Per E-Mail ins Glück
Von Mollie Molay
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Über dieses E-Book
Melinda möchte im Erdboden versinken, als sie in der Zeitung von ihrer angeblich bevorstehenden Hochzeit mit Benjamin liest. Denn diese Anzeige ist so etwas wie ein Internet-Unfall, von Melinda versehentlich verursacht. Während sie sich noch fragt, wie sie das Benjamin erklären soll, stürmt der auch schon in ihr Geschäft.
Mollie Molay
Nachdem sie einige Jahre in einem Logistikzentrum eines Lufttransportunternehmens gearbeitet hatte, entdeckte Mollie Molay, dass ihr das Schreiben von Liebesromanen, was sie nebenbei verfolgte, viel mehr Freude bereitete als ihre bisherige Tätigkeit. Also versuchte sie, ihr Hobby zu ihrem Beruf zu machen.
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Buchvorschau
Per E-Mail ins Glück - Mollie Molay
IMPRESSUM
Per E-Mail ins Glück erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2000 by Mollie Molé
Originaltitel: „The Groom Came C.O.D."
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 182 - 2002 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Caroline Collins
Umschlagsmotive: LiudmylaSupynska GettyImages
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733755898
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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PROLOG
Melinda Carey überflog die Auftragslage am Bildschirm. Kein Zweifel – das Brautmodengeschäft rutschte langsam tief in die roten Zahlen.
Der Juni war der beliebteste Heiratsmonat. Aber im Geschäft herrschte absolute Flaute. Und es sah auch nicht so aus, als ob sich die Wirtschaftslage demnächst bessern sollte.
„Das habe ich mir anders vorgestellt", murmelte Melinda resigniert. Dabei heirateten genügend Paare aus der Umgebung, aber sie zogen es vor, ihre Ausstattung in Santa Barbara zu kaufen.
Berties Brautmodengeschäft und der Hochzeitsservice standen kurz vor der Pleite.
Melinda blickte aus dem Fenster auf den kleinen Park. Die Fontänen der Springbrunnen glitzerten im Sonnenschein. Rote und weiße Petunien säumten die Kieswege. Rosen blühten in allen Farben auf den Beeten.
Sie hatte diesen Ort schon immer geliebt und davon geträumt, eines Tages hier in der Gartenlaube unter der Trauerweide zu heiraten. Aber dieser Traum würde sich wohl nie erfüllen, denn in Melindas Leben gab es keinen Mann.
Es hatte ihr nicht an Verehrern gefehlt. Als sie noch in San Francisco gelebt hatte, war sie mit ihrem Chef verlobt gewesen. Doch kurz vor der Hochzeit stellte sie gerade noch rechtzeitig fest, dass Paul ein ausgemachter Egozentriker war.
Jetzt musste sie sich auch noch um ihre Tante Bertie kümmern. Welcher vernünftige Mann würde schon eine dreißigjährige Jungfer wollen und sich zudem noch eine wunderliche Tante – Ojais stadtbekanntes Original – einhandeln?
Sie starrte auf den Monitor und hoffte, dass sich die roten Zahlen in schwarze verwandeln würden. Aber natürlich passierte nichts. Selbst der erst vor kurzem gegründete Hochzeitsservice brachte nur Verluste.
Melinda hing ihren trübsinnigen Gedanken nach. Sie würde bald einunddreißig sein, und kein Bräutigam war in Sicht – geschweige denn ein Mann, der ihr gefiel. Ihre biologische Uhr tickte laut genug, um Melinda nachts um den Schlaf zu bringen. Unwillkürlich entwickelten ihre Finger auf der Tastatur ein Eigenleben und riefen eine Kontakt-Homepage im Internet auf.
Passender Bräutigam gesucht? Kein Problem. Ohne sich über die Folgen ihres Handelns bewusst zu sein, surfte sie zur nächsten Homepage und blätterte die Fotogalerie der Heiratskandidaten durch. Plötzlich durchzuckte sie ein Schauer, als sie das Bild von Ben Howard entdeckte. Kein Zweifel, das war er: groß, athletisch, blauäugig.
