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Der Weg des Heilers Buch 2: Eine Portal Progression-Fantasy Serie
Der Weg des Heilers Buch 2: Eine Portal Progression-Fantasy Serie
Der Weg des Heilers Buch 2: Eine Portal Progression-Fantasy Serie
eBook359 Seiten5 Stunden

Der Weg des Heilers Buch 2: Eine Portal Progression-Fantasy Serie

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Über dieses E-Book

Was könnte einfacher sein? An meinem allerersten Tag in dieser Welt bin ich zum Grafen aufgestiegen, mit allem Pipapo: einem Schloss, einem Namen, Ländereien und Macht.

Man könnte meinen, ich hätte es geschafft, aber nein... Mein Schloss wurde erobert, meine Ländereien wurden mir genommen, und jetzt bin ich von Feinden umgeben. Außerdem machen mir die Behörden ununterbrochen Kopfschmerzen.

Und auch wenn ich mein Schloss zurückerobert habe – da sind immer noch die Nachbarn, die nichts anderes im Sinn zu haben scheinen, als Teile meines Landes abzuspalten und mich, das neue Oberhaupt der Familie, zu beseitigen.

Dabei verstehe ich nur Eines nicht: Wieso glauben sie, ich als Heiler könnte nicht einfach ihr Haus dem Erdboden gleichmachen? Ernsthaft, sehen sie nicht den feinen Feuerschein am Horizont? Da brennt doch was!

Na, ich werde es ihnen schon zeigen...
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum23. Apr. 2024
ISBN9788076935198
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    Buchvorschau

    Der Weg des Heilers Buch 2 - Oleg Sapphire

    Kapitel 1

    DIESES LEBEN WAR INTERESSANT. Ehrlich. Es gab Zeiten, da plante man Großes, durchdachte es in allen Einzelheiten, berücksichtigte, was schiefgehen und wie man Fehler vermeiden könnte, und dann, wenn man so weit war, den großen Schritt zu tun, stellte sich heraus, dass es in Wahrheit keine große Sache war, denn was wie ein großartiges Unterfangen ausgesehen hatte, war gar nicht schwierig.

    So wie das Schloss zu erobern. Ich hatte schon mehrere 100 Jahre auf dem Buckel und hatte trotzdem nicht erkannt, dass es ein Kinderspiel werden würde.

    Ich hatte gedacht, ich würde an meine Grenzen stoßen, wenn es dazu käme, das Schloss von meinem Feind zurückzuerobern, und ich würde mich vielleicht sogar zurückziehen und neu formieren müssen. Aber da saß ich nun im Sessel des ehemaligen Grafen und beobachtete das knisternde Feuer.

    Hatte ich die Söldner überschätzt? Oder waren die Feinde der Familie gar nicht so mächtig? So war es wahrscheinlich. In meiner früheren Welt hatte ich gegen einige wahrhaft eindrucksvolle Feinde gekämpft, und doch hatten sich manche von ihnen, als es darauf ankam, als wenig überzeugend erwiesen. Die Ausnahme hatte mein Bruder dargestellt.

    Wie auch immer, nun saß ich vor dem Kamin, der wie immer eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Früher hatte ich zwar noch tieferen Frieden finden können, wenn ich ein paar Heilkräuter ins Feuer geworfen hatte, hier gab es allerdings keine. Nur ein paar Wollmäuse und den allgegenwärtigen Schmutz im Haus. Den hatten die Söldner hereingeschleppt, als sie das Schloss besetzt hatten. Aber gut, jetzt war ich hier.

    Ich saß gedankenversunken da, konnte mich aber nicht entspannen. Ich wurde den Gedanken nicht los, dass ich mir möglicherweise alles wesentlich leichter gemacht hätte, wenn ich nur früher aufgetaucht wäre.

    Die Einnahme des Schlosses war spannend verlaufen, zumal meine Truppen nicht in Bestform waren, und die Hälfte von ihnen hätte sterben können. Ein Glück für uns, dass sie nur ein paar Wunden davongetragen hatten, aber das verdankten sie nicht mir.

