Frei für die Liebe
Von Nikki Rivers
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Über dieses E-Book
Ann ist auf betörende Weise anders als die Luxusfrauen, die der New Yorker Anwalt Eddy Winters sonst kennenlernt hat. Nur darf sie nie erfahren, warum er wirklich in ihrem Landgasthaus abgestiegen ist. Er soll nämlich gegen Ann ermitteln …
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Buchvorschau
Frei für die Liebe - Nikki Rivers
IMPRESSUM
Frei für die Liebe erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Sharon Edwin
Originaltitel: „Romancing Annie"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1077 - 1997 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Tatjána Lénárt-Seidnitzer
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_Wavebreakmedia Ltd
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2016 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733773212
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Eddy Winters ging zu der riesigen Glasfront hinüber und starrte mit brütender Miene auf die trostlose Landschaft hinaus.
Etwa zu diesem Zeitpunkt hätte er mit einer langbeinigen Blondine namens Ingrid in einer luxuriösen Skihütte in den Bergen von Vermont eintreffen sollen. Wenn Hank Lewis ihm nicht dazwischengefunkt hätte.
„Nimm’s leicht, murmelte er vor sich hin. „Das ist zwar keine Skihütte, aber Schnee ist reichlich vorhanden.
Doch leider war keine willige Frau da, um ihm das Bett zu wärmen – wenn er überhaupt noch ins Bett kam.
Nach zwei Schneestürmen in den vergangenen zwei Wochen wirkte Wisconsin so ungastlich wie ein unerforschter Planet nach einer Eiszeit. Inzwischen schneite es zwar nicht mehr, aber die Temperaturen waren weit unter den Gefrierpunkt abgesunken.
Er wandte sich vom Fenster ab und bahnte sich einen Weg zwischen weinenden Babys, lärmenden Kindern, gereizten Eltern und schlummernden Geschäftsleuten hindurch.
„Immer noch kein Taxi?", fragte er die junge Frau am Schalter der Fluglinie.
Sie blickte nicht einmal von ihrem Computer auf. „Noch nicht, Sir."
Eddy seufzte. „Und wie steht es mit einem Leihwagen?"
„Tut mir leid, auch noch nichts."
Dieselben Antworten hatte er seit der Landung in Milwaukee alle Viertelstunde erhalten.
Er kehrte zu der Glasfront zurück und beobachtete die Räumfahrzeuge, die in der Abenddämmerung versuchten, die Rollbahnen von Schnee und Eis zu befreien. Aus den Lautsprechern hinter ihm ertönten in regelmäßigen Abständen Durchsagen über gestrichene Flüge und Verspätungen.
Für einen Profi wie dich ist der Job ein Kinderspiel, hatte Hank ihm versichert und hinzugefügt, dass es sich nicht einmal lohnen würde, den Koffer auszupacken.
„Tja, da hatte er irgendwie recht", sagte Eddy leise vor sich hin, denn er hatte gar kein Gepäck bei sich.
Seine Koffer befanden sich auf dem Weg nach Tahiti. Er stellte sich seine Hemden, Pullover und Jeans im tropischen Sonnenschein unter einer Palme vor und wünschte inbrünstig, er könnte folgen.
Eine Weile lang beobachtete er einen Schneepflug bei der Räumung einer Rollbahn. Dann blickte er zur Uhr. Das „Northcott Inn", hatte ihm vor zwei Stunden versprochen, ihm eine Limousine zu schicken. Mit einem ungehaltenen Seufzer beschloss er, das Hotel noch einmal anzurufen. Als er sich umdrehte, stieß er jedoch mit einer Gestalt zusammen, die eine Kapuze und einen Becher mit kochend heißem Kaffee trug.
„Oje! Entschuldigung." Sie zog das durchnässte Sweatshirt von seiner Brust, schürzte die Lippen und begann zu pusten.
„Was tun Sie denn da?"
Sie hob den Kopf. „Ich versuche, Sie abzukühlen, bevor Sie sich verbrennen."
Eddy erhaschte einen flüchtigen Blick auf eine niedliche, sommersprossige Nase und einen kleinen, aber sinnlichen Mund, bevor sie den Kopf wieder senkte und weiterpustete.
Wenn sie glaubte, einen Mann abkühlen zu können, indem sie die weichen, vollen Lippen schürzte und blies, dann stimmte offensichtlich irgendetwas nicht mit den Männern von Milwaukee.
Oder vielleicht hatte er nur einen zu langen, zu frustrierenden Tag hinter sich. Mit Daumen und Zeigefinger hob er ihr Kinn. „Ich glaube, Sie sollten jetzt lieber damit aufhören."
Ihre Augen hatten die Farbe von altem Brandy. Zumindest glaubte er es. Die übergroße, fellbesetzte Kapuze verhüllte nicht nur ihr halbes Gesicht, sondern sie wandte zudem sehr hastig den Blick wieder ab.
