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Sprung ins Ungewisse (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 5): LitRPG-Serie
Sprung ins Ungewisse (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 5): LitRPG-Serie
Sprung ins Ungewisse (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 5): LitRPG-Serie
eBook483 Seiten7 Stunden

Sprung ins Ungewisse (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 5): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Der Krieg gegen den Dunklen Bruch wurde für beendet erklärt, doch die Probleme der Menschheit sind noch lange nicht gelöst. Mehr als die Hälfte des versprochenen Tong Sicherheit ist verstrichen, und noch immer ist die Menschheit weit von der Bildung einer einheitlichen Front entfernt.

Sie haben gerade mit dem Bau eines der zwölf Planetenschildgeneratoren begonnen, die die Erde zur Abwehr eines Angriffs benötigt. Doch es fehlt an Baumaterialien, Spielern und Zeit, die dringend gebraucht werden, um sie alle zu bauen. Sollen sie die magokratische Parallelwelt um Hilfe bitten? Schließlich hätten sie bei einer Invasion aus dem Weltraum ebenso viel zu verlieren. Die magischen Gegnerspieler haben jedoch selbst jede Menge Probleme. Welche Möglichkeiten bleiben Nat noch? Das Einzige, worauf er sich wirklich verlassen kann, sind seine Stärke und seine persönliche Fraktion, die Reliktiker.

Sollen sie also alles auf eine Karte setzen und in den Tiefen des Weltraums Hilfe suchen? Könnten die Technologien alter, längst untergegangener Rassen die Menschheit stark genug machen, um eine Invasion abzuwenden, bevor es zu spät ist?
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum26. Mai 2022
ISBN9788076192003
Sprung ins Ungewisse (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 5): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Sprung ins Ungewisse (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 5) - Michael Atamanov

    Prolog. Erster Teil. Verlust aller Titel

    Pa-lin-thu, Hauptstadt der Ersten Präfektur

    Palast des Regierungsrates

    Kleine Ratskammer

    „PRINZESSIN, bei allem Respekt, nur Mitglieder des Regierungsrates und eingeladene Redner dürfen den Palast betreten", sagte der wachsame Chef der Palastwache, der sich dem luxuriösen, schwebenden Thron von Minn-O La-Fin in den Weg gestellt hatte. Während er diese Worte aussprach, war der grauhaarige Gardist auf ein Knie gefallen, um der Herrscherin der Ersten Präfektur und damit seiner Lehnsherrin Respekt zu erweisen. Dennoch war er nicht bereit, seine Pflicht zu vernachlässigen und zuzulassen, dass dieses uralte Gesetz gebrochen wurde. Das Dutzend bewaffneter Soldaten, die ebenfalls den Eingang bewachten, folgten dem Beispiel ihres Kommandanten und knieten respektvoll nieder. Sie blieben jedoch wachsam und hielten ihre Waffen fest umklammert.

    Die edle Prinzessin, die in ihren traditionellen Gewändern, die ausschließlich den Mitgliedern ihres alten Herrscherhauses La-Fin vorbehalten waren, stolz und majestätisch aussah, zog es vor, sich nicht auf einen verbalen Schlagabtausch mit ihrem Untertanen einzulassen. Stattdessen drehte sie sich schweigend um und blickte zu ihrem Begleiter – dem jungen, aber respekteinflößenden Magier-Wahrsager Mac-Peu Un-Roi. Der angesehene Zauberer schob ungeduldig einen muskelbepackten Mann mittleren Alters zur Seite, der mit Kisten und Paketen beladen war und im grauen Kittel eines rechtlosen Nicht-Magiers steckte. Dann scheuchte er unwirsch ein kleines Dienstmädchen, das hinter dem fliegenden Thron stand, aus dem Weg und baute sich vor der Wache auf.

    „Uei-Lu Ot-Tosh, Kommandant der Wache! Ich bin der Magier-Herrscher Mac-Peu Un-Roi, Chefberater der La-Fin-Dynastie. Ich werde heute eine Rede vor dem Rat der Magierherrscher halten!"

    Der Chef der Palastwache erhob sich und verbeugte sich erneut vor ihm, wenn auch etwas weniger unterwürfig als vor seiner Herrin. „Magier-Herrscher Mac-Peu Un-Roi, ich kenne dich gut und werde dich gern eintreten lassen. Aber wer sind die anderen in deiner Gruppe? Die elektrisch funkelnde Spitze des Zauberstabs in der Hand des Gardisten zeigte auf das junge Dienstmädchen und den schwerbeladenen Muskelprotz. „Ich habe eine Beschreibung des Herrschers der Ersten Präfektur, Mitregent Nat La-Fin, erhalten, und keiner deiner Gefährten sieht dieser ähnlich. Ich kenne sie nicht, also kann ich sie nicht einlassen!

    Mac-Peu öffnete den Mund, um zu antworten, überlegte es sich dann aber anders, um nicht dreist lügen zu müssen. Einen Moment lang herrschte eine angespannte Stille. Dann meldete sich Prinzessin Minn-O La-Fin zum ersten Mal zu Wort. Ihre glockenhelle Stimme klang so selbstbewusst und majestätisch, dass jeder sogleich einsehen musste, dass eine geborene Herrscherin vor ihnen stand.

    „Mein Ehemann, Mitregent Nat La-Fin, ist nicht in der Lage, dem Rat beizuwohnen. Er lebt in einer Welt, in der die Magie verkümmert ist, und eine Reise hierher würde viel zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Eben diese Zeit vergönnte uns Erzmagier Onuri-Unta La-Varrez, Mitregent der Menschheit, nicht, als er diese Sondersitzung des Magierrates ankündigte. Also werde ich für die alte La-Fin-Dynastie der Magierherrscher sprechen. Diese beiden Nicht-Magier sind meine Diener, und sie werden mich begleiten!"