    Als ich den Verlauf unseres Angriffs Revue passieren ließ, fielen mir vor allem zwei Dinge auf. Erstens die erschreckende Sorglosigkeit, die die Söldner bei der Erfüllung ihrer Aufgaben an den Tag gelegt hatten, und zweitens den leidenschaftlichen Einsatz, den meine Männer gezeigt hatten. Sie hatten den Feind attackiert, als wäre es die letzte Schlacht ihres Lebens gewesen. Sie hatten sich nicht geschont und waren bereit gewesen, jeden, der sich ihnen entgegenstellte, mit bloßen Händen in Stücke zu reißen. Ich war beeindruckt — ihr Handeln hatte ihnen meinen Respekt eingebracht. Ich musste jeden achten, der loyal war und zudem wusste, wie man Rache übte.

    Wäre ich nicht da gewesen, wäre es nicht so glatt gelaufen. Ich war vorausgegangen und hatte mich so gut getarnt genähert, dass ich direkt an die beiden Wachen hatte herantreten können, die mit gepanzerten Fahrzeugen am Tor gestanden hatten, um ungebetene Gäste abzuwehren. Mit einer Berührung hatte ich die Wachen in den Schlaf geschickt, war ins Schloss gegangen, hatte drinnen noch mehrere Söldner erledigt und mir dann andere im Nahkampf vorgeknöpft. So hatte ich für den Lärm gesorgt, der meinen Truppen als Signal gedient hatte, sich in den Kampf zu stürzen.

    „Sir! Valery, der Hauptmann meiner Wache, kam herein. „Die kaiserlichen Vernehmungsbeamten sind eingetroffen.

    „Gute Neuigkeiten, sagte ich. „Sie sind früher aufgetaucht, als ich erwartet hatte.

    „Wenn es um solche Angelegenheiten geht, handeln sie immer blitzschnell. Der Kommandant kicherte. „Soll ich sie hereinführen?

    „Tu das."

    Kaum, dass ich die letzten Söldner erledigt hatte, hatte ich an die kaiserlichen Beamten gedacht und eigens für dieses Gespräch einen Tisch und Stühle hereinbringen lassen. Ich wollte das Kaiserreich so schnell wie möglich darüber informieren, dass ich, das Oberhaupt der Familie Bulatow, mich darangemacht hatte, meinen Besitz zurückzuholen. Andernfalls hätte der Eindruck entstehen können, ich könnte ein verachtenswerter Hochstapler sein, der sich aus reiner Willkür Snegirews Söldner vorgeknöpft hatte.

    Bislang existierte ich für das Reich noch nicht, denn der ehemalige Graf hatte den Familienbesitz nicht offiziell auf mich übertragen lassen können. Das war aber kein Problem, denn ich hatte den Ring, der unmöglich zu fälschen war.

    „Dem Kaiser zum Gruß!" Drei Männer mittleren Alters betraten die Haupthalle. Trotz der späten Stunde wirkten sie allesamt heiter und waren adrett gekleidet.

    „Also dann, sagte der Chef des Trios, der den beiden anderen vorausgegangen war. „Sie sind Michail Bulatow, das neue Familienoberhaupt der Bulatows?

    „So ist es!", antwortete ich und zeigte ihm den Ring.

    „Nur fürs Protokoll, ich muss Sie fragen, was mit Gregory Bulatow passiert ist. Wie es aussieht, wird er vermisst."

    „Er ist tot!" Ich hob bedauernd die Schultern.

    „Verstehe, sagte er und machte Notizen auf seinem Tablet. „Wenn Sie nichts dagegen haben, fangen wir sofort mit der Überprüfung an.

    „Tun Sie das."

    Ich deutete auf die leeren Stühle. Alle drei setzten sich an den Tisch, zogen Papiere, ein Tablet und Dokumente hervor und stellten mir ein paar einfache Fragen. Zum Beispiel, wie, wann und unter welchen Umständen mir die Familie übertragen worden war. Außerdem überprüfte einer von ihnen die Echtheit des Rings, nickte und gab mir ein Papier zum Unterschreiben. Ein Kinderspiel. Das war erledigt. Die ganze Sache hatte nur eine halbe Stunde gedauert.

