Hazienda der Orchideen
Von Natalie Fox
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Über dieses E-Book
Was macht ihr Ex-Geliebter auf einer exotischen Plantage im Dschungel? Entgeistert starrt Gina den unwiderstehlichen Herzensbrecher an, der sie statt ihres Auftraggebers in der märchenhaften Villa Verde begrüßt. Hat Felipe sie hier in eine raffinierte Liebesfalle gelockt?
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Buchvorschau
Hazienda der Orchideen - Natalie Fox
IMPRESSUM
Hazienda der Orchideen erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© by Natalie Fox
Originaltitel: „Love in Torment"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 955 - 1993 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Umschlagsmotive: GettyImages_Wavebreakmedia, derketta
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757649
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Du kannst da nicht hinfahren! hatte Isobel Soames ausgerufen. „Auf keinen Fall. Ich verbiete es dir, Gina!
Gina würde die Worte wohl nie vergessen. Sie waren die Vorboten einer Entdeckung gewesen, die Ginas Leben für immer verändern sollte.
Zwei Schocks innerhalb von wenigen Monaten, dachte Gina und schaute aus dem Fenster des Hotel Tropicana im Herzen von Caracas, ohne etwas wahrzunehmen. Selbst jetzt hätte sie nicht sagen können, was sie tiefer getroffen hatte: dass Felipe sie verlassen hatte oder dass der Mann, den sie bis zu ihrem sechsundzwanzigsten Lebensjahr „Daddy" genannt hatte, in Wirklichkeit gar nicht ihr Vater war.
„Der Flug ist schon gebucht, Mutter, hatte Gina steif erwidert. „Ich habe diesen Auftrag angenommen und werde ihn auch ausführen.
„Du wirst noch genug Aufträge bekommen. Du bist sehr begabt. Die Leute reißen sich um dich. Ich möchte nicht, dass du nach Venezuela fliegst!"
Ungläubig hatte Gina zugesehen, wie ihre Mutter erregt im Wohnzimmer von Whitegates auf und ab ging. Wie jedes zweite Wochenende war Gina aus London nach Surrey gefahren, um zwei friedvolle Tage in ihrem Elternhaus zu verbringen und mit ihrer Mutter über Kunst und Künstler zu reden. Doch kaum hatte Gina erwähnt, dass sie einen Ölbaron in Venezuela porträtieren sollte, war es mit dem Frieden vorbei gewesen.
Es war das erste Mal, dass ihre Mutter sich ihr in den Weg stellte. Bisher war Isobel Soames immer stolz darauf gewesen, dass Gina ihre künstlerische Begabung geerbt hatte, auch wenn Gina letztlich einen anderen Beruf gewählt hatte. Isobel war eine begehrte und erfolgreiche Innenarchitektin, während Gina sich auf das Malen von Porträts spezialisiert hatte. Menschen interessierten sie mehr als die Dinge, mit denen sie sich umgaben.
„Südamerika ist doch nicht aus der Welt!", protestierte Gina.
„Darum geht es nicht!", fuhr ihre Mutter auf und schlang die Arme um sich. Plötzlich schien sie in sich zusammenzusinken, und als sie sich zu Gina umdrehte, wirkte Isobel um Jahre gealtert. Dabei war sie noch immer schön. Ihren klassischen, ebenmäßigen Gesichtszügen konnte die Zeit wenig anhaben, und niemand hätte geahnt, dass das seidige dunkle Haar, das sie streng zurückgekämmt und hochgesteckt trug, inzwischen gefärbt war, weil es an den Schläfen zu ergrauen begann. Aber der Ausdruck der braunen Augen hatte sich geändert. Isobels sonst so ruhiger, klarer Blick wirkte getrübt.
„Ich habe nichts gegen das Land, Gina, sagte sie leise und mit schmerzerfüllter Stimme, „nur gegen deinen Auftraggeber.
„Meinen Auftraggeber? Agustin Delgado de Navas? Er ist einer der reichsten Männer in Südamerika! Was kannst du denn gegen ihn haben?", hatte Gina völlig verblüfft gefragt.
Sie erinnerte sich noch genau, was für ein schreckliches, spannungsgeladenes Schweigen der Frage gefolgt war. Gina hatte deutlich gespürt, wie ihre Mutter zu entscheiden versuchte, was sie ihr erzählen sollte und was nicht.
„Er ist dein Vater", hatte Isobel endlich tonlos erklärt.
Es war ein grausamer Schlag für Gina gewesen. Sie hatte in den letzten Monaten auch so schon genug durchgemacht. Und dann noch das …
„Er ist dein Vater … dein Vater …" Noch jetzt hallten die Worte in ihr wider, obwohl seit jenem Tag mehrere Wochen vergangen waren und sie um die halbe Welt gereist war.
Langsam kehrte Gina dem Fenster den Rücken zu, ging zur Bar des Hotelzimmers und goss sich etwas Kaltes zu trinken ein. Dann schob sie die Glastür auf und trat auf den Balkon hinaus.