    Die Palastwache verbeugte sich respektvoll vor der majestätischen Dame, ließ sie aber immer noch nicht passieren. Der junge Magier Mac-Peu Un-Roi musste näher an den Kommandanten herantreten und ihm die Dinge erklären, wobei er die Stimme zu einem Flüstern senkte, damit die niederen Gardisten nicht lauschen konnten.

    „Kommandant Uei-Lu Ot-Tosh, du weißt wohl, dass Prinzessin Minn-O La-Fin bei dem Terroranschlag während der Beerdigung ihres Großvaters Thumor-Anhu La-Fin schwer verwundet wurde. Meine Herrin hat ihre Beine verloren und ist nicht in der Lage, sich selbstständig zu bewegen oder ihre alltäglichsten Bedürfnisse allein zu erledigen. Die Diener der Prinzessin sind also unentbehrlich. Wir haben uns bemüht, die Größe unserer Gruppe so gering wie möglich zu halten, um Ärger mit dem Herrscherrat zu vermeiden. Wir haben nicht einmal Magier genommen, obwohl ihr als Herrscherin der Ersten Präfektur ein prächtiges Gefolge mit vielen Magiern aller Art zusteht."

    Der Wachkommandant runzelte die Stirn und dachte nach. Die Geschichte war tatsächlich kompliziert. Außenstehenden war es kategorisch verboten, den Palast zu betreten, doch ohne diese beiden Diener würde die Ratssitzung womöglich nicht stattfinden können. Der große Erzmagier, Mitregent Onuri-Unta La-Varrez, würde die verkrüppelte Prinzessin ja wohl nicht persönlich zum Podium schleppen. Er würde auch gewiss nicht ihr Kleid wieder ordentlich arrangieren oder sie im Falle eines Falles auf die Toilette tragen. So fällte der Kommandant seine Entscheidung.

    „Gut, die Diener dürfen eintreten. Aber zuerst muss ich sie durchsuchen, um sicherzustellen, dass sie in ihrer Kleidung keine gefährlichen Gegenstände versteckt haben. Ich muss auch den Thron einer gründlichen Inspektion unterziehen. Und was dich betrifft, ehrenwerter Mac-Peu Un-Roi, so bitte ich dich höflichst, deinen Zauberstab am Eingang abzugeben. Vorschrift ist Vorschrift, ich bedaure!"

    Die Prinzessin nickte stumm und billigte damit die Durchsuchung ihres Gefolges. Diese war wie angekündigt sehr gründlich, aber es wurde nichts Verdächtiges gefunden. Der stämmige männliche Diener hatte nur einen holografischen Bildschirmgenerator bei sich – ein Modell, wie es üblicherweise als visuelle Hilfe bei einer Rede verwendet wurde. Das Dienstmädchen trug keinen Schmuck und hatte nicht einmal Taschen in ihrer Kleidung. Sie ließ die Inspektion ebenfalls ohne Widerrede über sich ergehen. Wenige Minuten später zog die Prinzessin mit ihrem Gefolge weiter. Nachdem sie den Hauptsaal des Palastes betreten hatten, gelangten sie in einen Raum, in dem Personen, die im Kleinen Ratssaal eine Rede hielten, sich ausruhen oder kurz frischmachen konnten.

    Kaum hatten sich die Türen hinter ihnen geschlossen, gluckste der Magier-Wahrsager fröhlich. „Seht Ihr, Prinzessin Minn-O, ich habe Euch doch gesagt, dass es nicht allzu schwierig sein würde, Roman Pavlovich und Tamara in den Palast zu schmuggeln! Als er die Panik im Gesicht der Herrscherin sah, hob Mac-Peu eilig die Hände, um sie zu beruhigen. „Habt keine Angst, wir können hier offen sprechen. Der Palast wurde heute Morgen gründlich überprüft, und es wurden keine Mikrofone, Spionagekameras oder andere Fremdkörper gefunden. Der einzige Raum, den die Wache nicht überprüft hat, war der Ratssaal selbst.

    Oben auf dem schwebenden Thron strich Minn-O den unbequemen, hohen Kragen ihres Kleides glatt und lehnte sich müde zurück. „Zwar habe ich diesen Palast noch nie zuvor betreten, aber ich bin mit der Art und Weise, wie die Dinge hier gespielt werden, bestens vertraut. Auf Erlass meines Urgroßvaters, Mitregent und Erzmagier Yuho-Loru La-Fin, vor mehr als 200 Jahren sind sowohl die Große als auch die Kleine Ratskammer für alle außer für Mitglieder des Regierungsrates und geladene Redner tabu."

    „Und doch wissen wir beide, dass das nicht die ganze Wahrheit ist, Prinzessin, sagte der Magier-Wahrsager mit einem verschmitzten Lächeln. „Eine Ausnahme gilt für die einzige Putzfrau, die regelmäßig im Palast aufräumt. Nach 40 Jahren tadellosen Dienstes genießt sie das volle Vertrauen der Wache. Aber diese Putzfrau stammt rein zufällig aus der Ersten Präfektur und ist Eure treue Untertanin. Deshalb hat sie gestern alles vorbereitet.

    Prinzessin Minn-O seufzte tief. Der jungen Herrscherin gefiel die Sache nicht. Es war eine große Schande, aber es gab keine andere Möglichkeit, an der Macht zu bleiben. Sie würde den Regierungsrat ein wenig aufrütteln und sie alle gehörig das Fürchten lehren müssen. Der begabte Magier-Wahrsager hatte tags zuvor alle möglichen Zukunftsversionen studiert und die Prinzessin gewarnt, dass ihre Feinde aus den anderen magischen Dynastien höchst aufgebracht wären. Seiner Meinung nach war es unvermeidlich, dass sie zumindest versuchen würden, Minn-O La-Fin während der Ratssitzung mental zu attackieren. Es war ebenso unvermeidlich, dass die Ratssitzung auf eine Abstimmung hinauslief, in der gefordert werden würde, dass ihr der Herrschertitel der La-Fin-Fraktion im Spiel aberkannt und Mitregent Nat La-Fin als Herrscher der Ersten Präfektur in der wirklichen Welt abgesetzt werden sollte.

