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Das Geheimnis der Reliktikerpyramide (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 9): LitRPG-Serie
Das Geheimnis der Reliktikerpyramide (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 9): LitRPG-Serie
Das Geheimnis der Reliktikerpyramide (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 9): LitRPG-Serie
eBook454 Seiten9 Stunden

Das Geheimnis der Reliktikerpyramide (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 9): LitRPG-Serie

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Über dieses E-Book

Nat der Verschlinger steigt langsam zu einer wahren Größe der Weltraumpolitik auf. Zwar ist er noch nicht völlig unabhängig, hat aber genug Spielraum, um die Interessen der Erde von denen seiner Geckho-Oberherren trennen zu können und ausschließlich zum Wohle seiner eigenen Rasse zu handeln.

Er muss die Verpflichtungen gegenüber den allmächtigen Oberherren mit seinem Wunsch, die Position der Menschheit im Weltraum stärken, in Einklang bringen. Und er muss die Suche seines Heimatplaneten nach immer mehr Verbündeten vorantreiben. Die Herrscher der Erde sind von Nats unabhängigem Stil alles andere als begeistert. Doch der große Krieg hat das historische Kräftegleichgewicht völlig durcheinander gebracht. Die Geckho sind längst nicht mehr so mächtig wie früher und auf der Erde hat man kaum eine andere Wahl, als Kung Nats Eskapaden zu dulden.

Wird die Erde diese große Chance zu nutzen wissen und sich vollständig von der Kontrolle der Außerirdischen befreien? Und ist das überhaupt eine gute Idee?

Klar ist, dass einer der menschlichen Anführer zurücktreten muss. Wen wird es treffen?
SpracheDeutsch
HerausgeberMagic Dome Books
Erscheinungsdatum23. Jan. 2023
ISBN9788076199255
Das Geheimnis der Reliktikerpyramide (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 9): LitRPG-Serie

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    Buchvorschau

    Das Geheimnis der Reliktikerpyramide (Unterwerfung der Wirklichkeit Buch 9) - Michael Atamanov

    Prolog. Verteidigung der Hauptstadt

    Planet Urmi II, Heimatwelt der Miyelonier

    Sternenstadt, Hauptstadt der Union der Miyelonischen Rudel

    Westschrein des Großen Ersten Weibchens

    JENE 19 ANFÜHRER der größten Miyelonierrudel, die pünktlich zur Dringlichkeitssitzung des Rates der Miyelonier erschienen waren, saßen da und lauschten der Predigt der Hohepriesterin Leng Amiru U-Mayaoo, die gerade ihren Ärger über die Verspätung der restlichen Ratsmitglieder kundtat.

    „Was für eine Farce! Das Thema, das heute hier auf der Tagesordnung steht, könnte nicht wichtiger sein: die Verteidigung des Urmi-Hauptsystems. Und trotzdem machen sich gleich drei Ratsmitglieder nicht die Mühe, pünktlich zu erscheinen. Der Kommandant der Ersten Sternenflotte, Kung Poosh-Sheer, ist nirgends zu sehen, obwohl seinen Schiffen in der bevorstehenden Schlacht eine ganz besondere Rolle zukommt. Der stets pünktliche Leiter des Miyelonischen Archivdienstes, Leng Teerr-Miauss, glänzt ebenfalls durch Abwesenheit. Und auch die Kommandantin der Vierten Sternenflotte, Kung Keetsie Myau, hat sich noch nicht blicken lassen!"

    „Ist Keetsie noch nicht ihres Flottenkommandopostens und ihres Sitzes im Rat der Herrscher enthoben worden?, fragte die schöne, reinweiße und anmutige Leng Ayvi U-Mawoo, die jüngste der Inkarnationen des Großen Ersten Weibchens und blinzelte leicht zerknirscht. „Ich hatte angenommen, dass Keetsie Myau nach der schrecklichen Niederlage im Y-567-System, wo sie ihre Flotte in einer eigentlich unbedeutenden Schlacht gegen die Kompositen verlor und unsere Hauptstadt in einem so verwundbaren Zustand zurückließ, in der höflichen Gesellschaft nicht willkommen sein würde.

    „Streng genommen ist sie immer noch eine Flottenkommandantin, antwortete der Kommandant der Zweiten Sternenflotte, Raoo-Miayawoo, der unter den Militärs großen Respekt genoss. „Dennoch bin auch ich der Meinung, dass die Kommandantin der Vierten Sternenflotte nach dieser Demonstration abgrundtiefer Inkompetenz keinen Platz im Rat der Regierenden haben sollte!

    „Ich beantrage eine sofortige Abstimmung, um dem selbstverliebten Emporkömmling Keetsie Myau alle Titel zu entziehen, meldete sich Leng Ayvi wieder zu Wort. „Was soll es bringen, die Sache in die Länge zu ziehen und unsere Untertanen zu verärgern?

    Die Hohepriesterin schloss die Augen und schüttelte langsam den Kopf. Es war genau so gekommen, wie ihre erfahrenen Wahrsager und Wahrheitssucher es vorausgesagt hatten. Das änderte allerdings nichts daran, dass sich diese Uneinigkeit in der Führung der Union der Miyelonischen Rudel zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt auftat. Vielmehr wäre es nun wichtig, alte Streitigkeiten hinter sich zu lassen, persönliche Ambitionen zu zügeln und die Kräfte aller Rudel zur Verteidigung des Urmi-Hauptsystems zu vereinen. Stattdessen äußerten hier zwei Anführer ihren Unmut über das Oberhaupt der Scharfkrallen – immerhin das größte Miyelonier-Rudel mit über 30 Milliarden Bürgern. Doch was gesagt war, war gesagt. Als Vorsitzende konnte die Hohepriesterin den Antrag nicht einfach ignorieren.

