Das Schicksal einer Baronesse: Fürstenkrone 180 – Adelsroman
Von Ulrike Lenz
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Das Mittagsessen auf Gut Rauenstein war vorüber. Das Küchenmadel Gitti war noch damit beschäftigt, den Tisch im Speisezimmer abzuräumen, wo der Baron mit seiner Familie die Mahlzeit eingenommen hatte. In der Küche war die Altmagd Trude dabei, die Spülmaschine zu füllen. Es war ein sonniger, aber kühler Tag Anfang Mai. In dem bayerischen Bergdorf Rammelsau wehte noch ein frischer Wind. Dennoch rechnete man nicht mehr mit Bodenfrost. Die Bäume schlugen kräftig aus, und die Stauden trugen Knospen. Während der Baron, der den ganzen Vormittag unterwegs gewesen war, sich zu einem Mittagsschlaf niederlegte und seine Frau aufforderte, dies ebenfalls zu tun, verließen die beiden erwachsenen Kinder das Haus. Der vierundzwanzigjährige Wolfgang von Rauenstein überquerte den weitläufigen Gutshof, um zum Pferdestall zu gehen. In der Tür erschien schon der jüngste Knecht namens Toni, der den Wallach »Bronco« gesattelt hatte. Wolfgang pfiff, und die Jagdhündin »Dina« kam mit großen Sprüngen angehetzt, damit ihr junger Herr sich nur nicht ohne sie auf den Weg machte. Es war ja ihre größte Freude, den Gutserben begleiten zu dürfen. Der Hofhund »Treu« zerrte heftig an der Kette, mit der er an den Pfahl neben seiner Hütte gefesselt war. Gar zu gerne wäre er auch mit auf die Wanderschaft gegangen. Baronesse Martina, die ebenfalls in den Gutshof hinausgegangen war, hatte Mitleid mit ihm. Sie tätschelte sein struppiges Fell und versprach ihm: »Ich nehme dich mit in den Garten. Du weißt doch, da gibt es ab und zu ein Häschen zu jagen.«
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Buchvorschau
Das Schicksal einer Baronesse - Ulrike Lenz
Fürstenkrone
– 180 –
Das Schicksal einer Baronesse
Ulrike Lenz
Das Mittagsessen auf Gut Rauenstein war vorüber. Das Küchenmadel Gitti war noch damit beschäftigt, den Tisch im Speisezimmer abzuräumen, wo der Baron mit seiner Familie die Mahlzeit eingenommen hatte. In der Küche war die Altmagd Trude dabei, die Spülmaschine zu füllen.
Es war ein sonniger, aber kühler Tag Anfang Mai. In dem bayerischen Bergdorf Rammelsau wehte noch ein frischer Wind. Dennoch rechnete man nicht mehr mit Bodenfrost. Die Bäume schlugen kräftig aus, und die Stauden trugen Knospen.
Während der Baron, der den ganzen Vormittag unterwegs gewesen war, sich zu einem Mittagsschlaf niederlegte und seine Frau aufforderte, dies ebenfalls zu tun, verließen die beiden erwachsenen Kinder das Haus.
Der vierundzwanzigjährige Wolfgang von Rauenstein überquerte den weitläufigen Gutshof, um zum Pferdestall zu gehen. In der Tür erschien schon der jüngste Knecht namens Toni, der den Wallach »Bronco« gesattelt hatte.
Wolfgang pfiff, und die Jagdhündin »Dina« kam mit großen Sprüngen angehetzt, damit ihr junger Herr sich nur nicht ohne sie auf den Weg machte. Es war ja ihre größte Freude, den Gutserben begleiten zu dürfen.
Der Hofhund »Treu« zerrte heftig an der Kette, mit der er an den Pfahl neben seiner Hütte gefesselt war. Gar zu gerne wäre er auch mit auf die Wanderschaft gegangen.
Baronesse Martina, die ebenfalls in den Gutshof hinausgegangen war, hatte Mitleid mit ihm. Sie tätschelte sein struppiges Fell und versprach ihm: »Ich nehme dich mit in den Garten. Du weißt doch, da gibt es ab und zu ein Häschen zu jagen.«
Am Nachmittag gegen vier Uhr, als der Baron und seine Frau die Mittagsruhe hinter sich hatten, wurde gemeinsam Kaffee getrunken. Wolfgang fehlte dabei, er war ja zur Alm hinaufgeritten. Der Weg war weit, und erst wenn die Sonne sank, konnte er zurück sein.
Dann war die Kaffeestunde zu Ende, und der Gutsherr stand auf, um in sein Arbeitszimmer zu gehen. Er hatte noch einige wichtige Posteingänge durchzulesen.
»Hast du vielleicht eine halbe Stunde Zeit für mich, Vater?«, fragte Martina. »Ich möchte etwas mit dir besprechen.«
»Dann komm gleich mit«, forderte Rupert von Rauenstein seine Tochter auf. »Am besten erledigen wir das, ehe ich mich in meine Korrespondenz vertiefe.«
Tina folgte ihrem Vater zum Arbeitszimmer und warf hinter seinem Rücken noch einen Blick zurück zu ihrer Mutter, die neben dem Kaffeetisch stehen geblieben war und ihnen nachschaute.
