. Ich hatte sie seit Ewigkeiten nicht mehr so gesehen. Sie war immer die Starke von uns beiden gewesen. Aber an diesem Tag hatten uns unsere Gefühle überwältigt.

    Was für eine Schande, dass ich nicht bei ihnen hatte sein können. Verdammte Ergotherapie! Nachdem ich 28 Tage lang bewegungslos in der Kapsel gelegen hatte, war mein Körper so gut wie nutzlos gewesen.

    Meine Kurzsichtigkeit hatte sich verschlimmert. Zwei Tage lang hatte ich geglaubt, ich wäre erblindet. Seltsamerweise hatte mir das keine Angst gemacht, als hätte ich mich innerlich von dieser Tatsache distanziert. Hauptsache, wir hatten es geschafft. Der Rest war nur Papierkram. Doch am Abend des dritten Tages hatte ich aus meinem bequemen Rollstuhl heraus den Anblick des Sonnenuntergangs genießen können. Selbst die Tatsache, dass meine neue Brille wesentlich stärkere Gläser hatte, störte mich nicht. Das war es mehr als wert gewesen.

    Ich wusste, dass es noch nicht vorbei war. Ich würde sogar sagen, dass es erst der Anfang gewesen war.

    Die Höhe des Kredits war schwer fassbar. Die Banker waren wirklich großzügig mit uns gewesen. Sie hatten mir das angeboten, worum ich gebeten hatte: eine Viertelmillion.

    Das meiste davon war für die Bezahlung von Christinas Krankenhausrechnung draufgegangen. Anschließend hatte ich meine Schulden bei Schantarskis Bank bezahlt und mein Konto geschlossen. Meine langfristige Bonität dort war mir schnurzegal. Ich wollte nicht mal an diesen Typen denken.

    Das Nächste auf meiner Einkaufsliste war mein Bronzekonto gewesen. Das hatte mich 50 Riesen gekostet. Und weitere fünf dafür, dass ich alle meine Charakterwerte behalten konnte. Meine Berufe, meine Ausrüstung, meine Levels und Rep-Punkte, meine Rasse und meine Haustiere – alles noch da und unverändert.

    Nur schade, dass ich meinen Namen nicht ändern konnte. Das war eine Option, die es in der Spiegelwelt nicht gab. Wenn man dort als Olgerd geboren wurde, blieb man Olgerd.

    Wollte man seine Rasse wechseln, war das kein Problem, solange man genug Geld hatte. Es gab praktisch kein Attribut, das man nicht ändern konnte, wenn einem der Preis nichts ausmachte. Keines außer dem Spielernamen. Auch wenn das Spiel zahllose kurzfristige Anonymisierungsoptionen bot – natürlich wieder gegen ein entsprechendes Entgelt.

    Die fünf Riesen, die ich für den Erhalt meiner Werte gezahlt hatte, waren sowieso schon ein reduzierter Preis gewesen. Normale Spieler mussten mehr dafür hinlegen. Vicky war an diesem Tag besonders großzügig gewesen. Wenn man ihr glauben durfte, hatte ich Glück gehabt, dass ich zu jenem Zeitpunkt zu ihr gekommen war. Ein halbes Jahr zuvor wäre der Zinssatz noch wesentlich unattraktiver gewesen.

    Apropos Zinsen. Wir hatten uns auf 11 % geeinigt. Wobei „geeinigt" eine Übertreibung darstellte. Sie hatte mir gesagt, dass sie mir nichts Besseres anbieten konnte, und hinzugefügt, dass sie mir damit ohnehin schon entgegenkamen.

    Die Summe war schwindelerregend. Ich hatte es geschafft, sie dazu zu bringen, einer Rückzahlung über zehn Jahre zuzustimmen. 3.500 im Monat. Dimitri hatte recht gehabt: Die Spiegelwelt war der einzige Ort, an dem ich so viel Geld verdienen konnte.

    Ohne zu zögern hatte ich den Vertrag unterschrieben. Alles in allem musste ich über 400.000 zurückzahlen. Das war mir egal. Ich hatte mein Hauptziel erreicht. Christina würde überleben!

    Und das Darlehen ... nun, darum würde ich mich kümmern müssen. Ich hatte da schon ein paar Ideen.

    Oh, und noch etwas. Die Versicherung.

