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Bedrohung aus dem All (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 2): LitRPG-Serie
Bedrohung aus dem All (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 2): LitRPG-Serie
Bedrohung aus dem All (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 2): LitRPG-Serie
eBook464 Seiten7 Stunden

Bedrohung aus dem All (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 2): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Der Countdown läuft unaufhaltsam weiter, doch die Erde ist immer noch nicht bereit, einer außerirdischen Invasion standzuhalten. Nat ist mit dem Shiamiru unterwegs und versucht, bei den mächtigen Raumfahrerrassen Unterstützung für die Menschheit finden. Schließlich haben ihn die jüngsten Erfahrungen gelehrt, dass diese wohl nicht den Verstand besitzt, sich ausreichend gegen die Angreifer zu wappnen. Selbst jetzt, wo die Menschen auf der Erde einer äußeren Bedrohung ausgesetzt sind, verschwenden sie ihre Zeit immer noch mit internen Streitigkeiten, anstatt sich zusammenzuschließen, um gemeinsam zu kämpfen. Nat weiß, dass er von seinen Vorgesetzten keinen Dankt dafür erwarten kann, dass er die Dinge selbst in die Hand genommen hat, aber haben Gesetze und Regeln unseren unerschrockenen Helden jemals aufgehalten?!
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum25. Mai 2022
ISBN9788076191174
Bedrohung aus dem All (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 2): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Bedrohung aus dem All (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 2) - Michael Atamanov

    Prolog. Mit Feindesaugen

    Pa-lin-thu, Hauptstadt der Ersten Präfektur

    Palast des Regierungsrates

    Kleine Ratskammer

    IN EINE SCHLICHTE, schwarze Zeremonienrobe ohne jegliche Ornamente oder Verzierungen gekleidet schritt Thumor-Anhu La-Fin majestätisch den beleuchteten Weg zum Podium hinauf. Aus dem Augenwinkel nahm der alte Mann die feindseligen Blicke wahr, die den düsteren, stillen Raum mit Kälte erfüllten. Der Magierführer spürte auch ohne Einsatz seiner psionischen Fähigkeiten die Spannung. Er wusste bereits, wie gierig diese niederrangigen Herrscher ihn verschlingen würden, wenn ihm ein Fehler unterlief oder er auch nur einen Hauch von Schwäche oder Ängstlichkeit zeigte. All diese Magier fürchteten und respektierten nur eines: Stärke. Während Mitregent Thumor-Anhu La-Fin also durch den Raum schritt, musst er dafür sorgen, dass in seinem stolzen, majestätischen Gesicht kein einziger Muskel zuckte.

    Es war schwierig für ihn, so gelassen zu bleiben, denn der mächtige Magier war gezwungen worden, seinen Stab am Eingang des Palastes zurückzulassen. Die Wachen am Eingang waren zwar höflich und geziemend gewesen, doch hatten sie darauf bestanden, dass er seine magische Waffe abgab. Sie erlaubten ihm jedoch, einen ähnlich aussehenden, wenn auch magiefreien Ersatzstab mitzunehmen. Und während er nun dahinschritt, stützte sich Thumor-Anhu La-Fin ein wenig auf diesen nutzlosen, gewöhnlichen Stock. Ohne seinen zuverlässigen Zauberstab fühlte sich der alte Magier wie entblößt, was die Angst in ihm zusehends entfesselte. Es schien, als stünde er kurz vor einer Katastrophe. Schließlich war er noch nie zuvor in seinen 40 Jahren als Machthaber gebeten worden, seinen wertvollen Stab abzugeben, nur, um einer Sitzung beizuwohnen. Manchmal, wenn die Ratssitzungen zu lange dauerten, bot die mächtige Magie willkommene Abhilfe für seine schmerzenden Knochen. Der Stab diente also nicht nur der Verteidigung.

    An jedem anderen Tag hätte Thumor-Anhu La-Fin eine Szene gemacht und verlangt, dass er mit dem Respekt behandelt würde, den er als edler Mitregent und Ältester verdiente. Er war einer der drei höchsten Oberherren der Menschheit, und die unverschämten Wachen, die es gewagt hatten, ihn von seinem Stab zu trennen, hätten normalerweise das Schlimmste verdient. Tatsächlich hätten von ihnen nichts als dampfende Pfützen Protoplasma oder karbonisierte Statuen übrigbleiben sollen. Aber heute war nicht der Tag, um Spannungen zu schüren. Schließlich war diese Ratssitzung einberufen worden, um zu besprechen, ob Thumor-Anhu geeignet war, eine Fraktion im Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft zu leiten. Und nach einer Reihe von Unglücksfällen in jüngster Zeit befand sich seine Fraktion in einer misslichen Lage, und man stellte seine Kompetenz und Weisheit infrage.

    Seit seinem Auftauchen faszinierte das Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft die Mitglieder der herrschenden Aristokratie. Es bot grenzenlose Möglichkeiten und Gelegenheiten, Neues zu lernen. Darüber hinaus war es so, dass sich magische Kräfte, die im Spiel trainiert wurden, auch in der echten Welt verbesserten. Das Spiel vermochte auch, jede Krankheit zu heilen und gewährte bis auf wenige Ausnahmen absolute Unsterblichkeit. Allerdings war die Anzahl der Personen, die das Spiel betreten und spielen konnten, vorerst begrenzt. Tatsächlich gab es so viel mehr Menschen, die ins Spiel eintreten wollten, als verfügbare Plätze, dass einige von ihnen Todesduelle um diese wenigen Plätze ausfochten. So war es nicht verwunderlich, dass alle drei Mitregenten der Menschheit den Fortschritt ihrer Gesellschaft im Spiel überwachen und leiten wollten und sogar direkt teilnahmen, jeder an der Spitze seiner eigenen Fraktion.

