Am Strand von Acapulco
Von Anne Mather
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Über dieses E-Book
Wir bekommen ein Baby! Mit diesen Worten will sich die verwöhnte Millionärstochter Ruth ihren Traummann Patrick angeln. Dass er nicht mit ihr, sondern nur beschwipst neben ihr geschlafen hat, verrät sie ihm nicht. Pflichtbewusst heiratet er die scheinbar Schwangere. Wie wird er reagieren, wenn er feststellt, dass die süße Ruth ihn beschwindelt hat und immer noch Jungfrau ist?
Anne Mather
Ich habe schon immer gern geschrieben, was nicht heißt, dass ich unbedingt Schriftstellerin werden wollte. Jahrelang tat ich es nur zu meinem Vergnügen, bis mein Mann vorschlug, ich solle doch meine Storys mal zu einem Verlag schicken – und das war’s. Mittlerweile habe ich über 140 Romances verfasst und wundere mich manchmal, wie schnell alles ging. Obwohl ich als Kind und auch als Teenager praktisch ständig geschrieben habe, habe ich keine Story wirklich beendet. Wenn mein Zimmer zu chaotisch aussah, kam meine Mutter herein, sammelte alle bekritzelten Blätter ein und warf sie in den Müll. So kam es, dass das Buch, das ich verfasste, als meine Tochter ein Baby war, das erste Werk war, das ich tatsächlich abschloss. Ich fand es schwierig, zwischen dem Haushalt und dem Kind genug Zeit zu finden und schrieb in jeder freien Minute auf ein Stück Papier – nicht gerade professionell, aber so war es halt damals. Mittlerweile sind meine beiden Kinder erwachsen, und ich habe zwei entzückende Enkel, die vier und sechs Jahre alt sind.
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Am Strand von Acapulco - Anne Mather
IMPRESSUM
Am Strand von Acapulco erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1973 by Anne Mather
Originaltitel: „The Waterfalls of the Moon"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANCE
Band 1434 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Marion Koppelmann
Umschlagsmotive: GettyImages_OJO Images, rafal_kubiak
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757670
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
Ruth wurde auf den Mann aufmerksam, sobald er die Halle betrat. Nicht, dass er außerordentlich gut ausgesehen hätte – zumindest nicht besser als die jungen Männer, mit denen sie den ganzen Abend getanzt hatte. Aber er war älter, Augen und Mund waren ausdrucksstärker, und im Vergleich zu den anderen Partygästen war er für die Jahreszeit erstaunlich sonnengebräunt.
Er blieb neben James Stephenson, Julies Vater, auf der Schwelle zum Salon stehen, und Ruth ging davon aus, dass die beiden einfach nur einen Blick auf das bunte Treiben werfen wollten. Es war ein tolles Fest, aber Mr. Stephenson konnte mit den Technorhythmen offensichtlich nichts anfangen. Was den Fremden neben ihm betraf, vermochte Ruth es nicht zu sagen. Auf jeden Fall zogen sich die beiden kurz darauf zurück, worüber sie irgendwie enttäuscht war.
In dem Pulk junger Leute hielt sie daraufhin nach Julie Ausschau, ging zu ihr und nahm sie beiseite. „Wer war denn das da gerade neben deinem Vater?"
„Du meinst bestimmt Patrick Hardy. Julie schnitt ein Gesicht. „Er ist Daddys Cousin.
„Ich habe ihn noch nie bei euch gesehen."
„Kein Wunder! Er arbeitet in Venezuela in einem Nest namens Puerto Roca und kommt nur einmal im Jahr nach England. Er ist Chemiker oder Physiker oder so etwas und bei einer großen Ölgesellschaft beschäftigt. Wieso fragst du?"
Ruth zuckte die Schultern. „Reine Neugierde!"
So wie Julie ihre Freundin jetzt ansah, glaubte sie ihr nicht. „Was ist denn los? Interessiert dich Michael schon nicht mehr?"
