Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3): LitRPG-Serie
Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3): LitRPG-Serie
Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3): LitRPG-Serie
eBook553 Seiten5 Stunden

Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3): LitRPG-Serie

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein Scheck über eine Milliarde Credits. Der Preis schien für immer verloren, doch nun funkelt er wieder vor ihren Augen und zieht unser Pärchen magisch an. Die Piraten, die Uldaner, die Zatrathi – all das spielt jetzt keine Rolle mehr. Das endgültige Ziel ist so nah. Sie müssen nur noch die Hand ausstrecken und es ergreifen.

Doch das Glück wird sich Chirurg nicht kampflos hingeben. Es kommt nur zu denen, die sich beweisen. Werden Alexis und Eunice ihre innere Stärke finden und bis zum Äußersten gehen – oder werden sie vor den Hindernissen kapitulieren und ihre Suche aufgeben? Letztendlich ist das Wichtigste, den Planeten mit dem Preis zu finden. Doch wo in dieser weiten Galaxie sollen sie überhaupt anfangen?
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum30. Mai 2022
ISBN9788076194168
Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3): LitRPG-Serie

Mehr von Vasily Mahanenko lesen

Ähnlich wie Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3)

Titel in dieser Serie (2)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3)

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Ein Scheck über eine Milliarde (Galaktogon Buch 3) - Vasily Mahanenko

    Kapitel Eins

    Das precianische Kreuzfahrtschiff pflügte friedlich durch das unermessliche Vakuum des Weltraums. Der Kapitän warf einen Blick auf seine Konsole und wandte sich dann wieder dem Bullauge zu. Seit fünf Jahren beförderte er Touristen in den Asteroidengürtel des Systems. Er war immer noch fasziniert von dem spektakulären Anblick. Über die Sicherheit seiner Passagiere brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Die Zatrathi-Flotte befand sich auf der anderen Seite von Galaktogon, und die verräterischen Qualianer steckten in ihrem Heimatsystem fest und stellten keine Bedrohung für seinen Kreuzer dar. Sie befanden sich tief im verbündeten Raum, kein einziger Feind in einem Radius von 20 Parsecs.

    Natürlich gab es immer die Möglichkeit eines Piratenangriffs. Aber selbst das war unwahrscheinlicher als die Kollision mit einem verirrten Asteroiden. Die Piraten waren schwach, zersplittert und hatten nicht die Ressourcen, um so tief im precianischen Raum einen Überfall durchzuführen. Und wenn es irgendein Trottel riskieren sollte, würde die Eskorte des Kreuzers, die aus einem Dutzend Zerstörer bestand, ihn sicher in die Schranken weisen.

    „Kapitän, drei Asteroiden voraus!"

    Der Precianer blickte missmutig auf die Bildschirme der Brücke. Es war selten, aber es war schon einmal passiert – die Asteroiden im Gürtel kollidierten manchmal miteinander und schleuderten Trümmer aus dem Gürtel heraus. Und tatsächlich – drei taumelnde Felsen rasten auf seinen Kreuzer zu.

    „Geben Sie mir einen detaillierten Lagebericht!"

    „Drei Asteroiden mit einem durchschnittlichen Durchmesser von 50 Metern. Das Risiko einer Kollision mit Objekt Nummer drei beträgt 98 %. Die übrigen Objekte stellen keine Bedrohung dar. Durch Anpassen des Kurses sollten wir eine Kollision vermeiden können."

    Der Kapitän runzelte die Stirn – eine abrupte Kursänderung käme ihm ungelegen. Es befanden sich einige precianische VIPs an Bord. Jede Unannehmlichkeit aufgrund der damit verbundenen G-Kräfte könnte dazu führen, dass der Kapitän auf seiner Karriereleiter nach unten purzeln würde. Er könnte leicht als Kapitän eines rostigen Transporters auf einem sandigen Hinterwäldlerplaneten enden.

    „Aktuellen Kurs beibehalten, befahl der Precianer nach einer kurzen Pause. Er konnte nur hoffen, dass die Gefahr vorübergehen würde. „Zerstören Sie Objekt Nummer drei. Wir werden unseren Passagieren eine kleine Show bieten.

    Drei Torpedos schossen aus dem Kreuzer in Richtung des gefährlichen Asteroiden. Unterdessen ertönte an Bord des Kreuzfahrtschiffes die Stimme des Kapitäns aus der Sprechanlage:

    „Verehrte Passagiere! Hier spricht Ihr Kapitän. Ich würde Ihre Aufmerksamkeit gern für einen Moment auf die Bildschirme in Ihrer Kabine lenken. Wir sind im Begriff, eine kleine Demonstration der Macht der precianischen Waffen durchzuführen!"

    Der Asteroid flackerte für ein paar Sekunden zu einer kleinen Sonne auf. Eine Salve aus den Strahlenkanonen des Kreuzers pulverisierte den Rest. Nichts durfte den Frieden und die Ruhe der wichtigen Gäste stören.

    „Bericht!"

    „Ziel eliminiert. Die beiden verbleibenden Asteroiden werden voraussichtlich 50 Meter steuerbord vorbeifliegen. Sollen wir sie ebenfalls zerstören?"

    „Lassen Sie sie."

    Der Kapitän wischte sich mit einer zitternden Hand den Schweiß von der Stirn. Der Körper des fettleibigen Precianers hatte die Anspannung der letzten Sekunden nicht gut verkraftet. Er machte sich Sorgen. Würde seine kleine Improvisation den precianischen VIPs gefallen? Oder würden sie ihm die Verschwendung von Torpedos übelnehmen? Was, wenn er nach ihrer Rückkehr vor ein Kriegsgericht gestellt werden würde, weil er Munition verschwendet hatte, anstatt einfach auszuweichen? Gedanken wie diese setzten sich in seinem Kopf fest.

    „Bravo, Kapitän! Einer der Gäste betrat die Brücke, als ob es sein Wohnzimmer wäre. „Ich weiß Ihren Einfallsreichtum zu schätzen. Ein bezauberndes Spektakel! Ich muss sagen, wir hätten es fast für echt gehalten. Einen Asteroiden auf den Kreuzer zu schießen, um uns ein wenig Nervenkitzel zu verschaffen, und ihn dann auf so spektakuläre Weise zu zerstören! Bravo! Wollen Sie eine Belohnung dafür haben?

