Alte Liebe, neues Glück
Von Andrea Laurence
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Über dieses E-Book
Sie bleiben nur Freunde, so viel ist klar! Als Hochzeitsplanerin Natalie ihren Jugendschwarm Colin Russell wiedertrifft, knistert es zwischen ihnen vor erotischer Spannung. Sie sollen gemeinsam eine Hochzeit planen - und dabei würde sich Natalie so gerne den Küssen des berühmten Architekten hingeben! Aber Colin will eine Frau, die er heiraten und mit der er eine Familie gründen kann. Dazu ist Natalie nicht bereit: Sie glaubt nicht an die wahre Liebe, und ihre Freiheit ist das Wichtigste für sie. Daran können auch Colins verführerische Lippen nichts ändern. Oder doch?
Andrea Laurence
Bereits im Alter von zehn Jahren begann Andrea Laurence damit, Geschichten zu schreiben – damals noch in ihrem Kinderzimmer, wo sie an einer alten Schreibmaschine saß. Sie hat immer davon geträumt, ihre Romane eines Tages in der Hand halten zu können, und sie arbeitete jahrelang hart, bis sich ihr Traum dann wirklich erfüllte. Ihre Fähigkeit, trockenen Humor und sinnliche Beschreibungen auf ganz spezielle Art und Weise gekonnt zu vermischen, macht ihre Texte zu einem besonderen Leseerlebnis, und sie selbst ist sehr froh, ihre kreativen Geschichten heute mit der Welt teilen zu dürfen! Ihre Freizeit verbringt sie außerdem gerne mit ihren Tieren, zu denen auch ein sibirischer Husky zählt.
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Buchvorschau
Alte Liebe, neues Glück - Andrea Laurence
IMPRESSUM
BACCARA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2015 by Andrea Laurence
Originaltitel: „A White Wedding Christmas"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA
Band 2006 - 2017 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Maike Claußnitzer
Abbildungen: Viorel Sima / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 12/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733724535
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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PROLOG
Vor vierzehn Jahren war alles anders gewesen. Damals waren Natalie und ihre beste Freundin Lily unzertrennlich – und Lilys großer Bruder Colin war der süße Junge, auf den Natalie es schon abgesehen hatte, seit sie fünfzehn war.
Jetzt würde Lily bald heiraten, und die Verlobungsparty fand auf dem weitläufigen Anwesen ihres Bruders statt.
Colin hatte sich verändert, seit Natalie ihn zuletzt getroffen hatte. Zu der Zeit war sie völlig hingerissen von ihm gewesen, hatte aber keine Chance bei ihm gehabt. Stattdessen verfolgte sie, wie er zu einem coolen Collegestudenten heranwuchs und sich nach dem plötzlichen Tod seiner Eltern in den verantwortungsvollen Vormund seiner kleinen Schwester und den Chef des Familienunternehmens verwandelte. Er war unerreichbarer denn je gewesen.
In den letzten Jahren hatten Lily und Natalie sich nur selten gesehen. Natalie hatte an der University of Tennessee studiert, und Lily hatte sich ziellos treiben lassen. Dann und wann tauschten sie Mails und Facebook-Nachrichten aus, aber sie redeten selten ausführlich miteinander. Natalie war erstaunt, als Lily sie bei „From this Moment" anrief, der Hochzeitsagentur, deren Mitinhaberin Natalie war.
Lily hatte eine Bitte gehabt: eine Last-Minute-Hochzeit, am besten noch vor Weihnachten. Das war Anfang November, und „From this Moment" war eigentlich für die nächsten vierzehn Monate ausgebucht gewesen. Aber über Weihnachten hatten sie geschlossen, und für eine Freundin waren Natalie und ihre drei Partnerinnen bereit, noch eine letzte Hochzeit kurz vor den Feiertagen einzuschieben.
Natalies Einladung zur Verlobungsparty kam einen Tag später, und jetzt spazierte sie bereits in einem Cocktailkleid durch Colins riesiges Haus, allein unter Fremden.
