Eroberung um Mitternacht
Von Justine Davis
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Direkt neben Emmas kleinem Schiff, der Pretty Lady, ankert eine äußerst imponierende Yacht. Noch beeindruckender ist allerdings der Besitzer des Luxusbootes: Harlan McCIaren, geheimnisvoll und faszinierend! Sich von ihm erobern zu lassen, ist für Emma ein herrlich lustvolles Erlebnis. In seinen starken Armen empfindet sie sinnliche Höhepunkte wie noch nie zuvor. Aber dann macht sie eine Entdeckung, die sie tief verunsichert. Ihr Cousin Wayne, Vorbesitzer der Pretty Lady, scheint mit Drogen gehandelt zu haben. Welche Rolle hat Harlan, der eng mit ihm befreundet war, dabei gespielt?
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Buchvorschau
Eroberung um Mitternacht - Justine Davis
Justine Davis
Eroberung um Mitternacht
IMPRESSUM
„Eroberung um Mitternacht" erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Veröffentlicht im ePub Format im 08/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: readbox, Dortmund
ISBN 978-3-86494-362-1
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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ROMANA, BIANCA, BACCARA, TIFFANY, MYSTERY, MYLADY, HISTORICAL
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1. KAPITEL
Nach jeder Ebbe kommt irgendwann wieder die Flut, oder nicht?
Emma Purcell blendete das Dröhnen der Flugzeugmotoren aus und hing ihren Gedanken nach. Im Moment hielt sie sich geschäftlich gerade noch so über Wasser. Allerdings müsste sich bald etwas ändern, sonst würde „Safe Haven" untergehen, jetzt, wo Frank Kean auch noch eine höhere Miete forderte. Entweder sie fand schnell einen Rettungsring, oder …
Emma unterdrückte die negativen Gedanken und seufzte. Seit sie das Anwaltsbüro verlassen hatte, fielen ihr alle möglichen Ausdrücke ein, die mit Wasser zu tun hatten, und das, obwohl sie das Meer gar nicht mochte.
Dabei wollte sie sich doch eigentlich von der Trauer über den vorzeitigen Tod ihres Cousins Wayne ablenken. Genauso wie von den finanziellen Sorgen, die sie sich wegen ihres geliebten Tierheims mit dem passenden Namen „Safe Haven – „Sicherer Hafen
– machte.
Nun gut, es gab eine alles entscheidende Frage, mit der sie sich ablenken konnte: Warum nur, um Himmels willen, hatte Wayne ihr, seiner Cousine, einer eingeschworenen Landratte, ausgerechnet ein Boot hinterlassen?
Vielleicht kann ich es verkaufen, überlegte sie, während der Pilot die Passagiere auf den Mount St. Helens rechter Hand aufmerksam machte. Von dem Erlös könnte sie sich möglicherweise einige Monate über Wasser halten, mit etwas Glück auch länger. Mit sehr viel Glück würde sogar noch ein Besuch beim Friseur dabei herausspringen.
Zuerst musste sie Waynes Wunsch erfüllen und sich persönlich um die „Pretty Lady" kümmern. Darum hatte er sie ausdrücklich in einem reichlich rätselhaften Brief gebeten, den sie – ziemlich unheimlich – drei Tage nach seinem Tod erhalten hatte. Diesen Gefallen schuldete sie ihm jedenfalls.
Emma wehrte sich gegen die Traurigkeit, die sie zu überwältigen drohte, und blickte beim Anflug auf den „SeaTac Airport" aus dem Fenster. Schön war es hier an der nordwestlichen Pazifikküste, das musste sie zugeben. Bisher war sie noch nie in diesem Teil des Landes gewesen. Sie fragte sich jetzt, weshalb eigentlich nicht. Sicher, sie mochte das Meer nicht, doch vom Flugzeug aus wirkte der Puget Sound eher wie ein riesiger ruhiger See mit Inseln und unterschiedlich großen Halbinseln.
Schon als Kind hatte ihr das Meer mit seiner endlosen Weite Angst gemacht, und dabei war es geblieben. Das war zwar albern, doch Emma konnte nichts daran ändern. Was sie unter sich sah, vermittelte jedoch einen ganz anderen Eindruck. Es lag nicht nur daran, dass die gewaltigen Brecher fehlten, sondern das Ufer war nie außer Sicht, und das beruhigte die Seele einer Landratte.
Es wird schon nicht so schlimm werden, sagte sie sich, als sie wenig später die Papiere für einen kleinen Leihwagen unterschrieb. Vielleicht wurde aus ihrem Aufenthalt sogar so etwas wie ein Urlaub.
Der junge Mann von der Leihwagenfirma erklärte ihr lächelnd, es wäre ganz einfach, ihr Ziel zu finden. Er nannte ihr die Straße und die Abfahrt, die sie nehmen musste. Und dann würde eine Fähre sie über den Meeresarm bis in die Nähe der Anlegestelle bringen, die sie suchte.