    „Wer unterstützt den Antrag auf Absetzung des Oberhauptes des Scharfkrallenrudels?" Die Hohepriesterin richtete ihren aufmerksamen Blick auf die Herrscher der Union der Miyelonischen Rudel. Einen nach dem anderen sah sie an.

    Nur zwei Pfoten hatten sich erhoben. Ayvi U-Mawoo und Raoo-Miayawoo. Der Kommandant der Dritten Sternenflotte, Leng Wa-U Miaoo, wollte den Antrag ebenfalls unterstützen, entschied sich aber, seine Pfote zu senken, bevor seine Stimme gezählt werden konnte. Eine weise Entscheidung. Die Große, wie Kung Keetsie Myau trotz der jüngsten vernichtenden Niederlage ihrer Flotte und der massiven Propaganda gegen sie von den gemeinen Bürgern genannt wurde, war nicht gerade dafür bekannt, mit politischen Gegnern Gnade walten zu lassen.

    „Antrag abgelehnt", verkündete Leng Amiru.

    Danach erinnerte sie den Rat daran, dass Kung Keetsie Myau vom Scharfkrallenrudel und seinen verbündeten Rudeln unterstützt wurde, die 50 der bewohnten Planeten und jeden fünften Miyelonier in der Raumflotte ausmachten. Auch wenn einige Ratsmitglieder meinten, dass der Ruhm und die Autorität der Kommandantin der Vierten Sternenflotte in letzter Zeit etwas zu schnell gestiegen waren, und Kung Keetsie die anderen Anführer der Union der Miyelonischen Rudel in den Schatten zu stellen drohte und sogar begonnen hatte, im Namen aller Miyelonier und nicht nur für ihr Rudel zu sprechen, waren dies lediglich Symptome einer neuen Realität, mit der sich die anderen Anführer arrangieren mussten.

    Die Hohepriesterin erwähnte auch, dass die Union der Miyelonischen Rudel Nachrichten von 45 Diplomaten diverser Nachbarstaaten erhalten hatte. Einige waren recht höflich formuliert, andere aber brachten in unmissverständlichen Worten die Unzufriedenheit der Nachbarn mit der Überwachung der illustren miyelonischen Kommandantin zum Ausdruck. König Hugo I. vom Volk der Trillianer, Krong Daveyesh-Pir von den Geckho und sogar Krong Laa Ush-Vayzzz von der Meleyephatianischen Horde forderten ein sofortiges Ende der Schikanen gegen Kung Keetsie Myau, die sie als vertrauenswürdige Verbündete und militärische Anführerin ansahen. Immerhin hatte sie einige der besten Ergebnisse im Krieg gegen die unaufhaltsamen intergalaktischen Invasoren eingefahren.

    Sogar einige der weniger mächtigen Völker hatten sich diesem politischen Stunt angeschlossen. Die Kleopier, die Crystalliden, die Jargs, die Erdmenschen, die Menschen von Tailax und die Menschen des Gilvar-Syndikats hatten allesamt diplomatische Protestbriefe geschickt. Über meleyephatianische Mittelsmänner war auch eine diplomatische Meldung von Imperator Georg I. eingetroffen. Sogar eine bisher unbekannte Rasse, die Elviner, hatte ihren Unmut zum Ausdruck gebracht, obwohl die Hohepriesterin noch nie von ihnen gehört hatte.

    An dieser Stelle ergriff Kung Wauu-Miaoo, der sonst so schweigsame Chef des Miyelonischen Geheimdienstes, das Wort. „Die Elviner sind eine hoch entwickelte, mächtige interstellare Rasse, deren Territorium sich über Hunderttausende von Lichtjahren erstreckt und eine Vielzahl von Sternensystemen umfasst. Sie grenzen an das Menschenreich und führten sogar einen langwierigen Krieg gegen sie, unterzeichneten aber vor acht Jahren einen Friedensvertrag und ein Militärbündnis mit Georg I. und den Menschen. Laut unseren Informationen ist die elvinische Militärflotte sehr stark und umfasst 20.000 Raumschiffe."

    Die Anwesenden verarbeiteten stumm diese wichtigen Neuigkeiten. Eine weitere große raumfahrende Rasse mit einer offiziellen Position, die es nun auf dem Radar zu behalten galt.

    Aber der Kommandant der Zweiten Sternenflotte, Leng Raoo-Miayawoo, schnaubte nur. „Was macht es für einen Unterschied, wie viele Schiffe sie haben? Sie sind weit weg, sogar weiter als Georg I. mit seinem Reich. Unsere Raumschiffe würden mehr als ein Jahrzehnt benötigen, um sie zu erreichen. Woher wissen sie, wer Kung Keetsie ist? Und warum interessieren sich die Elviner überhaupt für unsere inneren Angelegenheiten? Wir könnten uns mit ihrer Warnung genauso gut den Hintern abwischen. Es ist nur eine leere Drohung. Untermauert von heißer Luft!"

    „Da wäre ich mir an deiner Stelle nicht so sicher, Kommandant, wandte der Geheimdienstchef ein und verbeugte sich höflich. „Eine kleine Flotte des Imperiums ist derzeit über die Warp-Baken der Meleyephatianischen Horde auf dem Weg in unsere Galaxie und hat bereits ein Drittel der Strecke zurückgelegt. Ich vermute, dass es sich um eine Aufklärungsflotte handelt, die die Route auskundschaftet, bevor das Imperium eine größere Streitmacht entsendet. Vielleicht ist es in der Informationsflut der letzten Tage untergegangen und nicht bemerkt worden, aber das menschliche Imperium erhebt Anspruch auf das unbewohnte GF-111K-System an der Grenze zwischen der Meleyephatianischen Horde und den Geckho-Gebieten. Keine andere Raumfahrtrasse hat gegen ihren Anspruch innerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Zeitspanne Einspruch erhoben, sodass das GF-111K-System nun rein technisch gesehen zum Menschenreich gehört. Das bedeutet, dass Georg I. und seine Militärberater sicher sein müssen, dass sie das System erreichen können, das im Übrigen nur acht Flugtage von unserem Territorium entfernt ist.