    Die Prinzessin fürchtete sich nicht vor psychischen Angriffen. Das „Dienstmädchen" in ihrem Gefolge war in Wahrheit ein Paladin aus der Parallelwelt namens Tamara mit einzigartigen Magieabwehrkräften. Minn-O war auch nicht besonders besorgt, was den Ausgang des Misstrauensvotums anging, denn die von ihr geführte La-Fin-Fraktion hatte im Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft, beeindruckende Erfolge erzielt. Berichten der Geckho, den Oberherren der Menschheit, zufolge war die La-Fin-Fraktion derzeit die fortschrittlichste und mächtigste Fraktion nicht nur der magokratischen Welt, sondern unter allen Fraktionen auf der virtuellen Erde. Die Prinzessin war überzeugt, dass der Bericht, den sie dem Rat gleich vorlegen wollte, wie auch der Erfolg ihrer Fraktion und die Fortschritte, die sie bei der Verteidigung der Welt gemacht hatten, bei den Mitgliedern des Regierungsrates gut ankommen würde. Ein günstiger Ausgang der Sitzung war wahrscheinlich. Dennoch war die Prinzessin nervös. Also hatte sie dem Plan B ihres Beraters zugestimmt, nur für den Fall, dass die Gefahr ihrer Amtsenthebung zu real wurde.

    „Ich wäre damit niemals einverstanden gewesen, wenn du nicht vorhergesagt hättest, dass sie mich zum Rücktritt auffordern oder mir alle meine Titel entziehen könnten. Aber du hast recht, Berater. Wenn wir uns nicht einigen können, müssen wir es eben auf die harte Tour versuchen! Aber einstweilen mache ich mir keine Sorgen um die Magier konkurrierender Dynastien. Wenn deine Vorhersagen zutreffen, werden wir sie am Ende alle überwinden. Aber mein Mann wird empört sein, wenn er erfährt, was passiert ist. Leng Nat La-Fin liebt mich, schätzt mich und hätte mich niemals ohne alle relevanten Informationen in so ein Hornissennest stolpern lassen. Aber wenn sie doch etwas versuchen, dann habe ich jetzt schon Mitleid mit ihnen. Nat lässt keinen Angriff gegen ihn ohne Vergeltung. Die Androhung einer Amtsenthebung konnte er kaum anders auffassen. Wenn sie das tatsächlich täten, könnte es zu einem großen Krieg führen."

    Mac-Peu Un-Roi antwortete nicht. Er hatte mehr als eine Stunde damit verbracht, die wahrscheinlichsten Zukunftslinien zu überprüfen und alle möglichen Ausgänge der heutigen Sitzung des Regierungsrates zu erforschen. Dazu gehörten auch solche, von denen die Prinzessin besser nichts erfuhr ...

    * * *

    „14 Hexagone, eines auf Level 5 und zwei auf Level 4. Ein fortschrittliches Hochgeschwindigkeits-Straßennetz. Endlose Gebiete im Norden und Nordwesten, die bereits teilweise von aggressiven NPCs befreit wurden. Platz für eine zukünftige Expansion. Die Hexagone, die direkt an den Raumhafen der Geckho grenzen, lagen ebenfalls in der Nähe und wollten erobert werden. Sehr bald könnte die La-Fin-Fraktion die volle Kontrolle über den Landtransport extraterrestrischer Güter und den gesamten Handel mit den Oberherren haben."

    Die Magierherrscher im Ratssaal tuschelten untereinander. Aber es klang mehr nach Bestürzung als Zustimmung. Sehr merkwürdig. Prinzessin Minn-O sprach zum ersten Mal vor so hohem Publikum, aber sie war kein blutiger Anfänger in Sachen Rhetorik. Als Mitglied eines alten Herrschergeschlechts hatte man sie seit ihrer Kindheit in vielen Fertigkeiten unterrichtet, die eine Prinzessin beherrschen musste, darunter die Kunst des öffentlichen Redens. Alle Tutoren der Prinzessin hatten ihr Talent für Rhetorik stets gelobt. Minn-O konnte selbst die ehrwürdigsten Gegner für sich gewinnen, jedes Publikum ihrem Willen unterwerfen und es dazu zwingen, sich in das, was sie sagte, einzufühlen. Genau aus diesem Grund hatte der Mitregent der Menschheit Thumor-Anhu La-Fin oft seine intelligente Enkelin geschickt, um die Erste Präfektur und die La-Fin-Dynastie bei allen möglichen Veranstaltungen zu vertreten, und Minn-O hatte ihn nie enttäuscht.

    Da die Prinzessin Erfahrung mit öffentlichem Reden hatte, dachte sie, sie könnte die Reaktionen des Publikums vorhersehen. Da sie gerade über die markanten Erfolge und militärischen Siege der La-Fin-Fraktion berichtete, stellte sie sich vor, dass der Herrscherrat, wenn schon nicht mit Begeisterung, so doch zumindest mit Zustimmung reagieren würde. Denn wenn es einer der wichtigsten Fraktionen der magokratischen Welt gutging, war das für alle gut. Das Publikum verhielt sich jedoch anders als erwartet. Heute war alles seltsam. Sie kam nicht dahinter, warum. Die Prinzessin sagte die richtigen Dinge und untermauerte alles mit Fakten, Diagrammen und illustrativen Bildern. Sie machte die richtigen Pausen an den richtigen Stellen, spielte gekonnt mit Lautstärke und Tempo, spürte aber immer noch nicht die richtige Reaktion des Publikums. Es war, als ob die Magierherrscher ihr nicht zuhörten. Wenn eine Reaktion kam, war sie negativ. Das verärgerte sie und machte sie misstrauisch. Dennoch setzte Minn-O ihre Rede fort.