    „Der Asteroid ist von selbst aus dem Gürtel aufgetaucht, Sir Grandar." Der Rücken des Kapitäns war es nicht gewohnt, sich zu verbiegen, aber dies war einer der Fälle, in denen er seinen ansehnlichen Bauch überwinden und sich so tief verbeugen musste, wie er konnte. Der Günstling des Imperators war nicht die Art von Person, bei der man einen Mangel an Respekt auch nur andeuten durfte.

    „Halten Sie mich nicht zum Narren! Ich kenne mich mit den Gravitationsfeldern aus, die im Asteroidengürtel wirken! Diese Felsbrocken können nicht von allein herausgeflogen sein. Jemand hat nachgeholfen, und es scheint mir, dass Sie es waren. Wollen Sie uns vielleicht glauben machen, dass Piraten dahinterstecken?"

    In der Ruhe seines eigenen Kopfes rezitierte der Kapitän alles, was er über Grandars intellektuelle Fähigkeiten dachte. Was aus seinem Mund kam, war natürlich etwas ganz anderes.

    „Sir Grandar, in dieser Gegend hat es noch nie Piraten gegeben." Sicherheitshalber verbeugte der Kapitän sich noch einmal so tief, wie er konnte, und blickte erst wieder auf, als er unten angekommen war. Wovon zum Teufel redete dieser Trottel? Was für Piraten?

    * * *

    „Vielleicht ist das doch keine so gute Idee?" Ich blickte zu Eunice hinüber, die sich so fest wie möglich an dem Weltraumfelsen festhielt. Das Visier ihres Helms verdeckte ihr Gesicht, aber die biometrischen Sensoren zeigten an, dass sich ihr Puls beschleunigt hatte.

    Training und Übung waren eine Sache, aber ein echter Überfall, bei dem man auf einem Asteroiden reitend durch den offenen Raum auf einen precianischen Kreuzer zustürmte, das war ein anderes Paar Schuhe. Wir waren bei dem kritischsten Teil unserer Operation angekommen – dem Teil, bei dem wir keine Kontrolle mehr darüber hatten, was als Nächstes passieren würde. Wir rasten auf den Asteroiden zu und beteten, dass die Precianer keinen Torpedo auf ein Objekt verschwenden würden, das keine Gefahr für sie darstellte. Meine Frau hatte so etwas noch nie gemacht und war verständlicherweise nervös. Als der Kreuzer zehn Sekunden Flugzeit von uns entfernt war, war für mich der Zeitpunkt gekommen, eine Entscheidung zu treffen – sollte ich es allein wagen oder mit Eunice? Schließlich hieß es, ein ängstlicher Pirat sei ein toter Pirat.

    „Es ist eine gute Idee, beruhigte meine Frau mich mit einem Hauch von Stress in der Stimme. „Ich bin ruhig – ich bin bereit.

    „Okay. Ich nickte und akzeptierte ihre Entscheidung. „Brainiac, was hast du für uns?

    Das Brüllen des Nashorns dröhnte über meine Lautsprecher und signalisierte, dass der Soldat kampfeslustig war und nicht nur untätig herumsaß und darauf wartete, sich zurückzuziehen. Danach war das faule Gähnen der Schlange und ihr undeutliches Gemurmel zu hören. Trotz seiner scheinbaren Langeweile war der Ingenieur allzeit bereit, die Warlock mit Schilden abzuschirmen. Der Schütze machte wie üblich eine Art Trommelwirbel, und nur Brainiac ließ sich dazu herab, verständlich zu antworten:

    „Kapitän, das Team ist bereit. Wir warten auf Ihre Befehle."

    „Dann mal los!", befahl ich.

    In der Hocke warteten wir, bis der Asteroid sich um seine Achse gedreht hatte. Als der precianische Kreuzer am grauen Horizont auftauchte, sprang ich ab, so fest ich konnte. Eunice sprang hinter mir her. Der Adrenalinschub nach der langen Wartezeit ließ meine Sicht verschwimmen, aber dann beruhigte sie sich zu einem sanften Schwirren. Endlich war es so weit! Es ging um einen Gewinnscheck mit einer Eins und neun Nullen!

    Weit hinter uns blühte tief im Asteroidengürtel eine lebhafte Explosion auf, die in Form einer schillernden Kugel feinen, farbigen Staub aufwirbelte und sich beim Auftreffen auf die anderen Asteroiden verformte. Die Sensoren der Precianer würden sie mit Sicherheit erfassen, und ich hoffte wirklich, dass an Bord des Kreuzers die Aufmerksamkeit aller Personen in diese Richtung gelenkt werden würde. Wir hatten eine Menge Reagenzstoffe auf den Asteroiden gepackt, und als er nun auf die Trümmer und Eispartikel traf, die im Gürtel trieben, explodierte ein großer Bereich des Weltraums in einem atemberaubenden Farbenrausch. Der Anblick war für jeden Uneingeweihten beeindruckend.

    Die Hülle des Kreuzers näherte sich schneller, als ich erwartet hatte, und ich feuerte eilig den Umkehrschub ab, um langsamer zu werden. Das war eine weitere Schwäche in unserem Plan, ein weiterer Punkt, der den Umständen geschuldet war. Wenn wenigstens ein Precianer seinen Job machen und die Sensoren des Schiffes im Auge behalten würde, anstatt sich das Feuerwerk anzuschauen, würden wir sicher bemerkt werden. Eunice war dagegen gewesen, dieses Risiko einzugehen, aber ich hatte darauf bestanden. Wir waren doch Glücksritter und konnten daher etwas Glück erwarten, oder etwa nicht? Außerdem hatte Galaktogon mich gelehrt, an die Einheimischen zu glauben. Wenn NPCs sich dumm anstellten, dann stellten sie sich auch gleich richtig dumm an. Hatten sie uns bei unserer ersten Aktion entdeckt? Nein. Also würden sie uns vermutlich auch jetzt nicht entdecken.

    Während ich nach dem besten Landeplatz suchte, wurde ich ständig von Eunice abgelenkt. Ihre Flugbahn hatte mir von Anfang an nicht gefallen – die Abweichung war zu groß. Es war zwar möglich, den Kurs mithilfe der Triebwerke des Anzugs zu korrigieren, aber das erforderte ein gewisses Maß an Geschick, das Eunice nach meinen bisherigen Beobachtungen nicht hatte. Sobald ich mich dem Kreuzer genähert und mich mit Magneten an seiner Hülle befestigt hatte, drehte ich mich um und setzte meine Füße auf die Hülle. Ich hielt einen Moment inne, bis der Stiefel meiner Frau an mir vorbeiflog. Ich packte ihn mit beiden Händen und zog mit aller Kraft daran.