    Mittlerweile hatte es in der virtuellen Welt über Jahrhunderte hinweg viele erstaunliche Entdeckungen und fortschrittliche wissenschaftliche Erkenntnisse gegeben, sodass der Regierungsrat dem Spiel höchste Priorität einräumte. Es brauchte nur ein Wort von einem Fraktionsvorsitzenden, und wertvolle reale Ressourcen wurden mobilisiert, um sie gegen außerirdische Technologien im Spiel einzutauschen. Ganze Institute von Analysten und Wahrsagern arbeiteten ununterbrochen daran, die effektivsten Strategien sowohl für das Wachstum als auch für die Übernahme benachbarter Fraktionen zu ermitteln. Wenn ein Fraktionsvorsitzender jemanden mit einem bestimmten Beruf benötigte, konnte er direkt die Besten dieses Felds rekrutieren. Der Rekrutierte hatte da wenig Mitspracherecht. Das Bedürfnis, im Spiel zu dominieren, hatte alle realen Probleme verdrängt. In der Dritten Präfektur griff zum Beispiel eine Hungersnot um sich und in der Sechsten kam es immer wieder zu Anti-Magier-Revolten. Kürzlich hatte der selbst ernannte Monarch der Zweiten Präfektur sogar die Erlaubnis erhalten, dem Regierungsrat beizutreten. Natürlich war er ein erfolgreicher und beliebter Militärkommandant, aber er war auch seit 800 Jahren die erste Person ohne magische Fähigkeiten, die im Rat saß.

    Thumor-Anhu La-Fin sollte als Dritter sprechen. Die beiden anderen Mitregenten hatten ihre Reden bereits beendet, in denen sie sich wortgewandt für ihr Recht aussprochen hatten, nicht nur in der wirklichen Welt, sondern auch im Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft, zu herrschen. Und jetzt würde der Regierungsrat Leng Thumor-Anhu La-Fin anhören. Er wusste, dass sie viele Fragen haben würden, also fühlte sich der Schritt auf das Podium wie ein Gang zum Galgen an.

    Kurz bevor er das Podium erreichte, drehte Thumor-Anhu La-Fin den Kopf ein wenig und blickte auf die beiden anderen ehrenwerten Mitregenten. Anri-Huvi La-Shin trug ein helles, rotes Band auf seiner Robe, was bedeutete, dass er den Vorsitz über dieses Treffen hatte. Ein gutes Zeichen! Im Gegensatz zu Mitregent Onuri-Unta La-Varrez hegte er keinen persönlichen Groll gegen Thumor-Anhu und würde nicht versuchen, ihn mit Fangfragen und scharfen Bemerkungen schlecht aussehen zu lassen. Anri-Huvi La-Shin war beinahe ein Freund, zumindest in dem Maße, in dem eine Kameradschaft zwischen Mitgliedern des hohen Adels möglich war. Natürlich würde Anri-Huvi La-Shin wahrscheinlich einen politischen Gefallen für seine Loyalität erwarten. Vielleicht würde er um die Berufung seines Sohns in den Rat bitten, oder darum, dass seiner neuesten Frau eine Führungsposition im thermonuklearen Kraftwerk übertragen wurde, sobald es in Betrieb war. Nichts davon war jedoch unmöglich.

    Dann leuchtete eine riesige Leinwand hinter ihm auf, und der Rat verstummte und hing nun an seinen Lippen. Thumor-Anhu La-Fin ratterte selbstbewusst Zahlen und Statistiken herunter und blickte dabei nicht einmal auf die Präsentation. Es war deutlich, dass er über ein ausgezeichnetes Gedächtnis und einen scharfen Verstand verfügte. Seine Kolonie wuchs rasant. Er verwaltete fünf Hexagone, die allesamt weit entwickelt waren, während zwei benachbarte Hexagone auf die Kolonisation vorbereitet wurden. Das Haupthexagon hatte die Entwicklungsstufe 4 erreicht. Seine Fraktion hatte nun über 3.700 Spieler und einen aufstrebenden Produktionssektor, und sie waren völlig autark in allem, von der Nahrung angefangen bis hin zu Hightech-Waffen. Darüber hinaus lief der Handel mit den Geckho-Herrschern gut und eine Hochgeschwindigkeitsstraße zum Raumhafen der Geckho war im Bau. Seine Gruppe befand sich jedoch in einer etwas rauen Gegend. Da die Zuhörer sicher davon ausgingen, dass das wohl der wichtigste Punkt seiner Rede sein würde, verwandte er den größten Teil seiner Zeit darauf. Als erfahrener Politiker wusste er, dass er nicht versuchen sollte, offensichtliche Probleme unter den Tisch zu kehren. Es war ratsamer, hier vorausschauend das Thema in Angriff zu nehmen, so würde der gute Eindruck in den Köpfen des Publikums bleiben. Erste Eindrücke, man kannte das ja ...