    „Zurzeit umfasst die La-Fin-Fraktion 7.300 Spieler. In letzter Zeit wächst unsere Bevölkerung exponentiell. Tatsächlich werden wir in den nächsten sieben oder acht Tagen die 10.000-Spieler-Marke übertreffen. Sobald dies geschieht, wird unser Haupthexagon auf Level 6 aufsteigen, wodurch wir insgesamt 14.100 Spieler ins Spiel bringen können. Soweit mir bekannt ist, kann sich keine der anderen Fraktionen des virtuellen Planeten auch nur annähernd eines solchen Erfolges rühmen!"

    Mit einer Fernbedienung schaltete sie auf der riesigen Leinwand zu ihrem nächsten Bild, das den Bau eines großen Frachthafens in den Tropen zeigte – ein Hexagon, das vor Kurzem von der Fraktion H3 erobert und in einem kürzlich geschlossenen Friedensvertrag offiziell an die La-Fin-Fraktion übergeben worden war. Geplant war ein Hafen mit einer Vielzahl von Docks, der für vier Fraktionen als logistische Hauptdrehscheibe am Ostufer der Bucht dienen sollte: La-Fin, Reliktiker, H3 und H6. Das würde für ein gutes, stabiles Einkommen sorgen, das auch den Gewinnen aus dem Handel mit dem Raumhafen der Geckho entsprach. Darüber hinaus wurde auf der nahe gelegenen Felseninsel ein planetarischer Schildgenerator gebaut, für den schiere Unmengen an Material aller Art benötigt werden würden. Der größte Teil davon sollte auf dem Seeweg geliefert werden, sodass der Hafen für das Überleben der gesamten Menschheit notwendig sein würde.

    Sobald sie jedoch über den Bau des Hafens zu sprechen begann, erhob sich Mitregent der Menschheit Onuri-Unta La-Varrez abrupt. Als mächtigster Erzmagier der Neuzeit und größter Gegner der La-Fin-Dynastie hatte er seinerzeit alles getan, um Mitregent Thumor-Anhu das Leben schwerzumachen. Der achtunggebietende Zauberer, der in eine schwarze Robe mit Goldstickerei gekleidet war, klopfte bei jedem Schritt in Richtung Podium mit seinem magischen Stab auf den Boden. Während dieses Geräusch noch von den Wänden widerhallte, blieb er einige Schritte vor Minn-O stehen.

    „Habe ich richtig gehört?, fragte Mitregent Onuri-Unta mit seiner dröhnenden Stimme, die in keiner Weise auf die respektablen 150 Jahre, die der Mann auf dem Buckel hatte, schließen ließ. „Mädchen, du besitzt also tatsächlich die Frechheit, dazustehen und zu behaupten, dass es deiner Fraktion gutgeht? Ganz im Gegenteil! Du bringst alles durcheinander. Vielleicht bist du zu jung, um es zu begreifen, also lass es mich erklären. Jeder Spieler deiner Fraktion, der mit magischen Fähigkeiten gesegnet ist, wird bei der erstmöglichen Gelegenheit das Weite suchen. Wie kann also von Entwicklung und der Erhöhung deiner Fraktionsmitgliederzahlen die Rede sein, wenn deine Fraktion keine Spieler hat, die in der Lage sind, wichtige Führungspositionen zu besetzen? Oder bist du etwa der Meinung, dass Nicht-Magier diese Posten besetzen können?

    Der furchterregende Mann verstummte, woraufhin im Saal ein Sturm des Applauses losbrach. Allem Anschein nach vertrat die große Mehrheit des Publikums ebenfalls die Meinung des Erzmagiers. Die Prinzessin zuckte zusammen – nicht ein einziges Mal während ihrer heutigen Rede hatte man sie beklatscht, nicht einmal für eine Sekunde. Und hier lösten schon die ersten Sätze ihres Gegners solche Reaktionen aus. Schlecht! Sehr schlecht!

    Da erklang die Stimme ihres Beraters Mac-Peu Un-Roi in ihrem Kopf. „Vorsicht, Minn-O! Sie alle erwarten, dass Ihr einen Fehler macht! Formuliert Eure Antwort mit viel Fingerspitzengefühl!"

    Aber so viel wusste die Prinzessin bereits selbst. In der magokratischen Welt gab es ein altes Gesetz, das seit Jahrtausenden als ihr Grundprinzip gedient hatte. „Gewöhnlicher Pöbel, der Zauberkunst nicht mächtig, ist Zauberern niemals ebenbürtig." Oder, um die archaische Rechtsvorschrift moderner zu formulieren: Menschen ohne magische Fähigkeiten durften keine höheren Führungspositionen bekleiden. Diese waren traditionell den Magiern vorbehalten.