„Du weißt ganz genau, dass Michael Freeman und ich nur gute Freunde sind – zumindest was mich betrifft. Und was diesen Patrick angeht … Ruth seufzte. „Er ist einfach anders.
„Und älter, bemerkte Julie trocken, „bestimmt schon Mitte dreißig!
Ruth strich sich eine Strähne ihres goldblonden Haars hinters Ohr. „Das ist doch kein Alter!"
„Ich bitte dich, Ruth! Kennst du den Spruch ‚Trau keinem über dreißig‘ nicht? Du kannst dich doch unmöglich für jemanden interessieren, der fast doppelt so alt ist wie du."
„Habe ich vielleicht gesagt, dass ich mich für ihn interessiere?"
„Nein, aber … wie auch immer, du …" Julie verstummte.
„Wie auch immer, was? Ist er etwa verheiratet?"
„Soweit ich weiß, nicht. Ich glaube, er geht ganz in seiner Arbeit auf. Im Augenblick hat er in England keine eigene Wohnung, deshalb bleibt er eine Zeit lang bei uns."
„Ich verstehe. Ruth lächelte. „Jetzt sieh doch nicht so besorgt drein, Julie! Darf ich mich denn nicht nach diesem Mann erkundigen?
Ihre Freundin schüttelte den Kopf. „Er hat überhaupt kein Geld, abgesehen von seinem Gehalt, natürlich."
„Na und?" Wieder zuckte Ruth die Schultern.
„Deinem Vater wird das nicht so egal sein!"
Joseph Farrell hatte sich vom Besitzer eines kleinen Krämerladens in Liverpool zum Eigentümer einer der größten Supermarktketten des Landes hochgearbeitet. Geldverdienen war immer sein Antrieb gewesen, und für seine Familie konnte nichts und niemand gut genug sein. Als seine Frau vor dreizehn Jahren verstarb, kurz nachdem die Familie nach London gezogen war, hatte er seine ganze Zuneigung der einzigen Tochter geschenkt und ihr jeden Wunsch erfüllt, den man mit Geld verwirklichen konnte.
Erstaunlicherweise war Ruths Charakter davon nicht verdorben worden. Sie war eine freundliche, großherzige junge Frau, die vom Leben lediglich erwartete, dass ihre Mitmenschen sie mochten.
„Ich bitte dich, Julie, sagte sie jetzt, „schließlich will ich ihn nicht heiraten.
„Ich weiß, aber diesen Blick kenne ich. Tu’s nicht!"
„Was denn?"
„Du weißt schon", sagte Julie und wandte sich ab. Ihr familiärer Hintergrund war ganz anders gelagert als Ruths. Sie gehörte einer alteingesessenen englischen Gutsbesitzerfamilie an, war deshalb, was Männer betraf, viel anspruchsvoller und fühlte sich verpflichtet, ihre Freundin in dieser Hinsicht zu beraten, zumal deren Mutter das nicht mehr übernehmen konnte.
Schließlich wandte sie sich Ruth wieder zu. „Wollen wir nicht etwas trinken? Mir ist nach einem Riesenglas ‚Long Island Icetea‘."
„Wenn du möchtest. Aber du weißt ja, wie viel Alkohol da drin ist. Ich trinke lieber noch einen Prosecco."
„Wie du willst."
„Übrigens ist das eine Superparty, Julie, und ich bin froh, dass ich übers Wochenende zu euch rausgefahren bin."
„Bleibst du den Sonntag über auch noch? Dann können wir nach dem Frühstück ausreiten."
„Gern, morgen habe ich sowieso nichts vor. Und wer weiß, vielleicht lerne ich ja dabei auch den Ölexperten aus Venezuela kennen."
„Oh Ruth! Julie verdrehte die Augen. „Ich dachte, du hättest Patrick längst vergessen.