    „Schalte die Triebwerke ab!", schrie ich, aber Eunice war überfordert von den Bedienelementen ihres Anzugs und hörte mich nicht. Diese Sekunde der Verwirrung kam uns teuer zu stehen – die Magnete versagten und wir taumelten zurück ins All.

    „Ich hab‘s! Ich hab‘s!" Eunice feuerte ihre Triebwerke erneut ab und sorgte dafür, dass wir eine Rolle machten. Ihre Bewegungen wurden impulsiv und abrupt. Als ich versuchte, das mit meinen eigenen Schubdüsen auszugleichen, prallten wir hart gegen die Hülle und rutschten der Länge nach daran entlang.

    „Antrieb abschalten!, schrie ich und versuchte, mich an irgendetwas festzuhalten. „Schalte den Antrieb ab!

    Eine der zahllosen Antennen glitt an meiner Hand vorbei. Ich packte sie, und die Servos meines Anzugs heulten infolge der Belastung auf – Eunices Anzug lief immer noch auf vollem Schub.

    „Brainiac! Schalte ihren Antrieb ab!", flehte ich, als mir klar wurde, dass Eunice von sich aus nichts tun würde. Beim Poker gab es das Konzept des ‚Tiltens‘. So nannte man es, wenn ein Spieler den Kopf verlor und einen Fehler nach dem anderen machte, obwohl er versuchte, es richtig zu machen. Und Eunice tilte gerade.

    „Wird auch Zeit, dass Sie mich darum bitten", sagte der Schiffscomputer pedantisch, und die Spannung in meinem Arm löste sich auf. Eunices Rüstung war endlich zur Ruhe gekommen. Die Magneten rasteten wieder ein und verbanden uns mit der Hülle des Kreuzers. Aber bevor ich aufatmen konnte, verkündete Brainiac:

    „Zwei Jäger fliegen in Ihre Richtung. Voraussichtliche Ankunft in zehn Sekunden."

    Sie hatten uns also doch bemerkt!

    „Lass uns hier verschwinden!" Ich drückte mich an einen der Türme, zog meine bewegungsunfähige Frau zu mir heran und sprang ab, wobei ich die Magnete deaktivierte. Ein paar Sekunden Schwerelosigkeit und wir wurden wieder zur Hülle gezogen. Ich befestigte Eunice an der Basis des Turms, lehnte mich gegen sie und aktivierte den Schutzschirm. Hoffentlich sahen wir wie ein Sensorfeld aus und nicht wie ein Piratenpaar, das im Weltraum um seine Beute herumspazierte.

    „Geht‘s dir gut? Eunice? Es kam keine Antwort. „Brainiac, schalte ihren Kommunikator ein. Eunice, kannst du mich hören?

    „Runter von meinem Fuß, du Trottel!, schnauzte meine Frau mich wütend an. „Ja, mir geht‘s gut!

    „Wirst du wieder in Panik geraten?", fragte ich in einem so neutralen Tonfall, wie ich konnte, und widerstand meinem Drang, zu fluchen und zu schreien. Beinahe hätten wir die ganze Operation vermasselt.

    „Nein. Ich war nur ein bisschen verwirrt", antwortete sie. Sie schämte sich offensichtlich für ihre Unprofessionalität.

    „Gegen die Hormone kommt man nicht an, stimmte ich zu und erinnerte mich an die Bücher über Schwangerschaft, die ich in Vorbereitung auf unser Kind gelesen hatte. Doch dann wechselte ich schnell das Thema. „Brainiac, wie ist der Status dieser Jäger?

    „Sie sind weg. Sie haben die Hülle gescannt und sind in ihren Hangar zurückgekehrt. Sie scheinen alle auf die Lichtshow fixiert zu sein, die wir veranstaltet haben. Moment ... Mir gefällt die Antenne nicht, die da aus der Hülle ragt. Sieht aus wie ein Nahbereichssensor."

    „Verstanden. Dann schneiden wir uns eben hier durch die Hülle."

    Eunice nickte und begann, ein kleines Kraftfeld aufzubauen. Das sollte verhindern, dass die Luft herausströmen würde, wenn wir die Hülle des Kreuzers durchbrechen würden. Brainiac hatte erklärt, dass die Hüllenintegritätssensoren sehr empfindlich auf jeden Druckabfall an Bord des Schiffes reagierten. Ich hatte dieses Gerät an Bord von Aalors Schiff im Einsatz gesehen und konnte nicht anders, als mich zu wundern: Warum konnten physische Objekte hindurchgehen, aber keine Luft? Die Antwort war jedoch einfach – das System war eine der wichtigsten Ergänzungen für jedes Raumschiff. Immer wenn Strahlenkanonen die Schilde von Schiffen überwältigten, perforierte das Plasma die Hülle und verursachte unzählige Löcher und damit Luftlecks. Nicht alle Kapitäne arbeiteten gern in Panzeranzügen – ich war allerdings sehr angetan von dem Eisenklumpen, in den ich ständig gehüllt war. Viele andere Kapitäne zogen es vor, auf der Brücke zu stehen und ihren schönen Körperbau zur Schau zu stellen. Ohne Luft konnte man nicht gut atmen, also verwendeten besonders mächtige Kreuzer einen ihrer Integrationsplätze für dieses Kraftfeldsystem, um die Integrität der Hülle während der Schlachten zu gewährleisten. Ich hatte keine Ahnung, ob ein luxuriöses Kreuzfahrtschiff ein solches System haben würde oder nicht, also beschloss ich, auf Nummer sicher zu gehen. Ich wollte mich schließlich nicht ausschließlich auf unser Glück verlassen.

    Nachdem Eunice mit der Installation des Geräts fertig war, aktivierte sie den Plasmaschneider. Ich wartete in der Nähe und drehte mich von den hellen Funken weg. Die Precianer waren wachsam und jede plötzliche Bewegung könnte unsere Enteraktion ruinieren. Das war auch der Grund, warum ich den Tarnfeldgenerator aus meinem Panzeranzug entfernte und ihn an der Stelle anbrachte, an der wir arbeiteten. Der ‚Antennenverstärker‘, der uns verbarg, sollte auch nach dem Entern des Kreuzers bestehen bleiben.