    Die Bevölkerung der Erde war jedoch seit der Abfassung dieses Gesetzes gewachsen, und die Mehrheit der Menschen wurde ohne magische Fähigkeiten geboren. Gegenwärtig gab es bei einer Gesamtbevölkerung von elf Milliarden Menschen weniger als 45.000 Magier. Das hieß also, dass für jedes Kind, das mit Zauberfähigkeiten zur Welt kam, eine Viertelmillion Babys in den „gewöhnlichen Pöbel geboren wurde. So machte man immer mehr Ausnahmen vom alten Gesetz. Es war einfach nicht möglich, dass jede Stadt, jedes große Unternehmen und jedes wissenschaftliche Labor von einer Person mit Magie geleitet wurde. Das i-Tüpfelchen dieser „Ausnahmen war der Aufstieg von General Ui-Taka, der die Zweite Präfektur mit Gewalt an sich gerissen und sich selbst zum König ernannt hatte. Die Herrscher der verbleibenden 30 Präfekturen konnten fluchen und wettern, so viel sie wollten, sich auf ihre magiegegebene Hoheit berufen oder den Emporkömmling ignorieren, aber das änderte nichts an der Tatsache, dass sie nicht in der Lage waren, den erfolgreichen General auszuschalten oder auch nur zu behindern.

    Aber diese Ausnahmen hier zu erwähnen, im Palast der Magierherrscher, tief im Herzen der magischen Welt, wäre ein großer Fehler. Minn-O wusste das, also sagte sie, was das Publikum ihrer Meinung nach am liebsten hören wollte.

    „Mitregent Onuri-Unta La-Varrez scheint wohl zu denken, dass ich mich gegen die gewohnte Ordnung unserer Welt ausspreche, weil ich meine magischen Fähigkeiten so spät im Leben entdeckt habe. Ich fürchte, ich muss ihn enttäuschen. Denn ich bin Erbin der alten La-Fin-Dynastie der Magierherrscher, und Ihr werdet kaum eine Person finden, die sich mit größerem Eifer für die Aufrechterhaltung des historischen Rechts und der Traditionen einsetzt als ich. Alle Ämter und Berufe, die denjenigen mit magischen Fähigkeiten vorbehalten sind, gehen an Magier, und dabei bleibt es. Und die Tatsache, dass eine Reihe von Verrätern aus meiner Fraktion fliehen wird – sechs von ihnen sitzen hier in diesem Raum, sagte Minn-O und richtete ihren Laserpointer auf ein Grüppchen Magier in Roben, die sich mit den Herrschern der Vierten Präfektur zusammen in eine Ecke drückten, „hat keinen Einfluss auf unseren letztendlichen Erfolg. Wenn die Ratten das Schiff verlassen, freut sich die Besatzung! Darüber hinaus verfügt die Erste Präfektur über genügend Bürger mit magischen Fähigkeiten, um diese Dissidenten zu ersetzen.

    Zum ersten Mal seit Beginn ihrer Rede gab es einigen Beifall, obwohl er ziemlich lau war und verstummte, sobald Mitregent Onuri-Unta La-Varrez sich mit einem bestürzten Stirnrunzeln an den Saal wandte.

    „Nehmen wir an, du sagst die Wahrheit. Obwohl mir immer noch nicht klar ist, wo du genug Magier für deine Fraktion finden willst. Aber unabhängig davon ist das Hauptthema heute ein anderes. Die jüngsten Ereignisse haben bewiesen, dass die La-Fin-Fraktion unsere Gegner aus der Parallelwelt unterstützt und dass ihre Soldaten Seite an Seite mit den Feinden der magokratischen Welt kämpfen. Das kann ich nicht dulden! Es liegt auf der Hand, dass nur eine der Welten am Ende des Sicherheitstongs des Spiels übrigbleiben kann, und zwar diejenige, die über eine größere Anzahl von Spielhexagonen verfügt. Wir müssen also alle zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass unsere Welt diejenige ist, die überlebt! Deswegen darf es nicht sein, dass für den Feind gearbeitet und unsere Zukunft bedroht wird! Deshalb fordere ich den Regierungsrat auf, dem Anführer der Ersten Präfektur, Mitregent Nat La-Fin, und seiner Wayedda, der Anführerin der La-Fin-Fraktion, Gerd Minn-O La-Fin, ein Misstrauensvotum auszusprechen! Sie müssen wegen Kollaboration mit dem Feind des Amtes enthoben werden!"

    Prolog. Zweiter Teil. Konsequenzen

    AM ENDE SEINER Rede hatte sich Erzmagier Onuri-Unta La-Varrez auf dem Podium in solche Rage geredet, dass das Feuer der allgemeinen Empörung noch zusätzlich angefacht wurde. Er versuchte, seine Gegnerin mit schweren Anschuldigungen niederzuschmettern. Zustimmendes Geschrei erfüllte die Kammer und hielt die Prinzessin eine ganze Weile davon ab, zu antworten.

    Sie werden ein wenig Nachhilfe brauchen", ertönte die Stimme von Mac-Peu wieder in Minn-Os Kopf. „Wir wollten nicht, dass es so weit kommt, aber unsere Gegner haben uns keine Wahl gelassen. Macht sie fertig! Nutzt die Argumente, die wir gestern vorbereitet haben, um diese Vorwürfe abzuweisen!"

    Minn-O La-Fin wartete geduldig, bis sich der Lärm gelegt hatte, und setzte dann ein spöttisches Lächeln auf. „Wie bedauerlich es ist, zu sehen, dass sein fortgeschrittenes Alter einem der drei Mitregenten der Menschheit die Geistesklarheit geraubt hat. Und wie schade, dass ein Magier, der einst so groß war, in letzter Zeit sämtliche Statistikpunkte, die ihm das Spiel verliehen hat, darauf verschwendet, sich Muskelmasse anstatt Intelligenz anzueignen! Da muss wohl jemand Kindheitskomplexe kompensieren."

    „Du erbarmungswürdige Wayedda eines Weltraumpiraten. Sieh zu, dass du dich nicht um Kopf und Kragen redest!", rief der beleidigte Erzmagier Onuri-Unta La-Varrez in einem vergeblichen Versuch, Minn-O La-Fin in ihre Schranken zu weisen.