    Nun war ich offiziell als Oberhaupt dieser Familie eingetragen. Ich hatte eine Menge Zeit damit verbracht, zu recherchieren, wie das zu bewerkstelligen war, denn in dieser Welt war nicht alles unkompliziert. Der alte Graf hatte mir die Macht rechtmäßig übertragen, das Problem war allerdings, dass die Gesetzesgrundlage sehr alt war und heutzutage nur noch selten auf reale Ereignisse Anwendung fand. Bevor die Welt mit all dieser Technologie verkabelt worden war, hatte man solche Gesetze häufiger angewendet, aber jetzt waren diese Familiensiegel so etwas wie lebende Artefakte, die von der Macht des Besitzers zehrten und ein fester Bestandteil seiner Existenz waren. Solange ich den Ring nicht freiwillig weggab, konnte nichts und niemand in ihn von meinem Finger nehmen. Von Zeit zu Zeit tauchten jedoch Gauner im Reich auf, die versuchten, die Behörden zu täuschen.

    So hatte es vor etwa einem Jahrhundert einen Fall gegeben, in dem bei einer Fehde zweier Familien der Sieger alle Mitglieder der anderen Familie abgeschlachtet, ihren Ring gefälscht und verkündet hatte, das Familienoberhaupt hätte ihm seine Besitztümer vermacht. Daraufhin hatte er das Vermögen veräußern und alle Ländereien der Familie verkaufen können. Erst 30 Jahre nach den Ereignissen war der Betrug ans Licht gekommen, doch bis dahin war so viel Zeit vergangen, dass nichts mehr unternommen werden hatte können.

    Das System erlaubte, dass eine Familie mehrere andere Familien auf einmal buchstäblich besitzen konnte, aber nicht wie Feudalherren, sondern eher wie Verwalter ihrer Ländereien. Es war nichts Ungewöhnliches, mehrere patriarchalische Ringe an den Fingern eines Mannes zu sehen.

    Jedenfalls waren meine Papiere jetzt in Ordnung, sodass mich niemand reinlegen, hinterrücks umbringen oder behaupten konnte, ich sei ein Betrüger. Ich hatte das Spielchen auf eine neue Ebene gehoben.

    Nachdem die kaiserlichen Agenten gegangen waren, atmete ich erleichtert auf und machte mich daran, die Verwundeten zu untersuchen. Allen ging es gut. Sie würden in ein paar Tagen auf dem Weg der Besserung sein. Vielleicht sogar schon früher. Solange wir nicht angegriffen wurden, wollte ich sie heilen, wie es sich gehörte.

    Interessanterweise erhielt ich nun, da ich beim Kaiserlichen Dienst für Adelsangelegenheiten registriert war, über mein Telefon Zugriff auf das E-Mail-Konto der Familie, ebenso wie Zugang zum Büro, in dem sämtliche Unterlagen aufbewahrt wurden.

    Erst da begriff ich, wie tief wir in der Scheiße steckten. Ja... ich meinte, nicht nur ich, sondern ‚wir‘! Denn die Hälfte dieser Schulden hatte Viktoria. Ein wunderschöner Name, übrigens. Oft beeindruckten, ja, erstaunten mich die Namen in dieser Welt. Möglicherweise nur deswegen, weil das alles neu für mich war?

    Aber die Schulden... Beschlagnahmte Ländereien, die bereits verkauft worden waren, Arbeiter und andere, die verschwunden waren, und das war erst der Anfang. Ich sah, dass vor Kurzem eine Einladung zu einem Ball verschickt worden war. Er sollte in einem Haus stattfinden, das einer gewissen Familie Wlassow gehörte, und anscheinend hatte Viktoria vor, dort zu erscheinen. Keine große Sache, außer dass der Vizegraf die Nachricht mit der Einladung über dieses offizielle E-Mail-Konto verschickt hatte. Ich konnte ihre gesamte Korrespondenz lesen und stellte fest, dass er ein abscheuliches Exemplar von einem Mann war. So viel Bösartigkeit... War er wirklich so stark, dass er sich so weit aus dem Fenster lehnen konnte? Was mich wirklich zornig machte, war, dass er ihr in jeder E-Mail drohte, sie zur Heirat zu zwingen, obwohl sie eindeutig dagegen war. Natürlich wusste er nicht, dass er, selbst wenn er sie zur Frau nähme, keinen Anspruch mehr auf den Titel und die Familiengüter hätte. Da ich nun das Oberhaupt der Familie war, stand mir das alleinige Recht zu, eine Verbindung zu erlauben oder nicht.

    Das war eine weitere faszinierende Sache, wie diese Familien funktionierten. Heiratete, sagen wir mal, meine Tochter, so konnte ich ihren Mann in den Stand eines Grafen erheben, sollte ich aber dann herausfinden, dass die Hochzeit fingiert war, hätten wir alle Probleme.