    Bevor ich den Vertrag unterzeichnet hatte, musste ich eine Lebens- und Krankenversicherung abschließen. Wenn mir jetzt etwas zustieß, würde die Bank trotzdem ihr Geld zurückbekommen. Dennoch machte Vicky mir mit unbewegter Miene deutlich, dass sie an diesem Szenario keinerlei Interesse hatten. Weswegen mein nächster Login von ihrem hochmodernen Modulzentrum aus unter der Aufsicht mehrerer Mediziner stattfinden sollte.

    Das ergab durchaus Sinn. Zuerst musste ich tun, was ich tun musste. Danach konnte ich dann getrost sterben. Irgendetwas sagte mir, dass ihnen dieses Szenario gar nicht so unrecht wäre. Erst hatte ich gedacht, dass meine Paranoia mir einen Streich spielte, doch nein: sowohl Dimitri als auch Sveta sagten mir mehr oder weniger dasselbe.

    Ab sofort würde ich also gut auf mich aufpassen. Ich musste ihre Ergotherapie-Einrichtungen in vollem Umfang nutzen. Und noch einmal in erweitere Immersion zu gehen, sollte mir nicht mal im Traum einfallen. Ich sollte anfangen, regelmäßig ihr Fitnessstudio und ihr Schwimmbad zu besuchen. Dimitri hatte Sveta versprochen, ein Auge darauf zu haben, dass ich das auch wirklich tat. Er hatte ausgesehen, als wäre es ihm ernst damit.

    Login erfolgreich!

    Ausgezeichnet. Man musste schon sagen, die Spielentwickler nahmen den Schutz der Daten ihrer Kunden sehr ernst. Ich konnte mein Dashboard nicht einfach so öffnen. Ich brauchte einen ID-Authentifikator oder auch „IDA", wie Dimitri es nannte. Das war ein kleines Dingens, das ein bisschen wie ein Smartphone mit Computerverbindung aussah.

    Sobald man sein Passwort eingegeben hatte, verlangte das Gerät, dass man seinen Daumen auf ein Sensorfeld drückte, damit es den Fingerabdruck scannen konnte. Danach musste man gerade sitzen und durfte nicht blinzeln, während die Kamera die Iris scannte.

    Als Nächstes forderte die Kiste einen dazu auf, bestimmte Worte auszusprechen. Dimitri sagte, das diente dazu, die Stimmlage zu überprüfen und gegebenenfalls zu erkennen, ob sie Angst oder Anspannung verriet. Könnte ja sein, dass man mit vorgehaltener Pistole zum Aufruf des Dashboards gezwungen wurde. Wenn das System Verdacht schöpfte, schickte es die Daten an das Sicherheitspersonal des Hauptservers weiter. Einfach ausgedrückt war das eine teuflisch nützliche kleine Maschine.

    Gut. Ich war eingeloggt. Schnell warf ich einen Blick auf mein Inventar, um zu überprüfen, ob alles da war. War es.

    Weiter.

    Mein Posteingang blinkte mich mit seinem kleinen Licht an, als wollte es sagen: Komm schon, Meister, öffne mich endlich!

    Leicht zu erraten, was mich da drin erwartete. Lady Mels Vertreter hatten bereits Dimitri kontaktiert und freundlich nachgefragt, warum ich nicht zur Arbeit erschienen war. Sie waren verpflichtet, nett zu uns zu sein, weil in meinem Vertrag stand, dass ich nach gewonnener Menge bezahlt wurde. Quasi wie ein Freiberufler. Ich hatte ihre Mine sozusagen gepachtet und meldete die Ressourcen an, die ich dort gewonnen hatte, um entsprechende Vergütung zu erhalten. Es gab keinen festgesetzten Lohn. Ich schuldete niemandem etwas und bestimmte meinen eigenen Zeitplan. Das war die erste Bedingung gewesen, die ich mit Weigner besprochen hatte. Was, wenn ich alles stehen und liegen lassen musste, um an der Seite meiner kranken Tochter zu sein? Darum war das eine der Hauptklauseln des Vertrags, auf die ich bestanden hatte. Und hätte ich nichts von den verborgenen Zielen meiner Bosse gewusst, wäre ich vielleicht sogar gerührt von ihrer Rücksichtnahme gewesen.

    Als Dimitri es ihnen erklärt hatte, hatten sie aufgehört, ihn zu nerven. Für einen Spiegelweltspieler war Ergotherapie etwas Heiliges, besonders nach einem einmonatigen Immersions-Job. Tatsächlich hatte die Frau, die ihn angerufen hatte, unauffällig versucht, herauszufinden, in welches Zentrum ich gebracht worden war. Woraufhin Dimitri, brüsk wie immer, sie daran erinnert hatte, dass er als Mitarbeiter der Firma nicht berechtigt wäre, vertrauliche Informationen weiterzugeben. Und dass er, wenn so etwas noch einmal vorkäme, gezwungen wäre, den Vorfall der Sicherheit zu melden.