Sie kramte in einer riesigen Schultertasche und holte ein Päckchen Papiertücher hervor. „Hier, lassen Sie mich versuchen …"
Eddy blickte auf die behandschuhte Hand, die sein Sweatshirt betupfte, und auf ihren gesenkten Kopf. Sie war groß, aber viel mehr war nicht festzustellen. Der grüne, daunengefütterte Anorak verhüllte ihre Gestalt, und die übergroße Kapuze verlieh ihr eine wunderliche Anonymität.
Das Phantom des Flughafens, schoss es ihm unwillkürlich durch den Kopf.
Ein Phantom, das eindeutig zu viel Erregung in ihm entfachte.
Er legte eine Hand auf ihre und hielt sie fest. „Ist ja schon gut. Wirklich. Außerdem, fügte er neckend hinzu, „ist es das Netteste, was mir am heutigen Tag passiert ist.
Sie hob erneut den Kopf, und er glaubte, Überraschung – oder Verwirrung? – auf ihrem Gesicht zu erkennen, bevor sie es hastig wieder abwandte.
„Na ja, noch mal Entschuldigung", murmelte sie und schlurfte in unförmigen Fellstiefeln davon.
Kopfschüttelnd blickte Eddy ihr nach. Phantom oder nicht, sie war ganz anders als die Frauen, zu denen er sich gewöhnlich hingezogen fühlte. Seine Vorliebe galt graziösen, eleganten Frauen, die nicht mit anderen zusammenstießen, nichts verschütteten, nicht schlurften – und nicht überraschten. Mit einer solchen Frau wäre er jetzt zusammen, wenn er nicht wegen Hank Lewis auf einem Flughafen festsäße.
Nun, vielleicht sollte er Hank dafür danken. Der Verzicht auf endlos lange Tage in einer Skihütte mit der schönen, aber berechenbaren Ingrid erschien ihm plötzlich nicht mehr wie ein großer Verlust. Nein, er würde sie nicht sehr vermissen. Dennoch, irgendetwas vermisste er. Er verspürte eine Rastlosigkeit, eine Unzufriedenheit, die er nicht zu deuten vermochte. Sein Leben verlief, so wie er es sich eingerichtet hatte, so wie er es wollte. Und trotzdem …
Automatisch blickte er in die Richtung, die das Phantom eingeschlagen hatte. Es war keine Spur von ihm zu sehen. Sehr schade. Er hätte etwas Zerstreuung gebrauchen können und gern herausgefunden, was sich unter der übergroßen Kapuze verbarg. Was immer es sein mochte, er hätte wetten können, dass es eine Überraschung war.
Eddy hatte sich gerade auf einen der unbequemen Plastikstühle gesetzt, als er über Lautsprecher ausgerufen wurde. Er ging zum Informationsschalter und fragte: „Haben Sie mich ausgerufen? Edmund Winters?"
„Ja, Mr …"
„Sie sind Edmund Winters?", warf eine vage vertraute Stimme neben ihm ein.
Er drehte sich um und starrte auf die sommersprossige Nase und die vollen Lippen. „Das Phantom des Flughafens", murmelte er und dachte, dass er vielleicht doch noch herausfinden würde, was sich unter der Kapuze verbarg.
„Ich komme vom ,Northcott Inn‘", erklärte das Phantom.
Das „Northcott Inn", zog für gewöhnlich zwei Sorten von Gästen an: ältere Paare, die schon seit ewigen Zeiten Geburtstage oder Hochzeitstage oder ihren Urlaub dort verbrachten, oder aber Geschäftsmänner mit kurzen, ergrauten Haaren, die längst aus der Mode geratene, dreiteilige Nadelstreifenanzüge trugen. Kurzum Gäste, die so sehr Gewohnheitstiere waren, dass sie immer wieder zurückkehrten, obwohl das verblichene, alte Hotel längst nicht mehr das war, was es einst gewesen war.
Dieser Mann jedoch wirkte überhaupt nicht wie ein Gewohnheitstier. Sein dunkles, von Silberfäden durchzogenes Haar reichte ihm bis auf die Schultern, sehr breite Schultern, und war aus der hohen, für die Jahreszeit ungewöhnlich gebräunten Stirn gekämmt.
Ein Skifahrer, dachte Ann mit einem Anflug von Neid und sah im Geiste sonnige Pisten, Glühwein und schöne Menschen vor sich.
Sie reichte ihm die Hand. „Ich bin Ann Madison, Ihr Chauffeur. Zu spät wurde ihr bewusst, dass sie noch immer den dicken, mit inzwischen kaltem Kaffee getränkten Handschuh trug. „Oh, tut mir leid.
„Kein Problem. Ich kann das Koffein gebrauchen."
Sie lachte und wrang den Handschuh aus. Als sie wieder aufblickte, wurde sie sofort ernst. Der Mann sah atemberaubend gut aus. Und sie hatte bisher nichts zuwege gebracht, als ihn äußerlich mit schlechtem Flughafenkaffee zu versorgen.
Ein toller erster Eindruck, dachte sie und wünschte, sie hätte andere Stiefel und den anderen Mantel angezogen. Mit synthetischem Fell im Gesicht und an den Füßen war es ihr unmöglich, sich würdevoll zu geben.
Andererseits war dieser Edmund Winters auch nicht gerade vornehm gekleidet. Statt eines langweiligen, altmodischen Anzugs trug er verblichene Jeans und einen Lederblouson über einem verblichenen, schwarzen Sweatshirt.