    Der Ball war für den heutigen Abend angesetzt, und ich beschloss spontan, teilzunehmen. Aber zuerst musste ich noch ein paar Dinge erledigen. Zwar hatte ich noch genug Zeit, es fehlte mir aber an Geld und Ressourcen.

    Das E-Mail-Konto war voll mit allen möglichen interessanten Neuigkeiten. Es war so viel, dass ich nicht alles auf einmal lesen konnte. Eine weitere Nachricht des Vizegrafen sprang mir allerdings ins Auge — die, in der er der Gräfin versprach, ihre verwundeten Soldaten freizulassen. Er deutete sogar an, wo er sie festhielt. Es war eine Art Krankenhaus, mit gewissen Ähnlichkeiten zu einem Gefängnis allerdings. Es fiel mir nicht schwer, es zu finden, da es in einem Dorf lag, das einst der (also meiner) Familie gehört hatte, was bedeutete, dass es nicht sehr weit entfernt war.

    Es war einer dieser Fälle, in denen sich das Schicksal einmischte, als riefe es mir zu: „Befreie mein Volk!", oder etwas in der Art. Darüber hinaus widerte mich Snegirews höhnischer Ton an. Im Ernst, jemand musste ihm eine Lektion erteilen, daran bestand kein Zweifel. Er hatte diese verwundeten Soldaten nur am Leben gelassen, um die Gräfin unter Druck zu setzen, weil er wusste, wie sehr ihr ihre Leute am Herzen lagen.

    Ich rief den Kommandanten der Wache an: „Valery, komm bitte zu mir."

    Binnen fünf Minuten betrat er den Saal.

    „Wie geht es den Verwundeten?", erkundigte ich mich.

    „Fast alle sind auf dem Weg der Besserung, ich würde es sogar als Wunder bezeichnen, wenn ich Ihre Fähigkeiten nicht kennen würde..." Er zögerte.

    „Fast?", fragte ich erstaunt. Ich hatte sie doch alle behandelt...

    „Ja. Einem geht es nicht gut."

    Offenbar musste ich weitere Energie aufwenden. Auf dem Weg zu dem Raum, in dem unsere Verwundeten lagen, erzählte ich Valery von meinem Plan, die gefangenen Gardisten zu befreien.

    Ich ging davon aus, dass wir dazu noch Zeit hätten, bevor ich zum Ball aufbrach. Das war ein obligatorischer Termin. Ich würde endlich Viktoria kennenlernen, und außerdem war es an der Zeit, den Vizegrafen von meiner Existenz in Kenntnis zu setzen. Ich wollte ihn persönlich begutachten und dachte schon an die Angst in seinen Augen, wenn er mich erblickte. Okay, das war vielleicht etwas zu viel verlangt, aber auf jeden Fall war es Zeit für mich, aus dem Schatten zu treten. Es widerstrebte mir, wie eine Ratte zu leben, ständig in dunklen Gassen herumschleichend.

    Valery war von meinem Plan begeistert. Nachdem er mich zu dem Soldaten gebracht hatte, dem es weiterhin nicht gut ging, machte er sich an die Vorbereitung unseres Angriffs. Ich sagte ihm, er solle sieben der stärksten Kämpfer und ein Transportmittel aussuchen. „Und wähle Kämpfer aus, die fahren können."

    Wie sich herausstellte, konnten das alle. Wunderbar. Ich schätzte, ich würde auch Autofahren lernen müssen.

    Zunächst einmal erfreute ich mich daran, dass mich das Heilen der Soldaten stärker gemacht hatte. Je öfter ich das in Zukunft tun würde, desto mehr Macht würde ich erlangen. Das war das Schöne an der Gabe der Heilung.

    Bei jeder anderen Gabe konnte man nur stärker werden, indem man an tödlichen Kämpfen teilnahm und bis an seine Grenzen ging. Ich konnte von so etwas auch profitieren, aber es war viel einfacher, andere zu heilen, die es brauchten. Ich musste nicht mehr anderen das Leben auszusaugen, um zu wachsen. Meine Quelle hatte sich inzwischen auf ein akzeptables Niveau entwickelt, sodass ich selbst eine ausreichende Menge an Energie produzieren konnte. Je weiter ich meine Quelle entwickelte, desto mehr würde mir die geraubte Lebensenergie anderer Menschen schaden.

