Jetzt kann er wieder lachen: Sophienlust 327 – Familienroman
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
»Nein!«, sagte Renate Blaha, eine hübsche, mittelgroße Frau mit guter Figur und seidigen, halblangen brünetten Haaren. In ihren sanften braunen Augen lag Ungläubigkeit, aber keine Spur von Erschrecken oder gar Panik. »Nein, ich glaube es nicht. Das ist einfach lächerlich. Stefan …? Nein, niemals!« Marlene Knoll warf der Sprecherin einen Blick zu, der Mitleid, aber auch ein gewisses Maß an spöttischer Ungeduld ausdrückte. Im Gegensatz zu ihrer Freundin strahlte sie keineswegs Sanftmut und Ruhe aus, sondern ein Selbstbewusstsein, das manchmal in Rücksichtslosigkeit ausartete. »Ich bitte dich, Renate!«, rief sie, »es hat doch keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken und die Ahnungslose zu spielen. Du musst den Tatsachen ins Auge sehen. Dein Mann ist auch nicht besser als andere Männer. Er betrügt dich!« »O nein. Das ist ausgeschlossen. Davon hätte ich etwas bemerken müssen. Stefan und ich – wir führen eine gute Ehe. Alles ist in Ordnung. Wir sind jetzt seit über sieben Jahren verheiratet und …, und …«
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Sophienlust (ab 351)
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Buchvorschau
Jetzt kann er wieder lachen - Elisabeth Swoboda
Sophienlust
– 327 –
Jetzt kann er wieder lachen
Als Anselms heile Welt ins Wanken geriet...
Elisabeth Swoboda
»Nein!«, sagte Renate Blaha, eine hübsche, mittelgroße Frau mit guter Figur und seidigen, halblangen brünetten Haaren. In ihren sanften braunen Augen lag Ungläubigkeit, aber keine Spur von Erschrecken oder gar Panik. »Nein, ich glaube es nicht. Das ist einfach lächerlich. Stefan …? Nein, niemals!«
Marlene Knoll warf der Sprecherin einen Blick zu, der Mitleid, aber auch ein gewisses Maß an spöttischer Ungeduld ausdrückte. Im Gegensatz zu ihrer Freundin strahlte sie keineswegs Sanftmut und Ruhe aus, sondern ein Selbstbewusstsein, das manchmal in Rücksichtslosigkeit ausartete.
»Ich bitte dich, Renate!«, rief sie, »es hat doch keinen Sinn, den Kopf in den Sand zu stecken und die Ahnungslose zu spielen. Du musst den Tatsachen ins Auge sehen. Dein Mann ist auch nicht besser als andere Männer. Er betrügt dich!«
»O nein. Das ist ausgeschlossen. Davon hätte ich etwas bemerken müssen. Stefan und ich – wir führen eine gute Ehe. Alles ist in Ordnung. Wir sind jetzt seit über sieben Jahren verheiratet und …, und …«
»Willst du mir etwa einreden, ihr wäret noch so glücklich wie am ersten Tag?«, unterbrach Marlene die Freundin. Diesmal war ihr Spott unverhohlen. Darüber hinaus lag Genugtuung in ihrer Stimme.
»Ach, Marlene, ich kenne dich doch«, versuchte Renate sich zur Wehr zu setzen. »Seit deiner Scheidung hältst du alle Männer für Ungeheuer und alle Ehen für schlecht.«
Marlene zuckte mit den Schultern. »Na und? Es ist doch so!«, versetzte sie kühl. »Die meisten Frauen wollen nur nicht wahrhaben, dass ihre Ehe zum Scheitern verurteilt ist. Sie verschließen sich vor der Wirklichkeit und klammern sich an ihre Männer, die längst nichts mehr von ihnen wissen wollen – wie du jetzt.«
»Marlene, du …, du bist gemein!«, beschuldigte Renate ihr Gegenüber.
Die beiden Frauen saßen in Renates gemütlichem Wohnzimmer. Die Tür zur Terrasse war halb geöffnet, das Lachen und das Geschrei spielender Kinder drang herein. Renate stand auf, eilte auf die Terrasse und sah hinunter in den großzügig konzipierten Innenhof der Wohnhausanlage. Er war mit Bäumen und Sträuchern bepflanzt, in der Mitte befand sich ein Kinderspielplatz mit Klettergerüsten, einer Schaukel und einem Sandkasten.