    Sie hörte ihm nicht mehr zu, drehte ihr Mikrofon lauter und fuhr fort: „Nun, wenn mein wertes Gegenüber sich jemals die Mühe gemacht hätte, seine Intelligenz zu verbessern, könnte er vielleicht einen kritischeren Blick auf seine eigenen Worte werfen, anstatt dem Rat der Magierherrscher eine eklatante Lüge zu erzählen. Dabei kann ein einziges logisches Gegenbeispiel alle Argumente des Mitregenten entkräften. Denn es ist leicht möglich, dass die dominante Fraktion auf dem Planeten eine sein könnte, die Spieler aus beiden Welten umfasst! Leng Onuri-Unta La-Varrez‘ Auffassung, nach der eine der beiden Welt sicher zerstört wird, ist nichts weiter als eine leere Vermutung."

    Prinzessin Minn-O machte eine kurze Pause, wobei sie mit Genugtuung feststellte, dass die Machthaber endlich aufmerksam zuhörten und sogar leise über ihre Argumente diskutierten.

    „Lassen Sie mich also die Aufmerksamkeit der ehrenwerten Magier auf die Tatsache lenken, dass selbst die weisen Geckho, die Oberherren der Menschheit, noch nicht wissen, was mit zwei getrennten Welten geschehen wird, wenn der Tong der uns gewährten Sicherheit zu Ende geht. Unzureichende Daten, sagen sie. Ich gebe damit die offizielle Position des Vizekönigs der Erde, Kosta Dykhsh, wieder. Diese zu bestreiten würde euch alle nicht nur dumm dastehen lassen, sondern auch harte Strafen für die gesamte Menschheit bedeuten, weil wir unsere Oberherren nicht respektiert haben! Die Meleyephatianische Horde weiß ebenfalls nicht, was mit einer Doppelwelt mit zweigeteiltem Raum geschehen wird, obwohl sie seit über 3.000 Jahren im Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft, ist. Auch die Union der Miyelonischen Rudel weiß es nicht, obwohl mein Ehemann, Mitregent der Menschheit Nat La-Fin, mit den weisesten und einflussreichsten Herrschern der Miyelonischen Rasse gesprochen hat. So kann Mitregent Onuri-Unta La-Varrez das unmöglich mit solcher Gewissheit sagen, vor allem nicht, nachdem er vielleicht fünf Minuten im Spiel verbracht hat. Nicht einmal die Grundlagen kennt er, und doch besteht er darauf, sich zum Gespött der Leute zu machen, indem er weitreichende kategorische Prognosen anstellt!"

    „Minn-O, was habt Ihr getan? Ihr hättet bei den Fakten bleiben sollen, ohne abwertende Bemerkungen über das Alter und die geistigen Fähigkeiten von Mitregent Onuri-Unta. Ihr habt den Chef der La-Varrez-Fraktion als Lügner hingestellt und seine Autorität vor seinen Untertanen untergraben. Das wird der Erzmagier nie verzeihen. Ihr habt soeben fast alle positiven Zukunftslinien gekappt!"

    Die Magierherrscher im Saal schimpften, erbosten sich und einige stampften sogar zornig mit den Füßen auf. Es war kaum möglich, die Worte der Prinzessin als etwas anderes als eine direkte Beleidigung eines der drei hochangesehenen Mitregenten der Menschheit zu verstehen. Auch Minn-O begriff, dass sie eine Grenze überschritten und ihr Glück zu sehr herausgefordert hatte. Die aufkeimende Sympathie des Publikums war zunichte gemacht. Aber das tat ihr nicht im Geringsten leid.

    Erzmagier Onuri-Unta La-Varrez klappte einige Male den Mund auf und zu und suchte nach den geeigneten Worten, um auf all die Vorwürfe der Inkompetenz und Lüge zu reagieren, aber am Ende winkte er nur ab und plumpste mit dem Blick eines geprügelten Hundes zurück auf seinen Sitz.

    Es dauerte einige Zeit, bis das allgemeine Gezeter wieder verstummt war, und das auch nur, weil der andere Mitregent, Erzmagier Anri-Huvi La-Shin, aufstand und den Saal zur Ordnung rief. Danach wandte er sich an Minn-O und schüttelte vorwurfsvoll den Kopf.

    „Solch harte Worte sind nicht angemessen für eine hochgeborene Prinzessin! Als Vertreter der alten und ruhmreichen La-Fin-Dynastie solltest du dich für solche Maßlosigkeit schämen. Vor allem aber, Magierin Minn-O, hast du nicht zu den Vorwürfen Stellung genommen, dass du für den Feind arbeitest. Das sind wirklich schwerwiegende Anschuldigungen, die die schlimmsten Folgen für die Führer der La-Fin-Dynastie, die nun das Vertrauen des Regierungsrates völlig verloren haben, nach sich ziehen könnten!"

    Minn-O biss die Zähne zusammen, bis sie knirschten, und versuchte, sich diesmal ein wenig zu beherrschen, ohne ihre Enttäuschung und Verzweiflung zu verraten. Vor der heutigen Ratssitzung hatte sie gehofft, dass Mitregent Anri-Huvi La-Shin zumindest eine neutrale Position einnehmen würde, da er stets als Freund ihrer Familie gegolten hatte. Die Tatsache, dass der zweite Mitregent der Menschheit die Anschuldigungen unterstützte, war ein schwerer Schlag.