    „Fertig!" Eunice schob das herausgeschnittene Hüllensegment hinein und trat zur Seite, um mir den Vortritt zu lassen. ‚Ladies first‘ war kein Grundsatz, den wir in unserer Familie befolgten. Ich zwängte mich durch die Öffnung und stürzte drei Meter tief auf den Boden des Decks. Obwohl mein Panzeranzug den Sturz abfederte, indem er seine Stabilisatoren aktivierte, erschütterte mich der Schlag dennoch. Eunice sprang nach mir hinein, und ich schaffte es, sie in Bodennähe aufzufangen. Auch ein Pirat musste manchmal ein Gentleman sein.

    Mein Raumscanner modellierte die Kabine, in der wir uns befanden, und Brainiac identifizierte sie hilfsbereit als Abstellkammer. Da die Reise zu den nebeligen Asteroiden nur wenige Stunden dauerte, waren die meisten dieser Einrichtungen normalerweise leer. Warum sollte man auch unnötige Ladung mitnehmen?

    „Brainiac, kannst du uns helfen? Wo sollen wir dich einstöpseln?"

    „Die rechte Wand, unterer Stecker. Ich werde die Stelle für Sie markieren!"

    Ein dünner Laserstrahl zeigte auf die Wand, die ich brauchte. Ich nahm ein für Brainiac konfiguriertes Fernbedienungsterminal aus meinem Inventar. Es würde den Computer meines Schiffes an die Systeme des Kreuzers koppeln, als wären sie durch ein Kabel miteinander verbunden. Ein praktisches kleines Gerät, dessen größter Nachteil war, dass es unglaublich teuer war. Überhaupt sollte ich erwähnen, dass sich die ganze Operation als absurd mühsam und kostspielig herausgestellt hatte. Wir mussten Raketentriebwerke an den Asteroiden anbringen, einen der Felsen auf den Kreuzer richten, Zeit haben, die Triebwerke zu entfernen, bevor die Asteroiden aus dem Gürtel kamen, eine Menge farbigen Staub kaufen und transportieren, ihn in mehrere Ernteschiffe pumpen und, nun ja, die Ernteschiffe selbst kaufen. Die Credits waren mit kosmischer Geschwindigkeit von meinem Konto abgeflossen, und als ich mir die Explosion angesehen hatte, die wir konstruiert hatten, hatte ich gewusst, wohin sie geflossen waren.

    Aber das war noch nicht alles. Den größten Schlag für mein Spielkonto hatten die Informationen ausgemacht, oder besser gesagt die Liste der Passagiere und die Koordinaten dieses speziellen Kreuzers. Wäre da nicht mein neuer Partner Vargen gewesen, der mit dem Verkauf der Beute aus der uldanischen Basis einen ordentlichen Gewinn gemacht hatte, hätte ich es nie gewagt, mich auf ein solch zweifelhaftes Unternehmen einzulassen. Aber wir hatten das Geld, und wir mussten es intelligent einsetzen.

    „Ich bin im System. Brainiac hatte etwa eine Minute gebraucht, um mit dem Sicherheitssystem des Kreuzers fertig zu werden. „Ich projiziere jetzt das Schiffslayout auf Ihr HUD. Identifiziere die Passagiere an Bord. Markiere Ihr Ziel.

    Die Person, die wir brauchten, befand sich am anderen Ende des Kreuzers. Es waren insgesamt 1.500 Precianer an Bord, davon 200 als Besatzung. Ein Kreuzer dieser Größe könnte mehr beherbergen, aber diese Leute liebten den Komfort.

    „Ihr seid jetzt Ingenieure des dritten Ranges, mit den Zugangsberechtigungen von Personal des ersten Ranges. Brainiac wirkte Wunder und fügte zwei neue Crewmitglieder mit hochrangigem Zugriff zu der Crew des Kreuzers hinzu. Ein Offizier zu werden, interessierte mich nicht. Es gab nicht so viele von ihnen auf dem Schiff und ihre Bewegungen würden genauer überwacht werden. Aber wer würde schon auf ein paar Wartungsmitarbeiter achten? Vor allem, wenn es drittrangige waren? Und zwar Menschen? Wir waren nur Handwerker vom Typ „Bring das hierhin und das dorthin. Wer wusste schon, woher wir kamen oder wie wir auf dem Schiff gelandet waren? Niemanden interessierte es. Die Logik der NPCs würde sie dazu zwingen, wegzuschauen.

    „Oh Mann, ist die unbequem", murmelte Eunice und zog sich die Uniform eines precianischen Kreuzfahrtmitarbeiters an. Aber es gab keine andere Möglichkeit. Der graue Anzug stand ihr, er betonte die Kurven meiner Lady. Es war gut, dass Brainiac drei Tage lang über den Sinn des Lebens nachgedacht hatte. Eunice und ich hatten uns in der Zwischenzeit auf unserem verlassenen Planeten nicht gelangweilt.

    Ich hielt die ID-Karte an das Schloss und das Tor glitt nach oben. Der Weg ins Innere des Kreuzers lag offen vor uns.

    „Nach rechts, den Korridor entlang, dann 100 Meter geradeaus bis zum Aufzug. Sie müssen zu Deck Nummer 3."

    Das Innere des Kreuzfahrtschiffes stellte sich als anders heraus als das, was an Bord von Kreuzern üblich war. Die Gänge waren alle absurd breit, überall hingen Leinwände und Bilder, und hier und da stießen wir sogar auf Aquarien und Statuen. Es fühlte sich an, als wären wir nicht auf einem Raumkreuzer, sondern auf dem Landsitz eines precianischen Milliardärs. Eine Art provozierende Stilsicherheit, die den Untergebenen permanent ihre Minderwertigkeit und Armut bewusst machte.

    „Pass auf uns auf, Brainiac, bat ich den Schiffscomputer, den Videofeed im Auge zu behalten und mich zu alarmieren, falls etwas passieren sollte. Ich näherte mich der nächstgelegenen Wand und riss schamlos ein dort hängendes Gemälde ab. Zufrieden mit meiner Gelegenheitsloot drehte ich mich um und sah Eunices missbilligenden Blick. „Was denn? Das ist für unsere Familie! Der Feind hat es nicht verdient. Auf dem Schwarzmarkt werden sie sich so schnell auf einen solchen Gegenstand stürzen, dass sie dir dabei die Hände abreißen!

    Meine Frau schüttelte nur den Kopf, da sie die Feinheiten meiner Piratenweltanschauung nicht zu schätzen wusste. Loot zu stehlen war in dem Spiel, das sie früher gespielt hatte, offenbar eine Schande gewesen. Aber egal. Sie würde sich schon noch daran gewöhnen. Sie hatte mich nicht umsonst geheiratet.