Der Mann, für den sie schon früher geschwärmt hatte. Damals war er der beste Sportler der Schule und der Schwarm aller Mädchen gewesen.
Melinda errötete, als sie Bens Bild betrachtete. Sein Blick war so intensiv, dass er sie selbst vom Bildschirm aus zu durchschauen schien.
Ihre Hormone spielten verrückt, als sie sich an den einzigen Tanz erinnerte, den sie vor Jahren auf der Abschlussparty mit Ben getanzt hatte. Es war Damenwahl gewesen. Ben war der Topstar der Basketball-Schulmannschaft gewesen und Melinda ein glühender, aber unscheinbarer Fan. Selbst heute noch meinte sie seine starken Arme zu spüren. Sie hatte sich in eine Traumwelt geflüchtet, bis er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Stirn gehaucht und ihr gesagt hatte, dass man sich ja irgendwann einmal wiedersehen könnte.
Zwölf Jahre waren mittlerweile vergangen, und nun sah Melinda ihn tatsächlich wieder. Wenn auch nur auf dem Monitor. Aber er war noch immer ihr Traummann. Wehmütig betrachtete sie sein Bild.
Sie wusste vom Hörensagen, dass Ben noch während des Studiums geheiratet hatte und bereits vor dem Examen wieder geschieden war. Vielleicht erklärte das seine abweisende Miene. Aus dem lachenden, unbekümmerten Jungen war inzwischen ein ernsthafter, angesehener Likörfabrikant geworden.
Was hatte Ben Howard auf einer Website für Heiratskandidaten zu suchen?
Aber da war er. Und eindeutig zu haben. Auch wenn es nur in ihrer Fantasie war – Melinda hatte sich für Ben entschieden. Niemand würde je davon erfahren.
Gewünschter Hochzeitstermin? Je eher, desto besser. In einem Monat. Wo soll die Hochzeit stattfinden? In dem kleinen Park. Was für ein Brautkleid? Melinda würde das lange, weiße Seidenkleid mit den dezenten Blumen aus ihrem Brautmodengeschäft tragen. Und dazu einen Kranz aus rosa Rosen. Wer soll die Trauung vornehmen? Natürlich Reverend Charles Good, ein alter Freund von ihrer Tante Bertie.
In ihrer lebhaften Fantasie hatte Melinda auch schon das Essen ausgesucht. Es würde ein leckeres Picknick im Park geben, und als Blumenschmuck würde sie Gardenien bestellen.
Ihre Aufregung wuchs, als sie in Gedanken bereits die Heiratsanzeige entwarf und an die Lokalpresse schickte.
Das Telefon riss sie aus ihren Träumen. „Melinda!, klagte eine Frauenstimme. „Sie können sich nicht vorstellen, was passiert ist. Ich brauche unbedingt Ihre Hilfe!
Melinda blickte noch immer auf den Bildschirm. „Was ist denn los, Sue Ellen? Machen Sie sich keine Sorgen wegen Ihrer Hochzeit. Wir haben alles exakt geplant. Es kann gar nichts schief gehen."
„Frank ist allergisch gegen frische Blumen!"
„Das darf doch nicht wahr sein. Nicht jetzt. Die Hochzeit findet ja schon übermorgen statt."
„Als ich Frank die Blumen zeigte, die ich bestellt hatte, bekam er plötzlich keine Luft mehr. Ich dachte schon, er stirbt. Später sagte er mir, dass er gegen alle Blumen allergisch ist."
Melinda musste sofort handeln. Jetzt war ihr Improvisationstalent gefragt. „Das bekommen wir schon in den Griff, meinte sie. „Ich besorge stattdessen Seidenblumen, mit denen wir die Kirche schmücken.