    Jedenfalls waren, wie er es ausdrückte, seiner Fraktion lästige Nachbarn aufgebürdet worden. Und das bedeutete nicht etwa, dass es Probleme mit den primitiven NPC-Harpyien oder anderen Fabelwesen gab. Die benachbarte Spielerfraktion war die viel größere Herausforderung. Die H3-Fraktion verhielt sich sehr kriegerisch, und sie hatte etwa 1.500 Spieler. Außerdem bestand die Mehrheit der feindlichen Fraktion aus Berufssoldaten mit reichlich praktischer Kampferfahrung. Obwohl La-Fins Leute ihnen zahlenmäßig und technisch überlegen waren, hatte die direkte Konfrontation nicht das gewünschte Ergebnis gebracht. Zwar kehrten die Fraktionen nach jedem Gefecht wieder in ihre Ausgangspositionen zurück, sodass zumindest nichts verloren war. Doch die H3-Fraktion hatte bereits eine Menge Waffen und Ausrüstung in ihren Besitz gebracht. Diese Beute benutzten sie nicht nur im Kampf, sie lernten auch, sie nachzubauen, was das technologische Ungleichgewicht auszugleichen drohte.

    Aber Leng La-Fin hatte sich entschieden, die Strategie zu ändern. Seine gefährlichen Nachbarn in einem einzigen entscheidenden Kampf zu erledigen, würde zu nichts führen. Alle seine Prognosen zeigten, dass die H3-Fraktion langsamer vorankam als seine eigene. Außerdem hatten sie keine Magier und waren daher nicht in der Lage, Gedankenkontrolle oder implantierte Gedanken zu erkennen. So wollte er nun versuchen, den Feind mittels Magie zu infiltrieren und durch aktive Propaganda indirekt zu besiegen. Diese Taktik hatte bereits Früchte getragen. Ein hochrangiger Anführer der H3-Fraktion arbeitete bereits seit Langem für Leng La-Fin und lieferte wertvolle Informationen direkt aus dem feindlichen Hauptquartier. Erst gestern war er erfolgreich in die Hauptstadt von La-Fins Hexagon evakuiert worden.

    „Und Mitregent Thumor-Anhu La-Fin nennt das einen Sieg? Wie der alte Magier es befürchtet hatte, verbiss sich Mitregent Onuri-Unta La-Varrez sofort in diese Schwachstelle. „Im Wesentlichen wurde sein wertvollster Agent neutralisiert. Und das soll ein Grund zum Feiern sein? Ich nenne es einen schweren Fehler! Außerdem verstehe ich beim besten Willen nicht, wie in aller Welt er angesichts seiner technologischen Überlegenheit und der dreifachen Soldatenzahl verlieren konnte!

    Thumor-Anhu La-Fin nahm all seine Kraft zusammen, um Ruhe und Geduld zu bewahren. In seinem Bericht hatte er keine Zahlen genannt, und 3.700 zu 1.500 war schließlich nicht dreimal so viel. Aber sein Gegner hatte sich wahrscheinlich absichtlich geirrt. Er versuchte eindeutig, die Aufmerksamkeit aller auf die Zahlen zu lenken. Er musste von der gestrigen Bombardierung des Kornknotens wissen. Der Knoten war um zwei Entwicklungsstufen gefallen, und Thumor-Anhu La-Fins Fraktion hatte sich gezwungen gesehen, ihre Reihen um 700 Soldaten zu verringern. Vor der Schlacht hatte er einen dreifachen Vorteil gehabt, und Onuri-Unta La-Varrez wollte wohl dafür sorgen, dass alle das wussten.

    Der ältere Magier sammelte sich, schluckte seine Emotionen hinunter und antwortete in einem gleichmäßigen, ruhigen Ton: „Du darfst unsere Gegner nicht unterschätzen. Trotz ihrer Unkenntnis der magischen Künste hat die H3-Fraktion einen erstklassig funktionierenden Spionageabwehrdienst, und sie haben bereits mehrere unserer Spione enttarnt. Ein so wertvoller Agent wie dieser, mit Zugang zu streng geheimen Plänen, kann leicht aufgedeckt werden, indem man ihm spezifische Informationen füttert und abwartet, ob darauf hereinfällt. Unser Mann stand unter Verdacht, also haben wir ihn so schnell wie möglich herausgeholt. Es wird ihm an nichts fehlen, und er kann als Beweis dafür dienen, dass wir unser Wort halten. Nachdem wir festgestellt hatten, dass sich die Spieler zwischen unseren Fraktionen bewegen, also über eine Virtual-Reality-Kapsel einsteigen und das Spiel über eine andere wieder verlassen können, war es an der Zeit, zu testen, ob es möglich ist, physische Körper aus der Parallelwelt in unsere eigene zu bringen. Jetzt wissen wir, dass es möglich ist, und das wird viele Mitglieder der H3-Fraktion überzeugen, die jetzt noch zögern. Jeden Tag werden es mehr werden, denn wir werden ihnen Gedanken ins Unterbewusstsein einpflanzen und ihr System der Loyalität und des gegenseitigen Vertrauens untergraben."

    Ein zustimmendes Brummen ging durch den Rat. Man pflichtete Thumor-Anhu La-Fin bei. Auch der nächste Kommentar des Vorsitzenden kam wie gerufen.

    „Mitregent Onuri-Unta La-Varrez beschönigt die Geografie und Geschichte der Parallelwelt und hat es daher versäumt, zu erwähnen, dass die H3-Fraktion ihr größtes Land ist. Bei einer Reihe von Gelegenheiten haben sie große Koalitionen der anderen Fraktionen besiegt, denen wir begegnet sind. Und während Onuri-Unta die H11-Fraktion, kurz nachdem sie das Spiel betreten hatten, ausgelöscht und die H8-Fraktion nicht lange danach unterjocht hat - beides tapfere Kampagnen, das bestreitet niemand – steht dies in keinem Vergleich zu dem, was Thumor-Anhu vor sich hat."