    „... denn, Sir Oleander, Sie hatten keine Gelegenheit …"

    Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken – diese Stimme war mir vertraut. Das Seltsame war, dass die Passagierliste der Kreuzfahrt diesen Passagier nicht aufgeführt hatte. Ich sah mich um und suchte nach einem Versteck. Wenn der dritte Berater des precianischen Imperators mich hier sehen würde, wären wir auf der Stelle erledigt!

    „Was ist los, Lex?" Meiner Frau war meine Aufregung nicht entgangen.

    „Stell dich vor mich hin. Der Berater ist hier! Er kennt dich nicht." Ich fand schließlich eine kleine Ecke hinter einer Statue und kauerte mich dort hinein, wobei ich mich mit dem Gemälde abschirmte, das ich sicherheitshalber geklaut hatte. Das klappte nicht besonders gut, aber meinem panischen Gehirn fiel keine bessere Möglichkeit ein. Den Stimmen nach zu urteilen, näherte sich der Berater. Ich spähte durch einen Spalt und beobachtete die Prozession. Der Berater eskortierte einen gefesselten Precianer. Drei bewaffnete Wachen folgten hinter ihnen.

    „Die Politik meines Bruders geht in die falsche Richtung. Es wird nichts Gutes dabei herauskommen." Oleander hatte eine tiefe Stimme von der Art, für die Frauen zwischen 18 und 99 schwärmten. Wenn ich mir meine Frau so ansah, war auch sie eine Bewunderin von Baritonstimmen.

    „Unser Imperium ...", begann der Berater – als sein Blick über Eunice streifte. Sie war zur Seite getreten, um die Precianer passieren zu lassen, entging aber dennoch nicht dem prüfenden Blick des Einheimischen.

    „Ein Mensch?, fragte der Berater erstaunt. Eine der Wachen trat an Eunice heran, und ich hörte das Piepen, als ihr Ausweis gescannt wurde. „Eine Kadettin der precianischen Militärakademie. Ihr Name ist Krankenschwester ... Ihr Name kommt mir bekannt vor. Kennen wir uns?

    „Nein, Sir, Eure Lordschaft." Eunice verbeugte sich kurz, um Ehrerbietung zu zeigen.

    „Trotzdem kenne ich Sie definitiv irgendwoher …"

    „Das kann ich nicht sagen, Eure Lordschaft. Nach meinem Schulabschluss habe ich mein Ingenieurstudium fortgesetzt und einen Job bei dieser Kreuzfahrtgesellschaft gefunden. Vielleicht haben Sie von einer Konstruktion gehört, die ich entwickelt habe? Ein Stabilitätssystem für die Schiffsmechanik. Die Hansa Corporation fand es interessant genug, um es sich genauer anzusehen."

    Eunice log ohne zu zögern, und sie machte das sehr gut. Es war ein Glücksfall, dass sie beim precianischen Imperium angefangen hatte. Das machte unsere Tarngeschichte umso plausibler. Natürlich konnte das Personal des Kreuzers die allgemeinverständliche Sprache sprechen, aber das würde Fragen aufwerfen und unnötige Aufmerksamkeit erregen. Als ehemaliger Qualianer war die Sprache der Precianer für mich ein chaotischer Schwall fremder Laute, und nur Brainiac, der in Echtzeit dolmetschte, erlaubte es mir, zu verstehen, was da gesprochen wurde.

    „Vielleicht, vielleicht. Der Berater runzelte die Stirn. „Ja, höchstwahrscheinlich bin ich in einem der Berichte auf Ihren Namen gestoßen. Nun, es ist schön, zu wissen, dass so talentierte Kriegerinnen für das precianische Imperium kämpfen. Hier, Mr. Oleander, sehen Sie sich das mal an. Solche Leute wollen Sie loswerden? Die Menschen sind nützliche Verbündete unseres Imperiums.

    Der Gefangene antwortete nicht und maß Eunice lediglich mit einem verächtlichen Blick.

    „Komm mit. Der Knast wartet. Heute wird der Imperator sein Urteil verkünden. Ich fürchte, ich werde Ihre Poesie vermissen."

    Die Prozession setzte ihren Weg fort, und ich kletterte aus meiner improvisierten Deckung. Ich untersuchte das Gemälde, das mich so erfolgreich davor bewahrt hatte, mich vor dem Berater erklären zu müssen, und warf es ins Inventar. Ich würde es nicht verkaufen. Ich würde es als Glücksbringer im Kugelschiff aufhängen.

    Unser weiterer Weg brachte keine Überraschungen. Die Passagiere hatten uns nicht bemerkt. Einige Mitglieder der Besatzung warfen uns bedrohliche Blicke zu, offenbar überlegten sie, was sie uns auftragen könnten. Um dieses Problem zu lösen, hielten wir Tablets in den Händen, auf deren Bildschirmen in roter Farbe eine Warnung blinkte. Gepaart mit unserem schnellen Tempo und unseren ernsten Mienen sahen wir aus, als wären wir auf einer sehr dringenden Mission. Niemand störte uns, bis wir den Aufzug erreichten, aber sobald wir auf dem dritten Deck ankamen, kehrten die Probleme zurück.

    „Halt! Ein Soldat in einem Panzeranzug versperrte uns den Weg. „Ihre Ausweise!

    Wir gehorchten und hielten unsere Plastikkarten an den Scanner. Der Scanner blinkte grün. Alles klar. Aber die Wache ließ nicht locker.

    „Deck 3 ist für Nachwuchskräfte gesperrt!"

    „Die Klimaanlage in Sektion 37 ist kaputt, erklärte Eunice. „Sie können sich gern bei der Hausmeisterei erkundigen. Entweder lassen Sie uns vorbei oder Sie reparieren sie selbst. Der Kapitän wird nicht erfreut sein, wenn die Gäste anfangen, sich über ihre stickigen Kabinen zu beschweren.

    Der Wachmann drückte ein paar Tasten auf seinem Tablet. Brainiac hatte seine Arbeit perfekt gemacht und das Bordsystem meldete tatsächlich eine Fehlfunktion. Nichts so Kritisches, dass es das Interesse der leitenden Ingenieure geweckt hätte. Ein unkomplizierter Austausch einiger Kondensatoreinheiten.

