Kein Weg zu weit - kein Land zu fern
Von Debbie Macomber
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Über dieses E-Book
Chase weiß seit gestern: Er will nur eine, Leslie. Doch alles könnte vorbei sein, wenn sie das Interview sieht! Der Junggeselle, der mittels Plakat eine Ehefrau sucht und über den Leslie sich so abschätzig geäußert hat - ist nämlich Chase. Noch weiß sie es nicht …
Debbie Macomber
Debbie Macomber is a #1 New York Times bestselling author and one of today’s most popular writers, with more than 200 million copies of her books in print worldwide. In her novels, Macomber brings to life compelling relationships that embrace family and enduring friendships, uplifting her readers with stories of connection and hope. Macomber’s novels have spent over one thousand weeks on the New York Times bestseller list. Seventeen of these novels hit the number one spot. A devoted grandmother, Debbie and her husband, Wayne, live in Port Orchard, Washington, the town that inspired the Cedar Cove series.
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Buchvorschau
Kein Weg zu weit - kein Land zu fern - Debbie Macomber
IMPRESSUM
Kein Weg zu weit – kein Land zu fern erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1993 by Debbie Macomber
Originaltitel: „Bride Wanted"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 946 - 1995 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Renate Moreira
Umschlagsmotive: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733736040
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
„Lassen Sie mal sehen, ob ich Sie richtig verstanden habe, sagte der Mann, der hinter dem Schreibtisch saß und eine Zigarre rauchte, zu Chase Goodman. „Sie wollen eine Plakatwand zu dem Zweck mieten, sich eine Frau zu suchen?
Chase war nicht bereit, sich von einem schmerbäuchigen Zyniker seine Idee ausreden zu lassen. Er hatte genau drei Wochen Zeit, eine Frau zu finden, da blieb nicht viel Zeit für Romantik. Die Zeit, die er außerhalb Alaskas verbrachte, war begrenzt, und das war der direkteste Weg, um zu einer Ehefrau zu kommen. Er war dreiunddreißig Jahre alt, gut aussehend und einsam. Bereits den letzten Winter hatte er allein verbracht.
Er war zwar bereit zuzugeben, dass seine Idee sehr außergewöhnlich war, aber schließlich waren es auch außergewöhnliche Umstände, in denen er sich befand. Schließlich musste er die richtige Frau, um die er werben konnte, erst einmal treffen. Seattle war zwar sicherlich voller geeigneter Frauen, aber ihm war durchaus klar, dass nur wenige bereit wären, die Großstadt für den kalten, einsamen Norden aufzugeben. Chase hielt es für das Beste, die Karten auf den Tisch zu legen, zu warten und dann zu sehen, welche Antwort er erhielt.
„Sie haben mich richtig verstanden", erklärte Chase.
„Auf der Reklametafel soll stehen: ‚Frau zum Heiraten gesucht‘?" Die dicke Zigarre im Mund des ebenfalls dicken Mannes bewegte sich wie durch Zauber von einem Mundwinkel zum anderen.
„Ja, zusammen mit der Telefonnummer, die ich Ihnen gegeben habe. Der Telefonservice wird die Anrufe entgegennehmen."
„Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was für ein Typ Frau auf diese Werbung antworten wird?"
Chase nickte nur. Genau darüber hatte er lange und gründlich nachgedacht. Er wusste, was er erwarten durfte. Aber es musste doch eine darunter sein, die ihm vom ersten Augenblick an gefallen würde, und die – wenn alles gut lief – auf ihn ebenso reagieren würde. Auf diesen Zufall hoffte er, auch wenn die Chancen eins zu tausend standen.
Er wusste, dass der Weg, den er einschlug, nicht der Beste war. Wenn er mehr Zeit zur Verfügung gehabt hätte, eine Frau für sich zu gewinnen, dann hätte er beweisen können, dass er dazu befähigt war, ein guter Ehemann und – wenn die Zeit kommen würde – auch ein vorbildlicher Vater zu sein. Aber er gehörte sowieso nicht zu jenen Männern, die stets die richtigen Worte fanden, die Frauen hören wollten. Er brauchte Hilfe, und die Plakatwand würde von Anfang an alles klarstellen.
„Meine Männer werden das gleich morgen früh erledigen."
„Gut", sagte Chase und grinste.
Jetzt gab es kein Zurück mehr. Alles, was er jetzt noch tun musste, war, sich zu entspannen und darauf zu warten, dass seine Braut zu ihm kommen würde.
1. KAPITEL
Lesley Campbell starrte anklagend auf den Kalender. Der 15. Juni hätte ihr Hochzeitstag werden sollen. Aber sie würde keine Braut sein. Das Hochzeitskleid, das irgendwo im hintersten Teil ihres Kleiderschrankes hing, würde mit der Zeit wahrscheinlich gelbstichig werden. Und wenn man Seattles feuchtes Klima berücksichtigte, würde das wunderschöne Seiden- und Spitzenkleid sogar Stockflecken bekommen.
