Zeit der Sehnsucht, Zeit des Glücks?
Von Rebecca Winters
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Üppige bunte Blumenwiesen, herrlich grüne Wälder, schneebedeckte Berggipfel, glitzernd wie aus Zuckerguss: Der Yellowstone-Nationalpark mit seiner majestätischen Schönheit ist der perfekte Ort für Gilly. Die attraktive junge Witwe sehnt sich nach einer schweren Zeit unendlich nach Ruhe und Frieden. Doch dann trifft sie Alex. Bei seinem bloßem Anblick bekommt sie schon Herzklopfen. Findet sie den Mut, noch einmal zu lieben?
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Buchvorschau
Zeit der Sehnsucht, Zeit des Glücks? - Rebecca Winters
IMPRESSUM
Zeit der Sehnsucht, Zeit des Glücks? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2005 by Rebecca Winters
Originaltitel: „Father Of Choice"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd. London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1646 - 2006 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_Medioimages-Photodisc
Veröffentlicht im ePub Format in 04/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733777296
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Das ist das neue linierte Acrylpapier, von dem ich dir erzählt habe, Gilly. Es ist gerade hereingekommen. Hast du jemals eine so schöne Oberfläche gesehen? Die Streifen sind ein bisschen rau, gerade fein genug, um die Farbe aufzunehmen, aber es ist wunderbar gewebt."
Gilly King hielt ein Blatt ans Licht. „Das ist perfekt. Ich kaufe den ganzen Stapel."
„Brauchen Sie auch neue Farben?"
„Heute nicht, danke." Sie hatte das Acrylpapier von Brera aus Italien im Internet bestellt. Nur sie hatten dieses herrliche Grün für Landschaften von der Firma Hooker, das sie nirgendwo anders finden konnte.
„Gut. Ich rufe Sie dann an."
Plötzlich fiel ihr Blick auf einen großen Rahmen aus Keramik. Bestimmt wäre er ideal als Geburtstagsgeschenk für ihre Mutter. Sie reichte ihn dem Verkäufer.
Dann verließ sie das Geschäft für Malbedarf in Gardiner, Montana, mit ihren Einkäufen und ging auf ihren Wagen zu, der vor Willard’s Buchladen geparkt war. Spontan kaufte sie dort noch ein paar Krimis und eine Zeitung.
Die große Standuhr schlug Viertel nach zehn. Wenn sie sich beeilte, konnte sie sich den Rest des Tages mit ihrem aktuellen Projekt beschäftigen.
Nicht weit vom Yellowstone Lake gab es eine Wiese voller Wildblumen, die gerade zu blühen begonnen hatten. Bestimmt wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie zu malen.
Bevor Gilly durch den Nordeingang zurück in den Yellowstone Park fuhr, merkte sie plötzlich, dass ihr das Benzin auszugehen drohte. Wenn sie schon einmal hier war, konnte sie auch tanken. Leider standen vor allen Tanksäulen lange Autoschlangen. Allerdings war es im Park selbst noch schlimmer, denn dort gab es nicht viele Tankstellen.
Sie stellte sich hinten an und machte sich auf eine längere Wartezeit gefasst. In der Zwischenzeit konnte sie ja Zeitung lesen.
Schließlich war sie an der Reihe und stieg aus, um den Tank zu füllen. In diesem Moment bemerkte sie einen etwa fünfunddreißigjährigen Mann, der vor ihr aus einem blauen Ford Explorer gestiegen war, um seine Windschutzscheibe zu reinigen.
Er hatte blondes, kurz geschnittenes Haar. Manche der Strähnen waren von der Sonne gebleicht, wie bei Männern, die den ganzen Sommer mit Surfen verbrachten.
Er trug zwar nur ein T-Shirt und Jeans, wie die meisten Touristen, aber der Anblick seines athletischen Körpers nahm Gilly gefangen. Sie schätzte ihn auf einen Meter neunzig.
Sie betrachtete seine markanten Gesichtszüge, und ihr Blick blieb an seinem sinnlichen Mund hängen. Er wirkte sehr männlich, der Anblick berührte sie tief.
Dass sie körperlich so auf jemand reagierte, kam für sie völlig überraschend. Vor zwei Jahren hatte sie ihren Mann verloren und seitdem keinen anderen mehr angeschaut.
Sein Nummernschild zeigte, dass er aus Washington kam. Ob er hier Urlaub machte? Wenn er zu einer der Touristengruppen gehört hätte, die Gilly durch den Park führte, wäre er ihr bestimmt aufgefallen. Seine ausgeprägt männlichen Züge waren unvergesslich.
Als sie sich dabei ertappte, dass sie über seine Augenfarbe nachdachte, sah er sie plötzlich an. Seine Augen wirkten wie geschmolzenes Silber, sein Blick ging ihr durch und durch.
„Guten Morgen, sagte er unerwartet. „Schöner Tag, nicht wahr?
Seine Stimme war tief. Irgendwie hatte Gilly das Gefühl, als würde er nicht nur über das Wetter sprechen.