Ganz stimmte das nicht. Sie kannte immerhin die Braut. Und als ihr Blick auf die goldbraunen Augen fiel, von denen sie als Teenager immer geträumt hatte, erinnerte sie sich daran, dass sie noch jemanden auf der Party kannte.
„Natalie?", fragte Colin und kam durch die Menschenmenge auf sie zu.
Einen Moment lang verschlug es ihr die Sprache. Er war nicht mehr der Junge von früher, sondern zu einem breitschultrigen, attraktiven Mann herangewachsen. Colin war braun gebrannt und trug einen teuren Anzug. Auf seinen Dreitagebart wäre jeder Teenager stolz gewesen. Um seine Augen bildeten sich kleine Lachfältchen, als er sie anstrahlte.
„Du bist es wirklich", sagte er und machte Anstalten, sie zu umarmen.
Natalie wappnete sich innerlich für die vertraute Berührung. Nicht alles war anders geworden. Colin war schon immer jedem um den Hals gefallen. Als verliebtes junges Mädchen hatte Natalie diese Umarmungen zugleich geliebt und gehasst. In seiner Nähe lief ihr ein Schauer über den Rücken, und ein Prickeln tanzte über ihre Haut, wenn er sie berührte. Wie früher schloss sie die Augen und atmete seinen Duft ein. Er roch noch besser als in den Zeiten, als er noch günstiges Eau de Toilette aus der Drogerie benutzt hatte, aber sogar damals hatte sie ihn schon geliebt.
„Wie geht es dir, Colin?", fragte sie, als sie sich voneinander lösten. Sie hoffte, dass ihre Wangen nicht rot anliefen. Sie fühlten sich heiß an, aber vielleicht lag das nur am Wein, den sie auf der Party getrunken hatte.
„Gut. Ich bin beruflich gut ausgelastet und arbeite immer noch als Landschaftsarchitekt."
„Also leitest du nach wie vor die Firma deines Vaters?"
Er nickte. Ein Hauch unterdrückter Trauer huschte über sein Gesicht.
Na toll, Natalie, musst du ihn gleich als Erstes an seine toten Eltern erinnern?
„Es freut mich, dass ihr Lilys Hochzeit so schnell einschieben konntet. Sie wollte, dass sie in eurer Kapelle stattfindet."
„Die ist ja auch die beste", sagte Natalie. Es stimmte. In ganz Nashville gab es nichts Vergleichbares. Genauso wie ihre Hochzeitsagentur – sie war einzigartig und bot aus einer Hand alles an, was ein Brautpaar brauchte.
„Für Lilys großen Tag ist auch nur das Beste gut genug. Übrigens siehst du toll aus. Die kleine Natalie ist erwachsen geworden", bemerkte Colin.
Natalie sah seinen Augen die Bewunderung an, als er den Blick über das eng anliegende blaue Kleid schweifen ließ. Ihre Geschäftspartnerin Amelia hatte sie gezwungen, es heute zu tragen, und nun war sie froh darüber, dass ihre modebewusste Freundin sie überredet hatte, sich schick zu machen. Sie warf einen Blick auf Colins linke Hand – kein Ring. Na, so was. Natalie hatte irgendwann gehört, dass seine Ehe in die Brüche gegangen sei. Das eröffnete interessante Möglichkeiten.
„Ich bin ja mittlerweile auch fast dreißig und nicht mehr ganz klein."
Colin atmete aus und musste sich sichtlich zwingen, ihr wieder ins Gesicht zu sehen. „Ein Glück. Wenn du das noch wärst, würde ich mir jetzt wie ein lüsterner alter Mann vorkommen."
Natalie zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Er stand also wirklich auf sie! War der früher unerfüllbare Traum plötzlich in Reichweite? Vielleicht wurde es Zeit, einmal ein Risiko einzugehen. „Weißt du was? Ich muss dir ein Geständnis machen. Sie beugte sich zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich war total verliebt in dich, als wir jung waren.