    Die Ratsmitglieder begannen unruhig zu tuscheln. Das halb mythische Reich Georgs I. und die Elviner waren also durchaus in der Lage, Kampfschiffe gegen die Miyelonier zu entsenden. Dies hatte das Potenzial, die politische Landkarte zu verändern.

    „Ich kann euch erklären, wie Georg I. und seine Verbündeten auf die Miyelonier und Kung Keetsie Myau aufmerksam geworden sind, schaltete sich die Hohepriesterin wieder in die Diskussion ein. „Kürzlich reiste der Freie Kapitän Kung Nat, ein Mensch mit einer Reihe von Miyeloniern in seiner Mannschaft, in Georgs Reich und führte Verhandlungen. Seine Übersetzerin ist eine Miyelonierin namens Ayni Uri-Miayuu, die Kung Keetsie Myau gut kennt, ja, mit der sie sogar befreundet ist. Sie war auch bei einem anschließenden informellen Treffen zwischen den beiden menschlichen Anführern anwesend, sodass sie reichlich Gelegenheit hatte, ihm von ihrer fernen Heimatwelt zu erzählen.

    In diesem Moment leuchtete eine weitere Hologrammplattform auf. Leng Teerr-Miauss, der Leiter des Archivdienstes, hatte es endlich zur Ratssitzung geschafft. Der weise Gelehrte verbeugte sich tief vor dem Rat und entschuldigte sich für seine Verspätung, die er damit begründete, dass er persönlich die Verladung unschätzbarer Artefakte, die aus dem Kriegsgebiet in der Sternenstadt evakuiert werden sollten, auf Transportschiffe hatte überwachen müssen.

    „Habe ich etwas verpasst? Wurde die Evakuierung der Hauptstadt schon angekündigt? Leng Yava Uri-Maoo spitzte die Ohren. Die wunderschöne Miyelonierin galt als eine weitere der drei derzeit lebenden Inkarnationen des Großen Ersten Weibchens. „Sollten wir dann nicht auch die wertvollen Kunstwerke aus unseren Museen evakuieren?

    Leng Yava Uri-Maoo war Leiterin der Abteilung für Feine Kunst, die vom Rat der Herrscher mit der Vertretung der miyelonischen Maler, Bildhauer, Tänzer und Musiker betraut war. Ihr Interesse war also beruflicher Natur.

    „Nein, eine offizielle Evakuierungsankündigung hat es noch nicht gegeben, räumte der Leiter der Kommunikationsabteilung ein. „Ich gehe davon aus, dass eine solche Ankündigung nie erfolgt, weil sie sofort das Vertrauen der Bevölkerung in die Stärke unseres Militärs untergraben und unnötige Panik auslösen würde.

    „Zweifellos!, pflichtete Leng Amiru dem Vorredner bei. „Unsere Feinde sind mächtig und sehr gefährlich. Jüngsten Informationen zufolge besteht die Flotte der Kompositen, die uns angreift, aus 76.000 bis 80.000 Raumschiffen. Ihr wisst alle, dass unsere Streitkräfte fünfmal kleiner sind. Die Situation ist kritisch. Aber ich habe diese Sitzung nicht einberufen, um einen feigen Rückzug zu diskutieren. Wir brauchen einen Plan für die Verteidigung unserer Hauptstadt. Also denkt nach! Sucht nach Möglichkeiten, unsere Positionen zu stärken. Ich will Taktiken! Ich will Lösungen, die uns helfen, den Sieg davonzutragen.

    Da die anderen Anführerinnen und Anführer es nicht eilig hatten, Vorschläge zu machen, begann die Hohepriesterin Leng Amiru selbst damit und zählte dabei an den Krallen ab:

    „Erstens: Keine Evakuierung! Alle unsere öffentlichen Erklärungen müssen vermitteln, dass wir zuversichtlich sind, die Sternenstadt halten zu können. Zweitens muss es einen Kampf um das Urmi-System geben, auch wenn das Kräfteverhältnis völlig aussichtslos ist. Andernfalls werden die Bürgerinnen und Bürger der Union der Miyelonischen Rudel das nicht verstehen und einen Aufstand anzetteln. Drittens: Wenn auch nur die geringste Chance auf einen Sieg besteht, müssen wir sie ergreifen und unseren Feind zerschlagen! Um jeden Preis! Verstärkt die bestehenden Orbitalgeschütze auf Urmi-II und baut neue Verteidigungsanlagen. Wir müssen alle Mittel und Ressourcen einsetzen. Ich will, dass so viele Zivilisten wie möglich eingezogen werden. Viertens will ich, dass alle verfügbaren Freien Kapitäne und Söldner von Piratenstämmen kontaktiert werden. Versprecht ihnen Berge von Gold, wenn sie uns zu Hilfe kommen. Fünftens bitten wir um Unterstützung von außen, von unseren Nachbarn. Wenn Kung Keetsie Myau jetzt bei uns wäre, könnten wir die Große mit dieser Aufgabe betrauen. Die anderen Machthaber kennen und respektieren sie. Sie vertrauen ihr. Aber Keetsie ist verschwunden, und die Zeit drängt. Wer wäre bereit, die Verhandlungen mit den großen Raumfahrtrassen zu führen?"