    Das war der Grund, weshalb Heiler ihre Fähigkeiten nicht oft einsetzten, um Menschen im Kampf auszusaugen. Nur in Notfällen, wenn ich mich dringend regenerieren musste, würde ich weiterhin zu solchen Maßnahmen greifen. Ja, deshalb hatte ich der Hälfte der Halunken im Hafenviertel das Leben ausgesaugt. Hätte ich meine Quelle nicht so schnell verbessern müssen, hätte ich stattdessen sechs Monate lang meditieren können, aber dann hätte ich eine erbärmlich schwache Quelle gehabt, die Kraft absorbierte, anstatt welche zu produzieren.

    Aber genug philosophiert. Gerade als ich dachte, dass ich es nicht mehr nötig hätte, die Energie anderer Leute zu absorbieren, stieß ich auf diesen interessanten Fall. Der verwundete Nahkämpfer besaß eine interessante Gabe. Im Moment pumpte seine Quelle schwer, und die überschüssige Energie, die sie produzierte, ließ die Kanäle in seinem Körper durchbrennen.

    Dafür gab es sogar einen Begriff: magische Allergie. Durch meine Studien in dieser Welt wusste ich, dass bei so etwas der Tod in 100 von 100 Fällen gewiss war. Derartige Statistiken amüsierten mich, denn bevor ich hierhergekommen war, hatte ich nie gehört, dass jemand daran gestorben war. In meiner alten Welt konnte jeder Arzt, selbst jeder Medizinstudent, mit überschüssiger Energie umgehen. Aber es würde viel Zeit kosten — die ich im Moment nicht hatte. Also musste ich einen kreativen Ansatz wählen.

    In ein paar Minuten hatte ich seine Quelle stabilisiert und dann seine magischen Kanäle angezapft, damit die überschüssige Energie abgeleitet werden konnte. Was war die Gabe dieses Kämpfers?

    Das fand ich bald heraus. Aufgrund der Energie, die von seinem Körper ausging, begann sich um uns herum Schimmel zu bilden. ‚Natur‘ ist eine sehr seltene Gabe. Und mir schien, dass dieser Kämpfer noch keinen Zugang zu ihr gefunden hatte, oder dass sie bisher nur schwach ausgeprägt war. Aber jetzt, nach meinen Korrekturen, würde er sie entwickeln können.

    Einstweilen musste ich allerdings die überschüssige Energie absorbieren und dann in ein lebenswichtiges Element umwandeln. Glücklicherweise konnte ich sie verwenden, da mein Organismus etwas Ähnliches nutzte. Wäre der Kerl ein Nekromant, sähe die Sache anders aus... Selbst dann hätte ich zwar noch helfen können, doch wäre es zwar produktiv, aber schmerzhaft gewesen. Schließlich waren Leben und Tod immer um uns herum, und sie waren viel enger miteinander verbunden, als den meisten Menschen bewusst ist.

    Die gesamte Behandlung dauerte etwa 40 Minuten. Ich bat den Kommandanten, mich daran zu erinnern, später nach dem Mann zu sehen. Seine gesamte Energie würde abfließen, und dann würde ich seine Kanäle wieder neu füllen müssen, bevor er wieder auf die Beine kommen konnte.

    In der Zwischenzeit stellte Valery eine Gruppe aus sieben Wachen zusammen. Einer von ihnen war ‚Opa‘, der tatsächlich Timo hieß, und mitkommen wollte. Er wusste, dass die kleine Marina in der Obhut der anderen Soldaten sicher wäre. Sie strickte bereits bunte Mützen für sie.

    Ich war angenehm überrascht, als ich die gepanzerten Fahrzeuge draußen sah. Ich hatte ganz vergessen, dass wir sie erbeutet hatten. Sie waren einer der Gründe, weshalb Timo unbedingt mit uns hatte gehen wollen. Er hatte Sehnsucht danach gehabt, wieder einmal so ein Vehikel zu fahren.

    „Echte Schrotthaufen, zumindest im Vergleich zu dem, was wir früher benutzt haben!", konstatierte der alte Mann, als er sich hinter dem Steuer des ersten Panzerwagens niederließ, konnte sich allerdings ein Lächeln nicht verkneifen, als er ihn anließ.