Unter seinem sinnlichen Blick, den er mit offensichtlichem Vergnügen über sie gleiten ließ, wurde ihr ganz heiß. Sie konnte kaum atmen und hätte um ein Haar den Zapfhahn fallen lassen.
„Es … Ja, ein wunderschöner Tag", stammelte sie. Sie kam sich vor wie ein liebestrunkener Teenager und nicht wie eine vierundzwanzigjährige Witwe.
Mit weichen Knien betrat sie das Tankstellenhäuschen, um zu bezahlen. Als sie zu ihrem Auto zurückkehrte, fuhr der Ford Explorer gerade davon. Sehnsüchtig sah sie ihm nach. Bestimmt würde sie den Fremden nie wiedersehen.
Nie hätte sie es für möglich gehalten, dass ein Mann noch einmal ein so atemloses Begehren in ihr auslösen könnte.
Sie war schockiert über ihre Gefühle und empfand sie als einen Verrat an Kennys Andenken.
Ihr süßer, wunderbarer, lieber Kenny. Der Junge, den sie seit der zweiten Klasse geliebt hatte. Der Mann, den sie nach dem Abschluss der High School geheiratet hatte. Der Vater ihres gemeinsamen Babys, das tot zur Welt gekommen war. Der Fels, auf den sie sich in dem festen Glauben gestützt hatte, dass sie noch weitere Kinder bekommen konnten.
Sein Tod war zu einem Wendepunkt in ihrem Leben geworden. Es war Ende Mai gewesen, der Tag, an dem sie die Schlussexamen für das College abgelegt hatte. Kenny hatte zu ihr fahren wollen und war auf der Autobahn mit einem betrunkenen Fahrer zusammengestoßen, der auf der falschen Spur fuhr.
Der Verlust ihres Mannes und ihres Babys hatte Gilly völlig überwältigt. Sie konnte sich kaum daran erinnern, wie sie den Rest des Jahres überstanden hatte. Dazu war ihr noch schmerzhaft bewusst geworden, dass sie anders war als der Rest ihrer ehrgeizigen Familie.
Gilly war die jüngste Tochter des ambitionierten Bryson-Clans. Ihr Vater war Kanzler an der University of California in San Diego, ihre Mutter war Richterin. Ihr älterer Bruder Trevor arbeitete als Anwalt in einer der renommiertesten Kanzleien der Stadt, und ihr Bruder Wade, der nur ein Jahr älter war als sie, hatte gerade sein Medizinstudium abgeschlossen.
Aber Gilly war nicht wie sie. Ohne Kenny hatte sie nicht gewusst, was sie mit ihrem Leben anfangen sollte. Sie war fest davon überzeugt gewesen, dass sie eine Familie gründen und für immer zusammenbleiben würden. Schlagartig waren ihre ganzen Zukunftspläne zerstört.
Obwohl sie einen Abschluss in Kommunikationswissenschaften gemacht hatte, hatte sie eigentlich geplant, ein zweites Kind zu bekommen und Hausfrau zu werden. Kenny arbeitete für ihren Vater und verdiente genug für beide, so dass sie nicht berufstätig sein musste.
Da sie völlig ratlos gewesen war, hatte ihre Mutter ihr vorgeschlagen, einen Karrieretest zu machen, um herauszufinden, was sie mit ihrem Diplom anfangen konnte.
Als Gilly die Auswertung bekam, stellte sie überrascht fest, dass sie offensichtlich am liebsten einen Beruf ausüben würde, der sich in der freien Natur abspielte. Andererseits war es auch wieder nicht so abwegig, denn Kenny und sie hatten jede Minute im Freien verbracht. Sie waren leidenschaftliche Segler gewesen und hatten jede Form von Wassersport geliebt. Alles, was mit dem Meer und der Natur zu tun hatte.
Nachdem sie die Liste der möglichen Berufe studiert hatte, sah sie die einzig halbwegs interessante Möglichkeit für sie darin, als Rangerin in einem Nationalpark zu arbeiten, wo sie den ganzen Tag draußen sein konnte. Ihre Eltern bestärkten sie darin, vor allem weil sie den Eindruck hatten, dass es Zeit für Gilly sei, sich langsam von Kennys Familie zu lösen.
Im Herbst hatte sie Montana verlassen und sich um eine Stelle im National Park Service beworben. Obwohl ihre eigene Familie diesen Schritt begrüßte, versuchte Kennys Familie, sie davon abzubringen. Sie hatten sie immer wie eine Tochter geliebt und den Verlust ihres Sohnes und des Babys nur schwer überwunden. Wenn Gilly sie jetzt auch noch verließe, wäre es, als würden sie alles verlieren.
Daher hatte sie sich auch vor dem Moment gefürchtet, an dem sie ihnen endlich mitteilen musste, dass sie ihre erste Stelle im Teton Nationalpark angenommen hatte. Aber schließlich musste sie es doch tun, und sie reagierten genau so, wie sie befürchtet hatte.