    Keiner reagierte. Die Rudelführer warfen mit nervös zuckenden Schwänzen Blicke in die Runde. In genau dieser Sekunde leuchteten die beiden letzten fehlenden Herrscherhologramme auf. Die Kommandanten der Ersten und Vierten Sternenflotte hatten es mit großer Verspätung doch noch zur Versammlung geschafft.

    „Wie kannst du es wagen, dir das Fell zu bleichen?, fauchte Leng Ayvi U-Mawoo Kung Keetsie sofort an. „Sakrileg! Nur die drei wahren Inkarnationen des Großen Ersten Weibchens – ich, Amiru und Yava Uri-Maoo – haben das Recht, sich ein solches Aussehen zu verleihen!

    Die Kommandantin der Vierten Sternenflotte, die ein schwarzes Kopftuch über ihrem verletzten Auge und eine Metallprothese anstelle ihres rechten Arms trug, stand nun tatsächlich ohne die üblichen schwarzen Flecken auf ihrer Schnauze vor dem Rat der Regierenden. Aber die Große kommentierte ihr neues Aussehen nicht, geschweige denn entschuldigte sie sich dafür. Sie entschuldigte sich auch nicht für ihr Zuspätkommen. Sie verkündete den versammelten Rudelführern lediglich, dass die Verhandlungen mit den großen Raumfahrtrassen bereits erfolgreich verlaufen waren und die Nachbarn der Miyelonier ihnen bei der Verteidigung der Sternenstadt zu Hilfe kommen würden.

    Mit einem Wink drehte die Hohepriesterin der unaufhörlich jammernden Leng Ayvi das Mikrofon ab, und bat Kung Keetsie Myau, ihr alle Details zu erzählen. Diese ließ sich nicht lange bitten.

    „König Hugo I. hat sich bereiterklärt, uns die Hälfte der Königlichen Trillianischen Flotte zu schicken. 12.000 Kampfraumschiffe, darunter 15 Schlachtschiffe und ihr Kibo-Poro-Toysh-Vernichter. Auch Krong Laa von der Meleyephatianische Horde ist bereit, uns zu helfen: seine gesamte Fünfte Flotte sowie alle aus dem Geckho-Raum abgezogenen Einheiten. Das sind insgesamt 7.000 Kampfraumschiffe, darunter drei Schlachtschiffe. Die Geckho werden nur mit Transportschiffen und Reparaturbasen helfen, denn sie haben es selbst schon schwer genug. Sie sind praktisch ständig in blutige Kämpfe verwickelt, da die Kompositen gerade mächtig Druck machen. Aber die Vasallen der Geckho werden uns helfen. Die Kleopier, Zyanier und Erdmenschen werden Schiffe schicken. Nicht viele, nur 150 Fregatten und Abfangjäger, aber besser als nichts. Möglicherweise haben sie auch einen Reliktiker-Angriffskreuzer, der gerade in den Raumdocks von Tailax repariert wird – Kung Nat hat versprochen, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihn mir zu Hilfe zu holen."

    „Nur dir, nicht die der gesamten Union der Miyelonischen Rudel?" Der Kommandant der Zweiten Sternenflotte störte sich an diesem kleinen Wort, aber Kung Keetsie ignorierte seine Frage und antwortete Leng Amiru, die wissen wollte, was sie diese Hilfe kosten würde.

    „Nun, es kommt darauf an, wie man es sieht. Keiner unserer Verbündeten verlangte territoriale Zugeständnisse oder eine andere Art der Rückzahlung. Die einzige Bedingung für die Hilfe war, dass die Miyelonier die dummen und unangemessenen Streitereien zwischen den Kommandanten ihrer derzeit geteilten Flotten sofort einstellen und das Kommando über die vereinigte Flotte einem einzigen Anführer übertragen. Einem erfahrenen Kommandanten, der schon einmal gegen die Kompositen gekämpft hat und dem unsere Nachbarn vertrauen können."

    In der Stille, die danach eintrat, hallte die Aussage des Kommandanten der Ersten Sternenflotte, Kung Poosh-Sheer, besonders scharf nach.

    „Keetsie und ich haben beschlossen, unsere Flotten zu vereinen. Die Erste und die Vierte Sternenflotte werden sich zu einer neuen Kampfeinheit zusammenschließen, der Vereinigten Sternenflotte der Union der Miyelonischen Rudel. Und ich übergebe freiwillig die Führung der Vereinigten Flotte an Kung Keetsie Myau, der fähigsten Strategin unter uns und erfolgreichen Flottenkommandantin!"

    Der Erste, der auf die neuen Entwicklungen reagierte, war der Kommandant der Dritten Angriffsflotte. Leng Wa-U Miaoo ging respektvoll vor Kung Keetsie auf die Knie, verneigte sich und sagte: „Große! Dafür, dass du unsere Rasse vor der totalen Vernichtung bewahrt hast, vertraue ich deinen treuen Pfoten alle Raumschiffe meiner Dritten Flotte und auch mein eigenes Leben an!"

    Leng Amiru konnte sich ein zufriedenes Grinsen nicht verkneifen. Nun gut. Der Admiral war schnell zur Vernunft gekommen und machte jetzt den jüngsten Fehltritt wett, als er beinahe für die Absetzung der jungen Kommandantin gestimmt hätte. Die Miyelonier waren für ihre schnelle Entscheidungsfindung bekannt, und von ihren Politikern wurde erwartet, dass sie jedwede Umstände schnell erfassen und ihre Politik entsprechend anpassen konnten, unabhängig von ihrer Position. Er würde es weit bringen! Oder zumindest seinen Sitz im Rat der Regierenden behalten. Im Gegensatz zu seinem Kollegen von der Zweiten Sternenflotte, der die Situation falsch eingeschätzt hatte und immer noch schnaubend und mit verschränkten Armen dastand und Verachtung für seine politische Gegnerin äußerte, die ihren früheren Ruhm wiedererlangt hatte und sogar noch höher aufgestiegen war als je zuvor. Ein Fehler.

