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eBook165 Seiten2 Stunden
Herzschuss: Roman
Von Reinhard Knoppka
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Über dieses E-Book
Leseprobe:
Toben im Gang. Robert legt das Buch weg, lehnt den Kopf gegen die Scheibe, die vom Rütteln des
Busses vibriert, setzt sich die Kopfhörer auf und schaltet den Walkman an. Einleitende
Klavierklänge und dann die Sopranstimme mit der Hymne an die Jungfrau – wobei er Michael
heimlich beobachtet.
«Was hörste da?», fragt ein Mädchen, das selber Kopfhörer aufhat.
«Schubert.»
«Was isn das?»
«Ave Maria», singt Robert.
«Ach du Scheiße!», ruft das Mädchen.
«Was hörst denn du?»
«David Hasselhoff!»
«Ach du Scheiße!», äfft er sie nach und dreht sich nach dem Lärm in seinem Rücken um. Rüdiger
produziert sich lauthals vor den Mädchen auf der letzten Sitzbank: Die sind schon voll da und
zeigen, was sie haben, und der Junge grabscht nach ihren Brüsten.
«Tu doch was!», ruft Sigrid und zerrt an seinem Walkman, als wollte sie sagen: Deinen beschissenen
Schubert kannste auch zu Hause hören!
Schulterzuckend steht Robert auf und bahnt sich einen Weg durch die Kinder, die wie die
losgelassenen Affen rumturnen. Er bittet sie, sich hinzusetzen, und da er das eher ironisch meint,
lächelt er dementsprechend, so dass sie einfach weitermachen und ihn «Arschloch!», «Blödian!»
schimpfen.
«Danke, gleichfalls», sagt er und verbeugt sich vor ihnen.
Dann zuckt er zusammen: Michael sitzt auf seinem Platz und hat seinen Kopfhörer auf.
«Wer sind John Thomas und Lady Jane», fragt der Junge und blättert im D. H. Lawrence.
«Eigentlich heißen sie Constance und Parkin.»
«Versteh ich nicht.»
«Na ja – die beiden anderen Namen stehen in der englischen Umgangssprache für die männlichen
und weiblichen Geschlechtsorgane», sagt Robert leise.
«Dann geht‘s um Sex?»
«Um Liebe.»
«Ist doch das Gleiche.»
«Nee – mehr.»
«Spinner!», ruft Michael, springt auf und geht zurück zu seinem Platz.
Pinkelpause. Stolperndes Gedränge. Die Jungen werden von Roland zu den Toiletten begleitet, die
Mädchen von Sigrid und Tanja. Robert muss sich um die Proviantausgabe kümmern. Mist, jetzt
fängt es auch noch an zu nieseln, und der Karton, den er mit Argusaugen bewacht, weicht auf. Die
Kinder umringen ihn. Er verteilt die Fresspakete und passt auf, dass keiner sich zwei unter den
Nagel reißt.
«Arnold, du hattest schon nen Apfel.»
«Na und?»
«Zurück damit!»
«Hab aber Schmacht!» Er pfeffert ihn zurück in den Karton.
Dann sieht Robert die anderen Betreuer vom Toilettentrakt zum Restaurant hinüber gehen.
Die schlürfen jetzt nen heißen Kaffee, während ich mir in der Nässe einen abfriere!, denkt er und
vertreibt einen herrenlosen Hund, der ihn an einen Fernsehbericht über ausgesetzte Tiere in
Urlaubszeiten erinnert. Die Kinder streicheln ihn, werfen ihm angebissene Brötchenhälften hin, die
er gierig verschlingt, und beschweren sich dann, dass sie nicht satt geworden sind.
«Na endlich!», ruft er den Betreuern zu, als sie zurückkommen.
Die Polstersitze sind verklebt von ausgelaufenem Saft, ausgespuckten Kaugummis und
aufgeweichter Schokolade. Weggeschmissenes Papier bedeckt den Boden, und als sie aussteigen,
hinterlassen sie einen Saustall.
Es regnet. Überall Pfützen. Die Jugendherberge besteht aus einstöckigen, barackenartigen,
hufeisenförmig angeordneten Gebäuden: Im Krieg war sie eine Flakstation. Eine Fahne klatscht an
den Mast. Ein rostiger Anker liegt auf dem mit Steinplatten gepflasterten Hof.
Die Kinder kämpfen sich schreiend zu ihrem Gepäck durch. Da hinten ist Michael mit seinem
Riesenkoffer buchstäblich im Schlamm stecken geblieben.
«Ganz schöner Kaventsmann», sagt Robert und packt mit an: «Ist da Blei drin?»
«Nee, Gold», sagt Michael und lässt los.
«Soll ich den etwa allein tragen?»
