Happy-End im Stadtpalais: Fürstenkrone 143 – Adelsroman
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Ein lauter Knall durchbrach die feierliche Stille. Ernst Tiefenbach, seines Zeichens Schornsteinfegermeister aus Wien, hatte eine Sektflasche geöffnet. Der Korken flog unkontrolliert durch das Büro und blieb schließlich taumelnd unter dem Schreibtisch liegen. Voller Rührung beobachtete Franziska, wie ihr Vater die drei Gläser füllte. Schon lange hatte er keine so gelöste Freude mehr gezeigt. Seit zwanzig Jahren genauer gesagt, denn mit dem Tod seiner Frau hatte sich eine schwere Maske über das Gesicht des Witwers gelegt. Trübe blickten die einst strahlenden Augen unter schweren Lidern hervor, der Mund – früher immer in ein Lächeln geformt – war nur noch ein verkniffener Strich. Bald waren dann auch die ersten Falten gekommen, und da sie dem Kummer entwuchsen, zogen sie das liebe Gesicht schwermütig in die Tiefe. Wie oft hatte Franziska versucht, ihren Vater aufzuheitern, doch gelungen war ihr das immer nur vorübergehend. Heute aber lachte er, und im Schein der Deckenlampe strahlte sein ganzes Gesicht. »Prost!«, rief er und hob sein Glas. »Lieber Bösinger, meine liebe, liebe Tochter!«, wandte er sich an die beiden liebsten Menschen, die ihm geblieben waren. »Als mir die Krankenschwester vor achtundzwanzig Jahren ein in Windeln eingewickeltes, schreiendes Bündel in den Arm legte, habe ich das Kind an mich gedrückt und verkündet: ›Ich fühle es, das wird einmal ein tüchtiger Schornsteinfeger! ‹ – Doch die Schwester hat nur mitleidig gelächelt. ›Tut mir leid, Herr Tiefenbach‹, hat sie gesagt, ›aber Sie haben eine Tochter bekommen. ‹ Ich konnte nicht verstehen, was daran bedauernswert sein sollte, denn es war der schönste Tage meines Lebens. – Auch wenn ich zugeben muss, dass ich wirklich mit einem Sohn gerechnet hatte. Aber kein Sohn hätte so schön und klug sein können wie meine kleine Franzi.
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Rezensionen für Happy-End im Stadtpalais
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Buchvorschau
Happy-End im Stadtpalais - Lisa von Lichtenberg
Fürstenkrone
– 143 –
Happy-End im Stadtpalais
Roman von einer ungewöhnlichen Romanze
Lisa von Lichtenberg
Ein lauter Knall durchbrach die feierliche Stille. Ernst Tiefenbach, seines Zeichens Schornsteinfegermeister aus Wien, hatte eine Sektflasche geöffnet. Der Korken flog unkontrolliert durch das Büro und blieb schließlich taumelnd unter dem Schreibtisch liegen. Voller Rührung beobachtete Franziska, wie ihr Vater die drei Gläser füllte. Schon lange hatte er keine so gelöste Freude mehr gezeigt. Seit zwanzig Jahren genauer gesagt, denn mit dem Tod seiner Frau hatte sich eine schwere Maske über das Gesicht des Witwers gelegt. Trübe blickten die einst strahlenden Augen unter schweren Lidern hervor, der Mund – früher immer in ein Lächeln geformt – war nur noch ein verkniffener Strich. Bald waren dann auch die ersten Falten gekommen, und da sie dem Kummer entwuchsen, zogen sie das liebe Gesicht schwermütig in die Tiefe. Wie oft hatte Franziska versucht, ihren Vater aufzuheitern, doch gelungen war ihr das immer nur vorübergehend. Heute aber lachte er, und im Schein der Deckenlampe strahlte sein ganzes Gesicht.
»Prost!«, rief er und hob sein Glas. »Lieber Bösinger, meine liebe, liebe Tochter!«, wandte er sich an die beiden liebsten Menschen, die ihm geblieben waren. »Als mir die Krankenschwester vor achtundzwanzig Jahren ein in Windeln eingewickeltes, schreiendes Bündel in den Arm legte, habe ich das Kind an mich gedrückt und verkündet: ›Ich fühle es, das wird einmal ein tüchtiger Schornsteinfeger!‹ – Doch die Schwester hat nur mitleidig gelächelt. ›Tut mir leid, Herr Tiefenbach‹, hat sie gesagt, ›aber Sie haben eine Tochter bekommen.‹ Ich konnte nicht verstehen, was daran bedauernswert sein sollte, denn es war der schönste Tage meines Lebens. – Auch wenn ich zugeben muss, dass ich wirklich mit einem Sohn gerechnet hatte. Aber kein Sohn hätte so schön und klug sein können wie meine kleine Franzi. Nur habe ich freilich nie damit gerechnet, dass meine Prophezeiung von damals wahr werden würde. Doch das ist sie geworden. Heute stehen wir hier und feiern die neue Rauchfangkehrermeisterin! Ich bin sehr stolz auf dich, mein Kind!« Tränen perlten über die zerfurchten Wangen des Mannes, Tränen standen auch in Bösingers Augen. Als Faktotum der Schornsteinfegerfirma Tiefenbach & Sohn war er nicht minder stolz auf das ›junge Fräulein‹, wie er Franziska neuerdings anzusprechen pflegte. Deshalb räusperte er sich jetzt, und dann wollte er machen, was er immer tat: Feierlich die Worte seines Chefs wiederholen. Gerade rechtzeitig fiel ihm aber ein, dass er wohl kaum von Franziskas Geburt erzählen konnte, also räusperte er sich und sagte: »Ich bin auch sehr stolz auf Sie, mein Fräulein!«, und prostete Franziska zu.