    „Ich durfte nicht ausreden, verehrter Mitregent Anri-Huvi La-Shin, deshalb war ich nicht in der Lage, eine Erklärung abzugeben. Und was meine harten Worte betrifft: Es ist schwierig, Ruhe zu bewahren, wenn Mitregent Onuri-Unta La-Varrez und seine Vasallen ständig versuchen, mich geistig anzugreifen und meinen Gedankenfluss zu unterbrechen! Außerdem war ich nicht diejenige, die mit Beleidigungen wie ‚unerfahrenes Mädchen‘ und ‚erbarmungswürdige Wayedda eines Weltraumpiraten‘ um sich geworfen hat. Ich habe mich zu einer Erwiderung hinreißen lassen. Übrigens, die Tatsache, dass ihr mich als Wayedda bezeichnet, bedeutet, dass eure Informationen veraltet sind. Mitregent Nat La-Fin hat gestern meinen Status von Wayedda in Erste Frau geändert."

    „Das kann ich bestätigen. Der Magier-Wahrsager Mac-Peu Un-Roi machte einen Schritt in Richtung Podium. „Der Herrscher der Ersten Präfektur, Mitregent Nat La-Fin, hat Prinzessin Minn-O gestern zu seiner Ersten Frau erklärt und ihr auf ihren persönlichen Wunsch hin die Leitung der La-Fin-Fraktion überlassen. Jemand mit Entscheidungskompetenz sollte immer anwesend sein, um den Kontakt zu den Nachbarn aufrechtzuerhalten, die Fraktionsgrenzen zu erweitern und unsere großen Bauprojekte zu verwalten. Deshalb hat Leng Nat einen Raumflug allein angetreten und seine Frau Minn-O La-Fin zu Hause gelassen.

    Diese Nachricht ließ die Magierherrscher wieder in Tumult ausbrechen. Immerhin hieß das, dass sich der Status der Sprecherin grundlegend verändert hatte, was sich auf die politische Landschaft der ganzen Welt auswirkte.

    Eine einzelne Stimme erhob sich über das Getöse. „Prinzessin Minn-O, möchtest du dich vielleicht dazu äußern, warum Mitregent Nat bis jetzt damit gewartet hat, dies zu tun? War es aus dem Wunsch heraus, sich den Besitz der La-Fin-Dynastie vor diesem Treffen zu sichern? Schließlich kann eine Erste Frau, nicht aber eine Wayedda, nach der Absetzung eines Präfekturführers Anspruch auf einen Teil des Besitzes der Dynastie erheben."

    Minn-O drehte sich um, um zu sehen, wer gesprochen hatte, und lächelte unmerklich. „Mein Mann hätte kaum solch banale Beweggründe. Nein, es ist so, dass bis vor Kurzem die Position der älteren Ehefrau besetzt war. Wenn du die galaktischen Nachrichten genauer verfolgen würdest, wüsstest du, dass der Mensch Leng Nat La-Fin einen rituellen Hochzeitstanz mit Leng Keetsie-Myau, der Kommandantin der Miyelonischen Flotte in unserem Teil der Galaxie, aufgeführt hat. Technisch gesehen war sie also die Erste Frau meines Mannes, und es hat einige Zeit gedauert, dieses kleine Missverständnis aus der Welt zu schaffen. Jedenfalls hatte die amüsante Episode auch eine positive Seite: Die Miyelonier haben offiziell auf alle Ansprüche auf unseren Planeten verzichtet, sodass wir nun einen potenziellen Eroberer weniger am Hals haben!"

    Minn-O La-Fin erwartete eine positive Reaktion der Magierherrscher, aber nichts hätte weiter von der Realität entfernt sein können. Tatsächlich verpasste Mitregent Anri-Huvi La-Shin der Prinzessin den nächsten Dämpfer und forderte sie erneut auf, auf die Behauptung zu antworten, dass sie für den Feind arbeitete, anstatt „von den amourösen Abenteuern eines Weltraumpiraten" zu berichten.

    „Weltraumpirat?, entrüstete sie sich wieder. „Wenn ich du wäre, Mitregent Anri-Huvi, würde ich meine Worte sorgfältiger wählen, denn das Schicksal des Raumschiffs deiner Fraktion hängt nun von nichts anderem mehr ab als von der friedfertigen Natur meines Mannes. Wie du weißt, sind die Dispatcher und Zollbeamten des Weltraumhafens dem Vizekönig der Erde, Kosta Dykhsh, unterstellt. Und der Vizekönig ist der Verlobte von Uline Tar, einer engen Freundin und Geschäftspartnerin meines Mannes. Der ‚Weltraumpirat‘ Leng Nat kennt also bereits den Weg, den die klapprige, 300 Jahre alte Schrottlaube der La-Shin-Fraktion nehmen wird, ebenso wie ihre Ladung – Edelsteine!

    Der Erzmagier Anri-Huvi taumelte, wurde blass und griff sich an die Brust. Der Gedanke, dass sein Raumschiff bedroht war, schockierte den alten Mann eindeutig. Es war offensichtlich, dass die La-Shin-Fraktion einiges an Geld in den Kauf des gebrauchten Shuttles investiert hatte und nun auf einen erfolgreichen Handel mit dem Raumschiff hoffte. Einige Bedienstete liefen zum Mitregenten hinüber, packten ihn unter den Armen und trugen ihn zu seinem Sitz, wobei sie ihm auf dem Weg einige aufputschende Elixiere in den Rachen schütteten.

    Minn-O beobachtete die Szenen voller Abscheu. Erzmagier Anri-Huvi war fast 200 Jahre alt. Jedes nächstbeste emotionale Trauma könnte ihn töten. Dennoch war er derjenige, der mit ihr zu streiten begonnen und Anschuldigungen gegen ihre Fraktion hervorgebracht hatte. Sie wartete nicht darauf, dass der alte Mann wieder zur Besinnung kam.

    „Was diese Anschuldigungen betrifft, die lächerlicher nicht sein könnten, so möchte ich euch allen versichern, dass niemand mehr für den Schutz unserer Welt tut als mein Ehemann, Mitregent Nat, fuhr sie fort. „Er sucht unermüdlich außerirdische Verbündete und neue Technologien, er hat den Bau eines planetarischen Schildes in Auftrag ...