    Ich widersprach nicht. Ich setzte mich einfach nach hinten, und nachdem ich gewartet hatte, bis alle Platz genommen hatten, gab ich den Befehl zum Aufbruch.

    Während wir uns auf den Weg ins Dorf machten, planten wir unsere Strategie, die im Wesentlichen darin bestand, das Krankenhaus zu stürmen. Wir würden wie üblich vorgehen. Als Erster würde ich hineingehen, und dann, wenn es sich nach viel Spaß anhörte, würden die anderen dazustoßen.

    Jetzt hatten wir jede Menge Technik zur Verfügung, was alles viel bequemer machte. Der Wagen hatte sogar eine Kanone auf dem Dach, Valery sagte allerdings, ihre Feuerkraft sei nicht umwerfend. Nicht, dass ich sie gebraucht hätte. Ich konnte mit meinen bloßen Händen genug Schaden anrichten.

    Die Fahrt dauerte nur etwa 30 Minuten, und während dieser Zeit beschloss ich, dass ich beim nächsten Mal lieber meinen Geländewagen nehmen sollte. Das Ding hier wackelte wie eine Klapperkiste, und mir gefiel es nicht, ständig gegen die Metallverkleidung im Inneren der Kabine geworfen zu werden. Das Fahrzeug mochte großartig und was weiß-´ich noch alles sein, aber wozu sollte man unnötig leiden?

    Etwa zweieinhalb Kilometer vor dem Dorf hielten wir an, und Timo manövrierte das Fahrzeug in einen Graben hinter einem Gebüsch.

    Ich machte mich auf ins Dorf. Niemand rechnete mit uns, weshalb fast keine Sicherheitsleute dort waren. Dafür entdeckte aber ich sofort mehrere Lastwagen, die man leicht stehlen konnte. Zwei von ihnen waren zudem voll beladen, hoffentlich mit wertvoller Fracht.

    Das sogenannte Krankenhaus nahm sich in der Tat eher wie ein Gefängnis aus. Es sah aus wie ein Hangar, oder gar eine große Scheune mit kleinen vergitterten Fenstern. In einem großen Raum im Erdgeschoss spürte ich viele Herzschläge. Sie drängten sich um die gusseisernen Öfen, was kein Wunder war — die Innentemperatur war praktisch gleich mit der Außentemperatur.

    Ohne Eile überprüfte ich die Umgebung des Hangars und entdeckte einige Wachen. Vier an der Zahl, alle bewaffnet, wobei zwei von ihnen während ihrer Schicht schliefen. Drinnen entdeckte ich 22 Verwundete, wahrscheinlich alles meine Leute. Ein echter Glückstreffer, denn es waren auch einige Schwerverletzte darunter, und indem ich sie heilen würde, konnte ich meine Quelle weiter ausbauen.

    Ich sah, dass es in diesem sogenannten Krankenhaus ein Dachgeschoss gab, das als eine Art Kaserne für die gegnerischen Kämpfer diente. Neun schwach begabte Typen hatten sich dort in einem warmen Raum zusammengekauert. Einige schliefen, während andere sich auszuruhen schienen und sich unterhielten, um ihre Auszeit zu genießen. Wirklich schade, aber ich würde sie ihnen verderben müssen. Denn sie hielten meine Leute gefangen, und soweit ich es beurteilen konnte, behandelten sie sie nicht gut.

    Als Nächstes ging ich durch das Dorf, konnte aber nicht auf Anhieb unterscheiden, wer der Feind war und wer nur normales Volk. Mir fielen drei durchschnittlich Begabte auf, die im Falle eines Kampfes sicher nicht untätig bleiben würden — mit denen würden wir uns sofort befassen müssen. Auf jeden Fall würden sich meine Männer um das Dorf kümmern. Ich wollte keine zivilen Opfer, wie man so schön sagte. Vielleicht würde ich sie später als Arbeitskräfte anheuern wollen. Das traf allerdings nicht auf die Söldner des Vizegrafen zu.

    „Valery, sagte ich, nachdem ich ihn angerufen hatte. „Ich bin mit der Aufklärung fertig. Hier ist also der Plan...

    * * *

    15 Minuten später

    Hangar mit den Gefangenen

    „Syoma-a..., keuchte der auf schmutzigen Lumpen liegende Mann. Er bestand nur noch aus Haut und Knochen, war blass, und sein ganzer Körper zitterte, entweder vor Kälte oder vor Schmerz. „Syom...!