Zunächst verschlug die Hitze Gina fast den Atem, doch schon nach wenigen Augenblicken hatte sie sich daran gewöhnt. Müde ließ sie sich in einen Korbsessel sinken und schloss die Augen, ohne auf das Dröhnen des Verkehrs in den Straßen zehn Stockwerke unter ihr zu achten.
Gegen den Willen ihrer Mutter war Gina nach Caracas geflogen, und jetzt wartete sie auf den Mann, der sie auf der letzten Etappe ihrer Reise begleiten sollte. Nur noch ein kurzer Flug im Privatflugzeug über die Berge jenseits von Caracas zur Ebene von Loma de Grande und zur Villa Verde, dann würde Gina ihrem Vater gegenüberstehen.
„Versprich mir, dass du ihm nicht erzählst, wer du bist", hatte Isobel gedrängt, nachdem ihr klar geworden war, dass sie Gina nicht von ihrem Plan abbringen konnte.
„Wer bin ich denn? Eine Soames, eine Villiers oder eine de Navas?, hatte Gina bitter gefragt. „Fast sechsundzwanzig Jahre lang habe ich gedacht, ich sei eine Soames, und jetzt stellt sich heraus, dass mein Vater ein Ölbaron aus Lateinamerika ist …
„Du bist eine Soames, hatte Isobel bestimmt erklärt. „Vergiss das nie. Peter hat dich adoptiert und wie seine eigene Tochter geliebt.
„Trotzdem war er nicht mein leiblicher Vater, erwiderte Gina heiser. „Wie konntest du mich nur so belügen?
Sie biss sich auf die Lippe und sah Isobel mit tränenfeuchten Augen an. Dann wurde Gina bewusst, was dieses Gespräch für Isobel bedeutete und wie sehr die Worte sie verletzt haben mussten.
„Es tut mir leid, flüsterte sie. „Es war ein solcher Schock für mich … Ich kann es kaum glauben. Erzähl mir mehr darüber, Mutter. Ich möchte alles wissen.
Schweigend hörte sie zu, während ihre Mutter berichtete. Am meisten erschreckte Gina, wie sehr die Geschichte ihrer Mutter ihrer eigenen ähnelte. Sie unterschieden sich nur in einem: Agustin hatte seine Geliebte erst verlassen, als sie ein Kind von ihm erwartete. Das hatte er allerdings nicht gewusst. Dagegen war Gina von Felipe nur eins geblieben: ein gebrochenes Herz.
Isobel beschönigte nichts, und ihre Worte berührten Gina so tief, dass ihr bald die Tränen über die Wangen liefen. Wie merkwürdig, dass sie sich in den gleichen Typ Mann verliebt hatte wie ihre Mutter!
„Hättest du mir das auch erzählt, wenn Daddy noch am Leben wäre?", fragte Gina endlich leise. Peter Soames war gestorben, als Gina siebzehn war. Sie hatte lange um ihn getrauert, und nichts, was sie soeben erfahren hatte, konnte ihre Liebe für ihn schmälern. Er war ihr ein wundervoller Vater gewesen.
„Nein, gab Isobel offen zu. „Peter hat dich gern gehabt, und du hast sehr an ihm gehangen. Warum hätte ich Unruhe zwischen euch stiften sollen? Ich konnte nach dir keine Kinder mehr bekommen – die Geburt war sehr schwer –, doch auch das hat Peter akzeptiert. Er hat mich geliebt.
„Und du? Hast du ihn geliebt?"
Isobel seufzte. „Wir waren alte Freunde, und ich hatte ihn lieb, aber nicht wie …"
„Nicht wie meinen leiblichen Vater", fragte Gina und warf zornig das lange schwarze Haar zurück. Seit ihre Mutter zu erzählen begonnen hatte, schwankte Ginas Stimmung ständig zwischen Trauer, Verständnis und Wut.
„Meine Liebe zu Agustin war etwas Besonderes, Gina, hatte Isobel sanft erwidert. „So etwas widerfährt einem nur einmal im Leben. Der Tag, an dem er nach Südamerika zurückkehren musste, war der schlimmste meines Lebens. Agustin hat versprochen, mich bald nachzuholen, doch er hat es nicht getan.
„Und du hast ihn einfach gehen lassen! Obwohl du schwanger warst! Warum hast du nicht um ihn gekämpft? Du hättest ihm wenigstens mitteilen müssen, dass du ein Kind von ihm erwartetest."
Im Grunde hatte Gina ihre Mutter jedoch gut verstanden. Auch sie hatte nicht um Felipe gekämpft. Dazu war sie zu verwirrt und verletzt gewesen. Und zu stolz. Felipe war von einem Tag auf den anderen verschwunden, zusammen mit Bianca, seiner schönen Cousine. Eine Woche später hatte er eine Nachricht auf Ginas Anrufbeantworter gesprochen: eine Telefonnummer in New York, unter der Gina ihn erreichen konnte.