    Diese Worte kamen genau zum richtigen Zeitpunkt. Dafür würde er sich erkenntlich zeigen müssen. Selbst Thumor-Anhu La-Fin kannte diese Details nicht und machte eine mentale Notiz, sich mit der Geschichte der Parallelwelt auseinanderzusetzen. Der Bericht ging weiter. Thumor-Anhu hatte besonders Angst davor, die beträchtlichen Lösegelder, die er gezahlt hatte, und den vorübergehenden Waffenstillstand zu erwähnen, aber der Regierungsrat zuckte mit keiner Wimper. Tatsächlich gab es bis zum Ende der Rede, die sich um die gestrige Schlacht drehte, keine Probleme.

    „Aha, mehr Beweise dafür, dass Mitregent Thumor-Anhu La-Fin keine Eignung als Militärtaktiker oder Stratege hat. Mit dieser unterschwelligen Beleidigung ergriff Mitregent Onuri-Unta La-Varrez das Wort. „Hast du absichtlich verloren? Mit diesem einmaligen Vorteil und dem Überraschungsmoment auf deiner Seite! Aber du hast versagt, und jetzt ist deine ganze Fraktion in einer ernsten Lage!

    Der Rat verstummte angsterfüllt, als der falsche Stab in den Händen des großen Magiers plötzlich mit heraufbeschworener Energie zu leuchten begann. Doch genauso schnell wurde er auch wieder dunkel. Thumor-Anhu La-Fin versuchte, sich zu beruhigen und nicht versehentlich böse Flüche in alle Richtungen zu schießen. Sein Gegner litt wohl kaum an Todessehnsucht. Wenn er Thumor-Anhu so provozierte, hatte er bestimmt dafür gesorgt, dass er sich verteidigen konnte. Er musste einige Freunde haben, die ihm den Rücken stärkten, falls es zu einem Magierduell käme.

    „Mitregent Onuri-Unta La-Varrez sollte seine Informationen aus zuverlässigeren Quellen beziehen. Nicht einmal ein Hauch von Verärgerung oder irgendeiner anderen Gefühlsregung war der ruhigen Stimme des alten Magiers zu entnehmen. „Weil unser Angriff seinen Zweck genau erfüllt hat. Die Ölquelle des Feindes und die Raffinerie im Sumpfhexagon wurden zerstört. Das ist ein schwerer Schlag für ihre Mobilität und militärische Stärke. Ihr müsst wissen, die H3-Fraktion setzt erst jetzt allmählich Antigravs ein. Ihre angestammte Transporttechnologie benötigt Petrochemie zur Kraftstoffgewinnung. Sie haben begonnen, in den felsigen Küstenbereich zu expandieren, doch all diese Vorhaben hängen jetzt in der Luft, denn das Gebiet ist zu schwer zu erreichen. Außerdem kann die H3-Fraktion derzeit aus demselben Grund nicht mit den Geckho handeln. Das Wiedererlangen der Kontrolle über das Sumpfhexagon und die Reparatur ihrer Zitadelle, abgerissener Brücken, Pontons, Dämme und Verteidigungsstrukturen wird mindestens vier Tage dauern. Und es wird auch vier Tage dauern, bis sie ihre Ölanlagen wiederaufgebaut haben. Und zehn Tage danach ist der Waffenstillstand vorbei. Dann können wir alles einfach wieder zerstören.

    „Aber was ist mit den schweren Verlusten an Arbeitskräften und dem erzwungenen Rückzug aus dem Sumpfhexagon? Und der Stoßtrupp?" Onuri-Unta La-Varrez wollte einfach nicht lockerlassen, aber es war klar, dass er nur noch halbherzig bei der Sache war, denn seine Argumentation wurde zusehends schwächer.

    „Wir haben nicht versucht, die Kontrolle über das Sumpfhexagon zu übernehmen. Es ist zu schwer zu versorgen, und wir müssten dort eine überproportional große Garnison aufstellen, weil es so nah am feindlichen Kernland liegt. Haben wir erhebliche Verluste erlitten? Natürlich, Tausende unserer Spieler mussten respawnen. Aber wie bereits erwähnt hatten wir es mit ausgebildeten Berufssoldaten zu tun, und das Durchschnittslevel der H3-Fraktion ist höher als unseres. Außerdem standen wir im Sumpfhexagon der Ersten Legion gegenüber. Das ist die beste Elitetruppe des Feindes, also wäre es etwas naiv, zu erwarten, dass die Verluste auf beiden Seiten gleich ausfallen."

    Bevor Thumor-Anhu seine Rede fortsetzte, machte er eine kurze Pause und nahm einen Schluck von einem Energie-Elixier. Seine alten Beine zitterten vor Erschöpfung, und der Magier musste sich auf den falschen Stab stützen, damit er nicht vor dem versammelten Rat umfiel. Außerdem brauchte er eine Pause, um sich zu wappnen, denn das Schlimmste kam erst jetzt. Die feindlichen Plünderer waren geradewegs in sein Territorium spaziert! Und dann musste man sich auch noch auf der Zunge zergehen lassen, von wem sie angeführt worden waren! Es war verständlich, warum das ein heikles Thema war. Das alles jetzt zu vertuschen, dazu wäre er nicht in der Lage. Er überlegte kurz, dann beschloss der erfahrene Politiker, ihnen alles zu erzählen.