    „Was?!", antwortete ein Mann, dem ein Bein fehlte. Anhand des blutigen Stumpfes konnte man erkennen, dass es erst vor Kurzem abgehackt worden war.

    „Syoma..., brachte der blasse Mann mit schmerzverzerrter Stimme hervor. „Ich werde diese Nacht nicht überleben... Sag es meinem Sohn...

    „Jadda-jadda-jah!, brabbelte ein anderer Mann, der in vor Dreck starrende Verbände gewickelt war. Er hatte Verbrennungen am ganzen Körper erlitten, aber dank seiner Gabe überlebt. Jetzt war er mit Draht an das Bett gefesselt, was das Einzige war, das ihn dort hielt. „Seit zwei Wochen liegst du nun schon im Sterben! Für mich siehst du gut aus!

    „Mir geht es von Tag zu Tag schlechter!, jammerte der ‚Sterbende‘. „Mein ganzer Körper zittert, und mir ist verdammt kalt! Das bedeutet, dass das Ende naht...

    „Das bedeutet, dass es hier drin verdammt kalt ist, du Depp!", kläffte der Mann mit den Verbrennungen.

    „Das ist unfair! Die Bandagen halten dich warm", scherzte der ohne Bein, und rund um den Ofen erklang leises Gekicher.

    In diesem Moment hörten sie, wie in einiger Entfernung Türen knarrend geöffnet wurden. Dort hielten sich normalerweise die diensthabenden Sicherheitsleute auf. Allerdings hörten sie nur, wie die Türen geöffnet wurden, nicht aber, wie sie wieder geschlossen wurden. In der Dunkelheit erklangen leise Schritte.

    „Verdammt, macht die Tür zu!", raunte der Mann mit den Verbänden. Er hatte keine Angst vor ihren ‚Aufsehern‘. Er hatte in den letzten Monaten so oft versucht zu fliehen, dass sie es inzwischen leid waren, ihn zu schlagen. Deshalb hatten sie ihn beim letzten Mal verbrannt.

    Zur allseitigen Überraschung wurde die Tür geschlossen. Dann hörten sie die Schritte näher kommen. Bald zeichnete sich im Schein des Feuers eine in einen Mantel gehüllte Gestalt ab. Der Fremde trug eine Maske, die ihnen einen Schauder über den Rücken jagte. Allerdings nicht allen.

    Der verbrannte Mann versuchte, sich aufzusetzen. Den Schmerz ignorierend mühte er sich auf die Beine.

    „Wer sind Sie? Ich habe Sie hier noch nie gesehen, sagte er ruhig und sah den Fremden an. „Ein neuer Doktor, was? Hah!

    „Das könnte man so sagen", antwortete der Maskierte, während er den Blick kurz über sie schweifen ließ und dem Schlafenden eine Hand auf die Stirn legte.

    „Na, der jetzige ist ein Sadist. Demnach kannst du nicht schlimmer sein", knurrte der Mann mit zusammengebissenen Zähnen.

    „Doktor, helfen Sie mir, ich sterbe!", heulte der bleiche Mann erneut, doch der Fremde schüttelte nur den Kopf.

    „Du stirbst nicht. Der hier steht dagegen schon mit einem Bein im Grab." Er zeigte auf den friedlich schnarchenden Mann.

    Die ganze Zeit über betrachtete der in Verbände gehüllte Wachmann den Gast aufmerksam, kam aber nicht recht dahinter, was ihn an dem Kerl störte. Dann fiel sein Blick auf seine Hand und...

    „Du... Sie... Er starrte auf den Ring und zögerte. „Herr Graf? Nein... Du bist nicht er... Ich kenne die Aura meines Herrn... Wer bist du?

    „Michail, raunte der Fremde. „Das neue Oberhaupt der Familie Bulatow. Ich bin euretwegen gekommen.

    „Neu? Mist... Er ist tot..." Der Einbeinige ballte die Faust und schlug gegen die Betonsäule. Für eine Sekunde hatte er vergessen, dass er im Sterben lag.

    „Ja, das ist er, sagte der als Pestarzt verkleidete Michail. „Aber die Familie lebt weiter! Seine Tochter ist am Leben! Werdet ihr der Familie weiterhin dienen?