    Als Dimitri mir das alles erzählt hatte, war ich überrascht gewesen, dass die Sekretärin – oder wer auch immer die Frau gewesen war – offenbar wirklich Muffensausen gekriegt hatte. Sie kam mit Ausflüchten an und behauptete, sie wären nur um ihren besten Arbeiter besorgt und würden gern wissen, ob er Hilfe bräuchte. Aber klar doch. Sich mit den Bossen des Glashauses anzulegen war keine gesunde Idee.

    Ich fand den Gedanken sowohl gruselig als auch beruhigend. Ich fühlte mich wie einer dieser winzigen Schiffshalterfische, der einen weißen Hai begleitete. Gerade schien der Hai keinerlei Interesse an dem kleinen Fischchen zu haben, konnte aber dennoch jeden Moment zuschnappen. Die Vorteile dieser Situation: Andere, kleinere Haie trauten sich nicht in meine Nähe. Nachteile: Selbst wenn er meine kulinarischen Qualitäten freundlicherweise ignorierte, konnte mein Hai mit einem einzigen Flossenschlag in die Tiefe abtauchen, wohin ich ihm nicht folgen konnte, und mich so den kleineren Raubfischen überlassen, die nur darauf warteten, mich zu zerfetzen.

    Ich öffnete meine Post.

    Drei Mails von Weigner und eine von meinem neuen sogenannten Freund Tanor. Auch Onkel Wanja hatte mir ein paar Worte geschickt.

    Da hatte sich in nur 48 Stunden ganz schön was angesammelt.

    Am besten fing ich mit Onkel Wanja an.

    Hi,

    was zum Henker ist mit Euch los? Wir wollten uns doch treffen, oder nicht? Nie erreicht man Euch. Wir machen uns Sorgen.

    Sagt Bescheid, wenn Ihr wieder online seid.

    Euer Anteil der Dunklen-Beute ist bei mir in Sicherheit.

    Die Jungs mussten den Braten gerochen haben. Ich musste eine Entscheidung treffen, wie ich auf ihre Fragen antworten wollte. Das Beste war wohl, ihm zu schreiben, sobald ich wieder im Spiel war, und ihm zu sagen, dass ich bei der Krankengymnastik gewesen war. Wenn ich das jetzt tat, würden sie zwei und zwei zusammenzählen und mein Kontowechselspiel durchschauen.

    Jetzt zu Weigner.

    Sein Ton wuchs sich im Lauf seiner drei Mails zu verschiedenen Stadien der Hysterie aus. Der Mann war in Panik. Ihm saßen vermutlich seine Vorgesetzten im Nacken. Das machte wohl eine ähnliche „Krankengymnastik"-Mail nötig, um ihn zu beruhigen. Die würde ich später schreiben müssen. Nicht jetzt. Vielleicht würde ich auch das Telefongespräch mit Dimitri erwähnen, um Weigner zu beschwichtigen. Ich hatte keine Ahnung, welche Rolle er im Clan der Steel Shirts einnahm, aber er war okay.

    Und zu guter – oder nicht so guter? – Letzt Tanors Nachricht.

    Mein lieber Olgerd,

    nach Eurem plötzlichen und langanhaltenden Verschwinden wage ich zu vermuten, dass Euer Immersionszeitraum abgelaufen ist. Unserem Informationsstand nach habt Ihr in dem Versuch, die nötigen Reputationspunkte mit Mellenville zu beschaffen, fast einen Monat im Spiel verbracht. Es wäre logisch, anzunehmen, dass Ihr Euch aktuell in Ergotherapie befindet.

    Ich bezweifle keine Sekunde, dass die Bank Euren Kreditantrag abgelehnt hat. Wie ich es Euch ja vorausgesagt hatte.

    Zu schade. Ihr habt so viel Zeit verschwendet. Findet Ihr nicht?

    Nun gut. Ihr müsst Euch jetzt etwas ausruhen. Lasst Euch Zeit. Kommt wieder zu Kräften. Wir freuen uns darauf, Euch wiederzusehen.