Ruth schnitt ein Gesicht und fragte lachend: „Wie könnte ich?"
Aber als sie sich in dieser Nacht fürs Bett fertig machte, überlegte sie, warum sie dem Cousin von Julies Vater so viel Interesse entgegenbrachte. Vielleicht lag es daran, dass sie einander bisher noch nicht vorgestellt worden waren oder dass er so anders war als die jungen Männer, die sie kannte. Was auch immer der Grund für ihr Interesse sein mochte, auf jeden Fall freute sie sich auf morgen früh und den Sonntag an sich, der sonst sicher viel langweiliger verlaufen würde.
Ruth erwachte ziemlich früh, duschte ausgiebig und zog Jeans und einen ärmellosen, anschmiegsamen Mohairpulli an. Die dazu passende Twinset-Jacke schlang sie sich um die Hüften. Wie immer ließ sie das dichte, schulterlange Haar offen. Noch ein bisschen Make-up, fertig!
Als sie in die Halle kam, beseitigte eine Hausangestellte bereits die Reste der Party. Es war erst kurz nach acht Uhr, und Ruth überlegte, wann die junge Frau wohl hatte aufstehen müssen, um rechtzeitig hier zu sein. Auch wenn Julies Vater nicht mehr ganz so viele Angestellte beschäftigte wie früher, konnten seine Familie und er ganz gut von den Erträgen des Gutes leben. Das Herrenhaus war zum Beispiel wenigstens dreihundert Jahre alt, aber erst kürzlich von Grund auf renoviert worden. Zusätzlich zu den Kaminen gab es in allen Räumen Zentralheizung und Doppelglasscheiben, wobei man die Atmosphäre des alten Gemäuers und die Annehmlichkeiten zeitgenössischen Wohnens hervorragend verbunden hatte.
Die Angestellte erwiderte jetzt Ruths Lächeln, bevor sie weiter Aschenbecher leerte und Gläser zusammenstellte, während Ruth die Halle und den Salon durchquerte, um vom großen Panoramafenster aus die verschneite Winterlandschaft von Wiltshire zu bewundern.
Als sich Ruth schließlich von dem Anblick losriss und die Angestellte fragen wollte, wann das Frühstück serviert wurde, hatte die junge Frau den Raum bereits verlassen, und Ruth beschloss, sich direkt in der Küche zu erkundigen. Schon als junges Mädchen war sie manchmal übers Wochenende oder in den Sommerferien bei den Stephensons gewesen und kannte die Köchin Mrs. Morris ganz gut.
In Erinnerung an die schöne Zeit verließ Ruth gedankenverloren den Salon und wäre beinah mit einem Mann zusammengestoßen. Mit seinen warmen, kräftigen Händen verhinderte er gerade noch, dass sie stolperte. Er umfasste ihre bloßen Schultern, bis sie das Gleichgewicht wieder gefunden hatte.
„Tut mir leid." Ruth blickte auf und erkannte erst in diesem Moment, dass es sich bei dem Mann um Patrick Hardy handelte. Sie war ganz hingerissen von seinem markanten Gesicht, und ein unerklärliches Kribbeln breitete sich in ihr aus.
„Oh, das war meine Schuld! Ich bin so in Gedanken gewesen", sagte er, und Ruth dachte: Was für eine angenehm tiefe Stimme er hat, und wie schön sich seine Hände anfühlen. Leider ließ er sie jetzt los.
„Ich habe Sie gestern Abend mit Julies Vater an der Tür zum Salon stehen sehen. Sie sind doch Mr. Hardy, nicht wahr?"
Der Mann runzelte die Stirn. „Da haben Sie mir ja einiges voraus, Miss … Miss …"
„Farrell, Ruth Farrell, aber bitte nennen Sie mich doch beim Vornamen. Ich bin Julies Freundin. Sie hat mich übers Wochenende eingeladen."
