Ist Scheidung der einzige Ausweg?: Sophienlust 347 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Maresa Zellner atmete auf, als ihr kleiner Sohn Wolfgang eingeschlafen war. Vorsichtig knipste sie die Stehlampe aus und schlich auf leisen Sohlen aus dem Kinderzimmer. Sie war fast an der Tür angelangt, da trat ihr Fuß auf etwas Hartes, das knirschend zerbrach. Maresa horchte besorgt auf, aber vom Kinderbettchen her drang kein Laut an ihr Ohr. Wolfi schlief tief und fest. Die junge Frau bückte sich, tastete auf dem weichen Spannteppich herum und klaubte die Trümmer des von ihr zertretenem Gegenstandes auf. Erst in der hell erleuchteten Diele stellte sie fest, dass sie die kläglichen Überreste von Wolfis gelber Plastiktrompete in den Händen hielt. Wieder einmal war ein Spielzeug kaputtgegangen. Warum konnte der Junge nicht besser auf seine Sachen aufpassen? Gewiss, er war erst fünf Jahre alt, aber sie befahl ihm stets, seine Spielsachen jeden Abend in die Truhe zu räumen. Meist kontrollierte sie ihn dabei, aber an diesem Tag war sie dazu einfach zu müde gewesen. Nun, die kleine Trompete war kein kostbarer Gegenstand. Morgen würde sie ihrem Sohn eine neue kaufen, und damit würde der Fall erledigt sein. Maresa warf die Bruchstücke in der Küche in den Mülleimer, dann machte sie sich daran, den Geschirrspüler zu füllen und in Gang zu setzen. Beim Zubereiten des Nachtmahls war die Suppe übergekocht, eine klebrige Kruste bedeckte die Herdplatten. Maresa putzte und wischte, obwohl ihr vor Müdigkeit beinahe die Augen zufielen. Ihre Gedanken waren bei ihrem schlafenden Söhnchen. Hoffentlich gab es nicht wieder Ärger im Kindergarten. An diesem Tag hatte sich die Erzieherin bitter über Wolfgang beklagt. Er hatte einem anderen Jungen seinen geliebten Teddybären weggenommen, ein jüngeres Mädchen angerempelt und dann, als es laut geschrien hatte, auch noch an den Haaren gerissen.
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Ist Scheidung der einzige Ausweg? - Elisabeth Swoboda
Sophienlust
– 347 –
Ist Scheidung der einzige Ausweg?
Warum Maresa völlig überfordert war...
Elisabeth Swoboda
Maresa Zellner atmete auf, als ihr kleiner Sohn Wolfgang eingeschlafen war. Vorsichtig knipste sie die Stehlampe aus und schlich auf leisen Sohlen aus dem Kinderzimmer. Sie war fast an der Tür angelangt, da trat ihr Fuß auf etwas Hartes, das knirschend zerbrach. Maresa horchte besorgt auf, aber vom Kinderbettchen her drang kein Laut an ihr Ohr. Wolfi schlief tief und fest.
Die junge Frau bückte sich, tastete auf dem weichen Spannteppich herum und klaubte die Trümmer des von ihr zertretenem Gegenstandes auf. Erst in der hell erleuchteten Diele stellte sie fest, dass sie die kläglichen Überreste von Wolfis gelber Plastiktrompete in den Händen hielt.
Wieder einmal war ein Spielzeug kaputtgegangen. Warum konnte der Junge nicht besser auf seine Sachen aufpassen? Gewiss, er war erst fünf Jahre alt, aber sie befahl ihm stets, seine Spielsachen jeden Abend in die Truhe zu räumen. Meist kontrollierte sie ihn dabei, aber an diesem Tag war sie dazu einfach zu müde gewesen.
Nun, die kleine Trompete war kein kostbarer Gegenstand. Morgen würde sie ihrem Sohn eine neue kaufen, und damit würde der Fall erledigt sein.
Maresa warf die Bruchstücke in der Küche in den Mülleimer, dann machte sie sich daran, den Geschirrspüler zu füllen und in Gang zu setzen. Beim Zubereiten des Nachtmahls war die Suppe übergekocht, eine klebrige Kruste bedeckte die Herdplatten. Maresa putzte und wischte, obwohl ihr vor Müdigkeit beinahe die Augen zufielen. Ihre Gedanken waren bei ihrem schlafenden Söhnchen. Hoffentlich gab es nicht wieder Ärger im Kindergarten. An diesem Tag hatte sich die Erzieherin bitter über Wolfgang beklagt. Er hatte einem anderen Jungen seinen geliebten Teddybären weggenommen, ein jüngeres Mädchen angerempelt und dann, als es laut geschrien hatte, auch noch an den Haaren gerissen. Außerdem hatte er sich strikt geweigert, am Mittagessen teilzunehmen.