Deshalb waren die ersten zwei Jahre auch sehr schwer für sie gewesen, denn neben dem schmerzlichen Verlust hatte Gilly die ganze Zeit über noch das Gefühl gehabt, ihre Schwiegereltern enttäuscht zu haben. Um ihr Schuldbewusstsein zu überwinden, hatte sie sich mit Feuereifer auf die Arbeit als Rangerin gestürzt.
Obwohl es viele Möglichkeiten gegeben hatte, Männer kennen zu lernen, hatte sie daran keinerlei Interesse gezeigt.
Bis jetzt …
Allein der Gedanke an den unglaublich attraktiven Fremden, der ihr endlich wieder einmal das Gefühl gegeben hatte, eine Frau zu sein, traf sie mitten ins Herz. Doch diese unerwartete körperliche Reaktion erfüllte sie mit neuem Schuldbewusstsein.
Denn auf Kennys Beerdigung hatte sie sich geschworen, Kenny ewig zu lieben.
Wenn Alex Latimer nicht ein wichtiges Treffen im Büro des Chief Rangers gehabt hätte, hätte er sich bestimmt noch länger mit der attraktiven jungen Frau in der hellblauen Bluse und den Designerjeans unterhalten, die wieder in ihren roten Toyota gestiegen war.
Sie hatte wunderschönes Haar, ein warmes Braun, das in der Sonne glänzte. Ihm gefielen ihr Haarschnitt, ihre blauen Augen und der herzförmige Mund. Sie wirkte sehr gepflegt, makellos.
Es war schon lange her, dass er eine so starke physische Anziehung für eine Frau empfunden hatte, die wahrscheinlich mindestens zehn, wenn nicht zwölf Jahre jünger war als er.
Mit vierunddreißig war er zwar noch nicht alt, aber er hatte es sich zur Regel gemacht, sich auf niemanden einzulassen, der wesentlich jünger war als er selbst.
Es war schon eine ganze Weile her, seit er zuletzt eine intime Beziehung mit einer Frau gehabt hatte. Sie war vor einem Jahr zu Ende gegangen. Seitdem hatte er sich zwar ein paar Mal mit jemandem getroffen, aber das hatte zu nichts geführt.
In letzter Zeit hatte er sich schon gefragt, ob irgendetwas mit ihm nicht stimme. Aber die Tatsache, dass ihm ihr Nummernschild aus Wyoming aufgefallen war, bewies, dass er noch immer anfällig dafür war, wenn die Richtige seinen Weg kreuzte.
Vielleicht kam sie ja aus der Gegend von Jackson. Er könnte seinen Kollegen Larry, der für die Sicherheit im Park verantwortlich war, bitten, Erkundigungen über sie einzuziehen. Möglicherweise kam ihm ja auch der Zufall zu Hilfe, und sie liefen sich über den Weg.
Schließlich erreichte er das Hauptquartier in Mammoth und stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz ab. Wenn die Touristen nicht wie die Fliegen mit ihren Wohnmobils und Kajaks eingefallen wären, hätte er die kurze Fahrt von Gardiner nach Mammoth bestimmt noch schneller hinter sich gebracht. Aber der Gedanke an die attraktive Brünette hatte ihn so beschäftigt, dass ihn der dichte Verkehr gar nicht gestört hatte.
Er betrat das Gebäude und ging an der Rezeption vorbei direkt zum Büro von Jim Archer. Dessen Sekretärin bat ihn, gleich einzutreten. „Quinn Derek ist auch schon da."
„Danke, Roberta."
Als er den Raum betrat, standen beide Männer auf.
„Quinn? Jim?" Er schüttelte den beiden die Hand und ließ sich dann auf dem Stuhl vor Jims Schreibtisch nieder.
„Danke, dass Sie so schnell gekommen sind, sagte Quinn. „Der Gouverneur des Staates Montana hat mich gebeten, ihm einen persönlichen Gefallen zu tun und mit Ihnen zu sprechen.
Einen persönlichen Gefallen? Damit hatte Alex nicht gerechnet. Natürlich konnte er dem Leiter des Nationalparks nichts abschlagen. Sie waren seit Jahren miteinander befreundet, lange bevor Alex vor einem Monat Chief Ranger für Vulkanologie im Yellowstone National Park geworden war.
„Schießen Sie los!"
Quinn sah ihn amüsiert an. „Seien Sie vorsichtig, sagen Sie ja nicht zu schnell zu. Unter uns, wahrscheinlich würden die meisten Ranger ablehnen, aber wir dachten beide, dass Sie der perfekte Mann für diesen Job sind. Das ideale Rollenmodell, sozusagen."
Rollenmodell? „Wofür?"
„Bevor ich diese Frage beantworte, kann ich Ihnen versichern, dass es nur für einen Monat sein würde."
„Ab wann?"
„Ab übermorgen."
Jim Archer sah Alex an und grinste. Was, zum Teufel, ging hier vor?
„Wie fänden Sie es, wenn ein Teenager Sie bei Ihrem Job begleiten würde?"
Damit hatte er nicht gerechnet. „Wenn Sie eines der Kids meinen, dessen Eltern hier im Park wohnen und arbeiten,