    „Die Plünderer also ... Ja, sie überraschten uns mitten in der Schlacht im Sumpfhexagon und an der Felsküste, als sie plötzlich weit hinter unseren Kampflinien auftauchten. Schließlich nahmen wir an, dass unsere Spione uns im Voraus über feindliche Kampfhandlungen informieren würden. Aber wie unser Überläufer bereits erklärt hat, war selbst die H3-Führung völlig überrascht. Dieser Überfall verlief zerstörerischer, als wir uns je hätten vorstellen können. Es dauerte einige Zeit, die Truppen von der Front zurückzuholen, sodass die Folgen verheerend waren. Die Infrastruktur des Kornhexagons wurde schwer beschädigt, und es wird Zeit brauchen, um alles wiederaufzubauen, was sie zerstört haben. Außerdem stürzte das Versuchs-Antigrav Sio-Mi-Dori ab, als es sich anschickte, die Plünderer zu verfolgen. Die Ursache dafür haben wir noch nicht gefunden. Derzeit untersuchen hoch qualifizierte Experten das Wrack, aber dieser Unfall wird den Zeitplan für die Serienproduktion dieser Schiffe nach hinten verschieben. Was den Anführer der Razzia betrifft, so war es ein Mann namens Nat, ein Spieler, von dem viele von euch sicher schon gehört haben."

    „Das schlaueste Mitglied der H3-Fraktion? Derjenige, der Mitregent Thumor-Anhu La-Fins Enkelin zweimal gefangen genommen hat? Sogar du musstest seinetwegen schon respawnen, wenn ich mich recht erinnere."

    Diese Frage kam vom Vorsitzenden selbst, und das war wohl gut so. Thumor-Anhu La-Fin wusste, dass bereits Gerüchte über diesen Nat kursierten. Es hieß, er hätte den Leng respektlos behandelt und Schande über die ehrenwerte Minn-O La-Fin gebracht. Er wusste, dass seine Feinde sich gern dieser Taten brüsteten. Doch es gab keinen Aufruhr darüber, dass ein „Leng beleidigt oder gar eine „edle Prinzessin entehrt worden wäre. Mitregent Anri-Huvi La-Shin formulierte die Frage so diplomatisch wie möglich und hoffte wahrscheinlich, in der Zukunft für diesen Freundschaftsdienst entlohnt zu werden. Und das hatte er sich auch verdient.

    „Ja, Mitregent Anri-Huvi La-Shin, das ist der Mann. Übrigens rate ich allen anderen Herrschern, sich mit diesem Nat zu befassen, denn ich bin sicher, dass es nicht das letzte Mal sein wird, dass wir von ihm hören. Er ist bemerkenswert. Ich beobachte ihn schon seit einiger Zeit. Er ist immerhin noch ein neuer Spieler, und er begegnet Gesetzen und jeder Obrigkeit mit Verachtung. In seiner Welt war er ein Verbrecher. Die H3-Fraktion hasst ihn vor allem, da er einen geschätzten Kommandanten getötet hat und sich im Allgemeinen ungehorsam und trotzig benimmt. Nun liegt es nahe, zu meinen, dass er nur irgendein dahergelaufener Bengel ist, und das Beste, worauf er hoffen darf, lebenslängliches Arbeitslager ist. Aber seltsamerweise hat Nat trotz allem bereits den Rang Gerd erreicht. Und unsere Geckho-Oberherren sind verrückt nach ihm. Sie nehmen ihn mit in den Weltraum. Trotz all ihrer Zusicherungen, dass sie sich nicht in unsere Konflikte einmischen würden, reichte nur ein Wort von Nat, und sie eilten aus dem Weltraum herbei, um ihn aus der Mitte einer Schlacht zu evakuieren!"

    Bei diesen Worten tönte ein Summen durch die Kammer. Unter den Ratsmitgliedern flammte eine heftige Diskussion auf. Sie konnten ihr Erstaunen kaum verbergen. Thumor-Anhu La-Fin war zufrieden mit diesem Effekt und machte eine kurze Pause, damit sich sein Publikum Luft machen konnte, dann setzte er seine Rede fort.

    „Ist euch bewusst, was Nat ihren Wissenschaftlern von seiner letzten Weltraumreise mitgebracht hat? Einen Vernichter einer alten Rasse, einen funktionstüchtigen, gepanzerten Raumanzug einer unbekannten Zivilisation und - jetzt stellt euch das einmal vor - ein äußerst detailliertes Diagramm eines Geckho-Raumschiffs!"

    Das Publikum begann wieder zu toben. Einige Ratsmitglieder fuhren sogar von ihren Plätzen hoch. Doch diesmal gebot der alte Magier ihnen Einhalt, damit er weitersprechen konnte.

    „Ich sehe, verehrte Herrscher, dass auch ihr das Ausmaß des Problems erkannt habt. Wer weiß, was Nat von seiner nächsten Reise ins All mitbringt? Wer weiß, welche Technologien sich unsere Feinde auf diese Weise zu eigen machen können? Möglicherweise ist das eine ernsthafte Bedrohung für den technologischen Vorsprung unserer Fraktion!"

    „Er muss aufgehalten werden", rief jemand, und Thumor-Anhu La-Fin stimmte eifrig zu.