Also gut, dachte Leslie und straffte die Schultern, ich werde mich nicht von einer aufgelösten Verlobung unterkriegen lassen. Sie hatte ein ausgefülltes Leben, gute Freunde und Freundinnen. Sicherlich würde eine von ihnen sich an die Bedeutung des heutigen Tages erinnern und sie anrufen. Sicherlich hatten weder Jo Ann noch Lori vergessen, welche Bedeutung der heutige Tag für sie besaß. Lesley hätte sich keine besseren Freundinnen wünschen können als ihre Lehrerkolleginnen Jo Ann und Lori. Beide wären Brautjungfern gewesen, wenn es zur Hochzeit gekommen wäre. Bestimmt erinnerten die beiden sich daran und planten etwas Besonderes, um sie aufzumuntern. Irgendeine Überraschung. Irgendetwas, das ihre Traurigkeit verfliegen lassen und sie wieder zum Lachen bringen würde.
Das flaue Gefühl in ihrer Magengegend verstärkte sich noch, und sie schloss die Augen und atmete so lange tief ein und aus, bis es ihr wieder besser ging. Sie weigerte sich, Tony die Macht zu überlassen, sie zu verletzen. Es war schlimm genug, dass sie zusammenarbeiten mussten. Dem Himmel sei Dank war die Schule für diesen Sommer zu Ende, und sie hatte drei Monate Ferien, um sich zu erholen und neue Kraft zu schöpfen.
Lesley öffnete den Kühlschrank und hoffte, darin irgendetwas Appetitanregendes zu entdecken. Aber darin lagen noch immer derselbe leicht welke Salatkopf, zwei überreife Tomaten und eine schrumpelige Zucchini. Nun, eigentlich war ihr das auch gleichgültig. Sie hatte sowieso keinen Appetit.
Männer … wer braucht die schon, fragte sich Lesley, während sie die Kühlschranktür wieder schloss. Nicht sie. Nie wieder.
Einige ihrer männlichen Bekannten und Freunde hatten in der letzten Zeit versucht, eine Beziehung über das freundschaftliche Maß hinaus mit ihr einzugehen. Aber Lesley stand allen Bemühungen nur gelangweilt gegenüber.
Der Mann, den sie geliebt hatte, der Mann, dem sie drei Jahre ihres Lebens geschenkt hatte, hatte sechs Monate vor ihrer Hochzeit verkündet, dass er noch nicht so weit sei, um sich endgültig zu binden. Leslie hatte es nicht fassen können. Sie waren bereits in den letzten zwei Jahren am College zusammen gewesen und hatten zur gleichen Zeit ihre Lehrerausbildung gemacht. Sie hatten sogar an der gleichen Grundschule gearbeitet, sich jeden Tag gesehen, und dann – wie ein Blitz aus heiterem Himmel – hatte Tony behauptet, dass er mehr Zeit brauche.
Nur eine Woche später hatte Lesley feststellen müssen, was mehr Zeit bedeutete. Tony hatte sich Hals über Kopf in eine Kollegin verliebt. Nachdem er drei Wochen lang mit April Packard ausgegangen war, hatte Tony die Verlobung mit Lesley gelöst. Als wenn das noch nicht schlimm genug gewesen wäre, heirateten Tony und April bereits einen Monat später. Da Lesley einen Arbeitsvertrag und nur wenig Gespartes hatte, konnte sie die Schule nicht ohne weiteres verlassen und war gezwungen, sich jeden Tag das Glück des frisch vermählten Paares mit anzusehen.
Sie gab sich große Mühe, nicht zu verbittern und so zu tun, als wenn alles nur zu ihrem Besten wäre. Wenn Tony sich schon in eine andere Frau verliebte, dann war es tatsächlich besser, wenn er es vor statt nach der Hochzeit getan hatte, redete sie sich ein und bekam es auch ständig von den anderen zu hören.
Nur, es funktionierte nicht.
Es tat so weh, ihn verloren zu haben. In manchen Nächten kämpfte sie bis zum Morgengrauen mit ihrer Einsamkeit. Das Gefühl der Verlassenheit schien sie manchmal zu ersticken. Und ständig mit ansehen zu müssen, wie glücklich Tony und April waren, war nicht gerade hilfreich.
Das letzte Mal hatte sie sich als sechsjähriges Mädchen so einsam gefühlt. Ihre Familie hatte damals einen Urlaub in Disneyland geplant. Lesley war hellauf begeistert gewesen und hatte es gar nicht erwarten können, dahinzukommen. Es wäre ihr erster Flug gewesen, ihr erster Aufenthalt außerhalb von Washington. Dann, drei Tage bevor die Ferien beginnen sollten, hatte ihr Vater seine Sachen gepackt und hatte die Familie ohne Vorwarnung, ohne ein Wort zu sagen und offensichtlich ohne Bedauern verlassen. Das Geld, das die Familie für den Urlaub gespart hatte, nahm er mit.