    „Val, begleite sie!" Der Wachmann trat zur Seite, aber eine andere Wache ersetzte ihn sofort neben uns. Ich seufzte verärgert. Das war nicht Teil des Plans. Aber mit einer Blastermündung sollte man keinen Streit anfangen.

    „Gehen wir. Eunice eilte weiter. „Wir müssen bald fertig sein, bevor die Gäste zurückkommen.

    Ich musste zugeben, dass sich unsere Eskorte als nützlich erwies. Wir stießen auf ein paar weitere Kontrollpunkte, aber jetzt beschränkte sich die Prozedur auf einen oberflächlichen ID-Scan. Die Wachen konnten unseren Status erkennen, und obwohl sie nicht verstanden, warum so rangniedriges Personal geschickt worden war, um die Kabine eines Adligen zu reparieren, behinderten sie uns nicht. Und im Zweifelsfall hatten wir immer Vals imposante Präsenz bei uns. Mir juckte es ständig in den Fingern, noch ein paar wertvolle Goodies einzustecken, aber die Anwesenheit einer Wache schützte das Dekor des Kreuzers vor meinen Pranken.

    Auf diese Weise erreichten wir schließlich die Tür, die wir brauchten. Unter ständiger Aufsicht und ohne jegliche Loot. Diese letztgenannte Tatsache ärgerte mich am meisten.

    Sobald die Eingangstür sich hinter uns geschlossen hatte, sagte Brainiac:

    „Kapitän, es ist niemand in diesem Bereich."

    Für den armen alten Val konnte das nur eines bedeuten – seine Zeit als Teil der KI von Galaktogon wäre bald abgelaufen. Eine EM-Granate erschien in meinen Händen – eine Miniaturbombe mit der gleichen Wirkung wie eine EM-Kanone. Man konnte sie an einem Panzeranzug anbringen und einen Knopf drücken. Jedes elektronische Gerät in einem Radius von einem Meter würde brutzeln und frittiert werden. Eine zuverlässige Methode, um einen ahnungslosen Weltraumsoldaten in einem Panzeranzug zu neutralisieren. Oh, welche Spielzeuge ich erst noch entdecken würde, wenn Hilvar mir die Erlaubnis zum Handel mit den Piraten erteilen würde ...

    „Kannst du mich hören, Brainiac?" Ich hatte ein neues Funkgerät aus meinem Inventar genommen. Die EM-Explosion hatte nicht nur Val, sondern auch mein altes Funkgerät ausgeschaltet.

    „Ich kann Sie laut und deutlich hören. Es gibt keine Interferenzen. Das Ziel befindet sich momentan in der nächsten Kabine. Warnung! Die Zielperson ist nicht allein."

    „Wir können nicht warten, mischte Eunice sich ein. „Das Schiff wird in einer halben Stunde in den Hyperraum eintreten.

    „Du hast recht. Wir machen es jetzt einfach." Ich nahm einen Blaster aus meinem Inventar. Der Precianer am Boden zuckte und machte einen weiteren Versuch, das Gewicht seiner Rüstung zu überwinden. Eunice wandte sich ab und überließ die Angelegenheit mir. Einen Zeugen zurückzulassen – das war nicht Teil unserer Regeln. Es stand zu viel auf dem Spiel. Ein Schuss – und alles, was von der Wache übrigblieb, war eine schimmernde Kiste mit Raq und Elo. Meine Beziehung zum precianischen Imperium änderte sich nicht, denn sie war bereits bei null.

    „Los geht‘s." Ich zückte meine Manipulatoren und warf, da ich nicht widerstehen konnte, ein weiteres Gemälde von der Wand in mein Inventar. Es hatte einfach etwas so Ungewöhnliches an sich, so einprägsam. Total abstrakt – aber es war schwer, wegzusehen. Das wäre ein schönes Geschenk für Hilvar. Er mochte solche Sachen.

    Während ich das Kunstwerk stibitzte, kam die Zielperson uns freiwillig entgegen.

    „Was macht ihr denn hier? Verschwindet!" Es war ein Schrei der Entrüstung. Kein Wunder: Zwei bewaffnete Jungingenieure enteigneten die örtliche Einrichtung, als wären sie in ihrem eigenen Haus. Wie konnte man da nicht entrüstet sein?

    Meine Manipulatoren traten in Aktion. Fürst Narlin, der Neffe des precianischen Imperators höchstpersönlich, flog in die Luft und fuchtelte lustig mit den Armen. Ein schneller Schuss Beruhigungsmittel, und er regte sich ab und wurde schlaff. Ich setzte den wertvollen kleinen Körper vorsichtig auf einen Stuhl und wies Eunice den Weg zur Tür. Unser unerwarteter Gast befand sich auf der anderen Seite, und es war an der Zeit, ihn loszuwerden.

    „Chirurg?", rief eine andere Stimme. Der Gast war selbst zu uns gekommen, nachdem er Narlins Wutausbruch gehört hatte. Eunice hob ihren Blaster, im Begriff, den Fremden auf die andere Seite zu schicken, und ich schaffte es gerade noch, ihr einen Stoß zu geben und den Plasmablitz in die Wand umzulenken. Ich kannte den Neuankömmling nur allzu gut.

    „Was machst du auf diesem Schiff? Du bist ein Geächteter! Wenn du dich mit mir treffen wolltest, hättest du einfach anrufen sollen ... Ich muss sagen, dass sich unser letztes Geschäft für mich als ziemlich profitabel erwiesen hat!"

    Ich hatte meine Frau daran gehindert, Grandar zu erschießen, den ehemaligen Juniorberater des stellvertretenden Unkrautbekämpfungsassistenten des Gärtners des dritten Palastes seiner imperialen Hoheit, des Imperators des precianischen Imperiums. Damals hatte er mir einen großen Gefallen getan – er war zum Imperator gegangen und hatte Informationen von mir weitergegeben. Später hatte ich den Imperator gebeten, diesem Precianer, der mir in schwierigen Zeiten geholfen hatte, seine Gunst zu erweisen. Aber ich hätte mir nicht einmal vorstellen können, dass Grandar so schnell in den Rängen aufsteigen würde. Die Bänder an seinen Gewändern ließen vermuten, dass ich einen Intimus des Imperators vor mir hatte. Ein imperialer Günstling, der den Segen seines Herrn hatte. Er war jetzt ein hohes Tier, das zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um mir zu helfen. Ich konnte Eunice wohl kaum erlauben, ihn zu erschießen.

    „Ich habe etwas mit dem Fürsten zu besprechen", antwortete ich.