»Anselm! Anselm!«, rief Renate zu den lärmenden Kindern hinunter. Sie musste ihren Ruf wiederholen, dann erst löste sich ein, zirka siebenjähriger Junge von der übrigen Schar und blickte zur Terrasse empor. »Was willst du, Mutti?«, fragte er ein wenig unwillig.
»Ich wollte … Bist du hungrig?«, fragte Renate. Etwas anderes fiel ihr in der Schnelligkeit nicht ein. Eigentlich hatte sie nur deshalb nach ihrem Sohn gerufen, um sich zu beruhigen, um den Beweis zu haben, dass alles so war wie sonst. Marlene war entweder übergeschnappt oder bloß boshaft oder beides.
»Nein, Mutti, ich bin nicht hungrig«, scholl Anselms Stimme herauf. »Darf ich jetzt weiterspielen?«
»Ja.« Einen Augenblick noch hielt Renate die Brüstung der Terrasse umklammert, während Anselm blitzschnell zu seinen Gefährten zurücklief. Dann drehte sie sich langsam um. Sie musste zurück ins Wohnzimmer gehen. Es war unhöflich, einen Gast einfach sitzen zu lassen und zu flüchten, selbst wenn dieser Gast sich unmöglich benahm – was übrigens nichts Neues war. Marlene pflegte ihre Worte nur dann auf die Waagschale zu legen, wenn sie sich davon einen Vorteil erhoffte. Ihrer Freundin gegenüber hatte sie sich noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Außerdem hatte sie sich schon während der gemeinsamen Schulzeit eingebildet, die nachgiebige und manchmal unsichere Renate bevormunden zu müssen. Um des lieben Friedens willen hatte Renate meist nachgegeben und Marlene auch dann zugestimmt, wenn sie im Stillen ganz anderer Meinung gewesen war. Diesmal jedoch ging es nicht um irgendeine belanglose Kleinigkeit. Diesmal musste sie Marlene entschieden entgegentreten.
Renate richtete sich auf, kehrte entschlossen ins Wohnzimmer zurück und bot Marlene ein Stück Kuchen an.
»Nein, danke. Du weißt ja – die Linie. Seitdem ich in der Modebranche tätig bin, kann ich mir ein paar Kilo zu viel nicht mehr leisten. Du konntest dich auch ein wenig zurückhalten«, bemerkte Marlene. »Oder willst du deinen Kummer mit Süßigkeiten stillen?«
Renate stellte ihren Kuchenteller auf den Tisch zurück, schluckte und platzte dann einigermaßen aufgebracht heraus: »Lass mich zufrieden. Ich habe keinen Kummer. Es wird dir nie gelingen, mir einzureden, dass Stefan mich betrügt bloß weil du Pech mit deinem Mann hattest. Ich kann ja verstehen, dass du wütend bist und alle Männer für schlecht hältst. Aber Stefan … Stefan war immer ein guter Ehemann.«
»Ach ja, dein Stefan ist also die rühmliche Ausnahme«, höhnte Marlene. »Ich würde dir sogar glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte!«
»Was hast du gesehen?«
»Deinen Bilderbuchehemann zusammen mit einer attraktiven, ziemlich aufgedonnerten jungen Frau in einem kleinen, schummrigen Lokal. Sie benahmen sich wie Frischverliebte. Erst als dein vorbildlicher Stefan mich erblickte, rückte er ein Stückchen von seiner Dame ab. Er schwang sich sogar dazu auf, mich zu grüßen. Vor lauter Verlegenheit brachte er allerdings nur ein Stammeln zustande. Von dieser Begegnung hat er dir wohl nichts erzählt?«
Renate starrte ihre Freundin an und schüttelte benommen den Kopf. Marlene lügt!, fuhr es ihr durch den Sinn. Es ist eine grausame und gemeine Lüge, weiter nichts.
»Das ist natürlich noch nicht alles«, fuhr Marlene fort. »Du kennst doch die alte Dirnhuber, meine Putzfrau. Ihre Schwiegertochter arbeitet neuerdings als Bürogehilfin in derselben Firma, in der auch dein Mann beschäftigt ist. Und dort ist es ein offenes Geheimnis, dass dein Mann mit der Chefsekretärin ein Verhältnis hat«, schloss sie triumphierend.