    „Was, wir? Der Mann mit den Verbrennungen lachte freudlos auf und bedachte den Fremden mit einem skeptischen Blick. „Wir konnten sie nicht einmal aufhalten...

    Es stimmte, was er sagte. Der Feind hatte vielen von ihnen Arbeit angeboten. Er hatte gewollt, dass sie die Bulatows verrieten und ihm alles sagten, was sie wussten. Im Gegenzug hätten sie angeblich eine ordentliche medizinische Behandlung, Essen und die Freiheit erhalten. Einige hatten den Köder geschluckt und waren fortgebracht worden.

    „Wir sind die, die geblieben sind, sagte der mit den Verbrennungen. „Wir sind die, für die Treue kein leeres Wort ist. Wir sind die, die bereit sind, für unsere Überzeugungen zu sterben. Das sind wir!

    „Ich verstehe! Der Fremde nickte. „Deshalb bin ich gekommen, um euch zu holen, sagte er todernst. „Wir haben nicht mehr als eine Stunde, um von hier zu verschwinden."

    „Verschwinden? Daraus wird wohl nichts, sagte Wassili — so hieß der Mann mit den Verbrennungen — mit reumütigem Lächeln. „Wir sind Wracks. Nur zwei von uns können sich schneller bewegen als eine tote Schildkröte. Nein, wir können hier nicht weg. Neuer Graf, wenn Ihnen wirklich etwas an dieser Familie liegt, dann lassen Sie uns hier und gehen. Es sind mindestens 20 Männer in der Nähe. Und im Dorf gibt es eine Station mit etwa 40 weiteren. Sobald der Alarm ausgelöst wird, werden sie alle die Verfolgung aufnehmen.

    „Das ist alles? Michael kicherte. „Hast du wirklich Angst vor ihnen, Wassili, der Verbrannte, Anführer der Feuerheuschrecken? Was, nein? Na, dann hör zu und befolge meine Anweisungen. Er erhob die Stimme und sprach mit großem Nachdruck: „Hör auf zu jammern und mache dich bereit, auszubrechen!"

    Er sprach in einem herrischen Tonfall und packte Wassili dabei mit einer grün leuchtenden Hand am Hals. Nein, nicht nur seine Hand, sondern auch seine Augen leuchteten grün.

    Nach dieser Eilbehandlung brach Wassili keuchend auf dem Boden zusammen.

    Michail ging zu jedem Verwundeten im Raum und behandelte sie kurzerhand alle nach und nach. Einige versuchten, sich zu wehren. Sie verstanden nicht, was er tat, aber am Ende setzte er sich durch.

    „Und jetzt gehe mich ein wenig amüsieren! Ich warte draußen auf euch, sagte Michail. Kurz bevor er zur Tür hinausging, schaute er über die Schulter zurück und sagte: „Bewaffnet euch. Es liegen genug Waffen herum.

    Und weg war er. Bald hörten die Soldaten von draußen Schüsse aus Schnellfeuer- sowie aus Maschinengewehren, und Rufe und Schreie ertönten.

    „Ihr wisst, dass das unsere Chance ist, oder?", fragte Wassili.

    „Ja, Sir!", riefen die anderen im Chor.

    * * *

    „Wie ist dein Status?", fragte ich und schaute in den Lkw zu einem meiner Männer am Steuer. Er antwortete, indem er mir einen erhobenen Daumen zeigte.

    Es war also alles gut. Unser Angriff war schnell und kühn vonstattengegangen, wir hatten den Feind überrumpelt. Es war, wie schlafende Kätzchen zu verprügeln. Ich hatte ein bisschen Spaß in der Kaserne gehabt, als ich die Wachen überrascht hatte, aber selbst dort hatte ich sie alle in wenigen Minuten erledigt.

    Während ich mich um den Hangar mit den Gefangenen gekümmert hatte, hatten meine Männer das Dorf geräumt. Wie vereinbart hatte niemand die Zivilisten verletzt. Aber jeder, der eine Waffe trug, war kurzerhand von der Kanone auf dem Panzerwagen erschossen worden.

    Nachdem wir den Feind vernichtet hatten, beschlagnahmten wir drei Lastwagen, luden die Verwundeten hinein und fuhren zurück zu meinem Schloss. Es gab keinen Grund für uns, länger im Dorf zu bleiben

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