    „Selbstverständlich! Ehrbare Herrscher, ich weiß sehr wohl, dass ihr hinter meinem Rücken schlecht über mich gesprochen und über meine Torheit gelacht habt. Ihr sagt, dass ich, ein angesehener Leng und Fraktionsvorsitzender, einem gewöhnlichen Spieler zu viel Aufmerksamkeit schenke, und ihr verspottet die 5.000 Kristalle Kopfgeld, die ich auf ihn ausgesetzt habe. Nun, ab sofort ist es verdoppelt. Außerdem verspreche ich offiziell, jedem Mitglied der H3-Fraktion, das uns hilft, Nat gefangen zu nehmen oder ihn in der realen Welt zu neutralisieren, bei uns Asyl zu gewähren! Meine Agenten werden versuchen, diese Informationen so weit wie möglich zu verbreiten, damit jedes Mitglied der H3-Fraktion es weiß. Ich will, dass Nat keine ruhige Minute mehr hat. Ich will, dass er nicht schlafen kann, dass er in jedem, den er trifft, seinen potenziellen Mörder sieht. Nicht einmal seinen engsten Verbündeten soll er vertrauen können. Selbst wenn ich dieses Kopfgeld nie zahlen muss, niemand kann lange unter solchem Stress bestehen. Nat wird sich gezwungen sehen, eine Entscheidung zu treffen: Entweder er verlässt seinen Heimatplaneten für immer oder er schließt sich uns aus eigenem Antrieb an! Und meine Intuition sagt mir, dass er sich für Letzteres entscheiden wird."

    Der Rede des großen Magiers folgte tosender Applaus. Aus dem Augenwinkel sah Thumor-Anhu La-Fin, dass auch die beiden anderen Mitregenten applaudierten. Die Zustimmung des gesamten Rates! Er würde heute nicht seinen Rang, seinen Titel oder sein Vermögen verlieren. Jetzt musste er nur noch seine Versprechen halten.

    Kapitel 1. Zurück ins All!

    DIE ERSTE VERÄNDERUNG, die ich an Bord des Shiamiru bemerkte, war, dass nicht mehr alle Kojen belegt zu sein schienen. Auf meinem letzten Flug war jedes Klappbett und jeder ausziehbare Sitz von einem riesigen, behaarten Geckho besetzt gewesen. Aber jetzt, als ich den Flur hinunterging, sah ich, dass die oberen Betten zusammengeklappt und unbenutzt waren. Es gab sogar in den unteren Reihen ein paar leere Schlafplätze.

    „Sechs Besatzungsmitglieder haben sich entschieden, ihre Verträge nicht zu verlängern, flüsterte Uline Tar, als ich das zur Sprache brachte. „Kapitän Uraz Tukhsh ist sehr besorgt darüber, obwohl er sich nichts anmerken lassen will. Aber lass uns das später besprechen. Jetzt schnall dich erst mal an. Wir fliegen los.

    „Und was ist mit meinem verletzten Freund?", fragte ich, besorgt um Dimitri Scheltow. Schließlich war es sein erstes Mal an Bord dieses Shuttles, und er sprach kein einziges Wort Geckho. Aber Uline Tar beruhigte mich.

    „Ein Arzt kümmert sich gerade um ihn, alles in Ordnung. Dem menschlichen Piloten wurde die zweite Koje zugewiesen, zusammen mit dem Navigator und dem leitenden Ingenieur. Und, nur damit du es weißt, das ist eine große Ehre!"

    „Und wo sind unsere Kumpels Vasha und Basha?"

    Das Ende meiner Frage wurde durch das Dröhnen der Motoren übertönt, und Uline schien mich nicht zu hören.

    Allerdings hatte ich die beiden großen Zwillingsbrüder ohnehin gerade in der benachbarten Koje entdeckt. Beide bleckten zur Begrüßung die Zähne in meine Richtung und, der Bewegung ihrer Lippen nach zu urteilen, riefen sie auch etwas. Ich winkte zurück, doch der enorme Andruck machte das zu einem wahren Kraftakt. Und das war erst der Anfang. Im Moment beschleunigten wir noch allmählich. Nach einiger Zeit wurde es unerträglich. Mein Rücken wurde so fest in den Sitz gedrückt, dass ich meinte, ich hörte meine Knochen brechen. Bei unserem letzten Start war es etwas weniger wild zugegangen. Alles Blut schien meine Gehirnwindungen zu verlassen, und mir wurde schwarz vor Augen. Ich hing verzweifelt an meinem schwindenden Bewusstsein. Die einzige sensorische Verbindung, die mich noch an die Realität hielt, war der Klang meines pochenden Herzens ...

    Nein, ich konnte doch nicht so sterben! Bevor meine Kräfte mich ein für alle Mal verließen, öffnete ich das Menü und sah mir meine Statistiken an:

    Ich musste sofort einen Punkt in Konstitution stecken! Ich fühlte mich etwas besser, aber die Erleichterung war nicht von langer Dauer. Ich investierte einen weiteren Punkt in meine Konstitution und brachte sie auf 15.

    Mir war sofort weniger schwindlig. Entweder war das auf meine verbesserte Statistik zurückzuführen, oder wir hatten unsere Zielgeschwindigkeit erreicht. Ich zwang mich, Luft zu holen, und drehte den Kopf, um Uline anzusehen, die wutentbrannt etwas von wegen „hirnloser Kapitän und „wieder mal vergessen, die Schwerkraftkompensatoren einzuschalten rief. „Oder vielleicht ist wieder mal etwas kaputtgegangen. Dieser maßlos inkompetente Arsch mit Ohren!"

    Also war das nicht normal. Das beruhigte mich ein wenig. Ich behielt das Fenster mit den Statistik- und Fähigkeitspunkten offen und verbrachte einige Zeit damit, die Platzierung meiner restlichen Punkte zu planen. Was genau brauchte ich?

