Plötzlich will ich nur noch dich
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Über dieses E-Book
Cowboy Rich Randall gehört zu den ganz harten Kerlen. Doch jetzt hat es ihn böse erwischt. Er fiel beim Bullenreiten von seinem Tier und brach sich den Knöchel. Da er weder laufen noch fahren kann, bittet er die schöne Kellnerin Samantha um Hilfe - was diese ihren Job kostet. Nicht, weil ihn das berührt, sondern nur um wieder quitt zu sein, schützt Rich sie vor ihrem zudringlichen Chef. Das glaubt er zumindest - bis er Samantha im Kreise seiner Familie erlebt und sie mit ihrer Warmherzigkeit eine Zärtlichkeit in ihm weckt, die dem harten Kerl richtig Angst macht ...
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Buchvorschau
Plötzlich will ich nur noch dich - Judy Christenberry
Judy Christenberry
Plötzlich will ich nur noch dich
IMPRESSUM
BIANCA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2002 by Judy Russell Christenberry
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1724 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Heike Warth
Fotos: Corbis
Veröffentlicht im ePub Format im 01/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-294-6
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Samantha Jeffers hob den Kopf, als die Cowboys sich umständlich von ihren Stühlen aufrappelten. Deren rüpelhafte Flirtversuche hatte sie diplomatisch ignoriert, und jetzt hoffte sie, dass wenigstens ein großzügiges Trinkgeld für sie abfiel. Das Hot Skillet war kein besonders elegantes Restaurant, aber es lief gut, vor allem während des Rodeos. In der Skisaison war angeblich mehr los, aber sie war erst seit Ende Februar hier, und da hatten die Bergbahnen und Lifte ihren Betrieb für dieses Jahr bereits eingestellt.
Als die Tür hinter dem Letzten aus der Gruppe ins Schloss gefallen war, wollte Samantha den Tisch abräumen und sauber machen. Dabei stellte sie fest, dass ein Cowboy übrig geblieben war. Er war in sich zusammengesunken und wirkte unnatürlich blass.
„Fehlt Ihnen etwas?", erkundigte sie sich besorgt.
Er hob nur mit Mühe den Kopf. „Nein", nuschelte er, nur um gleich wieder die Augen zu schließen.
„Sie sollten Ihren Rausch woanders ausschlafen, empfahl sie ihm. „Hier sieht es der Boss gar nicht gern.
Sie wollte nicht unfreundlich sein, aber so war es nun einmal.
Er richtete sich ein wenig auf. Dabei entfuhr ihm ein kleiner Schmerzenslaut.
„Sind Sie verletzt?", wollte Samantha wissen.
„Weiß nicht. Vielleicht."
„Samantha?, rief ihr Chef von der Theke. „Bist du fertig? Da kommen gerade neue Gäste.
„Ich habe noch jemanden hier", erwiderte sie und drehte sich halb um.
„Will er noch etwas?"
„Mister, Sie müssen etwas bestellen, flüsterte Samantha. „Sonst wirft er Sie raus.
„Kann nicht", kam es dumpf zurück.
„Wenn Sie kein Geld haben, kann ich das für Sie übernehmen, aber … Samantha runzelte die Stirn. „So schlecht ist unser Essen nun auch wieder nicht.
Ihr Versuch, die Stimmung zu heben, entlockte ihm ein schwaches Lächeln. Offensichtlich hatte er wirklich Schmerzen. „Soll ich einen Krankenwagen rufen?"
„Nein. Zu auffällig. Könnten Sie mich nicht fahren? Draußen steht mein Wagen."
Samantha sah auf die Uhr. In einer Viertelstunde war ihre reguläre Schicht zu Ende. Andererseits war sie heute schon um sechs Uhr morgens gekommen, um ihrem Chef einen Gefallen zu tun. Es sollte also kein Problem sein, wenn sie ein paar Minuten vorher ging. „Warten Sie eine Minute."
Sie stellte ihr Tablett ab und ging zur Theke. „Brad, ich würde gern gehen."
Dass er sie keines Blickes würdigte, war ein sicheres Zeichen dafür, dass er nicht in bester Stimmung war. „Deine Schicht ist noch nicht zu Ende!"
„Dafür habe ich früher angefangen. Du könntest dich ruhig ein bisschen erkenntlich zeigen."
„Seit wann drückst du dich denn so vornehm aus?"
„Der Cowboy da hinten ist krank, und ich will ihn ins Krankenhaus fahren."
„Du brauchst mich nicht anzulügen, nur weil du mit ihm ins Bett willst."
„Selbst wenn dem so wäre, ginge es dich nichts an. Ich arbeite hier und bin dir keine Rechenschaft über mein Privatleben schuldig. Heute habe ich mehr als genug getan." Damit wandte Samantha sich wieder ab.
„Wenn du jetzt gehst, brauchst du gar nicht mehr wiederzukommen!"
Sie presste für einen Moment die Kiefer zusammen, aber dann war ihre Entscheidung gefallen. Brad wurde in letzter Zeit für ihren Geschmack ohnehin ein bisschen aufdringlich, und sie würde ihm und seinem Restaurant keine Träne nachweinen. „Gut, gab sie nur zurück. „In zwei Minuten siehst du mich zum letzten Mal.