Maresa seufzte.
Früher war Wolfgang ein so lieber, umgänglicher Bub gewesen. Sicher war er manchmal unfolgsam und oft allzu lebhaft gewesen, aber niemals störrisch oder gar boshaft. Sein jetziges Benehmen lag wohl daran, dass er sich zurückgesetzt fühlte.
Wahrscheinlich wollte er um jeden Preis Aufmerksamkeit erregen.
Aber die Erzieherin konnte sich natürlich nicht nur um ihn allein kümmern. Sie war auch für die anderen Kinder da. »Wenn Ihr Sohn so weitermacht, Frau Zellner, dann sehe ich schwarz für ihn«, hatte sie an diesem Tag prophezeit. »Er hat zwar noch ein Jahr Zeit, bis er in die Schule kommt, aber eines kann ich Ihnen jetzt schon sagen: In der Schule wird er sich in die Gemeinschaft einfügen müssen. Er wird sich einer gewissen Disziplin unterwerfen müssen.«
Maresa war mit dem Putzen des Herdes fertig und wandte sich der Wäschetruhe zu. Wahre Berge warteten darauf, gebügelt zu werden. Dank der Waschmaschine war die Reinigung kein Problem mehr, aber gebügelt musste werden. Michael legte Wert auf tadellos gebügelte Baumwollhemden und glattes Bettzeug. Er schien nicht zu begreifen, dass …
»Maresa, Liebes, bringst du mir ein Bier?«, erklang vom Wohnzimmer her Michael Zellners Stimme mitten in Maresas Gedankengang hinein.
Die junge Frau hielt mit dem Besprengen eines Kissenbezugs inne und schrie zurück: »Hol es dir doch selber!«
»Ich kann jetzt nicht weg vom Fernseher. Die Grün-Weißen stürmen ununterbrochen. Jeden Augenblick muss das entscheidende Tor fallen. Sei lieb und bring mir das Bier. Ich verdurste sonst. Die Zunge klebt mir am Gaumen.«
Maresa unterdrückte eine heftige Bemerkung, holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Bier, nahm von der Anrichte ein Glas, marschierte hinüber ins Wohnzimmer und knallte beides auf den Couchtisch, direkt neben Michaels Füße, die dieser bequem hochgelagert hatte.
Ohne seine Augen vom Bildschirm zu nehmen, nickte Michael und stieß ein geistesabwesendes »Danke« hervor.
Mit einem ironischen: »Bitteschön, gern geschehen«, begab sich Maresa zurück zu ihrer Bügelwäsche. Sie befand sich in einer gefährlichen Stimmung. Sie war nahe daran, alles hinzuwerfen. Aber auch dazu hätte sie Energie benötigt, und sie war im Moment am Ende ihrer Kräfte. Sie hatte nur den einen Wunsch, sich ins Bett zu legen und zu schlafen.
»Maresa, Liebes, du hast den Flaschenöffner vergessen!«, rief Michael vom Wohnzimmer aus.
Maresa presste ihre fein geschnittenen Lippen fest zusammen und stellte sich taub. Sollte er sich doch selbst den Flaschenöffner holen oder eben verdursten. Wie kam sie dazu, ihn zu bedienen, wo sie doch ohnedies nahe am Zusammenbrechen war? Wenn sie sich nicht rührte, würde er sich schon aus seiner behaglichen Lage aufrappeln und herüberkommen.
Maresa malte sich aus, wie er reagieren würde, wenn er sie bewusstlos auf dem Küchenboden liegen sehen würde. Ob er erschrocken sein würde – oder wenigstens besorgt? Vermutlich nicht, dachte sie voll Bitterkeit. Er würde höchstens ärgerlich sein.
»Maresa! Der Flaschenöffner!«, rief Michael mahnend.
Die junge Frau rollte schweigend die feuchte Wäsche ein. Morgen würde sie noch eine Stunde früher aufstehen müssen als sonst, um zu bügeln.
»Maresa! Was ist los mit dir? Bist du taub?«
Die Gerufene stahl sich auf Zehenspitzen ins Badezimmer, schloss sich dort ein und ließ Wasser in die Wanne laufen. Hiermit war sie vor weiteren Befehlen und Forderungen sicher. Sie hörte Michael nun wirklich nicht mehr.
Nach dem Bad schlüpfte Maresa gleich in ihr Nachthemd, vergewisserte sich, dass ihr Sohn ruhig schlief, entleerte in der Küche den Geschirrspüler und schickte sich danach an, stillschweigend zu Bett zu gehen. Doch an der Schlafzimmertür wurde sie von ihrem Ehemann Michael abgefangen.