Ihre Mutter war so bestürzt und unglücklich gewesen, dass sie noch nicht einmal in der Lage gewesen war, Leslie zu trösten, die sich schuldig fühlte und nicht wusste, warum.
Als weder Jo Ann noch Lori sie bis Mittag angerufen hatten, sank Lesleys Stimmung sogar noch mehr. Vielleicht hat es einen Grund, warum die beiden mich nicht anrufen, dachte sie. Vielleicht nehmen sie an, ich habe vergessen, was für ein Tag heute ist, und wollen die ganze unglückselige Angelegenheit ruhen lassen, um zu vermeiden, dass kaum verheilte Wunden wieder aufbrechen. Dabei war alles, was Lesley wollte, ein wenig Spaß … irgendetwas, das sie vergessen ließ, wie einsam sie sich fühlte.
Jo Ann war nicht zu Hause, also hinterließ Lesley eine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter. Die Bedeutung dieses Tages schien auch Lori entgangen zu sein, die sich in einen Mann verliebt hatte, den sie erst vor kurzem kennen gelernt hatte.
„Hättest du Lust und Zeit, mit mir heute Abend ins Kino zu gehen?", fragte Lesley.
Lori zögerte. „Nicht heute Abend. Larry war in den letzten Tagen nicht in der Stadt und wird heute Abend wieder zurückkommen. Könnten wir an einem anderen Tag zusammen ausgehen?"
„Sicher, antwortete Lesley so lässig, als hätte sie nicht den geringsten Kummer. Niemals würde sie auf den Gedanken kommen, ihren besten Freundinnen vorzujammern, wie sehr sie litt. „Ich wünsche dir viel Spaß.
Irgendetwas musste Lori an Lesleys Stimme aufgefallen sein. „Lesley, geht es dir gut?", fragte sie besorgt.
„Natürlich, beruhigte Lesley rasch ihre Freundin. „Wir sehen uns dann in den nächsten Tagen.
Nachdem sie aufgelegt hatte, war ihr klar geworden, dass sie ganz allein auf sich gestellt war. Auf ihre Freunde konnte und wollte sie heute nicht zählen. Sie seufzte und biss sich auf die Unterlippe. Sie war es so sehr leid vorzugeben, dass es nicht wehtat, und so müde, die Unbekümmerte vorzuspielen, wenn ihr Herz in Wirklichkeit fast zerbrach.
Ein Tag wie dieser rief nach drastischen Maßnahmen. Und nichts konnte drastischer sein als eine große Packung extra sahnige Schokoladensplittereiscreme, die man gemütlich vor dem Fernseher verspeiste. Am besten, während man sich einen jener schönen alten Filme ansah, in denen Herz sich zwar ebenfalls auf Schmerz reimte, aber bei denen es eine Garantie auf ein Happy End gab.
Lesleys Laune besserte sich bei dem Gedanken. Jawohl, sie würde sich selbst verwöhnen. Männer! Wer brauchte sie? Ich nicht, entschied Lesley. Sie nahm ihre Handtasche und lief bereits mit leichterem Herzen zur Tür hinaus.
Es war an einer Kreuzung, an der sie bei Rot anhalten musste, als sie die Plakatwand erblickte.
FRAU ZUM HEIRATEN GESUCHT.
TELEFON: 555–1213.
Zuerst war sie amüsiert. Ein Mann suchte auf diese Art und Weise eine Frau? In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie etwas so Lächerliches gesehen. Dieser Mann war entweder verrückt oder schwachsinnig. Allerdings musste sie sich eingestehen, dass sie in letzter Zeit nicht sehr gut auf das männliche Geschlecht zu sprechen war.
Immer noch amüsiert über die Plakatwand, parkte Lesley auf dem Parkplatz des Supermarktes und ging auf den Eingang zu. Kleine Rosensträucher, Rhododendren und Balkonblumen in allen Farben standen zum Verkauf vor dem Geschäft, und Leslie spielte mit dem Gedanken, ein paar rote Geranien zu kaufen, um sie in den Blumenkasten auf der Veranda zu pflanzen.
Ihr fiel ein Mann auf, der ungeduldig vor den automatischen Glastüren hin- und herlief und nervös auf seine Uhr blickte, aber sie vergaß ihn schnell wieder, während sie sich die Pflanzen ansah und sich ausmalte, wie wundervoll sich ein paar pinkfarbene Fuchsien auf ihrer Veranda ausmachen würden.
„Entschuldigen Sie, sagte genau dieser Mann einige Minuten später, als sie die Eingangstür fast erreicht hatte. „Können Sie mir sagen, wie spät es ist?
„Sicher", antwortete sie und winkelte den Arm an, um auf ihre Uhr zu blicken.
In diesem Moment griff der Mann nach ihrer Handtasche und riss sie ihr so schnell vom Arm, dass Lesley für einen Herzschlag vor Schreck wie angewurzelt