    Stärke? Nachdem ich Konstitution angehoben hatte, war Stärke mit nur 13 Punkten meine niedrigste Stat geworden. Es bestimmte meine Tragfähigkeit, meine Fähigkeit, schwere Waffen zu benutzen, die Wurfweite und den Schaden im Nahkampf. Dann wiederum stellte sich die Frage, ob ein Prospektor oder Zuhörer wirklich große Stärke benötigte. Die Antwort war gar nicht so offensichtlich.

    Geschicklichkeit? Die einzige Statistik, die ich nie verbessert hatte. Ich wusste jedoch, dass auf diese Weise höherwertige Waffen der Gewehre-Gruppe freigeschalten werden konnten. Und selbst, wenn das meine einzige Motivation war, war es genug. Der Krechet-Karabiner und der Annihilator benötigten beide die gesamte Agilität, die ich besaß, sodass ich nie einen stärkeren Karabiner würde führen können, ohne diesen Skill vorher zu verbessern. In Ordnung, ich würde einen Punkt hier investieren und den Skill auf 16 bringen. Ich besaß noch fünf der acht Statistikpunkte, die ich durch das Erreichen des Ranges Gerd gewonnen hatte.

    Intelligenz? Für einen Prospektor, der mit komplizierter Elektronik arbeitete, war dies ein sehr, sehr wichtiger Stat. Ich vermutete, dass meine hohe Intelligenz ein wichtiger Faktor dafür war, wie schnell ich Astrolinguistik und Kartografie auflevelte. Ich wusste auch nicht, ob ein Zuhörer eine überdurchschnittlich hohe Intelligenz brauchte. Dennoch hatte ich nicht vor, vor dem Ende meines Vertrages mit Kapitän Uraz Tukhsh die Klasse zu wechseln. Das könnte mich und meine gesamte Fraktion in eine unangenehme Lage bringen. Schließlich war ich mir nicht sicher, ob ein Zuhörer einen Prospektorenscanner benutzen konnte, und immerhin war es das, womit ich beauftragt worden war. Schließlich war mir erst vor Kurzem klargeworden, dass ich die Klasse wechseln konnte, also gab es keine Eile.

    Am Ende entschied ich mich dafür, der Intelligenz einen Punkt hinzuzufügen und sie auf 20 zu erhöhen. Was war das? Ich traute meinen Augen kaum. Ein weiterer Parameter veränderte sich ebenfalls:

    Im selben Moment erschien ein blauer Balken unter meinem Lebensbalken. Hatte ich jetzt Mana? Das war genial, wenn auch ein bisschen beängstigend. Was sollte ich damit machen? Wofür konnte ich Magiepunkte einsetzen, und, aus technischer Sicht, vor allem wie? Ich hatte keine Zaubersprüche zur Verfügung gestellt bekommen, also war ich ratlos.

    Eigentlich hatte ich nur einen Punkt in Intelligenz investieren wollen, aber jetzt konnte ich mich nicht zurückhalten und fügte neugierig einen weiteren hinzu. Meine Magiepunkte wuchsen sofort auf 119. Weiterhin fragte ich mich, wozu sie wohl gut sein mochten.

    Alles klar, genug herumgealbert. Mir blieb noch Wahrnehmung, der wichtigste Stat eines Prospektors. Ich war etwas verärgert, denn als ich den neuen Zuhörer-Anzug angelegt hatte, hatte ich meinen Infanteriehelm abnehmen müssen. Leider war das IR-Objektiv, das meine Wahrnehmung um zwei Punkte erhöht hatte, an meinem alten Helm befestigt. Aber das ließ sich nicht ändern. Ich hatte die Wahl zwischen dem Rüstungsanzug oder dem Helm mit der Linse. Oder lag ich falsch? Ich würde den Mechaniker des Schiffes fragen müssen, ob er die IR-Linse an den schwarzen Zuhörer-Helm anpassen konnte. Aber dazu später. Jetzt musste ich meine letzten drei Statistikpunkte verteilen.

    Mit einem davon brachte ich meine Wahrnehmung von 21 auf ... Moment, warum 23 und nicht 22? Wie kam es, dass der Wert um zwei Punkte nach oben gesprungen war? Da öffnete sich auch schon ein Hinweisfenster, in dem erklärt wurde, dass ab 20 Punkten für jeden Punkt, den ich in die Stats investierte, ein weiterer als Spezialisierungsbonus hinzugefügt wurde. Das war ja fantastisch!

    Aber das brachte mich in eine Zwickmühle, denn ich wollte nun Dinge, die sich eigentlich gegenseitig ausschlossen. Ich musste entscheiden, was vorteilhafter war: Die beiden verbleibenden Punkte in Wahrnehmung zu investieren, diese auf 26 erhöhen, oder einen weiteren in Intelligenz zu stecken, um sie auf 23 zu bringen? Aber dann bliebe mir noch ein weiterer Punkt. Ich dachte lange Zeit nach und kam zu dem Schluss, dass meine Hauptstatistik Wahrnehmung und nicht Intelligenz war, also sollte ich diese verbessern. Gesagt, getan. Ich setzte beide verbliebenen Punkte in Wahrnehmung und erreichte damit unfassbare 26 Punkte. Jetzt hatte ich eine beinahe beängstigende Beobachtungsgabe. Nichts konnte sich vor meinem durchdringenden Blick verstecken!

    * * *

    GERADE HATTE ICH mein Fenster wieder geschlossen, da öffnete Uline Tar ihre Sicherheitsgurte und richtete sich zu ihrer vollen Höhe auf.