Diese aber sah den kleinen alten Kerl, dem sie schon mit zwölf Jahren über den Kopf gewachsen war, nur streng an.
»Chefin?«, korrigierte er sich deshalb stotternd.
»Ich höre wohl nicht recht!«, empörte sich Franziska.
»Bösinger! Ich bin die Franzi, und für dich will ich immer die Franzi bleiben, und wenn du auf einmal Sie zu mir sagst, wird mir ganz angst und bang. Von wem habe ich denn das alles gelernt, was ich kann?«
Über das knitterige Gesicht des alten Mannes entfaltete sich ein Meer aus tausend Fältchen, die fröhlich nach oben strebten, in Richtung des schlohweißen Haarschopfs, der kerzengerade in die Höhe stand. »Ich hab ja nur gedacht«, murmelte er, »weil Sie – weil du jetzt die Meisterprüfung gemacht hast, und mit Auszeichnung noch dazu …, dachte ich …, da dachte ich …« Bösinger gab es auf, den Satz zu beenden. Sie wussten ohnedies immer, was der gute Freund dachte. Der Chef, den er Ernstl nannte, an dessen Seite er seit vierzig Jahren arbeitete, kannte Bösingers Gedanken ebenso wie dessen Tochter Franziska. Der alte Rauchfangkehrergeselle kannte die junge Frau beinahe ebenso lange wie den Ernstl und hatte auch so manches Geheimnis mit der Kleinen geteilt. Etwa damals, als sie nicht zur Schule wollte, weil sie es nicht schaffte, den Blusenärmel so zu nähen, wie die Lehrerin das haben wollte. »Bleibst halt zuhause«, hatte Bösinger nur gesagt und das Mädel mit zur Arbeit genommen. Und nun war sie eine erwachsene Frau geworden – und so wunderschön noch dazu! Stolz wie ein Vater betrachtete Bösinger das lange kastanienbraune Haar, das Franziska ausnahmsweise offen über die Schultern fallen ließ. Er musste schlucken, so sehr rührte ihn das. Franziska lächelte ihm zu, und dann drückte sie beiden Männern einen herzhaften Kuss auf die Wange, zuerst dem Vater, dann dem Bösinger.
»Danke, euch beiden. Ohne euch hätte ich das nie geschafft!« Bevor ihr nun selbst die Tränen kamen, nahm sie einen Schluck aus ihrem Sektglas. Prickelnd stiegen winzig kleine Kohlensäurebläschen auf, tanzten ein wenig in der goldenen Flüssigkeit und zerplatzten schließlich an Franziskas Nasenspitze. Die junge Frau lachte laut und vergnügt auf.
Ein weiterer Knall durchbrach den Raum. Ernst Tiefenbach hatte geniest. Die Grippe hielt ihn jetzt schon seit über einer Woche gepackt. Doch auch das Fieber konnte seine Freude nicht trüben. »Und das Firmenschild wird jetzt auch endlich geändert«, sagte er nun und deutete zum Fenster hin.
Franziska lächelte. Jede Woche verkündete der Vater, dass er das Firmenschild ändern lassen wollte, das immer schon da draußen vor der Tür baumelte. Ein aus Schmiedeeisen geformter Rauchfangkehrer war das, der auf einer Leiter balancierte, in deren Sprossen deutlich zu lesen stand: Tiefenbach & Sohn.
»Nein, Papa«, sagte sie deshalb, um dieses Thema endgültig schnell aus der Welt zu schaffen. »Ich mag kein anderes Schild. Für unsere Kunden ist es völlig egal, ob ich ein Sohn bin oder eine Tochter, die wollen nur einen geputzten Kamin. Und den sollen sie kriegen. Das Schild hängt jetzt schon seit zweihundert Jahren da draußen, da will ich nicht Schuld tragen, wenn es weg kommt.«
Erleichtert blinzelte der alte Meister der jungen Meisterin zu. Sein Plan sah es vor, ihr den Betrieb noch vor Ende des Jahres zu überschreiben. Und vielleicht würde es irgendwann ja wieder einmal stimmen: Rauchfangkehrermeister Tiefenbach & Sohn …
Mit dem Handrücken wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Es war Zeit, wieder ins Bett zu gehen und statt des Sekts eine Tasse Lindenblütentee zu trinken. Das Läuten des Telefons riss ihn aber aus seinen Gedanken. Grummelnd stellte Ernst Tiefenbach sein Glas zur Seite, schlurfte zum Schreibtisch hinüber und hob den Hörer ab. Wussten die Kunden nicht, dass bei den Tiefenbachs heute ein Feiertag war? Außerdem war er krank, bitte schön!
»Rauchfangkehrermeister Tiefenbach«, meldete er sich aber wie gewohnt mit tiefer, vertrauenerweckender Stimme. Und dann sagte er ein paarmal nur: »Ja« und »klar« und »kein Problem«. Und schließlich nickte er und meinte: »Sie können sich auf uns verlassen. Wir kommen gleich morgen vorbei.«
Als er sich an die beiden wandte, hatte sein Gesicht wieder die vertraute Ernsthaftigkeit angenommen.
»Ein wichtiger Auftrag«, sagte