„Aha, heutzutage kenne ich mich bei Julies Freunden überhaupt nicht mehr aus. Als ich ins Ausland gegangen bin, war sie noch im Internat."
„Ich habe schon gehört, dass Sie in Venezuela arbeiten. Wann müssen Sie denn wieder zurück?"
„Erst in einigen Wochen. Er wollte an Ruth vorbeigehen. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden.
„Natürlich."
Ruth ließ ihn nur ungern ziehen, aber im Augenblick wusste sie einfach nicht, wie sie die Unterhaltung zwanglos aufrechterhalten sollte. Er nickte ihr höflich zu und ging dann selbst zum Panoramafenster im Salon, um die Winterlandschaft zu betrachten. Unwillkürlich dachte Ruth: Bestimmt ist das englische Wetter das ganze Gegenteil vom feuchtwarmen Klima in Venezuela. Ob ihm die Kälte hier wohl sehr unangenehm ist?
Nachdenklich stand Ruth noch eine Weile auf der Schwelle zum Salon und betrachtete Mr. Stephensons Cousin. Er war groß und breitschultrig, aber nicht übertrieben muskulös, eher athletisch. Wie es wohl wäre, von diesem Mann im Arm gehalten zu werden? Aber dann zuckte sie unwillig die Schultern. Was war denn mit ihr los? Nur weil er sich nicht sofort für sie interessierte, ging jetzt ihre Fantasie mit ihr durch.
Als Ruth kehrtmachte, um ihren Weg in die Küche fortzusetzen, kam ihr das Hausmädchen entgegen. „Da sind Sie ja, Miss Farrell! Ich habe gerade mit unserer Köchin gesprochen, und sie lässt fragen, ob Sie im Wintergarten frühstücken möchten. Bis die Stephensons aufstehen, kann es noch ein Weilchen dauern."
„Mr. Hardy ist auch schon wach", stellte Ruth fest.
„Soll ich Mrs. Morris Bescheid sagen, dass sie das Frühstück für zwei Personen vorbereitet?"
„Warum nicht?"
Ruth beschloss, schon einmal vorzugehen, und nahm sich von der Konsole in der Halle noch eine Zeitung mit. Dann setzte sie sich in einen gemütlichen Korbsessel, der direkt im Wintersonnenschein stand, und überflog die Schlagzeilen der Sonntagszeitung, während sie insgeheim darauf wartete, dass sich Patrick Hardy zu ihr gesellte. Doch als er schließlich hereinkam, gab sie vor, ihn nicht zu bemerken.
„Hallo!", sagte er und setzte sich zu ihr.
Ruth tat überrascht und faltete die Zeitung zusammen, als auch schon die junge Hausangestellte mit einem Tablett in den Händen den Wintergarten betrat. Während Patrick sich das Frühstück schmecken ließ, begnügte sich Ruth mit einem Toast und einer Tasse Kaffee.
Schließlich war auch Patrick bei seinem abschließenden Toast mit Orangenmarmelade angelangt, und Ruth blickte nachdenklich in ihre halb volle Tasse. Bei Julies Mutter gab es immer nur löslichen Kaffee – wenn es wenigstens Cappuccino gewesen wäre!
Als hätte Patrick ihre Gedanken gelesen, sagte er: „Mir schmeckt Marions Kaffee auch nicht, und wischte sich den Mund mit einer Stoffserviette ab. „Zumal ich an venezolanischen gewöhnt bin.
Ruth blickte auf.
„Dagegen ist der Tee dort mit dem englischen absolut nicht zu vergleichen. Deshalb beschränke ich mich bei meinen Aufenthalten in der Heimat immer auf Tee." Er schenkte sich noch einmal nach und blickte dann wieder zu Ruth. Diesmal fiel ihr auf, dass seine Augen gar nicht braun waren – wie sie aufgrund seines dunklen Teints angenommen hatte –, sondern grau und einen unheimlich