    Kung Keetsie Myau setzte ein gutmütiges Lächeln auf und winkte majestätisch mit einer Pfote, um den ehemaligen Kommandanten der Dritten Sternenflotte, der nun ihr Untergebener war, zum Aufstehen aufzufordern, doch dann wandte sie sich an Leng Raoo-Miayawoo. Und der Ausdruck auf dem Gesicht der Großen verwandelte sich mit beängstigender Geschwindigkeit in den eines blutrünstigen Raubtiers.

    „Ich habe meine eigenen Ermittlungen zu den jüngsten Attentaten an den Virt Pods auf Urmi-II durchgeführt, bei denen viele mir treu ergebene Kommandanten, mein Verlobter Gerd Lekku, und fast auch ich selbst ums Leben kamen. Leng Raoo-Miayawoo, ich klage dich offiziell wegen Anstiftung zu Unruhen und mehrfachen Auftragsmordes an. Außerdem lasse ich über einen Antrag abstimmen, der darauf abzielt, dir alle Ämter zu entziehen und dich hinzurichten."

    22 Pfoten schossen in die Höhe, sogar die der reinweißen Schönheit Ayvi U-Mawoo, die Kung Keetsie eben noch des Sakrilegs beschuldigt hatte und nun versuchte, ihre Taten wiedergutzumachen und sich die Vergebung des Großen zu verdienen. Als er das Ergebnis der Abstimmung sah, hob auch der Kommandant der Zweiten Sternenflotte seine Pfote. Einstimmig! Danach zückte Leng Raoo-Miayawoo, der bereits kein Mitglied des Rates der Herrscher und kein Flottenkommandant mehr war, seine rasiermesserscharfe gebogene Klinge und trennte sich mit einer einzigen fließenden Bewegung den Kopf ab. Sein Hologramm wurde sofort ausgeblendet.

    „Raoo-Miayawoo ist ein stolzer Krieger und wird sich jetzt bestimmt in der wirklichen Welt umbringen, nachdem er seinen Virt Pod verlassen hat, um der Schmach einer Hinrichtung zu entgehen, sagte Leng Azari Ur-Maya von der Abteilung für Wissenschaft und Fortschritt. „Und seine Flotte wird mit deiner fusionieren, Große. Aber ich möchte ein anderes Thema ansprechen. Was weißt du über den Reliktiker-Kreuzer? Und warum hat sich der Freie Kapitän Kung Nat dafür entschieden, ihn in den Raumdocks der Meleyephatianischen Horde reparieren zu lassen und nicht in unseren oder den Raumdocks seiner Geckho-Oberherren?

    „Ich bin selbst nicht gut über den alten Kreuzer informiert", gestand Kung Keetsie, die sich nicht schämte, ihre Unwissenheit zuzugeben. „Mein Informant in der Besatzung des Kungs der Erde wurde schwer verletzt und ist nicht mehr in der Lage, auf die übliche Weise mit mir zu sprechen. Ich vermute, dass das plötzliche Auftauchen des Kreuzers mit der kürzlichen Meldung über das Ende des Krieges zwischen den alten Rassen und dem Auftauchen von Charakteren mit den Klassen Verschlinger, Schlichter und Untersucher im Spiel, das die Wirklichkeit unterwirft, zusammenhängt. Warum hat sich mein Freund Nat entschieden, die Reparaturen nicht von uns oder dem Geckho durchführen zu lassen? Er hat offensichtlich nicht ohne Grund Angst, dass sich die großen Rassen für das alte Raumschiff interessieren und sogar versuchen könnten, es mit Gewalt an sich zu reißen. Die Meleyephatianer sind derzeit verpflichtet, Kung Nat mit größtem Respekt zu behandeln. Außerdem hat er über 100 Untertanen von Imperator Georg I. bei sich. Riesige stachelige Insekten, die meiner Meinung nach zur Rasse der Iseyeks gehören."

    „Aber warum Tailax?, fragte Leng Azari Ur-Maya kopfschüttelnd. „Ich meine mich zu erinnern, dass die Wayedda des Kapitäns nur mit Mühe der Überwachung durch die Prälaten von Tailax entkommen konnte und ein miyelonischer Heiler ihr half, alle Überwachungsgeräte zu beseitigen. Warum sollte der Freie Kapitän seinen Kopf wieder in diese Schlinge stecken?

    „Da muss ich dir recht geben, sagte Kung Keetsie Myau. „Kung Nat scheint unlogisch vorzugehen. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass er dem Anführer der Horde Krong Laa Ush-Vayzzz vertraut. Aber ich kenne den Freien Kapitän Kung Nat gut, deshalb vermute ich, dass das nicht der Grund ist. Auf Tailax ist etwas Seltsames im Gange, ein neues politisches Spiel. Kung Wauu-Miaoo, gib unserem Geheimdienst Anweisungen, Daten über die Situation zu sammeln. Außerdem interessiere ich mich für den alten Kreuzer genauso wie für das Reliktiker-Labor, dessen Baupläne ich unseren Wissenschaftlern gegeben habe.

    Kung Keetsie warf einen flüchtigen Blick auf die versammelten Herrscher, die sich beeilten, der Großen, die nun ungeahnte Macht erlangt hatte, ihre Treue und Loyalität zu beweisen. Zum Schluss betrachtete sie eingehend Leng Ayvi U-Mawoo, die jüngste der lebenden Inkarnationen des Großen Ersten Weibchens, die immer noch um Vergebung bettelnd auf dem Boden kniete. Dann erklärte sie die Ratssitzung für beendet.