    Für den Fall, dass Ihr euch zufällig früher als erwartet einloggen solltet, möchte ich Euch wissen lassen, dass Ihr Euch um das Geld keine Sorgen machen müsst. Die Summe, die Ihr benötigt, wartet hier bereits auf Euch.

    Falls Ihr die Einzelheiten besprechen möchtet, können wir uns auch IRL treffen. Ich bin mir recht sicher, dass Ihr das Geld sofort benötigt. Gebt einfach Bescheid, wo wir Euch finden können, und wir werden da sein.

    Erinnert Ihr Euch, dass ich Euch vom Hightech-Modulzentrum unseres Clans erzählt habe? Wir könnten Euch jederzeit dorthin verlegen lassen – noch heute, falls Ihr das wünscht.

    Soeben habe ich erfahren, dass in der Schatzkammer unseres Clans ein vollständiges, nagelneues Meisterausrüstungs-Set auf Euch wartet. Angeblich handelt es sich um das beste, das derzeit verfügbar ist. Haltet Ihr das nicht für cool?

    Ich hoffe, es ist mir gelungen, Euch etwas aufzuheitern.

    Wir freuen uns auf Eure Rückkehr.

    Tanor

    Aufheitern, ja, klar doch. So könnte man es nennen.

    Also hatte ihr Clan das sprichwörtliche Zuckerbrot ausgepackt. Sie taten ihr Bestes, mich nicht unter Druck zu setzen. Das Geld lag bereit, und sie hatten sogar eine hübsche Ausrüstung für mich aufgetrieben. Also dachten sie, die Bank hätte mir das Geld nicht gegeben? Das war gut. Der kleine Hai, der sich bereitmachte, das Fischlein anzugreifen, hatte das riesige, reißzahnbewehrte Ungeheuer noch nicht bemerkt, um das es herumschwamm.

    Sollten sie ruhig glauben, dass sie mich in der Tasche hatten. Inzwischen würden wir auf Zeit spielen. Dimitri konnte sie leicht eine weitere Woche lang im Dunkeln halten und ihnen weismachen, ich wäre noch in Therapie und dürfte nicht online gehen. Bis sie beschlossen, auch die sprichwörtliche Peitsche hervorzuziehen, musste ich bereit sein.

    Ich hatte eine Woche Zeit, um mir die Fähigkeiten der Kämpferklasse anzueignen. Je stärker ich war, desto besser standen meine Chancen, im Niemandsland zu überleben.

    Die gute Nachricht war, dass meine neue Immersion anders sein würde als die erste, als ich bildlich gesprochen mit verbundenen Augen einen Sprung ins Dunkel gewagt hatte. Jetzt hatte ich das alles schon einmal gesehen. Ich hatte mich im Spiel erprobt. Ich hatte mitangesehen, wozu Kämpferklassen in der Lage waren. Unbedarften Newbs gegenüber hatte ich jetzt eine Menge Vorteile.

    Wenn ich Erfolg haben wollte, musste ich zum Thema Kämpferklassen gute Nachforschungen anstellen. Natürlich konnte ich nicht alles durchlesen. Das Netz quoll über vor Informationen, einige davon hilfreich, die meisten nutzlos. Ich beschloss, mich auf die beliebtesten Quellen zu beschränken.

    Zum Beispiel das Spiegelwelt-Wiki. Dort fand man praktisch alles, was man über das Spiel wissen musste. Natürlich teilte dort keiner wirklich wertvollen Informationsperlen, aber trotzdem war es laut Rrhorgus‘ Sohn Max „rappelvoll mit coolem Zeugs".

    „So könnte man sagen, murmelte ich, während ich auf die Tabellen und Diagramme auf dem Computerbildschirm starrte. „Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

    Komisch, dass ich vorher noch nie hier vorbeigeschaut hatte. Andererseits gab es heute so viele Seiten, dass man da überhaupt keinen Überblick mehr hatte.

    „Ich werde mich daran gewöhnen", sagte ich, um mich selbst aufzumuntern.

    Selbst, wenn es mir gelang, nur die Grundlagen herauszufinden, wäre das schon ein ansehnliches Ergebnis.

    Nur schade, dass ich nicht auf meine Klassen-Werte zugreifen konnte. Dazu musste man in voller Immersion sein. Laut Dimitri war das eine Sicherheitsmaßnahme.

    Was mich vor ein Problem stellte: Im Wiki gab es nichts über Ennans. Absolut rein gar nichts. Mit anderen Worten, der Einzige, der qualifiziert war, Einträge über Ennans vorzunehmen, war meine Wenigkeit.