Michael Zehner war dreiunddreißig Jahre alt, von durchschnittlicher Größe, nicht dick, aber stämmig und sichtlich vor Gesundheit und Energie strotzend. Neben ihm wirkte die um fünf Jahre jüngere Maresa zierlich, obwohl sie weder besonders klein, noch dünn war. Sie besaß eine wohlproportionierte Figur, ein ansprechendes ovales Gesicht, schulterlanges dunkles Haar und ausdrucksvolle braune Augen, die von dichten dunklen Wimpern umrahmt waren. Um ihren Mund lag allerdings ein mürrischer Zug, der zu ihrem sonstigen guten Aussehen nicht recht passte.
Michael nahm Maresas abweisende Miene nicht wahr – oder wollte sie nicht wahrnehmen. Er war blendend gelaunt, denn die Fußballmannschaft, zu deren Fans er sich zählte, hatte soeben ein entscheidendes Spiel gewonnen. Seine lebhaften graublauen Augen funkelten vergnügt. Er schien bereits vergessen zu haben, dass er vorhin vergeblich nach dem Flaschenöffner gebrüllt hatte. »Maresa, Liebling, stell dir vor, wir haben gesiegt!«, verkündete er lautstark.
»Na fein«, sagte die junge Frau gleichgültig und gähnte. »Hast du den Fernseher abgeschaltet?«
»Nein. Wieso? Jetzt kommt doch noch der Nachtkrimi, ein Film, den ich schon vor Jahren sehen wollte, damals aber im Kino leider versäumte. Du leistest mir doch Gesellschaft, nicht wahr?«
»Nein, ich gehe zu Bett. Ich bin todmüde«, entgegnete Maresa knapp.
»Ach, komm, Maresa! Allein macht mir der Krimi keinen Spaß«, bat Michael. »Mir zuliebe könntest du ruhig einmal ein bisschen länger aufbleiben. Wir haben ja morgen unseren Ruhetag. Da können wir ausschlafen.«
»Du vielleicht, ich nicht.«
»Warum nicht? Du bringst den Jungen eben einmal eine Stunde später in den Kindergarten. Wolfgang ist sowieso ein Langschläfer. Er wird dir dankbar sein, wenn du ihn nicht schon um sieben Uhr weckst.«
»Oh, ich habe ja vor, Wolfi morgen ausschlafen zu lassen. Ich habe ihm versprochen, dass er morgen ausnahmsweise einmal nicht in den Kindergarten gehen muss.«
»Na also!«
»Trotzdem habe ich keine Lust, mich jetzt noch vor den Fernseher zu setzen. Du hast morgen deinen Ruhetag, aber auf mich wartet ein Berg Wäsche zum Bügeln.«
»Lass ihn warten. Die Wäsche läuft dir nicht davon. Bügle am Nachmittag oder sonst irgendwann.«
»Oder sonst irgendwann«, wiederholte Maresa gereizt. »Wie stellst du dir das eigentlich vor? Ich bin von früh bis spät mit Arbeit eingedeckt, habe kaum mehr eine freie Minute.«
»Du solltest dir die Zeit besser einteilen. Ich stelle doch wirklich keine übertriebenen Ansprüche an dich. Alles, was ich mir wünsche, ist, dass du hin und wieder ein paar Stunden mit mir allein verbringst. Seit Monaten sind wir nicht mehr miteinander ausgegangen. Ich glaube, es war dieser Theaterbesuch im vorigen Herbst, dass wir das letzte Mal, dass wir …«
»Ist das etwa meine Schuld?«, fiel Maresa ihrem Mann aufgebracht ins Wort. »Ich würde wahnsinnig gern mit dir ausgehen, ich sehne mich geradezu nach etwas Abwechslung. Aber von einem Theater- oder Konzertbesuch wage ich gar nicht mehr zu träumen! Es geht eben nicht.«
»Mit etwas gutem Willen ließe es sich bewerkstelligen«, meinte Michael. »Wolfgang könnte bei meiner Schwägerin übernachten. Gisela nimmt ihn gewiss gern bei sich auf. Du müsstest lediglich …« Michael unterbrach sich, denn im Fernsehen begann soeben der Krimi. Er zog Maresa ins Wohnzimmer, drückte sie auf die Polsterbank, setzte sich neben sie und lehnte sich entspannt zurück, bereit, den kommenden Film voll zu genießen.
Anfangs bemühte sich Maresa, der etwas verworrenen Handlung zu folgen, aber bald gab sie es auf. Sie war außerstande, sich auf den Film zu konzentrieren, und sie wollte es auch gar nicht. Was ging sie dieser läppische Krimi an, wo sie doch viel ernsthaftere Probleme zu bewältigen hatte?
Seit einigen Monaten, genau genommen seit dem Tod ihrer Schwiegermutter, war Maresas Leben in eine schwierige Phase getreten. Ihre Schwiegereltern hatten Michael und