    „Was kann ein Pirat mit einem Mitglied der Familie des Imperators zu tun haben? Ich sollte den Sicherheitsdienst rufen, aber ... meine Intuition sagt mir, ich sollte mich wohl zurückhalten. Ich muss zugeben, ich bin verwirrt. Hilf mir, Chirurg. Erklär mir, was du hier machst."

    „Ich muss nach Zalva, dem imperialen Hauptstadtplaneten. Es ist nichts Kriminelles, das versichere ich dir", antwortete ich ehrlich, was Eunice zu einem höhnischen Gesichtsausdruck veranlasste. Sie mochte keine Improvisationen.

    „Was hat Narlin damit zu tun? Er wird dir nicht helfen. Grandar musterte mich und den schlafenden Fürsten eingehend. „Er ist nur der Zehnte in der Thronfolge.

    „Ich habe allen Grund zu der Annahme, dass er uns gerade aus diesem Grund helfen wird." Ich musste schnell handeln, also beschloss ich, Grandar meine Pläne mitzuteilen. Er war nicht umsonst in diesem Raum erschienen. Man begegnete nicht einfach zufällig Einheimischen auf seinem Weg. Alles hatte seinen Grund. Außerdem könnte ich ihn jederzeit töten, falls etwas schiefgehen sollte.

    „Handelsbetrug?", rief Grandar aus, als ich ihm die Daten zeigte, die ich hatte. Es war mir endlich gelungen, die kompromittierenden Beweise zu verwenden, die ich auf dem Tablet des Vizeimperators gefunden hatte. Vargen hatte mir erzählt, dass der verstorbene Precianer als Held geehrt werden sollte, der sein Leben für das von Lumara, der ungekrönten Imperatorin des gefallenen delvianischen Imperiums, gegeben hatte.

    Mein Plan war lächerlich einfach. Wenn die Suche nach dem Scheck wieder losgegangen war, mussten wir an dem Punkt beginnen, an dem wir unsere frühere Reise abgebrochen hatten. In meinem Fall musste ich einen Weg in das Schiff von Rrgord, dem precianischen Prinzen, finden und die Koordinaten der sieben Planeten, die er entdeckt hatte, an mich nehmen. Auf einem von ihnen sollte sich meine endgültige Beute befinden. Ich hatte also das schwächste Glied in der Kette aufgespürt, herausgefunden, wann der Fürst eine Kreuzfahrt machen würde, und dann eine Operation arrangiert, die den Precianer zwingen würde, uns nach Zalva zu bringen. Das einzige Problem war jetzt dieser Grandar, der alle unsere Pläne vereiteln konnte.

    „Ich enttäusche dich nur ungern, aber Narlin wird nicht zustimmen, sagte der Precianer zu meinem Verdruss. „Seine Pflicht gegenüber dem Imperium war ihm immer wichtiger als sein eigenes Leben. Das kompromittierende Material, das du hast, wird ihn lediglich vom zehnten auf etwa den zwanzigsten Platz in der Erbfolge zurückwerfen, und selbst das ist nicht in Stein gemeißelt. Der Imperator könnte ihn sogar für seinen Einfallsreichtum loben. Immerhin handelt es sich um bloße finanzielle Machenschaften, nicht um tatsächlichen Verrat. Der Fürst hat versucht, sein Vermögen zu vermehren. Welches Mitglied der imperialen Familie versucht das nicht?

    „Wie viel willst du?", fragte Eunice plötzlich.

    „Kennen wir uns?" Grandar ging mit offensichtlichem Interesse auf meine Frau zu, als ob er ihre Anwesenheit gerade erst bemerkt hätte. Ich war gezwungen, sie vorzustellen.

    „Der Chirurg hier hat mir einmal ein wenig ausgeholfen, erklärte der Precianer. „Ich denke, ich schulde ihm einen Gefallen, und wir können uns gegenseitig nützlich sein. Für bescheidene zwei Milliarden werde ich euch nach Zalva bringen. Aber das wird ein One-Way-Ticket sein! Um den Rückweg müsst ihr euch selbst kümmern.

    „Abgemacht!" Ich machte mir nicht die Mühe, zu feilschen, und schüttelte die Hand des Precianers. Es war uns egal, wer uns hinbringen würde, solange wir dort ankämen.

    „Den hier müsst ihr loswerden. Grandar deutete lässig auf den Fürsten. „Wenn er aufwacht, wird er alle unsere Pläne zunichtemachen. Narlin ist an den Planetengeist gebunden, also wird es nicht reichen, ihn zu töten. Ich denke, ein Aufenthalt in einem abgelegenen Raum dieses Schiffes sollte genügen. Kannst du das einrichten, oder brauchst du Hilfe?

    Ich sah zu Narlin hinüber, der ausgestreckt auf dem Boden des Decks lag. Ich bezweifelte, dass wir es schaffen würden, ihn unbemerkt an das andere Ende des Schiffes zu schleppen.

    „Ich verstehe. Gut, übernehmt euch nicht. Ich sehe kein Problem darin, einem Partner zu helfen. Grandar rief einige Diener herbei und befahl ihnen, einen Behälter für Speisereste mitzubringen. „Wann wird der Körper aufwachen?

    ‚Partner.‘ ‚Körper.‘ Wie geschickt Grandar gelernt hatte, mit Worten zu spielen und dabei auch noch mittendrin das Lager zu wechseln! Er war sicherlich aus einem bestimmten Grund bei Narlin gewesen und hatte höchstwahrscheinlich etwas von dem Fürsten gewollt. Doch als er die Chance sah, etwas zusätzliches Geld zu verdienen, hatte dieser Precianer sofort alle Pläne über den Haufen geworfen, die er eben noch gehabt hatte. Er würde es sicher weit bringen. Jetzt war mir klar, wie Grandar in den Rängen des Hofes so hoch aufgestiegen war.

    „Ohne das Gegengift sollte er ein paar Tage schlafen."

    „Ausgezeichnet. Ich muss sagen, mir gefällt, wie du Geschäfte machst. Ich kann mir vorstellen, dass wir uns gegenseitig behilflich sein können. Wo soll ich den Behälter hinschicken?"

    In diesem Moment stürmten zwei Precianer in den Raum. Grandar zeigte auf den Fürsten, und ohne weitere Formalitäten oder Einwände stopften die Diener ihn in eine kleine Kiste, die sie mitgebracht hatten.