    Die leuchtenden Hologramme erloschen, eines nach dem anderen. Damit blieben nur noch zwei Miyelonier in der Halle: Kung Keetsie Myau, die gerade die Kontrolle über alle Schiffe der Miyelonier übernommen hatte, und die Hohepriesterin Leng Amiru U-Mayaoo.

    „Du warst fantastisch, Keetsie!, lobte die ältere Miyelonierin ihre jüngere Freundin. „Eine mächtige und weise Herrscherin. Eine Hoffnungsträgerin in einer dunklen Stunde, während alle anderen sich in die Verzweiflung stürzten.

    „Ich habe mich nur an dein Skript gehalten, meine Lehrmeisterin! Keetsie verbeugte sich respektvoll vor der Hohepriesterin. „Aber Hoffnung allein wird nicht reichen. Das Kräfteverhältnis ist noch immer nicht zu unseren Gunsten. Wir werden hart um das Urmi-Hauptsystem kämpfen müssen.

    „Ja, das wird eine grausame Schlacht, aber wir haben eine Chance. Die wahrscheinlichen Zukunftslinien sagen genau das vorher. Wenn du siegreich daraus hervorgehst, wird niemand mehr an deinem Recht zweifeln, dich Krong zu nennen, die alleinige Herrscherin der Miyelonier."

    „Und der kleine Gefallen, meine Lehrmeisterin?"

    „Wenn du dich durchsetzt, Keetsie, werde ich dich vor Milliarden von Gläubigen zur Inkarnation des Großen Ersten Weibchens ernennen und deine Autorität wird absolut und unbestreitbar sein. Was die Tatsache angeht, dass es immer nur drei lebende Inkarnationen geben soll, werde ich mich darum kümmern. Ich muss zugeben, dass mich die junge Närrin Ayvi mit ihrer Inkompetenz und ihrem unschicklichen Verhalten gerade sehr enttäuscht hat. Auch Yava Uri-Maoo ist nicht gerade das hellste Lämpchen im Luster, aber wenigstens hält sie sich aus Themen heraus, die sie nicht versteht. Ayvi also. Ich fürchte, die jüngste Inkarnation des Großen Ersten Weibchens ist nicht dazu bestimmt, das unvermeidliche Chaos der blutigen Schlacht um das Hauptsystem zu überleben..."

    Kapitel 1. Schiff ohne Mannschaft

    „Eine Sekunde, Paa Um-Um Paa, das verstehe ich nicht. Willst du damit sagen, dass dieser riesige Kreuzer nur von vier Reliktikern bemannt war?"

    Die künstliche Intelligenz des Kreuzers, die als durchsichtiges, leuchtendes Hologramm eines Reliktikers projiziert wurde, hatte mich auf eine Tour durch das alte Raumschiff mitgenommen. Wir gingen gerade durch eine der vier Kommandozentralen des Kreuzers. Genau wie in den drei anderen, die wir bereits besichtigt hatten, gab es nur einen Bedienersitz. Vor einer Konsole mit inaktiven Instrumenten befand sich eine Metallhalbkugel mit zehn Andockstellen für eine kybernetische Einheit, die sich mit den Systemen des Schiffes verbinden konnte. An der Rückseite des „Sitzes" befand sich eine große Öffnung, durch die das Besatzungsmitglied seinen Arbeitsplatz betreten konnte, sodass genug Platz für den massiven Unterleib des Reliktikers blieb.

    „Fünf Reliktiker, Verschlinger Kung Nat, korrigierte mich Paa Um-Um Paa, während er mehrere kleine Wachdrohnen verscheuchte, die sich brennend für meine beiden Wachdrohnen zu interessieren schienen und mit ihnen in dem relativ kleinen Raum Fangen spielten. „Um einen schweren Vatu-Mocho-Kreuzer zu steuern, braucht man aber tatsächlich nur vier Besatzungsmitglieder.

    „Nur vier? Lass mich nachdenken. Einen Piloten natürlich. Wahrscheinlich auch einen Gunner. Dann einen Navigator..." Ich blinzelte nachdenklich auf meine zum Zählen ausgestreckten Finger, aber die KI unterbrach mein unbeholfenes Rätselraten.

    „Nein, nein, junger Verschlinger. Um ein so komplexes Raumschiff zu steuern, braucht es erfahrene Spieler mit funktionalen und fortgeschrittenen Spielklassen, mindestens Rang zwei auf der Pyramide."

    Mein Interesse war geweckt. Ich verlangte nach weiteren Details. Das Programm erklärte es mir bereitwillig.

    „Ein Gleiter erfüllte die Funktionen eines Raumschiffpiloten und eines Navigators. Er steuerte das Schiff und gab den Kurs über alle Raumebenen hinweg vor. Der Zuhörer hatte die Aufgabe, Daten zu sammeln und zu übermitteln, die Verbindung zur Pyramide aufrechtzuerhalten und die schweren Kampfdrohnen zu steuern. Der Verwüster oder Schlichter hatte die Kontrolle über alle Waffensysteme: Kreuzerkanonen, Wurmlochgeneratoren und Kampfdrohnen. Der Supervisor war für die Energieeinheiten, Kraftfelder und temporalen Schilde zuständig. Vier Besatzungsmitglieder waren also genug für einen normalen Vatu-Mocho-Kreuzer. Außerdem konnte das Kommandoprogramm des Kreuzers vorübergehend für jedes der vier Besatzungsmitglieder einspringen. Aber dieses Schiff war kein gewöhnlicher Kreuzer. Das Flaggschiff der Weiß-Purpur-Flotte wurde im Kampf mit besonderen Aufgaben betraut. Kung Pin-Ish-Ish-Pin der Verschlinger war für die Koordination und das Kommando über die gesamte Flotte sowie für die Überwachung der Unterstützungseinheit der verbündeten Schiffe zuständig, ein sehr komplexes, energieintensives System, das fast ein Drittel des Innenraums dieses Raumschiffs einnimmt."