    „Eines Tages werden uns die miserablen Flugkünste dieses Möchtegernpiloten noch umbringen. Wenn nach dieser Reise nur noch die Hälfte der Crew übrigbleibt, würde ich mich das überhaupt nicht wundern. Wer will schon Leben und Leib für einen verrückten Aristokraten riskieren, der Pilot spielen möchte? Der einzige Vorteil ist all der Platz, den wir jetzt haben. Als einzige Frau an Bord habe ich sogar meine eigene Koje! Wie dem auch sei, ich muss mich jetzt anziehen!" Mit diesen Worten ließ die Händlerin einen Metallvorhang herabrattern, schloss somit die Tür und blockierte ihre Koje.

    Das war das erste Mal, dass ich eine geschlossene Koje sah. Normalerweise waren sie alle sperrangelweit offen. Mir fiel ein, dass ich wahrscheinlich gehen sollte, damit ich die pelzige Dame nicht in Verlegenheit brachte, während sie sich umzog. Doch Uline ließ eine schwere Hand auf meine Schulter fallen und drückte mich wieder auf die Bank.

    „Nat, du kannst bleiben. Du bist kein Geckho, also ist es egal, ob du mich siehst."

    Sie sprach absichtlich lauter als nötig, als wollte sie, dass die anderen Geckho sie hörten. Gleichzeitig legte sie in einer vertrauten Geste die Hand auf die Lippen. Ich war zunächst der Meinung gewesen, es bedeutete, dass wir uns später unterhalten würden, doch die Geste hatte wohl eine etwas andere Bedeutung: „Mund halten!"

    Astrolinguistik-Skill auf Level 36 erhöht!

    Gespannt wartete ich darauf, was sie nun tun würde. Uline Tar zog einen Klapptisch aus der Wand und legte nacheinander 16 speziell geschliffene, große, rote Kristalle darauf.

    „Nat, das ist dein Anteil der Lizenzgebühren für das Videomaterial aus der Reliktikerbasis, sagte sie so leise, dass ich es beinahe von ihren Lippen ablesen musste. „Es sind 16.000. Lege sie in dein Inventar und zeige sie niemandem. Das ist eine sehr hohe Summe. In dieser Galaxie gibt es genug Kerle, die schon für weniger töten würden. Vasha und Basha haben dieselbe Summe bekommen und werden, soweit ich weiß, den Shiamiru nach der nächsten Reise verlassen.

    Ich folgte diesem guten Rat und verstaute die Kristalle in meinem Inventar. Dann fragte ich die erfahrene Händlerin, ob jemand wie ich meine Ersparnisse in einer Geckho-Bank anlegen könnte.

    „Die Shiharsa-Zivilisation hat nur eine Bank, die Bank von Shiharsa. Mehr brauchen wir nicht, lautete ihre etwas merkwürdige Antwort. „Ich weiß mit Sicherheit, dass es Miyeloniern, Trillianern, Meleyephatianern und anderen Weltraumrassen verboten ist, die Bank von Shiharsa zu benutzen, um potenzielle Feinde davon abzuhalten, das Finanzsystem der Geckho anzugreifen. Vielleicht darf aber ein Mitglied einer Vasallenrasse ein Konto haben. Ehrlich gesagt, Nat, ich weiß nicht. Ich müsste mir die Gesetzgebung genauer ansehen. Aber diese synthetischen Kristalle wurden erfunden, damit wir Geckho unsere Vasallen bezahlen können, also ist es wahrscheinlich nicht erlaubt. Und jetzt dreh dich bitte um, Nat. Ich muss mich umziehen und schminken.

    Ich protestierte nicht, setzte mich im Schneidersitz auf den Rand der Bank, wandte mich der Wand zu und öffnete mein Inventar. Ich hatte viel zu tun. Während des Überfalls auf das Gebiet des Dunklen Bruchs hatte ich meinen Rucksack beinahe wahllos mit erbeuteten Gegenständen vollgestopft. Ich wusste sicher, dass ich eine passable Mittlere Rüstung da drin hatte, einen Chamäleonmantel des Dunklen Bruchs und ein futuristisches Lasergewehr, das ich aufgrund meiner Klasse nicht benutzen konnte. Dazu noch andere seltsame Artefakte aus dem abgestürzten Antigrav. Ich konnte ihre Eigenschaften nicht bestimmen, zog sie aber trotzdem in mein Inventar. Es war an der Zeit, das ganze Zeug zu sortieren, denn ich war vollkommen überladen, und es wurde langsam unangenehm.

    Zuerst einmal überprüfte ich den Prospektorenscanner. Das feindliche Antigrav war während meines Scans ganz in der Nähe gewesen, es gab also durchaus die Chance ... Mein Herz pochte laut, während ich das Diagramm öffnete. Jawohl! Ich besaß ein extrem detailliertes, dreidimensionales Modell eines Sio-Mi-Dori Schocklandungsantigravs des Dunklen Bruchs. Ein hervorragendes Geschenk für Gerd Ustinov und die anderen Wissenschaftler!

    Danach sah ich mir die Rüstung näher an. Es war eine dicke, dunkel gefärbte Jacke, die aus zwei Schichten festem Synthetikgewebe bestand. Sie verfügte über Schutzeinsätze in Brust, Rücken und Schultern aus einem Material, das einer Mischung aus Keramik und dickem Kunststoff ähnelte. Ich hatte sie am Absturzort des Sio-Mi-Dori mitgenommen, um später einen Ersatz für meine Kevlarjacke zu haben. Ich hatte zu dem Zeitpunkt ja nicht gewusst, dass ich schon bald den Zuhörer-Anzug erhalten

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