    „Stellt den Behälter ins Hinterzimmer und wartet, bis Chirurg da auftaucht, befahl Grandar. „Und jetzt an die Arbeit!

    Die Diener taten wie befohlen und ließen uns allein.

    „Ich habe inzwischen viele Sklaven. Ich liebe es, wenn sie nichts wissen. Unnötiges Wissen ist die Hauptursache für Kopfschmerzen", sagte Grandar und verurteilte damit seine Diener zum Tode.

    Formal gesehen wäre es ein Kinderspiel, zwei Precianer zu eliminieren. Doch mir war in dieser Angelegenheit gerade ein eigener Plan eingefallen. Ich wollte den Liebling des Imperators aber nicht einweihen. Es konnte nicht schaden, ein zusätzliches Ass im Ärmel zu haben.

    „Ist es nicht toll, wenn sich alle so gut verstehen? Grandar nahm unser Schweigen als Zustimmung. „Ich brauche zwei Tage, um euren Transport vorzubereiten. Überweist bitte die Hälfte des Geldes noch heute auf mein Konto. Ich werde die Informationen sofort mit euch teilen. Bist du nicht ein Pirat, Chirurg? Würde es dir etwas ausmachen, eine kleine Aufgabe für mich zu erledigen? Natürlich würde ich gern sehen, wozu du fähig bist, bevor ich entscheide, ob wir zusammenarbeiten sollten oder nicht.

    „Was möchtest du?" Ich nahm Haltung an und erwartete eine neue Aufgabe.

    „Nichts allzu Kompliziertes. Ich möchte nur, dass du dir einen Weg in eine der Abteilungen des Kreuzers bahnst und ‚Die vergessene Jarullah‘ für mich stiehlst. Das sollte für einen Piraten wie dich eine Kleinigkeit sein. Ist es nicht so? Ich für meinen Teil werde dafür sorgen, dass das Schiff in den nächsten drei Stunden nicht in den Hyperraum springt."

    Grandars Hand griff lässig nach seinem PDA. Ich hatte so etwas schon einmal gesehen. Eine bloße Berührung und ein undurchdringlicher Schild würde um den Precianer herum erscheinen. Und ich konnte mir vorstellen, dass vorher ein Alarm an die Sicherheitsabteilung geschickt werden würde, um sie darüber zu informieren, dass der Liebling des Imperators angegriffen wurde, und dann würde unser kleiner Überfall ein unrühmliches Ende nehmen. Es schien, als hätte ich keine Wahl.

    „Wir werden dir die vergessene Jarullah besorgen – sobald wir wissen, was das ist und wo es ist."

    Kapitel Zwei

    Der schöne und verlockende Name ‚Die vergessene Jarullah‘ bezeichnete ein geheimnisvolles Artefakt, das der precianische Imperator seinem dritten Berater für die Zerstörung der fliegenden Festung der Zatrathi persönlich überreicht hatte. Der Imperator war vom Mut seines Untertanen beeindruckt gewesen, der sich ins Kampfgetümmel gestürzt und dabei sogar seine Bindung an den Planetengeist aufs Spiel gesetzt hatte. Für diese und zahlreiche andere Verdienste hatte der Imperator dem Berater ein Schmuckkästchen überreicht und ihm befohlen, es mindestens einmal am Tag zu öffnen. Dann hatte er den engagiertesten Workaholic seines Imperiums in einen vorgeschriebenen Urlaub geschickt. Das hieß, gleich nach der Preisverleihung war der Berater mitgenommen und zu dem abfliegenden Kreuzfahrtschiff eskortiert worden.

    Da er es nicht gewagt hatte, sich dem Willen des Imperators zu widersetzen, hatte der dritte Berater sich auf den Weg gemacht. Doch er hatte es weder eilig damit, das Artefakt zu benutzen, noch anderen mitzuteilen, warum dieses Geschenk des Imperators so wertvoll war. Bei der Ankunft an Bord hatte er das Schmuckkästchen zur Aufbewahrung in den Tresor des Schiffes legen lassen – mit der Erklärung, er habe Angst, ein so wichtiges Objekt zu verlieren.

    Die Frage war: Was hatte Grandar mit all dem zu tun? Ganz einfach: Der Günstling des Imperators war sehr neidisch auf den Berater und konnte ihm die imperiale Ehre und den Respekt, der seinem Rivalen entgegengebracht wurde, nicht verzeihen. Sein Plan war es, das geheimnisvolle Artefakt zu stehlen, seinen Wert herauszufinden und dann als Hofklatsch durchsickern zu lassen, dass er gesehen hatte, wie der Berater dieses unglaubliche Geschenk links liegen gelassen hatte. So war das mit den Intrigen im Palast.

    Aber ich musste zugeben, dass meine Intuition mich dieses Mal gründlich im Stich gelassen hatte. Ich hätte diesen Speichellecker sofort ohne Federlesen erschießen sollen, als er zu uns hereingekommen war. Diese Situation war nämlich das Letzte, was ich gebrauchen konnte!

    „Ideen?"

    „Scheint unmöglich." Eunice sprach aus, was wir beide dachten. Der Tresorraum war uneinnehmbar.

    „Deshalb habe ich dir ja das Angebot gemacht. Von der negativen Einstellung meiner Frau ließ Grandar sich nicht im Geringsten beirren. „Wenn irgendjemand auf diesem Schiff diesen kleinen Raub durchziehen kann, dann bist du es und niemand sonst.

    Ich starrte wieder auf den Plan und suchte akribisch nach nicht vorhandenen Sicherheitslücken. Rohe Gewalt würde nicht funktionieren, selbst mit meinem verbesserten Panzeranzug. Zwei automatische Strahlenkanonen waren ein zu gutes Hindernis, um es mit Waffengewalt zu versuchen. Brainiac hatte schon erklärt, dass er sie nicht ausschalten konnte. Und diese Kanonen waren auch der Grund, warum wir nicht von der Seite kommen konnten. Verdammte Strahlenkanonen. Sollte ich von der Nachbarkabine aus ein Loch reinschneiden? Keine Option – da müsste ich erst mal reinkommen. Und die Brücke des Kreuzers war kein Ort für einen blinden Passagier wie mich. Was mich daran erinnerte ...

    „Hör mal, die Gegenstände aus dem Tresorraum ... Können die ausschließlich von ihren rechtmäßigen Besitzern abgeholt werden, oder glaubst du, dass ein autorisierter Vertreter sie abholen könnte?"

    „Komm schon, Chirurg, was für eine dumme Frage! Als ob

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1