    Also musste ich mich an meine „Cousins" halten: an Zwerge und Gnome.

    Ein Mausklick rief einen furchterregend aussehenden, bärtigen Zwerg auf den Bildschirm. In seiner starken Rüstung wirkte er zweimal so groß wie er tatsächlich war, wodurch sein Kopf wiederum unproportional klein aussah.

    Und wie war das bei den Gnomen? So ziemlich dasselbe. Wenn überhaupt, wirkten die noch bedrohlicher.

    Als Nächstes sah ich mir die für mich verfügbaren Klassen an.

    Ich wollte das Standardpaket. Nahkampf, Magieangriffe, Fernwaffen, all so was.

    Nahkampf war mehr oder weniger klar. Dazu taugte ich nicht. Punktum. Ich konnte mir nicht einmal vorstellen, eine Zwergen-Streitaxt oder einen Gnomen-Hammer zu führen. Außerdem waren schwere Waffen mehr als sinnlos, solange ich Boris hatte. Obwohl er auf Level 0 war, verfügte er bereits über massenweise Ausdauerpunkte. Und wenn seine Erfahrung erst einmal zunahm und ich ihm eine maßgeschneiderte Rüstung kaufte, was würde dann geschehen? Oh, nein, Nahkampf konnte ich vergessen.

    Das war nicht das Problem. Das Problem war, ich würde stets auf mich allein gestellt sein – und das auch noch weit hinter den Feindeslinien, umgeben von den gefährlichsten Wildtieren, die im Spiel existierten. Ich musste mich entscheiden, wie ich alles, was ich bereits hatte, am gewinnbringendsten einsetzen konnte.

    Wäre ich Mitglied in einer etablierten und – ebenso wichtig – starken Gruppe gewesen, hätte ich nicht vor diesem Dilemma gestanden. Aber so musste ich darüber nachdenken, mein eigenes Team zu bilden, das zwar klein sein mochte, aber doch vielversprechend.

    Nach den Beschreibungen, die ich mir stückchenweise aus allen möglichen Quellen zusammensammelte, waren alle Reittiere gleichzeitig Kämpfer: stark, fit und extrem zäh. Sie waren Tanks, wie man in der Gamer-Sprache sagte. Mit anderen Worten, mit Boris in meiner Gruppe brauchte ich mich um Nahkampf nicht zu kümmern. Ich selbst passte noch nicht so recht ins Bild – weder als schwerbewaffneter Krieger noch als leichter, geschickter.

    Ehrlich gesagt war mein erster Impuls, mich auf die Magierklassen zu konzentrieren. So konnte Boris aus unseren Feinden Hackfleisch machen, während ich ihn heilen und unterstützen konnte. Doch bei diesem Gedankengang hatte ich unser letztes, aber keineswegs unwichtigstes Teammitglied außer Acht gelassen: Strolch. Im Rahmen seiner Haustierklasse war es offenbar seine Aufgabe, die Gruppe magisch zu unterstützen. Wenigstens sagten das die Spiegelwelt-Experten. „Gleichzeitig Heiler und Prellbock", wie es im Wiki formuliert war, schien Strolchs Potenzial ziemlich genau zu beschreiben, nachdem ich es erst einmal in normale, menschliche Sprache übersetzt hatte. Um es kurz auszudrücken: Je höher mein Level war, desto nützlicher würde meine kleine Menagerie sein.

    Ich hatte also einen Tank. Und ich hatte einen Prellbock/Heiler. Jetzt musste ich nur noch entscheiden, wie ich ins Bild passte.

    Ich klickte mich zu einem Bild von einem Gnom in leichter Rüstung durch. Er hielt eine monströse Armbrust mit Zielvorrichtung und einer Reihe kompliziert aussehender Zahnräder umklammert. An seinem Gürtel hing eine Tasche voller Bolzen.

    Das ließ mich an den Angriff der Calteaner in der Zitadelle denken und an den Gnom, der gegen das „Stachelschwein" gekämpft hatte. Er war der Letzte gewesen, der noch aufrecht gestanden hatte, als alle anderen Spieler, einschließlich des höchststufigen Zauberers, bereits ins Gras gebissen hatten. Es war ihm sogar gelungen, sich hastig zurückzuziehen, als es hart auf hart gekommen war.

    Dieser Armbrustschütze gefiel mir. Er war leicht und behände. Eine Fernwaffe war das, was unsere kleine Gruppe brauchte, um dem Gegner die eine oder andere Überraschung zu bereiten.