Rich Randall fühlte sich mehr als unbehaglich, als ihm klar wurde, was er da angezettelt hatte. Nur weil er die Bedienung, die so souverän mit den Belästigungen der Cowboys umgegangen war, um Hilfe gebeten hatte, war sie praktisch gefeuert worden! An die Folgen hatte er keine Sekunde gedacht.
Schuld daran war nur sein lächerlicher Stolz, der es ihm verboten hatte, sich von seinen Begleitern zum Arzt bringen zu lassen.
Bevor er noch lange darüber nachdenken konnte, wie er sich jetzt verhalten sollte, tauchte Samantha mit einer großen Schultertasche wieder an seinem Tisch auf. „Sind Sie so weit?", fragte sie lächelnd.
„Hören Sie, ich will nicht, dass Sie meinetwegen Ihren Job verlieren. Wir können auch jemand anders rufen."
„Nicht nötig. Hat Ihr Wagen Automatik?"
„Sind Sie sicher?", erkundigte er sich und sah ihr ins Gesicht. Den Schmerz in seinem Knöchel versuchte er zu ignorieren.
„Ganz sicher. Schaffen Sie es bis auf die Straße?"
Irgendwie würde er sich revanchieren, wenn es ihm wieder besser ging. „Ja, ich glaube schon."
Samantha rückte den Tisch zur Seite, damit der Cowboy leichter aufstehen konnte, und umfasste dann seine Taille. „Was ist passiert?"
„Wahrscheinlich habe ich mir den Knöchel verstaucht."
„An welchem Bein?"
„Dummerweise am rechten. Deshalb kann ich nicht selbst fahren." Er hatte das Gewicht auf das linke Bein verlagert, das andere hatte er angewinkelt.
„Am besten stützen Sie sich auf mich."
Sie war schmal gebaut, vielleicht einen Meter dreiundsechzig groß und gut fünfzig Kilo schwer.
„Ich bin kräftiger, als ich aussehe, versicherte sie ihm, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Kommen Sie, bevor Brad ausrastet.
„Ich dachte, das hätte er schon getan." Rich fand ihre Gelassenheit außerordentlich beeindruckend.
Darauf erwiderte sie nichts, sondern setzte sich stattdessen langsam in Bewegung. Als er den rechten Fuß aufsetzte, sackte er zusammen und wäre fast gefallen.
Samantha zog ihn wieder hoch. „Vielleicht sollten Sie auf dem linken Bein hüpfen. Das sieht zwar nicht so toll aus, aber damit bekommen wir Sie wenigstens nach draußen, ohne dass Sie mir in Ohnmacht fallen."
Das Hüpfen war zwar auch nicht die angenehmste Fortbewegungsart, aber immer noch besser, als den schmerzenden Fuß zu belasten.
Vor der Tür blieben sie einen Moment stehen, damit er sich ausruhen konnte. „Geht es so?", erkundigte Samantha sich fürsorglich.
„Ja, stieß er angestrengt hervor. „Es ist der schwarze Kleintransporter da hinten
, fügte er dann hinzu und machte mit dem Kopf eine Bewegung nach rechts.
„Ein Glück, dass Sie in der Nähe geparkt haben", sagte sie lächelnd.
Dieser Gleichmut war wirklich erstaunlich. Aber andererseits hatte sie nicht solche Schmerzen wie er, und ihr Leben verlief vermutlich auch geordneter als seines. Ganz bestimmt sah die Zukunft für sie rosiger aus.
„Dann wollen wir mal wieder", sagte sie und umfasste ihn entschlossen.
Rich biss die Zähne zusammen und fing an zu hüpfen. Fünf Minuten später ließ er sich erschöpft an seinen Wagen sinken.
„Wo haben Sie die Schlüssel?"
„In meiner Hosentasche." Er machte keine Anstalten, sie selbst herauszuholen.
„Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich sie aus Ihrer Hose angle? Samanthas Stimme klang hart. „Hören Sie, Cowboy, wenn das Ganze nur eine Anmache sein sollte, dann vergessen Sie das Ganze. Nicht mit mir.
Rich stand einfach da und beobachtete ungläubig, wie sie sich zum Gehen wandte.
„Warten Sie! Ich wollte nicht … Als er die Hand ausstreckte, verlor er das Gleichgewicht. Er stieß einen Schmerzenslaut aus, als er stürzte. „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich Ihnen etwas vorspiele? Dann suche ich diese verdammten Schlüssel eben selbst.
Samantha wartete schweigend, bis er nach einiger Mühe fündig wurde. „Zufrieden?"
Eine scheinbare Ewigkeit verging, bis sie ihm schließlich aufhalf. „Können Sie allein einsteigen?"
Rich nickte. Er zog sich ohne ihre Hilfe am Wagen hoch und schob sich auf den Sitz.
Dann stieg sie auf der anderen Seite ein und steckte den Schlüssel ins Zündschloss.
Der Schmerz war stärker geworden, und Rich fürchtete, dass ihm jeden Augenblick die Tränen kommen würden. Eine peinlichere Situation konnte er sich kaum vorstellen.