Colin grinste breit. „Echt?"
„Oh, ja. Und sie hätte nichts dagegen, diese alten Fantasien eine Nacht lang hemmungslos auszuleben. „Die Party ist doch bald zu Ende. Was meinst du, sollen wir uns ein ruhiges Plätzchen suchen, um ein bisschen über alte Zeiten zu plaudern?
Natalies Tonfall war beiläufig, aber ihre Körpersprache sagte etwas ganz anderes. Sie sah, wie Colin schluckte, als er über ihr Angebot nachdachte. Es war sehr direkt und auch ein wenig dreist, das wusste sie, aber vielleicht würde sie sonst nie wieder die Chance haben, bei Colin Russell zu landen.
„Das täte ich wirklich gern, Natalie, aber leider kann ich nicht."
Natalie nickte und leerte ihr Glas, um ihr schmerzliches Zusammenzucken zu überspielen. Er hatte ihr einen Korb gegeben. Plötzlich war sie wieder sechzehn und fühlte sich seiner Aufmerksamkeit so unwürdig wie eh und je. Egal.
„Schade. Dann sehen wir uns sicher später mal", sagte sie schulterzuckend, drehte sich auf dem Absatz um und floh von der Party, bevor alles noch peinlicher werden konnte.
1. KAPITEL
Binnen eines Monats eine anständige Hochzeit zu organisieren, war so gut wie unmöglich, selbst wenn eine fähige Planerin wie Natalie Sharpe die Dinge in die Hand nahm. Manches dauerte eben: Einladungen zu drucken, Kleider zu bestellen, die Zulieferer aufeinander abzustimmen … Zum Glück übernahmen bei „From this Moment" sie und die anderen Besitzerinnen einen Großteil der Arbeit selbst.
„Danke, dass ihr für diese letzte Hochzeit noch Zeit gefunden habt, sagte Natalie, als sie bei ihrem Montagmorgenmeeting alle am Konferenztisch saßen. „Ich weiß, dass ihr alle viel lieber in die Feiertage starten würdet.
„Das macht doch nichts, sagte die Fotografin Bree Harper. „Ian und ich fahren erst in der Woche nach der Hochzeit nach Aspen.
„Und Julian ist noch nicht aus Hollywood zurück, setzte Gretchen McAllister hinzu. „Die Feiertage verbringen wir bei seiner Familie in Louisville. Wenn ich mit der Hochzeit beschäftigt bin, mache ich mir nicht so viele Gedanken darum.
„Aber du kennst doch seine Familie schon, Gretchen. Warum bist du so nervös?"
„Weil ich diesmal seine Verlobte bin", sagte Gretchen und betrachtete den Ring, den er ihr erst letzte Woche geschenkt hatte.
Natalie versuchte, nicht daran zu denken, dass all ihre Freundinnen mittlerweile Partner hatten. Gretchen und Bree waren verlobt. Amelia war verheiratet und schwanger. Früher hatten sie alle gemeinsam über ihr Singledasein jammern können, aber jetzt war Natalie die Einzige, die jeden Abend allein zu Hause war. Eigentlich war ihr das ja auch recht, und sie rechnete damit, dass es ihr Leben lang so bleiben würde. Es hatte sich nur alles so schnell geändert. Das vergangene Jahr war für die Damen von „From this Moment" voller Veränderungen gewesen – bei fast allen hatte die Liebe wie der Blitz eingeschlagen.
Und an die Liebe glaubte Natalie nicht, obwohl sie Hochzeitsplanerin war. Sie war nur ins Geschäft eingestiegen, weil ihre Freundinnen sie darum gebeten hatten und weil es erstaunlich lukrativ war. Trotz der ernüchternden Scheidungsraten schienen die Leute nur zu gern Tausende von Dollars für eine Hochzeit zu verpulvern, um wenig später den Anwälten noch mehr Geld zu zahlen.