    Mein virtueller Tourguide hatte schon mehrmals die Unterschiede zwischen unserer Di-Pal-Yu 781 und einem normalen Vatu-Mocho-Kreuzer erwähnt. Dieses Schiff hatte nur vier statt der üblichen sieben Hauptkanonen, und von den vielen zusätzlichen Waffensystemen, die ein Standardkreuzer normalerweise besaß, hatte dieses Schiff nur einen Wurmlochgenerator. Allerdings verfügte es über zwei zusätzliche Kraftfeldgeräte, die die Kapazität der Energieschilde erhöhten und einen speziellen Apparat auf dem Kommandoschiff speisten. Dafür hatte man die Angriffskraft des Sternenkreuzers geopfert.

    Das Schiff verlieh verbündeten Raumschiffen Boni auf Geschwindigkeit und Manövrierfähigkeit und verstärkte die Kapazität ihrer Energieschilde und deren Regenerationsgeschwindigkeit. Zudem konnte es sofortige Nullsprung-Rückzüge durchführen und dabei eine Gruppe verbündeter Schiffe mitnehmen – selbst solche, die ihren eigenen Antrieb verloren hatten oder von feindlichen Disruptoren aufgehalten wurden. Mit seinen hochmodernen Schilden konnte es sogar Schaden von Verbündeten absorbieren. Ich hatte keinen blassen Schimmer von der Technik hinter diesem Wunderwerk und erst recht keinen davon, welche Fähigkeiten ein Kapitän eines Kommandoschiffs für diese schwierige Aufgabe brauchte. Hoffentlich würde ich das alles noch genau herausfinden.

    „Und wo hatte der Verschlinger seinen Arbeitsplatz?", fragte ich und öffnete vorsorglich ein dreidimensionales Diagramm des Kreuzers, weil wir noch nicht auf die fünfte Kommandozentrale gestoßen waren.

    „Verschlinger haben keinen Bedarf an solch primitiven Systemen, sagte das Reliktiker-Hologramm und zeigte mit einer seiner leuchtenden Gliedmaßen auf die Konsole und den halbkugelförmigen Sitz. „Die Fähigkeiten eines Pyramidenhierarchen übertreffen bei Weitem die von Spielern mit niedrigerem Rang. Verschlinger sind immer geistig mit ihrem Schiff verbunden und können alle Systeme kontrollieren, ohne dass ein Zwischenglied oder zusätzliche technische Mittel nötig sind.

    Wow. Davon konnte ich im Moment nur träumen. Aber ich verstand die Theorie dahinter. Auch ich war bereits in der Lage, einige Systeme mental zu steuern und benötigte keine Konsole als Schnittstelle. Aber bisher hatte es mich und meine Fähigkeiten jedes Mal vor eine große Herausforderung gestellt und die Erfolgschancen waren auch nicht gerade berauschend.

    Wenn sich meine Fähigkeiten in Psionik, mentaler Stärke und Maschinensteuerung verbesserten, würde ich das Schiff eines Tages leichter und selbstbewusster steuern können. Ich sammelte bereits ständig Erfahrungen, aber trotzdem fiel es mir schwer, zu begreifen, dass man ein ganzes Schiff nur mit dem Verstand steuern konnte. Ohne Monitore, Ortungsdaten oder externe Kameras ständig das ganze Bild im Kopf zu behalten? Hörte sich unvorstellbar schwierig an. Hundertmal schwieriger, als blind Schach zu spielen. Ein Schachbrett war wenigstens nur zweidimensional. Die Figuren folgten festen Bewegungsmustern. Und versuchten für gewöhnlich nicht, einen zu töten.

    Ohne meinen liebgewonnenen Platz mit einem Dutzend Bildschirmen, auf denen taktische Karten und Daten von Scannern und anderen Instrumenten angezeigt wurden, schien es mir unmöglich, meine Arbeit zu erledigen. Und schon gar nicht ohne zuverlässige, erfahrene Assistenten. Ich überlegte. Der Kreuzer hatte jetzt sieben ungeöffnete Zeitkammern. Was, wenn die erfahrene Crew, von der Paa Um-Um Paa mir erzählt hatte, dort auf ihre Wiederauferstehung wartete? Solch einen Gleiter, Schlichter und Supervisor könnte ich jetzt gut gebrauchen. Ich fragte das Kontrollprogramm, was es über die „eingefrorenen" Spieler wusste.

    „Verschlinger, ich habe die Informationen gefunden, um die du gebeten hast. In sechs Zeitkammern befinden sich Kapitäne und Besatzungsmitglieder verschiedener Raumschiffe, die während der letzten Schlacht der Weiß-Purpur-Flotte aus Rettungskapseln geborgen wurden. Es gibt keine Informationen zu Namen oder Tätigkeiten. In der siebten Kammer befindet sich Nichts."

    „Nichts? Sie ist also leer?"

    „Nein, Kung Nat. Das Wort ‚Nichts‘ ist wie ein Name geschrieben. Extrem wenige Daten. Ich habe nur bruchstückhafte Informationen gefunden. Es gibt einen kurzen Eintrag, der zwei Tage vor der letzten Schlacht der Weiß-Purpur-Flotte gemacht wurde und in dem es heißt, dass ‚der gefangene Kapitän nach dem Verhör an Nichts verfüttert wurde‘. Das Logbuch enthält auch einen älteren Bericht über einen tragischen Vorfall, der sich auf dem Kreuzer zu Friedenszeiten ereignet hat. Nur zwei Sätze: ‚Verwüster des Kreuzers hat versehentlich Kontakt mit Nichts aufgenommen. Kapitän hat einen neuen Verwüster angeheuert, um Stelle nachzubesetzen.‘ Meine Vermutung ist, dass ‚Nichts‘ eine Art Lebewesen ist. Vielleicht das Haustier des vorherigen Kapitäns. Ich hoffe, dass die Pyramide über genauere Informationen über diese Kreatur verfügt und du als Verschlinger Zugang zu ihr bekommst."