Besorgnis war in dem sanften, schmalen Gesicht der Gutsherrin zu sehen. Sie ahnte, was ihre Tochter auf dem Herzen hatte, und sie sah voraus, dass es zwischen ihrem Mann und Tina eine heftige Auseinandersetzung geben würde. Unwillkürlich faltete sie die Hände und sandte ein stummes Stoßgebet gen Himmel. Dann machte Tina die Tür zu, und ihre Mutter war mit ihren Ängsten allein.
Elisabeth von Rauenstein war eine Frau, die völlig unter der Herrschaft ihres diktatorischen Mannes stand. Nie hätte sie es gewagt, ihm zu widersprechen. Sie hatte einfach Angst vor ihm und seinem ungestümen Willen, der sich immer durchzusetzen verstand. Mit Tränen und Bitten versuchte sie manchmal, etwas an seinen Entscheidungen zu ändern, die ihr grausam und ungerecht erschienen. Aber sie erreichte damit nichts. Und so würde es auch in diesem Falle sein, das sah sie voraus. Sie seufzte tief, dann drückte sie auf den Klingelknopf, und das Küchenmadel Gitti erschien, um den Tisch abzuräumen.
Baron Rupert hatte sich in seinem Arbeitszimmer inzwischen in seinen ledergepolsterten Sessel niedergelassen. Er wies seiner Tochter mit einer Handbewegung den Besucherstuhl an und forderte sie auf: »Also, komm zur Sache! Was ist los?«
»Ich liebe einen Mann und möchte ihn heiraten«, begann Tina allen Mut zusammennehmend. »Ein Erbe für das Gut ist ja in der Person von Wolfgang enthalten. Deswegen meine ich, dass ich meinem Herzen folgen darf und mich nicht nach den Familieninteressen zu richten habe.«
Eine steile Falte erschien über der Nasenwurzel ihres Vaters, und er widersprach: »Oh, so ist das nicht! Alle müssen stets daran denken, dass Gut Rauenstein erhalten bleiben muss. Du weißt ja, dass es nicht besonders gut um den Besitz steht. Der Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse bietet nur beschränkte Gewinne. Wenn eines unserer Kinder heiratet, muss es eine lohnende Partie machen, damit wir alle davon profitieren können. Wolfgang weiß das und hält deswegen schon eifrig Ausschau nach einer reichen adligen Braut. Ich hoffe, der Mann, den du dir ausgesucht hast, hat auch ein solides Vermögen im Hintergrund.«
Baronesse Tina klopfte das Herz bis zum Halse. Da war sie, die entscheidende Frage, die sie mit einem Nein beantworten musste. Allen Mut nahm sie jetzt zusammen, um sich zu Burkhard Semmler und ihrer Liebe zu bekennen.
»Nein, Vater, leider ist das nicht so«, antwortete sie. »Mein Herz gehört dem jungen Kantor Burkhard Semmler, der jede Woche einmal ins Haus kommt, um mit mir Klavier zu spielen und zu üben. Er hat kein Vermögen und lebt nur von dem Gehalt, das ihm die Gemeinde zahlt. Er wohnt mit seiner Mutter zusammen in dem kleinen Haus, das ihr gehört. Und wenn ich heirate, werde ich auch dorthin ziehen. Eine glänzende Partie ist das also nicht. Aber wir werden sehr glücklich miteinander sein, denn wir lieben uns, und Burkhard ist ein wunderbarer Mensch und ein großer Künstler.«
Der Baron ließ seine wuchtige Faust donnernd auf die Schreibtischplatte fallen und fuhr seine Tochter an: »Was für einen Unsinn redest du denn da! Ohne Geld kann man nicht glücklich sein. In solchen beschränkten Verhältnissen wird es bald zu Streit und Hader kommen. Du bist doch ein ganz anderes Leben gewohnt. Niemals wird es dir gelingen, dich so einzuschränken und damit zufrieden zu sein. Schon bald würdest du diesen Schritt bedauern, wenn du ihn wirklich tätest. Aber ich erlaube es nicht. Ich bin nicht damit einverstanden, dass du diesen Habenichts zum Mann nimmst. Es ist sehr egoistisch, wenn du nur an dein eigenes Glück denkst, denn ich habe dir ja schon gesagt, dass wir alle von einer reichen Heirat Vorteile erwarten. Machst du dir denn gar nicht klar, was du deinen Eltern schuldig bist?«
Tina reckte den Kopf hoch empor und erwiderte: »Die Wahl des Lebenskameraden ist ganz allein meine Sache, Vater. Ich weigere mich, aus meiner Eheschließung ein lohnendes Geschäft für die ganze Familie zu machen. Ich bin mündig und habe mich entschieden. Burkhard Semmler ist der Mann, den ich liebe und an dessen Seite ich mein Leben verbringen will.«
»Du willst ihn also gegen meinen Willen heiraten?«
»Ja, Vater, ich gehöre zu ihm und lasse mich nicht von ihm trennen.«
Der Baron stand auf, stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch und sah mit zornrotem Gesicht auf seine Tochter nieder.
»Dann pack am besten noch heute deine Sachen zusammen und verlass gleich das Haus«, herrschte er sie an. »Wenn du auf dieser Heirat bestehst, gehörst du nicht mehr zu uns.«
»Ist das dein Ernst, Vater?«, vergewisserte Tina sich, indem auch sie sich langsam erhob. »Weist du mich wirklich aus dem Hause?«
»Ja!«, schrie der Baron. »Wenn du diesen Musiker heiraten willst, sind