»Nein, nein, nein!«, schrie Renate. »Das kann nicht wahr sein! Davon hätte ich etwas gemerkt!«
»Es sind immer die betrogenen Ehefrauen, die als Letzte etwas merken – beziehungsweise merken wollen. Denkst du, bei mir war es anders? Auch ich redete mir ein, dass alles bestens wäre … Na ja, Schwamm drüber. Was für Maßnahmen gedenkst du zu ergreifen?«
»Maßnahmen?«, murmelte Renate töricht.
»Mein Gott, du wirst doch nicht so weitermachen wollen wie bisher! Nichts sehen, nichts hören, nichts reden! Willst du dich von deinem Mann tatsächlich völlig unterjochen lassen? Frauen wie du sind schuld daran, dass die Männer sich einbilden, sie könnten sich alles erlauben! Deinem Mann zuliebe hast du dein Talent verkümmern lassen, hast deine eigene Karriere seiner Bequemlichkeit geopfert. Zum Dank betrügt er dich jetzt. Und du blickst nach wie vor bewundernd zu ihm empor und plapperst etwas von einer glücklichen Ehe daher, statt dich endlich von ihm zu trennen und deine eigenen Begabungen zu verwirklichen.«
»Mich von Stefan trennen? Das kann ich nicht …, nie«, stammelte Renate.
»Dann ist dir nicht zu helfen.«
»Ich glaube nicht, dass er mich betrügt, trotz allem, was du mir erzählt hast. Das sind böswillige Verleumdungen. Man will ihm in der Firma schaden, oder es handelt sich um dumme Tratschereien.«
»Na, und dass ich ihn quasi auf frischer Tat ertappt habe, glaubst du auch nicht?«, fragte Marlene spöttisch.
Renate wich Marlenes hellen blauen Augen aus. Sie wusste nicht mehr, was sie glauben sollte. Noch vor wenigen Minuten war sie Stefans Treue vollkommen sicher gewesen, aber diese Sicherheit hatte sie nun verlassen. Sie wusste, Marlene war keine ideale Freundin. Dumme Lügen, die jeder Grundlage entbehrten, hatten bisher jedoch nicht zu ihren Fehlern gezählt. Im Gegenteil, sie war eher stolz darauf, es mit der Wahrheit sehr genau zu nehmen. Aber dass Stefan untreu sein und ein Verhältnis mit einer Kollegin haben sollte, war unvorstellbar. Dafür hätte es doch Anzeichen geben müssen, aber Stefan hatte sich in der letzten Zeit nicht anders verhalten als sonst. Oder bestand dieses Verhältnis mit der Kollegin schon seit Monate, vielleicht sogar seit Jahren? Hatte Stefan schon immer eine Art Doppelleben geführt? Nein, das war absurd, schon deshalb, weil ihm dazu die Zeit gefehlt hätte. Er kam nach Büroschluss meistens pünktlich nach Hause, machte nur selten Überstunden oder traf sich mit Freunden zu einer Kartenrunde. Hatte er diese Kartenabende und die Überstunden nur vorgeschützt? Aber nein! Welche Geliebte würde sich mit so raren Zusammenkünften begnügen?
Mit einer fahrigen Handbewegung strich Renate eine Haarsträhne aus ihrer sanft gewölbten glatten Stirn. Die Szene, die sie eben durchlebte, kam ihr plötzlich unwirklich vor. Das war doch alles nicht wahr. Marlenes sorgfältig zurechtgemachtes Gesicht verschwamm, es schien sich aufzulösen …
Renate griff haltsuchend nach einer Stuhllehne, während Marlene aufsprang und die Freundin hart an den Schultern packte.
»Du wirst doch nicht in Ohnmacht fallen wie eine Heldin aus einer altmodischen Tragödie. Reiß dich zusammen!«, befahl Marlene. Sie drückte Renate in die Sitzecke und riet ihr, sich zurückzulehnen und tief durchzuatmen.
Mechanisch befolgte Renate diesen Rat, aber ihr wurde davon nicht besser. Auch das Glas Wasser, das Marlene aus der Küche holte, brachte kaum Hilfe. Renate fühlte sich elend. Sie war so blass, dass in Marlene Gewissensbisse aufstiegen.
»Wenn ich gewusst hätte, dass du es derart tragisch nimmst, hätte ich den Mund gehalten«, äußerte sie mit unterdrückter Stimme, fügte jedoch sogleich hinzu: »Das hätte allerdings wenig genützt. Eines Tages hättest du es ja doch erfahren. Ich bin der Meinung, je früher man über …, über Unannehmlichkeiten Bescheid weiß, desto besser kann man sich darauf einstellen.«
»Du bleibst