    Ich musste diese Klasse auch bei anderen Rassen nachlesen, um alle Vor- und Nachteile herauszufinden, welche Waffen sie verwenden konnten etc.

    Der entsprechende Zwerg war ein gedrungener, schwarzbärtiger Typ mit einer Arbalest. Das war das Gleiche wie eine Armbrust, nur mit anderem Namen und etwas wuchtiger und schwerer.

    Menschen und Alven waren Bogenschützen, Dwands zeichneten sich durch ihre Fähigkeit mit Wurfpfeilen aus. Große Rassen schienen nicht über diese Klasse zu verfügen.

    Nachdem ich eine gute halbe Stunde mit dem Studium der Fakten verbracht hatte, war ich schließlich zu folgendem Schluss gekommen: Wenn man eine Fernwaffe verwenden wollte, konnte man keine bessere Rasse wählen als die Alven.

    Zweifellos hatten diese Waldbewohner auch ihre Nachteile. Ihre Ausrüstung war ziemlich windig, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wenn ein Alven-Bogenschütze zum Nahkampf gezwungen war, würde er nicht lange durchhalten. Selbst ein Dwand konnte ihm schnell den Garaus machen.

    Doch die Defizite ihrer Ausrüstung wurden durch ihre ausgezeichnete Reichweite, Präzision und Feuergeschwindigkeit mehr als wettgemacht. Keine andere Rasse kam dem auch nur nahe.

    Die Ausrüstung eines Gnom-Armbrustschützen war praktisch dieselbe wie die eines menschlichen Schwertkämpfers, aber Ersterer hatte ernsthafte Probleme in Sachen Reichweite und Feuergeschwindigkeit. Traf der Bolzen eines Gnomen jedoch sein Ziel, konnte er genauso viel Schaden verursachen wie die sprichwörtliche Kanonenkugel.

    Menschen waren in keiner dieser Kategorien besonders beeindruckend. Ihr Gebiet waren die Magie und die Hexerei. Wenn ich es richtig verstand, waren die Menschen die besten Zauberer der Spiegelwelt.

    Je mehr ich las, desto mehr verlor sich mein Eindruck, dass diese Informationen chaotisch wären. Tatsächlich stellte sich heraus, dass alles logisch und strukturiert war.

    Zwischen den Klassen und Anti-Klassen gab es ein gewisses Gleichgewicht. Das für sich genommen machte das Gameplay schon interessanter, und ehrlich gesagt auch intelligenter. Wenn man sich für die Spiegelwelt entschieden hatte, musste man sich auf eine Lernkurve gefasst machen. Jetzt hatte ich eine grobe Idee von der schieren Menge an Handbüchern und Anleitungen, die ein potenzieller Spieler durchlesen musste, bevor er seine neue virtuelle Heimat betrat. Mit reinem Enthusiasmus allein ließ sich diese Welt nicht erobern. Ein überheblicher Newb würde keine fünf Minuten gegen fortgeschrittene und gut vorbereitete Spieler bestehen.

    Normalerweise würden mich mittlerweile Zweifel plagen. Wie sicher war ich, dass ich mich mit all dem befassen musste? Hatte ich das drauf? Spielen war die eine Sache, aber das hier war nicht so mein Fall. Ich stand kurz davor, das Epizentrum eines kommenden Krieges zu werden, wie ihn die Spiegelwelt noch nicht gesehen hatte.

    In jeder anderen Situation hätte ich mir vor Sorge das Hirn zermartert. Aber gerade spürte ich etwas anderes. Ich hätte nicht behaupten wollen, ich hätte keine Angst, aber es war keine wirklich ernsthafte Furcht. Ich fühlte mich etwas nervös, aber das war normal, nahm ich an.

    Diese seltsame Gefühlsmischung beinhaltete auch so etwas wie Kampfgeist. Wie befremdlich. Nie hätte ich gedacht, dass ich so etwas erleben würde.

    Ein Anruf riss mich aus meinen Gedanken. Das Display des Telefons schaltete sich ein und zeigte das Wort Bruder an.

    Ich drückte auf Annehmen. „Hallo."

    „Hi. Dimitris Stimme war wie immer schroff und ernst. „Wie geht es dir?

    „Ganz gut heute. Ich studiere gerade deine Hinweise."

    „Dann komm zum Schluss, Mann. Ende des Bootcamps. Zeit, an die Front zu gehen."

    „Super. Kommst du mit?"

    „Nein. Sonst verrate ich noch deine Tarnung."