Fähre? Meeresarm?
Prompt sah Emma den Styx vor sich, jenen Fluss aus der griechischen Sagenwelt, der zum Reich der Toten führte, und bekam Panik. Entschieden verdrängte sie dieses Bild und starrte auf die Landkarte, auf der der nette Angestellte die Fahrtstrecke einzeichnete.
Sobald sie wieder im Freien war, rief sie über Handy Sheila, ihre unermüdliche Helferin im „Safe Haven", an.
„Ich bin sicher gelandet, meldete Emma. „Wie läuft es bei dir?
„Gut. Die Behörden halte ich noch hin, und Mrs. Santinis Sohn hat Corky abgeholt."
„Sie kehrt nach Hause zurück?"
„Ja, morgen, bestätigte Sheila fröhlich. „Er wollte, dass Corky dann schon da ist und sie begrüßt.
Emma freute sich darüber, dass die reizende ältere Dame und ihr geliebter Terrier endlich wieder zusammen sein konnten. Das entschädigte sie für die viele Arbeit und die Mühe, die es machte, Geld und Sachspenden von Fremden zu erbitten. „Safe Haven" nahm Tiere auf, wenn sich deren Besitzer wegen Krankheit oder aus anderen Gründen nicht um sie kümmern konnten.
„Ich melde mich heute Abend wieder bei dir", versprach Emma.
„Wage es ja nicht, entgegnete Sheila streng. „Du machst zum ersten Mal seit zwei Jahren Urlaub.
„Aber …"
„Willst du mich beleidigen, liebste Freundin? Möchtest du vielleicht andeuten, ich könnte das Tierheim ohne dich nicht führen?"
Sheila tat nur, als wäre sie empört, das wusste Emma. Und sie wusste auch, dass ihre Freundin durchaus allein zurechtkam. Darum versprach sie, sich nur im Notfall zu melden, und verabschiedete sich.
Während der Fahrt versuchte Emma, sich abzulenken. Besonders aufmerksam achtete sie auf die Umgebung, weil sie herausfinden wollte, was Wayne daran gefunden hatte. Immerhin war er sehr lange von zu Hause weg gewesen.
Allerdings hatte Wayne auch kein richtiges Zuhause gehabt. Gerade nach seinem Tod schmerzte sie diese Tatsache. Die Grausamkeit seiner Familie hatte ihn schon vor langer Zeit vertrieben, und nun ließ sich dieser Graben nicht mehr überbrücken. Dabei hatte sie sich sehr bemüht und oft zu vermitteln versucht. Es war ihr jedoch nicht gelungen, zwischen Wayne und seiner Familie auch nur eine lose Verbindung herzustellen. Nicht einmal ihre Eltern hatten etwas dazu beigetragen.
Ist nicht mehr wichtig, sagte sie sich, bevor sie zornig werden konnte. Wayne war tot und daher keine Schande mehr für seine verknöcherten und selbstgerechten Eltern.
Emma biss sich auf die Unterlippe, um die Tränen zurückzuhalten. Nein, sie wollte nicht mehr daran denken. Als der Schmerz in der Lippe sie nicht genügend ablenkte, erinnerte sie sich daran, dass sie bald mit diesem winzigen Wagen auf ein Schiff fahren musste, das sie aufs Meer hinaustragen würde. Nun ja, nicht wirklich aufs offene Meer, aber es reichte ihr auch so.
Diese Vorstellung half endlich und beschäftigte sie, bis sie die beeindruckend große grün und weiß gestreifte Washington-State-Fähre erreichte. Das Schiff war so groß, dass es eigentlich unsinnig war, Angst zu haben. Und die anderen Passagiere wirkten völlig entspannt und unterhielten sich fröhlich, während sie nach oben gingen, um etwas zu essen oder zu trinken.
Trinken ist gar keine schlechte Idee, dachte Emma und sehnte sich ausnahmsweise nach Alkohol. Einen Imbiss konnte sie keinesfalls einnehmen. Schließlich wollte sie überschüssige zwanzig Pfund loswerden, die sie in der letzten Zeit angesetzt hatte.
Als das Schiff ablegte, hielt Emma dann doch einen Muffin in der Hand und verspürte sogar Appetit. Dafür verzichtete sie darauf, sich mit Alkohol zu betäuben.
Vielleicht war es auf dem Wasser ja doch nicht so schlimm, wie sie immer befürchtet hatte.
Alle hatten ihm erklärt, es würde lange dauern. Niemand hatte jedoch erwähnt, wie lange.
Energisch polierte Harlan McClaren die Chromteile der „Seahawk", obwohl bereits alles blitzte und blinkte. Er arbeitete so konzentriert, als hätte er eine schwierige Aufgabe und keine Routinetätigkeit in Angriff genommen. Er rieb, als ginge es um sein Leben, und wusste, dass es zumindest um seinen klaren Verstand ging.