Ann ließ den Blick verstohlen über seine Gestalt gleiten. Zugegeben, die Jeans saßen wie angegossen, die Jacke sah butterweich aus und betonte bewundernswert breite Schultern und muskulöse Arme. Er wird sich allerdings wünschen, weniger sexy und dafür praktischer gekleidet zu sein, sobald ihn die kalte Abendluft trifft, dachte sie wissend.
Als ihr Blick sein Gesicht erreichte, funkelten seine Augen vor Belustigung. „Bin ich Ihnen recht?", fragte er.
Oh, er war ihr allerdings recht, und zwar für wesentlich interessantere Vorhaben als die Fahrt zum Hotel. Doch sie schob diesen Gedanken beiseite, um ihn später einmal in einer kalten, einsamen Nacht wieder hervorzuholen. „Ich habe nur gerade gedacht, dass es ziemlich kalt draußen ist und dass Sie nicht dafür gekleidet sind."
„Ich habe wärmere Sachen eingepackt, aber die haben sich entschlossen, auf Milwaukee zu verzichten und nach Tahiti zu fliegen", entgegnete er schmunzelnd.
Ann lachte auf und wandte hastig den Blick ab, denn sein Schmunzeln wirkte äußerst verwirrend. Sie musterte die Wegweiser über der Rolltreppe, so als wäre Englisch eine ihr unbekannte Sprache. „Möchten Sie einen heißen Kaffee, bevor wir die Fahrt antreten?"
„Nein, danke, ich hatte schon welchen."
Sie wagte einen flüchtigen Seitenblick auf sein Gesicht. Er lächelte erneut. „Oh … ja, das ist wohl wahr, stammelte sie und drehte sich zur Rolltreppe um. „Wir müssen uns beeilen
, verkündete sie über die Schulter. „Ich stehe gleich am Eingang in der Abschleppzone."
Sie führte ihn hinaus in die Nacht und schlurfte durch den Schnee zu ihrem verrosteten, verbeulten Oldtimer.
„Moment mal!", rief er fassungslos hinter ihr.
Sie drehte sich um. „Stimmt was nicht?"
„Soll das die Limousine vom Northcott Inn sein?"
„Nein, der Hotelwagen wollte nicht anspringen."
Er zog die Augenbrauen hoch. „Und das Gefährt da wollte?"
„Es ist hier, oder?", entgegnete sie bissig. Ihr Wagen sah vielleicht nicht besonders verlässlich aus, aber er war es. Wesentlich verlässlicher als die Limousine – oder alles andere im Northcott Inn. Doch das sollte er selbst herausfinden.
Zitternd vor Kälte schloss sie die Fahrertür auf und wartete ungeduldig, doch er blieb am Straßenrand stehen. „Mr Winters, es ist eiskalt hier draußen. Können wir endlich fahren?"
Er ging zur Beifahrertür und zog daran. „Sie ist abgeschlossen", stellte er tonlos fest.
„Nein, ist sie nicht. Sie …"
„Ann, unterbrach er mit übertriebener Geduld, während er weiterhin an der Tür rüttelte, „sie ist eindeutig abgeschlossen.
„Würden Sie mich bitte ausreden lassen, Mr Winters?, entgegnete sie in zuckersüßem Ton. „Sie ist nicht abgeschlossen, sie lässt sich nur nicht öffnen. Sie müssen von dieser Seite aus einsteigen.
„Unglaublich", murmelte er und ging zögernd zur Fahrertür.
Als er sich bückte und in den Wagen spähte, wünschte Ann, sie hätte die Überreste von Jasons letzter Mahlzeit weggeworfen. Sie hatte die Angewohnheit, die Verpackung von Schokoriegeln auf den Boden zu werfen und halb leere Kaffeebecher auf dem Armaturenbrett stehen zu lassen, aber sie hatte schließlich auch nicht erwartet, einen vornehmen Passagier zu befördern. Außerdem sah Edmund Winters in verwaschenen Jeans und abgewetzter Lederjacke gar nicht so vornehm aus.
„Steigen Sie ein, Mr Winters. Oder haben Sie Angst, dass Ihr Sweatshirt schmutzig wird?", spottete sie, bevor sie sich beherrschen konnte. Es war nicht die feine Art, mit einem Gast zu sprechen, aber sie hatte nicht die Absicht, sich zu entschuldigen. Dass er umwerfend aussah, gab ihm noch lange nicht das Recht, sich in dieser Eiseskälte so schwierig zu verhalten.
Edmund Winters richtete sich auf, drehte sich zu ihr um und stützte einen Ellbogen auf das Wagendach. Seine Augen glitzerten wie Eis, und sein voller Mund verzog sich zu dem Anflug eines Lächelns.
Ann stockte der Atem. Welch ein Gesicht! Er hatte eine lange, gerade Nase, hohe Wangenknochen und ein markantes Kinn mit verwegenen, dunklen Bartstoppeln. Eine Windbö wehte ihm die silbrig gesträhnten Haare ins Gesicht. Als er sie mit