«Ist nur ein Griff dran.»
«Der ist ja wohl stark genug!», ruft Barbara, die gepäckbeladen an ihne
Toben im Gang. Robert legt das Buch weg, lehnt den Kopf gegen die Scheibe, die vom Rütteln des
Busses vibriert, setzt sich die Kopfhörer auf und schaltet den Walkman an. Einleitende
Klavierklänge und dann die Sopranstimme mit der Hymne an die Jungfrau – wobei er Michael
heimlich beobachtet.
«Was hörste da?», fragt ein Mädchen, das selber Kopfhörer aufhat.
«Schubert.»
«Was isn das?»
«Ave Maria», singt Robert.
«Ach du Scheiße!», ruft das Mädchen.
«Was hörst denn du?»
«David Hasselhoff!»
«Ach du Scheiße!», äfft er sie nach und dreht sich nach dem Lärm in seinem Rücken um. Rüdiger
produziert sich lauthals vor den Mädchen auf der letzten Sitzbank: Die sind schon voll da und
zeigen, was sie haben, und der Junge grabscht nach ihren Brüsten.
«Tu doch was!», ruft Sigrid und zerrt an seinem Walkman, als wollte sie sagen: Deinen beschissenen
Schubert kannste auch zu Hause hören!
Schulterzuckend steht Robert auf und bahnt sich einen Weg durch die Kinder, die wie die
losgelassenen Affen rumturnen. Er bittet sie, sich hinzusetzen, und da er das eher ironisch meint,
lächelt er dementsprechend, so dass sie einfach weitermachen und ihn «Arschloch!», «Blödian!»
schimpfen.
«Danke, gleichfalls», sagt er und verbeugt sich vor ihnen.
Dann zuckt er zusammen: Michael sitzt auf seinem Platz und hat seinen Kopfhörer auf.
«Wer sind John Thomas und Lady Jane», fragt der Junge und blättert im D. H. Lawrence.
«Eigentlich heißen sie Constance und Parkin.»
«Versteh ich nicht.»
«Na ja – die beiden anderen Namen stehen in der englischen Umgangssprache für die männlichen
und weiblichen Geschlechtsorgane», sagt Robert leise.
«Dann geht‘s um Sex?»
«Um Liebe.»
«Ist doch das Gleiche.»
«Nee – mehr.»
«Spinner!», ruft Michael, springt auf und geht zurück zu seinem Platz.
Pinkelpause. Stolperndes Gedränge. Die Jungen werden von Roland zu den Toiletten begleitet, die
Mädchen von Sigrid und Tanja. Robert muss sich um die Proviantausgabe kümmern. Mist, jetzt
fängt es auch noch an zu nieseln, und der Karton, den er mit Argusaugen bewacht, weicht auf. Die
Kinder umringen ihn. Er verteilt die Fresspakete und passt auf, dass keiner sich zwei unter den
Nagel reißt.
«Arnold, du hattest schon nen Apfel.»
«Na und?»
«Zurück damit!»
«Hab aber Schmacht!» Er pfeffert ihn zurück in den Karton.
Dann sieht Robert die anderen Betreuer vom Toilettentrakt zum Restaurant hinüber gehen.
Die schlürfen jetzt nen heißen Kaffee, während ich mir in der Nässe einen abfriere!, denkt er und
vertreibt einen herrenlosen Hund, der ihn an einen Fernsehbericht über ausgesetzte Tiere in
Urlaubszeiten erinnert. Die Kinder streicheln ihn, werfen ihm angebissene Brötchenhälften hin, die
er gierig verschlingt, und beschweren sich dann, dass sie nicht satt geworden sind.
«Na endlich!», ruft er den Betreuern zu, als sie zurückkommen.
Die Polstersitze sind verklebt von ausgelaufenem Saft, ausgespuckten Kaugummis und
aufgeweichter Schokolade. Weggeschmissenes Papier bedeckt den Boden, und als sie aussteigen,
hinterlassen sie einen Saustall.
Es regnet. Überall Pfützen. Die Jugendherberge besteht aus einstöckigen, barackenartigen,
hufeisenförmig angeordneten Gebäuden: Im Krieg war sie eine Flakstation. Eine Fahne klatscht an
den Mast. Ein rostiger Anker liegt auf dem mit Steinplatten gepflasterten Hof.
Die Kinder kämpfen sich schreiend zu ihrem Gepäck durch. Da hinten ist Michael mit seinem
Riesenkoffer buchstäblich im Schlamm stecken geblieben.
«Ganz schöner Kaventsmann», sagt Robert und packt mit an: «Ist da Blei drin?»
«Nee, Gold», sagt Michael und lässt los.
«Soll ich den etwa allein tragen?»
«Ist nur ein Griff dran.»
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