„Aber mein Brautstrauß! Und die Blumen der Brautjungfern!, weinte die Anruferin. „Ich kann doch nicht ohne Blumen heiraten.
„Wir werden schon eine Lösung finden und dafür sorgen, dass Ihre Hochzeit unvergesslich bleibt, Sue Ellen, sagte Melinda beruhigend. „Sie brauchen nichts weiter zu tun, als pünktlich zur Kirche zu kommen.
Hastig schloss Melinda die Website und dachte nicht länger an ihre eigenen Hochzeitsträume. Jetzt musste sie eine wirkliche Hochzeit ausrichten.
1. KAPITEL
Es hämmerte so laut an der Haustür, dass sogar Dornröschen davon aufgewacht wäre.
Melinda war vollkommen geschafft, weil sie am Wochenende die verschiedenen Ortschaften im Umkreis von 50 Meilen abgeklappert hatte, um alle erhältlichen Seidenblumen aufzutreiben. Zum Glück konnte der ungeduldige Besucher sie nicht sehen. Hoffentlich würde er von selbst aufgeben, wenn Melinda nicht antwortete. Sie schlich zur Küche.
Man sah ihr die Erschöpfung weiß Gott an. Sie hatte sich mit einer enttäuschten Braut, einem allergischen Bräutigam und acht Brautjungfern auseinandersetzen müssen, die nicht begreifen wollten, dass sie statt der Blumensträuße weiße Gesangsbücher und Seidenblumengestecke in den Händen halten sollten.
Auch dass sie die Extrakosten für Seidenblumen nicht in Rechnung stellte, half nicht über die gedrückte Stimmung hinweg. Wenn sie die bestellten frischen Blumen nicht anderweitig einsetzen konnte, würde die Hochzeit ein herbes Verlustgeschäft werden.
Das Hämmern an der Tür wurde stärker. Auch Melindas Kopfschmerzen nahmen zu. Das war ja nicht zum Aushalten!
Sie blickte zur Uhr. Es war gerade erst acht, und die Geschäfte hatten noch nicht einmal geöffnet. Bevor Melinda einen klaren Gedanken fassen konnte, brauchte sie einen starken, schwarzen Kaffee.
Eine Männerstimme vor der Tür begann zu fluchen. Das hatte Melinda gerade noch gefehlt! Ein ungeduldiger Hausierer, der nicht begriff, dass mit ihr um diese Zeit kein Geschäft zu machen sei? Dem Mann würde sie aber Bescheid sagen!
Sie verknotete ihr ärmelloses Hemd vor der Taille und schwang sich in ihre abgeschnittene Lieblingsjeans. Dann riss sie die Tür auf.
Das Erste, was sie sah, war eine Zeitung, die ihr der gereizte Besucher unter die Nase hielt.
„Was zum Teufel sagen Sie dazu?"
„Das ist die Morgenzeitung, die ich abonniert habe. Geben Sie her, und jetzt verschwinden Sie gefälligst." Sie wollte die Tür zuknallen, aber der Mann hatte seinen Fuß dazwischen gestellt.
Das Gesicht kam Melinda seltsam vertraut vor. „Ben?, fragte sie vorsichtig. „Ben Howard?
Sie schluckte.
Der Besucher konnte sich nur mühsam beherrschen. Es schien, als hätte er Schaum vor dem Mund, und seine Augen sprühten Feuer. Was hatte das zu bedeuten? Ben Howard, der begehrteste Junggeselle von Ojai, hämmerte schon um acht Uhr morgens an ihre Haustür.
Melinda schloss die Augen und zählte bis zehn. Vielleicht würde er ja von selbst verschwinden.
Es half nichts. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, und selbst mit geschlossenen Augen sah sie diesen unerhört attraktiven Mann vor sich, auch wenn seine Züge wutverzerrt waren. Ben Howard hatte sie nun wirklich nicht vor ihrer Haustür erwartet.