    „Heiler! Das Herz des Mitregenten hat aufgehört zu schlagen", unterbrach ein qualvoller Schrei Minn-Os Rede.

    Daraufhin brach die Hölle los. Eine riesige lärmende Traube versammelte sich um den Erzmagier, der ohnmächtig auf dem Boden lag. Die Mitglieder des Regierungsrates sprangen von ihren Stühlen auf. Viele versuchten, zum leblosen Körper des Führers zu gelangen und riefen panische Ratschläge.

    Der Magier-Wahrsager Mac-Peu Un-Roi nutzte die Aufregung und näherte sich dem Podium. Mit einer Geste forderte er Minn-O auf, sich zu ihm zu beugen. „Das geht alles vollkommen in die falsche Richtung, flüsterte er. „Wie auch immer das jetzt endet, eine Abstimmung über die Aberkennung Eurer Titel wird nicht zu vermeiden sein. Die ganze Kammer ist dabei gegen uns. Ich habe es überprüft. Nicht nur das. Die Mitglieder hatten sich schon vor ihrer Ankunft hier im Saal eine Meinung gebildet, und das Spektakel mit Eurem Bericht und den Fragen war nur eine Formalität. Sie alle kannten das Ergebnis im Voraus. Jedem hier ist ein Anteil an den Reichtümern der La-Fin-Dynastie versprochen worden, sodass alle für die Absetzung stimmen werden. Sogar die Magier, die in der Sektion der Ersten Präfektur sitzen, sind gekauft worden. In der Tat ist jeder in diesem Saal ein gefräßiger Schakal! Sie sind allesamt so schnell wie möglich hierhergeeilt, um ein Stückchen vom großen Kuchen abzubekommen.

    „Zum Glück waren wir darauf ja vorbereitet." Die Prinzessin hatte keine Miene verzogen. Sie nahm nur die Fernbedienung, mit der sie den Projektor bediente, ein wenig fester in die Hand und drückte einen Knopf, den sie zuvor noch nicht benutzt hatte.

    Die Darstellung der Hafenbaustelle verschwand. Das neue Bild auf allen holografischen Bildschirmen zeigte nun eine Art Thermotransfer oder Mikrochip mit einem kleinen, rot blinkenden Licht in der Mitte. Es dauerte eine Weile, bis das Bild die Aufmerksamkeit der Magier erregte. Nach und nach verebbte das Getöse im Saal. Bald vernahm man nur noch die Heiler, die um Mitregent Anri-Huvi herumsprangen, den sie mit künstlicher Beatmung wieder zu Bewusstsein gebracht hatten. Alle anderen verharrten still und warteten auf einen Kommentar von Minn-O. Und der ließ sie nicht lange auf sich warten.

    „Verehrte Mitglieder des Regierungsrates! Nun folgt eine ziemlich lange Erzählung, und ich möchte von vorne beginnen – mit der Geschichte dieses Palastes. Wie ihr höchstwahrscheinlich wisst, gab es vor 200 Jahren einen verheerenden, großen Krieg zwischen den magischen Dynastien. Schließlich stand mein Urgroßvater, Mitregent Yuho-Loru La-Fin, kurz vor der Niederlage, und der Herrscherrat trat in eben diesem Saal zusammen, um zu erörtern, ob er abgesetzt werden sollte oder nicht. Tatsächlich war damals der Palast des Regierungsrates halb zerstört worden und wurde nur für diesen Anlass restauriert. Nun, zu jener Zeit wurden auch die Möbel gebaut, auf denen ihr gerade sitzt. Ihr habt wahrscheinlich alle bemerkt, dass diese Bänke aus Blutahorn unverhältnismäßig dick sind. Glaubt mir, dieses Detail ist wichtig für meine Geschichte. Seht ihr, Mitregent Yuho-Loru La-Fin ließ jede einzelne dieser Bänke hier mit Nitro-Plastik-Sprengstoff bestücken – dem mächtigsten Bombenbaumaterial, das der Menschheit zu jener Zeit bekannt war. Glücklicherweise verlief die Abstimmung damals so, wie es das Oberhaupt der La-Fin-Dynastie wollte, und es bestand keine Notwendigkeit, den Herrscherrat in die Luft zu sprengen. Aber wie wir alle wissen, wiederholt sich die Geschichte gern. Das Mobiliar im Kleinen Saal wurde in den letzten beiden Jahrhunderten nicht ersetzt, sodass wir lediglich modernere Sprengkapseln hinzufügen mussten – unter jeder Bank befindet sich eine. Hier auf dem Bildschirm seht ihr ein Schema ihres Innenlebens. Moment, die Herrschaften! Nichts dergleichen. Keiner steht auf. Ruhe im Saal!"

    Die Magier-Herrscher, die panisch von ihren Sitzen aufgesprungen waren, sahen sich gezwungen, sich wieder hinzusetzen. Eine solche Stille überkam den Saal, dass der rasselnde Atem des immer noch halb ohnmächtigen Mitregenten Anri-Huvi La-Shin plötzlich deutlich hörbar wurde. Unterdessen schritten die Diener der Prinzessin, die bislang stumm in der Ecke gesessen hatten, auf ihre Herrin zu. Der große Mann hob Minn-O sanft hoch und beförderte sie vom Podium zurück auf ihren schwebenden Thron. Das Mädchen nahm die gefährliche Fernbedienung aus den Händen der Prinzessin.

    Minn-O La-Fin bewegte sich in aller Ruhe durch die Reihen der starr dasitzenden, bis zur Unerträglichkeit angespannten Magierherrscher zum Ausgang.

    „Ich könnte noch

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