    Das war nicht unwahrscheinlich. Mein Status als Pyramidenhierarch verschaffte mir vollen Zugang zu allen Informationen, die die Reliktiker im Laufe der Jahrtausende gesammelt hatten. Das musste ich ausnutzen. Aber wie man die Pyramide um Informationen bat, hatte ich noch nicht herausgefunden, denn als Zuhörer hatte ich ihr bisher Daten geschickt. Erfahren hatte ich nichts. Wenn ich etwas Zeit hatte, würde ich mich damit befassen und versuchen, mehr Informationen über dieses Nichts zu finden.

    Der ehemalige Kapitän musste ein gefährliches Haustier besessen haben, wenn sie Gefangene an das Ding verfütterten und die Bestie sogar Verbündete tötete. Und zu allem Überfluss fanden sich keinerlei Informationen darüber, dass der verspeiste Gefangene oder der Verwüster an ihre Respawn-Orte zurückgekehrt waren. Bezogen sich die Aufzeichnungen im Spiel auf Ereignisse in der wirklichen Welt? Oder konnte diese Kreatur im Spiel richtig töten, genau wie ein Verschlinger mit der Fähigkeit Lebensunterdrückung? Mit einer so gefährlichen Kreatur an Bord war Vorsicht geboten. Man konnte nicht davon ausgehen, dass ein Level-999-Verschlinger ein friedliches Haustier besaß. Ein Käfig voller Wachteln oder bunte Guppys in einem Aquarium waren wohl eher nicht Kung Pin-Ish-Ish-Pins Ding gewesen. Auf jeden Fall würde die Zeitkapsel, in der Nichts sich befand, schön verschlossen bleiben. Nicht nur das. Alle sieben Zeitkapseln mussten mit einer Kraftbarriere versperrt werden, damit niemand aus meiner Besatzung sie versehentlich oder aus Neugier öffnete.

    Eine fröhliche Stimme in meinen Kopfhörern lenkte mich ab. Es war Orun Va-Mart, mein Ingenieur, der mir sagte, dass der Reparaturtrupp das verbogene Stahlwrack, das den Zugang zum Bug des Schiffes um das riesige Loch im Rumpf versperrt hatte, herausgeschnitten und entfernt hatte. Während der Rest des Reparaturteams damit fortfuhr, die Trümmer zu beseitigen und mit einem speziellen Metallfilm, der im Vakuum schnell aushärtete, den Druck in den kaputten Abschnitten wiederherzustellen, war der Ingenieur selbst in den bisher unzugänglichen Korridor vorgedrungen und hatte ein ganzes Lager mit Ersatzteilen für Wachdrohnen beider Größenordnungen entdeckt.

    „Ich kann unser Glück gar nicht fassen, Captain! Jetzt kann ich zusammen mit den Kirsans unsere Große Wachdrohne reparieren!"

    „Und das sind noch nicht alle guten Nachrichten, Captain Nat!, schaltete sich unser miyelonischer Ladungsoffizier Avan Toi ein, der ebenfalls den neu geöffneten Bereich betreten hatte. „Ich habe ein ganzes Arsenal neben dem Lagerraum gefunden! Reihenweise Regale mit Reliktiker-Kleinwaffen, alle in einem hervorragenden Zustand. Vernichtungswaffen, Impulspistolen, und da ist noch eine andere Art Waffe, die ich nicht kenne. Äh, na ja, besser gesagt, meine Intelligenz reicht nicht aus, um ihre Informationen zu lesen. Könnte ein Granatenwerfer sein...

    Dann wurde Avan Tois Symbol grau. Er war tot. Er würde in 15 Minuten auf der Erde respawnen und zusammen mit Gerd Uline Tar, Kisly, Taik Rekh und Gerd T'yu-Pan auf die Rückkehr unseres Schiffes warten müssen. Ich rollte die Augen. Das war genau die Art von leichtsinniger Neugier, die es nötig machten, die Zeitkapseln zu verbarrikadieren. Ich hatte während der Erkundung des alten Kreuzers bereits fünf Besatzungsmitglieder verloren. Schwer vorzustellen, welche gefährlichen Überraschungen das alte Raumschiff noch barg. Immerhin trieb es seit 40.000 Jahren durch den Weltraum. Weitere unnötige Verluste konnten wir uns einfach nicht leisten.

    Ich wandte mich an das Kommandoprogramm und ließ es alle verbleibenden Türen des Kreuzers blockieren, mit Ausnahme der sicheren Wohnkojen im zentralen Bereich. Dorthin wollte ich einen Teil der Fregattenbesatzung so bald wie möglich verlegen. Dann konnten wir in aller Ruhe und ohne Eile die restlichen Teile des Kreuzers untersuchen.

    Und eine Liste der wertvollen Gegenstände an Bord zusammenstellen, dachte ich. Eben hatte ich einen Scan durchgeführt und meinen Geheimnismeister Gerd Tini in der Gefahrenzone rund um das Arsenal entdeckt. Er durchwühlte dort ungeniert die Sachen des toten Ladungsoffiziers und stopfte Beute und Gegenstände aus den Regalen in sein Inventar.

    Tini! Würdest du dich bitte beherrschen!", bellte ich gedanklich und mein Schützling, der nicht damit gerechnet hatte, beobachtet zu werden, fuhr wie von der Tarantel gestochen hoch. Er entfernte eilig die gestohlenen Gegenstände aus seinem Inventar und machte sich aus dem

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