In Natalies Augen hatten die meisten Paare nicht die geringste Chance. Sie konnte ihnen nur zu einer Hochzeit verhelfen, die sie nie vergessen würden. Sie tat immer ihr Bestes, um den perfekten Tag für ihre Kunden zu organisieren. Von da an ging es ja ohnehin nur noch bergab.
„Ich habe die digitalen Einladungen morgen fertig. Hast du die Liste mit den E-Mail-Adressen, damit ich sie verschicken kann?", fragte Gretchen.
Aus ihren Gedanken gerissen, warf Natalie einen Blick auf ihr Tablet. „Ja, hier ist sie." Normalerweise kamen E-Mail-Einladungen für eine stilvolle Hochzeit nicht infrage, aber diesmal blieb einfach keine Zeit, um in Ruhe Karten zu gestalten, zu drucken, per Post zu verschicken und die Antwortschreiben zu sammeln.
„Und das Motto der Hochzeit ist ‚Winterzauber‘?", vergewisserte Amelia sich.
„Das hat Lily zumindest gesagt. Sie hatte allerdings nur ziemlich vage Vorstellungen, wie wir das praktisch umsetzen sollen. Ich habe mit den beiden heute Nachmittag einen Termin, danach wird sicher alles konkreter. Bree, du machst die Verlobungsfotos am Freitagmorgen, oder?"
„Ja, sagte Bree. „Sie wollen die Aufnahmen in der Motorradwerkstatt des Bräutigams in der Innenstadt machen.
Natalie kannte Lily schon lange, aber es hatte selbst sie überrascht, für wen ihre Freundin sich entschieden hatte. Frankie war ein Hipster mit Tätowierungen, Holzfällerhemd und buschigem Bart, der eher wie eine Mischung aus Biker und Naturbursche aussah als wie ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ihn hätte Natalie für ihre beste Freundin bestimmt nicht ausgesucht, und sie war sich ziemlich sicher, dass auch Colin eine andere Wahl für Lily getroffen hätte.
Trotzdem wirkte Frankie wie ein netter Kerl, und sogar Natalie konnte dies unter seinem auffälligen Äußeren erkennen. Zwischen Frankie und Lily bestand offenbar eine tiefe Verbindung. Natalie hätte nicht gesagt, dass die beiden sich liebten, weil sie nicht an die Liebe glaubte, aber sie waren eindeutig ein Paar. Der biologische Drang zur Arterhaltung schlug bei ihnen mit voller Wucht zu, und die beiden hatten schon auf der Verlobungsparty kaum voneinander lassen können.
„Wenn das für heute Morgen alles ist, gehe ich jetzt wieder an die Arbeit", sagte Bree.
Natalie überprüfte ihre Checkliste. „Ja, das ist alles."
Bree und Amelia standen auf und verließen im Gänsemarsch den Konferenzraum, doch Gretchen blieb am Tisch stehen. Sie musterte Natalie neugierig. „Du wirkst abgelenkt. Unentspannter als sonst. Was ist los mit dir?"
Wie nett von ihr, darauf hinzuweisen! Natalie wusste, dass sie um diese Zeit im Jahr nicht unbedingt liebenswürdig war, aber daran mussten ihre Freundinnen sie doch nicht auch noch erinnern. „Es ist nichts."
Gretchen verschränkte die Arme vor der Brust und bedachte Natalie mit einem Blick, der ihr verriet, dass sie stehen bleiben würde, bis Natalie die Katze aus dem Sack ließ.
„Weihnachten naht." Das sagte doch alles.
„Das hört sich ja so düster an wie bei ‚Game of Thrones‘! Natürlich naht Weihnachten. Es ist bald Dezember, und die Feiertage kommen doch wirklich nicht unerwartet."
Natalie legte ihr Tablet hin. Die Feiertage waren für sie jedes Jahr eine Herausforderung. Normalerweise verreiste sie, um allem aus dem Weg zu gehen, aber wegen der späten Hochzeit hatte sie dazu diesmal keine Zeit. Zu Hause zu