    „Glaubst du, die wären sich nicht zu fein, jemandem in der echten Welt hinterher zu spionieren?", fragte ich zweifelnd.

    „Würde ich ihnen zutrauen. Dimitri klang überzeugt. „Wir gehen besser auf Nummer sicher und warten den richtigen Augenblick ab. Sobald sie herauskriegen, dass du ihnen entkommen bist, ist die Hölle los. Also fürchte ich, du wirst diese Woche hart arbeiten müssen. Pass nur auf, dass du dich nicht überanstrengst. Ich kenne doch deinen Hang zur Selbstzerstörung ...

    „Ich bin vorsichtig, versprochen."

    „Gut, erwiderte er seufzend. „Also, Standort. Hast du dich für einen entschieden?

    „Ja. Die Namenlosen Inseln."

    „Gute Wahl. Es gibt mindestens 24 davon. Man kann sich da leicht verirren. Die Mobs dort sind auch nicht so hochstufig. Ein Ort für Newbs. Dort schaffst du es locker bis Level 30."

    „Klar. Und was noch besser ist: Es gibt dort keine Steel Shirts."

    „Die Tatsache, dass sie ihre eigenen Länder nutzen, um ihre Rekruten hochzuleveln, sagt gar nichts, warnte Dimitri mich. „Halte immer die Augen offen. Und viel Glück!

    „Danke, Mann."

    „Du schlägst dich recht ordentlich, fügte er hinzu. „Die Namenlosen Inseln sind eine gute Wahl. Ende der Durchsage. Er beendete das Gespräch.

    Ich nickte gedankenverloren. Tatsächlich waren die Namenlosen Inseln ein Geschenk des Himmels.

    Zu Anfang meiner Planung hatte ich mich gefragt: Wo sollte ich beginnen? Das Niemandsland hatte nicht allzu vielversprechend geklungen. Ich konnte nicht damit rechnen, meinen aktuellen Char dort ordentlich hochleveln zu können. Und auf eine Glückssträhne zu hoffen, kam nicht infrage.

    Die Lande des Lichts waren vollständig unter den Clans aufgeteilt, und die würden meine Anwesenheit zwangsläufig recht schnell bemerken. Ich hatte sogar die verrückte Idee gehabt, nachts hinüber auf die Dunkle Seite zu fliegen und dort hochzuleveln. Doch das war riskant.

    Meine großartigen Planungen waren in einer Sackgasse festgefahren gewesen.

    Da hatte ich mich ratsuchend an Dimitri gewandt. Er hatte mir erklärt, dass die Entwickler sich, als das Spiel noch in den Kinderschuhen gesteckt hatte, spezielle Orte ausgedacht hatten, die den Kämpferklassen helfen sollten, zu wachsen und sich zu entwickeln. Diese Kinderstuben stellten eine Art Trainingsgelände für unerfahrene Spieler dar, es gab niedrigstufige Mobs und NPCs, die einfache Quests verteilten.

    Das war schön und gut, aber es hatte einen Nachteil, jedenfalls sagten das die Spieler. Die Entwickler hatten offenbar beschlossen, einen Wermutstropfen hinzuzufügen, um sicherzugehen, dass das Leben für Neulinge nicht nur ein einziges Zuckerschlecken war. Nichts Dramatisches, nur leichte Schwankungen der Wetterlage. An der Nördlichen Bergkette gab es zum Beispiel gelegentlich Bodenfrost und Schneefall. Die Schlangenwüste wurde von Hitzeperioden heimgesucht. Und die Namenlosen Inseln waren für ihre Regenfälle bekannt. Na ja, Regenfälle – eher leichte Schauer.

    Aber Newbs in ihrer Anfängerkleidung hatten sich um diese Wetterschwankungen nicht gekümmert. Sie hatten den Support mit Protesten und Beschwerden überschwemmt und sich beklagt, dass die Spielentwickler die Spieler unter Druck setzen und dazu zwingen würden, teure Runen, Elementarschutz oder gar Umhänge zu kaufen. Bei den Entwicklern waren diese Klagen auf taube Ohren gestoßen – wofür ich jetzt endlos dankbar war.

    Im Laufe der Zeit hatten sich die Beschwerden gelegt. Die Newb-Orte lagen verlassen da.

    Nach Ende der Clan-Kriege waren die Lande des Lichts unter den stärksten Clans aufgeteilt worden. Neue Schlösser waren an Orten mit neutralem Klima errichtet worden, um die sich schnell neue Städte und Dörfer angesiedelt hatten. Warum sollte man stumm leiden, sich beinahe totfrieren oder klatschnass regnen lassen, wenn bequemere Orte zur Verfügung standen?