Samantha ließ den Motor an. „Wie ist das passiert?", wollte sie wissen, als sie auf die Straße einbogen.
„Ein Bulle."
„Sie sind Bullenreiter? Rich nickte. „Dann sind Sie verrückter, als ich angenommen hatte. Hat er Sie abgeworfen?
„Ja", erwiderte er knapp.
Sie waren vor dem Krankenhaus angekommen, und Samantha hielt vor der Notaufnahme an. „Bleiben Sie sitzen. Ich organisiere einen Rollstuhl."
Es kostete ihn einige Überwindung, aber dann nickte er. Hier würde ihn bestimmt niemand sehen; also konnte er seinen Stolz vergessen.
Innerhalb kürzester Zeit tauchte seine Retterin mit einem Krankenpfleger samt Rollstuhl wieder auf. Der Mann zog Rich aus dem Wagen und hob ihn wortlos in den Stuhl. Rich fehlte das weibliche Feingefühl.
„Ich bringe den Wagen auf den Parkplatz", verkündete Samantha.
Plötzlich keimte der Verdacht in ihm auf, dass sie sich mit seinem Wagen aus dem Staub machen könnte und er sie nie wiedersah. „Aber dann kommen Sie doch wieder?"
Sie bedachte ihn mit einem spöttischen Blick. „Was dachten Sie denn?"
Samantha hatte viel Zeit, über ihre nähere Zukunft nachzudenken. Als sie vom Parkplatz zurückkam, war „ihr" Cowboy schon beim Röntgen. Sie wusste nicht einmal, wie er hieß. Dabei hatte er sie um ihren Job gebracht.
Aber das war ungerecht. Um ehrlich zu sein, hatte sie ohnehin kündigen wollen. Brad war bereits viermal verheiratet gewesen. Seine letzte Frau war erst vor ein paar Wochen unter mysteriösen Umständen gestorben. Der Sheriff hatte Samantha sogar schon vor ihm gewarnt. Aber sie hielt sich sowieso nach Möglichkeit fern von ihm, schon allein, weil er ständig Andeutungen machte, dass er Ehefrau Nummer fünf in ihr sah.
Jetzt musste sie sich entscheiden, wie es weitergehen sollte. Flagstaff war ein freundlicher Ort, aber sie fürchtete, dass Brad ziemlich unangenehm werden könnte.
Eine Bewegung erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie entdeckte zwei Schwestern mit einem Rollstuhl.
„He, sind Sie das, Cowboy?", rief sie in seine Richtung.
An seiner Stelle antwortete eine der Schwestern. „Wenn Sie den Mann mit dem gebrochenen Knöchel meinen, den Sie eben gebracht haben, dann ist er es."
Samantha lief zu ihm. „Der Knöchel ist gebrochen?"
„Ja. Er hätte den Fuß nicht belasten sollen."
Rich hatte die Augen geschlossen und öffnete sie jetzt. „Es ist so laut hier", beschwerte er sich mit schläfriger Stimme. Offensichtlich stand er unter der Wirkung von Medikamenten.
Samantha lächelte. „Wie geht es jetzt mit ihm weiter?"
„Das muss der Doktor entscheiden."
„Genau", sagte da jemand mit milder Stimme in Samanthas Rücken.
Sie drehte sich um. Der Mann war um die vierzig und sah gut aus. „Sind Sie sein Arzt?"
„Ja. Und Sie sind …?"
„Samantha Jeffers."
Er lächelte. „Willkommen in unserem Krankenhaus, Miss Jeffers. Nicht Randall?"
Samantha warf dem Cowboy einen schnellen Blick zu. „Nein, nicht Randall. Immerhin wusste sie jetzt seinen Familiennamen. „Ich bin … seine Verlobte
, fügte sie dann schnell hinzu. Möglicherweise warf man sie ja hinaus, wenn sie nicht mit ihm verwandt war.
„Ich verstehe. Hat er Familie hier am Ort?"
Samantha konnte nur hoffen, dass sie das Richtige tat. „Nein. Wir sind nur zum Rodeo hier. Er ist Bullenreiter."
„Nicht gerade ein Traumberuf." Das klang, als hielte der Arzt seinen Patienten für minderbemittelt.
Im Grunde konnte Samantha ihm nur zustimmen, aber aus irgendeinem Grund spürte sie das Bedürfnis, „ihren Cowboy zu verteidigen. „Er ist ziemlich gut.
„Na ja. Es wird eine Weile dauern, bevor er sich am nächsten Bullen beweisen kann. Der Arzt zog ein Röntgenbild aus einem Umschlag und hielt es ans Licht. „Zum Glück ist es ein glatter Bruch.
„Das heißt, ich kann ihn gleich wieder mitnehmen?"
„Nein. Wir müssen warten, bis die Schwellung zurückgeht. Vorher können wir keinen Gipsverband anlegen."
„Und wann ist das?"
„In ein oder zwei Tagen. Den Gips muss er voraussichtlich etwa vier Wochen tragen. Aber anschließend ist er wieder so gut wie neu. Machen Sie