Dabei war ihm klar, dass er hinterher völlig erschöpft sein würde. Auch das störte ihn gewaltig. Schon nach den einfachsten Arbeiten war er wie erschlagen. Dabei war er gerade erst neununddreißig geworden, fühlte sich aber im Moment wie siebzig. Manchmal kam es ihm so vor, als würde er sich unter Wasser bewegen, als würde die Luft sich seinen Bewegungen entgegensetzen.
Allerdings war die Erschöpfung auch von Vorteil, weil er dann nicht allzu viel nachdenken konnte. Wenn er nur müde genug war, schlief er manchmal sogar traumlos oder erinnerte sich hinterher wenigstens nicht an seine Träume.
Seine Schulter begann zu schmerzen und erinnerte ihn an die schlimmen Gründe, die ihn hierher geführt hatten. Anstatt die Arbeit einzustellen, die den Schmerz verstärkte, und kalte Umschläge zu machen, wie ihm der Therapeut geraten hatte, machte er weiter. Das hätte niemanden überrascht, der ihn kannte, schon gar nicht Josh, den Eigentümer der „Seahawk", der ihn zur Erholung mit genauen Anweisungen auf das Schiff geschickt hatte.
„Mach ausnahmsweise einmal in deinem Leben etwas Vernünftiges und Sicheres, Mac", hatte Joshua Redstone gesagt, der ihn besonders gut kannte.
Das Knarren des Landungsstegs riss Harlan aus seinen Gedanken. Jemand näherte sich ihm. Weil Harlan im Moment keine Lust hatte, sich mit einem Besucher zu unterhalten, wollte er sich schon in die Kabine zurückziehen. Dann warf er allerdings doch einen Blick auf die Planken, die zur Pier führten, und runzelte die Stirn.
Eine Frau klammerte sich am Geländer fest, als würde sie in höchster Lebensgefahr schweben. Zwar trug sie nicht wie manche Frauen Schuhe mit albern hohen Absätzen oder dicken Plateausohlen, ging aber genauso – mit winzigen Schritten, als fürchtete sie, die Planken könnten jeden Moment unter ihr brechen und sie ins kalte Wasser reißen.
Sobald sie die Pier erreicht hatte, arbeitete Harlan weiter, weil er nicht damit rechnete, dass sie bis zur „Seahawk" am Ende der Pier kommen würde. Die Schritte näherten sich jedoch, und sie blieb ganz in seiner Nähe stehen. In der spiegelblanken Chrom-Fläche sah er von der Frau nur ein Zerrbild und erkannte lediglich, dass sie kurzes hellblondes Haar hatte.
Harlan hielt den Atem an. Er erwartete niemanden und war außerdem hier, weil er nicht mit Menschen zusammentreffen wollte. Seit seiner Ankunft war kein einziger Besucher bei ihm aufgetaucht, und dabei sollte es bleiben.
Erstaunt stellte er fest, dass die Frau an der „Seahawk und den beiden leeren Liegeplätzen vorbei zum nächsten Boot ging, zur „Pretty Lady
am Ende des Steges.
Der Besitzer dieses Bootes war tot.
Jetzt sah Harlan der Frau nach, die ihm einen flüchtigen Blick zuwarf und schneller ging. Damit zeigte sie ziemlich deutlich, was sie von seinem derzeitigen Aussehen hielt.
Merkwürdig. Die Frauen, die bisher zur „Pretty Lady" gekommen waren, hatten alles andere als wählerisch gewirkt. Andererseits war diese hier auch nicht wie die üblichen Besucherinnen. Sie war viel zu elegant und wirkte zu beherrscht.
Vielleicht war sie eine Anwältin, die das Boot begutachten sollte, das mit jedem Tag mehr verfiel. Doch das ging ihn nichts an, und darum wandte er sich energisch ab und putzte weiter, wo es gar nichts mehr zu putzen gab. Es interessierte ihn nicht, wieso auf einmal jemand bei der alten Schaluppe aufkreuzte.
Doch das Gesicht der Frau ging ihm nicht aus dem Kopf, und er stellte verspätet die Verbindung zu dem verstorbenen Besitzer der „Pretty Lady" her. Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen. Sie musste die Cousine sein, das einzige Familienmitglied, von dem Wayne Purcell oft freundlich und ohne Zorn oder Hass gesprochen hatte.
Harlan überlegte, ob er ihr sein Beileid aussprechen sollte. Er und Wayne waren nicht eng befreundet gewesen, hatten jedoch gelegentlich ein Bier zusammen getrunken. Bei diesen Gelegenheiten hatte er festgestellt, dass Wayne nur schwer ein Ende beim Trinken finden konnte.
Harlan rührte sich nicht von der Stelle. Es war ihm einfach unmöglich, sich