    Dimitri hatte mir die geheimen Login-Daten weitergeleitet. Offenbar fielen auf die alten Orte für Newbs nur 2 % aller Spiel-Logins ab. Die übrigen 98 % der Spieler meldeten sich lieber in von den Clans kontrollierten Gebieten an.

    Das war perfekt.

    Laut Dimitri hatte ich die Wahl zwischen drei verschiedenen Orten: kalt, heiß oder regnerisch. Und so sehr ich Letzteres hasste, hatte ich mich schließlich doch dafür entscheiden müssen.

    Da ich nicht über Anti-Hitze-Schutz verfügte, hatte ich die Schlangenwüste sofort verworfen. Eine Weile hatte ich ernsthaft über die Nördliche Bergkette nachgedacht. Der Regen stand mir wirklich bis obenhin. Außerdem hatte ich sowieso schon einen Anti-Frost-Schutz – den hatte ich vor meinem ersten Ausflug ins Niemandsland installiert.

    Aber das war gewesen, bevor ich die Karte gesehen hatte.

    Die Nördliche Bergkette war ein langer, schmaler Gebirgszug mit glatten, sanft geschwungenen Hängen, der sich entlang der gesamten Grenze erstreckte. Bei den Namenlosen Inseln handelte es sich um ein paar versprengte größere und kleinere Inseln im südlichen Teil des Großen Ozeans. Sie boten wesentlich besseren Schutz vor neugierigen Augen.

    Außerdem hatte ich herausgefunden, dass die Nördliche Bergkette der Ort war, an dem sich die übrigen 2 % der Spielerschaft einloggten. Offenbar war ich nicht der Einzige, der keine Lust auf Nässe hatte. Andererseits, was wusste ich schon?

    Genug recherchiert. Zeit, nach unten zu gehen. Mein Modul erwartete mich.

    Ich fuhr allein im Aufzug und betrachtete meine abgemagerte Erscheinung im Spiegel. Ich hatte schon Leichen mit besserem Teint gesehen. Andererseits war ich verglichen mit meinem ersten Tag offline fit wie ein Turnschuh. Ich konnte jetzt sogar schon ohne Hilfe laufen und brauchte keine Krücken mehr.

    Mit einem leisen Klingeln kündigte der Aufzug seine Ankunft im Erdgeschoss an.

    Der Gang war lichtdurchflutet.

    Hier ging es bunt und lebhaft zu. So viele Angestellte! Ihre Laborkittel waren überall. Man sah sofort, dass es sich hier um ein VIP-Zentrum handelte.

    Doch wer, wenn nicht die Spielentwickler, hatte ein Anrecht darauf?

    Würden sie mich hier rauswerfen, sobald ich meine Mission abgeschlossen hatte? Oder würden sie mich bleiben lassen? Zu früh, um über so etwas nachzudenken.

    Dieses Zentrum war der Grund, warum ich in eine andere Stadt hatte umziehen müssen. Dimitri hatte das so angeordnet. Nachdem ich ihm vom Angebot der Bank und dem falschen Pierrot erzählt hatte, war mein Bruder nur noch fokussierter geworden. Ohne ihn wäre ich nicht weit gekommen.

    „Olgerd?"

    Ich drehte mich um. Hinter mir stand eine Frau. Etwa 25, Laborkittel, hellblaue OP-Haube. Auf dem Namensschild an ihrer Brust stand Irene.

    Ich nickte. „Das bin ich. Hi."

    „Hi. Sind Sie bereit?"

    „Klar."

    „Na, dann los."

    Mein neuer „Sarg" war nicht allzu weit weg. Wir erreichten das Ende des Gangs und betraten eine Halle.

    Hier befanden sich andere Kapseln, die alle geschlossen waren. Sie sahen völlig anders aus als die, die ich bisher verwendet hatte. Auch wenn ich kein Technikexperte war, konnte ich doch erkennen, dass das hier die neuesten Oberklassemodelle waren.

    „Hier ist sie." Sie deutete auf die einzig offene Kapsel.

    Der vertraute, purpurne Glibber empfing mich und umhüllte meinen Körper. „Darf ich etwas fragen?"

    „Unbedingt", entgegnete sie, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.

    „Bilde ich mir das ein, oder hat sich etwas verändert? Ich habe das Gefühl, als

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