Natürlich hatte sie nicht angerufen. Nicht nachdem er sie mit einer anderen verlassen hatte, nicht aufgrund einer so knappen, sachlichen Mitteilung, in der nicht einmal andeutungsweise von Liebe oder Sehnsucht die Rede war. Gina hatte das Band wahrlich oft genug abgehört, in der Hoffnung, wenigstens in Felipes Tonfall einen Widerhall von Liebe oder auch nur Leidenschaft zu finden. Vergeblich.
In einem Punkt hat Mutter mehr Glück gehabt als ich, dachte Gina, während sie ins Hotelzimmer zurückkehrte, um zu duschen. Mutters Affäre mit Agustin hat ein halbes Jahr gedauert. Eine Ewigkeit verglichen mit der einen Woche, die Felipe und ich geteilt haben.
In sechs Monaten konnte eine tiefe, dauerhafte Verbindung zwischen zwei Menschen wachsen – auch wenn das Ginas Mutter nicht viel genützt hatte. Aber in einer Woche? Waren sieben Tage nicht viel zu kurz, um von wahrer Liebe zu sprechen?
Trotzdem glaubte Gina zu wissen, dass sie für immer an Felipe gebunden war. Ihr Leben war nie in geschützten Bahnen verlaufen, dafür hatte schon der Beruf ihrer Mutter gesorgt. Whitegates war ein Treffpunkt für Künstler und Kunstinteressierte gewesen, aber auch für die Freunde und Kollegen des Vaters, Dozenten von der Universität, Schriftsteller, Dichter und Philosophen.
Der Kontakt mit diesen Menschen hatte Ginas Horizont erweitert, und durch ihren Beruf hatte sie viel von der Welt gesehen. Seit ihrer ersten eigenen Ausstellung in der bekannten Galerie Portia in Paris hatte es keinen Mangel an Aufträgen gegeben. Obwohl ein boshafter Kritiker behauptet hatte, sie habe ihren Erfolg nur dem Einfluss ihrer Mutter zu verdanken, war Gina klug und erfahren genug, um zu wissen, dass sie wirklich begabt war. Leider schien sich ihre Klugheit auf berufliche Fragen zu beschränken. Was Felipe betraf, hatte Gina all ihre Lebenserfahrung nichts genutzt.
Gina fönte sich das schwarze Haar trocken und setzte sich vor den Spiegel des Toilettentischs, um es zu kämmen. Seit der Trennung von Felipe hatte sie es wachsen lassen, sodass es ihr jetzt bis weit über die Schultern fiel. Es war dicht und glatt und glänzte seidig wie das Isobels.
Sonst hatten sie beide nicht viel gemeinsam. Ginas Gesichtszüge waren nicht von der klassischen Schönheit wie Isobels, sondern weicher, die Lippen voller und die großen braunen Augen heller. Gina hatte etwas Verletzliches an sich, das Isobel nicht besaß. Jedenfalls sahen sie sich nicht sehr ähnlich, wofür Gina dankbar war. Sie würde Agustin nicht an seine frühere Geliebte erinnern.
Nachdenklich betrachtete sie sich im Spiegel. War sie wirklich verletzlich? Wenn, dann hatte Felipe sie dazu gemacht. Früher war sie Männern gelassen und selbstbewusst gegenübergetreten. Bis sie bei der Eröffnung ihrer Londoner Ausstellung über die Köpfe der Gäste hinweg dem Blick von Felipe Santos begegnet war. Gina hatte das Gefühl gehabt, kopfüber in einen Abgrund zu stürzen. Dabei hatte sie nie an Liebe auf den ersten Blick geglaubt.
„Ich mag Ihre Bilder", hatte Felipe erklärt, als er sich zu ihr durchgedrängt hatte. Der Blick seiner nachtdunklen Augen hielt sie gefangen, und alles andere um Gina herum hörte auf zu existieren.
„Danke", erwiderte sie leise.
Er lächelte. „Soll ich uns beiden einen Gefallen tun und Sie von hier wegbringen? Ich möchte Sie lieben."
Gina war nicht einmal überrascht. Mit diesen wenigen offenen Worten hatte Felipe ihr Leben verändert, und sie fand das damals richtig. Willig ließ sie es geschehen, dass er sie am Ellbogen fasste und in die kalte Winternacht hinausführte.
Felipe lud sie nicht erst zum Abendessen ein, um sie nachgiebig zu stimmen. Das war auch nicht nötig. Gina musste nicht erst mehr über ihn erfahren. Sie glaubte fest daran, dass sie richtig handelte und dass ihr etwas Aufregendes und sehr Schönes bevorstand.
Während der Taxifahrt hielt sie Felipes Hand und betrachtete ihn mit dem geübten Auge der Malerin. Er sah überwältigend gut