„Wer könnte wohl sonst hinter der Heiratsanzeige stecken, die ich heute Morgen in der Zeitung entdeckt habe?"
Melinda schluckte schwer. Das war alles andere als ein Höflichkeitsbesuch. Sie trat einen Schritt zurück und sagte so würdevoll wie nur irgend möglich: „Ich habe keine Ahnung, worum es geht. Anscheinend liegt ein Fehler vor."
„Ja, und es sieht so aus, dass Sie die Schuldige sind! Wütend ging er durch die Tür nach drinnen. „Was hat das zu bedeuten? Ich will eine Erklärung!
Sie wich einen Schritt zurück und unterdrückte ein Stöhnen. „Es tut mir leid, aber ich weiß immer noch nicht, wovon Sie sprechen."
„Zum Teufel, das wissen Sie genau." Anklagend deutete der Mann mit dem Zeigefinger auf einen Zeitungsartikel.
Melinda zwang sich zur Ruhe. Am besten lese ich den Artikel gleich durch, dachte sie. Vielleicht verschwindet Ben Howard dann. Sie griff nach der Zeitung und erstarrte, als sie die Überschrift las: Bekannter Geschäftsmann heiratet Jugendliebe. Und darunter standen Bens und ihr Name.
Kein Wunder, dass Ben Howard so aufgebracht war. Den Ärger hatte Melinda sich selbst zuzuschreiben, weil sie ihren Hochzeitsträumen und Fantasien freien Lauf gelassen hatte. Plötzlich gaben ihre Knie nach, und sie wäre auf den Boden gesunken, wenn Ben sie nicht aufgefangen hätte. „Ich habe keine Ahnung, wie das in die Zeitung kommen konnte", sagte sie mit schwacher Stimme.
„Wenn Sie es nicht wissen, wer dann?, fragte Ben kalt. „Melinda Carey, das sind doch Sie, oder? Eine frühere Bewohnerin unserer Stadt, die kürzlich zu ihrer Tante Bertilda Blanchard zurückgekehrt ist, gibt ihre Verlobung mit Benjamin Howard bekannt. Miss Carey arbeitet in Berties Brautmodengeschäft und dem Hochzeitsservice. Mr. Howard ist ein prominenter Winzer und Mitinhaber der Oak Tree Likörfabrik.
Ben machte eine kurze Pause. „Die Trauung findet am 4. Juli draußen im Sunlight Park an der Main Street statt."
Er ließ die Zeitung sinken und sah Melinda finster an. „Da steht noch mehr Mist drin, aber den können wir uns schenken. Wieso sind Sie ausgerechnet auf mich gekommen? Ich kenne Sie doch gar nicht."
Zu Melindas wachsender Verwirrung musterte er sie von den Zehen über ihre nackten Beine, die vollen Brüste bis hin zu ihren Augen und den geröteten Wangen. „Oder etwa doch?"
Es schien, als hätte sie das alles schon einmal erlebt. Jugendliebe? Von wegen! Ben Howard hatte damals kaum ein Wort mit ihr gewechselt – geschweige denn von Liebe gesprochen. Und abgesehen von einem einzigen Tanz hatte er sie niemals in den Armen gehalten. Wahrscheinlich erinnerte er sich nicht einmal an sie.
Was war denn eigentlich passiert? Melinda erinnerte sich nur vage daran, dass sie ihre heimlichen Wunschträume eingetippt hatte, als sie am Rechner spielte. Aber sie hatte doch niemals die Enter-Taste gedrückt, oder? Das war doch alles nur ein Spiel gewesen.
„Vielleicht ist einer übereifrigen Reporterin die Fantasie durchgegangen", meinte sie vage.
Seinem Ausdruck nach zu urteilen, schien er ihr diese Erklärung nicht abzukaufen. Wie er Melinda ansah.
Ihr wurde plötzlich heiß.
Und die Hochzeit sollte ausgerechnet an ihrem Lieblingsplatz im Park stattfinden?
Was hatte sie da nur